Die Deutsche Bundesregierung hat nach Jahrzehnten intensiver energiepolitischer Diskussionen und infolge der Ereignisse im japanischen Fukushima im Frühjahr 2011 die sogenannte Energiewende beschlossen. Diese läuft auf einen grundsätzlichen Umbau, eine Transformation der gegebenen Versorgungsstrukturen hinaus. Damit ist ein Kernproblem jedweder langfristigen Planung berührt: die Unmöglichkeit, längerfristig verlässliche Aussagen treffen zu können, und gleichzeitig anerkennen zu müssen, dass gerade infrastrukturelle Entscheidungen eine enorme zeitliche Reichweite besitzen. Dieses Zukunftsdilemma lässt sich letztlich nur durch Formen sozialen Lernens bewältigen, die sich über bestimmte Prinzipien der Planung ausdrücken, die man prozessual auch als das Ausloten von Korridoren nachhaltiger Entwicklung bezeichnen könnte. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Gestaltungschancen und -notwendigkeiten des Umbaus auf der Ebene der Kommunen genauer auszuloten. Zum einen geht es dabei um die Verknüpfung des neuen Forschungs- und Politikfeldes der Transformation beziehungsweise des Transformationsmanagements mit der aktuellen Debatte um das Management konzeptioneller Stadtentwicklungspolitik. Zum anderen geht es um die Verknüpfung der Transformationsforschung mit dem Forschungsfeld der öffentlichen Wirtschaft und damit verbunden mit der Frage, inwieweit gerade aus der anstehenden Aufgabe des energiewirtschaftlichen Umbaus auch neue Begründungen für die kommunale Energieversorgungswirtschaft erwachsen. Transformationsmanagement bedeutet einen Multiakteursprozess unter Einbindung von (kommunaler) Politik und Verwaltung, etablierten wie neuen Marktakteuren der Versorgungswirtschaft, Wohnungswirtschaft, Wissensträgern aus Forschung und Politikberatung, sozialen Organisationen oder auch intermediären Organisationen wie beispielsweise Energieagenturen. Die Zusammensetzung der Akteure innerhalb der Transformationsarena und damit verbunden auch der Governance- Form kann und wird dabei je nach Kommune unterschiedlich sein, da sie abhängig ist von politischen Allianzen, Verwaltungsaufbau, institutionellen Konfigurationen der Energieversorgung, Beteiligungskultur, Gemeindegröße und vielem anderen mehr. Wichtig ist gleichwohl, dass die Kommune eine koordinierende Rolle im Netzwerk der verschiedenen Akteure einnimmt und proaktiv als gestaltende Kraft das Transformationsmanagement angeht. Insbesondere die Stadtentwicklung als strategische städtische Ebene ist gefordert, einen entsprechenden Gestaltungsanspruch anzunehmen und ihre integrierenden und moderierenden Kompetenzen einzusetzen.:0. Einführung . 7 1. Transformation und Transformationsmanagement . 12 1.1 Transformationsmanagement sozio-technischer Systeme. 12 1.1.1 Phasen des Transformationsmanagements . 15 1.1.2 Charakterisierung des Transformationsmanagements. 18 1.2 Der gestaltende Staat – ein Leitbild für die Transformation und seine Voraussetzungen . 19 2. Transformation städtischer Infrastruktur . 25 2.1 Grundlagen der Infrastrukturpolitik und -planung . 25 2.1.1 Begriffsbestimmung . 25 2.1.2 Städtebaulich relevante Infrastruktur und räumlich differenzierte Infrastruktur . 27 2.1.3 Typische Charakteristika von Infrastruktur . 28 2.2 Transformation stadttechnischer Infrastruktur entwicklungsgeschichtlich und techniktheoretisch betrachtet. 31 2.2.1 Genese stadttechnischer Infrastrukturen . 31 2.2.2 Technisch-wirtschaftliche Entwicklungsphasen. 34 2.2.3 Phasen einschneidender Veränderungen . 35 2.2.4 Pfadabhängigkeit und Pfadprozesse. 36 2.2.5 Koevolution von Stadtentwicklung und Infrastruktur . 38 2.3 Handlungsrahmen der Transformation – wo steht die städtische Infrastruktur heute . 39 2.3.1 Übergeordnete Megatrends . 39 2.3.2 Technisch-wirtschaftliche Funktionsgrenzen. 45 2.3.3 Neue technische Optionen . 45 2.3.4 Die Energiewende als Impuls für die Transformation. 46 2.3.5 Implikationen der Transformation . 48 3. Wirtschaftliche Betätigung der Kommunen – ordnungspolitischer Rahmen. 50 3.1 Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse in der Europäischen Union. 50 3.2 Öffentliche Unternehmen zwischen Wettbewerb und Gemeinwohl . 53 3.2.1 Funktionen und Abgrenzungsmerkmale öffentlicher Unternehmen . 54 3.2.2 Öffentliche Unternehmen im Spannungsfeld von öffentlichem Auftrag und Wettbewerb . 55 4. Grundsätzliche Optionen der Kommunen bei der Erbringung von Dienstleistungen von allgemeinem (wirtschaftlichen) Interesse . 58 4.1 Öffentliche Aufgabenerledigung aus Perspektive der Neuen Institutionenökonomik. 58 4.2 Koordinationsformen öffentlicher Leistungserbringung im Vergleich . 61 4.2.1 Kommunale Dienstleistungen in der Eigenerstellung . 63 4.2.2 Erbringung öffentlicher Dienstleistungen in einer Kooperationsgesellschaft als gemischt-wirtschaftliches Unternehmen . 65 4.2.3 Delegation der Dienstleistungserbringung an Private als vertragliche Public Private Partnership oder durch Fremderstellung . 66 4.2.4 Regionale interkommunale Kooperation zur Stärkung kommunaler Dienstleistungen. 68 5. Rekommunalisierung und Transformation . 71 5.1 Öffentliche versus private Leistungserbringung im historischen Rückblick . 71 5.2 Aktuelle Marktstruktur in der Energiewirtschaft. 73 5.3 Formen und Gründe der Rekommunalisierung . 74 5.4 Gestaltungspotenziale für die Transformation . 75 5.4.1 Gründung von Stadtwerken. 75 5.4.2 Konzessionsvergabe und Konzessionsübernahmen . 76 5.5 Rechtlicher Bezugsrahmen der Rekommunalisierung . 80 5.6 Ökonomischer Bezugsrahmen der Rekommunalisierung . 80 5.6.1 Wahl der Organisationsform und ökonomische Theorie. 81 5.6.2 Auswirkungen auf den kommunalen Haushalt . 82 5.6.3 Leistungsbemessung öffentlicher Unternehmen. 82 5.7 Gemeinwohlsicherung als Herausforderung . 83 5.7.1 Prozessstufen und Entscheidungskriterien der Organisationsformenwahl . 84 5.7.2 Gemeinwohlbestimmung in prozeduralen Verfahren . 86 6. Strategien lokaler Versorger in der Transformation . 88 6.1 Technische Optionen . 88 6.1.1 Flexibler Kraftwerkspark und Sicherung von Reservekapazitäten . 88 6.1.2 Steigerung der Energieeffizienz durch den Ausbau von Kraft-Wärme-Kopplung und Blockheizkraftwerken . 89 6.1.3 Ausbau dezentraler Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien . 90 6.1.4 Ausbau intelligenter Netze und virtueller Kraftwerke . 93 6.1.5 Ausbau von Speicherkapazitäten. 94 6.1.6 Spartenübergreifende Vernetzung . 95 6.2 Geschäftsmodelle lokaler Energieversorger. 95 6.3 Unternehmerisches Handeln in der Transformation: Dezentralisierung, Integration und Dienstleistung . 97 7. Räumliche Implikationen der Transformation .100 7.1 Regionale und überregionale Ausprägungen.100 7.2 Dezentralisierung und Flächen für erneuerbare Energien in urbanen Räumen.101 7.3 Differenzierte Versorgungslösungen auf verschiedenen Maßstabsebenen .102 8. Stadtentwicklungs- und Infrastrukturkonzepte .105 8.1 Kommunale Planungskonzepte .105 8.1.1 Konzepte der Stadtentwicklung und Stadtplanung.105 8.1.2 "Sektorale Planungskonzepte" in den Bereichen Klima und Energie .107 8.2 Stadtentwicklungspolitische Bestandsaufnahme.108 8.3 Integrierte beziehungsweise integrale Konzepte auf der Ebene der Gesamtstadt oder des Quartiers und teilweise sektoraler Fokussierung .109 8.3.1 Integrierte Stadtentwicklungsplanung .110 8.3.2 Integrierte Stadtentwicklungskonzepte (INSEK oder SEKo) .111 8.3.3 Technische Infrastrukturen in integrierten Konzepten.112 4 9. Bausteine für das kommunale Transformationsmanagement.116 9.1 Prinzipien einer nachhaltigen Infrastrukturentwicklung.116 9.2 Organisation des Prozesses .118 9.2.1 Akteure der Transformation.118 9.2.2 Stadtentwicklungsplanung als koordinierender Akteur .120 9.3 Transformation im Realexperiment des "Urban Lab".121 9.4 Problemstrukturierung .122 9.5 Leitbilder, Leitlinien und Ziele als Orientierungsrahmen.126 9.6 Formulierung von (teil)integrierten, gesamtstädtischen oder teilräumlichen Handlungsprogrammen und deren Wirkungsabschätzung.127 9.7 Strategische Erfolgskontrolle und Fortschreibung .129 10. Energiewende als gesamtstädtische Strategie einer Vielzahl von gesellschaftlichen Akteuren – ein Fazit in Hinblick auf den Umgang mit Komplexität und Unsicherheit .133 Anhang .137 Literatur .140
Die Gebrauchsdramatik um 1800 stellt in der Theatergeschichtsschreibung immer noch einen relativ marginalen Forschungsbereich dar, auch wenn das Interesse stetig wächst. Gründe für die Vernachlässigung liegen nicht zuletzt in der ästhetischen Anspruchslosigkeit dieser Texte. Die sogenannten 'Sklavenstücke' sind dieser Kategorie zuzuordnen. Die meisten Autoren dieser, zur Zeit ihrer Entstehung höchst erfolgreichen Stücke – August von Kotzebue, Franz Kratter, Friedrich Wilhelm Ziegler u.a. – gelten heute als Vertreter der Trivialdramatik mit geringem literarischen Wert. Barbara Riesche liefert mit ihrer faktenreichen Dissertation einen Beweis für die Relevanz wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit diesem Forschungsgebiet. Indem sie zunächst Positionen der Unterhaltungsdramatik des späten 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts und ihre Einbettung in den zeitgenössischen, gesellschaftlich-politischen und ästhetisch-theoretischen Zusammenhang darstellt, nähert sie sich ihrem spezifischen Forschungsgegenstand: den Sklavenstücken im populären Theater. Schöne Mohrinnen, edle Sklaven, schwarze Rächer erscheint als zweiter Band der von Johannes Birgfeld und Claude D. Conter herausgegebenen Reihe "Forum für deutschsprachiges Drama und Theater in Geschichte und Gegenwart". Riesches Studie knüpft insofern an den ersten Band [1] an, als sie sich an der von Birgfeld und Conter geforderten Neupositionierung der Unterhaltungsdramatik des ausgehenden 18. Jahrhunderts orientiert. Damit ordnet sie ihren Untersuchungsgegenstand im diskurshistorischen Zusammenhang jenseits nachträglicher Differenzierung zwischen 'hoher' und 'trivialer' Literatur ein. Insofern räumt Riesche dem Unterhaltungstheater durchaus Bildungsanspruch ein und sieht darin – in Weiterführung von Birgfeld/Conter – "das Reflexionsmedium" der breiten Mittelschicht: "Das didaktische und edukative Selbstverständnis, die sittlichen wie gesellschaftspolitischen Nützlichkeitsabsichten des ambitionierten Theaters wurden […] vom sogenannten 'Unterhaltungstheater' nur auf eine breitenwirksame Ebene transponiert" (S.103). Das gelte auch für die Sklavenstücke: "Mit ihrer Kombination von aktueller politischer, jedoch 'ferner' Thematik und sentimentalisierten, privaten Stoffen und mit ihrer Mischung aus konventionellen und experimentellen literarischen Verfahren zeigen die Sklavenstücke, dass die Übergänge zwischen vermeintlich 'anspruchsvollem' und 'minderwertigem' Theater zumindest bis zur Jahrhundertwende fließend blieben" (S.104). Anhand von zwanzig Stücken zur Sklavereithematik analysiert die Autorin die dramaturgischen und thematischen Konventionen dieser Texte, deren diskursive Einbettung sowie die Aspekte der Aufführungspraxis und Rezeptionsgeschichte. Sie liefert zunächst eine ausführliche Darstellung des historischen Referenzrahmens und positioniert dabei die international geführte und mit großer Resonanz rezipierte Abolitionsdebatte im historischen Mediendiskurs. Die besonders in Großbritannien stark präsente Abolitionsbewegung, die sich für die Abschaffung des Sklavenhandels einsetzte, spielte sowohl bei der medialen Austragung der Sklavereidebatte als auch für deren dramaturgische Umsetzung eine wichtige Rolle. Indem sie die komplexen gesellschaftlichen Entwicklungen darstellt, die schlussendlich zur Abschaffung des Sklavenhandels und der Sklaverei führten, unterstreicht Riesche die gesellschaftliche Relevanz und Aktualität der Sklavenstücke im öffentlichen Diskurs um 1800. Sie zeigt anhand von ausgewählten zeitgenössischen Medienbeiträgen und wissenschaftlichen Studien die vielfältigen Argumentationsebenen für und wider Sklaverei, die sich von christlich-ethischen, vorwiegend erweckungstheologischen, bis hin zu wirtschaftlich motivierten erstrecken, und illustriert damit die ambivalenten Positionen einer sich im Umbruch befindenden Gesellschaft. Darüber hinaus stellt Riesche die abolitionistischen Ideen in den allgemeineren Kontext eines "Egalitäts- und Menschenrechtsdiskurses" (S.20), in dessen Mittelpunkt das Postulat des 'Naturrechts' und die sich daraus ableitende Gleichheit aller Menschen stehen. Dieser Diskurs steht jedoch keineswegs im Einklang mit zeitgenössischen Diskursen, die andere zentrale Topoi der Aufklärung zum Gegenstand haben: zivilisatorischen Fortschritt, Bildungs- und Erziehungsmaßnahmen (u.a. für 'unzivilisierte' Völker im Rahmen potenzieller 'Kolonialisierungsprojekte') sowie anthropologische Begründungen von kultureller Differenz und die damit einhergehenden hierarchisierenden Selbst- und Fremdheitskonstruktionen, Herrschaftsmodelle usw. Im politisch heterogenen deutschsprachigen Raum weist der Sklavereidiskurs ähnliche ambivalente Züge auf und wurde – wie Riesche veranschaulicht – um 'eigene' Probleme und Fragestellungen ergänzt, die zu diesem Zeitpunkt zur Debatte standen. Auch ohne direkten politischen Bezug wurde die Sklavereithematik in den deutschsprachigen Ländern intensiv rezipiert und die sozio-politischen Problemstellungen einer in Veränderung begriffenen Gesellschaft mit Projektionen auf die Ferne und das Fremde verknüpft. Dies fand seinen Niederschlag in den populären Sklavenstücken. Was konnten Sklavenstücke einem durchaus nicht anspruchslosen Publikum, "das sich unterhalten und bilden lassen wollte" (S.103) bieten? Abgesehen von ihrer szenischen Wirksamkeit, ihrer kosmopolitischen Dimension, ihrem Komik- oder "Rührpotential" (S.120) (je nach Figurentypus bzw. Funktion) und ihrer gesellschaftspolitischen Aktualität vermittelten sie in einigen Fällen auch die Ansichten der Autoren zur Abolitionsdebatte. Darüber hinaus betont die Autorin den "selbstreflexiven Charakter" (S.257) der Stücke: "Die Rückbindung an 'eigene' – 'westliche', europäische oder deutsche – Selbstbilder, Themen und Fragestellungen ist wesentlicher Bestandteil aller Formen der Auseinandersetzung mit Fremdheit und in den Sklavenstücken äußerst vielfältig gestaltet" (ebd.). So führt Riesche aus, wie in den "Mohrinnenstücken" (S.126f) u.a. zeitgenössische (bürgerliche) "Konzepte von Weiblichkeit, Liebe und Heirat" (S.122) verhandelt werden. Sie zeigt ebenfalls, wie heldenhafte oder leidende Sklavenfiguren der Plantagenwelt als vorbildhafte Familienmenschen – entsprechend den bürgerlichen Wertvorstellungen – handeln. Auf der anderen Seite werden anhand der aufständischen Sklaven der "Revolutionsstücke" (S.177f.) Stereotype des negativ konnotierten voraufklärerischen 'Wilden' prolongiert. Solche Darstellungen werden zudem "mit aktuellen politischen Ängsten aufgeladen, die sich auf die Ereignisse der Französischen Revolution und deren Auswirkungen auf mögliche revolutionäre Bestrebungen im eigenen Land beziehen" (S.262). Die Übertragung bürgerlicher Wertvorstellungen auf die Schwarzenfiguren und die Verhandlung "politischer Herrschafts-, Freiheits- und Nationenkonzepte" (S.257) verknüpfen sich, laut Riesches Studie, in erster Linie mit der Forderung des aufkommenden Bürgertums nach politischer Partizipation. Darüber hinaus signalisiert dieser Wertetransfer das Bedürfnis der bürgerlichen Schicht nach gesellschaftlich-kultureller Emanzipation und den – dem 'Zeitalter der Vernunft' adäquaten – Regierungsformen. Mit Präzision und Konsequenz führt die Autorin die Verflechtungen verschiedener zeitgenössischer Diskurse in den Sklavenstücken und die Ambivalenzen der Schwarzendarstellungen vor, die nicht zuletzt in der Widersprüchlichkeit und Brüchigkeit der westlichen bzw. deutschen Selbstbilder wurzeln. Weiters ermittelt Riesche, inwieweit sich die verschiedenen Schwarzendarstellungen in bereits bewährte Figuren- und Handlungsmuster integrieren lassen bzw. diese erweitern. Anhand von Ensemblelisten und Theaterzetteln veranschaulicht sie den Bezug zum – für Dramaturgie und Aufführungspraxis des 18. Jahrhunderts wesentlichen – Rollenfachsystem und ordnet derart manche Schwarzenrollen bereits existierenden Rollenfächern zu. Auf der Basis von umfangreichen Quellenrecherchen und Forschungsliteratur stellt Riesche die Bedingungen der zeitgenössischen Aufführungspraxis und Bühnenrezeption dar und liefert somit ein vollständigeres Bild des vielschichtigen Forschungsgegenstands. Dies macht eine wesentliche Qualität dieser Arbeit aus. Mit ihrer umfassenden und methodisch überzeugenden Studie betritt Riesche ein etwas vernachlässigtes, aber dafür höchst spannendes Untersuchungsfeld und liefert einen wichtigen Beitrag zu diesem speziellen, wenig erforschten Thema der Theater-, Literatur- und Kulturgeschichte. Der Umstand, dass sie dabei der kulturwissenschaftlichen Fundierung weniger Gewicht beizumessen scheint, kann als Anregung zur theoretischen Weiterführung des Themas im Rahmen der Cultural und Postcolonial Studies dienen. --- [1] Johannes Birgfeld/Claude D. Conter (Hg.): Das Unterhaltungsstück um 1800. Hannover: Wehrhahn 2007.
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"Da die demokratischen Institutionen und Haltungen weiterhin existieren, merken wir nicht, dass die Demokratie geschwächt und die Macht innerhalb des politischen Systems auf eine kleine Elite aus Politikern und Konzernen übergegangen ist, die eine Politik nach den Wünschen Letzterer betreiben."Dieses drastische Zitat, welches eine dramatische Betrachtung der gegenwärtigen Lage der westlichen Demokratien darstellt, ist nicht etwa aus dem Wahlprogramm einer populistischen Partei entnommen. Ebenso wenig sind es Auszüge aus einer Wutrede von Alice Weidel oder Sarah Wagenknecht. Diese rigorosen Worte stammen vom britischen Sozialwissenschaftler Colin Crouch und fassen weite Teile seiner Postdemokratie-These pointiert zusammen (Crouch 2021, S. 21).Die vermeintliche Nähe zu rechten Verschwörungsmythen und populistischen Narrativen von korrupten Eliten in angeblichen Scheindemokratien rückt Crouch auf den ersten Blick in kein gutes Licht (vgl. Mudde 2020, S. 55 f.). Ist er durch seine Kritik am Zustand der westlichen Demokratien womöglich als latenter Komplize der aufsteigenden Kräfte des rechtsradikalen Spektrums auszumachen?Hinsichtlich der evidenten Defizite in der Entwicklungsrichtung etablierter Demokratien der westlichen Hemisphäre erscheint eine kritische Analyse als durchaus sinnvoll. So bestätigt die Realität durch Wahlergebnisse und zahlreiche Umfragen beispielsweise zunehmend das vielzitierte Phänomen der Politikverdrossenheit sowie das verbreitete Misstrauen der Bürger*innen in Politik und deren Institutionen (vgl. Best et al. 2023, S. 18-21). Daher möchte der vorliegende Beitrag folgenden Fragestellungen nachgehen:Ist die Postdemokratie-These notwendige Kritik an politischen Missständen oder Wasser auf die Mühlen des Rechtspopulismus?Sind die Ausführungen Crouchs damit als Chance oder Gefahr für die Demokratie zu bewerten? Aus Gründen des begrenzten Umfangs beziehen sich die folgenden Ausführungen explizit auf den Rechtspopulismus und klammern den durchaus existierenden Populismus des politisch linken Spektrums aus. Angesichts des fortwährend wachsenden Einflusses politischer Akteur*innen der Neuen Rechten sowie der Verbreitung einschlägiger rechtsradikaler Narrative im öffentlichen Diskurs scheint dieser Fokus aktuell von ungleich größerer Bedeutung zu sein (vgl. Mudde 2020, S. 13-17).Der inhaltliche Gedankengang des Beitrags sei an dieser Stelle knapp skizziert: Die Leitfrage soll aus verschiedenen Perspektiven bearbeitet werden, um den ambivalenten Potenzialen der These Colin Crouchs gerecht zu werden. Dabei wird der schmale Grat zwischen angebrachter Kritik, welche zu einer verbesserten Demokratie beitragen kann, und der Nähe zu rechtspopulistischen Narrativen mit gegenteiliger Wirkung thematisiert.Insbesondere die zentralen Unterscheidungsmerkmale zwischen Crouchs analytischen Ausführungen und rechtspopulistischer Eliten-Kritik sollen anschließend als sinnvolle Abgrenzung herausgearbeitet werden. Dies wird als Schlüssel zu einer gewinnbringenden praktischen Verwertung der Postdemokratie-These betrachtet, um sie als Chance im Sinne einer konstruktiven Kritik an negativen Entwicklungen der westlichen Demokratien fruchtbar werden zu lassen.Colin Crouch: "Postdemokratie"Der britische Politikwissenschaftler und Soziologe Colin Crouch sorgte bereits in den frühen 2000er Jahren mit Veröffentlichungen um seine These der Postdemokratie für internationales Aufsehen. Seine Gegenwartsanalyse beschreibt einige Tendenzen, die insbesondere in den etablierten Demokratien der westlichen Welt zu beobachten sind und durch komplexe Zusammenhänge eine zunehmende Schwächung der Demokratie bedeuten.Gemäß der Wortneuschöpfung mit der bedeutungsschweren Vorsilbe "post" charakterisiert er den aktuellen Zustand als Niedergang der lebhaften Demokratie nach der politischen und gesellschaftlichen Hochphase demokratischer Prozesse. Solch ein vergangener "Augenblick der Demokratie" (Crouch 2021, S. 22) zeichne sich in der Theorie durch die Verwirklichung sämtlicher demokratischer Ideale aus. Insbesondere eine lebendige Zivilgesellschaft partizipiert dabei öffentlich am politischen Prozess, wobei die aktive Beteiligung der gleichberechtigten Bürger*innen über den regelmäßigen Gebrauch des Wahlrechts hinausgeht. Eine angemessene und wirkungsvolle Verbindung zwischen dem Staat und seinen Bürger*innen gewährleistet eine funktionierende Repräsentation der Bevölkerung durch demokratisch legitimierte politische Amtsträger*innen (vgl. Crouch 2021, S. 22 f.).Die neoliberale Vorherrschaft in grundlegenden politischen Entscheidungen und Handlungen seit den 1980er Jahren führte zu wachsender Ungleichheit, die auch im politischen Diskurs spürbar wurde. So dominieren in Folge von ökonomischer Globalisierung und der Entstehung mächtiger Megakonzerne wirtschaftliche Eliten zunehmend den politischen Diskurs sowie durch gezielten Lobbyismus den Raum der politischen Entscheidungsfindung.Demokratische Prozesse werden subtil ausgehöhlt, indem Wirtschaftseliten den Platz von formal gleichberechtigten Bürger*innen als bedeutendste Instanz im demokratischen Raum einnehmen. Dies führe mitunter zu einer folgenschweren einseitigen Zuwendung politischer Akteur*innen hin zu wirtschaftlichen Eliten und deren Interessen der Profitsteigerung, was mit einer symptomatischen Entfremdung der Volksvertreter*innen von der zu repräsentierenden Bevölkerung einhergehe (vgl. Crouch 2021, S. 9 f.; S. 24-26). Der renommierte Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas fasst die Zusammenhänge der These bezüglich der vorherrschenden neoliberalen Ideologie pointiert zusammen:"Ich habe den Begriff 'Postdemokratie' nicht erfunden. Aber darunter lassen sich gut die politischen Auswirkungen der sozialen Folgen einer global durchgesetzten neoliberalen Politik bündeln." (Habermas 2022, S. 87)Ein weiterer einschneidender Umbruch ist in der Zivilgesellschaft selbst verortet. So nimmt die herkömmliche Bindung an soziale Klassen und Kirchen als gesellschaftliche und politische Verortung der kollektiven Milieus innerhalb einer Gesellschaft seit Jahrzehnten massiv ab. Damit gehe in vielen Fällen auch ein Raum der politischen Betätigung und Meinungsbildung verloren, was zuweilen zur politischen Orientierungslosigkeit der Bürger*innen führe. Dies erschwere das Aufrechterhalten der Bindung politischer Akteur*innen an deren Basis in vielerlei Hinsicht. Denn nicht zuletzt orientiert sich auch die etablierte Parteienlandschaft an den einst zentralen sozialen Zugehörigkeiten der Bürger*innen (vgl. Crouch 2021, S. 26-30).Rund 20 Jahre nach den ersten einschlägigen Veröffentlichungen erneuerte Crouch seine These mit einigen Ergänzungen und Korrekturen, welche vor dem Hintergrund zeitgeschichtlicher Entwicklungen durch den Abgleich mit der politischen Realität notwendig erschienen. Doch die Kernthese der Postdemokratie blieb grundlegend erhalten (vgl. Crouch 2021, S. 10-17):
Als knapper inhaltlicher Exkurs am Rande der Kernthematik sei an dieser Stelle ein kritischer Vermerk bezüglich relevanter politischer Entwicklungen seit 2020 eingefügt. Nach der Veröffentlichung der Originalausgabe des Buches "Postdemokratie revisited", welches die damals aktualisierte Version der Postdemokratie-These von Colin Crouch hinsichtlich veränderter politischer Umstände enthält, sind einschneidende weltpolitische Ereignisse zu bedeutenden Prägefaktoren der transnationalen und nationalen Politiken geworden.Die Corona-Pandemie und der anhaltende russische Angriffskrieg auf die Ukraine führten zu politischen Entscheidungen, welche mitunter unmittelbar spürbar für große Teile der Bürger*innen waren und dies noch immer sind. Damit einhergehend wurde eine zunehmende Politisierung der Bevölkerung einiger demokratischer Staaten beobachtet (vgl. Beckmann/Deutschlandfunk 2021). In der deutschen Gesellschaft sind zudem seit einigen Wochen zahlreiche Demonstrationen gegen Rechtsextremismus zu verzeichnen, welche vom Soziologen und Protestforscher Dieter Rucht bereits als "größte Protestwelle in der Geschichte der Bundesrepublik" bezeichnet wurden (Fuhr/FAZ.NET 2024).Crouch spricht in diesem Kontext aktuell von einer durchaus verbreiteten Abneigung gegenüber den rechtsextremen Strategien von Hass und Hetze in entwickelten demokratischen Gesellschaften. Diese müsse aktiviert und politisch mobilisiert werden im Sinne einer gestärkten Demokratie gegen rechtsextreme Bestrebungen. Doch könne dies lediglich einhergehend mit ökonomischen Lösungen der wachsenden sozialen Ungleichheit seitens der politischen Akteur*innen nachhaltig wirksam werden (vgl. Hesse/fr.de 2024). Nicht außer Acht zu lassen sind diese zuweilen folgenschweren Ereignisse in der politischen und zeitgeschichtlichen Gesamtschau, wenngleich die zahlreichen raschen politischen sowie demoskopischen Wendungen der vergangenen Jahre in den folgenden Ausführungen nicht umfänglich Berücksichtigung finden können.Relevanz der AnalyseWie bereits das zustimmende Zitat des namhaften zeitgenössischen Philosophen Habermas im vorausgehenden Abschnitt anklingen lässt, treffen Crouchs Ausführungen hinsichtlich zahlreicher analysierter Missstände politischer und gesellschaftlicher Art durchaus zu. So wird die Relevanz der kritischen Gegenwartsanalyse bezüglich einiger Aspekte in Teilen angesichts der Studienergebnisse zum Thema "Demokratievertrauen in Krisenzeiten" der Friedrich-Ebert-Stiftung aus dem Jahr 2023 deutlich.Unter Berücksichtigung der multiplen Krisen der Gegenwart wurden in einer repräsentativen Zufallsstichprobe volljährige wahlberechtigte Deutsche zu Themen befragt, welche die Funktionalität des repräsentativ-demokratischen Systems sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt betreffen (vgl. Best et al. 2023, S. 5 f.). Dabei konnte ermittelt werden, dass etwas mehr als die Hälfte der Befragten unzufrieden ist mit dem gegenwärtigen Funktionieren der Demokratie. Obgleich in der Gegenüberstellung mit der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2019 ein leichter Rückgang dieses Prozentsatzes auszumachen ist, muss ein anhaltend hohes Niveau der generellen Unzufriedenheit bezüglich der Funktionalität unseres politischen Systems diagnostiziert werden (vgl. Best et al. 2023, S. 17 f.).Dass der soziale Status der befragten Bürger*innen als einflussreicher Parameter in dieser Frage herausgestellt werden konnte, lässt sich widerspruchsfrei in Crouchs Analyse der zunehmend elitär gestalteten Politik einfügen. Denn es erscheint folgerichtig, dass Menschen aus unteren sozialen Schichten mit vergleichsweise wenig Einkommen häufiger unzufrieden sind mit dem politischen System, in welchem vermehrt die Interessen höherer sozio-ökonomischer Gruppen begünstigt werden (vgl. Crouch 2021, S. 44-47).Außerdem beklagen deutliche Mehrheiten in der Befragung die Undurchschaubarkeit komplexer Politik sowie unzureichende Möglichkeiten der politischen Partizipation, was Crouchs Ausführungen zur Entpolitisierung der Mehrheitsgesellschaft im Zuge der zunehmenden Politikverdrossenheit bestärkt (vgl. Best et al. 2023, S. 18-20). Vor die Wahl verschiedener Regierungsmodelle gestellt, bevorzugt lediglich ein Drittel der Befragten die repräsentative Demokratie, während beinahe die Hälfte zur direkten Demokratie tendiert (vgl. Best et al. 2023, S. 21 f.).Passend dazu ist das Vertrauen in die politischen Institutionen lediglich hinsichtlich der Judikative, dem Bundesverfassungsgericht, bei der großen Mehrheit unter den befragten Bürger*innen in hohem Ausmaß vorhanden. Der eklatant angestiegene Anteil der Menschen ohne jegliches Vertrauen in das Parlament und die Bundesregierung könnte im Sinne Colin Crouchs als Folge der Entfremdung der politischen Akteur*innen vom Großteil der Bevölkerung gekennzeichnet werden (vgl. Best et al. 2023, S. 26-31; Crouch 2021, S. 216 f.).Ein weiterer zentraler Kritikpunkt Crouchs wird sinngemäß durch die Frage nach konkreten Problemen der deutschen Demokratie angesprochen. So sehen über 70 Prozent der Befragten den Einfluss von Lobbygruppen als problematisch an, wobei sich diese Ansicht in vergleichbarer Weise durch alle politischen Lager zieht. Colin Crouchs kritischer Blick bezüglich eines überbordenden Lobbyismus mit unverhältnismäßigem Einfluss im politischen Prozess wird somit durch diese Studie demoskopisch gestützt (vgl. Best et al. 2023, S. 32 f.; Crouch 2021, S. 68 f.).Auch andere wissenschaftliche Veröffentlichungen, wie der aktuelle "Transformationsindex BTI 2024" der Bertelsmann-Stiftung, analysieren einen ähnlichen Zustand der politischen und gesellschaftlichen Lage westlicher Demokratien im Sinne einer akuten Krise des Liberalismus vor dem Hintergrund der neoliberalen Vorherrschaft.Das positive Potential der Postdemokratie-These liegt angesichts der ernstzunehmenden Problematiken in einer möglichen Stärkung der Demokratie durch praktische Konsequenzen auf Grundlage dieser kritischen Befunde. Praktische Ansätze im Bereich der strenger regulierten Lobbyarbeit sowie neue Formen der Bürger*innenbeteiligung sind bereits Teil der politischen Agenda und werden erprobt. Ob diese den Zweck einer erstarkenden Demokratie real erfüllen werden, ist aktuell noch offen. Im besten Falle können gestärkte demokratische Strukturen nicht zuletzt demokratiegefährdende Akteur*innen aus dem rechtspopulistischen und rechtsextremen Spektrum zurückdrängen.Jedoch klingt an dieser Stelle ein Widerspruch an. Denn stärkt nicht gerade Crouchs Framing der Kritik an politischen Eliten und an der Entwicklung des politischen Systems die antidemokratischen radikalen Kräfte am rechten Rand angesichts der vermeintlichen narrativen Überschneidungen?Parallelen zu rechtspopulistischen NarrativenCrouch selbst schreibt in seinem Buch von neuen "Bewegungen […], die ähnliche Klagen über die heutigen Demokratien vorzubringen scheinen, wie ich sie in Postdemokratie geäußert habe, und insbesondere den Vorwurf äußern, dass die Politik von Eliten dominiert werde, während normale Bürger kein Gehör mehr fänden." (Crouch 2021, S. 136).Gemeint sind aufsteigende populistische Gruppierungen und Parteien, wovon jenen aus dem rechtsradikalen Lager aktuell die höchste politische Relevanz beigemessen wird. Um die Leitfrage des Beitrags angemessen multiperspektivisch zu beleuchten, sollen nun die vermeintlichen Gemeinsamkeiten zwischen den Erkenntnissen des britischen Sozialwissenschaftlers und rechtspopulistischen Narrativen herausgestellt sowie kritisch betrachtet werden.Die augenscheinlichste Parallele liegt im Bereich der Elitenkritik, wie Crouch es im angeführten Zitat selbst andeutet. Politische Entscheidungsträger*innen und wirtschaftliche Eliten handeln überwiegend im eigenen Interesse und entfernen sich dabei immer mehr von den Bürger*innen, insbesondere von jenen mit geringem sozialen Status, und deren Anliegen. Diese Analyse Crouchs erinnert an die rechtspopulistische Dichotomie, welche die abgehobene Elite dem normalen Volk gegenüberstellt. Der Wille des Volkes werde gemäß diesem Narrativ von der etablierten Politik bewusst übergangen (vgl. Crouch 2021, S. 41 f.; Mudde 2020, S. 55 f.).Doch bereits in der Formulierung wird ein zentraler Unterschied hinsichtlich der Vorstellung der regierten Bürger*innen deutlich. So wird im rechtspopulistischen Narrativ das Volk als homogene Masse mit einheitlichem Willen angesehen, während Crouch von Bürger*innen mit verschiedenen sozioökonomischen Hintergründen und pluralen Interessen spricht (vgl. Wodak/bpb 2023; Crouch 2021, S. 258 f.).Die Globalisierung als nach wie vor prägende Entwicklung mit Auswirkungen auf alle gesellschaftliche Sphären ist Anhaltspunkt einer weiteren vermeintlichen Schnittmenge. Als hintergründige Ursache für die zunehmende Entfremdung politischer Akteur*innen von weiten Teilen der Bevölkerung sowie für den unverhältnismäßig hohen Einfluss kapitalorientierter Großkonzerne konstatiert Crouch die Globalisierung der Wirtschaft.Des Weiteren führe die Tatsache, dass Wirtschaftspolitik vor diesem Hintergrund weitgehend auf transnationaler Ebene betrieben wird, zu einem Bedeutungsverlust der nationalstaatlichen Politik. Debatten im nationalen Kontext seien somit laut Crouch oftmals als politisch gegenstandslose Scheindebatten zu kennzeichnen (vgl. Crouch 2021, S. 25 f.). Diese Beschneidung des Nationalstaats durch eine zunehmende Globalisierung wird von Akteur*innen der Neuen Rechten im Sinne ihres charakteristischen Nationalismus massiv beklagt. Damit einher geht eine misstrauische bis konsequent ablehnende Haltung gegenüber transnationaler Politik insbesondere bezüglich einschlägiger Institutionen wie der Europäischen Union (vgl. Mudde 2020, S. 56-59; S. 132 f.).Populist*innen gerieren sich grundsätzlich als wahre Stimme des Volkes, welches exklusiv durch sie vertreten werde in einem von eigennützigen Eliten regierten System (vgl. Mudde 2020, S. 46). Hinsichtlich der Postdemokratie-These lässt dies vermuten, dass populistische Bewegungen als basisdemokratischer Stachel im Fleisch der Postdemokratie charakterisiert werden können. Mitunter würde das die massive Abneigung der etablierten Parteien ihnen gegenüber erklären (vgl. Crouch 2021, S. 139-141).An dieser Stelle könnte auf eine zumindest teilweise Zustimmung Colin Crouchs hinsichtlich rechtspopulistischer Narrative geschlossen werden. Im Vorgriff auf die Ausführungen der folgenden Abschnitte sei jedoch vor einer voreiligen Gleichsetzung ohne die notwendige politikwissenschaftliche Differenzierung gewarnt. So weist Crouch selbst deutlich auf die Diskrepanz hin, welche die antidemokratischen Tendenzen rechtspopulistischer Bewegungen zweifellos von einer zukunftsorientierten Kritik an postdemokratischen Problemen trennt (vgl. Crouch 2021, S. 139).GefahrenpotentialIst Crouchs These angesichts der verwandten Anklagen Wasser auf die Mühlen der Rechtspopulist*innen? Trägt die Publizierung seiner massiven Kritikpunkte womöglich zur fortschreitenden Enttabuisierung radikaler Positionen im öffentlichen Diskurs bei?In der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Debatte lässt sich eine einflussreiche rechtspopulistische Strategie der Diskursverschiebung beobachten. Einschlägige illiberale Narrative werden hierbei im politischen Diskurs salonfähig durch schrittweises Verrücken der roten Linien, welche das legitime demokratische Meinungsspektrum umgrenzen. Das "Perpetuum mobile des Rechtspopulismus" (Wodak/bpb 2023) lässt in einem schleichenden Prozess xenophobe und diskriminierende Haltungen durch kalkulierte rhetorische Grenzüberschreitungen rechtspopulistischer Akteur*innen zunehmend vertretbar erscheinen.Des Weiteren wird so Einfluss auf die Themensetzung im demokratischen Diskurs genommen, was nicht zuletzt durch die partielle Übernahme seitens ursprünglich gemäßigter konservativer Parteien des politischen Establishments befördert wird. Die beobachtbare Diskursverschiebung stellt eine ernstzunehmende Gefahr für liberale Demokratien dar, wie bereits an autokratischen Entwicklungen in einigen Ländern mit Regierungen des äußerst rechten Spektrums abzulesen ist (vgl. Wodak/bpb 2023).Crouchs Ausführungen bezüglich postdemokratischer Tendenzen bergen insbesondere mit Blick auf die Elitenkritik das Gefahrenpotential einer narrativen Instrumentalisierung durch illiberale Akteur*innen. Doch hinsichtlich eines entscheidenden Aspekts eignet sich die Argumentation Colin Crouchs nur schwerlich als Hilfestellung zur Enttabuisierung rechtsradikaler Positionen. So sind vereinfachende Schuldzuweisungen mitnichten Teil der analytischen Ausführungen Crouchs, und es werden keine Feindbilder unter gesellschaftlichen Minderheiten ausgemacht, was der zentralen Ideologie der äußersten Rechten entgegensteht (vgl. Crouch 2021, S. 143 f.). Vortrag von Ruth Wodak über Rechtsruck und Normalisierung: Die von Crouch geforderte Politisierung der Zivilgesellschaft sollte in diesem Zusammenhang nicht mit der fortschreitenden Polarisierung der Öffentlichkeit einhergehen oder gar gleichgesetzt werden. Dies würde gefährliche aktuelle Tendenzen der gesellschaftlichen Spaltung verstärken und somit den gesellschaftlichen Zusammenhalt zusätzlich gefährden. In jener Hinsicht kann enorme politische und gesellschaftliche Polarisierung Demokratien destabilisieren, wie dies beispielsweise in der US-Amerikanischen Gesellschaft zu beobachten ist (vgl. Crouch 2021, S. 150-154). Unter Berücksichtigung dieses Gesichtspunktes können soziale Bewegungen der äußersten Rechten kaum als anerkennenswerte Belebung der Demokratie gewertet werden, ganz zu schweigen von der antidemokratischen Ideologie, welche dahintersteht (vgl. Mudde 2020, S. 152-155).Crouch selbst geht im Buch in einem eigenen Kapitel auf die "Politik des nostalgischen Pessimismus" (Crouch 2021, S. 136) ein und stellt durch eine eingehende Analyse der populistischen Strategien und Inhalte eine kritische Distanz zu einschlägigen Bewegungen heraus. Insbesondere den Rechtspopulismus heutiger Akteur*innen der Neuen Rechten ergründet der Soziologe als antipluralistisch, antiegalitär und im Kern antidemokratisch, wenngleich diese Ausrichtungen in vielfältiger Weise öffentlich verschleiert werden (vgl. Crouch 2021, S. 169-172).ZwischenfazitDie Postdemokratie-These hat Potenziale für beide politischen Stoßrichtungen, welche in der Leitfrage des Beitrags pointiert gegenübergestellt wurden. Entscheidend sind ein reflektierter Umgang mit den Analysen sowie die gebotene Einordnung der Schlussfolgerungen im jeweiligen politischen Kontext. Zweifelsfrei ist dabei die Maxime zu beachten, niemals den Populismus antidemokratischer Kräfte zu stärken. Gleichermaßen darf die mögliche Angst vor dem schmalen Grat zwischen reflektierter sozialwissenschaftlicher Kritik und rechtspopulistischer Aufwiegelung keinesfalls zur Ignoranz postdemokratischer Missstände führen. Denn im Sinne von Jan-Werner Müllers Definition von Populismus sind "[a]lle Populisten [..] gegen das »Establishment« – aber nicht jeder, der Eliten kritisiert, ist ein Populist." (Müller 2016, S. 18 f.).Um die missbräuchliche argumentative Übernahme von Crouchs These durch demokratiefeindliche Rechtspopulist*innen wirksam zu verhindern, ist eine differenzierte Klarstellung im Sinne der politischen Einordnung von Crouchs Analysen erforderlich.Lösungsansatz: DifferenzierungAls Schlüssel zur fruchtbaren Berücksichtigung von Crouchs These im politikwissenschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Diskurs kann die Differenzierung zur Abgrenzung von rechtspopulistischen Narrativen dienen. Eine deutliche Unterscheidung ist im Sinne Colin Crouchs herauszustellen und in der Argumentation im Kontext der öffentlichen Debatte stets zu beachten, um sich deutlich von rechtspopulistischen Parolen abzugrenzen. So kann einer drohenden Enttabuisierung radikaler Positionen vorgebeugt werden, um diese Gefahr für die liberale Demokratie nicht zusätzlich argumentativ zu stützen. Zentrale Unterscheidungsmerkmale sollen nachfolgend erläutert werden.Rechtspopulistische Bewegungen sind lediglich vordergründig für mehr Demokratie und Mitbestimmung des Volkes. Denn im Kern widersprechen ihre kennzeichnenden Ideologeme liberaldemokratischen Werten, wie insbesondere der Antipluralismus deutlich macht. Die antipluralistische Ideologie steht in enger Verbindung mit dem exklusivistischen Vertretungsanspruch des Volkes und deren homogenen Interessen. Alle Gruppen und Individuen, welche sich aus diversen Gründen nicht diesem normalen Volk zurechnen lassen, werden rhetorisch exkludiert und sind Feindbilder der Rechtspopulist*innen. Dieser xenophobe Antipluralismus veranlasst die grundlegende Einordnung jener Bewegungen als illiberal und antidemokratisch (vgl. Wodak/bpb 2023).Crouch dagegen plädiert für die plurale Interessensvertretung heterogener Gruppen und Individuen als gleichberechtigte Teile einer demokratischen Gesellschaft. Darüber hinaus wird die Emanzipation jeglicher unterdrückter Gruppen innerhalb Crouchs Theorie als erstrebenswerter Moment der Demokratie angesehen, was in diametralem Gegensatz zum ideologischen Antifeminismus und Rassismus sowie zur Queerfeindlichkeit der äußersten Rechten steht (vgl. Crouch 2021, S. 22 f.).Das Verhältnis zum neoliberalen Kapitalismus markiert ebenfalls eine signifikante Differenz zwischen Crouchs Thesen und vorherrschenden Denkweisen der äußersten Rechten. Akteur*innen rechtspopulistischer Politik weisen deutliche antiegalitäre Überzeugungen auf, was programmatisch beispielsweise im angestrebten faktischen Abbau des Sozialstaats ersichtlich wird. Politisch forcierte Umverteilung im Sinne stärkerer sozialer Gerechtigkeit und striktere Regulierung von Lobbyarbeit, wie es von Crouch gefordert wird, steht dieser antiegalitären Haltung entgegen. Der sozialpolitisch im linken Spektrum einzuordnende Soziologe Crouch zeigt sich deutlich kritisch gegenüber neoliberal dominierter Politik und der Macht von Wirtschaftseliten. Als grundlegender zentraler Angriffspunkt der politischen Entwicklungen seit mehreren Jahrzehnten gilt der Neoliberalismus innerhalb seiner gesamten Analyse (vgl. Crouch 2021, S. 143; S. 234-238).Die Art der Beschreibung von Ursachen hinter beklagten Problemen der aktuellen politischen Situation stellt ein weiteres Unterscheidungsmerkmal dar. So weisen rechtspopulistische Narrative zuvörderst liberale Eliten und Migrant*innen als schuldige Sündenböcke aus, wobei diesen Akteur*innen prinzipiell unlautere Absichten unterstellt werden. Die vereinfachende Personifizierung von Schuld fungiert als bedeutender Aspekt der rechtspopulistischen Kommunikationsstrategien (vgl. Mudde 2020, S. 49-56).Die kritische Auseinandersetzung Crouchs mit postdemokratischen Tendenzen hingegen ist geprägt von der Darstellung komplexer Zusammenhänge von multiplen Ursachen. Simple Schuldzuweisungen werden dabei vermieden (vgl. Crouch 2021, S. 9; S. 24-26). Generell unterscheiden sich die Ausführungen Colin Crouchs im Charakter diametral von rechtspopulistischen Narrativen. Die nüchterne sozialwissenschaftliche Analyse beinhaltet die Herausarbeitung komplexer Entwicklungen und Zusammenhänge, während der Rechtspopulismus von allgemeiner Vereinfachung mit personalisierten Schuldzuweisungen und Feindbildern geprägt ist, welche zentrale Bestandteile rechtspopulistischer Kommunikation sind (vgl. Wodak/bpb 2023).FazitZusammenfassend ist zunächst die Relevanz der kritischen Ausführungen Crouchs zu rekapitulieren. Um die Zukunftsvision einer verbesserten Demokratie mit konkreten Maßnahmen anzustreben, ist eine analytische Grundlage bezüglich gegenwärtiger Probleme von Nöten, welche in der Postdemokratie-These gefunden werden kann. Die Ambivalenz der These angesichts einer möglichen Instrumentalisierung durch Populist*innen wurde verdeutlicht, wenngleich keine konkreten Zusammenhänge zwischen Crouchs These und dem Aufstieg der neuen Rechten nachgewiesen werden konnten.Die anschließende Erläuterung der Unterscheidungsmerkmale stellt eine unzweifelhafte Abgrenzung der Postdemokratie-These von der polemischen Ideologie der Rechtspopulist*innen dar. Dies verdeutlicht die aktuelle Notwendigkeit, im gesellschaftlichen Diskurs auf differenzierte Weise Entwicklungen des politischen Systems zu kritisieren, ohne dabei Wasser auf die Mühlen des Rechtspopulismus zu geben. Denn die Gefahr, haltlose rechtspopulistische Parolen durch unangemessene Gleichsetzungen mit sachlichen Gegenwartsanalysen soziologisch aufzuladen und damit substantiell zu überhöhen, ist schließlich nicht zu missachten. Wenn jedoch die sozialwissenschaftlichen Analysen der Postdemokratie-These Crouchs wahrheitsgetreu Eingang in die politische Debatte finden, könnten sie der polemischen Argumentation vom rechten Rand die Substanz entziehen und diese als antidemokratisch entlarven, ohne dabei angezeigte Kritik am Status Quo der etablierten Demokratien auszuklammern.Die Fähigkeit zu einer solchen Differenzierung stellt insbesondere für angehende politische Bildner*innen eine bedeutende Kompetenz dar. Neben der stetigen Arbeit an den eigenen Fähigkeiten in diesem bedeutsamen Bereich kommt Lehrkräften die elementare Aufgabe zu, die Kompetenz der reflektierten Differenzierung an Schüler*innen zu vermitteln. Denn diese ist unerlässlich hinsichtlich der übergeordneten Zielperspektive, sie zu mündigen Bürger*innen als Teil einer lebendigen Demokratie werden zu lassen. Insbesondere angesichts der zunehmenden Polarisierung sämtlicher politischer und gesellschaftlicher Themen, die nicht zuletzt durch den Einfluss von Sozialen Medien und deren einschlägigen Mechanismen gefördert wird, ist dieser Ansatz nicht zu unterschätzen (vgl. Crouch 2021, S. 259 f.).Außerdem sind neue politische und gesellschaftliche Entwicklungen stets mitzudenken, was die Notwendigkeit einer fortwährenden Aktualisierung der sozialwissenschaftlichen Gegenwartsanalyse Colin Crouchs hervorhebt und eine stetige kritische Prüfung der Postdemokratie-These vor dem Hintergrund neuartiger Entwicklungen zweifellos miteinschließt.LiteraturBeckmann, Andreas (2021): Pandemie und Demokratie. Wurde der Kurs in der Corona-Politik ausreichend ausgehandelt? (Deutschlandfunk vom 02.09.2021), https://www.deutschlandfunk.de/pandemie-und-demokratie-wurde-der-kurs-in-der-corona-100.html [25.03.2024].Best, Volker; Decker, Frank; Fischer, Sandra et al. (2023): Demokratievertrauen in Krisenzeiten. Wie blicken die Menschen in Deutschland auf Politik, Institutionen und Gesellschaft? Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. (Hrsg.), Bonn.Crouch, Colin (2021): Postdemokratie revisited, Suhrkamp: Berlin.Fuhr, Lukas (2024): Protestforscher Dieter Rucht: "Der Höhepunkt der Demowelle liegt wohl hinter uns" (FAZ.NET vom 16.02.2024), https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/demos-gegen-rechtsextremismus-werden-laut-protestforscher-nachlassen-19518795.html#void [20.03.2024].Habermas, Jürgen (2022): Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit und die deliberative Politik, Suhrkamp: Berlin.Hesse, Michael (2024): "Im Westen hält die Brandmauer noch": Politologe Colin Crouch über Rechtsextremismus (Frankfurter Rundschau vom 12.02.2024), https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/rechtsextremismus-politologe-colin-crouch-im-westen-haelt-die-brandmauer-noch-populismus-92826654.html [20.03.2024].Mudde, Cas (2020): Rechtsaußen. Extreme und radikale Rechte in der heutigen Politik weltweit, Dietz: Bonn.Müller, Jan-Werner (2016): Was ist Populismus?, Suhrkamp: Berlin.Wodak, Ruth (2023): Rechtspopulistische Diskursverschiebungen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (bpb.de vom 20.10.2023), https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/diskurskultur-2023/541849/rechtspopulistische-diskursverschiebungen/ [26.03.2024].
The modelling of energy systems, which coevolved from socio-technological interactions and their interplay with the economy, plays a key role in the development of national and international policies to solve the problem of energy poverty. The other important issues addressed by energy system modelling are change in energy infrastructure, develop energy strategies, paving pathways towards technological sustainability and predicting future energy demand. Almost all energy system models are based on optimization of the lowest energy production cost, where the total cost is contributed jointly by the energy carrier's price and the cost of the associated technology subject to technical parameters. Minimizing the investment cost associated with a given technology is extremely important to sustain the surge in energy demand of the global market. Therefore, how the model applies endogenous investment costs to forecast the future benefit associated with the current knowledge subject to uncertainty in learning rates is an important aspect of energy system modelling and analysis. The influence of uncertainties in learning rates on global learning concepts without and with a technology gap (knowledge gap and time lag) is of concern in order to identify the road map of the technologies across regions. In this modelling study, five regional global models based on TIMES have been developed (TIMES is a model generator and stands for "The Integrated MARKAL EFOM System"). The regions are defined as 25 European nations (EU25), Rest of OECD (R_OECD), Rest of Non-OECD (R_NOECD), India and China, according to the nations included inside each region and also on their economic categorisation. It is a demand driven, bottom-up and technology abundant model, where GDP, population, and traffic demands are the main drivers for the development of energy demand in the past, present and future. It is a long-term model (1990-2100) consisting of 19 periods with unequal period lengths (5, 8 and 10 years). Each year is divided into three seasons and each season is further divided into day and night, as the smallest time resolution. The entire Reference Energy System (RES) is represented in the Global TIMES G5 model by extraction; inter-regional exchange; refineries; hydrogen (H2) production; synthetic fuel production; bio-fuel production; electricity and heat production; Carbon Capture and Storage (CCS); and sector-wise energy demands of industry, commerce, residential and transport, non-energy use and finally an integrated climate module. In the extraction sector, hard coal, lignite, crude oil and natural gas are modelled in four steps with the help of default cost-potential curves. Inter-regional exchanges of ten commodities are modeled for each region inside the TIMES G5 model. The final energy demand of end-use sectors such as industry, commerce and residential are modelled by different end use technologies to satisfy the users' energy demand. Natural and artificial carbon pools are included in the modelling aspect for the abatement of CO2 or carbon concentrations in the atmosphere to reduce climate warming. Two climate stabilization scenarios of CO2emissions of 500-ppmv and 550-ppmv have been used in order to estimate the sectoral restructuring of the energy system across different regions as well as its effect on atmospheric and deep ocean layer temperature rise. The phaseout of polluting fuels and the integration of non-polluting or less polluting fuels and renewable energy sources inside the sectoral energy system predominate across all regions. Sectoral energy demand and total final energy demand decreases in individual regions. Technologies such as fuel cells, fusion technology, Integrated Gasification Combined Cycle (IGCC) with CO2 sequestration, Combined Cycle Gas Turbine (CCGT) with CO2 sequestration and hydrogen production with CO2 sequestration are selected in the stabilization scenarios. The CO2 emission by fossil fuels, by sectors and by regions decreases. The atmospheric temperature rises by a maximum of 2.41oC and the ocean bed temperature rises by a maximum of 0.33oC up to the year 2100. The TIMES G5 global model has been developed to test global learning processes for the effect of uncertainties on learning rates of innovative technologies, i.e., technology diffusion across world regions subject to uncertainty in LRs for three PRs has been considered on implementation of floor cost approach The global learning process considering technology gap methodologies (knowledge gap and time lag) has been developed and tested for three different progress ratios of each technology for uncertainty of the technological return. Knowledge gap represents higher specific cost of the technology for developing regions and time lag approach presents a time lag in capacity transfer to developing regions compared to developed regions. This study shows the penetration and integration of new technologies such as IGCC, CCGT, solar photovoltaic (PV), wind onshore, wind offshore and geothermal heat pumps inside the energy system of different regions. Variations result observed by the inclusion of global learning without and with technology gaps in the form of higher specific cost (knowledge gap) and time lag. IGCC technology reaches its maximum potential in all scenarios across the globe. IGCC technology is preferred in the case of global learning without knowledge gap and time lag across developing regions compared to global learning with knowledge gap. CCGT technology development in manufacturing region decreases in global learning with technology knowledge gap compared to without knowledge gap concept. Wind onshore penetrates more in EU25 and R_OECD regions and in energy systems in a global learning concept without knowledge gap. Developed regions use more learning technology in the global learning with time lag concept because of the advantage of early investment cost reduction of learning technologies contributed by developing regions. Geothermal Heat Pump (geothermal HP) penetrates more across all regions and in all scenarios as the technology is modeled for global learning without knowledge gap and time lag. Bio-gasification, solid oxide fuel cells and molten carbonate fuel cells do not enter any energy system under any scenario. It is observed that learning technology diffuses more in higher learning rates and less in lower learning rates across the regions and the globe. The development of specific costs of innovative technologies is observed differently by period for developing and developed regions in global learning with technology gap in the form of higher specific cost approach. ; Die Modellierung von Energiesystemen entwickelte sich im Spannungsfeld von sozio-ökonomischen und technologischen Fragestellungen. Sie spielt eine Schlüsselrolle für Strategien in der nationalen und internationalen Energiepolitik und dient dazu, Probleme wie die Verknappung von Energieressourcen zu erkennen und zu lösen, Möglichkeiten zur Veränderung von Infrastrukturen im Energiesektor aufzuzeigen, den Weg für eine technologische Nachhaltigkeit zu ebnen und den zukünftigen Energiebedarf zu prognostizieren. Fast alle Energiesystemmodelle basieren auf der Optimierung der Kosten der Energieerzeugung, welche die Kosten für Energieträger und Anlagentechnologien in Abhängigkeit verschiedener technologisch-ökonomischer Parameter beinhalten. Die Anlagentechnologien stellen hierbei die Hauptkomponente sowohl der Energiekosten als auch für die wirtschaftliche Entwicklung dar. Die Reduktion der Investitionskosten für Anlagen zur Energieerzeugung ist eine wesentliche Fragestellung. Hierbei ist von großer Bedeutung, wie das Energiesystemmodell endogen Investitionskosten einsetzen kann, um zukünftige Potenziale ausgehend von den derzeitigen Kenntnissen zu prognostizieren. Der Einfluss der Unsicherheit von Lernraten bei der Endogenisierung des Lernprozesses und der Technologieauswahl muss hierzu untersucht werden. In einem globalen Lernkonzept unter Berücksichtigung von sogenannten Technologielücken, d. h. von zeitlichen Verzögerungen zwischen Verfügbarkeit und Implementierung von Technologien, kann die Entwicklung und Implementierung von neuen Technologien anhand von spezifischen Kosten und einer ggf. verzögerten Marktdurchdringung in verschiedenen Regionen untersucht werden. Im Rahmen dieser Studie wurde ein fünf Regionen Modell auf Basis des TIMES (The Integrated Markal Efom System) Modell-Generators entwickelt. Die Regionen sind definiert als die 25 europäischen Staaten (EU25), die restlichen Länder der OECD, die restlichen Länder außerhalb der OECD, Indien und China. Das Modell ist gesteuert durch den Energiebedarf, verwendet einen "Bottom-up"-Ansatz und beinhaltet die unterschiedlichsten Technologien. GDP, Bevölkerung und Verkehrsleistung sind die wesentlichen Faktoren für die Entwicklung des Energiebedarfs. Bei dem Modell handelt es sich um ein Langzeitmodell (Zeitraum 1990 bis 2100), das aus 19 Zeitperioden mit unterschiedlichen Längen (5, 8 und 10 Jahre) besteht. Jedes Jahr ist in drei Abschnitte unterteilt und jeder Abschnitt in Tag und Nacht als der höchsten zeitlichen Auflösung. Das gesamte Referenzenergiesystem (RES) wird im globalen TIMES G5 Modell durch die Energieträgergewinnung, den überregionalen Markt, Raffinerien, die Produktion von Synthesekraftstoffen, Biokraftstoffen, Wasserstoff, Strom und Wärme, Technologien zur CO2-Abscheidung und -Speicherung, den sektoralen Energiebedarf von Industrie, Gewerbe, Haushalten und Verkehr, den stofflichen Einsatz von fossilen Energieträgern und schließlich durch ein integriertes Klimamodul abgebildet. Die Gewinnung der Energieträger Steinkohle, Braunkohle, Rohöl und Erdgas wird in vier Schritten mit Kostenpotenzialkurven modelliert. Für jede Region wird der überregionale Handel von zehn Gütern innerhalb des TIMES G5-Modells abgebildet. Der Endenergiebedarf von Sektoren wie der Industrie, dem Gewerbe und den Haushalten wird mit unterschiedlichen Endnutzertechnologien modelliert. Natürliche und anthropogene Verfahren der CO2-Abscheidung und -Speicherung werden als CO2-Senken und Maßnahmen zur Minderung der Klimaerwärmung berücksichtigt. Im Rahmen der Arbeit wurden zwei Szenarien zur Stabilisierung der CO2-Emissionen auf einem Niveau von 500 ppmv und 550 ppmv betrachtet, um die sektorale Restrukturierung des Energiesystems in verschiedenen Regionen sowie den Temperaturanstieg in der Atmosphäre und am Meeresgrund abzuschätzen. In allen Regionen des sektoralen Energiesystems geht die Nutzung klimaschädlicher Energieträger zurück. Stattdessen dominiert die Nutzung nicht- oder weniger klimaschädlicher Energieträger sowie die Verwendung erneuerbarer Energiequellen. Der sektorale Energiebedarf und der totale Endenergiebedarf der einzelnen Regionen verringern sich. Technologien wie Brennstoffzellen, Fusionstechnologie, kombinierte Gas- und Dampf-Prozesse mit CO2-Abscheidung (mit integrierter Kohlevergasung (IGCC) oder mit Gasturbine (CCGT)) und Wasserstoffproduktion mit CO2-Abscheidung werden in den Stabilisierungsszenarien eingesetzt. Die CO2-Emissionen je Brennstoff, Sektor und Region verringern sich, die Temperatur der Atmosphäre steigt bis zum Jahr 2100 um maximal 2,41 °C an, die Temperatur am Meeresboden um maximal 0,33 °C. Das globale Modell TIMES G5 wurde entwickelt, um die globalen Lernprozesse im Hinblick auf die Unsicherheit der Lernrate von innovativen Technologien untersuchen zu können. Um die mögliche Bandbreite der Modellergebnisse zu begrenzen, wurde ein Ansatz basierend auf Mindestkosten entwickelt und angewendet. Die globalen Lernprozesse unter Berücksichtigung von Technologielücken wurden mit drei unterschiedlichen Fortschrittsraten je Technologie untersucht, welche die Unsicherheiten der technologischen Entwicklung in Bezug auf Implementierung und Kosten darstellen. Es wurde untersucht, inwiefern Technologielücken bei vergleichbaren Prozessen und Zeitperioden sich als höhere spezifische Kosten der Technologien in Entwicklungsländern und niedrigere spezifische Kosten in entwickelten Regionen widerspiegeln. In einem weiteren Ansatz wurden die Technologielücken als zeitlich verzögerte Kapazitätsentwicklungen abgebildet. Die spezifischen Kosten neuer Technologien in den Regionen unterscheiden sich bei beiden gewählten Ansätzen in Abhängigkeit von Diskontraten, Technologielücken je Periode und der Länge der untersuchten Zeitperioden. Im Ergebnis stellt die Arbeit die Marktdurchdringung und Integration von neuen Technologien wie IGCC, CCGT, Photovoltaikanlagen, "Onshore"- und "Offshore"-Windkraftanlagen und geothermischen Wärmepumpen in den Energiesystemen verschiedener Regionen dar. Unterschieden wird dabei zwischen der Anwendung eines globalen Lernkonzepts mit und ohne Berücksichtigung von Technologielücken, die in Form von höheren spezifischen Kosten der Technologien (knowledge gap) und einer zeitlichen Verschiebung ihrer Verfügbarkeit (time gap) abgebildet werden. IGCC Technologien erreichen in allen Szenarien ihr maximales Potenzial. Sie werden in sich entwickelnden Regionen bevorzugt bei Anwendung des globalen Lernkonzepts ohne knowledge gap und ohne time gap eingesetzt. Die Entwicklung der CCGT-Technologie in produzierenden Regionen verlangsamt sich beim globalen Lernkonzept mit knowledge gap gegenüber dem Konzept ohne knowledge gap. Die Marktdurchdringung von Onshore Windkraftanlagen findet vor allem in den Regionen EU25 und R_OECD und bei Anwendung des Lernkonzepts ohne knowledge gap statt. Entwickelte Regionen setzen Lerntechnologien insbesondere beim Lernkonzept mit time gap ein, wegen des Vorteils der frühen Investitionskostenreduzierung von Lerntechnologien aus sich entwickelnden Regionen. Geothermische Wärmepumpen werden in allen Regionen und Szenarien bevorzugt eingesetzt, da diese Technologie mit dem globalen Lernkonzept ohne knowledge gap und ohne time gap modelliert wurden. Biomassevergasung, Festoxid-Brennstoffzellen und Schmelz-Karbonat-Brennstoffzellen finden in keinem der Szenarien Eingang in eines der Energiesysteme. Weiter wurde beobachtet, dass das Spektrum der eingesetzten Lerntechnologien bei Annahme hoher Lernraten größer ist als bei niedrigen Lernraten. Die Entwicklung der spezifischen Kosten für innovative Technologien verläuft in Abhängigkeit vom globalen Lernkonzept, den betrachteten Technologielücken und den resultierenden verschiedenen spezifischen Technologiekosten in Entwicklungsländern und entwickelten Ländern unterschiedlich.
Hunger ist nach wie vor ein weit verbreitetes Problem. Nach der jüngsten Schätzung der FAO hungern weltweit noch immer über 800 Mio. Menschen. Prognosen gehen davon aus, dass die Agrarproduktion bis 2050 verdoppelt werden muss, um der steigenden Nachfrage nach Agrarprodukten durch Bevölkerungswachstum, Bioenergieproduktion und sich verändernde Ernährungsgewohnheiten zu begegnen. Unter vielen Möglichkeiten, das Welternährungsproblem zu beschreiben, wird in dieser Dissertation das Konzept der Ernährungssicherheit nach der Definition der FAO herangezogen. Ernährungssicherheit umfasst als wichtigste Aspekte die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und den ökonomischen Zugang zu Nahrungsmitteln. Nahrungsmittelverfügbarkeit ist in erster Linie von einer global ausreichenden Produktion abhängig, der Zugang zu Nahrung von der Kaufkraft der Haushalte. Die Kaufkraft wird sowohl durch das Einkommen wie auch die Agrarpreise beeinflusst. Die Nahrungsmittelverfügbarkeit kann vor allem durch Ertragssteigerungen erhöht werden. Sollen die Ertragssteigerungen ressourcenschonend erfolgen, muss die Produktivität der Agrarproduktion bezogen auf alle Produktionsfaktoren inkl. Umweltgütern steigen. Nur durch technische und organisatorische Innovation kann dies realisiert werden. Ertragssteigerungen in Entwicklungsländern erhöhen gleichzeitig die Einkommen von potenziell von Hunger Betroffenen. Eine Begrenzung der Nachfrage nach Agrargütern kann global in erster Linie in den Bereichen Bioenergie und Konsum tierischer Produkte erfolgen. Simulationen können helfen, den Einfluss einzelner Faktoren der globalen Nachfrage und des Angebots nach Agrarrohstoffen und -produkten auf die Welternährungslage genauer abzuschätzen. Ein Großteil der Simulationen in der Literatur kommt mithilfe von partiellen oder allgemeinen Gleichgewichtsmodellen zu Aussagen über gehandelte Mengen und Preise oder Wohlfahrtseffekte. In dieser Arbeit wird ein einfaches partielles Gleichgewichtsmodell für den Weltmarkt für Biotreibstoffe, Fleisch und Getreide entwickelt und mit der Methode der FAO zur Schätzung der Zahl der Hungernden gekoppelt. Dies ermöglicht die Abschätzung des Einflusses verschiedener Szenarien auf die Zahl der Hungernden. Für das Referenzjahr 2011 werden Szenarien alternativer Nachfrage nach Fleisch und Biotreibstoffen simuliert, ebenso wie ein Szenario alternativer landwirtschaftlicher Produktivität in der Europäischen Union. Die Schätzungen ergeben einen signifikanten Einfluss der simulierten Nachfrage- und Angebotsverschiebungen. Im Vergleich mit dem Status Quo führt eine Reduktion des Fleischkonsums in den OECD-Ländern um 50% zu einer Reduktion der Zahl der Hungernden um 5%. Eine ii Flächenproduktivität im Getreideanbau in der EU auf dem Niveau von 1980 steigert die Zahl der Hungernden um mehr als 5%, ein Anstieg der Biotreibstoffquote in der OECD auf 10% erhöht die Zahl der Hungernden gar um 10%. Die Durchsetzung geeigneter politischer Maßnahmen zur Verbesserung der Welternährungslage kann durch eine breite öffentliche Unterstützung beschleunigt oder erst ermöglicht werden. Über die öffentliche Meinung zu Fragen der Welternährung in Deutschland existieren bisher keine expliziten Studien. In den Themenbereichen landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsmittelkonsum stellt das Thema Welternährung nur einen Aspekt dar, der neben Fragen nach z.B. der Lebensmittelsicherheit und Gesundheit sowie den Auswirkungen von Agrarproduktion auf Landschaft und Umwelt steht. Hier werden Ergebnisse einer Online-Befragung zum Thema Welternährung präsentiert, die im März 2012 mit einer repräsentativen Stichprobe 1.200 deutscher Internetnutzer durchgeführt wurde. Die Befragung beinhaltete im Wesentlichen die Bewertung der Wirkung verschiedener potenzieller Ursachen der weltweiten Unterernährung, sowie Maßnahmen und Entwicklungen zu ihrer Lösung. Die Ergebnisse zeigen, dass das Thema Welthunger in erster Linie mit Merkmalen akuter (Hunger-) Krisen in Verbindung gebracht wird. Die vielversprechendsten Lösungsmaßnahmen sind in den Augen der Befragten der Ausbau des Fairen Handels, Absatzmärkte für Kleinbauern sowie ein Lebensmittelspekulationsverbot. Der intensiven Landwirtschaft in der Welt wie auch in Europa sowie insbesondere der Grünen Gentechnik wird kein Potenzial zur Lösung des Problems zugesprochen. Die Antwortmuster lassen auf die Präsenz eines Halo-Effekts mit einer Übertragung unterstellter negativer Umweltwirkungen auf das Thema Welternährung schließen. Die Grüne Gentechnik ist eine Agrartechnologie, die potenziell zur Angebotsausweitung von Agrarprodukten genauso beitragen kann wie zu einer ressourcenschonenderen Landwirtschaft. Bisherige Anwendungen, hauptsächlich Herbizidtoleranz sowie Insektenresistenz, haben u.a. zu einer Steigerung der effektiven Erträge, einer Einsparung von Insektiziden und einer Steigerung der Profite vor allem im Baumwollanbau beigetragen. Trotz zahlreicher Belege besteht über die Auswirkungen von gentechnisch veränderten (GV) Nutzpflanzen eine anhaltende Kontroverse. Ein Großteil der europäischen Bevölkerung lehnt den Anbau ebenso ab wie einen Verzehr von Produkten aus GV-Pflanzen. Unterstellte sozio-ökonomische Auswirkungen oder Auswirkungen auf die Welternährung sind nur zwei Determinanten von vielen, die zu den Einstellungen zur Grünen Gentechnik beitragen. Zur Konsolidierung des Wissens im Bereich agronomischer sowie sozio-ökonomischer Auswirkungen von GV-Pflanzen wurde eine Meta-Analyse durchgeführt. In wissenschaftlichen Datenbanken wurden iii 147 Primärstudien identifiziert, die für die Meta-Analyse verwendet wurden. Die Analyse beschränkt sich auf gentechnisch veränderte Sojabohnen, Mais und Baumwolle. Als mittlere Effekte des Anbaus von GV-Pflanzen ergibt die Meta-Analyse eine Steigerung des Ertrages um 22%, eine Reduktion der Menge der angewendeten Pflanzenschutzmittel um 37% und eine Steigerung der Profite der Bauern um 68%. Die Höhe der Effekte hängt stark von verschiedenen Faktoren ab. Die Effekte sind für alle drei genannten Variablen in Entwicklungsländern betragsmäßig größer als in Industrieländern. Auch sind die Effekte des Anbaus von GV-Pflanzen bei Erträgen und beim Pflanzenschutzmitteleinsatz betragsmäßig höher für insektenresistente Pflanzen als bei solchen mit Herbizidtoleranz. Aus den in der Arbeit gewonnenen Erkenntnissen kann geschlussfolgert werden, dass sowohl das Nahrungsmittelangebot gesteigert als auch die Nachfrage begrenzt werden sollte. Dies verlangt eine standortangepasste Ausnutzung vorhandener und die Entwicklung neuer Technologien. Auch die Gentechnik kann einen Beitrag leisten. Der Kleinbauernsektor muss vordringlich gefördert werden. Zur Begrenzung der Nachfrage können neben der Politik, welche vor allem die Biotreibstoffnachfrage beeinflussen kann, auch Konsumenten durch Verzicht auf tierische Produkte beitragen. Dies wie auch die Durchführung effektiver politischer Maßnahmen sind auf eine unverzerrte Sichtweise der Öffentlichkeit auf das Thema Welternährung angewiesen. Dazu muss das Thema in Wissenschaftskommunikation und Bildung stärker thematisiert werden. ; Hunger is still a widespread problem. According to newest estimates of the FAO, more than 800 million people are not able to fulfil their basic dietary needs. Projections estimate that the global agricultural production will have to be doubled by 2050 to meet the growing demand driven by population growth, bioenergy, and changing dietary habits. Among many possible ways to describe the world hunger problem we choose the concept of food security according to the FAO. Food security is comprised of four pillars, the two first of which are food availability and the economic access to food. Food availability is mainly dependent on a sufficient global agricultural production; the access to food depends on the purchasing power of the households. The main determinants of purchasing power, in turn, are the household income as well as agricultural prices. Food availability can mainly be increased through an increase in agricultural yields. In order for the yield increases to be resource conserving, the productivity of all production factors including environmental resources must be enhanced. This can only be achieved through technical and organizational innovation. Yield gains in developing countries simultaneously increase the incomes of small scale farmers who are potentially in danger of undernutrition. A limitation to global demand for agricultural commodities can foremost be achieved in the domain of bioenergy and animal products. Simulations are a valid tool to assess the influence of certain factors of global demand and supply of agricultural commodities. In large parts, simulations use computer generated total or partial equilibrium models to assess shifts in quantities traded, prices, or welfare. In this dissertation, we develop a simple partial equilibrium model for the world market for biofuels, meat, and grains. This model is then connected to the FAO method for the estimation of the prevalence of undernutrition. This enables us to estimate the impact of different scenarios on the number of undernourished people in the world. For the year 2011, several scenarios with an alternative demand for meat or biofuels are simulated as well as one scenario with an alternative agricultural productivity in the European Union. The estimations show a significant effect of the simulated shifts in demand and supply. In comparison with the status quo, an OECD-wide reduction in meat consumption leads to a reduction in the number of undernourished people by 5%. A simulated land productivity in grain production in the EU at the level of 1980 leads to an increase in the number of undernourished people by 10%. In order for appropriate policies concerning the world food situation to be put in place, wide public support will be necessary. So far there exists no evidence about the public opinion concerning the problem of world hunger. In the areas of agriculture and food consumption, the issue of world food v security is only one side aspect within an array of issues as food safety and health, as well as the impacts of agriculture on landscapes and the environment. In this dissertation we present the results of an online survey concerning the issue of world hunger. The survey was carried out with a representative sample of 1,200 German internet users in March 2012. In the main parts of the survey, respondents were asked to rate different potential causes and remedies of the world hunger problem. The results show that the world hunger is mainly associated with attributes of famines and acute crises. In the view of the respondents, the most promising remedies to world hunger are an increase of Fair Trade, the creation of market outlets for smallholder farmers in developing countries, and the interdiction of speculation on agricultural commodities. Intensive agriculture in the world and also in Europe is not rated having any potential to improve world food security; the same holds true for GM (Genetically Modified) crops. The patterns of the responses suggest that there might be a halo effect whereby assumed negative consequences of intensive agriculture and genetic engineering are transmitted to the evaluation with respect to the issue of world hunger. Genetic engineering in agriculture is a technology that can potentially help increase agricultural production and also have resource-conserving effects. Current applications, mainly insect resistance and herbicide tolerance have, among others, led to an increase in effective yields, a reduction in the application of insecticides, and an increase in farmers' profits. Despite evidence from numerous studies there is still a high level of controversy regarding the impacts of GM crops. Large parts of the European public oppose both the cultivation of GM crops and consumption of GM food. Assumed socio-economic impacts or impacts on food security are only two minor aspects of many determinants of the attitude towards this technology. To consolidate the evidence on agronomic and economic impacts for farmers, we conducted a meta-analysis. Through keyword search in scientific databases, 147 studies were identified and used in the analysis. The meta-study is limited to results on the most widespread GM crops worldwide: soybeans, maize, and cotton. We estimate mean effect sizes of GM crop cultivation which are an increase in yield by 22%, a reduction in pesticide quantity by 37% on average, and an increase in farmer profits by 68%. The magnitude of the effects is determined by various factors. For all three variables named above, the impact of GM crop cultivation is larger in developing than in developed countries. Yield effects as well as impacts of GM crops on pesticide quantity are relatively larger for insect resistant crops than for herbicide tolerant crops.
Aus der Einleitung: Globalisierung, Konsolidierung, Marktsättigung, sinkende Nachfrage sowie ein zunehmender Preisverfall sind nur einige Schlagworte, mit denen die Automobilindustrie in diesen Tagen konfrontiert wird. Während sich die Absatzzahlen für Automobile auf den etablierten Märkten der Triade Nordamerikas, Europas und Japans im Jahr 2007 insgesamt negativ entwickelten, konnte in den Emerging Markets ein deutliches Umsatzplus erzielt werden. Der chinesische Markt zählt neben Indien, Russland und Brasilien zu einem der zukunftsträchtigsten Automobilmärkte mit hoher Absatzdynamik. Aufgrund Chinas hoher Bevölkerungszahl von 1,32 Mrd. Einwohnern im Jahr 2007 und der vergleichsweise geringen Fahrzeugdichte mit weniger als zwanzig Fahrzeugen pro 1000 Einwohnern, deutet Vieles darauf hin, dass hier der Markt der Zukunft zu finden ist. Will man als Automobilzulieferer nicht den Anschluss im Kampf um globale Marktanteile verlieren, ist eine Betrachtung des chinesischen Marktes unentbehrlich. Es ist erforderlich strategische Unternehmenskonzepte aufzustellen und somit die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Dabei müssen weitreichende Entscheidungen bezüglich der Absatzmärkte und Produktionsstandorte getroffen werden. Eine Vielzahl von europäischen Automobilzulieferern ist bereits in den 1990er-Jahren den Weg der Erschließung des chinesischen Marktes gegangen, sei es durch Exporte, Repräsentanzen, Lizenzvergabe, Franchising oder durch ein Joint Venture. Mittlerweile betreiben einzelne ausländische Zulieferer bereits komplette Entwicklungszentren in der Volksrepublik China. Da zum einen immer mehr ausländische Zulieferer am Aufschwung in China teilhaben wollen, auf der anderen Seite die chinesischen Automobilzulieferer aber auch in Sachen Technik und Qualität immer konkurrenzfähiger werden, wächst der Kampf um Marktanteile zusehends. Nur durch eine genau durchdachte und ausgewogene Strategie kann man sich die entscheidenden Vorteile sichern und sich somit von der Konkurrenz absetzen. Gang der Untersuchung: Die vorliegende Arbeit hat die künftigen Handlungsoptionen für deutsche Automobilzulieferer auf dem chinesischen Markt zum Thema. Dabei wird auf der einen Seite die Situation bereits ansässiger Unternehmen beleuchtet, die zum Teil schon seit vielen Jahren auf dem chinesischen Markt aktiv sind. Auf der anderen Seite fällt die Betrachtung aber auch auf Unternehmen, die den Markteintritt in China noch vor sich haben. Dabei soll aufgezeigt werden, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um als Unternehmen im immer härter umkämpften Zuliefermarkt nachhaltig zu bestehen. Den Anfang der Arbeit bildet eine Übersicht der Automobilzulieferindustrie. Hier sollen zunächst die Hersteller-Zulieferbeziehungen betrachtet werden. Im nächsten Schritt wird ein Überblick über die Entwicklung der deutschen Zulieferindustrie anhand unterschiedlicher Kennzahlen gegeben. Den Abschluss des Kapitels bildet die Thematik der Globalisierung der Zulieferindustrie. Das dritte Kapitel behandelt den chinesischen Automobilmarkt, wobei zunächst ein allgemeiner historischer Überblick erfolgt. Im folgenden Schritt wird der chinesische Zuliefermarkt, als Untermenge des Automobilmarktes beleuchtet. Im Anschluss daran erfolgt eine Übersicht über lokale und ausländische Zulieferbetriebe, die anhand von Kennzahlen und Beispielen dargelegt wird. Im vierten Kapitel wird das Wettbewerbsumfeld deutscher Automobilzulieferer auf dem chinesischen Markt dargestellt. Zunächst werden theoretische Grundlagen der SWOT-Analyse sowie der Wettbewerbsmatrix von Porter vorgestellt. Im Anschluss daran folgt eine Übersicht über die ökonomischen, politisch-rechtlichen, sozio-kulturellen und technologischen Bedingungen in der Volksrepublik China. Danach erfolgt eine Situationsanalyse der deutschen Automobilzulieferer anhand der SWOT-Analyse. Den Abschluss des Kapitels bildet eine Erarbeitung möglicher Marketingstrategien auf Grundlage der Wettbewerbsmatrix von Porter. Kapitel fünf stellt mögliche Handlungsoptionen deutscher Automobilzulieferer auf dem chinesischen Automobilmarkt dar. Dabei werden Strategien der Markterschließung und des Markteintrittes erarbeitet. Es sollen sowohl Möglichkeiten für den Neueintritt eines Unternehmens, welches bislang noch nicht auf dem chinesischen Markt vertreten ist, vorgestellt werden als auch die Chancen der Geschäftsfelderweiterung bereits ansässiger Unternehmen betrachtet werden. Maßnahmen zur Anpassung an ein geändertes Marktumfeld runden das fünfte Kapitel ab. Das abschließende Kapitel sechs fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen des außerordentlich dynamischen Wirtschaftsfeldes der Automobilindustrie.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Verzeichnis verwendeter AbkürzungenIV AbbildungsverzeichnisV TabellenverzeichnisVI 1.Einleitung1 1.1Einführung und Problemstellung1 1.2Ziel und Aufbau der Arbeit2 2.Die Automobilzulieferindustrie3 2.1Hersteller Zulieferbeziehungen3 2.2Die deutschen Automobilzulieferer7 2.3Internationalisierung der Zulieferindustrie9 3.Der Automobilund Zuliefermarkt in China11 3.1Der chinesische Automobilmarkt11 3.1.1Historischer Überblick11 3.1.2Marktentwicklung15 3.2Der Zuliefermarkt in China16 3.2.1Lokale Zulieferer16 3.2.2Ausländische Produzenten18 4.Das Wettbewerbsumfeld deutscher OESs in China22 4.1Theoretische Ansätze22 4.1.1Wettbewerbsmatrix von Porter22 4.1.2SWOT-Analyse26 4.2Bedingungen in der Volksrepublik China30 4.2.1Ökonomische Rahmenbedingungen30 4.2.2Politisch-rechtliches Umfeld im Überblick32 4.2.3Technologische Umwelt34 4.2.4Sozio-kulturelle Umwelt35 4.3Situationsanalyse der deutschen Automobilzulieferer37 4.3.1Potentialanalyse37 4.3.2Konkurrentenanalyse39 4.3.3Marktanalyse41 4.3.4Umfeldanalyse46 4.3.5Stärken-Schwächen-Analyse47 4.3.6Chancen-Risiken-Analyse50 4.3.7Die SWOT Matrix52 4.4Wettbewerbsstrategien54 4.4.1Marketingstrategien nach Porter54 4.4.2Hybride Wettbewerbsstrategien57 5.Handlungsoptionen60 5.1Markterschließung und Markteintrittsstrategien60 5.1.1Wandel der Bedingungen für ausländische Unternehmen am chinesischen Markt60 5.1.2Export61 5.1.3Repräsentanzen61 5.1.4Joint Ventures62 5.1.5Wholly Foreign Owned Enterprises (WFOE)63 5.1.6Mergers Acquisitions (MA)64 5.2Anpassungen an das geänderte Marktumfeld66 6.Schlussbetrachtung69 Literaturverzeichnis71Textprobe:Textprobe: Kapitel 4.2.1, Ökonomische Rahmenbedingungen: China ist mit einer Einwohnerzahl von 1,32 Mrd. Einwohnern (Stand 2007) das bevölkerungsreichste Land der Erde und stellt damit etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung dar. Die Bevölkerung Chinas hat sich seit dem Jahre 1950 mehr als verdoppelt und überstieg dabei bereits Anfang der 1980er Jahre die Milliardengrenze. Maßnahmen wie die "Ein-Kind-Familie" sowie eine Anhebung des Heiratsalters führten zwar zu einem Rückgang des jährlichen Bevölkerungswachstums von 2,6% im Jahr 1970 auf heute 0,6%, lassen die Einwohnerzahl jedoch weiterhin nach oben steigen. Laut aktuellen Schätzungen sollte jedoch in zwei bis drei Jahrzehnten der Wendepunkt des Wachstums erreicht werden und sich die Bevölkerungszahl bis zum Jahre 2050 bei ca. 1,3 Mrd. einpendeln. Eine wichtige demographische Herausforderung bildet die zunehmende Überalterung der chinesischen Gesellschaft, was neben der Ein-Kind-Politik auch durch eine starke Zunahme der Lebenserwartung, von durchschnittlich 35 Jahren (1949) auf heutzutage 72 Jahre zu begründen ist. Es wird prognostiziert, dass bereits Mitte dieses Jahrhunderts rund ein Viertel aller Chinesen über 60 Jahre alt sein wird. China wird durch die in den letzten Jahren stark zunehmende Binnenmigration vor ein weiteres Problem gestellt. Während sich die Arbeitslosigkeit in den Städten unter 10% bewegt, liegt sie in ländlichen Gebieten bei rund 30%. Aufgrund der überdurchschnittlich hohen Arbeitslosigkeit in den ländlichen Gebieten ist bereits seit vielen Jahren eine Urbanisierung der Bevölkerung zu beobachten. Schätzungen zufolge stammt bis zu einem Fünftel der städtischen Bewohner aus ärmeren, ländlichen Regionen und geht somit weitab der Familie und unter härtesten Bedingungen, schlecht bezahlten Beschäftigungen nach. In den küstennahen Regionen leben schon heute über 400 Menschen pro Quadratkilometer, während es in Zentralchina bei abnehmender Tendenz nur 200 und in den westlichen Teilen sogar nur 10 Menschen pro Quadratkilometer sind. Ein weiterer Grund für die starken regionalen Disparitäten ist in der Errichtung von Sonderwirtschaftszonen, die durch die chinesische Regierung insbesondere in den 1990er-Jahren geschaffen wurden, begründet. Da in den Sonderwirtschaftszonen eine vorteilhafte Besteuerung ausländischer Unternehmen sowie weitere Privilegien vorliegen, siedelten sich diese Unternehmen verstärkt dort an und lockten weitere Arbeitskräfte aus anderen Landesteilen in die Gebiete. Durch Verbesserung der Infrastruktur ist in den letzten Jahren bereits ein voranschreitender Industrialisierungsprozess in den westlichen Teilen Chinas zu erkennen. An verkehrstechnisch gut angebundenen Orten im Landesinneren entstehen Ballungszentren, für die auch in den nächsten Jahren weiteres Wachstum prognostiziert wird. Ende der 1970er-Jahre wurden in China unter Deng Xiaoping weitreichende wirtschaftliche Reformen sowie Liberalisierungsmaßnahmen durchgesetzt. Die abgeschottete Stellung Chinas, die es unter der kommunistischen Planwirtschaft innehatte, wich nach und nach einer dem Ausland zugewandten Öffnungspolitik. Grundlage für den Wandel des chinesischen Wirtschaftssystems bildeten die "Vier Modernisierungen". Dabei handelt es sich um ein Konzept wirtschaftspolitischer Reformen, welches auf die Verbesserung der Sektoren Industrie, Technologie, Landwirtschaft und Verteidigung abzielt. Die volkswirtschaftliche Entwicklung Chinas weist seit den Wirtschaftsreformen und Handelsliberalisierungen ein starkes Wachstum auf. Dieses Wachstum spiegelt sich im prozentualen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes wider, welcher 2007 bei 11,4% lag und somit zum fünften Mal in Folge einen Anstieg im zweistelligen Bereich aufwies. Es ist dabei jedoch zu beachten, dass das BIP Chinas 2007 mit einer Höhe von 3,5 Billionen US $ zwar gut 200 Mrd. US $ über dem der Bundesrepublik Deutschland lag, in China aber mehr als fünfzehn Mal so viele Menschen davon partizipieren. China zählt jedoch, trotz seines bemerkenswerten Wirtschaftswachstums, nach Klassifikation der Weltbank auch heute noch zu den Schwellenländern und wird in die zweitniedrigste Kategorie (low middle income) eingeordnet. Begünstigt durch das dynamische Wirtschaftswachstum ist auch beim Pro-Kopf-Jahreseinkommen ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen (vgl. Abbildung 11). Allerdings sind hier ebenfalls stark ausgeprägte Disparitäten zwischen der Landbevölkerung und der in den Städten lebenden Chinesen zu erkennen. Im Zeitraum von 1990 bis 2008 versechsfachte sich das Jahreseinkommen der Bewohner auf dem Land, während sich das Jahressalär der städtischen Arbeitskräfte nahezu verzehnfachte. Verdiente im Jahr 1990 ein Stadtbewohner im Vergleich zu einem Landbewohner doppelt soviel, so brachte der Städter im Jahr 2008 dreimal soviel Geld nach Hause wie die Arbeitskraft auf dem Land. Die Einwohner der Stadt Peking erzielten im Jahr 2008 sogar ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 40.000 Yuan (3660 Euro) und lagen damit noch weit über dem Durchschnitt der chinesischen Stadtbewohner. Bedingt durch das Wirtschaftswachstum der letzten Jahrzehnte kam es zu einer deutlichen Veränderung der sektoralen Beschäftigungsstruktur. Arbeiteten im Jahre 1995 noch gut die Hälfte der Beschäftigten in der Landwirtschaft, 23% im verarbeitenden- sowie 24,8% im Dienstleistungssektor, so reduzierte sich bis zum Jahre 2003 der Anteil des landwirtschaftlichen Sektors auf 49,1%, der der verarbeitenden Industrie auf 21,6%, während der Dienstleistungssektor um knapp 5% auf 29,3% zulegen konnte. Dabei entfielen in 2003 mehr als 50% des Bruttosozialproduktes auf die Industrie und nur noch 14% auf die Landwirtschaft. Politisch-rechtliches Umfeld im Überblick: Seit der Gründung der heutigen Volksrepublik China im Jahre 1949 sind das politische und das wirtschaftliche System eng miteinander verbunden. Beide Bereiche werden durch die Kommunistische Partei Chinas gesteuert, wenn auch durch die Wirtschaftsreformen unter dem 1978 amtierenden Präsidenten Deng Xiaoping eine gewisse Lockerung der Restriktionen erreicht wurde. Die heutige Wirtschaftsform kann durchaus als Marktwirtschaft bezeichnet werden, der Staat hat dabei jedoch einen überdurchschnittlich hohen Einfluss auf wirtschaftliche Entscheidungen. Die Grundlage des politischen Systems bildet weiterhin der Staatskommunismus mit dem Ein-Parteien-System. Das höchste Staatsorgan wird durch den nationalen Volkskongress gebildet. Dieser wählt den Staatspräsidenten, den Staatsrat, die zentrale Militärkommission, den obersten Volksgerichtshof sowie die oberste Staatsanwaltschaft. Der Staatsrat bildet, unter der Leitung des Ministerpräsidenten, die Exekutive sowie das zentrale Verwaltungsorgan. Neben dem Ministerpräsidenten sind seine vier Stellvertreter, der Generalsekretär sowie die fünf Staatskommissare ständige Mitglieder des Staatsrates. Die Volksrepublik China wird in 22 Provinzen und fünf autonome Gebiete gegliedert, die jeweils aus Präfekturen, Kreisen und Bezirken bestehen. Dazu kommen drei regierungsunmittelbare Stadtgebiete, die wiederum in Stadtbezirke unterteilt sind. Auf allen Verwaltungsebenen werden lokale Volkskongresse gewählt, deren Entscheidungen auf lokaler Ebene oft über denen der Zentralregierung stehen. Die volkswirtschaftlichen Aktivitäten sowie politischen Rahmenbedingungen werden in der VR China seit 1953 in so genannten Fünfjahresplänen definiert. Der zehnte Fünfjahresplan, der im Zeitraum von 2001-2005 Bestand hatte, enthielt unter anderem die folgenden bedeutsamen Vorgaben: Schaffung eines modernen Transportsystems durch Ausbau der Infrastruktur; Förderung der Forschung, Wissenschaft und Bildung zum Abbau des Technologiedefizits zu anderen Wirtschaftsnationen; Wirtschaftswachstum von 7% pro Jahr; Steigerung des pro Kopf BIP auf 9400 Yuan; Senkung der Arbeitslosenzahlen; Förderung der Industrialisierung und Ausbau der Industriestruktur; Verringerung der Entwicklungsunterschiede zwischen den Küstenregionen und Zentral- und Westchina. Mit dem elften Fünfjahresplan unterstreicht die chinesische Regierung die marktwirtschaftliche Ausrichtung der VR China. Es sind unter anderem die folgenden Ziele enthalten: Ausbau der Systemreform und der Öffnung des Landes; Weitere Optimierung der Infrastruktur; Weitere Investitionen in Forschung, Bildung und Wissenschaft; Begrenzung der Preisfestlegungen durch den Staat auf 5% der Güter; Aufbau einer Ressourcen schonenden und umweltfreundlichen Gesellschaft.
Die Dissertation untersucht den politischen, sozio-kulturellen und ökonomischen Kontext, in dem sich die Windkraft im während 1970/80er Jahre zu einer international anerkannten Technologie entwickelt hat. Im Mittelpunkt steht der Zeitraum 1973-1991, die Pionierphase der Windenergienutzung. Diskussionen um Ressourcenknappheit und öffentliche Kritik am fossil-nuklearen Energiepfad haben während der 1970/80er Jahre in diversen Ländern zu einer partiellen Neuausrichtung der Energiepolitik geführt: Erstmalig wurden in größerem Umfang regenerative Energien, darunter auch Windkraft, gefördert. Dabei ähnelten sich die Programme in ihren Methoden und Zielgebungen. Ein Teil der konventionellen Kraftwerke sollte durch große Windparks ersetzt werden. Der Bau riesiger Prototyp-Windanlagen wurde finanziert. Aufgrund anhaltender technischer Mängel und niedriger Effizienz gelangte jedoch keines der Modelle zur Serienreife. Erfolgreich hingegen waren kleine Windanlagen, die während der Pionierphase nur in einzelnen Ländern gefördert wurden: Dänemark, Kalifornien, die Niederlande und Deutschland. Auf den dort gewonnenen Erfahrungen gründen die heutigen Erfolge bei der Nutzung der Windkraft. Daher konzentriert sich die Abhandlung auf diese Pioniermärkte. Im Rahmen eines Ländervergleichs verfolgt die Untersuchung sowohl technologische Fortschritte, als auch die Versuche zur Schaffung geeigneter institutioneller Umgebungen. In den Pionierländern mussten Lösungen für zahlreiche Probleme gefunden werden: Wie sollen die Windanlagen gebaut werden? Auf welche Weise sollen sie gefördert werden? Wer soll sie betreiben? Ein wichtiges Ergebnis besteht darin, dass die Pionierländer sowohl individuelle Wege gegangen sind, als auch vorhandene Lösungen anderer Märkte übernommen haben. Dem trägt die Methode insofern Rechnung als die jeweiligen nationalen Entwicklungen, nicht nur isoliert voneinander, sondern auch in ihrer zeitlichen Abfolge betrachtet werden. Erst auf diese Weise geraten die Ungleichzeitigkeiten der Pioniermärkte und die internationale Wechselseitigkeit der Lernprozesse ins Blickfeld. Die Pionierphase ist in vier etwa gleich lange Perioden zergliedert. Die Länder werden stets in denjenigen Zeiträumen betrachtet, wo sich dort wichtige Entwicklungen vollzogen haben. Der Einfluss dreier Akteursgruppen wird untersucht: Politisch-administratives System, Windanlagenindustrie und -betreiber. Sowohl was die Wahl der Anlagenkonzepte, die Organisation des Anlagenbetriebs, als auch die institutionelle Einbettung (bspw. Fördergesetze, Windpark-Genehmigungsverfahren und Testprozeduren) betrifft, kommt Dänemark unter den Pionieren eine Vorreiterposition zu. Dort hat sich unter zahlreichen möglichen Varianten eine bestimmte Konstellation frühzeitig als erfolgreich erwiesen. In Deutschland waren die Voraussetzungen für eine Übernahme dieses "dänischen Modells" gegeben. Hervorzuheben ist die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Windanlagenbetreiber, die nicht primär an Gewinnen interessiert waren, sondern Windkraft als Symbol für eine ökologische Energieversorgung begriffen. Bei diesen Akteuren handelte es sich in Dänemark um lokal verankerte Kooperativen. Hierzulande waren Bürgerwindgesellschaften aktiv, deren Mitglieder häufig der Anti-AKW-Bewegung angehörten. In Kalifornien und den Niederlanden hingegen, wo Investmentgesellschaften und traditionelle Energiewirtschaft das Feld dominierten, gelang eine Etablierung der Windkraft zunächst nicht. Allen Pioniermärkten war eine starke allgemeine Unzufriedenheit der Öffentlichkeit mit dem Ausbau der Atomkraft gemeinsam. Dieses gesellschaftliche Klima hatte indirekt die staatlichen Aktivitäten im Windenergiesektor gefördert. Erst zu Beginn der 90er Jahre, als hinreichend positive Erfahrungen mit der neuen Technologie vorlagen, setzte sich die Windenergie auch in Ländern durch, wo das allgemeine Interesse an der Energiepolitik und dem Umweltschutz geringer war. Dazu zählen Spanien, Griechenland und Großbritannien. Diese neuen Märkte werden in einem ausblickartigen Teil untersucht. Anders als in den Pionierländern avancierten die großen Energieversorger, von denen die neue Technologie zuvor kaum Ernst genommen wurde, jetzt zum wichtigsten Akteur. Diese Transformation wird als wichtiges Indiz für die Überwindung der Pionierphase gewertet. ; This PhD thesis analyzes the political, socio-cultural and economical context, leading to wind power as proven technology during 1970/80ties. The most attention ist given to the period of 1973-1991, the pioneer phase of wind power use. Discussions about scarity of resources and public critique about continued use of carbon and nuclear power during the 1970/80ties in several countries lead to a partial redirection of energy policy. For the first time renewable energies, including wind power, were sponsored at a larger scale. These programmes were similar in their methods and targets. Part of the convential power plants were intended to be replaced by large windparks. The construction of enormous prototype wind turbines was financed. Because of enduring technical problems and low efficiency none of these models ever reached the level of serial production. Instead, the support of small wind turbines was successful. During the pioneer phase there were only a few countries that chose this path: Denmark, California, the Netherlands and Germany. Todays" success of wind power use is based on the knowledge that was generated in these countries. That is why this study focuses on these pioneer markets. This country comparison analyses technological learning processes as well as the attempts to find appropriate institutional surroundings.In the pioneer countries there had to be found solutions for many problems: How should wind turbines be constructed? In which way should they be supported by the state? Who should operate them? An important result of this dissertation is that the pioneer countries followed national paths as well as they used knowledge that was already generated by other pioneers. The method considers this in so far that the national developments are not only examined isolated from each other, but in a time sequence. By this, it is possible to consider existing differences in time of developments and interdependent learning of countries. The pioneer phase is divided into four periods with a similar longitude. The countries are always analyzed in those periods where important developments occured. The influence of three actor groups is considered: Political-administrative system, wind turbine industry and operators of wind turbines. In any aspect Denmark took the leading role. This is the case for the choice of wind turbine technology, institutional framework (e.g. support-laws, windpark permission- and wind turbine test-procedures) and the way to operate wind turbines. A certain constellation of numerous different possibilities has early proved to be successful. In Germany there were good conditions to import this "danish model". It is important to stress the influence of civil windpark operators. For them, windpower was not in the first place a device to make money, but a symbol to show that ecologic energy production is possible. In Denmark, many locally rooted small cooperatives operated wind turbines. In Germany there were Bürgerwindgesellschaften, whose members often belonged to the anti-nuclear-movement. In contrast, in California and the Netherlands, where investment societies and large utility industry dominated the field, the establishment of wind power failed. In every pioneer country there occured a general dissatisfaction of the public because of the goverment planning to build nuclear power plants. This social situation indirectly supported the states" activities in the wind power sector. Not before the beginning of the 90ties, when much know-how was allocated, wind power could also be established in countries, where people were not interested in energy policy and environmental topics very much, e.g.: Spain, Greece and the United Kingdom. These new markets are considered in the outlook. In contrast to the pioneer countries, big utilities became the guiding actors in the field of wind power. Before they had never taken this technology seriously as a device to produce electricity. This transformation is understood to be an evidence that the pioneer phase of wind power has been overcome.
In den vergangenen Jahren . wurde die Arbeitsmarktpolitik in einigen Mitgliedsländern der Europäischen Union (EU) grundlegend reformiert, in anderen EU-Ländern sind solche Reformen im Gange oder stehen zur Debatte. Kennzeichnend für diese Entwicklung ist weder die Einführung neuer Maßnahmen noch die zum Teil beachtliche Veränderung des Umfangs bestehender Programme. Das Gemeinsame und Besondere dieser Reformen ist die Reorganisation der Arbeitsmarktpolitik, wobei vor allem mehr Wettbewerb und die Verlagerung der Zuständigkeiten nach unten die Anreize zu effektiverem Handeln vor Ort stärken sollen. Privatisierung, Regionalisierung, Dezentralisierung und Vernetzung sind deshalb die zentralen Stichworte der Örganisationsreform. Wie steht es mit den Erfolgsaussichten dieser Reformen und was können wir daraus lernen? Diese Studie will sich der Beantwortung dieser Fragen in drei Schritten annähern: Erstens durch die Entwicklung eines analytischen Bezugsrahmens zur Evaluierung solcher Organisationsreformen (Kapitel 1), zweitens durch die Anwendung dieses Bezugsrahmens auf die Reorganisation der Arbeitsmarktpolitik in vier ausgewählten Ländern - Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Niederlande - mit Schwerpunkt auf der Weiterbildung für Arbeitslose (Kapitel 2); und drittens in einem theoretischen Diskurs zu den organisatorischen Bedingungen einer erfolgreichen Weiterbildung für Arbeitslose (Kapitel 3). Der analytische Bezugsrahmen zielt auf eine sozio-ökonomische Synthese von Handlungs-, System- und Institutionentheorie. Er unterscheidet vier Filter, die bei einer vollständigen Evaluierung von Organisationsreformen zu berücksichtigen sind: Politikregimes, die Art und Inhalt von Programmen determinieren; Implementationsregimes, die die Effektivität der Umsetzung von Programmen beeinflussen; Anreizregimes, die letztlich die Akzeptanz der Programme bei den Politikadressaten bestimmen; und schließlich die Arbeitsmarktstruktur, die letztlich über den arbeitsmarktpolitischen Erfolg entscheidet. Dabei ist bei der Messung des Regimeerfolgs sowohl zwischen individuellen und gesellschaftlichen (Mikro-Makro) als auch zwischen ökonomischen und sozialen (Effizienz und Gerechtigkeit) Leistungskriterien zu unterscheiden. Die ersten drei Filter werden jeweils noch einmal in vier analytische Dimensionen untergliedert: in die Werte- und Motivationsstruktur, Kooperations- und Konfliktstruktur, Marktstruktur und Rechtsstruktur. Für alle vier Filter werden Erfolgsindikatoren diskutiert und soweit wie möglich operationalisiert. Organisation und Reorganisation der Arbeitsmarktpolitik in den vier ausgewählten Ländern werden dann diesem Raster entsprechend beschrieben und analysiert; synoptische Übersichten und Tabellen fassen die empirischen Ergebnisse zusammen. Die Studie kommt zum Schluß, daß die Hoffnungen, das Heil allein in Privatisierung und Dezentralisierung zu suchen, trügerisch sind. Vieles spricht dafür, daß die Organisation der Arbeitsmarktpolitik sich eines Mix von Koordinationsinstrumenten bedienen muß, in dem die Stärkung von Wettbewerb oder die Verlagerung der Verantwortung nach unten wesentliche, aber nicht die ausschließlichen Elemente sein können. Dieser Mix ist nicht beliebig, sondern vom Kontext und vom Steuerungsziel abhängig. In Zukunft wird es kein dominantes gesellschaftliches Steuerungsparadigma mehr geben. Weder Märkte noch zentrale politische Steuerung (Hierarchie) und schon gar nicht die vielbeschworenen Netzwerke können leitende Richtschnur für die Reorganisation zukunftsgerechter Arbeitsmarktpolitik sein. Zweifellos muß Arbeitsmarktpolitik die kooperativen Beziehungen verstärken; zweifellos müssen Vielfalt und Wettbewerb zwischen Anbietern von Weiterbildung gestärkt werden; zweifellos ist die effektive Kontrolle der Arbeitsverwaltung durch Dezentralisierung und erfolgsorientierte Budgetzuweisung zu verbessern; zweifellos sind aber auch eine aktivere zentrale Steuerung von Qualitätsstandards und ein entsprechendes Monitoring notwendig; und zweifellos ist die Revitalisierung einer gemeinschaftlichen Weiterbildungsethik, die das Recht auf Weiterbildung - wenn nicht de jure, so doch de facto - institutionalisiert, eine weitere notwendige Ergänzung zu den erwähnten Organisationsreformen. Kurz: Die paradoxe oder gar widersprüchlich erscheinende Vielfalt von Anforderungen an eine erfolgreiche Organisationsreform setzt das Prinzip der flexiblen Koordination voraus, dessen grundlegende Elemente am Schluß der Arbeit resümiert werden. ; In recent years labour market policy has been fundamentally reformed in some of the member states of the European Union (EU); in other EU states such reforms are under way or under discussion. What these reforms have in common and what is novel about them is the re-organisation of the implementation of labour market policy in order to improve the incentives for efficient actions especially by increased competition and by delegating responsibilities to the local level. Privatisation, regionalisation, decentralisation and networking, therefore, are the keywords for this organisational reform. What are the perspectives for success and what can we learn from these reforms? This study tries to answer these questions in three Steps: First by developing an analytical framework for the evaluation of organisational reforms (chapter 1); second by the application of this framework to the reorganisation of labour market policy - especially connected to the further training of the unemployed - in four selected countries of the EU, i.e. Denmark, Germany, Great Britain and the Netherlands (chapter 2); and third by a theoretical discourse about the organisational conditions of successfui further training of the unemployed (chapter 3). The analytical framework aims at a socio-economic integration of action theory, Systems theory and institutional theory. It distinguishes four filters that are necessary to be regarded in a complete evaluation study: Policy regimes which influence type and content of policy programmes; implementation regimes which determine whether the programmes put into action are effective; incentive regimes which decide upon the take-up of the programmes; and, finally, the labour market structure which filters or causes the overall effectiveness and efficiency. Careful distinction, thereby, has to be made between individual and social Performance measures (i.e., between micro and macro Performance), and between economic and social Performance criteria (i.e., between efficiency and equity). The first three filters are further differentiated by four analytical dimensions respectively: the value and motivational structure, the cooperation and conflict structure, the market structure and the legal structure. Performance indicators for all of the four filters are discussed and Operationalised as far as possible. Organisation and reorganisation of labour market policy in the four selected countries are then described and analysed by the screens of the framework; synoptic figures and tables summahze the empirical results. The study comes to the conclusion that the great hopes set in privatisation and decentralisation are delusive. The evidence suggests a mix of coordination mechanisms in which the endorsement of competition and the delegation of responsibilities to the local level are important but not exclusive elements. This mix is not arbitrary but depending on context and goals of the policy programmes. There will be no longer a dominant paradigm of societal coordination. Neither markets, nor hierarchies, nor the much applauded networks can serve as the central guidelines for re-organising labour market policy for the future. Certainly, labour market policy has to strengthen cooperative relationships; certainly, variety and competition between suppliers of further training has to be increased; certainly, effective control of the public labour administration can be improved by decentralisation and Performance oriented budget allocation; but there are also no doubts about the necessity of more central guidance and control through quality Standards and corresponding monitoring; and there are no doubts about the necessity of revitalising a communitarian culture of further training which institutionalises the right to further training de jure or at least de facto. In Short: The paradoxical or seemingly contradictory variety of criteria for a successfui organisational reform requires flexible coordination as a new principle, the elements of which are resumed in the concluding pari of this study.
Ensuring food security and halting biodiversity loss are two of the most pressing global sustainability challenges. Traditionally food security and biodiversity conservation were treated as mutually exclusive goals, and as a result, discourses and approaches were developed separately around each of these goals. Recently, however, sustainability science increasingly recognizes the close interdependence of food security and biodiversity and hence, pays greater emphasis to the need for integration of the two goals. Navigating pathways to ensure the successful integration of the two goals is, therefore, an important requirement. Attempts to identify pathways toward such integration have been dominated with a biophysical-technical focus that provides technical solutions to the integration of food security and biodiversity conservation. To this end, different food production techniques, and agricultural land use strategies have been widely considered as a solution to the food security-biodiversity nexus. While much scholarly attention has been given to the biophysical-technical dimensions, the social-political dimension, including equity, governance, and empowerment received little to no attention. By focusing on the poorly investigated social-political dimension, this dissertation aimed to identify governance properties that facilitate and impede the integration of food security and biodiversity conservation through an empirical case study conducted in a multi-level governance setting of southwestern Ethiopia. To address the overarching goal of this dissertation, first I examined how the existing widely discussed food security approaches and agricultural land use framework, land sparing versus land sharing unfold in the local context of southwestern Ethiopia. The finding in this dissertation indicated that the existing global framing of food security approaches as well as frameworks around agricultural land use has limited applicability in on-the-ground realities mainly because landscapes are complex systems that consist of stakeholders with multiple and (often) conflicting interests. This was evident from the finding that, unlike the binary framing of agricultural land use as land sparing and land sharing, local land use preference was not a matter of 'either/or', but instead involved mixed features exhibiting properties of both land sparing and land sharing. Moreover, in addition to the biophysical factors embedded in the existing food security approaches and land use frameworks, stakeholders preference involved social factors such as the compatibility of land use strategy with local values and traditions, which are mainly unaccounted in the existing global frameworks. Findings in his dissertation revealed that the existing reductionist analytical framings to the issues of food security and biodiversity conservation seldom address the complexity inherent within and between food security and biodiversity conservation sectors. Second, this dissertation identified governance structural and process related challenges that influence individual as well as integrated achievements of food security and biodiversity conservation goals. The result of the study showed that the governance of food security and biodiversity conservation was characterized by a strongly hierarchical system with mainly linear vertical linkages, lacking horizontal linkages between stakeholders that would transcend administrative boundaries. This type of governance structure, where stakeholders interaction is restricted to administrative boundaries could not fit with the nature of food security and biodiversity conservation because the two goals are complex in their own involving sub-systems transcending different policy sectors and administrative boundaries. Furthermore, with regard to the governance process, three key and interdependent categories of governance process challenges namely, institutional misfit, the problem of interplay, and policy incoherence influenced the achievement of individual and integrated goals of food security and were identified. Given the interdependence of these governance challenges, coupled with the complexity inherent in the food security and biodiversity conservation, attempts to achieve the dual goals thus needs an integrative, flexible and adaptive governance system Third, to understand how food security and biodiversity conservation unfold in the future, I explored future development trajectories for southwestern Ethiopia. Iterative scenario planning process produced four plausible future scenarios that distinctly differed with regard to dominating land use strategies and crops grown, actor constellations and governance mechanisms, and outcomes for food security and biodiversity conservation. Three out of the four scenarios focused on increasing economic gains through intensive and commercial agricultural production. The agricultural intensification and commercialization may increase food availability and income gains, but negatively affect food security through neglecting other dimensions such as dietary diversity, social justice and stability of supply. It also affects biodiversity conservation by causing habitat loss, land degradation, and water pollution, biodiversity loss. In contrast, one scenario involved features that are widely considered as beneficial to food security and biodiversity conservation, such as agroecological production, diversification practices, and increased social-ecological resilience. In smallholder landscapes such as the one studied here, such a pathway that promises benefits for both food security and biodiversity conservation may need to be given greater emphasis. In order to ensure the integration of food security and biodiversity conservation, recognizing their interdependence and addressing the challenges in a way that fits with the local dynamics is essential. In addition, addressing the food security-biodiversity nexus requires a holistic analytical lens that enables proper identification of system properties that benefit food security and biodiversity conservation. Moreover, this dissertation indicated that there is a clear need to pay attention to the governance structure that accommodates the diversity of perspectives, enable participation and strong coordination across geographical boundaries, policy domains and governance levels. Finally, this dissertation revealed opportunities to integrate food security and biodiversity through the pro-active management of social-ecological interactions that produce a win-win outcome. The win-win outcome could be achieved in a system that involve properties such as diversification and modern agroecological techniques, smallholders empowerment, emphasize adaptive governance of social-ecological systems, value local knowledge, culture and traditions, and ensure smallholders participation. While such diversification and agroecological practices may lack the rapid economic development that is inherent to the conventional intensification, it essentially create a system that is more resilient to environmental and economic shocks, thereby providing a more sustainable long-term benefit. ; Die Gewährleistung von Ernährungssicherheit und die Eindämmung des Verlustes der biologischen Vielfalt sind zwei der dringendsten globalen Herausforderungen, die für eine nachhaltige Entwicklung notwendig sind. Traditionell wurden Ernährungssicherheit und der Erhalt biologischer Vielfalt als sich gegenseitig ausschließende Ziele behandelt. In letzter Zeit wird in der Nachhaltigkeitswissenschaft jedoch zunehmend die enge Wechselbeziehung zwischen Ernährungssicherheit und biologischer Vielfalt anerkannt und damit wird auch verstärkt die Notwendigkeit der Integration dieser beiden Ziele betont. Die Entwicklung von Anwendungen und Lösungsansätzen für eine erfolgreiche Integration ist dabei ein wichtiger Schritt. Viele bisherige Versuche, sowohl Ernährungssicherheit als auch biologische Vielfalt zu gewährleisten, wurden von disziplinären und reduktionistischen Ansätzen dominiert, die oft auf technische Lösungen fokussieren. Zu diesem Zweck wurden besonders technische Lösungen zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion und Strategien zur Optimierung von Landnutzungsplanung vorgeschlagen. Während damit den biophysikalisch-technischen Aspekten sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, wurden die sozialen und politischen Dimensionen, wie zum Beispiel Gerechtigkeit, Governance und Empowerment, eher vernachlässigt. Diese Dissertation konzentrierte sich auf diese sozio-politische Dimension und zielte darauf ab, Steuerungsmechanismen im Sinne von Governance zu identifizieren, die die Integration von Ernährungssicherheit und den Erhalt von biologischer Vielfalt am Beispiel einer empirischen Fallstudie im Südwesten Äthiopiens ermöglichen oder behindern. Zunächst untersuchte ich dafür, wie sich bereits bestehende Ansätze zur Integration von Ernährungssicherheit und Biodiversität, wie z.B. dem 'Land sparing/Land sharing' Ansatz, im lokalen Kontext der Fallstudienregion entfalten. Die Ergebnisse dieser Dissertation zeigten, dass die derzeit dominierenden konzeptionellen Ansätze zur Integration nur eingeschränkt anwendbar sind, da Agrarlandschaften komplexe sozial-ökologische Systeme sind und deren Akteure unterschiedliche und teilweise gegensätzliche Interessen verfolgen. Dies wurde besonders daran deutlich, dass z.B. im Gegensatz zum binären Denkmodel von land sparing/land sharing die tatsächlichen Landnutzungspräferenzen eher Mischformen aus intensiver landwirtschaftlicher Nutzung und weniger intensiver, umweltfreundlicherer Nutzung aufwiesen. Des Weiteren beinhalteten die Präferenzen zur zukünftigen Entwicklung häufig soziale Faktoren, wie z.B. die Vereinbarkeit von Landnutzungsstrategien mit lokalen Werten und Traditionen, die in den bestehenden globalen Ansätzen und Diskussionen größtenteils unberücksichtigt bleiben. Die Ergebnisse dieser Dissertation zeigen, dass die bestehenden reduktionistischen analytischen Rahmenbedingungen zu den Themen Ernährungssicherheit und Erhaltung der biologischen Vielfalt selten der Komplexität des Wirkungsfeldes von Ernährungssicherheit und Biodiversität in tatsächlichen Landschaften gerecht werden. Zweitens wurden durch diese Dissertation strukturelle und prozessbezogene Herausforderungen für Governance im Südwesten Äthiopiens identifiziert, die sowohl die individuellen Ziele von Ernährungssicherheit und Biodiversität, als auch deren Integration beeinflussen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Steuerung von Ernährungssicherheit und biologischer Vielfalt durch ein stark hierarchisches System gekennzeichnet ist, welches hauptsächlich lineare, vertikale Verknüpfungen aufweist und keine horizontalen Verknüpfungen zwischen den Beteiligten beinhaltet, welche auch Verwaltungsgrenzen überbrücken würden. Diese Art der Governance-Struktur, bei der die Wechselwirkungen zwischen Interessengruppen auf Verwaltungsgrenzen beschränkt sind, steht der Integration von Ernährungssicherheit und dem Erhalt von Biodiversität entgegen, da die beiden Ziele für sich genommen schon komplex sind und außerdem eine größere räumliche Dynamik entfalten als die bestehende Verwaltungsgrenzen vorgeben. Im Hinblick auf den Governance-Prozess wurden drei wichtige und voneinander abhängige Herausforderungen identifiziert, nämlich institutionelle Fehlanpassungen (misfit), das Problem des Zusammenspiels (interplay) und der Policy-Inkohärenzen (incoherence). Angesichts der wechselseitigen Abhängigkeiten dieser Governance-Herausforderungen und der Komplexität, die mit Ernährungssicherheit und dem Erhalt biologischer Vielfalt einhergehen, ist ein integratives, flexibles und anpassungsfähiges Governance-System erforderlich. Drittens habe ich untersucht wie sich Ernährungssicherheit und biologischen Vielfalt im Südwesten Äthiopiens in Zukunft verändern könnten. Mit Hilfe der Methode der partizipativen Szenarienplanung wurden vier plausible Zukunftsszenarien entwickelt. Die Szenarien unterschieden sich in Bezug auf Landnutzungsstrategie, Akteurskonstellation, Governance-Mechanismen, sowie der erreichten Ernährungssicherheit und biologischen Vielfalt. Drei der vier Szenarien konzentrierten sich auf die Steigerung des wirtschaftlichen Gewinns durch intensivierte und kommerzialisierte landwirtschaftliche Produktion. Die Intensivierung und Kommerzialisierung der Landwirtschaft können zwar die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und die Einkommensgewinne erhöhen, sie können die Ernährungssicherheit jedoch auch beeinträchtigen, indem andere Dimensionen wie die z.B. Nahrungsmittelvielfalt, die soziale Gerechtigkeit und die Versorgungsstabilität vernachlässigt werden. Außerdem führen diese zu einem Verlust an biologische Vielfalt, da z.B. Lebensräume verloren gehen oder sich Boden- und Wasserqualität verschlechtern. Im Gegensatz dazu umfasste ein Szenario Merkmale, die allgemein als vorteilhaft für die Ernährungssicherheit und den Erhalt der biologischen Vielfalt angesehen werden können. Dieses Szenario beinhaltet agroökologische Produktionsmethoden, eine Diversifizierung von Einkommensquellen und eine erhöhte sozial-ökologische Resilienz. Um die Integration von Ernährungssicherheit und den Erhalt von biologischer Vielfalt zu gewährleisten, ist es unerlässlich, deren gegenseitige Abhängigkeit zu erkennen und die Herausforderungen in einer Weise anzugehen, die den lokalen sozial-ökologischen Bedingungen entspricht. Außerdem ist ein ganzheitlicher analytischer Ansatz erforderlich, um Systemeigenschaften zu identifizieren, die sowohl der Ernährungssicherheit als auch dem Erhalt von Biodiversität zugutekommen. Durch diese Dissertation wurde deutlich, dass eine erfolgreiche Governance im Südwesten Äthiopiens unterschiedliche Perspektiven berücksichtigen und eine Beteiligung und Koordinierung über geografische Grenzen, politische Bereiche und Führungsebenen hinweg ermöglichen sollte. Durch die Entwicklung von Zukunftsszenarien zeigte diese Arbeit Möglichkeiten zur Integration von Ernährungssicherheit und biologischer Vielfalt durch ein proaktives Management sozial-ökologischer Interaktionen auf. Insbesondere würde eine Integration der beiden Ziele durch Strategien zur Diversifizierung von Einkommensquellen, moderne agrarökologische Methoden, eine Stärkung der Rechte von und der Beteiligung von Kleinbauern, einer Betonung von adaptiver Governance und die Wertschätzung lokaler Kenntnisse, Kultur und Traditionen umfassen. Obwohl ein solcher Ansatz möglicherweise keinen raschen wirtschaftlichen Erfolg bringen würde, schüfe er doch ein System, das widerstandsfähiger gegenüber Umwelt- und Wirtschaftsschocks ist und ein langfristig nachhaltigere Entwicklung ermöglicht.
Diese Dissertation umfasst vier Artikel, die während meiner Doktorandenzeit (2008-2011) entstanden sind und sich mit einer Vielfalt an Menschenrechtsthemen auseinandersetzen, welche mit Hilfe ökonomischer Analysen betrachtet werden. In allen Artikeln werden sozio-ökonomische Probleme im Hinblick auf gefährdete Bevölkerungsteile zum Beispiel Frauen und die daraus resultierenden politischen Implikationen in der Zeit der Globalisierung betrachtet. Es handelt sich hierbei um ein bis heute nicht sehr weit erforschtes Feld in der ökonomischen Literatur. Meine Forschung basiert in der Analyse auf drei miteinander verbundenen Säulen, die im Folgenden näher beschrieben werden.Bei der ersten Säule handelt es sich um Geschlecht . Frauen sind in den meisten Ländern gesellschaftliche Minderheiten. Ihre Stärkung stellt einen entscheidenden Pfeiler für die Entwicklung gesellschaftlicher und politischer Entwürfe dar. Während meiner Forschungsarbeiten, untersuche ich institutionelle und soziale Voraussetzungen zur Verbesserung der Rechte von Frauen, insbesondere unter den Bedingungen globaler politischer Steuerungsstrukturen. Meine empirischen Ergebnisse zeigen, dass Rechte von Frauen durch gemeinsame Anstrengungen von globalen Vorgaben zur Förderung von Geschlechtergerechtigkeit und inländischen demokratischen Institutionen verbessert werden können. Des Weiteren zeigt meine Analyse, anders als vorherige Studien, dass eher die soziale als die ökonomische Globalisierung eine führende Rolle bei der Verbesserung von fundamentalen Rechten für Frauen spielt.Bei der zweiten Säule handelt es sich um Menschenhandel . Menschenhandel ist eines der am schnellsten wachsenden transnationalen Verbrechen in unserem Zeitalter der Globalisierung. Häufig handelt es sich auch hierbei um ein geschlechtsspezifisches Verbrechen mit einer Mehrzahl von weiblichen Opfern. Internationale Strukturen gegen Menschenhandel sowie ihre Auswirkungen bilden meinen Forschungsfokus. In meinem Bestreben, politische Strategien gegen Menschenhandel zu messen und das Bemühen von Regierungen zur Verringerung des Problems zu beurteilen, habe ich den Index zur Messung politischer Maßnahmen gegen Menschenhandel (Anti Human Trafficking Index) entwickelt. Bei der Verwendung des Indexes, haben Axel Dreher, Eric Neumayer und ich empirische Ergebnisse erhalten die darauf hindeuten, dass aufgrund voneinander abhängiger Politikmaßnahmen zwischen Ländern die politischen Maßnahmen gegen Menschenhandel weltweit durch spatiale Zusammenhänge mitdefiniert sind. Dies wird vor allem durch räumliche Effekte über negative Externalitäten und Lernprozesse deutlich. Meine Studie zusammen mit Krishna C. Vadlamannati demonstriert zudem, dass seitens der Länder strategische Verhaltensmuster in der Zusammenarbeit mit Strukturen gegen Menschenhandel sichtbar sind, wenn die bedeutendsten globalen Mächte spürbaren Druck ausüben.Meine Dissertation schließt mit der letzten Säule Politik ab, welche sich mit der bedeutenden Rolle von globalen Regierungsstrukturen und Politikausarbeitung in einer Weltlage der gegenseitigen Abhängigkeiten befasst. Meine Forschung stützt dabei die Annahme, dass das gemeinsame Bestreben zwischen Akteuren auf globaler Ebene von entscheidender Bedeutung ist um Ungleichheiten zwischen Geschlechtern und den Auswirkungen von Menschenhandel entgegenzuwirken. ; This dissertation includes four papers prepared during my PhD study period (2008-2011), investigating a variety of topics on human rights through economic analyses. All the papers discuss the socio-economic problems related to vulnerable populations such as women and their policy implications in the era of globalization. Such problems can be investigated from three important, interconnected angles and my research comprises of these three pillars.The first pillar is gender . Women are arguably societal minorities in most countries and their empowerment is a critical part of the development of a society and policy design. Through my research, I investigate institutional and social conditions which can enhance women s rights, particularly under global governance. My empirical findings suggest that women s rights can be promoted through the joint efforts of the global gender regime together with domestic democratic institutions. Furthermore, distinguished from the existing literature, my study shows that social globalization, rather than economic globalization, can be a driving force in improving women s fundamental rights.The second pillar is human trafficking . Human trafficking has been one of the fastest growing transnational crimes in the era of globalization and continues to be today. It is also often a gender-based crime, with the majority of victims being females. My research focuses on the international anti-trafficking regimes and their effects. As an effort to measure anti-trafficking policy, I developed the Anti-trafficking Policy Index to evaluate governmental efforts in combating the problem. By utilizing this Index, I together with Axel Dreher and Eric Neumayer find empirical evidence that anti-trafficking policy is diffused worldwide through interdependent policy-making decisions across countries. This occurs namely through spatial effects via negative externalities and learning processes. Additionally, my study together with Krishna C. Vadlamannati suggests that countries demonstrate a strategic behavioral pattern in complying with the anti-trafficking regime under the presence of the pressure from the major global powers.Concluding my dissertation, the last pillar, policy , looks at the important role of global governance and interdependent policy-making today. This observation leads to policy implications implying that joint efforts among stakeholders at the global level are crucial to tackling gender inequality and human trafficking, two critical problems related to vulnerable people in the 21st century.The economics of human rights, the central theme of my dissertation, is concerned with issues related to the human rights of vulnerable people, an understudied field in the economics literature to date. My dissertation contributes to the literature by introducing and empirically analyzing the three interconnected pillars, with evidence suggesting that these are crucial issues in the area of human rights in the 21st century.
Die fünf Essays dieser Dissertation behandeln Themen aus dem Bereich der Entwicklungs- und Umweltökonomie. Alle Essays analysieren wie die Produktion von CO2 Emissionen beeinflusst oder reguliert werden kann. Das Treibhausgas CO2 ist eine der größten Externalitäten der Geschichte menschlicher Entwicklung. Die einzelnen Essays zeigen wie lokale Klimaveränderungen das menschliche Wohlbefinden beeinflussen und welche monetären Kosten mit einem Anstieg der Durchschnittstemperatur in Lateinamerika verbunden sind. Außerdem betrachten die Essays Hauptdeterminanten von CO2 Emissionen auf haushalts- oder nationalem Niveau, und bestimmen den Erfolg aktueller Klimapolitik um CO2 Emissionen zu reduzieren. Das letzte Essay betrachtet die momentane und zukünftige Verteilung von CO2 Emissionen wenn verschiedene Politikszenarien realisiert werden würden. Das erste Essay befasst sich mit dem Effekt von klimatischen Veränderungen auf das Wohlfahrtsniveau in Lateinamerika. Als Wohlfahrtsmaß kommen dabei subjektive Selbstaussagen zum Einsatz. Subjektive Wohlfahrt erfasst nicht nur Veränderungen im Einkommen, sondern auch Veränderungen in anderen Lebensbereichen wie dem Zugang zu Bildung oder Gesundheitseinrichtungen. Generell kommt die Studie zu dem Schluss, dass eine Temperatur im Bereich von 20 Grad Celsius und Niederschlag bis 247mm optimal sind. Höhere monatliche Durchschnittstemperaturen oder Niederschläge sind mit Wohlfahrtsverlusten verbunden. Eine globale Erwärmung von mehr als 2 Grad Celsius wird mit Wohlfahrtsverlusten in Lateinamerika einhergehen. Das zweite Essay analysiert Haushaltsemissionen in Form des Kohlenstoff-Fußabdrucks in Indien. Dabei liegt das Augenmerk auf dem Effekt von Einkommenswachstum und sozio- ökonomischen Veränderungen innerhalb der Haushalte. Ein höheres Haushaltseinkommen führt zu einem stärkeren Konsumverhalten aber gleichzeitig auch zu weniger CO2- intensiven Konsummustern. Dennoch kann der Mehrkonsum an CO2-armen Gütern, wie zum Beispiel Bildung, den Anstieg der Haushaltsemissionen, aufgrund höheren Einkommens, nicht kompensieren. Das dritte Essay betrachtet in wie fern aktuelle internationale Klimapolitik einen Einfluss auf CO2 Emissionen genommen hat. Dabei zeigt sich, dass Länder, welche Verpflichtungen im Rahmen des Kyoto Protokolls eingegangen sind, im Durschnitt 6.5% weniger CO2 emittiert haben, als vergleichbare Länder mit ähnlichem Einkommens- und Bevölkerungswachstum aber ohne Verpflichtungen. Das vierte Essay geht auf die Hauptdeterminante des CO2 Emissionswachstums ein, nämlich Einkommen. Dabei wird aber nicht nur der Effekt von Veränderungen im Einkommen, sondern auch der Effekt von Veränderungen in der Einkommensverteilung auf CO2 Emissionen untersucht. Einkommensungleichheit wirkt sich abhängig vom gegenwertigen Ungleichheitsniveau auf CO2 Emissionen aus. Für Länder mit einer hohen Einkommensungleichheit ist der Effekt positiv, das heißt mit sinkender Einkommensungleichheit sinken CO2 Emissionen. Für Länder mit niedriger Ungleichheit ist der Effekt negativ. Ein weiterer Abbau der Einkommensungleichheit würde dort mit steigenden CO2 Emissionen einhergehen. Das fünfte Essay befasst sich mit der globalen Verteilung von pro Kopf CO2 Emissionen. Dabei geht es darum inwiefern der Energiemix und der sektorale Aufbau einzelner Volkswirtschaften zu dieser ungleichen Verteilung von pro Kopf CO2 Emissionen beigetragen haben. Der Abbau schwerer Industrie in OECD Ländern und der verstärkte Einsatz von Kohle in nicht-OECD Ländern haben dabei zu einem Rückgang der globalen Ungleichheit in CO2 Emissionen geführt. Langfristig gesehen kann es sein, dass die Emissionsungleichheit ab 2040 wieder steigen wird. Jedes Essay trägt in seinem Feld zur betreffenden Literatur bei. Die Essays analysieren wie jegliche ökonomische Aktivität (hauptsächlich Konsum) CO2 Emissionen verursachen, welche wiederum für Veränderungen im Klima verantwortlich gemacht werden. Diese Veränderungen im Klima gehen mit lokalen Wohlfahrtsverlusten einher. Nationale Politikmaßnahmen wie zum Beispiel Maßnahmen zur Einkommensumverteilung können einen ambivalenten Einfluss auf CO2 Emissionen haben. Politikmaßnahmen um das Konsumverhalten und Konsummuster zu beeinflussen könnten ein effizientes Mittel zur Regulierung von CO2 Emissionen in reichen Ländern darstellen. Generell könnten internationale Klimapolitikmaßnahmen nationale Politikmaßnahmen katalysieren. ; The five essays of this dissertation combine topics from development and environmental economics. All essays treat the overall topic on how to influence and regulate the production of CO2 emissions. The green house gas CO2 is one of the biggest externalities from human development during the last century. The essays give insight on how changes in local climate conditions affect human wellbeing and what are the potential monetary loses from a rise in average temperature in Latin America. They further analyze the major drivers of CO2 emissions at the household as well as national level and assess how current international climate policy has contributed to reduce CO2 emissions. The last essay gives an overview on how unequal emissions are globally distributed and what will be the future distribution of CO2 emissions when taking different policy scenarios into account. The first essay analyzes how changes in local climatic conditions affect the level of welfare in Latin America. Self reported wellbeing levels are used as a proxy for individual welfare. Subjective wellbeing does not only account for changes in individual income but also for changes in other areas, which determine overall welfare, such as the access to health care or schooling. The study finds that a temperature up to 22 degrees Celsius and rainfall up to 247mm are beneficial for human wellbeing. Higher temperatures or rainfall go in line with welfare loses. A global average warming of 2 degrees Celsius would go in line with welfare loses in Latin America. The second essay analyzes household emissions from consumption, the so-called carbon footprint, in India. The study focuses on the effect of changes in income and the socio- economic composition of the household. A higher household income leads to higher consumption but at the same time the goods, which are consumed change towards lower carbon intensive goods. Still the change in the consumption pattern does not offset the higher carbon footprint due to overall higher consumption rates with rising income. The third essay evaluates how current international climate policy did influence CO2 emissions. Countries with obligations from the Kyoto Protocol did indeed emit on average 6.5% less CO2 than comparable countries with similar income and population growth but without any commitments from Kyoto Protocol. The fourth essay analyzes the main determinant of rising CO2 emissions, namely income. The focus is not on changes in income but on changes in the income distribution within a country and its effect on CO2 emissions. The relationship between carbon dioxide emissions per capita and income inequality is U-shaped: for countries characterized by high income inequality, reductions in income inequality are associated with lower per capita emissions. For less unequal societies, reductions in income inequality are associated with increases in carbon emissions per capita. The fifth essay studies the global distribution of per capita CO2 emissions. The focus is on the effect the energy mix and the sectoral composition have on emission inequality. The decline of heavy manufacturing in OECD countries and the rise of using coal in non- OECD countries led to a decline of global inequality in per capita CO2 emissions. In the long run there is the possibility that emission inequality will rise again. Each essay contributes to the literature in its specific field. They analyze how economic activities (mostly consumption) influence CO2 emissions, which are considered responsible for changes in climatic conditions. At the same time those changes in climatic conditions affect human wellbeing and go in line with monetary loses. National policies such as redistributive policies can have an influence on national CO2 emissions in both directions and have to be well planned. Policies to influence consumption habits towards less CO2 intensive goods could be efficient to regulate CO2 emissions but might only be feasible in richer countries. International climate policies have shown an impact on CO2 emissions among participating countries. International policies can help to get national policies to reduce CO2 emissions on the way.
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Vortrag von Sina Marie Nietz bei Festo am 24.10.2019 (verschriftlichte Form)Der Titel dieses Vortrags beinhaltet mehrere "Riesenbegriffe": Globalisierung und Digitalisierung, zwei Begriffe, die heutzutage geradezu inflationär genutzt werden und dabei ganz unterschiedliche Prozesse und Entwicklungen beschreiben. Autonomer Individualverkehr, Pflege-Roboter, softwaregesteuerte Kundenkorrespondenz und Social Media, Big-Data-Ökonomie, Clever-Bots, Industrie 4.0. Die Digitalisierung hat ökonomische, kulturelle und politische Auswirkungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Die zunehmenden technischen Möglichkeiten vor allem durch KI zwingen uns auch zu einer Auseinandersetzung mit ethischen Fragen und unseren bisherigen Konzepten von Intelligenz. Was zeichnet menschliches Handeln aus? Wie unterscheidet sich menschliche, natürliche Intelligenz von Künstlicher? Die Frage, was menschliches Handeln und menschliche Intelligenz von Maschinen unterscheidet, wird aus einem Alltagsverständnis heraus häufig mit Emotionen wie Empathie, Mitgefühl, Einfühlungsvermögen, Mitmenschlichkeit beantwortet. All diese Begriffe wollen wir nun zunächst einmal unter "emotionaler Intelligenz" zusammenfassen, bevor wir uns zu einem späteren Zeitpunkt näher damit auseinandersetzen werden.Globalisierung – ein weiterer überaus komplexer Begriff, der genutzt wird, um ganz unterschiedliche Prozesse zu beschreiben. Globalisierung meint die Verflechtung von Handelsbeziehungen und Kommunikationstechnologien sowie den Anstieg von Mobilität. Globalisierung umfasst zunehmende transnationale Abhängigkeiten in Form von losen Abkommen, Verträgen und Gesetzen. Globalisierung bedeutet auch, dass Organisationen wie NGOs, transnationale Institutionen, Konzerne und Staaten über Ländergrenzen hinweg agieren und kooperieren. Globalisierung meint jedoch auch globale Herausforderungen wie internationalen Terrorismus und vor allem die Klimakatastrophe. In dieser Zeit zunehmender Verflechtungen und internationaler Abhängigkeiten lassen sich gleichzeitig nationalistische Tendenzen beobachten, die der zunehmenden Öffnung gesellschaftliche Abschottung entgegenzusetzen versuchen. Die Frage nach Öffnung oder Abschottung polarisiert und spaltet. In der Wissenschaft wird von einer neuen gesellschaftlichen Konfliktlinie, einer cleavage gesprochen. Die cleavage zwischen Öffnung und Abschottung, zwischen Kosmopoliten und Nationalisten, zwischen Rollkoffer und Rasenmäher.Die Ergebnisse der letzten Europawahlen im Mai 2019 haben jene cleavage eindeutig widergespiegelt. Die etablierten Parteien, allen voran CDU/CSU und SPD, haben erneut massiv Wählerstimmen eingebüßt. Wohingegen auf der einen Seite der neuen gesellschaftlichen Konfliktlinie die AfD mit ihrem Abschottungskurs und auf der anderen Seite die Grünen, die klare Kante für Kosmopolitismus verkörpern, Stimmenzuwächse verzeichnen konnten. Auch in anderen europäischen Ländern sahen die Wahlergebnisse programmatisch vergleichbarer Parteien ähnlich aus.Bereits seit der Wirtschafts- bzw. "Eurokrise" erhalten rechtspopulistische Parteien zunehmend Zuspruch in ganz Europa. Deutschland war mit der AfD in dieser Hinsicht ein Nachzügler. Der Begriff "Rechtspopulismus" ist dabei nicht ganz unproblematisch. Zum einen dient er als sogenannter "battle term", um gegnerische Parteien oder PolitikerInnen zu degradieren. Zum anderen findet er keine einheitliche Verwendung, sondern wird genutzt, um einen Politikstil, eine rhetorische Strategie, eine Mobilisierungsstrategie oder eine politische Ideologie zu bezeichnen. Des Weiteren bildet sich zunehmend der Konsens heraus, dass mit dem Begriff auch die Gefahr der Verharmlosung in Bezug auf Parteien oder Personen einhergeht, die ihrer politischen Gesinnung nach eigentlich als rechtsradikal bis rechtsextrem einzuordnen sind. Trotz dieser Schwierigkeiten hat sich in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Publikationen ein wissenschaftlicher Konsens geformt. Im Folgenden soll die Definition von Rechtspopulismus nach Jan Werner Müller, einem der federführenden Populismusforscher in Deutschland, umrissen werden. Populismus leitet sich von dem lateinischen Wort "populus", zu deutsch "Volk", ab. Der Bezug auf das Volk ist für jede Form des Populismus essenziell. In der Logik des Populismus stehen "dem Volk" die "korrupten Eliten", das Establishment gegenüber ("Altparteien", "Eurokraten"…). Es ist prinzipiell variabel, wer zu den Eliten zählt. In diesem Zusammenhang wird häufig das vermeintliche Paradoxon Donald Trump angeführt. Dieser zählt aufgrund seines Vermögens definitiv zu einer finanziellen Elite, kann sich jedoch aufgrund seines Mangels an Politikerfahrung als Politikaußenseiter, als "Mann aus dem Volk" und Sprachrohr des Volkes darstellen.Jan Werner-Müller zufolge sind RechtspopulistInnen immer anti-elitär, doch nicht jeder, der Eliten kritisiert, ist auch automatisch ein Rechtspopulist. Es muss immer noch ein zweites Kriterium gegeben sein, nämlich das des Anti-Pluralismus. In einer pluralistischen Gesellschaft konkurrieren zahlreiche verschiedene Organisationen, gesellschaftliche Gruppierungen und Parteien um wirtschaftliche und politische Macht. Es herrscht außerdem Vielfalt in Form von Meinungen und unterschiedlichen Lebensentwürfen. Rechtspopulismus lehnt diese Vielfalt ab. Es findet demnach nicht nur eine Abgrenzung nach oben zu "den Eliten", sondern auch nach unten ("Sozialschmarotzer") bzw. außen ("der Fremde", "der Islam", "die Flüchtlinge", Homosexuelle) statt. Rechtspopulistische Repräsentanten behaupten, ein homogen gedachtes "wahres Volk" mit einem einheitlichen Volkswillen zu vertreten. So wird ein moralischer Alleinvertretungsanspruch postuliert. Da der homogen konstruierte Volkswille in der Logik des Rechtspopulismus a priori feststeht und RechtspopulistInnen diesen repräsentieren, bedarf es keiner anderen Parteien oder Vertreter. Daraus ergibt sich jedoch ein Logikproblem, wenn sie dann bei Wahlen nicht die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen können. So betrug der Stimmenanteil der AfD bei der Bundestagswahl 2017 12,6%. Um diese Differenz "erklären" zu können, werden verschwörungstheoretische Erklärungsmuster wie das einer "schweigenden Mehrheit" herangezogen. Es werden gezielt Zweifel am politischen System, an den Medien ("Lügenpresse") und der Wissenschaft gesät. Es wird auf vermeintliche Fehler im System und die angebliche Unterdrückung des "eigentlichen Volkswillens" verwiesen. So schaffen RechtspopulistInnen eine Parallelwelt der "alternativen Fakten" und tragen zur Spaltung der Gesellschaft bei.Betrachtet man die verschiedenen rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen in Europa, stößt man auf Unterschiede in deren Inhalten und Strategien. So hat Geert Wilders in den Niederlanden beispielsweise immer eine sehr liberale Gesellschaftspolitik vertreten, etwa in Form liberaler Abtreibungsgesetze und der Befürwortung gleichgeschlechtlicher Ehen. In Polen fährt die PiS-Partei hingegen einen katholisch geprägten konservativen Kurs hinsichtlich gesellschaftspolitischer Themen, wie auch die FPÖ in Österreich. Als gemeinsame Klammer dient allen rechtspopulistischen Parteien ihre ablehnende bis feindliche Haltung gegenüber Migration und "dem Islam". Die ausgrenzende Gesinnung bildet demnach das Kernelement rechtspopulistischer Ideologien. Das bedeutet, dass es keinen Rechtspopulismus ohne Feindbilder gibt.Und damit wären wir bei der ersten These meines heutigen Vortrags: Feindbilder sind das Kernelement von Rechtspopulismus. Rechtspopulistische Parteien greifen gezielt xenophobe Vorurteile, Stereotype und Emotionen wie Angst und Hass auf, schüren diese und verbreiten sie so. Wir werden gleich noch darauf zu sprechen kommen, wie sie dies genau machen. Vorurteile sind eine effektive Strategie, um Ungleichheit oder die Entstehung von Ungleichheit zu legitimieren. Hier dockt der Populismus perfekt an die bereits vorhandene Ungleichheitsideologie unserer meritokratischen Leistungsgesellschaft an. Unsere freie Marktwirtschaft basiert auf der Annahme der Notwendigkeit von Ungleichheit und legitimiert diese durch unterschiedliche Mechanismen. Stichworte in diesem Kontext lauten: survival of the fittest, Leistungsprinzip, Konkurrenzdruck in Zeiten von Outsourcing von Arbeitsplätzen und Zeitarbeit, Selbstoptimierung, Humankapital.Ich würde Sie an dieser Stelle gerne zu einem kurzen Exkurs in die Kognitionswissenschaft einladen, um die Bedeutung von Vorurteilen und Stereotypen für das menschliche Denken und Handeln näher zu erläutern. Der menschliche Verstand benötigt Kategorien zum Denken, zum Einordnen und Verarbeiten von Sinneseindrücken und Informationen. Andernfalls würde der Prozess der Informationsverarbeitung viel zu viel Zeit beanspruchen und wir wären nicht handlungsfähig. Wir ordnen unsere Eindrücke also bestimmten, vorgefertigten Kategorien zu. Innerhalb einer Kategorie erhält nun alles dieselbe Vorstellungs- bzw. Gefühlstönung. Der Grad der Verallgemeinerung hängt mit dem Wissen über die einzuordnende Information zusammen. Auf die rechtspopulistischen Ausgrenzungsstrategien bezogen ergibt sich Folgendes: Es wird das Feindbild "Islam" konstruiert und mit Eigenschaften wie "Gewalt" und "Terror" verknüpft. Dabei wird nicht zwischen verschiedenen Strömungen und Glaubensrichtungen unterschieden, sondern alles zu einem homogenen Gebräu innerhalb derselben Kategorie umgerührt. Individuen, die aufgrund von Herkunft, Religionszugehörigkeit, Ethnie etc. dieser Gruppe zugezählt werden, werden als Teil der Feindgruppe gedacht, nicht als Individuen. Sie werden objektiviert und entmenschlicht. Das Leiden des Einzelnen geht in der Masse unter und Empathie wird verhindert. Einzelne Ausnahmen werden als solche anerkannt, um das Gesamtbild, bzw. die gebildeten Kategorien, aufrechterhalten zu können. Und damit sind wir bei der zweiten These angelangt: Die Verallgemeinerung rechtspopulistischer Ausgrenzungsstrategien verhindert Empathie.Die einfache Zweiteilung des Freund-Feind-Denkens geht mit einer enormen Reduktion von Komplexität einher - ein attraktives Angebot in Zeiten zunehmender Komplexität und Undurchschaubarkeit (Stichwort Globalisierung). Doch wie werden diese Feindbilder nun genau erzeugt und aufrechterhalten? Hierzu bedienen sich rechtspopulistische Akteure unterschiedlicher rhetorischen Strategien.Rechtspopulistische Sprache ist zumeist eine reduktionistische und sehr bildhafte Sprache. Es werden häufig Metaphern verwendet, die Träger einer Botschaft sind. So ist der im Kontext der Migrationsbewegungen ab 2015 oft verwendete Begriff "Flüchtlingswelle" kein neutraler Begriff. Die Zusammensetzung der beiden Worte "Flüchtlinge" und "Welle" impliziert eine unaufhaltsame Naturgewalt, gegenüber der es sich durch Bauen eines Dammes abzuschotten gilt. Zudem finden auch biologistische Metaphern wie "Flüchtlingsschwärme" ihren Einzug in rechtspopulistische Narrative. Die Entlehnung nationalsozialistisch geprägter Begriffe wie beispielsweise "völkisch" durch Akteure der AfD hat nicht nur einmal zu medialer Aufmerksamkeit geführt. Weitere häufig verwendete rhetorische Strategien und Stilmittel sind Wiederholungen, Wortneuschöpfungen, Tabubrüche, kalkulierte Ambivalenz und auch die eingangs erwähnten Verschwörungstheorien. Ich möchte diese Stilmittel nicht im Einzelnen näher ausführen. Aber ich möchte auf die Beziehung zwischen Rechtspopulismus und Medien aufmerksam machen. Es gab in den vergangenen Monaten zahlreiche Beispiele für Tabubrüche seitens der AfD, die nach und nach zu einer Diskursverschiebung geführt hat, die mit einer Normalisierung von Gewalt in der Sprache im öffentlichen Diskurs einhergeht.Medien und Populismus folgen ähnlichen Kommunikationsstrategien wie beispielsweise Personalisierung, Emotionalisierung, Dramatisierung und Komplexitätsreduktion. Trotz der grundlegend feindlichen Einstellung rechtspopulistischer Parteien gegenüber der "Lügenpresse" gehen Populismus und Massenmedien eine Art Symbiose ein. Die Massenmedien sind auf Schlagzeilen angewiesen und die PopulistInnen auf mediale Aufmerksamkeit. Eine besondere Rolle spielen insbesondere seit dem letzten US-Wahlkampf soziale Medien wie Twitter. Trump bezeichnete sich einmal selbst als den "Hemingway der 140 Zeichen". Durch seine kurzen Tweets in einer einfach gehaltenen Sprache vermittelt er Nahbarkeit und inszeniert sich als Sprachrohr des Volkes. Immer in Abgrenzung zu der abgehobenen, korrupten Politikelite mit ihrer "political correctness". Es scheint, als würden "gefühlte Wahrheiten" schwerer wiegen als Fakten, so wird häufig vom Anbruch des postfaktischen Zeitalters gesprochen. Das Leugnen wissenschaftlicher Erkenntnisse bei gleichzeitiger Fokussierung auf "alternative" und "gefühlte Wahrheiten" birgt die Gefahr einer zunehmenden Parallelwelt der Fakten.Durch Echokammern und Filterblasen verfestigen sich eigene Einstellungen und die politische Meinung. Die neue Rechte hat sich zudem die Funktionsweise von Algorithmen und Bots zunutze gemacht und wirkt dadurch in Sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter, aber auch in Foren und Blogs unheimlich präsent. Medien sind hier keine Einrichtungen im Sinne von Organisationseinheiten mit besonderen Rechten, Sach- und Personalmitteln, sondern Räume und Kanäle. Dialogroboter sind zugleich Werkzeug und Medium einer neuen Kommunikationswelt. In den Massenmedien kann man eine stetige Zunahme von dialogischer Kommunikation beobachten. Dialogroboter werden funktional wie Massenmedien eingesetzt, funktionieren strukturell aber nach den Prinzipien interpersoneller Kommunikation.Kehren wir zu den beiden Ausgangsthesen zurück. Erstens: Feindbilder sind ein Kernelement von Rechtspopulismus. Zweitens: Die Verallgemeinerung von Feindbildern verhindert Empathie. Nun stellt sich die Frage nach möglichen Lösungsansätzen. Wie kann der dargelegten Objektivierung von Menschen durch Feindbilder entgegengewirkt werden? Welche Gegenstrategien gibt es? Häufig werden sehr allgemeine Handlungsempfehlungen ausgesprochen oder die Ausführungen zu möglichen Lösungen sehr kurz gehalten, sodass der politikwissenschaftliche Diskurs bisweilen in Bezug auf die Gegenstrategien ungenau und schwammig bleibt.Ich möchte Ihnen heute einen spezifischen Ansatz vorstellen, der darauf abzielt, Empathie als Teil emotionaler Intelligenz zu stärken, um rechtspopulistischen Feindbildern präventiv zu begegnen. Die gezielte Schulung von Empathie als Teil emotionaler Intelligenz. Das Konzept der emotionalen Intelligenz (EQ) kam in den 1990er Jahren auf, federführend unter den Sozialpsychologen John D. Mayer und Peter Salovey. Das gleichnamige Buch veröffentlichte 1995 Daniel Goleman. Bereits damals wurde Empathie als eine "Schlüsselkompetenz" emotionaler Intelligenz gefasst. Hier wurde zum einen der Versuch unternommen, auf die Bedeutung von Gefühlen beim Erreichen beruflicher Ziele und des eigenen Lebensglücks zu verweisen, zum anderen EQ messbar zu machen, sodass bald darauf zahlreiche EQ-Tests folgten. Der Versuch, Intelligenz anhand von Testsituationen oder ähnlichen Verfahren messbar zu machen, geht jedoch mit einigen Aspekten einher, die es kritisch zu betrachten gilt. Vor allem stellt sich, wie auch bei den klassischen IQ-Tests (auf denen im Übrigen unser heutiges Verständnis von Intelligenz beruht) die Frage, ob tatsächlich das gemessen wird, was gemessen werden soll. In einer Leistungsgesellschaft, die dem Diktat der Transparenz und Messbarkeit (PISA, Evaluationen etc.) unterworfen ist, haben es schlecht messbare emotionale Kompetenzen wie Empathie schwer.Die zunehmenden Abhängigkeiten im Kontext der Globalisierung weisen eigentlich in Richtung Kooperation. Die vorherrschende Ideologie unserer Gesellschaft basiert jedoch nach wie vor auf dem Konkurrenzprinzip. Die meritokratische Leistungs- und Wettbewerbsideologie des freien Marktes hat ein empathiefeindliches Umfeld geschaffen. Zudem lässt die Hyperindividualisierung Empathie unwahrscheinlicher werden. Das Wachstum des "Ichs" als Instanz der Nicht-Ähnlichkeit führt zur Kultivierung eines Bewusstseins für Differenzen anstatt für Gemeinsamkeiten. Je mehr wir uns auf die Unterschiede konzentrieren, desto schwieriger werden empathische Empfindungen und Handlungen, da diese eine Identifikation mit dem Anderen voraussetzen. Des Weiteren hat insbesondere im Bildungsdiskurs viele Jahre lang eine einseitige Fokussierung auf Rationalität stattgefunden. Diese impliziert eine künstliche Trennung zwischen Emotionalität und Rationalität. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass verschiedene gesellschaftliche, politische, aber vor allem auch ökonomische Faktoren wie die neoliberale Konkurrenz- und Wettbewerbsideologie, das Diktat der Messbarkeit, die Hyperindividualisierung sowie die einseitige Fokussierung auf Rationalität der Etablierung von Empathie als Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts im Weg standen und noch immer stehen. Doch was bedeutet Empathie eigentlich konkret in einem wissenschaftlichen Verständnis? Empathie stammt von dem griechischen Wort "Pathos", zu deutsch "Leidenschaft". Umgangssprachlich ist mit Empathie die Fähigkeit des Sich-in-jemand-Einfühlens oder Hineinversetzens gemeint. Empathie hat eine kognitive (Wahrnehmung der Interessen des Anderen) und eine affektive (dabei entstehende Gefühle) Komponente. Die Entstehung von Empathie erfolgt in drei Schritten: Soziale Perspektivenübernahme, Identifikation, Empathie. Die Übernahme einer anderen Perspektive erlernen wir bereits im Kleinkindalter. Zunächst anhand der Übernahme räumlicher Perspektiven. Durch den zweiten Schritt, die Identifikation mit einer anderen Person oder einem anderen Lebewesen, entsteht das Potenzial für die empathische Einfühlung in jene Person oder jenes Lebewesen. Aus dieser empathischen Empfindung kann wiederum ein gewisses Aktionspotenzial entstehen, wenn beispielsweise eine Ungerechtigkeit Empörung auslöst und zur Aktion gegen jene Ungerechtigkeit führt.Wir kommen nun zu der dritten These meines Vortrags: Empathie kann gezielt gelehrt und gelernt werden. Jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass Empathie eine erlernbare Fähigkeit ist. Die deutsche Neurowissenschaftlerin und Psychologin Tania Singer hat im Rahmen einer großangelegten Untersuchung, dem "ReSource-Projekt" am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften die Wirkung von Meditation auf das Verhalten und die damit verbundenen Veränderungen im Gehirn untersucht. Die Idee, die hinter diesem Forschungsprojekt steht, war die Suche nach einer Möglichkeit, gezielt soziale Fähigkeiten wie Mitgefühl, Empathie und die "Theory of Mind" zu fördern. Die Untersuchung ging über einen Zeitraum von elf Monaten und bestand aus unterschiedlichen Modulen. Im "Präsenzmodul" lag der Schwerpunkt vor allem auf der Achtsamkeit gegenüber geistigen und körperlichen Prozessen. Das Modul "Perspektive" konzentrierte sich auf sozio-kognitive Fähigkeiten, insbesondere die Perspektivenübernahme. Ein drittes Modul "Affekte" sollte den konstruktiven Umgang mit schwierigen Emotionen sowie die Kultivierung positiver Emotionen schulen. Die Probanden führten die entsprechenden Übungen täglich mit ihren zugeordneten Partnern durch Telefonate oder Videoanrufe aus.Das Team um Tania Singer konnte nach den drei Monaten mithilfe von Gehirnscans eine tatsächliche Verbesserung der Kompetenzen der TeilnehmerInnen feststellen, die mit struktureller Gehirnplastizität in den spezifischen neuronalen Netzwerken einhergingen. Das sozio-affektive Modul konnte so tatsächlich zur Verbesserung der Fähigkeit des Mitgefühls beitragen. Das sozio-kognitive Modul hingegen hat die Fähigkeit verbessert, sich gedanklich in die Perspektive eines anderen zu versetzen. Die Studie hat gezeigt, dass Empathie und Mitgefühl erlernbare Kompetenzen sind, die durch entsprechende Übungen gezielt gefördert werden können. Dazu bedarf es jedoch zunächst einer Anerkennung von Empathie als einer erlernbaren Kompetenz.Fassen wir zusammen: Rechtspopulismus agiert immer über Feindbilder. Diese Feindbilder basieren auf der Konstruktion einer homogenen Feindgruppe. Durch Verallgemeinerung werden den Individuen innerhalb dieser Feindgruppe Subjektivität und Individualität abgesprochen und so die Entstehung von Empathie verhindert. Die rechtspopulistische Ungleichheitslogik schließt an die Ungleichheitslogiken unserer kapitalistischen Gesellschaftsordnung an. Die Wettbewerbs- und Konkurrenzideologie hat ein empathiefeindliches Umfeld geschaffen. Zudem hat sich die Bildung zu lange einseitig auf Rationalität konzentriert. Daher gilt es, Empathie als eine soziale und emotionale Fähigkeit mit kognitiven Anteilen im bildungswissenschaftlichen Diskurs zu verankern. So können rechtspopulistische Differenzierungskategorien wie Nationalität oder Religion sowie die Verallgemeinerungen zugunsten einer Fokussierung auf Gemeinsamkeiten und Mitmenschlichkeit überwunden werden. Um in einer vernetzten, globalisierten Welt intelligent handeln zu können, nützt ein Rückzug in nationalistische Freund-Feind-Denkweisen nicht. Vielmehr gilt es, auf Kooperation und Empathie zu setzen, auch wenn diese nicht immer messbar ist. Vielen Dank.Literatur- und Quellenverzeichnis:Allport, Gordon W. (1971): Die Natur des Vorurteils. Köln: Kiepenheuer & Witsch. Bischof-Köhler, Doris (1989): Spiegelbild und Empathie. Die Anfänge der sozialen Kognition. Hans Huber: Berlin, Stuttgart, Toronto.Decker, Frank (2017): Populismus in Westeuropa. Theoretische Einordnung und vergleichende Perspektiven. In: Diendorfer, Gertraud u.a. (Hrsg.) (2017): Populismus – Gleichheit – Differenz. Herausforderungen für die politische Bildung. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Wissenschaft, S. 11-28.Holtmann, Everhard (2018): Völkische Feindbilder, Ursprünge und Erscheinungsformen des Rechtspopulismus in Deutschland. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.Mudde, Cas / Kaltwasser, Cristóbal Rovira (2017): Populism. A Very Short Introduction. New York: Oxford University Press.Müller, Jan-Werner (2016): Was ist Populismus? Ein Essay. Berlin: Edition Suhrkamp.ReSource-Projekt: https://www.resource-project.org/ [10.09.2019]Wodak, Ruth (2016): Politik mit der Angst. Zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse. Wien/Hamburg: Edition Konturen.
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Stehen die Startchancen-Verhandlungen vor dem Durchbruch oder auf der Kippe? Wer hat welche Interessen? Und wie geht es jetzt weiter? Eine Analyse.
DIE VERGANGENEN TAGE ging es wieder einmal hoch her in Sachen Startchancen-Verhandlungen. Während BMBF-Staatsekretärin Sabine Döring und ihre vier Länderkollegen in der gemeinsamen Verhandlungs-AG pragmatisch an Lösungen arbeiteten, warf FDP-Fraktionschef Christian Dürr den Kultusministern im Bundestag "Mimimi" in Sachen Startchancen vor. Einige Kultusminister wiederum machten intern ihrem Ärger Luft, dass Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (ebenfalls FDP) ihre verhandelnde Staatssekretärin mit so wenig Prokura ausgestattet habe, dass diese bei allem guten Willen oft nur vorläufig-unverbindliche Aussagen habe machen können. Was wiederum die Gespräche deutlich verlangsamt habe.
Für Irritationen sorgte, als das BMBF am Dienstagabend kurzfristig zu einem Presse-Hintergrundgespräch über die Startchancen unter Beteiligung (aber offenbar nicht auf Betreiben) von Döring einlud, obwohl mit den Ländern Stillschweigen über den Gesprächsverlauf vereinbart worden war. Mit dem Ergebnis, dass das BMBF den Termin wenige Stunden später wieder absagte, für den Tag darauf erneut einlud, nochmal verschob – und der Termin schließlich am Donnerstagabend gemeinsam mit den Ländern stattfand.
Doch was bedeutet das nun alles? Bei der Bewertung des erreichten Verhandlungsstands gehen die Meinungen auseinander – und zwar auch zwischen den Ländern.
"Die Gespräche mit dem BMBF in den vergangenen Tagen, die unsere Staatssekretäre geführt haben, waren nicht immer ermutigend", bilanziert Hessens Kultusminister Alexander Lorz, der die Bildungspolitik der CDU-regierten Länder koordiniert.
Sein Konterpart von der SPD, Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe, lobt dagegen, die Verhandlungs-AG habe in der parlamentarischen Sommerpause "sehr gut zusammengearbeitet und zahlreiche Vereinbarungen erzielt. Ich bin deshalb sehr zuversichtlich, dass die letzten offenen Fragen in den nächsten Tagen geklärt werden können. Ich freue mich sehr über diese positiven Verhandlungen."
Bestimmt das Sein das Startchancen-Bewusstsein?
Das Sein – die Partei des einen in der Bundestags-Opposition, die des anderen Teil der Ampelkoalition – bestimmt das Bewusstsein, sprich die Wahrnehmung des Erreichten?
Fest steht: Genau in dieser Gemengelage müssen die Länder und Bund bis zur nächsten Sitzung Kulturministerkonferenz Mitte Oktober auf die Startchancen-Eckpunkte einigen, damit deren ohnehin schon später Start im August 2024 nicht in Gefahr gerät. Dass der derzeitige Entwurf trotz vieler Fortschritte noch wichtige Streitpunkte enthält, scheint dabei das kleinere Hindernis zu sein.
Das größere steht gar nicht in den Eckpunkten. Lange bestand es aus Sicht praktisch aller Länder in der vermeintlichen Weigerung des BMBF, ihnen klare Zusagen zur Zukunft des Digitalpakts zu machen. So hatte etwa SPD-Politiker Rabe noch im Juli zu Protokoll gegeben: "Wenn die Bundesregierung jetzt aus dem Digitalpakt aussteigt, können mehrere Millionen neu angeschaffte Tablets, Laptops, digitale Tafeln und Server ab 2024 weder gewartet noch modernisiert und ersetzt werden."
Das Argument der Länder: Eine gleichzeitige Startchancen-Kofinanzierung bei einem gleichzeitigen Wegfall der Bundesmittel für die Digitalisierung wäre angesichts der Haushaltslage vieler Länder nicht leistbar – zumal sich der Bund auch an anderer Stelle, namentlich bei der Versorgung und Beschulung geflüchteter Kinder und Jugendlicher, finanziell einen schlanken Fuß mache.
Deshalb hatte die KMK im Juli parteiübergreifend lautstark vor einem Platzen des Digitalpakts 2.0 gewarnt. Denn obwohl die erste Phase im Frühjahr 2024 ausläuft, ist bislang im Bundeshaushalt 2024 kein einziger Euro für eine Anschlussfinanzierung eingestellt – und auch nicht für die im Ampel-Koalitionsvertrag versprochene Fortsetzung.
SPD-Senator Rabe ist jetzt viel optimistischer als noch im Juli
Trotzdem sagt Rabe jetzt auf Anfrage: "Als Sprecher der SPD-Bildungsministerinnen und -minister gehe ich davon aus, dass das Bundesbildungsministerium und die Bundesregierung wie vereinbart auch den Digitalpakt ab dem Jahr 2025 fortsetzen werden." Und er lobt Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger dafür, dass sie sich "klar für die Fortsetzung des Digitalpaktes einsetzt".
Ein demonstrativer Optimismus, der in einem auffälligem Gegensatz zu den Forderungen steht, die aus der CDU laut werden. Ein Spitzengespräch mit Stark-Watzinger noch vor der KMK-Sitzung im Oktober sei in dieser entscheidenden Verhandlungsphase dringend nötig. "Wir brauchen jetzt dringend eine starke Bundesbildungsministerin", sagt Schleswig-Holsteins CDU-Bildungsministerin Karin Prien, "die sich auch im Kabinett nachdrücklich gleichermaßen für mehr Bildungsgerechtigkeit und mehr Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland einsetzt." Das gemeinsame Bekenntnis von Bund, Ländern und Kommunen zur Digitalisierung der Schulen müsse verlässlichen Bestand haben. Und Prien fügt hinzu: "Frau Stark-Watzinger kann sich nicht mehr wegducken. Wenn sie wirklich will, dass die Startchancen pünktlich starten, muss sie sich jetzt mit uns zusammensetzen." Nur dann ließen sich die offenen Punkte verlässlich abräumen – und die Irritationen beim Digitalpakt überwinden.
Die Länder seien dem Bund bei den Verhandlungen "inhaltlich erneut sehr konstruktiv begegnet", sagt auch Hessens Kultusminister Lorz. "Jetzt liegt es in der Hand der Bundesbildungsministerin, ebenfalls Zeichen zu setzen und die Verhandlungen damit endlich mit substantiellen Vorschlägen voranzubringen."
Einig sind sich die Kultusminister aller Couleur, dass ihnen die Pakt-Neuauflage, und zwar mindestens in gleicher Höhe (=eine Milliarde Euro Bundesgeld pro Jahr) wie bislang, genauso wichtig ist wie die Startchancen. Einigen, so scheint es, sogar noch wichtiger.
Keine Startchancen-Einigung ohne formale Digitalpakt-Zusage?
Zumindest einige unionsregierten Länder wollen jetzt offenbar sogar so weit gehen, den Startchancen-Abschluss von einer formalen Digitalpakt-Zusage abhängig zu machen. Das will Lorz' Kollegin Prien zwar nicht bestätigen, sagt aber: "Die Hinhaltetaktik der Bundesregierung beim Digitalpakt zerstört viel Vertrauen in Ländern, Kommunen und den Schulen. Sie muss vor der endgültigen Verabredung zum Startchancen-Programm ausgeräumt sein."
Bettina Stark-Watzinger reagierte noch am Freitag auf die Forderungen aus der Union: "Die Verhandlungen über das Startchancen-Programm werden seit Beginn auf Staatssekretärsebene geführt. Hierfür haben die Länder eine eigene Verhandlungsgruppe gebildet. Angesichts der Fortschritte bei den Verhandlungen gibt es für das BMBF keinerlei Anlass, daran etwas zu ändern", sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Es sei nicht überraschend, dass bei komplexen Vorhaben wie dem Startchancen-Programm die Positionen in der Schlussphase der Verhandlungen in manchen Punkten noch auseinander lägen. "Gemeinsames Ziel ist, dass das Startchancen-Programm zum Schuljahr 2024/25 starten kann." Die Verhandlungen zum Digitalpakt 2.0 seien davon unabhängig. Das BMBF habe dabei immer betont, dass dessen Start nicht vor 2025 erfolgen könne. "Die Bundesbildungsministerin hat mehrfach öffentlich betont, dass sie sich mit Nachdruck für den Digitalpakt 2.0 einsetzt."
Rückendeckung erhält Stark-Watzinger von SPD-Senator Rabe. Ein Junktim zwischen dem Startchancen-Programm und dem Digitalpakt mache wenig Sinn, "weil wir mit dem Startchancen-Programm nicht bis zur Fortsetzung des Digitalpaktes 2025 warten können." Er setze auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern "und verlasse mich daher auf die Zusage, dass der Digitalpakt fortgesetzt wird. Vor diesem Hintergrund hoffe ich sehr, dass alle Länder dem jetzt ausverhandelten Startchancenprogramm zügig zustimmen."
Was Rabe allerdings auch sagt: dass es "überdies hilfreich" sei, "wenn auch die Bundesregierung sowie die Regierungsfraktionen sich genauso klar für den Digitalpakt aussprechen." Dringen hier bei aller pragmatischen Ampel-Solidarität doch Zweifel durch?
Schwerer Abschied von der Gießkanne
In der Parlamentsdebatte zum Haushalt 2024 erwähnte Stark-Watzinger am Donnerstagabend die Digitalpakt-Fortsetzung erwartungsgemäß nicht, verband ihr Bekenntnis zu den Startchancen aber mit dem Vorwurf an CDU-Parteichef Friedrich Merz, er habe "allen Ernstes" gefordert, "dass der Bund kein Geld mehr für Bildung gibt". Und sie versicherte: "Wir unterstützen die Länder auf jeden Fall. Denn uns sind die Kinder wichtig in unserem Land."
Unter öffentlichem Erwartungsdruck steht derweil nicht nur Stark-Watzinger, sondern die Länder mindestens genauso stark. Denn während das BMBF im Einklang mit weiten Teilen der Bildungsforschung eine möglichst vollständige Verteilung der Startchancen-Gelder nach sozioökonomischen Kriterien verlangte, haben sich zahlreiche Kultusminister genau dagegen von Anfang an gesperrt. Und zwar vor allem diejenigen, die bei einer solchen Verteilung den Kürzeren ziehen würden.
Mühsam hatte man sich dann im März innerhalb der KMK auf einen Kompromiss geeinigt, der einen Umverteilungseffekt nach Bedarf bringen würde – aber mit föderal angezogener Handbremse beschränkt auf fünf Prozent der Bundesmittel. Bis zuletzt gab es an dem Modell viel Kritik aus der Wissenschaft: Marcel Helbig vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) etwa rechnete erst neulich vor, dass bei Berücksichtigung der Armutsquote an den Grundschulen Bayern zum Beispiel nur 1,7 Prozent der Mittel erhalten würde statt 15,6 Prozent bei Anwendung des gewohnten Königsteiner Schlüssels. NRW 37,1 statt 21,1 Prozent, Bremen würde seinen Anteil sogar verdreifachen. Und die Wübben-Stiftung zeigte, dass an Brennpunktschulen derzeit dramatisch viel weniger Schüler die Mindeststandards in Lesen, Schreiben oder Rechnen erreichen.
Auch vor diesem Debatten-Hintergrund agiert also die "4+1"-Verhandlungsgruppe der vier Staatssekretäre aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zusammen mit BMBF-Kollegin Döring. Übrigens eine Auswahl von Ländern, die bereits jetzt mit eigenen (mehr oder weniger) Startchancen-ähnlichen Programmen ihre Brennpunktschulen unterstützen – während etliche der übrigen zwölf Länder genau das nicht tun. Etwa die Hälfte der Bundesländer hat bislang nicht einmal einen Sozialindex, der für eine bedarfsgerechte Mittelvergabe nötig ist. Gut denkbar, dass die vier Landesstaatssekretäre persönlich in der Verhandlungs-AG deshalb deutlich stärker Richtung Sozialbasierung zu gehen bereit wären (zumal sie, die WBZ-Maßstäbe angelegt, bis auf Rheinland-Pfalz alle davon profitieren würden). Aber dann, das wissen sie, dürfte sie das die Unterstützung manch anderer Kultusministerien kosten. Keine dankbare Aufgabe also.
Ein weiteres Paradoxon im Bildungsföderalismus
Kann man die Gießkannen-Bewahrer in den Ländern dafür kritisieren? Man kann nicht nur, man muss – sollte zugleich aber realistisch genug sein zu wissen, dass da nicht mehr viel Bewegung kommen wird. Weil der Blick der betreffenden Kultusminister ins eigene Bundesland geht und sie fürchten, bei zu viel Kompromissbereitschaft von den dortigen Schulen und politischen Konkurrenten vorgehalten zu bekommen, sie setzten sich nicht genug für die eigenen Schüler ein. Ein weiteres Paradoxon im Bildungsföderalismus.
Und fast schon erstaunlich, dass man sich überhaupt vom reinen Königsteiner Schlüssel wegbewegt hat. Was sicherlich viel mit dem Verhandlungsgespür und der Hartnäckigkeit der fünf Staatssekretäre zu tun hat.
Sind die Startchancen nun nur wenige Tage vom Klären der letzten offenen Fragen entfernt? Oder befinden sie sich, wenn Stark-Watzinger die Verhandlungen jetzt nicht zur Chefsache macht, in der Gefahr, noch auf der Zielgerade zu scheitern? Es scheint auf die Perspektive anzukommen. Und die hängt derzeit offenbar stark von Standort und Parteizugehörigkeit ab.
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So weit sind die Startchancen-Verhandlungen
Worauf sich die Verhandlungsführer von Bund und Ländern geeinigt haben, welche Streitfragen bleiben und was das alles für den geplanten Programmstart bedeutet. (08. September 2023) >>>
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Forestry and the wood-based sector provide increasing contributions to the national and rural economy development. Tree plantations serve as a business opportunity to secure the livelihood of thousands of small-scale timber producer households in several tropical countries. Given that forest land and the timber production it supports is limited, sustainable management of forest-based resources including timber is required. By integrating the value chain and livelihood analysis framework, this study investigates the value chains and impacts on rural livelihoods of commercial Acacia hybrid timber in central Vietnam. Besides that, scenario analysis is applied with a view to proposing the development pathways of the timber value chains and to providing improved information for developing the plantation policy in Vietnam at large. The empirical analysis employs a case study research design to examine the transition towards higher value uses of timber resources, thereby exploring the performance of woodchip, non-FSC furniture and FSC-certified furniture value chains in Thua Thien Hue province. Furthermore, two production areas named Nam Dong and Phu Loc districts are selected as embedded cases to examine the rural development potentials of Acacia hybrid timber production and commercialization. A mix-method approach, including both qualitative such as review and analysis of secondary data and key informant interviews, and quantitative data collection methods such as producer household surveys are applied to gather primary and secondary data. Diverse qualitative and quantitative analyses including content analysis, value chain analysis, livelihood analysis, and scenario analysis are also utilized corresponding to the specific research objectives. The macro-level analysis reveals the strategic responses of Asian wood-based firms to the global economy, particularly in terms of geographical scope, governance, cooperation, and overall performance. In addition, a literature review points out the potential impacts of Asian timber VCs on the environment and livelihoods. While timber product commercialization generates benefits to the value chain actors, unsustainable forest management leads to diverse negative environmental effects. The findings demonstrate considerable knowledge gaps and call for broader geographic coverage, as well as more transparent and quantitative assessments. To deepen the understanding on timber VCs, further research efforts should scrutinize the origins, functions, operations, and interactions of firms in these chains, and incorporate environmental and social aspects. The meso- and micro-level analysis exposes the structure of Acacia hybrid timber value chains which are shaped by various socio-economic, political, and environmental conditions. All three analyzed timber value chains are buyer-driven, led by processing and exporting companies in the downstream node of chains. At the upstream node, small-scale timber producers are normally less organized and lack market access. Timber production and commercialization provide profitable business activities to timber producers, traders, and processing and exporting companies. From a chain perspective, the woodchip value chain is financially profitable. However, its contribution to the national economy is the least. In contrast, the FSC-certified furniture value chain contributes fundamentally to economic development. The micro-level analysis indicates the difference regarding the socio-economic features, resource access, and management of producer households between the two analyzed districts. Relevant findings also indicate the importance of Acacia hybrid woodlots in the current livelihood system. However, more wealthy households benefit more from the Acacia hybrid timber income, especially in a well-developed market. Timber production and commercialization contribute to rural poverty reduction. Nevertheless, it is the main driver of the overall income inequality in both districts. Results from the literature review and empirical study support to conceptualize and evaluate the three development scenarios, displaying different levels of forest transition interventions and reactions of key actors in the chains. Under the current situation, a fast transition model with strict plantation control is not advisable for timber value chains' stakeholders, especially those who operate on the ground. A slow transition scenario with a co-management model, instead, serves as a suitable development pathway. To improve the current management system, this study implies five management strategies, including (i) adaptive management; (ii) multi-stakeholder cooperation; (iii) target interventions; (iv) collaborative management and (v) integrated planning. The study can be of interest for further policy interventions focusing on sustainable reforestation and livelihood development in Vietnam. The approach of transition towards high added value products can further be applied in other comparable contextual cases searching for sustainable utilization of timber and forest-based products at large. Theoretically, the thesis highlights that sustainable management of forest-based products will not be obtained unless the related economic, social, and environmental aspects are considered in conjunction. These conditions are driven by several factors, such as national policy frame and market condition. Therefore, it is crucial to understand the interrelations within the economic-socio-ecological system to achieve long-term development targets. ; Die Forstwirtschaft und der holzverarbeitende Sektor leisten einen wachsenden Beitrag zur nationalen und ländlichen Wirtschaftsentwicklung. Baumplantagen dienen Tausenden von kleinen Holzproduzentenhaushalten in vielen tropischen Ländern als Geschäftsmöglichkeit, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Da die Waldflächen und die darauf gestützte Holzproduktion begrenzt sind, ist eine nachhaltige Bewirtschaftung der waldbasierten Ressourcen, einschließlich Holz, erforderlich. Diese Studie untersucht die Wertschöpfungsketten und die Auswirkungen von kommerziellem Akazien-Hybridholz auf den Lebensunterhalt der ländlichen Bevölkerung in Zentralvietnam durch Integration von Wertschöpfungsketten- und Lebensunterhaltsanalysen. Außerdem wird eine Szenarioanalyse durchgeführt, um Entwicklungswege für die Holzwertschöpfungsketten vorzuschlagen und bessere Informationen für die Entwicklung der Plantagenpolitik in Vietnam insgesamt bereitzustellen. Die empirische Analyse verwendet ein Fallstudien-Forschungsdesign, um den Übergang zu höherwertigen Nutzungen von Holzressourcen zu untersuchen und dabei die Leistung von Wertschöpfungsketten für Hackschnitzel, nicht FSC-zertifizierte Möbel und FSC-zertifizierte Möbel in der Provinz Thua Thien Hue zu analysieren. Darüber hinaus werden zwei Produktionsgebiete, die Distrikte Nam Dong und Phu Loc, als Fallbeispiele ausgewählt, um die ländlichen Entwicklungspotenziale der Akazien-Hybridholzproduktion und -vermarktung zu untersuchen. Um Primär- und Sekundärdaten zu sammeln wird ein Methodenmix aus qualitativen Methoden, wie der Sichtung und Analyse von Sekundärdaten und der Befragung von Schlüsselinformanten, sowie quantitativen Datenerhebungsmethoden, wie der Befragung von Produzentenhaushalten, verwendet. Außerdem werden diverse qualitative und quantitative Analysen wie Inhaltsanalyse, Wertschöpfungskettenanalyse, Lebensunterhaltsanalyse und Szenarioanalyse entsprechend den spezifischen Forschungszielen eingesetzt. Die Analyse auf der Makroebene zeigt die strategischen Reaktionen der asiatischen Holzfirmen auf die globale Wirtschaft, insbesondere in Bezug auf geografische Reichweite, Governance, Kooperation und Gesamtleistung. Darüber hinaus zeigt eine Literaturübersicht die potenziellen Auswirkungen asiatischer Holzwertschöpfungsketten auf die Umwelt und die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung auf. Während die Kommerzialisierung von Holzprodukten Vorteile für die Akteure der Wertschöpfungskette mit sich bringt, führt eine nicht nachhaltige Waldbewirtschaftung zu diversen negativen Umwelteffekten. Die Ergebnisse zeigen erhebliche Wissenslücken auf und fordern eine breitere geografische Abdeckung sowie transparentere und quantitativere Bewertungen. Um das Verständnis von Holz-Wertschöpfungsketten zu vertiefen, sollten weitere Forschungsarbeiten die Ursprünge, Funktionen, Abläufe und Interaktionen von Unternehmen in diesen Ketten untersuchen und dabei ökologische und soziale Aspekte mit einbeziehen. Die Analyse auf der Meso- und Mikroebene legt die Struktur der Akazien-Hybridholz-Wertschöpfungsketten offen, welche von verschiedenen sozioökonomischen, politischen und ökologischen Bedingungen geprägt sind. Alle drei analysierten Holzwertschöpfungsketten sind käufergesteuert, angeführt von Verarbeitungs- und Exportunternehmen im nachgelagerten Knotenpunkt der Ketten. Am vorgelagerten Knotenpunkt sind die kleinen Holzproduzenten in der Regel weniger organisiert und haben keinen Marktzugang. Die Holzproduktion und -vermarktung bieten profitable Geschäftsaktivitäten für Holzproduzenten, Händler sowie Verarbeitungs- und Exportunternehmen. Aus der Kettenperspektive ist die Wertschöpfungskette Hackschnitzel finanziell profitabel. Ihr Beitrag zur Volkswirtschaft ist jedoch der geringste. Im Gegensatz dazu trägt die FSC-zertifizierte Möbel-Wertschöpfungskette grundlegend zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Die Analyse auf der Mikroebene zeigt die Unterschiede zwischen den beiden analysierten Distrikten in Bezug auf die sozioökonomischen Merkmale, den Ressourcenzugang und das Management der Produzentenhaushalte. Relevante Ergebnisse weisen auch auf die Bedeutung von Akazien-Hybridholzplantagen im derzeitigen Lebensunterhaltssystem hin. Allerdings profitieren wohlhabendere Haushalte mehr von den Einnahmen durch Akazien-Hybridholz, insbesondere bei einem gut entwickelten Markt. Holzproduktion und Kommerzialisierung tragen zur ländlichen Armutsbekämpfung bei, dennoch ist sie der ausschlaggebende Kraft für die allgemeine Einkommensungleichheit in beiden Distrikten. Die Ergebnisse der Literaturrecherche und der empirischen Studie helfen dabei, die drei Entwicklungsszenarien zu konzipieren und zu bewerten, die unterschiedliche Ebenen der Waldumwandlungsmaßnahmen und Reaktionen der Hauptakteure in den Ketten darstellen. In der aktuellen Situation ist ein schnelles Übergangsmodell mit strikter Kontrolle der Plantagen für die Akteure der Holzwertschöpfungsketten nicht ratsam, insbesondere für diejenigen, die vor Ort tätig sind. Ein langsames Übergangsszenario mit einem Co-Management-Modell dient stattdessen als geeigneter Entwicklungspfad. Um das derzeitige Managementsystem zu verbessern, schlägt diese Studie fünf Managementstrategien vor, darunter (i) adaptives Management, (ii) Zusammenarbeit mehrerer Interessengruppen, (iii) gezielte Interventionen, (iv) kooperatives Management und (v) integrierte Planung. Die Studie kann für weitere politische Interventionen von Interesse sein, welche sich auf eine nachhaltige Wiederaufforstung und die Entwicklung der Lebensgrundlagen in Vietnam konzentrieren. Der Ansatz des Übergangs zu Produkten mit hoher Wertschöpfung kann auch in anderen vergleichbaren Fällen angewandt werden, in denen eine nachhaltige Nutzung von Holz- und Forstprodukten im Allgemeinen angestrebt wird. Theoretisch unterstreicht die Arbeit, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung von Forstprodukten nur dann erreicht werden kann, wenn die damit verbundenen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Aspekte in Verbindung betrachtet werden. Diese Bedingungen werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie z.B. dem nationalen politischen Rahmen und den Marktbedingungen. Daher ist es entscheidend, die Zusammenhänge innerhalb des ökonomisch-sozio-ökologischen Systems zu verstehen, um langfristige Entwicklungsziele zu erreichen.
It is understood among research and policy makers that addressing unsustainable individual consumption patterns is key for the vision of sustainable development. Education for Sustainable Consumption (ESC) is attributed a pivotal role for this purpose, aiming to improve the capacity of individuals to connect to and act upon knowledge, values and skills in order to respond successfully and purposefully to the demands of sustainable consumption. Yet despite growing political, scientific, and educational efforts to foster more sustainable consumption practices through ESC, and increasing awareness about the negative ecological and socio-economic impacts of individual consumer behavior in the general population, little has been achieved to substantially change behavioral patterns so far. As part of the explanation for this shortcoming, it has been argued that current ESC practices have neglected the personal dimension of sustainable consumption, especially the affective-motivational processes underlying unsustainable consumption patterns. Against this background, this cumulative thesis is guided by the question how personal competencies for sustainable consumption can be defined, observed, and developed within educational settings. Special attention is given to mindfulness practices, describing the practice of cultivating a deliberate, unbiased and openhearted awareness of perceptible experience in the present moment. These practices have received growing attention within ESC as a means to stimulate competencies for sustainable consumption. Drawing upon an explorative, qualitative research methodology, the thesis looks at three different mindfulness-based interventions aiming to stimulate competencies for sustainable consumption, reaching out to a total number of 321 participants (employees and university students). In this thesis, I suggests to define personal competencies for sustainable consumption as abilities, proficiencies, or skills related to inner states and processes that can be considered necessary or sufficient to engage with sustainable consumption (SC). These include ethics, self-awareness, emotional resilience, selfcare, access to and cultivation of personal resources, access to and cultivation of ethical qualities, and mindsets for sustainability. It is argued that these competencies directly relate to those challenges individuals face when attempting to consume in a way that corresponds to their sustainability-related intentions or engage in SC-related learning activities. It provides evidence that the cultivation of (some of) these competencies allows individuals to overcome (some of) these challenges. The thesis holds that the observation of personal competencies benefits from a combination of different methodological and methodical angles. When working with self-reports as empirical data, a pluralistic qualitative methods approach can help overcoming shortcomings that are specifically related to individual methods while increasing the self-reflexivity of the research. This is especially important in order to reduce the risk of looking for desired outcomes and misinterpreting statements of the inquired population. This risk can also be diminished by discussing and adjusting interim findings with this population. Moreover, it is suggested to let learners analyze their own personal statements in groups, applying scientific methods. The products of the group analyses represent data based on an inter-subjectively shared perspective of learners that goes beyond self-estimation of personal competencies. In terms of developing personal competencies for SC, it can be concluded that mindfulness practice alone is not sufficient to build personal competencies for SC. While it can stimulate generic personal competencies, individuals do not necessarily apply these competencies within the domain of their consumption. Furthermore, even though the practice increases individuals' self-awareness for current inner states and processes, practitioners do not seem to become aware of and reflect upon the more latent, personal predispositions out of which the current sensations occur. Nevertheless, mindfulness practice can play an important role in ESC, insofar as it lays the inner foundation to engage with sustainability-related issues. More precisely, it allows learners to experience the relevance of their inner states and processes and the influence they have on actual behaviors, leading to a level of selfawareness that would not be accessible solely through discursive-intellectual means. Furthermore, participants experience mindfulness practice as a way to develop ethical qualities and access psychological resources, entailing stronger emotional resilience and improved well-being. In order to unleash its full potential for stimulating personal competencies for SC, however, the findings of the thesis suggest that mindfulness practice should be (a) complemented with methodically controlled self-inquiry and (b) related to a specific behavioral change. In this vein, self-inquiry-based and self-experience-based learning – two pedagogical approaches developed during the period of research for this thesis – turned out to be promising pedagogies for educational settings striving to stimulate the development of personal competencies for SC. Overall, the thesis makes a novel contribution to the field of competency-based ESC by suggesting personal competencies for sustainable consumption as important and desirable learning outcomes of ESC practices Furthermore, it provides specific pedagogies and learning activities in order to achieve these learning outcomes. As such, the thesis answers to general calls from education for sustainable development scholars to take the inner, affective-motivational dimension of individuals into consideration and makes a first suggestion as to how this can be systematically achieved. ; In Wissenschaft und Politik gilt die Förderung nachhaltigen Konsumverhaltens mittlerweile als Schlüssel für die Erreichung des Ziels nachhaltiger Entwicklung. Bildung für nachhaltigen Konsum (BNK) nimmt hierbei eine besonders wichtige Rolle ein, indem sie die Individuen bei der Aneignung und Umsetzung des hierfür notwendigen Wissens, sowie der notwendigen Werte und Fähigkeiten unterstützt. Doch trotz der zunehmenden Anstrengungen von Seiten der Politik, Wissenschaft und Bildung, nachhaltiges Konsumverhalten zu fördern, sowie einem nachweislich wachsendem Bewusstsein in der Bevölkerung für die negativen ökologischen und sozio-ökonomischen Folgen individuellen Konsumverhaltens, hat sich das tatsächliche Konsumverhalten der Menschen bis dato kaum verändert. Dies wird zum Teil damit erklärt, dass aktuelle Umsetzungen von BNK zu wenig auf die persönlichen Dimensionen nachhaltigen Konsums eingehen und sich vor allem zu wenig mit den affektiv-motivationalen Prozessen hinter nicht-nachhaltigen Konsummustern beschäftigen. Vor diesem Hintergrund setzt sich diese kumulative Arbeit damit auseinander, wie persönliche Kompetenzen für nachhaltigen Konsum im Rahmen von Bildungsarbeit definiert, beobachtet und entwickelt werden können. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei Achtsamkeitspraktiken gewidmet, also Praktiken zur Einübung bewusster, unbeeinflusster und offener Aufmerksamkeit für die Wahrnehmung der Erfahrungen im gegenwärtigen Moment. Diese Praktiken haben innerhalb der BNK als Mittel zur Förderung von Kompetenzen für nachhaltigen Konsum in den letzten Jahren wachsendes Interesse erfahren. Mithilfe eines qualitativ-explorativen Forschungsansatzes werden im Rahmen dieser Arbeit drei verschiedene achtsamkeitsbasierte Interventionen untersucht, welche zum Ziel hatten, Kompetenzen für nachhaltigen Konsum zu fördern. Insgesamt wurden mit diesen Interventionen 321 Teilnehmende (Studierende und Angestellte) erreicht. Als Ergebnis dieser Arbeit wird vorgeschlagen, personale Kompetenzen für nachhaltigen Konsum als diejenigen Vermögen, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu verstehen, die sich auf die inneren Zustände und Prozesse einer Person beziehen, welche für die Beschäftigung mit nachhaltigem Konsum notwendig oder ausreichend sind. Darunter fallen Ethik, Eigenwahrnehmung/Selbstwahrnehmung, emotionale Resilienz, Selbstfürsorge, Zugang und Pflege persönlicher Ressourcen, Zugang zu und Pflege ethischer Qualitäten sowie grundlegende nachhaltigkeitsförderliche Denkweisen. Im Rahmen dieser Arbeit wird argumentiert, dass diese Kompetenzen in direkter Verbindung zu den individuellen Herausforderungen stehen, entsprechend den eigenen nachhaltigkeitsbezogenen Vorhaben zu handeln oder sich mit Themen nachhaltigen Konsums zu beschäftigen. Außerdem werden Hinweise dafür vorgestellt, dass die Aneignung (mancher) dieser Kompetenzen es individuen ermöglicht, (manche) dieser Herausforderungen zu bewältigen. In Bezug auf die Beobachtung personaler Kompetenzen schlägt die Arbeit eine Kombination verschiedener methodologischer und methodischer Perspektiven vor. Insbesondere bei der Beforschung von selbstauskunftbasierten Daten kann ein pluralistischer qualitativer Methodenansatz helfen, Schwächen einzelner Methoden auszugleichen und gleichzeitig die Selbstreflexion der Forschung zu erhöhen. Das ist besonders wichtig, um das Risiko zu verringern, gewünschte Ergebnisse zu produzieren und die Aussagen einer untersuchten Gruppe demgemäß zu interpretieren. Dieses Risiko kann auch dadurch gesenkt werden zwischenzeitlich gefundene Ergebnisse mit der untersuchten Population zu diskutieren und anzugleichen. Außerdem wird vorgeschlagen, die Lernenden selbst mit der Analyse ihrer persönlichen Aussagen in Gruppen und unter Verwendung wissenschaftlicher Methoden zu betrauen. Die Produkte dieser Gruppenanalysen ergeben Daten, die eine intersubjektiv geteilte Perspektive der Lernenden reflektieren und über die Selbsteinschätzung personaler Kompetenzen hinausgehen. In Bezug auf die Entwicklung personaler Kompetenzen für nachhaltigen Konsum wird zusammenfassend festgestellt, dass Achtsamkeitspraktiken allein nicht ausreichen. Zwar können sie allgemein personale Kompetenzen fördern, diese werden aber von den Individuen nicht zwangsläufig im Rahmen ihres Konsumverhaltens angewandt. Während sie außerdem die Selbstwahrnehmung der Teilnehmenden für ihre inneren Zustände und Prozesse fördern, scheinen diese dadurch nicht automatisch bewusster gegenüber ihren eher latenten, persönlichen Dispositionen zu werden, die zu den jeweiligen Empfindungen führen. Nichtsdestotrotz können Achtsamkeitspraktiken eine wichtige Rolle innerhalb der BNK spielen, da sie dazu beitragen können, die inneren Grundlagen für eine Auseinandersetzung mit nachhaltigkeitsbezogenen Themen zu schaffen. Indem sie Lernenden erlauben, die Relevanz innerer Zustände und Prozesse sowie deren Einfluss auf tatsächliches Verhalten zu erfahren, ermöglichen sie eine Stufe der Selbstwahrnehmung, die nicht durch diskursiv-intellektuelle Lernaktivitäten allein zugänglich ist. Außerdem erleben Teilnehmende die Achtsamkeitspraktiken als Möglichkeiten, ethische Qualitäten auszubilden sowie Zugang zu psychologischen Ressourcen zu finden und somit mehr emotionale Resilienz und Zufriedenheit zu erlangen. Um ihr volles Potenzial für die Förderung personaler Kompetenzen für nachhaltigen Konsum auszubilden, legt diese Arbeit jedoch nahe, Achtsamkeitspraktiken (a) mit methodisch kontrollierter Selbstbeforschung und (b) an spezifische Verhaltensänderungen anzubinden. Selbstbeforschendes und selbsterfahrungsbasiertes Lernen – zwei pädagogische Ansätze, die im Rahmen dieser Arbeit entwickelt wurden – haben sich hierfür als vielversprechende Bildungsansätze herausgestellt, die die Förderung personaler Kompetenzen für nachhaltigen Konsum ermöglichen. Zusammenfassend bietet diese Arbeit einen neuartigen Beitrag zum Forschungsfeld der kompetenzbasierten BNK, indem sie personale Kompetenzen für nachhaltigen Konsum als wichtige und wünschenswerte Lernziele für BNE hervorhebt. Außerdem liefert sie spezifische pädagogische Ansätze und Lernaktivitäten für die Erreichung dieser Lernziele. Somit antwortet diese Arbeit auf den allgemeinen Appell einiger ForscherInnen zu Bildung für nachhaltige Entwicklung, innere affektiv-motivationale Dimensionen stärker zu berücksichtigen, und macht einen ersten Vorschlag dazu, wie dies systematisch umgesetzt werden kann.