In diesem Beitrag wird auf der Basis von Paneldaten für die westdeutschen Bundesländer untersucht, ob und in welchem Maße der demographische Wandel sowie die unterschiedlichen politischen Parteienkonstellationen die Hochschulausgaben auf Länderebene beeinflussen. Wir finden empirische Evidenz für die Hypothese, dass die Hochschulausgaben negativ von der Bevölkerungsalterung abhängen, allerdings hängt dieses Ergebnis von der Spezifikation der Demographie-Variablen ab. In einer Spezifikation finden wir eine statistisch signifikante Elastizität der Hochschulausgaben bezüglich der Bevölkerungsalterung von größer als ?1. Die geschätzten Effekte unterschiedlicher parteipolitischer Konstellationen auf die Hochschulausgaben sind robust bezüglich alternativer Schätzverfahren sowie Spezifikationen der Demographie-Variablen. Allerdings entsprechen diese nicht der klassischen Partisanentheorie, nach der Parteien des linken Spektrums zu höheren Staatsausgaben neigen. Nach unseren Schätzergebnissen sind Regierungszeiten mit bürgerlichen Konstellationen sowie der Großen Koalition auf Länderebene mit höheren Hochschulausgaben verbunden als jene von SPDAlleinregierungen. Hauptgrund hierfür könnte eine Klientelpolitik der Parteien sein, wenn man unterstellt, dass etwa bürgerliche Parteien ihre Wählerschaft vornehmlich aus den Schichten rekrutieren, die tendenziell hohe Hochschulausgaben unterstützen.
Der Beitrag betrachtet die Finanzierung der deutschen Hochschulen im OECD-Länder-Vergleich. Der Anteil der öffentlichen und privaten Hochschulausgaben am Bruttoinlandsprodukt ist in Deutschland vergleichsweise niedrig und liegt bei 1,2 Prozent nach den Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aus dem Jahr 2008. Nach einem vergleichenden Überblick über die privaten und öffentlichen Ausgaben im Tertiärbereich der anderen Mitgliedstaaten der OECD geht der Beitrag den Fragen nach, warum der Anteil der Hochschulausgaben am Sozialprodukt in Deutschland so niedrig ist, und warum er ausgerechnet in einem Land so niedrig ist, dessen Bürger doch ansonsten vom Staat anspruchsvolle Daseinsvorsorge erwarten. Der Beitrag untersucht hierfür eine Reihe von Ursachen und zieht schließlich eine kurze Bilanz hierzu. Die abschließenden Überlegungen des Beitrags gelten der Frage, ob eine bessere Finanzausstattung der Hochschulen wahrscheinlich ist. (ICA2).
Der Beitrag betrachtet die Finanzierung der deutschen Hochschulen im OECD-Länder-Vergleich. Der Anteil der öffentlichen und privaten Hochschulausgaben am Bruttoinlandsprodukt ist in Deutschland vergleichsweise niedrig und liegt bei 1,2 Prozent nach den Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aus dem Jahr 2008. Nach einem vergleichenden Überblick über die privaten und öffentlichen Ausgaben im Tertiärbereich der anderen Mitgliedstaaten der OECD geht der Beitrag den Fragen nach, warum der Anteil der Hochschulausgaben am Sozialprodukt in Deutschland so niedrig ist, und warum er ausgerechnet in einem Land so niedrig ist, dessen Bürger doch ansonsten vom Staat anspruchsvolle Daseinsvorsorge erwarten. Der Beitrag untersucht hierfür eine Reihe von Ursachen und zieht schließlich eine kurze Bilanz hierzu. Die abschließenden Überlegungen des Beitrags gelten der Frage, ob eine bessere Finanzausstattung der Hochschulen wahrscheinlich ist. (ICA2)
'Seit einigen Jahren wird in der Bundesrepublik Deutschland dringlicher als zuvor nach dem Berufsbild und der beruflichen Wirklichkeit der Hochschullehrer gefragt. Verschiedene Anlässe haben solche Fragen stärker in den Vordergrund treten lassen. Je mehr die Entwicklung der Gesellschaft von Leistungen der Wissenschaft abhängt, desto mehr wird die wissenschaftliche Tätigkeit zu einer Schlüsseltätigkeit, und desto schwerwiegender können sich auch Defizite auf andere Bereiche auswirken. In der Öffentlichkeit wird zum Beispiel gefragt, ob es den Hochschullehrern unter den Bedingungen großer wissenschaftlicher Freiheit gelingt, eine akzeptable Balance zwischen Distanz und erwarteter Leistung für Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und Technik zu halten. Ebenso ist die Kritik verbreitet, daß gerade an deutschen Hochschulen die Lehraufgaben nicht mit der gleichen Ernsthaftigkeit und gleichen Qualität wahrgenommen würden wie die Forschung. Von seiten der Hochschulen kommt zum Beispiel die Kritik, daß seit zwei Jahrzehnten die öffentlichen Hochschulausgaben deutlich hinter dem Anstieg der Zahl der Studierenden zurückgeblieben sind und sich somit die Ausgangsbedingungen für qualifizierte Forschung und Lehre immer mehr verschlechtert haben. Weitgehend Übereinstimmung herrscht, daß das Ansehen des Hochschullehrerberufs im Laufe der Zeit sinkt. Schließlich sind bei jeder neuen Welle von Diskussionen über die Hochschulgesetzgebung in den letzten Jahrzehnten Fragen des 'wissenschaftlichen Nachwuchses' besonders intensiv und kontrovers aufgenommen worden. Auffällig ist jedoch erstens, daß Versuche, systematische Informationen über diesen Beruf zu gewinnen, nur sehr selten vorgenommen werden. Der Beruf, der selbst von der Überzeugung lebt, daß systematischer Informationsgewinn für den Fortschritt der Menschheit unentbehrlich ist, wird seinerseits selten zum Gegenstand systematischer Analyse gemacht. Nicht weniger bemerkenswert ist zweitens, daß die Diskussion über diesen Beruf sich sehr stark in einem nationalen Rahmen abspielt, obwohl der Beruf sich in besonderem Maße als universal und grenzüberschreitend versteht. Nachdem die letzten großen Hochschullehrerbefragungen - Anfang und Mitte der siebziger Jahre durchgeführt - nahezu zwei Jahrzehnte zurückliegen, war es zweifellos an der Zeit für eine aktuelle Bestandsaufnahme der Situation der Wissenschaftler an den Hochschulen. Die zeitliche Parallelität verschiedener Hochschullehrerstudien Anfang der neunziger Jahre, die sich etwa der Arbeitssituation unter Überlastungsbedingungen (Kopp/Weiß 1993), Selbstverständnis und Situation der Lehrenden (Schaeper 1994), der Lage der Forschung im Schatten der Lehre (Schimank 1995), der Situation der wissenschaftlichen Mitarbeiter (Enders 1996) sowie der Stellung der deutschen Hochschullehrer im internationalen Vergleich (Enders/Teichler 1995b) annehmen, zeigt das wieder gewachsene Interesse der Forschung und der Öffentlichkeit am Hochschullehrerberuf. Aus der Fülle der Themen und Ergebnisse dieser verschiedenen Hochschullehrerstudien werden im folgenden vor allem Fragen der beruflichen Praxis und der Selbsteinschätzungen der Situation der Hochschullehrer in Forschung und Lehre, der Situation und Perspektiven des wissenschaftlichen Nachwuchses, des Stellenwertes außerhochschulischer Berufserfahrung in der Karriere sowie der Prioritäten der Hochschullehrer im Hinblick auf die gesellschaftliche Funktion ihrer Arbeit aufgegriffen. Besondere Beachtung finden dabei die Hochschullehrer in den Sozialwissenschaften, wobei hierunter die Soziologie und Politologie an den Universitäten und der Lehrkörper in den Studiengängen des Sozialwesens an den Fachhochschulen subsumiert werden. Wesentliche Befunde, Trends und Analysen werden dabei über die Fächergruppen hinweg als Referenzpunkte für eine Einschätzung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Sozialwissenschaftler mit ihren Kollegen in den anderen Fächern herangezogen.' (Autorenreferat)
"In Deutschland gibt es exzellente Universitäten. Die Finanzausstattung der Hochschullandschaft hierzulande aber ist überhaupt nicht exzellent: Der Anteil der Hochschulausgaben am Sozialprodukt ist in Deutschland im internationalen Vergleich niedrig. Der Beitrag untersucht die wichtigsten Ursachen der defizitären Mittelausstattung." (Autorenreferat)
"Die Ausgaben der bayerischen Hochschulen beliefen sich im Jahr 2001 auf 4,1 Mrd. Euro; ihnen standen Einnahmen von nur 1,8 Mrd. Euro gegenüber. Somit mussten 2,3 Mrd. Euro als Zuschussbedarf aus allgemeinen Mitteln der Trägerhaushalte, also vorwiegend Landesmittel, aufgebracht werden. 47,2 v.H. der gesamten Hochschulausgaben entfielen auf die Hochschulkliniken, 43,7 v.H. auf die Universitäten, 8,2 v.H. auf die Fachhochschulen und 1,0 v.H. auf die Kunsthochschulen. Knapp drei Viertel aller Hochschuleinnahmen fielen bei den Kliniken an. Die Zahl der vollbeschäftigten Hochschulbediensteten ist in den vergangen zehn Jahren um 12,6 v.H. angestiegen, während die Zahl aller Vollzeitbeschäftigten des Freistaates Bayern im selben Zeitraum um 7,5 v.H. abnahm." (Autorenreferat)
Das deutsche Hochschulsystem ist seit der Öffnung der Hochschulen Mitte der 1970er Jahre unterfinanziert und erfüllt seine Funktionen immer noch unter Überlast. Über das genaue Ausmaß der Unterfinanzierung lässt sich trefflich streiten, es scheint aber erheblich zu sein und ist ein Ergebnis der system- bzw. politikimmanenten Entwicklung und Prioritäten.Als immanente Indikatoren der Unterfinanzierung lassen sich benennen:- real sinkende absolute Hochschulausgaben,- real sinkende Hochschulausgaben pro Studierende(n),- real sinkende Hochschulausgaben pro Einwohner,- sich verschlechternde Betreuungsrelationen seit 1975, d.h. seit dem so genannten Öffnungsbeschluss und dessen Umsetzung.Als externe Indikatoren seien genannt:die im OECD Vergleich unterdurchschnittlichen Hochschulausgaben pro Student(in), insbesondere im Vergleich zu den wirtschaftsstarken Partnerländer,der im OECD Vergleich unterdurchschnittliche Anteil der Hochschulausgaben am Bruttoinlandsprodukt, wiederum insbesondere im Vergleich zu den wirtschaftsstarken Partnerländern,die im Vergleich zu den in internationalen Rankings unter den ersten 50 liegenden Universitäten deutlich höheren Relationen zwischen Studierenden und Professuren (vgl. dazu das Ranking 2008 von Times Higher Education).Die mit den Bildungsniveaus korrelierenden Einkommensrelationen und Bildungsrenditen wie auch die dazu inversen Arbeitlosigkeitsrisiken bezeugen den hohen privaten Ertrag bzw. Nutzen, den die Hochschulbildung den Hochschulabsolventinnen und -absolventen, dem Staat (über die höheren Steuereinnahmen) und der Gesellschaft insgesamt erbringen.Die Erträge eines Hochschulstudiums streuen in Abhängigkeit der studierten Fächer. Obwohl Frauen durch ein Hochschulstudium z. T. eine höhere Bildungsrendite realisieren können als Männer, erzielen sie im Durchschnitt ein niedrigeres Jahres- und Lebenseinkommen als männliche Hochschulabsolventen.Die privaten Nutznießer eines Hochschulstudiums sind zu 75 % bzw. 68 % Männer bzw. Frauen, deren Väter selber über einen Hochschulabschluss verfügen. In den 1990er Jahren kamen ca. 69 % der deutschen Studienanfängerinnen und -anfänger aus Familien, in denen die Väter in gehobenen beruflichen Positionen waren (qualifizierte und leitende Angestellte, mittlere oder größere Selbständige, freie Berufe, gehobener oder höherer Dienst).Die 18. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks und HIS zeigt, dass der Anteil der Studierenden, deren Eltern Abitur als höchsten Schulabschluss haben, von 36 % in 1985 auf 58 % in 2006 gestiegen, der Anteil der Eltern mit Hauptschulabschluss im gleichen Zeitraum von 37 % auf 14 % gesunken ist.Der Anteil der Studierenden, deren Eltern keine Berufsausbildung vorweisen können, und der Anteil jener, deren Eltern über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen, ist im selben Zeitraum von 4 % auf 2 % bzw. von 42 % auf 27 % zurück gegangen, während Studierende mit Techniker- und Meistereltern ihren Anteil von 18 % auf 20 % und Studierende mit Akademikereltern ihren Anteil von 36 % auf 51 % erhöhen konnten.Studierende mit Eltern von niedriger bzw. mittlerer sozialer Herkunft verringerten ihren Anteil zwischen 1982 und 2006 von 23 % auf 13 % bzw. von 34 % auf 25 %, und sogar der Anteil von Studierenden aus dem gehobenen sozialen Milieu ist von 26 % auf 24 % gesunken. Dagegen ist der Anteil der Studierenden mit Eltern von hoher sozialer Herkunft von 17 % um 20 %-Punkte auf 38 % gestiegen.Wollte Deutschland in etwa den gleichen Anteil des Bruttoinlandsprodukts für die Finanzierung seines Hochschulsystems bereit stellen wie die skandinavischen Länder, dann müsste Deutschland das Ausgabenniveau dauerhaft um 50 % steigern. Wollten wir das kanadische relative Finanzierungsniveau erreichen, müsste das bundesdeutsche Hochschulbudget mehr als verdoppelt werden, und ein Gleichziehen mit dem relativen US-amerikanischen Förderniveau bedeutete beinahe eine Verdreifachung der Hochschulausgaben.Umschichtung öffentlicher Haushalte zugunsten des Hochschulsektors und/oder Steigerung der Staatseinnahmen über Steuererhöhungen und/oder Studiengebühren sind mögliche Wege der Beseitigung der Unterfinanzierung. Ein reizvolles Finanzierungsmodell ist das schwedische.Eine zu Studiengebühren alternative Lösung zur Beseitigung der Unterfinanzierung der Hochschulen liegt in einer veränderten Einnahmen- und Ausgabenpolitik von Bund und Ländern zugunsten des Hochschulsystems etwa in Anlehnung an die schwedische Lösung. Allerdings scheint eine Umschichtung innerhalb des gesamtgesellschaftlichen Bildungsbudgets oder innerhalb der Länderhaushalte und des Bundeshaushalts derzeit politisch nicht durchsetzbar. Gleiches wird für ein expansive Steuerpolitik zu gelten, die auf höhere Steuereinnahmen aus höheren Steuersätzen (der Mehrwert-, Lohn-, Einkommensteuern oder Verbrauchsteuern) setzt und de facto einen starken progressiven Belastungseffekt haben, d.h. in erster Linie einkommensstarke Haushalte belasten müsste, zu denen i. d. R. die Akademikerinnen und Akademiker gehören.
Das Thema Bildung und Wirtschaftswachstum hat Tradition. Während in den sechziger Jahren die Impulse direkt aus der Wachstumstheorie kamen, sind es heute zahlreiche Teilströmungen der Bildungsökonomie, die die Klammer zwischen Humanressourcen und Produktivitätswachstum neu beleben. Die in diesem Band zusammengefaßten Beiträge, die im Bildungsökonomischen Ausschuß 1996 in Mannheim präsentiert wurden, unternehmen den Versuch, das bisweilen etwas eklektische Wechselspiel zwischen Bildung und Wirtschaftswachstum durch einige institutionelle, empirische und theoretische Mosaiksteine weiterzuentwickeln. -- Der Band beginnt mit einem Übersichtsartikel von H.-J. Bodenhöfer und M. Riedel. Die Autoren arbeiten nicht nur die sich im Zeitablauf wandelnde theoretische Einschätzung der Bedeutung des Faktors Bildung für gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge heraus, sondern sie stellen die Theorieentwicklung auch in einen direkten Kontext zur empirischen Wirtschaftsforschung. Die im Eröffnungsbeitrag aufgeworfene Frage nach einer möglichen internationalen Konvergenz der Wachstumsraten wird von A. A. Weber aufgegriffen und einer empirischen Prüfung unterzogen. Der Autor kommt zu dem Schluß, daß die vorhandene empirische Evidenz zur Untermauerung des Zusammenhangs zwischen Bildungsniveau und Wirtschaftswachstum nicht sehr robust ist. W. Pfähler, C. Clermont und U. Hofmann verlassen die bisherige Vogelperspektive und präsentieren eine konkrete Fallstudie. Ihren Ergebnissen zufolge übt das Humankapital keinen signifikanten Produktivitätseinfluß aus: Die anhand der durchschnittlichen Hochschulausgaben je Student gemessene Qualität der Hochschulausbildung stehe in keiner Beziehung zur Arbeitsproduktivität. T. Gries, S. Jungblut und H. Meyer gehen in einer theoretischen Untersuchung der Frage nach, ob es einen bildungsökonomisch begründeten Zusammenhang zwischen Produktivitätswachstum und Unterbeschäftigung gibt. Aus einer differenzierten Beantwortung dieser Frage leiten die Autoren wichtige Aufgabenfelder für die Bildungspolitik ab und diskutieren mögliche Effekte einer berufsbegleitenden Fortbildung. B. U. Wigger und R. K. von Weizsäcker skizzieren in ihrer theoretischen Studie ein öffentliches Bildungsprogramm, das insbesondere dem Unsicherheitsaspekt privater Ausbildungsinvestitionen Rechnung trägt. Sie entwickeln ein Argument für Studiengebühren, das sich am erwarteten Erfolg der Ausbildung orientiert. Die Berücksichtigung von Unsicherhei ...