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FDA, Lohnkostensteigerung, ausbleibende Investitionsfinanzierung – als hätten die Krankenhäuser nicht genug zu kämpfen. Jetzt zeigt auch noch die Niedrigzinspolitik ihre Fratze: In den Pensionsrückstellungen von Kliniken, die noch nach deutschem Recht (HGB) bilanzieren, stecken stille Belastungen in Milliardenhöhe.

Börsenexperte Hartmut Schmidt analysiert für kma die Jahresabschlüsse* ausgewählter Kliniken.

Das Klinikum Offenbach hat einen Nachfolger gefunden: Die Hochtaunus-Kliniken (619 Betten) versuchen ebenfalls, ihren Neubau aus dem laufenden Betrieb zu finanzieren. Wie düster die Lage inzwischen ist, zeigt sich besonders deutlich am kürzlich veröffentlichten Jahresabschluss 2014.

Private Träger gelten als Klinikakquisiteure par excellence. Das hat zum Teil mit ihrer ausgebufften PR zu tun. Doch wer genau schaut, erkennt: Bei den eher zurückhaltenden Konfessionellen gibt es eine Fusionswelle, die zurzeit höher schlägt als die der Privaten.

Ob München, Frankfurt oder Calw – die Bilanzen vieler öffentlicher Krankenhäuser lesen sich wie Gruselromane. Aus finanzieller Sicht müsste vielen sofort der Totenschein ausgestellt werden.

Die Wachstumsmöglichkeiten für private Klinikkonzerne durch Übernahmen stoßen an Grenzen. Um Zusatzerlöse zu erzielen, setzen große Ketten verstärkt auf Komfortstationen an Plankrankenhäusern. Asklepios kombiniert diese jetzt auch noch mit Luxushotels für die Übernachtung von Angehörigen.

Gesunde große Private schlucken massenweise kränkelnde kleine Öffent­liche: Dieser dramatische Trend auf dem Klinikmarkt schien nicht mehr aufzuhalten. Fürs Erste ist er offenbar vorbei. Mangels Kaufobjekten anderswo jagten Private zuletzt vor allem im eigenen Revier – auch, weil die Konkurrenz der Öffentlichen und Freigemeinnützigen nachgerüstet hat.

Rhön-Klinikum, Fresenius und Eifelhöhen-Klinik stechen in diesem Jahr gegenüber anderen börsennotierten Unternehmen positiv hervor. Ihre Anleger können sich freuen – und besonders die Rhön-Aktionäre, die durch den Rückkauf von Wertpapieren beglückt wurden.

Vorstände und Geschäftsführer von Klinikunternehmen wirtschaften im Auftrag Dritter. Bei börsennotierten Firmen sind sie Angestellte der Aktionäre, bei kommunalen Trägern des Steuerzahlers. Haben sie ihr Haus im Griff, sollen sie gut verdienen. Unsere Zahlen zeigen: Nicht alle Manager sind ihr Geld wert.

Dies ist das Jahr der Boliden. Das liegt nicht nur an Fresenius Helios. Auch andere Verbünde sind enorm gewachsen – zum Beispiel Agaplesion.

Die Börse wird derzeit vor allem vom billigen Geld getragen und der Wahrscheinlichkeit, dass dies noch lange so bleiben wird. Zwar sind die konjunkturellen Aussichten nicht gerade rosig, aber das spielt kaum eine Rolle. In der Altenpflege gibt es in Kürze einen neuen Marktführer.

Die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten verunsichern die Anleger. Dax und MDax sind gesunken. Doch der positive Beginn der Quartalssaison macht Hoffnung. Kursgewinner unter den Klinik- und Pflegeheimbetreibern ist Curanum, der gerade von Korian übernommen wird.

In großen Übersee-Staaten expandieren private Klinikketten aggressiv. In manchem Gesundheitssystem erreicht ihre Macht inzwischen halbstaatliche Dimensionen. Weil Inlandsmärkte oft begrenzt sind – oder schon abgegrast –, haben diese "dicken Fische" jetzt Appetit auf Europa.

Der Beschluss der EZB, die Geldpolitik weiter zu lockern, beflügelte die Märkte. Der Dax überwand erstmals die 10.000-Punkte-Marke. Dumm aus der Röhre schauten dagegen die Aktionäre der Marseille-Kliniken nach dem Beschluss des Managements, den Aktienmarkt zu verlassen.

Derzeit gibt es keinen Grund, Aktien zu kaufen. Die Quartalsabschlüsse der Unternehmen waren zum großen Teil enttäuschend; ob weitere Maßnahmen der EZB längerfristig helfen, bleibt anzuzweifeln. Es kann gut sein, dass sich die Anleger auf die alte Börsenweisheit "Sell in May and Go Away" zurückbesinnen.