Populismus: Schwerpunkt
In: Welt-Sichten: Magazin für globale Entwicklung und ökumenische Zusammenarbeit, Heft 4, S. 12-33
ISSN: 1865-7966
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In: Welt-Sichten: Magazin für globale Entwicklung und ökumenische Zusammenarbeit, Heft 4, S. 12-33
ISSN: 1865-7966
World Affairs Online
In: Zeitschrift für Politik: ZfP ; Organ der Hochschule für Politik München, Band 64, Heft 1, S. 59-76
ISSN: 0044-3360
In: Berliner Republik: das Debattenmagazin, Heft 5, S. 68-77
ISSN: 1616-4903
In: Venezuela - die Bolivarische Republik, S. 38-57
Der Verfasser stellt seine Überlegungen in den Kontext der Parteienforschung zu Lateinamerika insgesamt und zeichnet aus dieser Perspektive die Phasen der Parteienentwicklung in Venezuela bis zum Niedergang des Zwei-Parteien-Systems und dem Entstehen eines neuen Populismus nach. Die Besonderheit des venezuelanischen Falls wird darin gesehen, dass sowohl die Stabilität des Parteiensystems und des politischen Paktes nach 1959 als auch deren Niedergang von Erfolg und Misserfolg eines erdölabhängigen Entwicklungsmodells bestimmt sind. Die Rolle der Parteien im politischen System übernahmen nach 1998 Organisationen, die eher politischen Bewegungen als Parteien ähneln und einen niedrigen Institutionalisierungsgrad aufweisen. Dies verschafft dem plebiszitären Populismus von Chavez den nötigen Spielraum. (ICE2)
In: Demokratie und soziale Entwicklung in Lateinamerika, S. 65-90
Der Verfasser untersucht populistische Sozialpolitik, wie sie in Venezuela unter Chávez oder in Peru unter Fujimori verfolgt wurde, und kontrastiert sie mit gemäßigt linker, sozialdemokratischer Politik, beispielsweise in Chile oder Brasilien. Vor- und Nachteile werden herausgearbeitet, so etwa die uneingeschränkte Agency im Populismus, die rasche Maßnahmen ermöglicht, auch gegen den Widerstand traditioneller Interessen, und so kurzfristig beachtliche Erfolge erzielen kann. Allerdings steht dem das Risiko der mangelnden Institutionalisierung und politischer Polarisierung gegenüber. Nachhaltiger und damit auf lange Sicht effektiver sind dagegen die zwar langsameren, aber besser institutionalisierten und weniger polarisierenden Politiken der nichtpopulistischen Regierungen. (ICE2)
The paper examines the application of the category of 'populism' to Athenian democracy. Unlike previous works on the subject, which have focused on the fifth century, it studies the fourth, where the tradition is much better, since we can refer to contemporary public speeches. It shows that, despite some parallels on the lexical level, 'populist' strategies matching the criteria of modern political science cannot be identified in Athenian political communication and interprets this result in its historical context.
BASE
In: Populismus. Herausforderung oder Gefahr für die Demokratie?, S. 21-31
Der Autor befasst sich mit der Entwicklung des amerikanischen Populismus von der sogenannten Jacksonian Revolution bis heute. Danach widmet er sich der Entstehung der Tea Party-Bewegung als einer populistischen Bewegung innerhalb der republikanischen Partei. Entstanden ist die Tea Party 2009 als Reaktion auf Obamas Hilfsmaßnahmen für ärmere Hausbesitzer. Es folgten Massenproteste am amerikanischen Steuertag gegen Obamas Steuer- und Ausgabenpolitik. Im Anschluss erfolgt eine Charakterisierung der Tea Party. Auf der Agenda der Tea Party finden sich konservative, libertäre und populistische Forderungen, die auf Immigrationspolitik, die Wiedereinführung des Goldstandards, eine Einkommens-Tax und eine Verfassungsänderung zu Gunsten eines ausgeglichenen Haushalts abzielen. Durch die Polarisierung der Eliten in den USA findet nach Meinung des Autors eine Polarisierung der Wähler statt, was dazu führt, dass immer konservativere Kandidaten bei den Wahlen aufgestellt werden. Daraus wächst für die Republikaner die Gefahr, ihre gesellschaftliche Hegemonie zu überdehnen. (ICB)
In: Schriftenreihe der GPJE
Populismus und Politische Bildung – dieser Beziehung widmet sich der vorliegende Sammelband. Die Beiträge beschreiben das Phänomen Populismus aus unterschiedlichen Perspektiven. Eröffnet wird die Diskussion durch politikwissenschaftliche Analysen. Forschungsergebnisse aus der Politikdidaktik bieten pädagogische Orientierung. Zentrale Themen sind u.a. die Auslegung des Beutelsbacher Konsens, die Bedingungen von Kontroversität sowie demokratietheoretische Überlegungen. Damit werden praktische Handlungsoptionen für Lehrer*innen in Schule und Unterricht geboten.
In: Staatsverständnisse Band 141
In: Nomos eLibrary
In: Politikwissenschaft
Klappentext: Ist der Populismus die "Ideologie der Demokratie" (Margaret Canovan) schlechthin, eine Bedrohung, die einen "moralischen Alleinvertretungsanspruch" (Jan-Werner Müller) erhebt, oder doch eine "Reihe von diskursiven Ressourcen, die ganz unterschiedlich eingesetzt werden können" (Ernesto Laclau)? Dieses Buch bringt als erster Sammelband im deutschsprachigen Raum diskursive Populismusansätze im breiten Sinne zusammen. Die hier versammelten Populismusforscher/innen arbeiten konzeptuell fundierte sowie empirisch nuancierte Analysen populistischer Diskurse in verschiedenen Staats-, Öffentlichkeits- sowie Parteien- und Bewegungskontexten heraus. Vertreten sind unterschiedliche politik- und diskurstheoretische Positionen, die zur präzisen Untersuchung demokratischer und autoritärer Einsätze des Populismus dienlich sind, und in Form ausgewählter Länderstudien vorgestellt werden. Mit Beiträgen von Aristotelis Agridopoulos, Bianca de Freitas Linhares, Paolo Gerbaudo, Ybiskay González Torres, Marius Hildebrand, Seongcheol Kim, Jürgen Link, Conrad Lluis, Daniel de Mendonça, Jan-Werner Müller, Yannis Stavrakakis, Liv Sunnercrantz und Thomás Zicman de Barros.
Blog: Rechtspopulismus
An unterschiedlichen Stellen hier im Blog wurde bereits auf eine Definition von Populismus zurückgegriffen, die ihn als eine "dünne" (oder alternativ auch "thin-centered") Ideologie bezeichnet. Beispiele für diese Stellen sind diese, diese, diese und diese. Bereits 2017 wurde im Rahmen einer Buchvorstellung auf den Populismus als "dünne Ideologie" verwiesen. Dieser Beitrag will sich zum einen der Genese des Begriffes "dünne Ideologie" und zum anderen der Populismus-Definition von Cas Mudde, auf die im Blog zuweilen rekurriert wird, widmen.Der Begriff der "dünnen Ideologie" geht auf Michael Freeden zurück, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seiner Untersuchung, ob Nationalismus eine eigenständige Ideologie ist, am Mansfield College an der Universität Oxford forschte und lehrte. Freeden beschrieb den Nationalismus 1998 in einem Beitrag des Journals "Political Studies" als eine dünne ("thin-centered") Ideologie. Er definierte "dünne Ideologie" als eine Ideologie, die sich willkürlich von breiteren ideellen Zusammenhängen abkoppelt, indem sie bewusst Konzepte entfernt und ersetzt. Die Folge sei eine strukturelle Unfähigkeit zu komplexen Argumentationsketten (vgl. Freeden 1998, S. 750).Im Gegensatz zu dünnen Ideologien hätten eigenständige ("distinct") Ideologien einen einzigartigen Kern und auch die übernommenen Muster seien einzigartig. Vollständige ("full") Ideologien gäben eine recht breite, wenn nicht gar umfassende Palette von Antworten auf die politischen Fragen, die Gesellschaften aufwerfen (vgl. ebd.). Umfassende ("comprehensive") Ideologien böten Lösungen für Fragen der sozialen Gerechtigkeit, der Ressourcenverteilung und der Konfliktbewältigung (vgl. ebd., S.751).Der Nationalismus erfülle die Kriterien einer umfassenden Ideologie nicht und oszilliere zwischen einer eigenständigen dünnen Ideologie und einem Bestandteil einer bereits bestehenden Ideologie (vgl. ebd.). Er erscheine als plastisches Gebilde, in dem sich die noch größere Komplexität seines Wirts ("host containers") widerspiegele. Wenn er gelegentlich versuche, für sich alleine zu stehen, komme seine ideelle Schwäche zum Vorschein (vgl. ebd., S.765).Taggart (2000) schreibt dem Populismus ein "leeres Herz" zu: er habe – im Gegensatz zu manch anderen Ideologien – keine Bindung an Leitwerte. Damit erklärt er, weshalb Populismus häufig als Adjektiv an andere Ideologien angehängt ist: die anderen Ideologien füllen den Raum im leeren Herzen des Populismus (S. 4). Fieschi (2004) führte diese beiden Überlegungen Taggarts und Freedens zusammen (S. 238). Die Unfähigkeit des Populismus, alleine (also außerhalb eines ideologischen Wirtskörpers) zu stehen, führe zu dessen selbstbegrenzender Natur. Dies sei mit der Dünn-Zentriertheit des Nationalismus vergleichbar, die Freeden (1998) als Wesensmerkmal des Nationalismus erkannte. Deshalb betrachtet Fieschi (2004) den Populismus als "politischen Parasiten" (S.236). Die selbstbegrenzende Natur des Populismus (Taggart 2000, S. 118) könne sogar das markanteste Merkmal des Populismus sein (Fieschi 2004, S. 238), und er ist dabei diffus und offen zugleich: diffus, weil er keinen programmatischen Kern hat, und offen, weil er mit anderen umfangreicheren Ideologien zusammenleben kann (vgl. Stanley 2008, S. 99f).Die "chamäleonhafte Erscheinungsform" (Priester 2012, S. 36) des Populismus, die Tatsache, "dass er Verbindungen mit verschiedenen, teilweise gegenläufigen politischen Inhalten eingehen könne" (Decker 2000, S. 38) führt zu grundlegenden Überlegungen darüber, ob der Populismus überhaupt eine Ideologie ist oder ob er dafür zu schwach ist. So wird der Populismus unter anderem als "etwas einer Ideologie Vorgelagertes" (Priester 2012, S. 40) und als Denkstil bzw. Mentalität verstanden (vgl. ebd., S. 41).Mudde (2004) gesteht dem Populismus nicht "das gleiche Maß an intellektueller Raffinesse und Konsistenz wie beispielsweise de[m] Sozialismus oder de[m] Liberalismus" (S. 178) zu. Er sei "nur eine dünne Ideologie, die einen begrenzten Kern aufweist, der mit einem engeren Spektrum politischer Konzepte verbunden ist" (ebd.). Der dünne Populismus könne "leicht mit sehr unterschiedlichen (dünnen und komplexeren) anderen Ideologien […] [wie] Kommunismus, Ökologismus, Nationalismus oder Sozialismus [kombiniert werden]" (ebd.).Später definiert er Populismus als "dünne Ideologie, nach der die Gesellschaft letztlich in zwei homogene antagonistische Lager gespalten ist, "das anständige Volk" und die "korrupte Elite", und Politik ein Ausdruck der volonté générale (Gemeinwillen) des Volkes sein sollte" (Mudde/Kaltwasser 2019, S. 25). Dieser "ideenorientierte[…] Ansatz" ist dabei "nur eine[r] von zahlreichen Zugängen zum Populismus" (ebd., S. 21).Die Verwendung des ideenorientierten Ansatzes bringe dabei folgende Vorteile: seine Durchlässigkeit werde erklärbar (ebd., S. 43); er könne erklären, weshalb unterschiedliche politische Akteure mit dem Populismus in Verbindung gebracht werden (ebd., S. 44); er könne sein wechselhaftes und komplexes Verhältnis (je nach Stadium der Demokratisierung) zur Demokratie erklären (ebd.) und er berücksichtige sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite der populistischen Politik (ebd.).Abgeschlossen werden soll dieser Beitrag mit einem Hinweis auf die Relevanz der Trennung von Populismus und seinen Wirtsideologien. Eine Verwechslung von Wirt und Gast, dem Populismus, kann dafür sorgen, dass die Auswirkungen des Populismus an den Stimmenanteilen populistischer Parteien überschätzt werden. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor populistischer Parteien liegt in ihrer Programmatik und diese kann nicht der Populismus, sondern nur die entsprechenden Wirtsideologie liefern (vgl. Dai 2023).Literatur Dai, Yaoyao (2023): Don't exaggerate the importance of populism. (TheLoop vom 02.08.2023) <https://theloop.ecpr.eu/dont-exaggerate-the-importance-of-populism/> (18.03.2024).Decker, Frank (2000): Parteien unter Druck. Der neue Rechtspopulismus in den westlichen Demokratien, Springer Fachmedien: Wiesbaden.Freeden, Michael (1998): Is Nationalism a Distinct Ideology?. In: Political Studies 46(4), S.748-765.Mudde, Cas (2004): Der populistische Zeitgeist. In: Müller, Kolja (Hrsg.): Populismus. Ein Reader, Suhrkamp: Berlin, 175-201.Mudde, Cas/Kaltwasser, Cristóbal Rovira (2019): Populismus. Eine sehr kurze Einführung, J.H.W. Dietz Nachf.: Bonn.Priester, Karin (2012): Rechter und linker Populismus. Annäherung an ein Chamäleon, Campus: Frankfurt.Stanley, Ben (2008): The thin ideology of populism. In: Journal of Political Ideologies 13(1), S.95-110.Taggart, Paul (2000): Populism, Open University Press: Buckingham.
Blog: Rechtspopulismus
In diesem Beitrag stellt Lou Chiara Hildenbrand folgenden Aufsatz vor: Nuissl, Ekkehard / Popović, Katarina (2020): Populismus und Bildung; in: Zeitschrift für Weiter-bildungsforschung 43, 3/2020, S. 339-355, online unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s40955-020-00173-0.Unter Populismus versteht man eine politische Bewegung, die die Interessen des Volkes vertritt, d.h. Populismus idealisiert das Volk und feindet die Elite an. Populismus findet sich weltweit in staatlichen, politischen und sozialen Kontexten wieder. Politiker behaupten, die Interessen des Volkes zu vertreten, indem sie mittels populistischer Taktiken zu einer diskursiven Verschiebung öffentlicher Debatten hin zu wichtigen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen beitragen (z.B. "durch politische Aktionen wie Protestkundgebungen, Aufmärsche, Ansammlungen") (S. 340).Populismus ist in der Lage, sein Instrumentarium und sein Narrativ dafür einzusetzen, um Kontexte, Zielgruppen, Inhalte und Themen in seinem Interesse zu nutzen, um sich gegenüber dem Volk als mächtig und unerschrocken zu zeigen. Als Beispiel hierfür eignet sich die COVID-19-Krise hervorragend. Vereinzelte Politiker (Trump, Bolsonaro, Vucic) haben sich die Krise zunutze gemacht, um sich dem Volk als mächtig und unerschrocken zu zeigen und verteufeln vermeintlich Schuldige als Feinde (WHO, Wissenschaft und China).Populismus kann daher nach Ansicht der Autoren als wichtiger Indikator für grundlegende Probleme in einer Demokratie angesehen werden. Populismus exakt zu definieren, erscheint äußerst schwierig. Im Text werden vier Dimensionen des Populismus unterschieden:Die technische Dimension, d.h. Populisten agieren als selbsternannte Anwälte des Volkes.Die personelle (emotionale) Dimension, d.h. im Vordergrund steht eine charismatische Führungspersönlichkeit.Die mediale Dimension, d.h. durch Nutzung sozialer Medien wird eine mediale Parallelöffentlichkeit geschaffen.Die inhaltliche Dimension, d.h. Themen wie Migration, Islamismus oder VerschwörungstheorienDie technische Dimension kann als Wesensmerkmal des Populismus gesehen werden. Hier steht das gute "Wir" den schlechten "Anderen" gegenüber, wobei die "Anderen" meist Minderheiten sind (z.B. Migrant*innen, Geflüchtete, Homosexuelle, Sinti und Roma, Muslime, Juden). Wir sprechen in diesem Fall von Rechtspopulismus. Eine andere Variante des Populismus stellt der Linkspopulismus dar, der sich jedoch des gleichen Modells bedient. Auch hier sind "Wir" die Guten und die "Anderen" die Bösen in Form von beispielsweise guter Arbeiterklasse vs. böse Kapitalisten. Das "Wir"-Gefühl der Menschen, die Suche nach gemeinsamen Werten und Sicherheit sind wesentliche Merkmale des Populismus.Die zweite Dimension äußert sich durch den schnellen gesellschaftlichen Wandel im Zeitalter der Globalisierung mit der Folge, dass sich eine multikulturelle Gesellschaft bildet, was wiederum durch eine Art "Anderssein" als fremd empfunden werden kann und sich für viele Menschen als Gefahr für Sicherheit und Identität anfühlt. Genau diese Emotionen spricht der Populismus gezielt an. Er nützt die Ängste, Gefühle, Unsicherheiten und Komplexe der Menschen aus und bedient sich Strategien, indem er Sachverhalte vereinfacht und verzerrt sowie moralisiert.Moralbegriffe werden direkt an das Volk gerichtet und personalisiert, was nicht ohne Folgen bleibt (z.B. "Bill Gates, als Multimilliardär ohnehin Teil der herrschende Machtelite, steht unter dem Verdacht, verschwörungstheoretisch, die Weltherrschaft an sich reißen zu wollen" (S. 342) oder "Migranten sind alle Vergewaltiger", um nur einige Beispiele zu nennen). Diese Wertvorstellungen werden vereinfacht dargestellt, um die Gunst des Volkes zu suchen und zu finden. Diese bewusste Manipulation verhindert ein weltanschauliches Gesamtkonzept und polarisiert "Volk" und "Elite". Wissenschaftler rücken auf die Seite der Elite und werden als abgehoben dargestellt, die gegen den "gesunden Menschenverstand" handeln. Somit erkennt man beim Populismus eine Wissenschaftsfeindlichkeit.Die dritte Dimension des Populismus, die mediale Präsenz, spielt eine große Rolle dabei, den Populismus zu verstärken. Durch "ideologische" Kanäle lassen sich schneller "Gleichgesinnte" finden, um alle Arten von Werten, Ideen, Einstellungen und Richtungen zu finden. "Populismus bedient sich der Funktionslogik der Mediendemokratie" (S. 344).Bei der vierten Dimension, der inhaltlichen, finden sich unterschiedliche Ideologien, um den Populismus zu verbreiten, insbesondere Rechts- und Linkspopulismus. Hier beschäftigt man sich mit der Frage nach der Realität und den Fakten. Kann die Vorstellung eines homogenen Volkes nicht aufrechterhalten werden, so tritt Polarisierung ein, eine Art ideologischer Bürgerkrieg.Nahezu alle Parteien bedienen sich mittlerweile Kommunikationselementen des Populismus. Am häufigsten jedoch findet sich der Populismus im Nationalismus wieder, durch in Aussicht stellen einer Homogenisierung, die stark an das Zugehörigkeitsgefühl appelliert und in vielen quasi-wissenschaftlichen und pseudo-historischen Theorien begründet wird. Der politische Hintergrund des Populismus liegt in der demokratischen Legitimation. Populistische Aktivitäten richten sich gegen die Erscheinungs- und Funktionsweisen der liberalen Demokratie.Populismus stellt für die politische Bildung an Schulen eine Herausforderung dar. In Bezug auf Populismus ist vor allem politische Bildung von großer Bedeutung. Insbesondere in der Erwachsenenbildung wird dieses Problem verstärkt."Politische Bildung, die sich der Wahrnehmung und Entfaltung einer bindenden demokratischen Kultur verpflichtet weiß und die den Individuen die Fähigkeit und Bereitschaft zur umfassenden politischen Teilhabe ebenso vermitteln will wie die Kompetenz zur rationalen Beurteilung und Lösung gesellschaftlicher und politischer Schlüsselprobleme, scheint ihr Ziel mehr und mehr zu verfehlen" (Wetterau, zit. nach S. 347).Politik spielt in der Bildungsforschung eine Schlüsselrolle. Erkennt die Politik das Problem des Populismus nicht als wichtig an, so spielt die Bildungsforschung keine wesentliche Rolle. Das Problem des Populismus soll nicht gelöst, sondern vielmehr politisch für eigene Zwecke genutzt werden. Es gibt mittlerweile Konzepte in der politischen Bildung, die sich überwiegend den Themen Populismus, Radikalismus sowie soziale Bewegungen widmen.Das Thema Populismus ist nicht neu, es benötigt jedoch neue Untersuchungen und Betrachtungswinkel. Leider nimmt dieses Phänomen bis heute zu wenig Platz in der Bildungsforschung ein. Da der Populismus aufgrund seiner multidimensionalen Ursachen, der erforderlichen Interdisziplinarität sowie der sehr schwer erreichbaren Zielgruppen schwer zu erfassen ist, stellt er für die Erwachsenenbildung in Praxis und Wissenschaft bis heute eine Herausforderung dar und wird zu einem immer wichtigeren Thema. Sowohl Wissensvermittlung, emotionale und kontextuale Komponenten sowie Aktivitäten sind Grundvoraussetzung für ein Lernen in Bezug auf politische Bildung.
In: Die politische Meinung 61. Jahrgang, Nr. 539 (Juli/August 2016)
Blog: Blogreihe #5: Populismus – soziologieblog
− das Interview führte Laura Porak, Mitglied der Redaktion des Soziologiemagazins, am 21.12.2016 Walter Otto Ötsch (www.walteroetsch.at) ist Professor für Ökonomie und Kulturgeschichte an der Cusanus-Hochschule in Bernkastel-Kues (Rheinland-Pfalz). Seine Schwerpunkte sind politische Kommunikation, die Kulturgeschichte des Denkens über die Wirtschaft und die Wirkungsgeschichte der Ökonomik. SozMag: Herr Professor Ötsch,...
In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 50. Jahrgang, Heft 2 (Juni 2020)