Den Umschlag von Einstürzende Altbauten ziert eine Postkartenidylle, wie sie jede*r Portugal-Urlauber*in kennt. Ein enges, sich hochschlängelndes Gässchen, das von Häusern mit Azulejos-Fassaden gesäumt wird. Im Hintergrund erkennt man die Bogenbrücke Ponte Dom Luís I, die die Städte Porto und Vila Nova de Gaia miteinander verbindet. Es sind eindeutig alte Bauwerke, die sich über das gesamte Cover erstrecken. Nun stellt sich die Frage: Warum ist hier kein Theatergebäude abgebildet, wenn dieser Band sechs Dramen beinhaltet? Gibt es in Portugal etwa kein Theater? "In Portugal hat es niemals Theater gegeben; was man Theater nennt, hat es bei uns nie gegeben" (S.9), soll João Baptista de Almeida Garrett (1799–1854), der als Begründer des portugiesischen Nationaltheaters gilt, einst behauptet haben. Um diese provokante Formulierung zumindest für die Gegenwart zu widerlegen, hat sich Henry Thorau, Professor em. für Brasilianische und Portugiesische Kulturwissenschaft an der Universität Trier und ehemaliger Chefdramaturg an der Volksbühne Berlin, zum Ziel gesetzt, deutschsprachigen Theaterwissenschaftler*innen und Regisseur*innen den Zugang zu andernfalls nur auf Portugiesisch erhältlicher zeitgenössischer Dramatik zu erleichtern. Wenn es seltene Ware gibt, dann sind es Dramen aus Portugal in Buchform – ganz unabhängig davon, in welchem Land nach ihnen gesucht wird. Laut Thorau wurde die erste Sammlung Stücke aus Portugal 1978 vom Henschelverlag Kunst und Gesellschaft in Ost-Berlin herausgegeben und beinhaltete vier Theaterstücke, die im Zeichen des sozialistischen Realismus standen. Seit der ersten Anthologie portugiesischer Dramen in deutscher Sprache sind also bereits 43 Jahre vergangen. Den Übersetzungen, die von Marina Spinu, Marianne Gareis und dem Herausgeber stammen, hat dieser ein Vorwort vorangestellt, in dem er – mit einem konzisen Exkurs ins 18. und 19. Jahrhundert– präzisiert, mit welchen Schwierigkeiten natürlichen und politischen Ursprungs sich das portugiesische Theater konfrontiert sah und auf welche Weise die Herausbildung einer nationalen Theatertradition, die unabhängig von höfischen und staatlichen Interessen existiert, immer wieder verzögert wurde. Denn abgesehen von einem verheerenden Erdbeben, das in Verbindung mit einem Tsunami die Stadt Lissabon am 1. November 1755 beinahe zur Gänze zerstörte, geschah es beispielsweise erst 1771, dass der Schauspielerberuf per Dekret institutionalisiert wurde. Dennoch verweigerte die Kirche Schauspieler*innen bis in die 1820er Jahre die Sakramente. Mit dem jungen Friedrich Schiller vergleicht Thorau Almeida Garrett, der sich 1836 im Auftrag der Regierung als Theoretiker, Reformer, Organisator und Politiker der Etablierung eines 'Nationalen Theaters' verschrieb. In Garretts Zuständigkeit fielen der Bau des Staatstheaters D. Maria II, das 1846 eröffnet wurde, die Gründung der Theaterakademie und das Verfassen von Dramen mit nationalem Charakter, von denen besonders das Heimkehrerdrama Frei Luís de Souza aus dem Jahr 1844 bekannt wurde. Darin befürchtet die Protagonistin Dona Madalena de Vilhena, ihr Ehemann könnte doch nicht bei den portugiesischen Kreuzzügen in Nordafrika gefallen sein und nach seiner Rückkehr ihre zweite Ehe vereiteln. Einen besonderen Fokus legt Thorau im Vorwort auf die Zeitspanne unmittelbar nach der Diktatur von António de Oliveira Salazar. Salazar regierte Portugal von 1932 bis 1968 als autoritärer Ministerpräsident und war verantwortlich für ein totalitäres System, das das Land durch kostspielige Kolonialkriege zerrüttete und bis zur sogenannten Nelkenrevolution am 25. April 1974 vom Rest der Welt abschottete. Bei dieser unblutigen Revolution war es die Armee selbst, die die Diktatur beendete – sie verweigerte sich dem Anspruch, sich für Kolonialisierungsbestrebungen als 'Kanonenfutter' zu opfern. Die Nelkenrevolution läutete den Niedergang der portugiesischen 'Überseeprovinzen' und den Beginn der Demokratie ein. Dem Theater kam in dieser historischen Umbruchszeit als Forum für politische Auseinandersetzungen ein hoher Stellenwert zu, auch auf den Bühnen der Städte Porto und Évora. Während des Salazar-Regimes war die Theaterzensur drastisch gegen Kritiker*innen vorgegangen, und ein Großteil der Dramen, die dieser Periode entstammen, wurde nie aufgeführt. Laut Thorau wurden die portugiesischen Bühnen in den post-revolutionären Zeiten von einem immer wiederkehrenden Phänomen heimgesucht: Sie setzten mit Vorliebe auf ausländische Erfolgsdramatik. Zwischen 1976 und 1978 war Bertolt Brecht der meistgespielte ausländische Autor in Portugal. Erst die Bestrebungen des Dramatikers Norberto Ávila, der für vier Jahre die Leitung des Theaterressorts des damals neugegründeten Staatssekretariats für Kultur übernahm, sollen zu einer Wende geführt haben. Ganz neu waren beispielsweise die Einführung einer Subventionsklausel für die Aufführung portugiesischer Stücke und ein Subventionierungsprogramm für freie Theatergruppen. Für tiefgreifende Veränderungen in Portugals Theaterproduktion sorgte schließlich der prominente Regisseur João Lourenço, als der Portugiesische Schriftstellerverband auf seine Initiative hin 1997 Portugals renommiertesten Dramen-Preis, den "Grande Prémio de Teatro Português", begründete. Mit diesem Preis soll unter anderem die Verbreitung zeitgenössischer portugiesischer Dramatik gefördert werden. Zusätzlich zum Preisgeld und der Publikation des Stückes ist die Prämierung mit der Uraufführung am Teatro Aberto in Lissabon verbunden. Einstürzende Altbauten spiegelt die jüngere Schaffensphase von portugiesischen Dramatiker*innen wider. In der Anthologie kommen die Dramen der Gegenwartsautor*innen Almeida Faria, João Santos Lopes, Tiago Rodrigues, Luísa Costa Gomes, Cecília Ferreira und Tiago Correia zur Geltung. Den Autor*innen ist gemein, dass sie dem Staub, der mit der Nelkenrevolution aufgewirbelt wurde, folgen. Sie skizzieren Bilder der historischen, politischen und sozialen Erschütterungen in einem Portugal, das nach 1974 versucht, sich auf seine Zugehörigkeit zu Europa zu besinnen und sich dem Tourismus zu öffnen. In diesen Bildern lassen sich ebenso jene Risse erkennen, die sich seit einer harten Finanzkrise und aufgrund eines aggressiven Immobilienbooms bis heute durch das ganze Land verästeln. Die Autor*innen verbindet außerdem der Umstand, dass sie mit den renommiertesten Literatur- und Theaterpreisen Portugals ausgezeichnet wurden. Faria erhielt u.a. den Aquilino-Ribeiro-Preis der Lissabonner Akademie der Wissenschaften; Costa Gomes bekam den "Prémio Máximo de Literatura" verliehen; Rodrigues wurde mit dem "Prémio Pessoa" prämiert; und Santos Lopes, Ferreira und Correia wurden mit dem "Gránde Prémio de Teatro Português der Sociedade Portuguesa de Autores" geehrt. An den Anfang stellt Thorau das Stück Umkehrung von Almeida Faria, das 1999 publiziert wurde. In diesem Stück werden vier Personen mit sozialen Umwälzungen und mit dem Verfall von gesellschaftlichen Strukturen konfrontiert. Die Lebensläufe eines alten Großknechts, einer Köchin, einer Gutsherrin und deren Sohnes verlaufen unter dem Dach eines Gutes, dessen Konstruktion ins Wanken gerät als es durch die Revolution nach 1974 zu Landreformen und zur Enteignung von Großgrundbesitzern kommt. Verfasst wurde das holzschnitthafte Lehrstück in der stilisierten Sprache eines dramatisierten Poems in zehn Kapiteln. Thorau erkennt in dieser Form eine Anspielung auf das Heldenepos Os Lusíadas von Luís de Camões, das die Geschichte des portugiesischen Königreichs thematisiert und sich ebenso in zehn Gesänge gliedert. Mit Manchmal schneit es im April, das 1997 als erstes Theaterstück den "Grande Prémio de Teatro Português" erhielt, legt der Autor João Santos Lopes die Finger in Portugals offene Wunden. Das macht Santos, indem er mehrere Problematiken, die dem Tabuthema der Rückkehr aus den afrikanischen Kolonien zuzuordnen sind, auf den Körper einer jungen schwarzen Frau projiziert: Es geht unter anderem um gescheiterte Remigration, Alltagsrassismus und kompensatorische Jugendgewalt. Für den Protagonisten Gabriel, der eine Gang von weißen Männern anführt, ist der Tag des Jüngsten Gerichts gekommen, an dem die gekidnappte schwarze Frau als Sündenbock herhalten muss für die Schmach und die Traumata, die Heimkehrende ab 1975 erlitten. Um seine Gang zu Gewalt und einem Krieg zwischen Schwarz und Weiß anzustiften, bedient sich Gabriel rassistischer und faschistischer Rhetorik, die das ganze Stück durchzieht. Die Schonungslosigkeit des Stücks bedürfte eigentlich einer Trigger-Warnung, wie Thorau im Vorwort anmerkt. Arbeitslosigkeit, Pleiten und Finanzkrise – so könnte man die Metaebene von Tiago Rodrigues' bizarrem Jugendstück und Coming-of-Age-Drama Traurig und fröhlich ist das Giraffenleben beschreiben, das 2011 uraufgeführt wurde. In Lissabon, das von diesen Vorkommnissen betroffen ist, versucht Giraffe, ein neunjähriges Mädchen, das für ihr Alter zu groß geraten ist, ihren Platz zu finden. Giraffes Vater hat keinen Job, die Mutter ist verstorben und ihr Teddybär Judy Garland leidet am Tourettesyndrom. Als besonders schlimm empfindet es Giraffe, dass ihr Vater nicht genug Geld für den Discovery Channel hat. Diesen braucht sie, um eine Schularbeit über Giraffen schreiben zu können. Gemeinsam mit Judy Garland beschließt sie, sich davonzumachen, um den Premierminister zu einem Gesetz zu überreden, das jedem ein lebenslanges Abo für den Discovery Channel garantiert. Und spätestens als Judy Garland meint: "Wer weiß schon, wohin sein Weg führt? Keiner, fuck. Wenn sie das Gegenteil behaupten, lügen sie. Wir sind alle verloren. Wir sind alle Schiffbrüchige" (S. 158), lässt sich das Stück als Metapher lesen für wirtschaftliche Aussichtslosigkeit und für das Ende des Discovery Channels, den Portugal jahrhundertelang für die überseeische Expansion abonniert hatte. Genauso wie für Giraffe ist für Portugal der Moment gekommen, sich loszulösen und unabhängig zu machen. Tag für Tag von Luísa Costa Gomes, die zu Portugals prominentesten Theaterautorinnen und Regisseurinnen gehört, katapultiert das Publikum in eine Gefechtszone, in der Immobilienbüros darüber entscheiden, wer obdachlos wird und wer nicht. Im Zentrum dieses Gefechts stehen zwei kaltblütige Maklerinnen, die auf die Waffen der Männer zurückgreifen, um ihr Einflussgebiet zu vergrößern. Messerscharfe Dialoge, brennende Städte und eine morbide Gesellschaft, die apathisch "Pornografie. Witze. Werbung. Weiber. Fußball." (S. 245) konsumiert: Auf diesen Pfeilern kreiert Gomes ein unsentimentales Abbild eines Landes, in dem die Teilnahme am Raubtierkapitalismus zur einzigen Überlebensstrategie wird. Auch die Spuren in die Vergangenheit scheinen verwischt zu sein: "Es gab mal eine Revolution, wusstest du das?", "Wo?", "Hier, in Portugal." […] "Davon hab ich nichts mitbekommen. War wohl vor meiner Zeit." (S. 244f.). Tag für Tag wurde 2011 im Teatro Municipal de São Luiz in Lissabon uraufgeführt. Eine andere weibliche Perspektive auf das Leben eröffnet sich in Cecília Ferreiras Monodrama Die Begleiterin. Ferreira, die 2013 für dieses Stück auch mit dem "Grande Prémio de Teatro Português" ausgezeichnet wurde, lässt darin die Protagonistin Luzia in einem Zimmer, in das sie sich endgültig zurückgezogen hat, Lebensbilanz ziehen. Aus den Monologen geht hervor, dass Luzia unzähligen Männern ihr Leben als Krankenschwester und Sterbebegleiterin gewidmet hat. Die Namen der Männer hat sie in einem Heft notiert, zu jedem Namen gibt es eine Geschichte. Ob sich diese tatsächlich zugetragen haben, bleibt offen. Klar ist: Luzias Biografie ist von Männern geprägt. In ihrem Beruf scheint sie unsichtbar geblieben. Nun ist Luzia allein und müde. Die Begleiterin ist eine Abrechnung mit einem Land, in dem sich feminine Lebensläufe zwischen Patriarchat und Prekariat zerstreuen: "Du bist nicht mehr die liebe Luzia, die den Mühseligen und Beladenen hilft. Du bist ein Stück Scheiße in einem stinkenden, vermüllten Quartier. Wo sind denn deine Auszeichnungen für vorbildliches Arbeitsethos? […] Ich bin eine Art Hure der Toten" (S. 293f.). Hoffnungslosigkeit in einer fremdbestimmten Stadt verspüren auch die Figuren in Tiago Correias Stück Turismo, das die anhaltende Problematik des Turbotourismus in Portugal thematisiert und mit der Uraufführung am 31. Januar 2020 die Aufmerksamkeit auf die Gentrifizierung von Portos Altstadt gelenkt hat. Gehetzt von der Angst, die nächste Miete nicht bezahlen zu können oder überhaupt das Dach über dem Kopf zu verlieren, sehen sich die Protagonist*innen täglich mit einer Aushöhlung ihrer Umgebung konfrontiert, mittendrin klafft der Kontrast zwischen Arm und Reich. Der fehlende Lebensraum bringt alle in Bedrängnis. Ein ausländischer Investor, der für den neuen Flughafen Naturschutzgebiete zubetoniert, navigiert ungetrübt durch das Stadtgebiet, macht verzweifelten Bewohnern unmoralische Angebote und kauft nebenbei das Nationaltheater "für 'n Appel und 'n Ei" (S. 339). Dieses Szenario ist in Wirklichkeit (noch) nicht eingetreten. Portugals Nationaltheater Teatro Nacional Dona Maria II wird seit 2014 von Tiago Rodrigues, dem Autor von Traurig und fröhlich ist das Giraffenleben, geleitet. Rodrigues legt Nachdruck auf die Inszenierung von portugiesischen Dramen sowie Stücken aus der Lusophonie, der Gemeinschaft aller portugiesischsprachigen Länder. Doch solange dieses Bemühen kaum subventioniert wird, fristet das portugiesische Theater ein Nischendasein. Auch ein großflächiger Brand, bei dem das Nationaltheater 1964 bis auf seine Außenwände niederbrannte, war nicht förderlich. Doch "Ruinen verbreiten Hoffnung. Sie regen zum Wiederaufbau an" (S. 23), sagt Luísa Costa Gomes. Einstürzende Altbauten zeigt das neue und firme Gerüst, in das sich portugiesische Gegenwartsdramatik einschreibt.
Im Text wird eine lange und erfolgreiche Tradition der rechtshistorischen und -theoretischen Osteuropa-Forschung im Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main dargestellt. Bereits in einem der größten Vorhaben des Instituts wurde Osteuropa gebührend vertreten. Es handelt sich um ab 1973 herausgegebene Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte. Auf den Zusammenbruch des Sozialismus hat das Institut, im Jahr 1994, mit dem Großprojekt Normdurchsetzung in den osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften (1944-1989) reagiert. In seinem Fokus waren die langfristigen geschichtlichen Prozesse von 1944 bis 1989, die jene neue Modernisierungswelle nach 1990 erschwert haben. Durch die Fokussierung auf die Normdurchsetzung hat man versucht, die bis dahin auf die Gesetzgebung und die Gesetzen-Geschichte fokussierte rechtshistorische Forschung in Osteuropa zu überwinden und die weiteren Rechtsakteure – insbesondere die Gerichte und Richter – stärker zu berücksichtigen. Mit drei Bänden ist Osteuropa in den Forschungsergebnissen des Projektes Das Europa der Diktatur: Wirtschaftskontrolle und Recht vertreten. Osteuropa ist auch im Projekt Juristische Zeitschriften in Europa sowie im Buch Juristen: ein biographisches Lexikon; von der Antike bis zum 20. Jahrhundert vertreten. Auf die große Runde der Osterweiterung der Europäischen Union 2004 hat das Institut mit dem mehrjährigen, internationalen Grossprojekt Rechtskulturen des modernen Osteuropa. Traditionen und Transfers reagiert. Begründet schien die Vermutung, dass das Paradigma organischen Wachstums des Rechts im Falle Osteuropas durch die Beobachtung von Sprüngen und Transfers, Aufoktroyierungen und Vermischungen, schnellen Änderungen und Synthesen zu ersetzen war. Im Ergebnis ist eine solide Grundlage für eine Vergewisserung über rechtskulturelle Identitäten und Differenzen von West und Ost entstanden. 2006 wurde ein kleineres Folgeprojekt, Koexistenz und Konflikt: Die Rechtsordnungen Südosteuropas im 19. und 20. Jahrhundert, geplant. Es ist nicht so umfangreich realisiert worden, als ursprünglich gedacht wurde. Deswegen sind aber gewisse Themen noch immer für die Forschung herausfordernd. Seit 2014 arbeitet man an einem Handbuch mit dem Titel Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung. Handbuch zur Geschichte der Konfliktlösung. Es sollen auch Beiträge aus Osteuropa veröffentlicht werden. Für die ältesten Epochen der osteuropäischen Rechtsgeschichte wichtig ist die bereits Jahrzehnte laufende Erforschung des byzantinischen Rechts. Rückblickend kann man feststellen, dass Ost-Europa sehr davon profitiert hat, dass das Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte von Anfang an als ein Gegengewicht zur traditionellen europäischen Rechtsgeschichte begriffen wurde. Das heißt, die Rechtsgeschichte nicht als ausschließlich oder vorwiegend nationale bzw. staatliche Geschichte zu verstehen. ; Tekst prikazuje dugu i uspješnu tradiciju pravnopovijesnog i teorijskopravnog istraživanja istočne Europe u Max-Planck-Institutu za europsku pravnu povijest u Frankfurtu na Majni. Istočna je Europa odgovarajuće bila zastupljena već u jednom od najvećih pothvata Instituta, u Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte (Priručnik vrela i literature novije europske povijesti privatnog prava), izdavanom od 1973. Na slom socijalizma Institut je 1994. godine reagirao velikim projektom Normdurchsetzung in den osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften (1944-1989) (Provedba normi u istočnoeuropskim poslijeratnim društvima /1944-1989/). U njegovom su žarištu bili dugoročni povijesni procesi od 1944. bis 1989. godine, koji su otežavali onaj val moderniziranja nakon 1990. Fokusiranjem na provedbu normi pokušano je prevladati ono do tada na zakonodavstvo i povijest zakona fokusirano historjskopravno istraživanje i istočnoj Europi te snažnije uzeti u obzir daljnje prane aktere, posebice sudove i sudce. Trima tomovima istočna Europa je zastupljena u istraživačkim rezultatima projekta Das Europa der Diktatur: Wirtschaftskontrolle und Recht (Europa diktature: kontrola gospodarstva i pravo). Zastupljena je i u projektu Juristische Zeitschriften in Europa (Pravnički časopisi u Europi), kao i u leksikonu Juristen: ein biographisches Lexikon; von der Antike bis zum 20. Jahrhundert (Pravnici: biografski leksikon; od antike do 20. stoljeća). Na veliku rundu istočnog proširenja Europske unije Institut je 2004. odgovorio višegodišnjim, međunarodnim velikim projektom Rechtskulturen des modernen Osteuropa. Traditionen und Transfers (Pravne kulture moderne istočne Europe. Tradicije i transferi). Utemeljenim se je činilo naslućivanje, Utemeljenom se činila pretpostavka da paradigma organskog rasta prava u slučaju istočne Europe treba biti nadomještena promatranjem skokova i transfera, oktroiranja i miješanja, brzih promjena i sinteza. Kao rezultat nastao je solidan temelj za upoznavanje pravnokulturnih identiteta i razlika između istoka i zapada. 2006. planiran je, kao nastavak, manji projekt Koexistenz und Konflikt: Die Rechtsordnungen Südosteuropas im 19. und 20. Jahrhundert (Koegzistencija i konflikt: pravni poredci jugoistočne Europe u 19. i 20. stoljeću). Nije realiziran u onom obujmu u kojem je početno planiran. Ali zbog toga su neke njegove teme i dalje izazov za istraživanje. Od 2014. nastaje priručnik Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung. Handbuch zur Geschichte der Konfliktlösung (Izvansudsko i sudsko rješavanje konflikata. Priručnik za povijest rješavanja konflikata) u kojem će biti objavljeni i prilozi iz istočne Europe. Za najstarije epohe istočnoeuropske pravne povijesti važno je već desetljećima trajuće istraživanje bizantskog prava. Ako se osvrne unatrag, može se reći da je istočna Europa veoma profitirala od toga, da je Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte od svog početka bio pojmljen kao protuteža tradicionalnoj europskoj pravnoj povijesti. A to znači, pravnu povijest više ne shvaćati kao isključivo ili pretežno nacionalnu odnosno državnu povijest. ; This text shows the long and successful tradition of legal historical and theoretical Eastern European research in the Max-Planck-Institute for European legal history in Frankfurt am Main. Eastern Europe had already been appropriately represented in one of the Institute's largest undertakings in the Source and Literature of the newer European History of Private Law Handbook (Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte) published since 1973. With the fall of socialism, the Institute in 1994 reacted with a significant project entitled Implementation of Norms in Eastern European post war societies 1944/1989. (Normdurchsetzung in den osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften 1994/ 1989). Its core comprised long term historical processes from 1944 to 1989 which hindered the wave of modernisation after 1990. By focusing on the implementation of norms, an attempt was made to overrule on what till then in legislation and legal history legal Eastern European research had focused and to more strongly take into consideration further legal participants, in particular courts and judges. Eastern Europe is represented in three volumes in the research results of the project entitled European Dictatorship: control of the economy and law (Das Europa der Diktatur: Wirtschaftskontrolle und Recht). It is also represented in the project entitled Lawyers: biographical lexicon from ancient times to the 20th century – legal journals in Europe (Juristische Zeitschriften in Europa), At the big round of Eastern expansion of the European Union, the Institute in 2004 responded many a several year long, international significant project entitled Legal Cultures of modern Eastern Europe, Traditions and Transfers (Rechtskulturen des modernen Osteuropa. Traditionen und Transfers). Pre-sentiment seemed to be founded, what was founded seemed to be the presumption that the paradigm of organic growth of law in the case of Eastern Europe should be replaced by observing leaps and transfers, impositions and interference, fast changes and syntheses. A substantial foundation for becoming acquainted with legal cultural identities and differences between the East and the West occurred as a result. In 2006 a smaller project entitled Coexistence and Conflict: legal organisation of South Eastern Europe in the 19th and 20th centuries (Koexistenz und Konflikt: Die Rechtsordnungen Südosteuropas im 19. und 20. Jahrhundert) was planned, as a continuation. It was not carried out to the extent it was planned initially. However, because of this, some of its topics are still a research challenge. Since 2014, the handbook entitled Extra-court and Court Solutions for resolving Conflict (Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung. Handbuch zur Geschichte der Konfliktlösung) has been published in which contributions from Eastern Europe will be published. For the oldest epoch of Eastern European legal history, the decade long research into Byzantine law is most important. If we refer backwards, it can be said that Eastern Europe profited greatly from this, that the Max-Planck-Institute for European legal history from its very inception was defined as an anti-thesis to traditional European legal history. That means, legal history is no longer considered as exclusively or mostly national or state history.
Im diesem Beitrag stellt Bella Grosman folgenden Text vor:Cornejo-Valle, Monica; Ramme, Jennifer (2022): "We Don't Want Rainbow Terror": Religious and Far-Right Sexual Politics in Poland and Spain. In: Paradoxical Right-Wing Sexual Politics in Europe: Palgrave Macmillan, Cham, S. 25–60. Online verfügbar unter https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-030-81341-3_2.Dieser Aufsatz untersucht, wie in der Ideologie der extremen und radikalen Rechte (im Folgenden als Rechtsaußen bezeichnet) "Regenbogenterrorismus" als Bedrohung erschaffen wird und warum sie in Polen existiert, aber nicht in Spanien. Framing paradoxer PanikDieser Abschnitt beschäftigt sich mit den Mechanismen, die durch eine Politik kognitiver Dissonanz moralische Panik auslösen. Es handelt sich um eine moralische Panik, wenn eine Gefahr wahrgenommen wird, die die Ordnung der Gesellschaft oder eines idealisierten Teils der Gesellschaft bedroht. Polen und Spanien bilden hier ein Beispiel der "Sex Panik" als eine moralische Panik. Bestandteil sind reproduktive und sexuelle Rechte sowie alle, die für sie einstehen.Diese Panik wird zu einer moralischen Panik im Kontext von Religion und Nationalismus. Die Darstellung als Gefahr benötigt einen Prozess, bei dem Realität sozial konstruiert wird, was mit Paradoxa einhergeht. Ein typisches Paradoxon der Rechtsaußen (Sexual-)Politik ist das Einnehmen der Opferrolle unter Anwendung der "DARVO"-Taktik. Diese besteht aus dem Leugnen der Beschuldigungen, Zurückangreifen und Umkehren des Opfers in den Täter. Die moralischen Paniken der Rechtsaußen sind das Ergebnis von frames, die verschiedene Themen im gleichen framework in Verbindung bringen und zusätzlicher Untersuchung verschiedener politischer Chancen (in Polen und Spanien). (vgl. Cornejo-Valle und Ramme 2022, S. 28–29)Akteure der Rechtsaußen SexualpolitikDie katholische Kirche spielt in beiden Staaten eine wichtige, aber unterschiedliche Rolle in der Leitung des ideologischen Diskurses über kulturelle Fragen, Werte und nationaler Identität. In Polen propagiert sie vor allem Patriotismus. Durch die Wahl eines polnischen Papstes wurde das weiter gestärkt. Außerdem war sie die führende moralische Autorität während des politischen Systemwandels in den 90ern und danach.Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigte einen deutlich höheren Anteil an Katholiken in der Bevölkerung als in Spanien. Die sinkende Zustimmung und Unterstützung der katholischen Kirche in Polen ist eine neue Entwicklung der letzten Jahre. Die Kirche ist in Spanien weniger beliebt und wird wegen ihrer Zusammenarbeit mit den Faschisten im Zweiten Weltkrieg nicht als politischer Akteur gewertet. (vgl. Cornejo-Valle und Ramme 2022, S. 30)Obwohl in beiden Staaten die Kirche nicht sehr streng in Bezug auf außerehelichen Sex, Scheidung und Verhütung ist, ist sie in Polen gegen gleichgeschlechtliche Ehe und Adoption, während sie in Spanien dafür ist. Dennoch haben "anti-gender" Aktivist*innen in beiden Staaten einen katholischen Hintergrund, dogmatische Sprache, Anti-LGBTQ* Agenda, nationalistische familienorientierte "pro-life" Rhetorik und rechtspopulistische Zugehörigkeit. (vgl. Cornejo-Valle und Ramme 2022, S. 30)Bereits vorhandene Vereinigungen gegen Abtreibungen wandelten sich oft zu Anti-LGBTQ* Parteien. In Spanien drängten sich kleine Gruppen auf Plattformen zusammen. Alle davon mit direktem oder indirektem religiösem Hintergrund, der in deren Argumentationslinien und Rhetorik deutlich wird. Daraus bildete sich CitizenGo als einflussreichster Verband heraus und war Teil des globalen anti-gender Netzwerks 2012. Mit anderen Organisationen verbunden, verfolgen sie entsprechende Ziele als Teil der EU-weiten Anti-Abtreibungslobby. Hauptmitglieder dieser Organisationen sind oft auch in der spanischen Volkspartei (Partido Popular). (vgl. Cornejo-Valle und Ramme 2022, S. 31)In Polen ist die Anti-LGBTQ* Agenda hinzugekommen, steht aber immer noch der Lebensrechtsbewegung (gegen Abtreibung) nach. Die polnischen Gruppen "Jeden z Nas" (Einer von Uns) und die Polish Association of Human Life Defenders gehören ebenfalls zur europäischen Lobby. Außerdem haben beide Verbindungen zur Kirche (über Stiftungen). Radikale anti-feministische und -LGBTQ* Aktionen wurden durch rechtspopulistische Fraktionen, wie die 2019 Teil des Parlaments werdende Partei Konfederacja, organisiert.Sie vertreten ein Weltbild aus einer Zeit vor dem National-Katholizismus und Faschismus des Zweiten Weltkriegs. Es werden Vereinigungen mit Organisationen und Aktivist*innen, die gegen Abtreibung sind, sowie Rechtsaußen veranlagte Repräsentanten der katholischen Kirche eingegangen. Sexualpolitik wird hierbei an Ideen weißer Vorherrschaft, Rassismus, Antisemitismus und Islamophobie geknüpft. Ihre Konkurrenzpartei PiS wurde 2015 zur Regierungspartei. Das hatte zur Folge, dass Mitglieder der bereits benannten Organisationen höhergestellte Positionen in Ministerien und staatlichen Rollen einnahmen, so auch Sitze im Obersten Gericht. (vgl. Cornejo-Valle und Ramme 2022, S. 31–33)Rhetorik von welcher Krise? "Kultur des Todes", "Gender Ideologie" und die dogmatische Sprache der AngstAnalysen von Sprache und einem transnationalem ideologischen framework zeigten die weltweite Rolle der katholischen Kirche in der Systematisierung von Argumenten. Besonders wichtig war das Zusammenbringen und die Ausrichtung von Stammzellforschung, gleichgeschlechtlicher Ehe, Euthanasie, Transgender-Themen, Abtreibungen, künstlicher Befruchtung und Marxismus. Aus dieser Ausrichtung heraus sind alle diese Themen ein Irrglaube der "Gender-Ideologie", die durch marxistischen Feminismus inspiriert wurde.Gleichzeitig spiegelt der frame "Kultur des Todes" den Versuch wider, menschliches Leben auf der Erde auszulöschen, was gegen das Gebot der Vermehrung in der Bibel ist. Somit wird die "Kultur des Todes" zur einem "master frame", der erlaubt, über kirchliche Belange hinauszugehen und einen ideologischen Zusammenschluss mit anderen pro-nationalistischen Agenden einzugehen. Außerdem können dadurch Ideen, Fakten und Gefühle in einem frame untergebracht werden, der Schuldzuweisung zu marxistischen Feminist*innen, der "gay lobby" und Machiavellismus beinhaltet. Des Weiteren ist eine lokale Anpassung der Krisen an kollektive Emotionen und Erinnerungen möglich, sodass die moralischen Paniken lokal Sinn ergeben. (vgl. Cornejo-Valle und Ramme 2022, S. 33–34)Während in Polen ein offen homophobes und misogynes Vokabular von Politiker*innen, Aktivist*innen etc. verwendet wird, wollen diese in Spanien nicht als homophob wahrgenommen werden. Obwohl sich die frames dadurch unterschiedlich darstellen, ist dennoch auch in Spanien von einer "LGBT-Doktrin" und einem "falschen Recht auf Homosexualität" die Rede. Auch transphobe Kampagnen werden trotzdem umgesetzt. (vgl. Cornejo-Valle und Ramme 2022, S. 34)Insgesamt folgen einzelne Akteure in beiden Staaten dem Skript der globalen Rechtsaußen. In Polen kommt jedoch hinzu, dass Repräsentanten der katholischen Kirche Ideologien der Rechtsaußen offen ausdrücken, indem sie zum Beispiel vom "Tod der Zivilisation" primär als Bedrohung des Überlebens der "Weißen Rasse" formulieren. Außerdem sind Kommunismus und Staatssozialismus als wichtiger meta frame einzigartig für Polen. Somit werden egalitäre Werte als totalitär gewertet, sexuelle und Geschlechter-Diversität zu Staatssozialismus und Rechtsaußen-Positionen die einzige unschuldige und native Alternative dazu. Das wird durch das historische Verständnis von Nazismus als Deutscher Nationalsozialismus verstärkt und hat seinen Ursprung in Polens Geschichte als Satellitenstaat. (vgl. Cornejo-Valle und Ramme 2022, S. 36–38)Die Tradition des Diskurses wurzelt im Ersten Weltkrieg, als "das Judentum" und Marxismus die Feinde darstellten. Heute haben gender und LGBTQ*-Ideologien die Feindrolle abgelöst, werden jedoch immer noch an Judentum und Marxismus geknüpft. In Polen war das so erfolgreich, dass in einer Umfrage 31% der Männer die "LGBT Bewegung" als aktuell größte Gefahr für Polen angaben. Außerdem kam in Polen 2015 das frame der "muslimischen Invasion" hinzu, in dem Geflüchtete eine "sexuelle Bedrohung" für polnische Frauen und ein Anschlag auf das Christentum sind (vgl. Cornejo-Valle und Ramme 2022, S. 38)Verflechtung von Ideologien: Nationale Souveränität, Familismus und christliche VorherrschaftIm Vergleich fällt auf, dass obwohl spanische anti-gender und -LGBTQ* Akteure die gleichen Taktiken und Rhetoriken verwenden wie in Polen, der Diskurs nicht in die Mitte der Gesellschaft rückte und lange Zeit keinen Fortschritt machte. Schlüsselfaktor ist ein unterschiedliches Profil von Nationalismus. (vgl. Cornejo-Valle und Ramme 2022, S. 38)Nationalismus in Spanien wird als pluralistisches und säkulares Konzept in einem extrovertierten Stil beschrieben, den verschiedene Nationen gemeinsam haben. Im Gegensatz dazu hat der Nationalismus in Polen einen introvertierten Stil und ist auf Märtyrertum und einem Wiederbeleben nationaler Traumata aufgebaut. Sie werden politisch instrumentalisiert, um ein Gefühl nationaler Isolation und ethnischer Diskriminierung zu schüren.Die Rhetorik greift immer wieder auf, dass sich Polen in akuter Gefahr befindet und sich gegen diese "feindlichen Mächte von außen" verteidigen muss. Der einzige Unterschied dieser Rhetorik zu der im 20. Jahrhundert, ist, dass "der Jude" als Bedrohung durch "den Homosexuellen" ersetzt wurde und der "Jüdische Masterplan" (Weltverschwörung) durch eine "Lobby der Homosexuellen". Es ist also eine transnationale Wiederkehr und Fortführung antisemitischer Rhetorik zu beobachten. Jüdische Menschen bleiben weiterhin schuldig, denn sie stellen die überstehende Gefahr dar, zusammen mit Marxisten*innen, Feminist*innen und queeren Menschen.Eine Besonderheit der Rhetorik in Polen ist die Strategie der PiS, Polen als weiterhin unabhängiges Land darzustellen. Dadurch rechtfertigte die Partei während ihrer Regierungszeit ab 2015 "dobra zmiana" (gute Veränderungen) als Heilmittel für diese, zuvor durch sie etablierten, Krisen. Sie äußerten sich in Familismus bzw. der katholischen Familie als Grundbaustein der Nation, die die Souveränität von Polen aufrechterhält.Die katholische Kirche bietet zugunsten dieser strengen Sexualpolitik eine Unterstützung während des Wahlkampfes. Des Weiteren wurde 2020 die Pandemie und damit einhergehende mangelnde Protestmöglichkeiten genutzt, um demokratische Strukturen weiter zu schwächen. So wurde beispielsweise eine dreijährige Haftstrafe für sexuelle Aufklärung, die LGBTQ*-Themen enthält, eingeführt. (vgl. Cornejo-Valle und Ramme 2022, S. 38–40)Im Vergleich dazu wurden in Spanien durch einen Wertewandel Anti-Sexismus und sexuelle Diversität zu neuen Symbolen eines progressiven Spaniens. Zwar waren auch hier Nationalismus und Sexismus während der Diktatur bis 1975 miteinander verflochten, jedoch ist das heute nicht mehr der Fall. Dennoch rief das Gesetz zu gleichgeschlechtlicher Ehe eine nationalistisch motivierte anti-gender Antwort im Jahr 2005 hervor. Dieser ging zwischenzeitlich zurück und machte 2018 eine Rückkehr, die Nationalismus wieder mit sexuellen und reproduktiven Rechten verknüpfte. Viele Rechtsaußen Parteien erlebten dadurch ein schnelles Aufstreben.Die Zunahme der Diskussion um Kataloniens Unabhängigkeit im Jahr 2018 unterstützte das, da die Einigkeit Spaniens bedroht war. Davon profitierte die rechte Partei Vox. Sobald Vox im regionalen Parlament vertreten war, versuchte sie, die Forderung nach Souveränität wieder fallenzulassen und rückte Anti-Gender an erste Stelle. Vox gelang es innerhalb kürzester Zeit, ein nationaler Akteur zu werden und durch gewollt provokative Aussagen und Proteste eine starke mediale Aufmerksamkeit zu generieren. Elemente waren unter anderem Teil einer Wahlkampagne, und die Medienberichterstattung, die darauf einging, verstärkte den Einfluss von Vox in der Bevölkerung und verhalf ihnen zu 15% der Stimmen in der Wahl 2019.Auch Vox nutzte, wie die Volkspartei, die Covid-19 Pandemie als eine Chance, um xenophobe Argumente in Spanien weiterzuentwickeln. Im Gegensatz zu Polen diskutierte die katholische Kirche, das Wählen einer bestimmten Partei an ihre Anhänger zu empfehlen, kam jedoch zu keiner Einigung, da viele kritisierten, dass die Haltung gegen Geflüchtete und Migrant*innen unkatholisch sei. (vgl. Cornejo-Valle und Ramme 2022, S. 40–44)Schlussfolgerung: Paradoxe Paniken und transnationale frames für nationalistische AgendenObwohl polnische und spanische Konservative und Rechte versuchten, "moralische Paniken" herzustellen, gab es unterschiedliche Erfolgsraten. Um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu beobachten, wurden drei Aspekte betrachtet: Totalitäre und autoritäre Vergangenheit, Katholizismus und Nationalismus. Sie setzen sich in Spanien und Polen auf unterschiedliche Art zusammen, dennoch wird auf der gleichen Rhetorik von Krisen gebaut.Solche Krisen und Gefahren sind Feminist*innen, Linke und Marxist*innen, die "gay-lobby", Nicht-Katholiken, Geflüchtete in Polen und Migrant*innen in Spanien. Diese globale Ansammlung nationalistischer und Rechtsaußen-Argumente sowie die Verwendung der DARVO-Taktik bilden die wichtigsten Paradoxa ihres Vorgehens. Das Ziel der Rechtsextremen, Einfluss über Staat und Bevölkerung zu gewinnen sowie eine Homogenität zu erringen, ist eindeutig. (vgl. Cornejo-Valle und Ramme 2022, S. 44–46)LiteraturCornejo-Valle, Monica; Ramme, Jennifer (2022): "We Don't Want Rainbow Terror": Religious and Far-Right Sexual Politics in Poland and Spain. In: Paradoxical Right-Wing Sexual Politics in Europe: Palgrave Macmillan, Cham, S. 25–60. Online verfügbar unter https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-030-81341-3_2.Möser, Cornelia; Ramme, Jennifer; Takács, Judit (Hg.) (2022): Paradoxical Right-Wing Sexual Politics in Europe. 1st ed. 2022. Cham: Springer International Publishing; Imprint Palgrave Macmillan (Springer eBook Collection). Online verfügbar unter https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-030-81341-3.pdf, zuletzt geprüft am 22.06.2022.
Themen: Standardtrendvariablen: Einstellungen zur gemeinsamen Währung (Euro), zu einer gemeinsamen EU-Außenpolitik und Verteidigungspolitik, zur EU-Erweiterung und zur Konzentration von Verantwortlichkeiten auf EU-Ebene, die auf nationaler Ebene nicht effizient gehandhabt werden können; Einstellung zur Abdankung von EU-Regierungsmitgliedern, wenn sie nicht die Mehrheit im Parlament haben sowie zur politischen Bildung in Schulen in Bezug auf EU-Institutionen; Beurteilung der Rolle der USA bei folgenden Problemen: Weltfrieden, Kampf gegen Terrorismus, Wachstum der Weltwirtschaft, Armutsbekämpfung und Umweltschutz.
1. Landwirtschaft: präferierte Ziele einer verbraucherorientierten bzw. produzentenorientierten EU-Agrarpolitik und Beurteilung der Umsetzung dieser Ziele durch die EU-Agrarpolitik; Bewertung der EU-Agrarpolitik hinsichtlich folgender Aspekte: faire Verdienstmöglichkeiten für Bauern, Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft auf dem Weltmarkt, Unterstützung der Bauern bei einer kundenorientierten Produktion, Schutz der Interessen der Bauern, Verbesserung der ländlichen Lebensverhältnisse, Ausgleich von Entwicklungsunterschieden zwischen Regionen, Verstärkung der Diversifikation der Landwirtschaft, Präferenz von alternativen Anbaumethoden, Förderung des Umweltschutzes, Bewahrung der Eigenheiten der europäischen Landwirtschaft, Sicherung des Geschmacks der europäischen Agrarprodukte, Unterstützung kleiner und mittlerer Bauernhöfe, Garantie für gesunde und sichere Agrarprodukte sowie Sicherstellung des Tierschutzes auf den Bauernhöfen; Bewertung der agrarpolitischen Entwicklung in der EU (weniger Subventionen für die Produkte, mehr Gelder für den Schutz und die Entwicklung ländlicher Regionen und mehr direkte Unterstützung der Bauern).
2. Immigration und Asyl: Persönliche Besorgnis in Bezug auf folgende Probleme: Arbeitslosigkeit, Schwarzhandel und Schmuggel, Terrorismus, Betrug an Verbrauchern, Drogenhandel und Drogenkonsum, Kleinkriminalität und Gewalt in Städten, organisiertes Verbrechen, staatlicher Missbrauch der Bürgerrechte, Korruption, Geldwäsche und Finanzverbrechen, Krieg, illegale Einwanderung, wachsende soziale Ungleichheit und Menschenhandel; Einstellung zu einer EU-weiten Koordination im Umgang mit den vorgenannten Problemen; Einstellung zu verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen und zu einer EU-weiten Koordination folgender Maßnahmen: mehr Polizeikräfte, mehr Befugnisse für die Polizei, mehr Befugnisse für private Sicherheitskräfte, Bekämpfung von Korruption, Überwachungskameras in den Straßen installieren, Einreisekontrollen verstärken, bürgerliche Kompetenzen durch die Schule fördern, höhere Strafen für Kleinkriminalität, mehr Training für die Polizei in Bürgerrechten, Bekämpfung der Armut, effizientere und schnellere Justizverfahren, mehr Sozialarbeiter, mehr Befugnisse für Sozialarbeiter und Bekämpfung von lokaler sowie internationaler Kriminalität; Einstellung zu EU-weiten Sicherheitsmaßnahmen: EU-weite Kooperation von Polizei und Justiz, Schaffung einer Behörde zur EU-weiten Bekämpfung von Kriminalität, grenzüberschreitende Einsätze der Polizei in der EU, Schaffung einer zentralen bzw. EU-weiten Verbrecherkartei, Einführung eines EU-weiten Haftbefehls, EU-weites Verteidigungsrecht für Angeklagte, Verstärkung der Einreisekontrollen aus Nicht-EU-Staaten, EU-weiter Grenzschutz, Einführung eines EU-einheitlichen Strafrechts, EU-weites Recht auf Untersuchungshaft und Strafvollzug im eigenen Land, EU-weite gemeinnützige Arbeit an Stelle von Freiheitsstrafen für geringfügige Straftaten und mehr Verträge der EU mit anderen Staaten zur Bekämpfung der internationalen Kriminalität; Zustimmung zu folgenden Punkten: weltweit freie Wahl des Wohnorts (Niederlassung), Asylrecht als Menschenrecht, Abschaffung aller Grenzkontrollen weltweit und ungenügende Asylregelungen verstärken kriminelle Schlepperaktivitäten; Zustimmung zu folgenden, die Immigration und Immigranten betreffenden Aspekten: Armut im eigenen Herkunftsland als Ursache für Flüchtlingsbewegungen, zu viele Immigranten im eigenen Land, Begünstigung der kulturellen Vielfalt im eigenen Land durch Immigranten, viel Kleinkriminalität durch Immigranten, gleiche Rechte für legale Immigranten und Bürger, Teilnahmerecht für Immigranten an lokalen Wahlen, Anpassung der Immigranten an die landestypischen Gepflogenheiten (Assimilation), Nützlichkeit von Immigranten in einigen Wirtschaftsbereichen, mehr Anstrengungen zur Integration von legalen Immigranten, Senkung der Immigration durch mehr Entwicklungshilfe, Verhindern von Flüchtlingsbewegungen durch die Entwicklungsländer selbst; keine Erwartung einer zukünftigen Beendung von Immigration; Ausweisung nicht anpassungswilliger wenn auch legaler Immigranten; Legalisierung aller illegalen Immigranten, die einige Jahre im eigenen Land arbeiten; Einwanderungsrecht für nahe Angehörige legaler Immigranten; Zustimmung zu folgenden das Asyl und Asylanten betreffenden Fragen: Beurteilung der humanitären Behandlung von Asylanten im eigenen Land, zu lange Bearbeitungszeit von Asylanträgen, wirtschaftliche Gründe als Hauptursache für Asylanträge, Arbeitserlaubnis für Asylanten und Schulrecht für Asylantenkinder während der Zeit der Antragsbearbeitung, Sicherheitsverwahrung für Asylanten während der Zeit der Antragsbearbeitung, nur Lebensmittel und Obdach für Asylsuchende, Sozialhilfeberechtigung für Asylanten, gleiche Rechte für anerkannte Asylanten wie für Bürger, Rückkehrpflicht für Asylanten bei gegebener Sicherheit im Herkunftsland, Präferenz der Asylanten für Länder mit den besten Bewilligungsaussichten, Präferenz der Asylanten für die wohlhabendsten Länder, Präferenz der Asylanten für Länder mit bereits dort lebenden Menschen aus der gleichen Herkunftsregion, EU-weit gleiches Asylrecht und Gültigkeit der Asylanträge eines EU-Landes auch in allen anderen EU-Ländern; Einstellung zu bürgerrechtlichen Fragen: zeitweiliger Ausschluss von EU-Ländern, die gegen Menschenrechte verstoßen, EU-weite Richtlinien im Kampf gegen Rassismus, Harmonisierung der Rechtsprechung in der EU zur Garantie von Rechten für Minderheiten und Immigranten, Garantie für ein EU-weites Niederlassungsrecht für alle EU-Bürger, gleiche soziale Sicherheiten für andere EU-Bürger im eigenen Land, EU-weite Angleichung von Familienrecht, Zivilrecht sowie Wirtschaftsrecht, EU-weite Richtlinien für vereinfachten Zugang der Bürger zu den Gerichten, EU-weit gleiche Voraussetzungen für Hilfsbedürftigkeit, Vereinfachung der Handhabung von grenzüberschreitenden Rechtstreitigkeiten.
3. Minderheiten: Einstellung zu Fragen in Bezug auf Minderheiten: Vorteilhaftigkeit von Diversivität in einer Gesellschaft (Multi-Kulti-Gesellschaft), schon immer vorhandene kulturelle und religiöse Diversivität im eigenen Land, Stärkung des eigenen Landes durch kulturelle Vielfalt, Aufgeben der Herkunftskultur zur vollen Integration oder Assimilation als Voraussetzung für Einwanderung, Aufgeben von im Einwanderungsland illegalen religiösen und kulturellen Praktiken wie Polygamie und Beschneidung von Frauen, Eingliederung der Minderheiten geschieht im Laufe der Generationen, begrenzte Aufnahmekapazitäten für eine Gesellschaft, maximale Aufnahmekapazität des eigenen Landes erreicht, Integrationsverweigerung mancher Mitglieder von Minderheiten, Abhängigkeit des Integrationswillens von der Minderheitenzugehörigkeit und grundsätzliche Unmöglichkeit der Integration von einzelnen Minderheiten; Zustimmung zu Aussagen, die sich auf Immigranten beziehen: gleiche soziale Rechte für legale Immigranten von außerhalb der EU wie für EU-Bürger, Einwanderungsrecht für Angehörige von legalen Immigranten von außerhalb der EU, Abschiebung der Immigranten bei Verurteilungen wegen schwerer Verbrechen und bei Arbeitslosigkeit, grundsätzliche Abschiebung aller Immigranten, Staatsbürgerschaft für Immigranten, Abschiebung aller illegalen Immigranten, härtere Strafen für Anbieter von Schwarzarbeit, Abhängigkeit der Aufenthaltserlaubnis für illegale Immigranten von deren persönlichen Umständen, Abschiebung von allen legalen und illegalen Immigranten einschließlich ihrer im Einwanderungsland geborenen Kinder, Erleichterung des Asylrechts.
4. Bahnfahren und Bahnservice: Häufigkeit von Bahnreisen im eigenen sowie anderen Ländern in den letzten zwölf Monaten; Art dieser Reisen (geschäftlich, Tourismus); Einstellung zum Bahnservice (getrennt ermittelt für den Service im eigenen Land sowie für den Service auf internationalen Reisen): allgemein gute Qualität des Bahnservices, ausreichende Frequenz der Züge, Pünktlichkeit, Kriminalität in den Zügen, geringe Unfallquote bei Bahnreisen, Sauberkeit der Züge und Bahnhöfe, Einfachheit von Reisen mit Gepäck, ausreichend Information in den Zügen, gute Verpflegungsangebote in den Zügen, Behindertenfreundlichkeit der Einrichtungen der Bahn, leichte Erreichbarkeit von Bahnhöfen, faire Preise für Fahrkarten; benutzte Informationsquellen für Fahrpläne (Internet, Telefon, Reiseagentur, Bahnhof); Beurteilung der Informationsversorgung der Kundschaft der Bahn im eigenen Land und (jeweils getrennt erfragt) der internationalen Bahnen: allgemein gute Qualität der Informationen über das Bahnsystem, Informationen über Fahrpläne, Informationen über Verspätungen und Ausfälle von Zügen, Informationen über Fahrpreise, Informationen über die Rechte und Pflichten von Bahnkunden, Informationen über Reservierungen und Buchungen, Informationen zum Umgang mit Gepäck und Informationen zu Beschwerdemöglichkeiten; eigene Beschwerden in den letzten zwölf Monaten; Bewertung des Umgangs der Bahn mit diesen Beschwerden; Zustimmung zu folgenden, das Bahnsystem im Allgemeinen betreffenden Punkten: mehr Effizienz der Bahnen durch freien Wettbewerb, Schaffung von international operierenden Billigfahrtanbietern, Verstärkung der internationalen Kooperation der Bahnen, Möglichkeit der Nutzung aller europäischen Hochgeschwindigkeitszüge mit einem Ticket, Erhöhung der Verkehrshäufigkeit internationaler Züge, höhere Nutzung der Bahn für Langstrecken bei Schaffung günstiger Preise für Schlafabteile und für Autozüge, höhere Nutzung der Bahn auf Langstrecken bei Schaffung von Transportmöglichkeiten für größere Fahrzeuge wie Wohnmobile und Einstellung zu Subventionen für unprofitable internationale Bahnen durch die EU.
5. Verbraucherschutz: Ausreichender Verbraucherschutz im eigenen Land und in den anderen Ländern der EU; Einschätzung der Auswirkungen des gemeinsamen Europäischen Marktes auf die Preise, die Qualität und Auswahl von Produkten, Lebensmitteln und Dienstleistungen; Kauf oder Bestellung bzw. Inanspruchnahme von Produkten oder Dienstleistungen aus anderen EU-Ländern in den letzten zwölf Monaten; Art des Kaufs bzw. der Bestellung (während einer Reise, im Urlaub oder auf Geschäftsreisen, im Internet, per Post, Katalog oder Telefon, durch einen Vertreter); Höhe des Einkaufs; Wahrnehmung von Werbung oder erbetenen Informationen durch Anbieter aus anderen EU-Ländern und Quelle der Informationen (E-Mail, Post, Broschüren, Telefon, Internet, Fernsehen, Radio, Zeitungen und Zeitschriften); Erhöhung des Interesses zum Einkauf in anderen EU-Ländern durch die Einführung des Euro; Einschätzung der Sicherheit von Produkten und Dienstleistungen im eigenen Land und in der EU; Einschätzung der tatsächlichen Umsetzung bzw. Beachtung von Verbraucherrechten im eigenen Land und der EU; Einschätzung des Verbraucherschutzes bei Einkäufen per Internet im eigenen Land und in der EU; Zugang zu Rechtsmitteln bei Streitigkeiten beim Kauf von Produkten und Dienstleistungen im eigenen Land und in der EU; Kenntnis außergerichtlicher Einigungsmöglichkeiten bei Streitfragen zwischen Konsumenten und Anbietern (Schlichtung, Schiedsverfahren); Einschätzung der eigenen Informiertheit über Verbraucherrechte im eigenen Land und in der EU; wahrgenommener Einfluss von Verbraucherorganisationen im eigenen Land und in der EU; wahrgenommene Beachtung der Verbraucherinteressen über den persönlichen Verbraucherschutz hinaus; Nutzung von Finanzdienstleistungen in anderen EU-Ländern in den letzten drei Jahren.
6. Internetnutzung: Nutzung elektronischer Geräte (Computer, Internet, Mobiltelefon, Mobiltelefon mit Internetzugang (WAP), organizer (PDA), Fernsehen, Kabelfernsehen, Satellitenfernsehen, Digitales Fernsehen); Ort der Internetnutzung (auf der Arbeit, zu Hause, in der Schule, in der Universität, bei Freunden, an öffentlichen Zugängen, in Internetcafes); Häufigkeit der Internetnutzung; wöchentliche Nutzungsdauer; Gründe für nicht vorhandene Internetnutzung (keine Kenntnisse, keine Zeit, kein Computer, kein Geld, keine öffentlichen Zugänge, zu kompliziert, technische Schwierigkeiten, keine sinnvollen Inhalte im Internet, mangelhafte Sicherheit im Netz, Sprachprobleme, Probleme mit dem service provider); Anreize für zukünftige Internetnutzung (Computertraining, billigere Computer und Internetzugänge, nahe gelegene öffentliche Zugänge, Beseitigung technischer Probleme, einfacheres Auffinden der nützlichen Informationen im Internet bzw. generelles Vorhandensein nützlicher Informationen, mehr Seiten mit öffentlichen und politischen Informationen und Möglichkeiten zur Erledigung behördlicher Angelegenheiten, mehr Informationen in der Muttersprache); erwartete Änderungen im persönlichen Leben bei zukünftiger Internetnutzung (mehr oder weniger Kontakt zu Menschen, mehr oder weniger Einbindung in das Wohnumfeld, höhere oder geringere Informiertheit über alltägliche Dinge, leichtere oder schwerere Möglichkeiten zur Nutzung öffentlicher Angebote und Behörden, geringere oder höhere Kosten, veränderte Partizipation in Gruppen und Organisationen, größere Einbindung in die Gesellschaft); gewünschte Informationen und Dienstleistungen im Internet (Kontaktmöglichkeiten zu Regierung und Verwaltung, Jobbörsen, Lernprogramme, Informationen und Dienstleistungen zum Thema Gesundheit, Wohnungsinformationen, Informationen zur Gleichberechtigung, Dienstleistungen und Hilfen für Familien und Jugendliche, für Behinderte sowie für Geringverdiener, Informationen über Renten, Informationen über die eigene Region, Verkehrsinformationen, kulturelle Informationen, Touristeninformationen); Gründe für tatsächliche oder zukünftige Internetnutzung (Beruf, Ausbildung und Lernen, Produktinformationen und E-Shopping, allgemeine frei erhältliche Informationen wie Tourismus, Nachrichten, Kultur, für lokale oder nationale administrative Vorgänge, Gesundheitsinformationen, Kontakt zu Familie und Freunden sowie um neue Bekanntschaften zu machen, Freizeit und Spiele, für Kontakte mit Gruppen und Organisationen); bereits absolviertes Computertraining und Art der Veranstaltung (an der Schule oder Universität, Kurs vom Arbeitgeber, Fortbildungsmaßnahme bei verschiedenen Institutionen, durch Familie oder Freunde sowie Kollegen).
Demographie: Nationalität; Selbsteinschätzung auf einem Links-Rechts-Kontinuum; Familienstand; Alter bei Ende der Ausbildung; Geschlecht; Alter; berufliche Position; Stellung im Haushalt; Beruf des Haushaltsvorstandes; Urbanisierungsgrad; monatliches Haushaltseinkommen.
Zusätzlich verkodet wurden: Interviewdatum und Interviewbeginn; Interviewdauer; Anzahl der beim Interview anwesenden Personen; Kooperationsbereitschaft des Befragten; Ortsgröße; Region; Intervieweridentifikation; Telefonbesitz (Mobiltelefon und Festnetz); Entfernung zur nächsten internationalen Grenze.
In Luxemburg, Belgien und Finnland: Interviewsprache.
1. Einleitung Das Besondere an Wilhelm Heitmeyer ist, dass er uns empirisch erklärt, was wir vorher nur vermutet oder gesagt bekommen haben. Der Sozialwissenschaftler Wilhelm Heitmeyer, Jahrgang 1945, forscht seit Jahrzehnten zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus (Universität Bielefeld, o.J.). Bekannt geworden ist er als Gründungsdirektor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld 1996, wo er bis zu seiner altersbedingten Emeritierung als Direktor fungierte. Seine Langzeitstudie "Deutsche Zustände" zu rechtsextremen Einstellungen in der Gesellschaft und zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit machen ihn zu einem der "wichtigsten Rechtsextremismus-Forscher der Bundesrepublik" (Laudenbach, 2023).Im folgenden Beitrag soll es um ausgewählte Arbeiten von Heitmeyer gehen. In seinen jüngeren Veröffentlichungen nimmt er die Mechanismen von Krisen und daraus resultierenden Kontrollverlusten als Treiber von autoritären Versuchungen in den Fokus. In Bezug darauf wird in der vorliegenden Arbeit genauer auf Heitmeyers Beitrag zur Erklärung des Erstarkens des "autoritären Nationalradikalismus" eingegangen. Hierunter fällt die Partei "Alternative für Deutschland (AfD)", die den Kern dieses Politiktypus in Deutschland ausmacht.Heitmeyer stellte um die Jahrtausendwende die These auf, der globalisierte Kapitalismus bringe vielfältige Schieflagen mit sich in Form von Desintegration, Abstiegsängsten und Kontrollverlusten. Damals ahnte er noch nichts von den Krisen, die in den folgenden "entsicherten Jahrzehnten" auf uns zukommen und uns vor erhebliche Herausforderungen stellen würden (Heitmeyer, 2018, S. 89).Die aufgestellte These rund um soziale, politische und ökonomische Strukturentwicklungen wurde mit individuellen und kollektiven Verarbeitungsmustern gekoppelt und 2022 um Krisen der "Post-9/11"-Ära und Kontrollverluste als Krisenfolgen erweitert. Diese wiederum bilden einen Nährboden für autoritäre Versuchungen, für sogenannte rechte Bedrohungsallianzen als politische Folgen autoritärer Entwicklungen.Die Ergebnisse der Langzeitstudie eignen sich, um das Aufkommen und Erstarken einer autoritär nationalradikalen Partei wie der Alternative für Deutschland zu beleuchten. Heitmeyer ist es, der durch seine Sozialstrukturanalyse das vielzitierte Fünftel (19,6%) der Bevölkerung empirisch nachweisen konnte, das der rechtspopulistisch eingestellten Gruppe in der Bevölkerung mit Einstellungen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zugeordnet werden kann (Schaefer, Mansel & Heitmeyer, 2002, S. 125 f.).Wahlpolitisch blieben diese Teile der Bevölkerung lange unbedeutend. Die Wähler:innen waren meist keiner Partei zugehörig, sie "vagabundierten" zwischen den Parteien von Wahl zu Wahl oder wählten gar nicht; viele harrten in einer "wutgetränkten Apathie". Bis zu dem Jahr, als die AfD auf die politische Oberfläche trat und ab 2015 eine radikale Entwicklung nahm; ein "politisches Ortsangebot" für diese Teile der Bevölkerung ist gefunden (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 113 ff.).Im folgenden wird zuerst eine begriffliche Rahmung des Politiktypus des "autoritären Nationalradikalismus" vorgenommen. Zentrale Schemata der Arbeiten von Wilhelm Heitmeyer sollen beleuchtet werden. Nach diesen Ausführungen wird der Blick auf Krisen und Kontrollverluste und ihre Funktion als Treiber autoritärer Entwicklungen gerichtet. Im letzten Schritt geht es um die Ausprägung des autoritären Nationalradikalismus in Form der AfD.2. Der autoritäre NationalradikalismusUm über Heitmeyers Arbeiten zu schreiben, bedarf es einer Konturierung der von ihm verwendeten Begriffe. Im Folgenden werden die Begriffe des Autoritarismus und der dichotomischen Welt- und Gesellschaftsbilder erklärt, um anschließend den politischen Typus des autoritären Nationalradikalismus von Rechtspopulismus und Rechtsextremismus abzugrenzen und entsprechend zu erläutern. 2.1 AutoritarismusDas Legitimations- und Strukturmuster politischer Macht des Autoritarismus gründet auf einer Beziehung zwischen "Machthaber:innen" in Regierungen, Parteien und anderen Organisationen und "Machtunterworfenen". Unter Machthaber:innen versteht man Amts-, Funktions- und Handlungsträger:innen, während Machtunterworfene Mitglieder, Gefolgsleute oder Anhänger:innen sind (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 31). Abhängig ist diese Beziehung in der sozialen Praxis von der Autorität der Machthabenden und der Reaktion der Unterworfenen.Autorität kann aus Bewunderung, begeisterter Unterstützung, Respekt, Ehrfurcht oder gleichmütiger Duldung aus freien Stücken zugeschrieben werden und gründet in Anerkennung. Jedoch wird Autorität dann autoritär, "[...] wenn Willfährigkeit aufgenötigt, Unterwerfung durch Täuschung bewirkt, Gehorsam durch Drohung oder handgreifliche Gewalt erzwungen wird" (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 32).Eine dominante Rolle spielen Grunderzählungen in der Entwicklung des Autoritären. Hierzu zählen die Bedrohung von Ordnung, die Auflösung von Identitäten, das Zerstören von Hierarchien und Dominanzen, Fantasien vom Untergang des (deutschen) Volkes sowie der Opferstatus aufgrund des Agierens feindlicher Mächte sowohl aus dem Inneren wie von außen (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 35). Diese Kennzeichen der Bedrohung, Auflösung, Zerstörung, des Untergangs etc. haben die Funktion, kollektive Ängste zu schüren. Zugleich sollen so Mobilisierungen in Gang gesetzt und autoritäre Bewegungen und Bestrebungen angetrieben werden (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 35).Frankenberg & Heitmeyer beschreiben die politische Rhetorik des Autoritären als Diskurslogik, die sich vor allem in Wahlpropaganda und programmatischen Erklärungen zeigt. Diese konstruieren manichäische Weltbilder, weisen eine dichotomische Struktur auf und manifestieren sich auf drei Ebenen, wie die folgende Abbildung zeigt. Häufig anzutreffen sind die Gegensätze von Volk vs. Elite, geschlossene vs. offene Gesellschaft, wir vs. die oder Ungleichwertigkeit vs. Gleichwertigkeit. Abbildung 1: Dichotomische Welt- und Gesellschaftsbilder (Quelle: eigene Darstellung nach Heitmeyer, 2018, S. 248)2.2 Dichotomische Welt- und GesellschaftsbilderDiese Gegensätze laufen auf "Entweder-Oder"-Konflikte hinaus, die sich immer aufs "Ganze" beziehen, da es um "Alles" geht (Heitmeyer, 2022 b, S. 275). Der Streitgegenstand wird der Verhandlung oder dem Kompromiss entzogen, ein "Mehr-oder-Weniger" ist nicht möglich. Die von autoritären Bewegungen, Organisationen und Regimen geführten Konflikte zielen demnach nicht auf Verständigung oder Verhandlungen ab. Es geht um "[...] Entscheidungen zugunsten einer rigiden Machtdurchsetzung und Machtsicherung mit möglichst umfassender Verhaltenskontrolle in allen Lebensbereichen der Gesellschaft und den Institutionen des politischen Systems" (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 37).Gesellschaftliche Entwicklungen sind von immer höherer Komplexität und Ambivalenz geprägt. Ebenso nimmt ihre Unübersichtlichkeit zu und sie verändern sich mit zunehmender Geschwindigkeit. In diesem Zuge stehen politische Akteur:innen vor der Herausforderung, ihre Ambitionen und Machtansprüche für die jeweilige Wähler:innenschaft passend aufzubereiten. Hierzu gehört das Anbieten von Welt- und Gesellschaftsbildern, die Unübersichtlichkeit strukturieren, Entschleunigung versprechen und Komplexität reduzieren. Aus diesen Gründen werden von gemäßigten und extremen rechten Bewegungen und Parteien solche Dichotomien verwendet, die das Ordnen der eigenen Gefühlslagen, Erfahrungen und der eigenen Weltsichten erleichtern. 2.3 Populismus und RechtspopulismusPopulismus sieht Heitmeyer als Stil der Mobilisierung, der übergehen kann in eine "machiavellistische Strategie zur Erlangung oder Verteidigung der Macht" und auf marginalisierte Gruppen abzielt. Hinzu kommt häufig eine populistisch etikettierte Rhetorik und schlichte, aber einflussreiche Weltdeutungen, die dazu dienen, Ressentiments zu aktivieren, um eine imaginäre, kollektive Identität zu beschwören. Dies ganz im Sinne eines authentischen Volkes oder "der Nation" gegen Elit:innen, gegen "das System", Minderheiten oder die "Lügenpresse" (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 24).Nach Heitmeyer hat sich eine allgemein akzeptierte Definition von Populismus etabliert, wonach eine Bewegung dann als populistisch charakterisiert werden kann, "[...] wenn ihr die Unterscheidung zwischen dem "wahren" Volk einerseits und den ausbeuterischen, dekadenten, volksverräterischen Eliten andererseits zugrunde liegt" (Heitmeyer, 2018, S. 231). Heitmeyer verwendet mittlerweile meist den Begriff autoritär anstelle von populistisch, im Folgenden wird ebenfalls diese Bezeichnung verwendet.Beim Rechtspopulismus prangert Heitmeyer eine "inflationäre Verwendung" ohne wirkliche Trennschärfe an, der keine einheitliche Definition hat, oftmals jedoch als Form des Autoritarismus mit "dünner Ideologie" und als Vergangenheitsorientierung beschrieben wird (Heitmeyer, 2018, S. 231). Im Allgemeinen bezeichnet er den Rechtspopulismus als eine Ergänzung des populistischen Grundprinzips "Volk gegen Elite" um eine nationalistische Rhetorik (Heitmeyer, 2018, S. 232).Zur These der "dünnen Ideologie" führt Heitmeyer an, dass sich populistische bzw. autoritäre Bestrebungen nicht nur durch ihren Politikstil und einer auf Machterwerb zielenden Strategie auszeichnen, sondern durch ein "Set von Ideen" und einem spezifischen Politik- und Demokratieverständnis, also ein Muster zur Deutung der gesellschaftlichen Wirklichkeit anbieten, das sich nicht nur auf Kritik an Elit:innen und demokratischer Repräsentation beschränkt."Mit der ideologischen Kombination und politischen Handlungsagenda von Antielitismus und Antipluralismus, einer Kultur der unmittelbaren Kommunikation, einem xenophoben Nationalismus und dem Phantasma imaginärer Gemeinschaftlichkeit entfernt sich die Beschreibung des Populismus weit von demokratischen grass roots und nimmt die Deutungsangebote aus dem Lager des Autoritarismus an" (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 25). 2.4 Autoritärer NationalradikalismusDer Einheitsbegriff des Rechtspopulismus als "catch-all-term" wird nach Heitmeyer der sperrigen Realität nicht gerecht und hat viele alternative Benennungen verkümmern lassen. Zudem werden mit Nutzen dieses Begriffes durch Wissenschaft, Politik und Medien Vernebelungstaktiken der politischen Akteur:innen und Bewegungen bedient, da nicht die genauen ideologischen Komponenten ihrer jeweiligen Programme benannt werden. Das Abbilden der vielfältigen Realität muss auch begrifflich differenziert abgebildet werden, was notwendig ist, um "Gegengifte" zu entwickeln. Daher müssen die Begriffe "sperrig und unpoliert" sein (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 105).Der autoritäre Nationalradikalismus bewegt sich zwischen dem Rechtspopulismus und dem gewalttätigen Rechtsextremismus bzw. Neonazismus. Anzumerken ist, dass es sich nicht um eine faschistische Gesinnung handelt, da der italienische Faschismus nicht mit dem Nationalsozialismus identisch ist, in dem der Antisemitismus zentral ist (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 106). Der gewalttätige Rechtsextremismus schreckt viele Wähler:innen oder Sympathisant:innen ab, da er in öffentlichen Räumen situativen Schrecken verbreiten will.Im Gegensatz dazu weist der Rechtspopulismus eine "flache" Ideologie auf und ist mit der dramatisierten Konfliktlinie Volk vs. Elite auf kurzzeitige Erregungszustände ausgerichtet, die über klassische Massenmedien und die sozialen Medien verbreitet werden sollen, wie Abbildung 2 anschaulich darstellt (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 106). Der autoritäre Nationalradikalismus hingegen zielt auf die destabilisierende Veränderung gesellschaftlicher und politischer Institutionen. Zudem bedient er sich dichotomischer Welt- und Gesellschaftsbilder, um destabilisierende Veränderungen erreichen zu können. Abbildung 2: Die Erfolgsspur des autoritären Nationalradikalismus (Quelle: eigene Darstellung nach Heitmeyer, 2018, S. 236; Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 107)Drei markante Charakteristika des autoritären Nationalradikalismus werden in der Sozialforschung hervorgehoben. Diese werden im folgenden erklärt und in Kapitel 6 auf die AfD bezogen:Das Autoritäre zeigt sich in der Betonung einer hierarchischen sozialen Ordnung, in Forderungen nach rigider Führung politischer Institutionen und in einem fundamentalistischen Verständnis des Agierens und Opponierens auf politischer Ebene ohne Kompromisse. Politik und Gesellschaft sollen also entsprechend einem Kontrollparadigma organisiert werden. Dichotomische Gesellschaftsbilder sind maßgebend und operieren als Grundlage für kämpferisch initiierte "Entweder-oder-Konflikte" (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 105).Die Betonung der besonderen Stellung des deutschen Volkes bildet das Nationale des autoritären Nationalradikalismus. Formulierungen und Parolen wie "Deutschland den Deutschen" oder "Deutschland zuerst" unterstreichen eine Überlegenheit gegenüber anderen Völkern, Nationen, ethnischen und religiösen Gruppen und eine neue, "deutsche" Vergangenheitsdeutung wird reklamiert (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 105 f.).Das Radikale, vom ursprünglichen Wortsinn aus dem Lateinischen (radix = Wurzel) her bestimmt, richtet sich gegen die offene Gesellschaft und die liberale Demokratie, die trotz zahlreicher kritikwürdiger Defekte erst durch jahrzehntelange Entwicklungen und Freiheitskämpfe ermöglicht wurden. Ein rabiater und emotionalisierter Mobilisierungsstil wird dazu angewendet, der sich vor allem durch menschenfeindliche Grenzüberschreitungen auszeichnet (vgl. Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 106).Weiterhin ist auf acht Elemente hinzuweisen, die zum Instrumentarium des organisierten autoritären Nationalradikalismus zählen:""Deutsch-Sein" als Schlüsselkategorie und sicherheitsspendender Identitätsanker;Propagandierung dichotomer Weltbilder;Kontrollparadigma als Versprechen einer autoritären sozialen Ordnung;Emotionalisierung gesellschaftlicher Probleme als Kontrollverluste;eskalativer Mobilisierungsstil zur Wiederherstellung von Kontrolle;Forcierung sozialer Vergleichsprozesse zwecks Radikalisierung;Ausnutzen der "Gewaltmembran", um mit bestimmten Begriffen andernorts Gewalt freizusetzen und Legitimationen zu liefern;Konstruktion einer "Opferrolle", um Sympathisanten an sich zu binden und ein Recht auf "Notwehr" zu etablieren" (Heitmeyer, 2018, S. 213-276; Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 111).Diese Elemente sind deshalb wichtig zu nennen, da sie als Grundlage für drei wichtige Ziele dienen, die autoritär nationalradikale Parteien verfolgen:Das Besetzen vakanter politischer Themenräume, die von etablierten Parteien in der Vergangenheit übersehen wurden,das Verschieben des Sagbaren, wobei Heitmeyer auf die Theorie des "Overton-Windows" hinweist, sowie drittensdie Normalisierung von Positionen und dadurch die Schaffung neuer Normalitätsstandards (vgl. Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 111 f.).Der autoritäre Nationalradikalismus wird ab Kapitel 5 ausführlich in Bezug auf die Partei "Alternative für Deutschland" dargestellt, die den Kern des autoritären Nationalradikalismus in Deutschland bildet. 2.5 Rechtsautoritär und rechtsextremDen Bezug von Autoritärem zu Rechtsautoritärem und Rechtsextremem begründen Frankenberg & Heitmeyer damit, dass "für die Übersetzung des Autoritären in die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Zustände und Entwicklung [...] eine Fokussierung auf das rechtsautoritäre und rechtsextreme Spektrum angebracht" ist (2022, S. 40).In Ermangelung einer umfassenden Definition von Rechtsextremismus, die die Dimension der Gewalt beinhaltet, hat Heitmeyer ein eigenes Konzept vorgelegt (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 40). Dieses akzentuiert die "Kernverbindung" von Ideologie der Ungleichheit und Gewaltakzeptanz. Die Ideologie der Ungleichheit enthält zwei zentrale Dimensionen, wobei die erste gruppenbezogen auf Ungleichwertigkeit ausgerichtet ist und sich später als "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" ausgeprägt hat:"Sie zeigt sich in Facetten wie nationalistische bzw. völkische Selbstübersteigerung; rassistische Einordnung; soziobiologische Behauptung von natürlichen Hierarchien; sozialdarwinistische Betonung des Rechts des Stärkeren; totalitäre Normverständnisse im Hinblick auf Abwertung des "Anders-Sein" und die Betonung von kultureller Homogenität gegen Heterogenität" (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 40 f.).Diese erste Dimension lässt sich als Vorlage für die späteren Studien "Deutsche Zustände" von Wilhelm Heitmeyer verstehen. Die zweite Dimension der Ideologie der Ungleichheit hat sich als lebenslagenbezogen erwiesen und verweist auf Ausgrenzungsforderungen in Form von kultureller, politischer, rechtlicher, ökonomischer sowie sozialer Ungleichbehandlung von Fremden bzw. "Anderen".Die Gewaltakzeptanz haben Frankenberg & Heitmeyer in vier ansteigend eskalierende "Varianten der Überzeugung unabänderlicher Existenz von Gewalt" kategorisiert, hinter denen die Grundannahme steht, dass Gewalt als "normale Aktionsform zur Regelung von Konflikten" und demnach als legitim angesehen würde (2022, S. 41). Insofern überrascht die Tatsache nicht, dass etwa rationale Diskurse oder demokratische Regelungsformen von sozialen und politischen Konflikten abgelehnt und autoritäre oder gar militaristische Umgangsformen und Stile betont werden (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 41).Die politikwissenschaftliche Forschung zum Rechtsextremismus sieht Heitmeyer fixiert auf politische Symbole, historisch-politische Bezugnahmen, Parteiprogramme und Wahlerfolge. Jedoch reicht dieser Fokus nicht aus, um den Aufschwung rechter und rechtsextremer Kräfte in der Gesellschaft zu erklären – weshalb der "[..] Blick auf die Zusammenhänge zwischen ökonomischen, sozialen und politischen Strukturentwicklungen, den individuellen und kollektiven Verarbeitungen und den politischen Handlungskonsequenzen, wenn ein entsprechendes Handlungsangebot vorhanden ist", geweitet werden muss (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 41).Dies beschreibt das "Analyseschema" (siehe Abbildung 5) im folgenden Kapitel. Fürderhin sollen nicht einzelne Aspekte oder Ereignisse parzelliert betrachtet werden, sondern mittels des "konzentrischen Eskalationskontinuums" die "rechten Bedrohungsallianzen", die bis in die Mitte der Gesellschaft hineinreichen, sichtbar werden. Hierzu hat Heitmeyer 2018 ein weiteres Untersuchungsmodell entwickelt (siehe Abbildung 3). Die beiden Schemata werden folgend beschrieben. Vorangestellt finden sich die zentralen Ausgangspunkte und Thesen von Wilhelm Heitmeyer, auf denen die Schemata beruhen. 3. Heitmeyers Arbeiten: Zentrale Thesen und SchemataWilhelm Heitmeyers Studien knüpften ursprünglich an die mittlerweile vielzitierte Prognose Ralf Dahrendorfs aus 1997 an, dass wir uns "an der Schwelle zum autoritären Jahrhundert" befinden würden, da vieles auf solch eine Entwicklung hindeuten würde (Dahrendorf, 1997; Heitmeyer, 2022 b, S. 256). Dahrendorf wies vor über 25 Jahren auf das verhängnisvolle Zusammenwirken von Ökonomie, politischer Partizipation und sozialer Integration bzw. Desintegration hin und deutete dieses Spannungsverhältnis als eine "Quadratur des Kreises". Heitmeyer fragt in diesem Zusammenhang, "zu wessen Lasten diese Spannungen gehen würden" und "[...] wie sich unter dem Druck der kapitalistischen Kontrollgewinne die individuellen, kollektiven und institutionellen Kontrollverluste auswirken würden" (Heitmeyer, 2022 b, S. 256).Insbesondere die Langzeitstudie "Deutsche Zustände" zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit hat ergiebiges Daten- und Analysematerial erbracht, welches Heitmeyer in seinen Arbeiten verwendet (Heitmeyer, 2018, S. 28). Das Projekt mit seinen jährlichen repräsentativen Bevölkerungsbefragungen dient dazu, Langzeitverläufe sichtbar zu machen und eignet sich, um das Aufkommen und Erstarken der autoritär nationalradikalen AfD zu beleuchten.Heitmeyer konnte mit Hilfe der Resultate empirisch Zusammenhänge in zwei Richtungen nachweisen: "für die Unterstützung autoritärer Bewegungen sowie Parteien und gegen verschiedene Gruppen in der Gesellschaft (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 55). Je deutlicher man autoritäre Überzeugungen vertritt, desto eher stimme man fremdenfeindlichen und rassistischen Äußerungen zu, abgeschwächt auch Äußerungen zu Antisemitismus, Heterophobie und klassischem Sexismus sowie der These von Etabliertenvorrechten, also sozialer Dominanz in einem Hierarchiengefüge.So kam Heitmeyer auf das oben erwähnte und seither vielzitierte Fünftel der Bevölkerung (19,6%), das Einstellungen zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit hegt und als "Machtmaterial" für autoritäre Bewegungen, Parteien und Regime zur Etablierung und Sicherung von autoritären gesellschaftlichen und politischen Machtstrukturen dienen kann (Schaefer, Mansel & Heitmeyer, 2002, S. 125 f.; Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 56). 2001 formulierte Wilhelm Heitmeyer seinen Ausgangspunkt wie folgt:"Die zu verfolgende These geht davon aus, daß [sic] sich ein autoritärer Kapitalismus herausbildet, der vielfältige Kontrollverluste erzeugt, die auch zu Demokratieentleerungen beitragen, so daß neue autoritäre Versuchungen durch staatliche Kontroll- und Repressionspolitik wie auch rabiater Rechtspopulismus befördert werden" (Heitmeyer, 2001, S. 500).Der sogenannte "autoritäre Kapitalismus" entstand durch eine neoliberale Politik rund um die Jahrtausendwende. Weitreichende ökonomische Kontrollgewinne in einerseits gesellschaftlichen Lebensbereichen über soziale Standards von Verdiensten und soziale Absicherung sowie andererseits über Standortentscheidungen waren zu verzeichnen, ergo übergriffig eindringende Prozesse, sodass nun mehr ökonomische Dominanz als Quelle für Kontrolllosigkeit sowie für Anomie gilt.Diese weitreichenden Kontrollgewinne des Kapitals wurden begleitet von ebenso weitreichenden politischen Kontrollverlusten nationalstaatlicher Politik, verbunden mit sozialen Desintegrationsprozessen von Teilen der Bevölkerung. Diese Auswirkungen blieben auf politischer Ebene allerdings solange wahlpolitisch folgenlos, bis ein entsprechendes politisches Angebot auf den Plan trat. In Deutschland erschien dieses Angebot in Form des autoritären Nationalradikalismus der AfD, besonders anschaulich im Jahr 2015 durch die politisch-kulturelle Krise der Flüchtlingsbewegungen und die Spaltung der AfD auf Bundesebene (Heitmeyer, 2022 a, S. 301; Heitmeyer, 2022 b, S. 261).2018 schreibt Heitmeyer, dass sich dies tatsächlich so ereignet hat und sich empirisch nachweisen lässt: "Ein zunehmend autoritärer Kapitalismus verstärkt soziale Desintegrationsprozesse in westlichen Gesellschaften, erzeugt zerstörerischen Druck auf liberale Demokratien und befördert autoritäre Bewegungen, Parteien und Regime" (Heitmeyer, 2018, S. 23). Nachfolgend werden das Modell des konzentrischen Eskalationskontinuums und das Untersuchungsschema beschrieben. 3.1 Konzentrisches EskalationskontinuumMit dem Schema des konzentrischen Eskalationskontinuums soll dargestellt werden, wie autoritäre Eliten auf Legitimation und Partizipation – unter anderem durch die Bürger:innen - angewiesen sind, zumindest so lange, wie sie ein "formales Demokratiesystem westlicher Prägung" aufrecht erhalten wollen oder auch durch soziale, politische und ökonomische Gegenkräfte dazu genötigt werden.Heitmeyer rückt somit die "[...] Entstehung von Eskalationsdynamiken ins Blickfeld, mit denen die zustimmende oder schweigend duldende Beteiligung von erheblichen Teilen der Bevölkerung zu erfassen ist" (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 43). Das konzentrische Eskalationskontinuum dient dazu, die Wucht rechter Bedrohungsallianzen herauszukristallisieren und soll helfen, Gewalt, Gewaltstadien und deren Ursachen besser verstehen zu können.Betrachtet werden Einstellungen und Verhaltensweisen einzelner unverbunden nebeneinander lebender Personen sowie formelle Mitgliedschaften in politischen Parteien oder Vereinigungen. Dem Eskalationsmodell zugrunde liegt das Milieukonzept. Heute sind nicht mehr zwingend physische Kontakte notwendig, da Milieubildung auch im virtuellen Raum stattfindet. Heitmeyer weist darauf hin, dass in diesem Zusammenhang durch ein entstehendes "Wir"-Gefühl gleichzeitig eine abwertende, diskriminierende und ausgrenzende "Die"-Kategorie mitgeliefert wird.Das Schema stellt im "Zwiebelmodell" fünf Stufen dar, die als Einstellungsmuster der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Teilen der Bevölkerung zu verstehen sind, die wiederum autoritären Versuchungen nachgeben und somit den Autoritären Nationalradikalismus der AfD in Deutschland, aber auch Fidesz in Ungarn oder der FPÖ in Österreich begünstigen (Heitmeyer, 2022, S. 43). Die jeweiligen eskalierenden Akteur:innengruppen in den Schalen des Modells werden kleiner, während die Gewaltorientierung im Inneren des Modells zunimmt.Als Kernmechanismus und verbindendes Element der Schalen zueinander werden die verschiedenen Legitimationsbrücken genannt. Fürderhin darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Ideologie der Ungleichwertigkeit der kleinste gemeinsame Nenner aller Schichten des Eskalationskontinuums ist. Sie dient als Legitimationsfundus für personen- wie gruppenbezogene Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 20). Abbildung 3: Konzentrisches Eskalationskontinuum (Quelle: eigene Darstellung nach Heitmeyer, 2018, S. 356; Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 59) Nachfolgend werden die Schichten im Spektrum von rechtem Denken bis zum terroristischen Handeln kurz erläutert: Die äußerste Schicht repräsentiert die gesamte Bevölkerung, in der in unterschiedlichem Ausmaß Einstellungen vertreten werden, je nach gesellschaftlicher Debatte, die der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zugeordnet werden können. Diese Einstellungen in der Bevölkerung stellen individuelle Positionierungen dar, die parteipolitisch gebunden, "freischwebend" sein oder auch zwischen Parteien "vagabundieren" können. Diejenigen Teile der Bevölkerung mit menschenfeindlichen Einstellungen sympathisieren zwar maßgeblich mit der AfD, sind an sie jedoch nicht zwangsläufig gebunden und können auch andere Parteien präferieren und wählen (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 60).Das Milieu des autoritären Nationalradikalismus, insbesondere der AfD, das an diese erste Schicht anschließt, präsentiert und propagiert entsprechende Ausgrenzungsstrategien und konstruierte Feindbilder. Die AfD "saugt" die jeweiligen individuellen Einstellungen in der Bevölkerung auf und verdichtet sie zu kollektiven Aussagen, die sie dann wiederum auf die politische Agenda setzt. Sie konzentriert also potenzielle menschenfeindliche Einstellungen in der Bevölkerung, die bereits im Vorfeld durch andere Bewegungen, wie beispielsweise Pegida, verdichtet wurden und bildet für sie den parlamentarischen Arm.Ein weiteres Kennzeichen dieses Milieus ist eine gewisse ideologische Heterogenität, da die Einstellungen von "[...] rechtskonservativen bis hin zu "Übergangspositionen" in das systemfeindliche Milieu des völkischen "Flügels" der AfD" reichen" (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 62). Zudem bemüht sich die AfD um den Anstrich einer "bürgerlichen" Partei, um anschlussfähig an die Mitte der Gesellschaft zu sein.Im systemfeindlichen Milieu ist man parteipolitisch eindeutig im rechtsextremen Milieu verortet, Bezug genommen wird etwa auf die NPD, was auch für die extremistisch-modernistische Identitäre Bewegung gilt. Gemeint sind also rechtsextremistische Bewegungen und neonazistische Kameradschaften, die sich an einschlägigen historischen Vorbildern orientieren. Die gemeinsame Grundlage stellt die Ideologie der Ungleichwertigkeit dar. In diesem Milieu sind bereits Gewaltattitüden verbreitet, Gewalt wird akzeptiert und zur Ausübung ist man situativ bereit (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 62). Jedoch lässt man sich in Form von Parteien durchaus darauf ein, vorübergehend am demokratischen System teilzunehmen.An staatliche Vorgaben passt man sich nur aus strategischen Überlegungen an, indem beispielsweise Demonstrationen angemeldet werden; zugleich ist "Systemüberwindung" das zentrale Ziel: "In der "Parteifantasie" arbeitet man auf den "Volksaufstand" hin, mit dem die Vergangenheit wiederhergestellt werden soll. Es ist ein offener und weitgehend öffentlicher Kampf gegen das verhasste System" (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 64).Diese wenn auch nur vorübergehende Teilnahme am demokratischen System gilt als wesentlicher Unterschied zur vorletzten Schicht, dem klandestinen terroristischen Planungs- und Unterstützungsmilieu. Es schließt jegliche Teilnahme am demokratischen System aus und fasst jede partielle und temporäre Teilnahme als Verrat an der Bewegung auf (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 64). Dieses Milieu gilt als noch radikaler und agiert im Geheimen, oft mit eindeutiger Gewaltoption oder Gewalttätigkeit. Ziel ist der "Umsturz", wenn nötig mit Waffengewalt, weshalb dieser verdeckte Kampf auch aus dem Untergrund unterstützt wird – hier weist Heitmeyer auf die hohe Zahl untergetauchter rechtsextremistischer Straftäter:innen als aufschlussreiches Indiz hin (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 64).Den Kern der "Zwiebel" stellen terroristische Zellen oder Einzeltäter:innen dar. Den Unterschied zur vorherigen Eskalationsstufe stellt das alleinige Merkmal des "Grad(s) der Klandestinität und Vernichtungsrealisierung" dar: "Die einen führen zum Schein noch ein "normales" Alltagsleben, die anderen eine Existenz im Untergrund. Sie beschaffen Waffen, erstellen Todeslisten und bereiten sich auf den Tag X vor. Die einen planen die Vernichtungstaten, die anderen setzen sie um" (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 64).Die fünf Schichten des konzentrischen Eskalationskontinuums werden durch sogenannte "Legitimationsbrücken" zusammengehalten. Diese können dann entstehen, wenn es für gesellschaftliche Entwicklungen keine Lösungen zu geben scheint. Die Entwicklungen werden als Bedrohungen empfunden, für die die "Anderen", beispielsweise Geflüchtete oder Menschen mit anderen Lebensstilen, oder "die da oben", ergo der Staat als Ganzes, demokratische Institutionen oder demokratisch gewählte Entscheidungsträger:innen, verantwortlich gemacht werden. Diese kollektiven Schuldzuweisungen aus Teilen der Bevölkerung können sich dann in gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit übersetzen.Zum anderen können sich die Legitimationen aus Verschwörungsideologien, aus Anleihen bei gesellschaftlichen Ordnungen oder historischen ideologischen Konzepten, wie dem Regime des Nationalsozialismus, dessen Ordnung wiederhergestellt werden soll, ergeben. Diese beispielhaft aufgezeigten Legitimationsquellen werden dann im Eskalationskontinuum von den äußeren Schichten weiter nach innen "transportiert (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 65). Heitmeyer hat vier solcher Legitimationsbrücken jeweils zwischen den Stufen bestimmt, wie die folgende Abbildung zeigt:Abbildung 4: Legitimationsbrücken im Eskalationskontinuum (Quelle: eigene Darstellung nach Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 67)1. Das Einstellungsmuster gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in Teilen der Bevölkerung stellt den Ausgangspunkt dar. Es dient dem autoritären Nationalradikalismus der AfD als Legitimation, entsprechende Feindbilder aufzubauen und zuzuspitzen. Wichtig anzumerken ist, dass auch Menschen mit diesen Einstellungen, die nicht die AfD wählen oder mit ihr sympathisieren, zu diesem Legitimationsfundus beitragen. Sie bestimmen das gesellschaftliche Klima mit, aus dem die AfD ihre politische Legitimation "saugt" (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 66 f.).2. Führende Vertreter:innen des autoritären Nationalradikalismus der AfD machen von einer "Gewaltmembran" Gebrauch, was bedeutet, dass eine aggressive Rhetorik die trennende Membran zur nächsten Stufe in gewissen Fällen durchdringen kann und den Weg freilegt für autoritär nationalradikale Bewegungen mit weiteren Aufheizungen – psychische Gewaltandrohungen können von gewalttätigen Akteur:innen in physische Gewalt umgesetzt werden, "[...] ohne dass diese Gewalt den sprachlichen Urhebern und Legitimationsbeschaffern direkt zuzurechnen wäre" (Heitmeyer, 2018, S. 271). Durch diese Gewaltmembran werden dem systemfeindlichen Milieu Motive für entsprechende Gewalt geliefert. Zur aggressiven Rhetorik zählen beispielsweise Erzählungen von einem "Bevölkerungsaustausch", Parolen wie "Corona-Diktatur" oder das Beschwören von Untergangsszenarien von Führungskräften der AfD. Auch das Propagieren einer Reinterpretation der deutschen Geschichte insbesondere seitens des völkischen "Flügels" der AfD durch Begriffe wie "Umvolkung" bringt die Gewaltmembran zum Schwingen. Diese Rhetoriken und Untergangsfantasien erzeugen Handlungsdruck (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 67 f.).3. Das systemfeindliche Milieu ist geprägt von verschiedenen Akteur:innen, die sich auf der Schwelle zur Legitimation offener Gewalt gegen Vertreter:innen des Staates und gegen Minderheiten bewegen. Heitmeyer führt als Beispiel die Partei "Die Rechte" an, die den klandestinen terroristischen Planungsmilieus Motivation und Legitimation liefert (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 68).4. Im letzten Schritt stehen die klandestinen Planungsmilieus. Diese errichten im Gegensatz zu den vorherigen Eskalationsstufen keine zusätzlichen ideologischen Legitimationsbrücken. Ihr Ziel sind die "Brücken zur Tat" und das Abschirmen terroristischer Akteur:innen gegen staatliche Verfolgung (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 68).Hieraus resultiert die Schlussfolgerung, dass über verschiedene, eskalierende Stufen jene Teile der Bevölkerung, die explizite autoritäre Einstellungen oder Einstellungen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit aufweisen, an politischer Gewalt beteiligt sind; nicht zwangsläufig als Täter:innen im juristischen Sinne, aber als Gehilf:innen und Legitimationshelfer:innen, wie das konzentrische Eskalationskontinuum anschaulich darstellt (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 43). Das Modell des konzentrischen Eskalationskontinuums wird in Kapitel 6 in Bezug auf das Auftreten der AfD näher erläutert und an Beispielen untersucht.3.2 Analyseschema2018 hat Heitmeyer ein weiteres Analyseschema eingeführt. Ausgangspunkt für dieses soziologische Analysekonzept ist die Thematik, dass allein das Vorhandensein von autoritären Versuchungen in Teilen der Bevölkerung nicht ausreicht, um die entsprechenden Inhalte dann auch umgesetzt zu sehen. Hierzu ist es notwendig, dass diese Einstellungen in der Bevölkerung zusammen mit autoritären politischen Angeboten wirken. Insofern, formuliert Heitmeyer, "[...] wäre es zu kurz gegriffen, die Entstehung von autoritären Versuchungen nur aus Fehlentwicklungen des politischen Systems erklären zu wollen" (2018, S. 21).Die erste Ebene des Analyseschemas bildet Interdependenzen zwischen dem ökonomischen, sozialen und politischen Bereich ab. Diese sind als strukturelle Entwicklungen gekennzeichnet. Die unter "individuelle Verarbeitung" genannten Punkte sind von großer Bedeutung. Zentral ist hier, wie diese Erfahrungen bzw. Wahrnehmungen der ersten Ebene seitens der Bevölkerung subjektiv und individuell verarbeitet werden. Die individuellen Verarbeitungsmechanismen werden nach der Konzeption von Heitmeyer durch die "gesellschaftliche Integrations- und Desintegrationsdynamik" geprägt. Hierfür sind die folgenden Faktoren und Fragen von besonderer Bedeutung:"Sicherheit oder Unsicherheit der materiellen Reproduktion, der Anerkennung, des Statusaufstiegs, der Statussicherung bzw. des Statusabstieges, und ein Gefühl der Kontrolle über die eigene Biografie.Wird die eigene Stimme bzw. die Stimme der sozialen, ethnischen oder religiösen Gruppe, der Personen sich zugehörig fühlen, von den Regierenden wahrgenommen oder vielmehr ignoriert?Verlässlichkeit oder Erosion sozialer Beziehungen und Anerkennung der eigenen Identität bzw. der Identität der eigenen Gruppe durch Dritte, um emotionale Zugehörigkeit zu sichern" (Heitmeyer, 2018, S. 22).Zentral in Heitmeyers Analyse sind der Kontrollverluste und die Defizite in der Wahrnehmung sowie der subjektive Begriff der Anerkennung. Diese Verarbeitungen haben Auswirkungen auf die Integrations- und Desintegrationsprozesse bzw. auf Anerkennungsverhältnisse, aus welchen im letzten Schritt politische Konsequenzen, also politische Handlungsfolgen, resultieren.Essenziell ist an dieser Stelle die Tatsache, dass die individuellen Verarbeitungen auch als Grund dafür angeführt werden können, weshalb nicht alle Teile der Bevölkerung, die unter einer Art von Desintegrationsdynamik leiden, zwangsläufig für autoritäre Versuchungen anfällig sind und sich wahlpolitisch entsprechend verhalten. Von einer Krisenfolge betroffen zu sein, hat also nicht zwangsläufig das Annehmen eines autoritär nationalradikalen Angebots zur Folge (Heitmeyer, 2022 b, S. 269).Auch die autoritären Bewegungen, Parteien und Regime weisen autoritäre Versuchungen auf, die zu entsprechenden Einstellungen und Entscheidungen führen, die das gesellschaftliche Zusammenleben beeinflussen, da sie Bezug auf die ökonomischen, sozialen und politischen Systeme nehmen (Heitmeyer, 2018, S. 21 f.). Dieses Schema wurde von Heitmeyer mit diversen theoretischen Ansätzen angelegt und ausgefüllt mit empirischen Daten (Heitmeyer, 2022 b, S. 252).Das Theoriegeflecht aus mehreren sich ergänzenden disziplinären Zugängen besteht aus der Theorie Sozialer Desintegration von Anhut & Heitmeyer, der Konflikttheorie von Hirschman, der Theorie kapitalistischer Landnahme von Dörre, der Anomietheorie von Thome und dem kontrolltheoretischen Ansatz aus der Sozialpsychologie von Frey & Jonas. Die für das Analysekonzept wichtigsten Charakteristiken dieser Theorien werden in Heitmeyer 2018 und 2022 b ausführlich erklärt. Die genauere Betrachtung dieser Theorien würde den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen, weshalb darauf an dieser Stelle verzichtet wird.Abbildung 5: Analyseschema (Quelle: eigene Darstellung nach Heitmeyer, 2018, S. 21)Erfolge rechter Parteien und Bewegungen wären demnach nicht möglich gewesen ohne bestimmte Entwicklungen im sozialen System der Gesellschaft, im politischen System der Demokratie und im ökonomischen System des globalisierten Kapitalismus (Heitmeyer, 2018, S. 16). Durch das vorliegende Analyseschema soll verdeutlicht werden, wie autoritärer Kapitalismus in Zusammenwirken mit sozialen Desintegrationsprozessen und politischer Demokratieentleerung als "Ursachenmuster für die Realisierung autoritärer Sehnsüchte" fungiert (Heitmeyer, 2018, S. 16 f.).Demokratieentleerung meint, dass ein Teil der Bevölkerung das Gefühl hat, nicht mehr wahrgenommen zu werden und gleichzeitig das Vertrauen schwindet, dass die herrschende Politik bzw. die Regierung willens und fähig ist, soziale Ungleichheit zu bekämpfen. Dies mündet bei Teilen der Bevölkerung in ein Gefühl, Bürger:innen zweiter Klasse zu sein (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 48). Heitmeyer hat 2022 das Analyseschema ergänzt; die Komponenten Krisen und Kontrollverluste wurden entsprechend ausdifferenziert (siehe Abbildung 6). Im Folgenden werden Krisen und Kontrollverluste als besondere Treiber autoritärer Entwicklungen und die dahingehende Erweiterung des Analyseschemas beleuchtet.4. Krisen und Kontrollverluste als Treiber autoritärer EntwicklungenEine Krise wird von Frankenberg & Heitmeyer durch drei Charakteristika definiert. Die bisherigen sozialen, ökonomischen und politischen Routinen zur Bewältigung von Ereignissen greifen nicht mehr und die bis dato vorhandenen Wissensbestände zur Problemlösung reichen nicht aus. Zusätzlich sind die Zustände, wie sie vor diesen Ereignissen herrschten, nicht wieder herstellbar. Darüber hinaus konkurrieren in solch krisenhaften Situationen verschiedene Möglichkeiten zu ihrer Bewältigung, was wiederum anomische Verhaltensunsicherheiten erzeugt (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 45).Die Kombination der drei Kriterien legt nahe, dass "Situationen mit notstandsähnlichem Zuschnitt" mit der Erfahrung von Kontrollverlusten verflochten sind (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 45; Heitmeyer, 2023, S. 253). Insofern verwundert die Tatsache nicht, wenn die These vertreten wird, dass krisenhaft zugespitzte Entwicklungen und Ereignisse nicht allein, jedoch in besonderem Maße als Treiber und Pfade des Autoritären sowie rechtsextremer Aktivitäten zählen (Heitmeyer, 2022 b, S. 251).Von autoritären Regimen wird in Krisen oder notstandsähnlichen Situationen erwartet, dass sie Sicherheit und die Wiedergewinnung der Kontrolle gewährleisten können (2022, S. 44 f.). Zudem werden die Ereignisse von der Bevölkerung individuell je nach Betroffenheit und auch Resilienz unterschiedlich bearbeitet. Diese Verarbeitung wiederum wird unterschiedlich intensiv und nachhaltig in individuelle Befürchtungen sowie kollektive Ängste übertragen. Somit dienen sie dazu, Vorstellungen von Entsicherungen und Kontrollverlusten zu erzeugen, die sich identifizieren lassen als Treiber autoritärer Bestrebungen (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 45 f.).Eine weitere wichtige Unterscheidung in der Konzeption von Krise ist die Unterteilung in zwei Typen von Krise. Der erste Typus, sektorale Krisen, erfasst unterschiedliche Lebensbereiche und Funktionssysteme einer Gesellschaft schlagartig und mit massiven "Funktionsstörungen". Dazu gehören ein zeitlich entzerrtes Auftreten sowie die Lokalisierung in unterschiedlichen Teilbereichen der Gesellschaft. Zudem gab es verschiedene Instrumente, um diese Funktionsstörungen einzudämmen und gravierendere Auswirkungen zu verhindern.In der "Post-9/11"-Ära, in den sogenannten "entsicherten Jahrzehnten" seit Beginn des 21. Jahrhunderts, werden nach Heitmeyer vor allem drei – mit 9/11 als religiös-politische Krise vier - verschärfte Gefahrenlagen als sektorale Krisen identifiziert. Dazu zählt ab 2005 die Einführung von Hartz IV als eine sektorale, soziale Krise für gewisse Teile der Bevölkerung, die mit Statusängsten oder auch mit sozialem Abstieg konfrontiert waren. Weiter ist ab 2008/2009 die weltweite Banken- und Finanzkrise zu nennen, die die "systemrelevante" Finanzökonomie ins Wanken brachte mit Ausstrahlungseffekten auf das Gesamtsystem als ökonomisch-politische Krise. Fürderhin wird die sogenannte "Flüchtlingskrise" 2015/2016 als sozial-kulturelle bzw. kulturell-politische Krise angesehen, die das politisch-administrative System prägte (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 46; Heitmeyer, 2022 b, S. 255).Der zweite Typus bezieht sich auf systemische Krisen. Sie erfassen das gesamte Gesellschaftssystem in sich zuspitzenden Gefahrenlagen. Als langsame bzw. schleichende systemische Krise kann die Klimakrise angesehen werden, als "schnelle" systemische Krise die COVID-19 Pandemie. Hier werden die Potenziale für autoritäre Entwicklungen besonders offen sichtbar, da zahlreiche "Einhegungsinstrumente" nicht greifen, wodurch politische, individuell-biografische und kollektive Kontrollverluste auftreten, die politisch instrumentalisiert und mit Verschwörungstheorien und Wahnvorstellungen verbunden werden können (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 46 f.). Krisen lösen je nach Gefahrenlage individuelle und kollektive Befürchtungen aus, die sich in der Vorstellung einer "kollektiven Hilflosigkeit" verdichten können.In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach Krisenängsten, ob und wie sie zu Treibern autoritärer Entwicklungen werden können. Ängste, unabhängig davon, ob eingebildet oder realistisch, ob auf Wissen oder Unwissen beruhend, lassen sich schwerlich von einer politischen Klasse, von Unternehmen oder dem freien Markt abfangen. Je mehr sich Gefahrenlagen häufen und sich Wahrnehmungen von Kontrollverlusten sowie Unsicherheiten ausbreiten, fallen auch Rechtsprechung und Verfassung als Orientierungsmedien aus und auch Wissenschaften können diese nicht mit der Lieferung von Begleitgewissheit neutralisieren.In solchen Situationen "[...] mutieren selbst Realängste, die vor greifbaren, konkreten Gefahren warnen, zu frei flottierenden, allfälligen Befürchtungen, die jede Risikoeinschätzung verhindern und irrationale Rettungsbedürfnisse wecken" (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 53). Diese Situationen können dann von autoritären Bewegungen, Organisationen und Regimen ausgebeutet werden, indem zunächst Ängste geschürt und im zweiten Schritt die Anhänger:innen mit wahnhaften Rettungsphantasien "versorgt" werden. Alexander Gaulands Aussage, "Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen", liefert ein entsprechendes prominentes Beispiel für das Versprechen, die Kontrolle wieder herzustellen (Reuters Staff, 2017; Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 53; Nickschas, 2023).Eine Annahme von Heitmeyer & Heyder lautet hier, dass die Faktoren der Standortlosigkeit und Kontrollverluste Autoritarismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bestärken. Eine Variante zur Wiederherstellung von Stabilität stellt die Demonstration von Überlegenheit dar, die durch autoritäre Aggression ausgeübt werden kann. Um wirklich Überlegenheit demonstrieren zu können, muss diese möglichst risikoarm sein; dies ist dann gegeben, wenn besonders schwache, machtlose Gruppen als Gegner:innen ausgewählt werden (Heitmeyer & Heyder, 2002, S. 62). Empirisch stehen Abstiegsängste in einem signifikanten Zusammenhang mit einerseits Kontrollverlust-Situationen und andererseits der Abwertung schwacher Gruppen:"Wenn jemandem das eigene Leben außer Kontrolle gerät (oder zu geraten scheint), kann das Panik erzeugen. Zur Panikbekämpfung erfolgt dann eine Selbstaufwertung, die gleichzeitig die Abwertung von ungleichwertig markierten Gruppen bedeutet (Flüchtlinge, Migranten, Langzeitarbeitslose etc.)" (Heitmeyer, 2018, S. 109).Die individuellen Verarbeitungsmuster von Krisen und (gefühlten) Kontrollverlusten lassen sich durch entsprechende autoritäre Angebote von "rechtspopulistischen Mobilisierungsexperten" – mittels scharf konturierter Feindbilder und Kontrollversprechen - politisch aufladen und bedienen zur vermeintlichen "Wiederherstellung von Ordnung" (Heitmeyer, 2018, S. 106).2022 stützt Heitmeyer also die oben erwähnte These von Krisen als besondere Treiber autoritärer Entwicklungen und rechtsextremer Aktivitäten, indem er formuliert, dass der Blick auf Veränderungen in Richtung autoritärer Entwicklungen in gesellschaftlichen und politischen Verläufen geweitet werden soll, die unter verstärktem Einfluss zeitlich verdichteter Krisen stattfinden (Heitmeyer, 2022 b, S. 251). Das soziologische Analysekonzept von 2018 wird entsprechend angepasst um die zwei zentralen Eskalationstreiber Krisen und Kontrollverluste bzw. "Kontrollverluste als Krisenfolgen" (siehe Abbildung 6).Dies geht aus der Abbildung insofern deutlich hervor, als in die Strukturentwicklungen der ökonomischen, sozialen und politischen Dimension "[...] verschiedene Krisen mit unterschiedlichen Auswirkungen "hineingewirkt" und Einfluss genommen haben auf die individuellen psychologischen und sozialen Verarbeitungen, die wiederum mit Kontrollverlusten durchsetzt waren – immer auch je nach Krisenbetroffenheit" (Heitmeyer, 2022 b, S. 252 f.). Hierdurch entstanden durch das generelle Bedürfnis nach Realitätskontrolle Handlungsoptionen, die mehrfach variieren und auch autoritäre Versuchungen bzw. Gefahren beinhalten können.Abbildung 6: Analyseschema, erweitert und angepasst (Quelle: eigene Darstellung nach Heitmeyer, 2018, S. 21; Heitmeyer, 2022 b, S. 254)Fürderhin ist anzufügen, dass sich Kontrollverluste in Krisen verschiedenartig ausdrücken und sich Verhaltensmöglichkeiten zur Realitätskontrolle, also zur Lösung von Problemen, massiv verengen, insbesondere in systemischen Krisen. Individuelle Suchbewegungen setzen ein, um das grundlegende Bedürfnis nach Realitätskontrolle zu befriedigen. Diese Suchbewegungen schließen politische Suchbewegungen nach autoritären Akteur:innen mit ein, die die Wiederherstellung von Kontrolle durch Reduktion der Krisenkomplexität versprechen (Heitmeyer, 2022 b, S. 256).Krisen und Kontrollverluste treten daher als Treiber autoritärer politischer sowie gesellschaftlicher Entwicklungspfade in Erscheinung, da indes eine kritische Masse entstanden ist, die nicht mehr in der Lage ist, ihr zentrale Bedürfnis nach Realitätskontrolle im "bisher gewohnten Maße" zu realisieren. Genau das bieten autoritäre Akteur:innen im Gegensatz zur abnehmenden Kapazität liberaler Demokratien, geeignete Lösungen schnell zu finden und die Kontrolle wiederherzustellen (Heitmeyer, 2022 b, S. 257). Zudem ist diese versprochene Wiederherstellung keine Wiederherstellung des vorhergehenden Prä-Krisenzustandes, "[...] sondern eine autoritäre Veränderung von Kontrolle und damit auch veränderte ökonomische, soziale, kulturelle und politische Verhältnisse" (Heitmeyer, 2022 b, S. 257).Als Indiz sieht Heitmeyer zwei Mechanismen, die besonders hervorstechen: Einerseits die Ambivalenz, dass zahllose Widersprüche zunehmen, und andererseits die Ambiguität, dass zunehmende Komplexität von modernen Gesellschaften gepaart sind mit uneindeutigen Situationen und Zukünften. Ambivalenz- und Ambiguitätstoleranz kristallisieren sich also als unabdingbar heraus, um autoritären Versuchungen nicht nachzugeben."Denn wenn Sitationen [sic] oder auch die Anwesenheit von fremden Menschen als unberechenbar oder unkontrollierbar wahrgenommen werden, dann reagieren Personen, deren Ambiguitätstoleranz niedrig ist, mit vereinfachten Weltsichten oder Stereotypen, um wieder Ordnung, Struktur und Kontrolle zu erreichen" (Heitmeyer, 2018, S. 80).Hinzu tritt das Verschwimmen von gesellschaftlichen Koordinaten, die eigentlich als Vergewisserungen der jeweils eigenen Position in der Gesellschaft dienen, welches die Suchbewegungen nach politischen Akteur:innen aktiviert, die vorgeben, Widersprüche zu lösen, Unklarheiten in Klarheiten verwandeln und Kontrolle wiederherzustellen versprechen (Heitmeyer, 2018, S. 109 ff.; Heitmeyer, 2022 b, S. 258 f.).Hieraus könnte die Folgerung gezogen werden, dass das Potenzial von autoritären Versuchungen in der Moderne angelegt sei: "Ambivalenzen und Ambiguitäten als Grundparadigma der Moderne entfalten unter dem Druck von Krisen und damit verbundenen Kontrollverlusten eine neue Wucht, die ins Autoritäre drängt" (Heitmeyer, 2022 b, S. 259). Beispielsweise ist die erwähnte "Entweder-Oder" Logik im Vergleich zu "Mehr-oder-weniger" darauf angelegt, Ambivalenzen und Ambiguitäten zu beseitigen. "Das Autoritäre dient dann als Strategie zur Reduzierung von ökonomischer, sozialer und politischer Komplexität – und gleichzeitig von Freiheitsräumen" (Heitmeyer, 2022 b, S. 259).Heitmeyers Analysen zeigen, dass die Fähigkeiten zum Aushalten von Ambiguitäten und zum Umgang mit Ambivalenzen über zukünftige soziale, politische und ökonomische Entwicklungspfade in Teilen der Bevölkerung abnehmen. Dies ist passgenau für das Angebot vonseiten der autoritär-nationalradikalen Akteur:innen mit ihren dichotomischen Welt- und Gesellschaftsbildern (siehe Kapitel 2.2); das Angebot eignet sich hervorragend für mobilisierende Ideologien und rhetorische Eskalation (Heitmeyer, 2018, S. 246 f.).Erfolge rechter Parteien und Bewegungen wären demnach also nicht möglich gewesen ohne bestimmte Entwicklungen im sozialen System der Gesellschaft, im politischen System der Demokratie und im ökonomischen System des globalisierten Kapitalismus (Heitmeyer, 2018, S. 16). Konkreter ist es das Zusammenwirken eines autoritären Kapitalismus, sozialer Desintegrationsprozesse und politischer Demokratieentleerung als Ursachenmuster für die "Realisierung autoritärer Sehnsüchte" (Heitmeyer, 2018, S. 17).5. Die Partei "Alternative für Deutschland"Mit der inhaltlichen Neuausrichtung der vormals liberal-konservativen, eurokritischen Partei ab 2015 sowie mit dem immer weiter um sich greifenden Einfluss von rechtsextremistischen Akteur:innen innerhalb der AfD hält Heitmeyer es nicht mehr für angemessen, die AfD als rechtspopulistisch zu "verharmlosen", noch die Partei als vollständig rechtsextrem oder neonazistisch zu bezeichnen (Heitmeyer, 2022 a, S. 302; Heitmeyer, 2022 b, S. 265 f.; Heitmeyer & Piorkowski, 2023). Mit der herkömmlichen Typologie sei die AfD, als Typ einer neuen Partei, nicht zu beschreiben. Ebenso reichen die bisherigen Begriffe und Kategorien nicht aus, um "analytische Klarheit" über Zustand und Entwicklung der AfD zu gewinnen (Heitmeyer, 2018, S. 233).Seit dieser Neuausrichtung zieht die AfD Teile der Bevölkerung an, die unter den oben beschriebenen Krisen Kontrollverluste wahrnehmen oder empfinden und eine Wiedererlangung der Kontrolle forcieren. Das Autoritäre ist dann ein Weg zur Realitätskontrolle. Insofern lässt sich deutlich machen, dass die AfD nicht der Grund für die Entstehung von autoritären Versuchungen in der Bevölkerung ist. Diese autoritären Einstellungsmuster "schlummern" in Teilen der Bevölkerung bereits über einen längeren Zeitraum als Gefahrenpotenzial für die offene Gesellschaft (Heitmeyer, 2018, S. 113):"Ein Zwischenfazit zum Zusammenwirken von strukturellen Entsicherungen und individuellen Verunsicherungen zeigt, dass aufgrund der Krisen und ihrer Verarbeitungen, aufgrund von veränderten Lebensumständen und von Verschiebungen der gesellschaftlichen Koordinaten in entsicherten Zeiten bei Teilen der Bevölkerung ein erheblicher "Vorrat" an gruppenbezogen-menschenfeindlichen Einstellungen existiert, an die autoritäre politische Akteure bloß noch anzuknüpfen brauchten" (Heitmeyer, 2018, S. 117).Dies bedeutet, dass die Erfolgsvoraussetzungen des autoritären Nationalradikalismus der AfD eine längere Vorgeschichte haben, die in den letzten Jahrzehnten geformt und vorangetrieben wurden durch neue Entwicklungen des kapitalistischen Systems. Die Wähler:innen der AfD waren zuvor Wechselwähler:innen oder wählten gar nicht (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 115). Sie verharrten dann in "wutgetränkter Apathie", was folgenlos blieb für die Politik, da diese Teile der Bevölkerung keinen wahlpolitischen Ausdruck fanden.Dieser in der Bevölkerung existierende Autoritarismus, der laut Heitmeyer "[...] vagabundierte, mal auf diese, mal auf jene im Bundestag vertretene Partei setzte oder aber gar nicht offen zutage trat, sondern in der politischen Apathie verharrte [...]" (2018, S. 237), hat durch das Aufkommen der Partei "Alternative für Deutschland" und ihren autoritären Nationalradikalismus ein neues politisches "Ortsangebot" bekommen. Hinsichtlich des oben beschriebenen Zwischenfazits lässt sich konstatieren, dass es der AfD offensichtlich gelungen ist, "[...] Personen aus ihrer individuellen Ohnmacht herauszuholen und mit kollektiven Machtfantasien auszustatten. Dazu gehört es auch, gruppenbezogen-menschenfeindliche Einstellungen zu kanalisieren und gegen schwache Gruppen zu richten" (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 116).In diesen Prozessen ist die Ideologie der Ungleichwertig eingelagert und wird genutzt, um sich selbst aufzuwerten durch Abwertung und Ausgrenzung der vermeintlich "Anderen". Für die sogenannte "rohe Bürgerlichkeit" entstehen neue Anschlussmöglichkeiten. Unter diesem Begriff verbirgt sich keine soziale Klassenzugehörigkeit, sondern es handelt sich um eine verachtende Haltung gegenüber Schwächeren, geäußert in einer rabiaten Rhetorik und gepaart mit einer Ideologie, in der bestimmte Gruppen als ungleichwertig angesehen werden, während sich die eigentlichen autoritären Haltungen hinter einer dünnen Schicht zivilisiert-vornehmen, also bürgerlichen äußeren Umgangsformen, verbergen (Heitmeyer, 2018, S. 310; Heitmeyer, 2022 b, S. 273).6. Der autoritäre Nationalradikalismus der AfDSo folgert Heitmeyer, dass die AfD vorrangig für jenes Publikum attraktiv ist, "[...] das sich einerseits von den flachen Sprüchen rechtspopulistischer Akteure, die nur auf schnelle Erregungszustände fixiert sind, nichts verspricht, und sich andererseits von der Brutalität des Rechtsextremismus distanziert, um seine Bürgerlichkeit zu unterstreichen" (Heitmeyer, 2018, S. 235). Er weist zurecht auf ihre "bürgerliche Patina" hin, die die AfD für viele gesellschaftliche Gruppen wählbar macht (Heitmeyer & Piorkowski, 2023).Vor diesem Hintergrund überrascht der empirische Befund nicht, dass die bereits benannten 19,6 % der Bevölkerung mit Einstellungen zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sich selbst in der "politischen Mitte" einordnet, weshalb sich die "bürgerliche Patina" für die AfD als unentbehrlich erweist (Schaefer, Mansel & Heitmeyer, 2002, S. 132 f.).Die neue begriffliche Rahmung dient dazu, unterschiedliche inhaltliche und formale Ebenen zusammenzufassen, wie prägende Einstellungsmuster, der Mobilisierungsstil sowie zentrale programmatische Aussagen zu "bewegenden Themen" (Heitmeyer, 2018, S. 234). Daher ordnet Heitmeyer die AfD als autoritäre nationalradikale Partei ein, die gleichzeitig als Kern des autoritären Nationalradikalismus in Deutschland fungiert. Im Folgenden wird das Agieren der Partei als Protagonistin des autoritären Nationalradikalismus anhand der in Kapitel 2.4 erklärten Charakteristika erläutert:Als autoritär wird sie charakterisiert, da das Kontrollparadigma grundsätzlich ihre Vorstellungen von Politik sowie Gesellschaft durchzieht. Beispiele sind Forderungen nach einer streng hierarchisch organisierten sozialen Ordnung sowie nach rigider Führung in politischen Institutionen. Auch beruht das Verständnis von Politik und Gesellschaft wesentlich auf den Kategorien "Kampf und Konflikt", womit dichotomische Gesellschaftsbilder und strenge Freund-Feind-Schemata einhergehen (Heitmeyer, 2018, S. 234).Als national wird sie aufgrund der "[...] Betonung der außerordentlichen Stellung des deutschen Volkes" bezeichnet (Heitmeyer, 2018, S. 234). Hinzu kommt auch die Beanspruchung einer "neuen deutschen" Vergangenheitsdeutung sowie eines Überlegenheitsanspruchs gegenüber anderen Nationen oder ethnischen und religiösen Gruppen (Heitmeyer, 2018, S. 235).Das radikale Moment liegt in der Bekämpfung der offenen Gesellschaft und dem Ziel, die liberale Demokratie grundlegend umzubauen. Somit positioniert sich die Partei gegen zwei zentrale politisch-gesellschaftliche Errungenschaften. Hierzu dient ein rabiater und emotionalisierter Mobilisierungsstil der AfD, der mit menschenfeindlichen Grenzüberschreitungen arbeitet (Heitmeyer, 2018, S. 235).Die AfD hat die Destabilisierung gesellschaftlicher und politischer Institutionen zum Ziel, was entscheidend für die Erfolgsgeschichte der Partei ist, es geht um Militär, Polizei, Gerichte, Gewerkschaften, Rundfunkräte, politische Bildung, Theater oder auch Feuerwehrverbände (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 107). Hierin besteht nach Heitmeyer die eigentliche Gefahr. Das Fiasko rund um die Wahl des Ministerpräsidenten in Thüringen 2020 zeigt, dass mittlerweile auch das parlamentarische System von der forcierten Destabilisierung betroffen ist (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 107). Der autoritäre Nationalradikalismus der AfD und das Agieren der Partei soll im folgenden exemplarisch an zwei Krisen der vergangenen Jahre behandelt werden.Die Fluchtbewegungen ab 2015 bezeichnete Alexander Gauland als "Geschenk" für seine Partei, die AfD (Decker, 2022). In der Tat diente sie AfD und PEGIDA, um Personen, die vorrangig unter Anerkennungsdefiziten litten, mittels dichotomischer Weltbilder und der Emotionalisierung sozial-kultureller Probleme zu instrumentalisieren. Der anhaltende Erfolgsmechanismus von Parteien und Bewegungen wie AfD und PEGIDA besteht demnach darin, Anerkennungsprobleme zu bearbeiten und so Selbstwirksamkeit erfahren zu lassen. Als (potenzielle) Wähler:in würde man wahrgenommen werden und dies ließ Handlungsbereitschaften entstehen, die einerseits autoritäre Ausrichtungen entwickelten und andererseits themengebunden immer wieder neu aktiviert werden können (Heitmeyer, 2022 b, S. 275). Dies ist bei dem bereits genannten "Entweder-Oder"-Mechanismus der Fall, da es um "Alles" geht und Kompromisse von vornherein ausschließt.Weiter führt Heitmeyer aus, dass die Verbindungen von einem systemischen Krisentypus, wie beispielsweise der COVID-19-Pandemie, mit einer "Entweder-Oder"-Konfliktstruktur gesellschaftliche Entwicklungen begünstigen, die zwar nicht die Gesellschaft spalten, jedoch asymmetrisch polarisieren zwischen einer Bevölkerungsmehrheit und einer Minderheit (Beispiel: Geimpfte vs. Impfgegner:innen). In solchen Konstellationen enthüllt sich das Zusammenwirken und gemeinsame Auftreten der aufgeführten Mechanismen als äußerst gewaltanfällig (Heitmeyer, 2022 b, S. 275 f.).Im Jahr 2015 war der "Kampf um die Opferrolle" ein zentraler Mechanismus der AfD, um die Mobilisierung gegenüber Geflüchteten und staatlicher sowie gesellschaftlicher Integrationspolitik voranzubringen. Entsprechend entstanden Kampfbegriffe wie "Umvolkung" oder das Propagieren des "Untergangs der deutschen Kultur". Die Opferrolle kann nach Heitmeyer als Schlüsselkategorie interpretiert werden, "[...] denn wer [sich] in der öffentlichen Wahrnehmung glaubhaft als Opfer darstellen kann, schafft damit eine zentrale "moralgetränkte" Kategorie, um Widerstand als Notwehrrecht einschließlich Gewalt zu legitimieren" (Heitmeyer, 2022 b, S. 266). Insofern gilt der Opferstatus als eines der wichtigsten Instrumente, um Anhänger:innen an sich zu binden.Im Verlauf der COVID-19-Pandemie verkehren sich die Verhältnisse in den digitalen Medien, auf radikalisierten Demonstrationen und in der öffentlichen Debatte, was auch darauf zurückzuführen ist, dass der Mechanismus einer veränderten "Täter-Opfer"-Konstruktion sich ausbreitet. Neue Gelegenheitsstrukturen und Mobilisierungsaktivitäten werden in Figuren von "Freiheitskämpfern" ausgebaut und radikalisiert.Während der sogenannten "Flüchtlingskrise" waren es vor allem männliche Geflüchtete, die in der öffentlichen Wahrnehmung als bedrohliche Täter, die Verbrechen wie Vergewaltigungen und Tötungen begehen, dargestellt wurden. Staatliche Institutionen ließen sie "gewähren" im Sinne einer bevorstehenden "Umvolkung" (Heitmeyer, 2022 b, S. 266). In der COVID-19-Krise trat der Staat als Haupttäter auf: Die Bevölkerung wurde in den Lockdown getrieben, massiven Freiheitsbeschränkungen unterworfen und Ungeimpfte – ob Gegner:in oder nur Zweifelnde – wurden durch eine "Corona-Diktatur" in die Knie gezwungen.In diesem Strukturwandel wirken Verschwörungstheorien passgenau auf ideologische Konzeptionen ein, die an Krisen sowie an Kontrollverluste andockt. Verschwörungstheorien bilden hier als quasi-religiöses, glaubensbasiertes Kampfinstrument eine Art Ersatzlösung für die in der Moderne verloren gegangenen Gewissheiten und markieren gleichzeitig Feindgruppen für autoritäre politische "Lösungen", meist auch antisemitisch aufgeladen.Im Sinne des angeführten konzentrischen Eskalationskontinuums sind es unter anderem solche Parolen und Kampfbegriffe, die als begrifflich "notwehrrelevante" Legitimationsbrücken dienen. So wurden während der COVID-19-Pandemie von parlamentarisch einflussreichen Positionen weitere eskalationsorientierte Handlungsweisen beflügelt (Heitmeyer, 2022 b, S. 267). Die bisher aufgeführten Mechanismen und Strukturen fungieren demnach also als Bestandteile von Radikalisierungsprozessen. Diese wiederum bilden die Voraussetzungen für das Aufkommen von physischer Gewalt, von Körperverletzungen bis hin zu rechtsterroristischen Vernichtungstaten. Um diese Wirkung aufzuzeigen, soll folgend das Agieren der AfD anhand des oben beschriebenen Eskalationskontinuums verdeutlicht werden.In den "Schalen" des "Zwiebelmusters" wird, wie oben erläutert, die Gewaltorientierung größer, während die eskalierenden Akteur:innengruppen kleiner werden. Als Kernmechanismus werden die verschiedenen Legitimationsbrücken angeführt. In der äußersten, der größten Schale, finden sich feindbildliche autoritäre Einstellungsmuster in Teilen der Bevölkerung gegenüber dem Staat als Ganzes und generell demokratischer Politik. Diese liefern die entsprechenden Legitimationen für das Auftreten und Agieren des autoritären Nationalradikalismus der AfD.Zu Beginn der Pandemie forderte die AfD zunächst besonders harte Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung, sie blieb bei ihrem Stil der Emotionalisierung politischer und sozialer Probleme inklusive dem autoritären Kontrollparadigma. Da hiermit keine Zustimmungserweiterungen von potenziellen Wähler:innen gewonnen werden konnten, wurde eine radikale Richtungsänderung ins Gegenteil vollzogen. Dies führt Heitmeyer an, um zu verdeutlichen, "[...] dass es der Partei nicht um sachbegründete Prinzipien, sondern um opportunistische Nutzenkalküle zur Ausbreitung von Zustimmungen bzw. Verfestigungen der Wählerschaft geht – und um die Straße" (Heitmeyer, 2022 b, S. 276). Insofern mussten Parolen geprägt werden, wie der Begriff der "Corona-Diktatur", dem Selbststilisieren als "Freiheitskämpfer:innen" oder dem Verbreiten von Verschwörungsideologien wie des "Great Resets" (Siggelkow, 2023).So trat die AfD im Herbst und Winter 2021/2022 als wesentlicher Treiber der Corona-Proteste auf und baute gleichzeitig mit diesen Parolen, wie bereits ab 2015 in Zusammenhang mit der Krise um die Flüchtlingsbewegungen, gezielt Legitimationsbrücken für ohnehin schon mit Gewalt operierende rechtsextremistische Gruppen (Heitmeyer, 2022 b, S. 277). Diese Gruppierungen können sich durch diese Parolen auf eine Art gewaltlegitimierendes "Notwehrrecht" berufen, um gegen eine "Diktatur" zu agieren, verbunden mit "Umsturzfantasien".Heitmeyer führt weiter aus, dass diese Gruppen sich öffentlich in Demonstrationen bewegen und gleichzeitig klandestine rechtsterroristische Kleingruppen bedienen, "[...] die unter anderem aus Misserfolgen gegen die staatlichen Ordnungsmächte dann Legitimationen zum Umsturz des Systems ziehen" (Heitmeyer, 2022 b, S. 277). Aus diesem Mechanismus eröffnet sich, was Heitmeyer durch das konzentrische Eskalationskontinuum eindrucksvoll darstellen kann, dass schlussendlich Teile der Bevölkerung durch die verschiedenen "Schalen" hindurch zu den Legitimationslieferant:innen zählen, auf die sich Gewaltakteur:innen berufen, wenn sie sich auf "das Volk" beziehen (Heitmeyer, 2022 b, S. 277).Die Mechanismen verweisen insgesamt auf Bedrohungen der liberalen Demokratie und der offenen Gesellschaft. Weiter führt Heitmeyer an, dass staatliche Kontrollapparate sowie die Politik samt Appellen oder Ankündigungen der "wehrhaften Demokratie" nicht in der Lage sind, mehrere dieser Mechanismen in ihren Wirkungen "in den Griff zu bekommen". Die aufgezeigten Mechanismen, die bereits während der Krise der Flüchtlingsbewegungen und der Corona-Pandemie gewirkt haben, sind etabliert und werden auch weiterhin wirken.Die so genannte "3K-Trias" - Krisen, Konfliktstruktur und Kontrollverluste - gilt mittlerweile als etabliert und wirkt als wirkungsvoller Zusammenhang für autoritäre Entwicklungen. Die zukünftigen Krisenthemen werden wechseln, jedoch bleiben die gesellschafts- und demokratiezerstörerischen Mechanismen bestehen und können durch autoritär-nationalradikale Akteur:innen immer wieder neu themenbezogen aktiviert und emotional aufgeladen werden (Heitmeyer, 2022 b, S. 277).7. Fazit & AusblickHeitmeyers Arbeiten bilden einen Meilenstein in der empirischen Forschung zu Einstellungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und zu rechten Einstellungen in der Bevölkerung. Er wies bereits zu Beginn seiner Studien im Jahr 2001 darauf hin, dass ein globalisierter Kapitalismus zu politischen und sozialen Kontrollverlusten führen könne, die mit Demokratieentleerung und einem Erstarken des rabiaten Rechtspopulismus einhergehen.Anhand der Ergebnisse seiner langjährigen Forschung, unter anderem der Langzeitstudie zu den "deutschen Zuständen", konnte er empirisch nachweisen, dass knapp 20 % der Bevölkerung autoritäre Einstellungen haben (Schaefer, Mansel & Heitmeyer, 2002, S. 125 f.). Diese Einstellungen "schlummerten" in diesen Bevölkerungsteilen und fanden politisch bis zum Aufkommen der AfD keine sonderliche Beachtung. Sie "vagabundierten" zwischen den Parteien - meist zwischen den Volksparteien CDU/CSU und der SPD - oder verharrten in einer "wutgetränkten Apathie" und machten von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch (Schaefer, Mansel & Heitmeyer, 2002, S. 127 f.).Die strukturellen Ursachen des autoritären Kapitalismus, also Transformationsprozesse in ökonomischen Strukturen samt den Krisen in der "Post-9/11"-Ära führen zu Veränderungen im sozialen Bereich, wie individuelle Verarbeitungsprozesse der Krisenfolgen in Form von Abstiegsängsten oder Anerkennungsverlusten, also soziale Desintegrationserfahrungen bzw. Desintegrationsgefährdungen. In Kombination mit den damit einhergehenden Kontrollverlusten sehnen sich Teile der Bevölkerung nach einem krisensicheren, kollektiven kulturell-politischen Identitätsanker und nach der "Wiederherstellung der Ordnung" (Heitmeyer, 2022 a, S. 325). Dies schafft günstige Gelegenheitsstrukturen für die AfD, die sich 2015 inhaltlich radikal neu ausrichtete und als autoritär nationalradikales Angebot wahlpolitisch von diesen Entwicklungen profitierte. Durch ihre Fokussierung auf die kulturelle Dimension hat die Partei die Möglichkeit erhalten, "[...] soziale Kontrollverluste in Versprechungen zur Wiederherstellung von politischer Kontrolle zu übersetzen" (Heitmeyer, 2022 a, S. 325).Die Frage nach dem weiteren Verlauf liegt auf der Hand. Hier spricht Heitmeyer von "Zukünften" in einer Zeit, in der viele Menschen auf tiefgreifende Verunsicherungen seit 2001 mit einer Sehnsucht nach Ordnung, Kontrolle und Sicherheit reagiert haben, die von dem autoritären Nationalradikalismus der AfD bedient wird (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 281). Zu den Entsicherungen der sozialen Zustände der letzten Jahrzehnte gesellt sich nun eine "Unübersichtlichkeit möglicher Zukünfte". Klar ist, dass die Routinen zur Bewältigung politischer, ökonomischer und sozialer Probleme und Krisen nicht länger funktionieren und es kein Zurück zu den Zuständen davor geben wird.Nach Heitmeyer muss die Frage nach der Resilienz demokratischer Einstellungen und Gegenevidenzen zum grassierenden Autoritarismus auf der Ebene der Akteur:innen angesetzt werden, bei der Bürger:innenschaft. Jedoch beschreibt er sie, die in Krisen sonst durchaus wehrhaft und spontan auf Herausforderungen reagierten und heute mehr denn je gefragt seien, als erschöpft, auch wenn in der Mehrheit der europäischen Staaten bisher nur eine Minderheit der autoritären Versuchung vollends nachgibt (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 282; Heitmeyer, 2022 b, S. 277).Dennoch haben sich quer durch die Altersgruppen und unabhängig von der sozialen Lage unterschiedliche Teile der Bevölkerung "[...] statistisch signifikant und im Erscheinungsbild deutlich autoritären Versuchungen nachgegeben [...]" (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 74). Ebenso erschöpft seien auch die politischen Eliten, die eigentlich Visionen und Ideen für individuelle und gesellschaftliche Zukünfte, die Freiheit spenden und Sicherheit verheißen, entwickeln sollten. Es benötigt also mehr visionäre und zukunftssichernde Gesellschafts- und Politikvorstellungen gepaart mit neuen Beteiligungsformen, die von den Bürger:innen wahrgenommen werden (Heitmeyer, 2022 b, S. 278).Aktuelle empirische Befunde zu weiteren demokratischen Fortschritten geben wenig Anlass zu Optimismus (Frankenberg & Heitmeyer, 2022, S. 73 f.). Insofern folgert Heitmeyer, dass sich der Höhenflug autoritärer Politikangebote weiter fortsetzen wird, insofern sich der autoritäre Nationalradikalismus nicht selbst (von innen) zerlegt und es kein massives politisches Umsteuern mit gravierenden wirtschaftspolitischen Reformen gibt, wofür derzeit keine Anzeichen bestehen (Heitmeyer, 2018, S. 368). Nach Heitmeyer müssten aus den folgenden Punkten ökonomische, soziale und politische Konsequenzen gezogen werden:"Der finanzialisierte Kapitalismus verfolgt weiter ungehindert seine globale Landnahme, ohne Rücksicht auf die gesellschaftliche Integration.Die nationalstaatliche Politik ist angesichts der ökonomischen Abhängigkeit nicht willens oder in der Lage, soziale Ungleichheit konsequent zu verringern.Ein Fortschreiten der sozialen Desintegration ist angesichts von Prozessen wie der Digitalisierung sehr wahrscheinlich.Kulturelle Konflikte entlang konfessioneller und religiöser Grenzen werden nicht dauerhaft befriedet; vielmehr ist davon auszugehen, dass sie – auch im Zusammenhang mit Migrationsbewegungen – immer wieder angefacht werden.Sozialgeografische Entwicklungen wie Abwanderung und das ökonomische Abdriften ganzer Regionen gehen ungebremst weiter" (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 283 f.).Die aufkommenden Probleme dieser auf Dauer gestellten Faktoren können von autoritär nationalradikalen Parteien und Bewegungen als "Signalereignisse" für sich ausgebeutet werden. Sie stellen also "stabile" günstige Voraussetzungen für ein weiteres Erstarken des autoritären Nationalradikalismus der AfD dar (Heitmeyer, Freiheit & Sitzer, 2021, S. 284). Es ist mittelfristig nicht abzusehen, dass die Themen, die die AfD mit ihrer eskalativen Rhetorik bearbeitet, in absehbarer Zukunft von der Bildfläche verschwinden werden.Zudem weisen die Strukturen der AfD und des sie unterstützenden Milieus mittlerweile einen hohen Organisations- und Institutionalisierungsgrad auf. Insofern ist davon auszugehen, dass die autoritär nationalradikalen Parteien und Bewegungen öffentliche Debatten weiterhin maßgeblich prägen und so das soziale Klima innerhalb der Gesellschaft dauerhaft in Richtung von mehr Aggressivität verschieben werden.Die Bedrohungen für die liberale Demokratie und die offene Gesellschaft durch den globalisierten Kapitalismus, durch Desintegrationsprozesse und dem autoritären Nationalradikalismus sind offensichtlich. Es hängt also viel von der Kraft konfliktbereiter und widerspruchstrainierter Gegenbewegungen ab, die für die offene Gesellschaft eintreten und sich nicht mit den Normalitätsverschiebungen, die aktuell bereits ablaufen, abfinden wollen (Heitmeyer, 2018, S. 372).LiteraturverzeichnisDahrendorf, R. (14. 11 1997). Die Globalisierung und ihre sozialen Folgen werden zur nächsten Herausforderung einer Politik der Freiheit. Von zeit.de: https://www.zeit.de/1997/47/thema.txt.19971114.xml/komplettansicht abgerufen am 21.10. 2023.Decker, F. (02. 12 2022). Etappen der Parteigeschichte der AfD. Von bpb.de: https://www.bpb.de/themen/parteien/parteien-in-deutschland/afd/273130/etappen-der-parteigeschichte-der-afd/ abgerufen am 21.10. 2023.Frankenberg, G., & Heitmeyer, W. (2022). Autoritäre Entwicklungen. Bedrohungen pluralistischer Gesellschaften und moderner Demokratien in Zeiten der Krisen. In G. Frankenberg, & W. Heitmeyer (Hg.), Treiber des Autoritären: Pfade von Entwicklungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts (S. 15-86). Frankfurt a. M.: Campus Verlag GmbH.Heitmeyer, W. (2001). Autoritärer Kapitalismus, Demokratieentleerung und Rechtspopulismus. Eine Analyse von Entwicklungstendenzen. In D. Loch, & W. Heitmeyer (Hg.), Schattenseiten der Globalisierung (S. 497-534). Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag, 1. Auflage.Heitmeyer, W. (2018). Autoritäre Versuchungen. Berlin: Suhrkamp Verlag.Heitmeyer, W. (2022 a). Autoritärer Nationalradikalismus (2018). In K. Möller (Hg.), Populismus. Ein Reader (S. 300-328). Berlin: Suhrkamp Verlag, 1. Auflage.Heitmeyer, W. (2022 b). Krisen und Kontrollverluste - Gelegenheitsstrukturen für Treiber autoritärer gesellschaftlicher Entwicklungspfade. In G. Frankenberg, & W. Heitmeyer (Hg.), Treiber des Autoritären: Pfade von Entwicklungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts (S. 251-280). Frankfurt a. M.: Campus Verlag GmbH.Heitmeyer, W., & Heyder, A. (2002). Autoritäre Haltungen. Rabiate Forderungen in unsicheren Zeiten. In W. Heitmeyer (Hg.), Deutsche Zustände. 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Quo vadis, EU? Das Projekt, das zu Anfang für Frieden sorgen sollte, hat inzwischen so manches umgesetzt, was in der Gründungszeit, im Mai 1951, für visionär gehalten wurde. Die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, die zu Beginn aus sechs Staaten (Frankreich, Deutschland, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Italien) bestand, entwickelte sich schnell weiter: Von einem Gemeinsamen Markt über weitere Mitgliedsländer bis hin zu einer gemeinsamen Währung transformierte sich die einstige Gemeinschaft zur heutigen Europäischen Union."Spill over"-Effekte sorgten dafür, dass ausgehend vom Gemeinsamen Markt auch gemeinsame Arbeitsbereiche außerhalb der Ökonomie entstanden: Das Wirtschaftsprojekt wurde zunehmend politisch und steht heute zwischen Supranationalismus und Intergouvernementalismus. Die EU, so wird gerne gesagt, ist ein System sui generis, weder ganz internationale Organisation noch ganz Staat. Doch gerade weil die EU in machen Belangen staatliche Züge angenommen hat, stellt sich die Frage, ob ihre demokratische Legitimation ausreicht. Angela Merkel drückte das in einer Regierungserklärung von 2006 folgendermaßen aus:"Kurz gesagt muss man feststellen: Europa steht bei den Europäerinnen und Europäern nicht so hoch im Kurs […]. Wir müssen […] den Stand des Projekts Europa kritisch überprüfen. Wir müssen den Bürger in den Mittelpunkt stellen" (Bundesregierung 2006, S. 3f.).Doch worunter leidet die demokratische Legitimation der EU? Und wie könnte man der Union zu mehr Demokratie verhelfen? Diesen Fragen geht der folgende Beitrag nach. Ausgehend vom Aufbau der EU wird das sogenannte Demokratiedefizit in institutioneller und struktureller Hinsicht erläutert. Abschließend werden mögliche Lösungsvorschläge vorgestellt und Kritikpunkte geäußert.Aufbau der EU und DemokratiedefizitDie Aufbau der Union wird häufig als abstrakt und kompliziert erachtet. Auch die ZDF-Satiresendung Die Anstalt greift den komplexen Aufbau der EU zusammen mit dem Demokratiedefizit in der Sendung vom 06.09.2015 auf. Um auf das Demokratiedefizit aufmerksam zu machen, beginnen die Satiriker Claus von Wagner und Max Uthoff so: Claus von Wagner (C.v.W.): "Die meisten Nutzer [gemeint sind hier die Bürger*innen der Europäischen Union] beschweren sich, dass unser Haus [gemeint ist die Europäische Union] nicht den demokratischen Anforderungen entspricht."Max Uthoff (M.U.): "Diese Leute sind doch gar nicht in der Lage, ein so komplexes Haus wie unseres zu verstehen."C. v. W.: "Aber sie sollen drin wohnen ... wie soll denn das gehen?! Vielleicht können Sie's mir erklären, schau'n Sie mal, wir haben da hinten doch den Grundriss von unserem Hotel [gemeint ist hier abermals die Europäische Union]."M. U.: "Ja ... ja, was suchen Sie denn?"C. v. W.: "Na, die Demokratie!"M. U.: "Ach Demokratie ... Demokratie ... was heißt schon Demokratie?"C. v. W.: "Na, das Regieren des Volkes durch das Volk für das Volk." (von Wagner/Uthoff 2016, 00:00:00 – 00:01:00). Wie Markus Preiß, Leiter des ARD-Studios in Brüssel, in seinem #kurzerklärt-Video erläutert, ist die Europäische Union "demokratisch mit Schönheitsfehlern" (Preiß 2019, 00:02:07-00:02:10) und sicherlich weit weg davon, undemokratisch zu sein. Doch über ihr Demokratiedefizit lässt sich schlecht hinwegsehen. Es fußt im Wesentlichen auf zwei Gründen: "zu wenig Bürgerbeteiligung infolge mangelnder Transparenz und eine[r] unzureichende[n] Legitimation der Institutionen der Europäischen Union" (Bollmohr 2018, S. 73). Doch politische Systeme sind auf Legitimation angewiesen, "um Herrschaft dauerhaft zu sichern" (Abels 2019, S. 2). Um dieses Demokratiedefizit besser verstehen zu können, ist eine Beschreibung des Aufbaus der Europäischen Union und ihrer Institutionen unerlässlich. Autor*innen, die die Europäische Union für demokratisierbar halten, begreifen die EU als als ein politisches System, das durch institutionelle und strukturelle Reformen verändert werden kann (vgl. Schäfer 2006, S. 354). Sie gehen hierbei von einem Demokratieverständnis gemäß der Übersetzung des Wortes Demokratie (= Volksherrschaft) aus. Wie in der Inszenierung der Anstalt angeklungen, wird von einer Auslegung des Wortes ausgegangen, das das Regieren des Volkes durch das Volk für das Volk als Grundlage nimmt und auf eine Aussage von Abraham Lincoln zurückgeht ("government of the people, by the people, for the people"). Die EU hat sieben Organe (vgl. Weidenfeld 2013, S. 116). Den Kern bildet dabei das "institutionelle Dreieck" bzw. nach der Inklusion des Europäischen Rates durch den Vertrag von Lissabon das "institutionelle Viereck", bestehend aus dem Europäischen Rat, der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und dem Rat der Europäischen Union. Zu den Organen gehört darüber hinaus der Gerichtshof der Europäischen Union, die Europäische Zentralbank und der Rechnungshof. Beginnend mit dem Europäischen Parlament werden nachfolgend alle Institutionen nach der Reihenfolge aufgelistet, wie sie im Vertrag von Lissabon stehen, und ihr Demokratie- bzw. Legitimationsdefizit erläutert. Europäisches Parlament In das Bewusstsein der europäischen Bevölkerung kam das Europäische Parlament (EP) erst mit der ersten Direktwahl im Jahr 1979 (vgl.: ebd.). Damit war "[d]er Schritt hin zu einem von den Bürgern legitimierten europäischen Einigungswerk […] getan" (ebd.). Seither gewann das EP an Befugnissen. So wurde beispielsweise mit dem Vertrag von Maastricht (1992) das Mitentscheidungsverfahren eingeführt, "welches das Parlament dem Rat im Gesetzgebungsprozess gleichstellt" (ebd.). Wahlen für das Europäische Parlament finden alle fünf Jahre statt (vgl.: Weidenfeld 2006, S. 65). Insbesondere hinsichtlich des Demokratiedefizits ist es wichtig festzuhalten, dass das EP die einzig direkt gewählte Institution der Europäischen Union darstellt. Als solche stellt sie "die unmittelbare Vertretung der Unionsbürger auf der europäischen Ebene dar" (Weidenfeld 2013, S. 116). Dabei werden die Sitze "degressiv-proportional" verteilt (ebd., S. 117). Dies führt allerdings dazu, dass "ein deutscher Abgeordneter mehr als 13 Mal so viele Bürger vertritt wie ein Parlamentsmitglied aus Luxemburg oder Malta" (ebd.). Von einer gleichen Wahl, wie es das Grundgesetz in der Bundesrepublik Deutschland für die Bundestagswahlen vorgibt, kann nicht gesprochen werden. Die Funktionen und Aufgaben des EP sind vielfältig. Es "fungiert zusammen mit dem Ministerrat der Union als Gesetzgeber" (ebd.) und stellt mit ihm die Haushaltsbehörde dar (vgl. ebd.). Gleichzeitig "kontrolliert [es] die Arbeit der Kommission" (ebd.). Generell kann von fünf Funktionen des EP gesprochen werden: Systemgestaltungsfunktion, Politikgestaltungsfunktion, Wahlfunktion, Kontrollfunktion und Repräsentations- bzw. Artikulationsfunktion (vgl.: ebd., S. 121ff.). Mit der Systemgestaltungsfunktion hat das Europäische Parlament einen, wenn auch geringen, Spielraum zur "konstitutionellen Weiterentwicklung des EU-Systems" (ebd., S. 121). Beispielsweise darf das Parlament "Entwürfe zur Änderung der Verträge [vorlegen]" (ebd.). Außerdem kann eine Erweiterung der Europäischen Union nur mit Zustimmung der Parlaments durchgeführt werden. Die Politikgestaltungsfunktion bezeichnet die Möglichkeit des EP, die Kommission auffordern zu können, eine Gesetzesinitiative zu starten (= indirektes Initiativrecht). Die Kommission muss dieser Bitte innerhalb von drei Monaten nachkommen oder andernfalls ihr Verhalten wohlbegründet erläutern. Das indirekte Initiativrecht teilt sich das EP mit dem Rat. Ebenso teilen sich beide Organe das Haushaltsrecht, wobei das EP in diesem Belang, zumindest auf Ausgabenseite, das letzte Wort behält (vgl.: ebd., S. 122). Die Wahlfunktion wird durch die Wahl des Kommissionpräsidenten erfüllt, der vom Europäischen Rat vorgeschlagen wird. Das EP ist auch an der Bestellung der Kommission beteiligt und muss der Zusammensetzung zustimmen. Die Repräsentations- und Artikulationsfunktion des Europäischen Parlaments wird kritisch gesehen. Aufgrund einer fehlenden europäischen Öffentlichkeit kann eine Repräsentation der europäischen Bürger*innen nicht in dem Maße stattfinden, wie es in nationalstaatlichen Parlamenten der Fall ist. Das Europäische Parlament arbeitet in Fraktionen, die sich nach der politischen Ausrichtung organisieren und sich aus den Mitgliedern des EP aus den verschiedenen Mitgliedsstaaten zusammensetzen. Im Gegensatz zu nationalen Parlamenten gibt es kein "Regierungs-Oppositions-Schema" (vgl.: ebd., S. 124) und es wird mit Ad-hoc-Mehrheiten gearbeitet. Wie Weidenfeld (2013) klarstellt, bietet diese Herangehensweise "immer wieder neue Möglichkeiten zur persönlichen Einflussnahme […]; [allerdings wird es] für die Öffentlichkeit […] dadurch schwierig, politische Verantwortung zuzuordnen" (ebd.). Auch wenn sich das EP durch verschiedene Vertragsreformen immer weiter an die "Rolle nationaler Parlamente angenähert" (ebd., S. 121) hat, besitzt es nicht alle Funktionen der Parlamente der Mitgliedsstaaten. Bezogen auf das EP werden "drei wesentliche Legitimationsmängel" (Bollmohr 2018, S. 99) aufgezeigt. Einer der Mängel ist der Wahlmodus, denn statt eines "kodifizierten Wahlrechts […] gelten nationale Wahlgesetze mit zum Teil erheblichen Unterschieden" (ebd., S. 86). Die Sitzverteilung im Europäischen Parlament nach der degressiven Proportionalität verstärkt die Ungleichheit der Wähler*innenstimmen bei der Europawahl. Zu erwähnen ist hierbei auch, dass es zur Europawahl, anders als bei nationalen Wahlen, kaum einen erkennbaren Wahlkampf gibt. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass es keine europäischen Parteien und deshalb kein parteienspezifisches Wahl- bzw. Parteiprogramm und kaum europäische Themen gibt (vgl.: ebd., S. 86f.). Auswirkungen hat das auf die Arbeitsweise des Europäischen Parlaments. Ohne Parteiprogramm können Mitglieder der Fraktionen lediglich fallbezogen "über Vorgänge beraten und abstimmen, die von der Europäischen Kommission vorgegeben werden", was den Prozess "unvorhersehbar" macht (ebd., S: 87). Ein weiterer Mangel ist die eingeschränkte Gesetzgebungsfunktion. Die Rechtsetzungsverfahren werden, trotz Aufwertung des EP, von den Räten dominiert (vgl.: ebd.). Wie Bollmohr (2018) auf Seite 99 feststellt, ist die Beteiligung an der Gesetzgebung mit unter zehn Prozent noch "zu gering". Zusätzlich wird der fehlende Austausch zwischen Unionsbürger*innen und den Abgeordneten des EP als Mangel gesehen. Das einzige von den Unionsbürgern direkt gewählte Organ hat zwar in den letzten Jahrzehnten an Kompetenzen gewonnen, ist aber in wichtigen Bereichen (Außenpolitik, Steuerpolitik) nach wie vor nicht gleichberechtigt mit den nationalen Regierungen im Rat. Europäischer Rat Der Europäische Rat besteht aus den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten der EU und entscheidet im Konsens. Er nimmt formal nicht am Gesetzgebungsprozess teil, sondern hat eine gewichtige Rolle bei der "Systemgestaltung und bei der Besetzung von Schlüsselpositionen" (Weidenfeld 2013, S. 127). Der Europäische Rat hat drei zentrale Funktionen: Lenkungsfunktion, Wahlfunktion und Systemgestaltungsfunktion. Die Lenkungsfunktion erlaubt es dem Europäischen Rat, allgemeine Leitlinien für die Politik der EU, vornehmlich für die Außenpolitik, zu erlassen. Er wählt mit dem Präsidenten des Europäischen Rats und dem Hohen Vertreter für die Außen- und Sicherheitspolitik die zwei wichtigsten "Vertreter der EU-Außenpolitik" (ebd.). Darüber hinaus nimmt er eine "Schlüsselstellung" in der Systemgestaltung ein (ebd.). Schließlich sind die Mitgliedsstaaten die Herren der Verträge und sie entscheiden, welche Kompetenzen sie an die europäische Ebene abgeben. Rat der EU/Ministerrat"Der Rat [der EU] besteht aus je einem Vertreter jedes Mitgliedstaats auf Ministerebene, der befugt ist, verbindlich für die Regierung zu handeln" (ebd., S. 129). Er ist nach Fachgebiet in Fachministerräte unterteilt. Zunehmend entscheidet der Rat mit Mehrheit. Halbjährlich wechselt die Präsidentschaft des Rates (vom 01.01.2023-30.06.2023 hat beispielsweise Schweden die Ratspräsidentschaft inne). Der Rat besitzt zentrale Befugnisse in der EU-Außen- und Sicherheitspolitik. Daneben ist seine Legislativ- und Exekutivfunktion entscheidend. Inzwischen teilt sich der Rat die Legislativfunktion, genauso wie das Haushaltsrecht, mit dem Europäischen Parlament. Beide Organe besitzen überdies das Recht, auf die Kommission zuzugehen und einen Gesetzentwurf vorzuschlagen. Die Exekutivfunktion nimmt der Rat wahr, "indem er Vorschriften zur Durchführung von Rechtsakten erlässt, die Durchführung selbst ausführt oder sie an die Kommission delegiert" (ebd., S. 132). Der Rat übernimmt gegenüber der Kommission darüber hinaus eine Kontrollfunktion.Die Räte, also der Europäische Rat und der Rat der Europäischen Union, beziehen ihre Legitimation durch die Nationalstaaten. Daraus entsteht dennoch ein Legitimationsmangel bzw. ein Demokratiedefizit, weil der Ministerrat maßgeblich am Gesetzgebungsverfahren in der EU beteiligt, aber nicht auf EU-Ebene legitimiert ist (vgl.: Bollmohr 2018, S. 99). Zusätzlich hält Bollmohr (2018) fest, dass der Rat (der EU) "zwar von den nationalen Parlamenten beeinflusst wird, aber da die qualitative Mehrheit im Rat auch Abstimmungsniederlagen für einzelne Länder nach sich ziehen kann, sind die Möglichkeiten der Parlamente begrenzt" (ebd.). KommissionWie Weidenfeld (2013) auf Seite 135 schreibt, ist die Kommission "vertragsrechtlich auf das allgemeine EU-Interesse verpflichtet und soll unabhängig von den nationalen Regierungen handeln". Während der Europäische Rat das prototypische intergouvernementale Organ darstellt, ist die Kommission die klassische supranationale Institution in der Europäischen Union. Das Kollegium, aus dem sich die Kommission zusammensetzt, besteht aus einem Kommissar pro Mitgliedsland. Es wird "in einem Zusammenspiel zwischen den Staats- und Regierungschefs und dem EP [bestimmt]" (ebd., S. 137). Der/die Kommissionspräsident*in und der Verwaltungsapparat ergänzen die Kommission. Der Europäische Rat schlägt ein*e Kandidat*in für das Amt der/des Kommissionpräsident*in vor, welche*r sich dann einer Wahl im EP unterziehen muss. Bei Ablehnung unterbreitet der Rat einen neuen Vorschlag, bei Annahme schlagen die Staats- und Regierungschefs mit dem/der Präsident*in die weiteren Kommissionsmitglieder vor, die ebenso der Zustimmung des Parlaments bedürfen. Eine Amtsperiode der/des Präsident*in dauert fünf Jahre. Außerdem hat das EP die Befugnis, die Kommission durch ein Misstrauensvotum ihres Amtes zu entheben. Hierfür ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig. Die Kommission hat vier wichtige Funktionen: Sie fungiert sowohl als Exekutive als auch als Außenvertretung und hat die Legislativ- und Kontrollfunktion inne. Als Exekutive ist die Kommission für die Durchführung von Rechtsakten und die "Umsetzung und Verwaltung der Unionspolitiken verantwortlich, die vom Parlament und vom Rat verabschiedet wurden" (ebd., S. 138). Die Ausführung des vom Europäischen Parlament beschlossenen Haushalts gehört ebenso zu den exekutiven Aufgaben der Kommission. Die Legislativfunktion umfasst das Initiativmonopol. Die Kommission darf als einzige EU-Institution Gesetzesvorschläge einbringen. Sie ist "agenda-setter" (ebd., S. 139) und kann die EU-Integration vorantreiben. Als Hüterin der Verträge ist die Kommission für die Einhaltung des Unionsrechts verantwortlich und kann, bei Verletzung des Unionsrechts, ein Vertragsverletzungsverfahren eröffnen. Sie vertritt überdies die vergemeinschaftete Handels- und Entwicklungspolitik nach außen und nimmt "im Namen der EU an den Verhandlungen im Rahmen der WTO teil" (vgl.: ebd., S. 140). Die Mängel der Legitimation der Europäischen Kommission zeigen sich bei der Wahl der Mitglieder und der/des Präsident*in. Kandidat*innen werden von den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union vorgeschlagen und vom Europäischen Parlament bestätigt. Dies ist in den Verträgen zwar so festgehalten, "aber der Legitimationsglaube in die wichtigste Institution der EU ist gering" (Bollmohr 2018, S. 99). Schließlich ist "das EP durch das bestehende Wahlverfahren nur bedingt als legitimiert [anzusehen] […] und der Europäische Rat durch die Nationalparlamente nicht im Eigentlichen für EU-Fragen legitimiert" (ebd., S. 80). Zudem stellt die Kommission eine Art Exekutive, also Regierung dar. Diese ist momentan weder wähl- noch abwählbar. Doch genau das, eine wähl- und abwählbare Regierung, zeichnet eine Demokratie aus, weswegen das Demokratiedefizit der EU an dieser Stelle besonders zum Vorschein kommt. EuGH, Europäische Zentralbank und RechnungshofDer Europäische Gerichtshof mit Sitz in Luxemburg ist verantwortlich für die Wahrung und die Einheitlichkeit des Unionsrechts. Er wird dann aktiv, wenn eine Klage oder eine Anfrage vorliegt und agiert deshalb reaktiv. Gleichzeitig stellt er – wie die Kommission – ein supranationales Organ dar. Der Gerichtshof besteht aus einem Richter je Mitgliedsstaat, die von "den nationalen Regierungen im gegenseitigen Einvernehmen für eine Amtszeit von sechs Jahren ernannt [werden]" (Weidenfeld 2013, S. 143). Das Europäische Parlament spielt bei der Ernennung der Richter keine Rolle, was den Gerichtshof von anderen obersten Gerichten, wie dem Supreme Court oder dem Bundesverfassungsgericht, unterscheidet. Zusätzlich unterscheidet ihn vom höchsten Gericht der Bundesrepublik Deutschland, dass eine Wiederwahl der Richter möglich ist. Der Europäische Gerichtshof hat die Befugnis, gegenüber den Mitgliedsstaaten "bindende Urteile [zu] sprechen" (ebd., S. 143). Das hat zur Folge, dass seine Entscheidungen die Bevölkerung der EU direkt betreffen. Mit dem Vertrag von Lissabon wurden seine Kompetenzen von der supranationalen Säule zudem auf die Innen- und Justizpolitik erweitert (vgl.: ebd.). Entscheidungen fallen meist einvernehmlich oder per einfacher Mehrheit. Der Gerichtshof hat "in der Geschichte der Integration immer wieder eine Motorrolle übernommen" (ebd., S. 145). Seine Urteile fallen überwiegend integrationsfreundlich aus (in dubio pro communitate – (ugf.) im Zweifel für die Europäische Union). Die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt am Main wurde 1998 mit der Einführung der gemeinsamen Währung eingerichtet. Sie ist für die Geldpolitik der EU verantwortlich und hat als Organ einen supranationalen Charakter. In ihrer Arbeitsweise ist sie von anderen EU-Organen und von den Mitgliedsstaaten unabhängig. Bei der Währungspolitik arbeitet die EZB mit nationalen Zentralbanken zusammen. Ihr vorrangiges Ziel ist es, Preisstabilität zu sichern. Darüber hinaus unterstützt sie die Wirtschaftspolitik der Europäischen Union. Der Vertrag von Maastricht (1992) hob den Rechnungshof zu einem Organ an. Seine Aufgabe ist die Rechnungsprüfung der EU, was alle Einnahmen und Ausgaben betrifft. Er besteht aus einem Staatsangehörigen je Mitgliedsstaat, welche vom Rat ernannt werden. Hierbei verfügt das Europäische Parlament über ein Anhörungsrecht. Alle drei Organe, der EuGH, die Zentralbank und der Rechnungshof, werden nicht gewählt, sind aber dennoch in besonderem Maße am Integrationsprozess beteiligt. Dieser Umstand ist keine Besonderheit der EU, sondern auch in Nationalstaaten üblich. Dennoch gibt es Kritik und Reformvorschläge. Die Wiederwahl der Richter am EuGH gilt als besonders problematisch. Ebenso gibt es Forderungen nach mehr Transparenz in allen drei Organen.Die bisher genannten Defizite beziehen sich auf die Institutionen der Europäischen Union und werden deswegen institutionelle Defizite genannt. Daneben gibt es das strukturelle Demokratiedefizit, das die nach wie vor fehlende Kommunikations-, Erfahrungs- und Erinnerungsgemeinschaft beschreibt, in der sich eine kollektive Identität herausbildet, etabliert und tradiert (vgl. Graf Kielmannsegg 2003, S. 57ff.). Oder einfacher ausgedrückt: Es mangelt an einer "Wir-Identität", denn es fehlt eine gemeinsame Sprache, es gibt kein gemeinsames Politikverständnis und kein einheitliches Rechtssystem (vgl. Bollmohr 2018, S. 74). Schließlich schafft ein auf Effizienz ausgelegter Gemeinsamer Markt noch keine Demokratie, geschweige denn einen gemeinsamen Demos. Darauf ist der Markt auch gar nicht angewiesen. Das strukturelle Demokratiedefizit macht sich beispielsweise bei den Europawahlen durch eine geringe Wahlbeteiligung bemerkbar (im Jahr 2009 lag die Wahlbeteiligung bei gerade mal 43%, vgl.: Decker 2017, S. 166). Diese Defizite sind nicht neu und seit der zunehmenden Politisierung der Europäischen Union bekannt. Seit Ende der 1980er Jahre ist man auf EU-Ebene bemüht, sie zu beheben (vgl.: Bollmohr 2018, S. 71). Doch wie könnten weitere Schritte in Richtung weniger Demokratiedefizit in einem "Mehrebenensystem ohne einheitlichen Demos […], ohne einheitliche Regierung […] und ohne nennenswerte intermediäre Strukturen" (ebd., S. 73) aussehen? Nachfolgend werden exemplarisch Lösungsvorschläge für das institutionelle und strukturelle Demokratiedefizit vorgestellt. Sie erheben nicht den Anspruch, die Gesamtheit aller Lösungsvorschläge abzudecken. Potenzielle Lösungsansätze für das institutionelle und strukturelle Demokratiedefizit der EUInstitutionelles DemokratiedefizitIn ihrem Beitrag "Neue Governance-Formen als Erweiterung der europäischen Demokratie" (2017) nennt Gesine Schwan eine bessere Zusammenarbeit von europäischen und nationalen Parlamentariern als Stellschraube für mehr demokratische Teilhabe. Die Überwindung des Gegensatzes zwischen "renationalisierender" und "supranationaler" europäischer Integration hätte einige Vorteile. Beispielsweise bewirke diese "verschränkte Parlamentarisierung" (S. 158), wie sie diese Form der Zusammenarbeit nennt, eine bessere Verständigung über die Perspektiven von nationalen und europäischen Abgeordneten. Außerdem führe der intensivere Austausch zu einer früheren Information der nationalen Parlamentarier über Debatten und Entscheidungen im Europäischen Parlament. Dies hat folgende, demokratiefördernde Konsequenzen: Einerseits gebe es dadurch eine breitere öffentliche Diskussion und eine daraus resultierende Legitimation. Andererseits eine verstärkte parlamentarische Kontrolle. Einen Einbezug von Wissenschaft und Medien hält Schwan für geboten. Zusätzlich fördere dies die grenzüberschreitende Kommunikation und Kooperation. Nach wie vor, bemängelt Schwan, existiere ein Mangel an intermediären Vermittlerstrukturen in der Europäischen Union, was beispielsweise Medien, Parteien und Verbände betrifft. Etwas konkreter wird Frank Decker in seinem Beitrag "Weniger Konsens, mehr Wettbewerb: Ansatzpunkte einer institutionellen Reform" (2017). Er benennt die seiner Meinung nach drei wichtigsten "demokratischen Stellschrauben" (S. 167), um das institutionelle Demokratiedefizit zu beheben. Er sieht im einheitlichen Wahlrecht, in der Wahl des Kommissionspräsidenten und der Bestellung der Gesamtkommission Potenziale, um die Europäische Union institutionell zu legitimieren.Decker moniert, dass gemäß dem Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV, Art. 223 Abs. 1) ein einheitliches Wahlrecht längst hätte erfüllt sein müssen (vgl. Decker 2017, S. 168). Nun gebe es die "paradoxe Situation" (ebd.), dass europäische Parteien zwar den Parlamentsbetrieb bestimmen, bei den Europawahlen aber nach wie vor nur die nationalen Parteien kandidieren (vgl.: ebd.). Eine Aufhebung dieser Tatsache sieht Decker in einer "Einführung eines europaweiten Verhältniswahlsystems mit moderater Sperrklausel" (ebd.). Diese wäre ein starker Anreiz dafür, sich als Parteien zusammenzuschließen, was einerseits der Fragmentierung im Europäischen Parlament entgegenwirken würde und andererseits förderlich für die Arbeitsfähigkeit des EP wäre. Diese Regelung würde zudem zu einer Vereinheitlichung des Wahlsystems innerhalb der Europäischen Union beitragen. Die Mitgliedsstaaten dürften weiterhin selbst entscheiden, wie das Wahlrecht genau geregelt ist und wie die Wahl durchgeführt wird. Unbedingt geboten sei hingegen eine Wahlpflicht oder alternativ eine Verteilung der Sitze nach der Wahlbeteiligung. So würde ein Anreiz für eine hohe Teilnahme geschaffen werden und die Wahlen für das EP könnten ihre Bewertung als Nebenwahl ein wenig verlieren. Jede*r EU-Bürger*in hätte nach wie vor eine Stimme, die er/sie bei der Verhältniswahl mit "starren Listen" vergeben darf (ebd., S. 170). Auf diese Weise, schlussfolgert Decker, könnte mit der heutigen Diskrepanz zwischen Parteiensystem auf der parlamentarischen und elektoralen Ebene gebrochen werden (vgl.: ebd.). Die Wahl der/des Kommissionspräsident*in ist eine weitere Stellschraube, mit der man Decker zufolge das institutionelle Demokratiedefizit der EU schmälern kann. Für zentral hält er die Frage nach dem Verhältnis zwischen Parlament und Regierung. Decker schlägt an dieser Stelle das präsidentielle System vor, mit der Begründung, dass die Bürger*innen selbst die Chance hätten, ihre*n Präsident*in direkt zu wählen. Ob der/die Kommissionspräsident*in mit relativer oder absoluter Mehrheit gewählt wird, müsste geklärt werden. Die Wahl des/der Kommissionspräsident*in auf diese Art zu verändern, würde zum einen dafür sorgen, dass "[d]ie europäische Politik […] endlich ein Gesicht [bekäme]" (ebd., S. 174). Zum anderen würde diese Änderung dazu führen, dass die EU eine wählbare Exekutive hätte, was einer Regierung im nationalstaatlichen Sinn gleichkäme. Ebenso sieht Decker die Bestellung der Kommissare kritisch. Momentan ist das Gremium durch den gleichberechtigten Vertretungsanspruch aller Mitgliedsstaaten zu groß, was negative Auswirkungen auf die Arbeitsweise hat (vgl.: ebd., S. 175). Daneben kann der/die Kommissionspräsident*in kaum Einfluss auf die Auswahl der Kommissare nehmen, was zur Folge hat, dass "[d]ie Zusammensetzung der Kommission […] insofern eher die nationalen Wahlergebnisse [reflektiert] als das Ergebnis der Europawahlen" (ebd.). Deswegen schlägt Decker vor, dem/der direkt gewählten Kommissionspräsident*in das Recht zu erteilen, die Kommissare selbst zu ernennen. Alternativ könnten die Wähler*innen befugt werden, neben dem/der Präsident*in noch die Kommissar*innen zu wählen (vgl.: ebd., S. 176). Dies, so Decker, würde die Kommission nicht nur weiter demokratisch aufwerten, sondern wäre auch ein Beitrag zur Europäisierung der Europawahlen. Antoine Vauchez geht in seinem Beitrag "Die Regierung der 'Unabhängigen': Überlegungen zur Demokratisierung der EU" (2017) auf die mangelnde Transparenz mancher Institutionen der Europäischen Union ein. Er merkt bezüglich der Demokratisierung an:"Um die Stellung dieser Institutionen [gemeint sind hier Kommission, Zentralbank und EuGH, Anm. A.B.] im politischen Prozess neu zu justieren, muss man an den drei Säulen rütteln, auf denen ihre Autorität in der europäischen Politik bislang beruhte: der vollständigen Souveränität in der Auslegung ihres Mandats, dem Anspruch auf wissenschaftliche Objektivität in ihren Diagnosen und Urteilen und einem bestimmten Verständnis von Unabhängigkeit als Abgrenzung von den vorhandenen politischen und sozialen Interessen. Diese Trias bildet eine Blockade, die zu durchbrechen jede Demokratisierungsstrategie bemüht sein muss" (Vauchez 2017, S. 187f.). Vauchez prangert Kommission, EuGH und EZB als "Mysterien des Staates" (ebd., S. 188) an. Beispielsweise mische sich die EZB inzwischen in Bereiche wie "das Rentensystem, die Lohnpolitik, das Arbeitsrecht und die Organisation des Staatswesens" ein (ebd.). Ähnliches gilt für den Europäischen Gerichtshof. In diesen Institutionen liege damit auch Regierungsgewalt. Deren Mandate sollten politisch erweitert werden, um dem Demokratiedefizit entgegenzuwirken. Antoine Vauchez vertritt deswegen die Ansicht, dass Themen, die in diesen Institutionen behandelt werden, "das Produkt öffentlicher Debatten und Auseinandersetzungen […] in einer Vielzahl nationaler und transnationaler Arenen [sein sollten]" (ebd.). Er nennt als Beispiel das Europäische Parlament, schließt aber andere politische Mittel, um EuGH und EZB zu überprüfen, wie beispielsweise das Frühwarnsystem, das mit dem Lissabonner Vertrag eingeführt wurde, nicht aus. Hierbei können "[e]ine Mindestzahl von einem Drittel der nationalen Parlamente […] den Entwurf eines Gesetzgebungsaktes vor die Kommission bringen, wenn er die Grundsätze der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit missachtet" (ebd., S. 189). Die Kommission sollte die Möglichkeit haben, Entscheidungen von EZB und EuGH für nichtig erklären zu können, sollten "diese den von der Union zu vertretenden 'Werten, Zielen und Interessen' [entgegenstehen]" (ebd.).Um der Intransparenz der Arbeitsweise dieser EU-Institutionen entgegenzuwirken, schlägt Vauchez zudem vor, der Öffentlichkeit Zugang zu Archiven, Daten, vorbereitenden Dokumenten und Beratungsprotokollen zu verschaffen. Auch hier hält er die Schaffung eines öffentlichen Forums für Dissens und Diskussion für notwendig (vgl.: ebd., S. 190). Abschließend hält es Vauchez für geboten, den repräsentativen Charakter der 'unabhängigen' Institutionen zu stärken. Damit meint er nicht nur die Repräsentanz aller Mitgliedsstaaten, sondern auch die Abbildung der Komplexität und Vielfalt der Bürger*innen der Europäischen Union in den Gremien und Ausschüssen der Institutionen. So, schlussfolgert Vauchez, stelle "man letztlich die Fähigkeit unter Beweis, ein europäisches Allgemeininteresse zu verkörpern" (ebd., S. 191). Institutionelle Reformen, wie sie hier gefordert werden, sind prinzipiell möglich. Doch kann mit ihnen allein das strukturelle Demokratiedefizit nicht behoben werden (vgl. Bartolini 2000, S. 156, zitiert nach: Schäfer 2006, S. 356). Strukturelles Demokratiedefizit Das strukturelle Demokratiedefizit beruht darauf, dass es kein europäisches Wir-Gefühl bzw. kein europäisches Volk im Sinne eines Staatsvolkes gibt. Dabei verfolgt die EU bereits seit geraumer Zeit eine Politik, die identitätsstiftend sein soll (vgl.: Thalmaier 2006, S. 4). Seit den 1970er Jahren haben Parlament und Kommission versucht, die EU-Bürgerschaft voranzutreiben und die europäischen Bürger*innen an europäische Themen heranzuführen (vgl.: Wiener 2006, S. 8). Diese Politik hat bisher jedoch nicht zu einem 'Wir-Gefühl' geführt (vgl.: ebd.). Doch möchte die EU ihr strukturelles Demokratiedefizit schmälern, ist sie auf ebenjenes 'Wir-Gefühl' angewiesen, denn eine Unterstützung wird von den Bürger*innen für die Europäische Union unbedingt gebraucht. Thalmaier (2006) unterscheidet hierbei zwischen spezifischer und diffuser Unterstützung. Während Bürger*innen ein politisches System spezifisch unterstützen, wenn es Ergebnisse hervorbringt, die den Interessen der Bürger*innen entsprechen, beschreibt die diffuse Unterstützung ein Vertrauen und eine Identifikation mit einem System, auch wenn die eigenen Interessen nicht immer durchgesetzt werden (vgl.: ebd., S. 6). Auf dieses grundsätzliche Vertrauen in das Handeln der Institutionen ist die Europäische Union als politisches System angewiesen. Eine kollektive Identität, die jedoch nicht mit einer nationalen Identität vergleichbar sein soll, ist dabei unerlässlich. Die Behebung des Öffentlichkeitsdefizit ist bei der Herausbildung einer kollektiven Identität erforderlich. Thalmaier schreibt deswegen, dass die "Ausbildung einer europäischen Identität […] entscheidend von der Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit [abhängt]" (ebd., S. 10). Zu lange habe es eine mangelnde Dynamik in der europapolitischen Kommunikation gegeben. Eine "stärkere Politisierung europäischer Politik" ist geboten, um eine europäische Öffentlichkeit überhaupt herauszubilden (ebd., S. 12). Daneben soll die Identitätserweiterung für eine kollektive Identität sorgen. Sie soll nach Thalmaier über die Schließung von Wissensdefiziten und -lücken über die Europäische Union erreicht werden. Der Schule kommt hier eine tragende Rolle zu. Deren Lehrpläne sollen angepasst und europäisiert werden, sodass die Bildungsinhalte in Fremdsprachen oder auch in sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern die europäische Ebene beleuchten. Dadurch soll zusätzlich die Relevanz der Europäischen Union vermittelt werden. Das minimiere die Fremdheit der EU (vgl.: ebd., S. 10) und könne identitätsstiftend wirken. Schließlich, so Thalmaier, erreiche man eine Reduzierung des strukturellen Demokratiedefizits nicht ohne eine Schaffung von mehr Partizipationsmöglichkeiten für die Bürger*innen bei Themen, die die Politik der EU betreffen. Neben institutionellen Reformen, die in diesem Beitrag bereits thematisiert wurden, spricht sich Thalmaier für europaweite Referenden aus, beispielsweise bei Angelegenheiten, die das Primärrecht oder EU-Beitritte betreffen. Dazu gehöre ein intensiver Austausch mit den Bürger*innen der Europäischen Union. Bereits im Weißbuch der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2006 ist ein Austausch und Dialog in der Dienstleistungsrichtlinie festgeschrieben. Bisher wird sie jedoch wenig genutzt. Thalmaier schlägt deswegen vor, enger in den Austausch mit den EU-Bürger*innen zu gehen. Eine Begründung jedes Projekts in einem öffentlichen Interaktionsprozess sei geboten, genauso sollte um Zustimmung für jede politische Neuerung auf EU-Ebene gerungen werden. Neue Wege der Kommunikation und des Dialogs mit Bürger*innen seien dabei zentral. Mehr Interaktion und Kommunikation schlägt auch Antje Wiener in ihrem Artikel "Bürgerschaft jenseits des Staates" (2006) vor, um die EU-Identität zu stärken und das strukturelle Demokratiedefizit zu mindern. Insbesondere die "Kommunikation über europäische Rechte innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten sowie intra- oder transeuropäisch in den entsprechenden institutionellen beziehungsweise medialen Kontexten, kurz jede Art von öffentlicher Diskussion zum Thema Rechte" (ebd., S. 11), trage dazu bei und mobilisiere auch das "Interesse am europäischen Projekt" (ebd.). Interaktion mit Institutionen, (EU-)Politiker*innen und Mitbürger*innen hätten das Potenzial, zu mehr "Staats- und Gemeinschaftsbildung" (ebd.) zu führen und die Bürger*innen enger an die EU zu binden. Durch Teilhabe und Teilnahme "im öffentlichen Diskurs soll eine zivile republikanische Identität geschaffen werden" (ebd.).Ähnliches fordert Ulrike Guérot, wenn es um die "Ausgestaltung einer europäischen Demokratie geht" (2018, S. 71). Damit "Europa" (ebd., S. 76) entstehe, brauche es Gemeinsames in der Europäischen Union über einheitliche bürgerliche und soziale Rechte. Sie argumentiert: "Es ist die Konvergenz von Recht, die Gemeinsamkeit entstehen lässt. In diesem Fall von Wahlrecht, Steuerrecht und sozialen Anspruchsrechten" (ebd.). Einigkeit und Einheitlichkeit seien auf dem europäischen Markt gegeben, bei den Bürger*innen sei Europa ihrer Ansicht nach aber noch zu fragmentiert. Solle sich daran etwas ändern, müsse mehr Gleichheit geschaffen werden, was am ehesten durch gemeinsame Rechte und Gesetze passiere. Guérot spricht hierbei von einem "Paradigmenwechsel" (ebd., S. 75) hin zu mehr Demokratie. Denn sollte einheitliches europäisches Recht eingeführt werden, wende man sich hin zu einer "Europäischen Republik, bei der die Souveränität bei den Bürger*innen Europas liegt […]" (ebd.). Kritik an diesen Ansätzen einer Demokratisierung der EU Kritiker*innen dieser Vorschläge sehen in einer "politisierte[n] EU eine Lähmung" der Europäischen Union (Schäfer 2006, S. 357). Für sie stellt die EU einen starren Verwaltungsapparat dar, "[e]ine Bürokratie, die sachlich und zielgerichtet arbeitet [und die] vom politischen Tagesgeschäft abgeschottet werden [muss]" (ebd.; Føllesdal/Hix, 2006, S. 538). Kritiker*innen sehen das Problem nicht in einem fehlenden Demos oder mangelnder Beteiligung der Bürger*innen, sondern in "vielfältigen Blockaden" (Schäfer 2006, S. 357) bei der Entscheidungsfindung und -durchsetzung. Ihrer Ansicht nach müsse die Europäische Union effizienter sein, um an Legitimität zu gewinnen, was nicht durch eine Demokratisierung erreicht werden könne (vgl.: ebd.). Schließlich müsse das Gemeinwohl über den Partikularinteressen der aktuellen Regierungen stehen. Für diejenigen, die einer Demokratisierung skeptisch gegenüberstehen, ist die Europäische Union bereits jetzt eine "aufgeklärte Bürokratie, die im Interesse der Bevölkerung entscheidet" (ebd./vgl.: Føllesdal/Hix, 2006, S. 546). Eine Demokratisierung bzw. "Politisierung der Europäischen Union liefe ihrem Aufgabenprofil zuwider" (Schäfer 2006, S. 357). Ebenso merken Kritiker*innen an, dass Macht in der EU geteilt werde und Entscheidungen durch Verhandlungen und nicht durch "Hierarchie" zustande kämen (vgl.: ebd., S. 360). Würde Macht in einem so fragmentierten Raum wie Europa zentralisiert, müsse das "für Minderheiten bedrohlich wirken" (ebd.). Zudem gründe der Erfolg des Konkordanzsystems der EU auf dem "Verzicht auf partizipatorische Entscheidungsverfahren" (ebd.). Gerade das Demokratiedefizit, so die Kritiker*innen, sei deshalb der wesentliche Faktor für den Zusammenhalt der Europäischen Union. Fazit und Ausblick Das sogenannte Demokratiedefizit existiert in institutioneller und struktureller Form. Das Problem ist dabei nicht unbekannt und es wird auf EU-Ebene durchaus versucht, es zu beheben. Reformvorschläge, beispielsweise von führenden Politikwissenschaftler*innen, gibt es zuhauf. Institutionell wird vorgeschlagen, dass sich verschiedene Organe der EU durch demokratische Wahlen legitimieren. Bei den Lösungsvorschlägen wird hierbei häufig auf die Kommission und die Wahl der/des Präsident*in und die Bestimmung der Beamten eingegangen. Eine (direkte) Wahl der/des Präsident*in und gegebenenfalls der Beamten würde das Interesse an der Europäischen Union stärken und das Demokratiedefizit schmälern. Andere Organe, wie beispielsweise der EuGH und die EZB sollten in ihrer Arbeitsweise transparenter werden, indem sie ihre Vorhaben/Gesetzesinitiativen vorab bekanntgeben, sodass sie in öffentlichen Debatten diskutiert werden können. Ein weniger auf konkrete Organe zugeschnittener Vorschlag ist ein engerer Austausch zwischen nationalen Parlamenten und dem EP. Um das strukturelle Demokratiedefizit zu beheben, ist eine europäische Öffentlichkeit, bzw. deren Herausbildung, von besonderer Bedeutung. Stellschrauben sind hier ein intensiver Austausch mit den EU-Bürger*innen und europaweite Referenden. Eine andere wäre die Europäisierung des Schulcurriculums. Damit könnte die Bedeutung der EU vermittelt und Wissenslücken über sie geschlossen werden. Tiefgreifender sind Forderungen nach gleichen Rechten und Pflichten für EU-Bürger*innen in allen Mitgliedsstaaten. Dies würde sicherlich zu einer höheren Identifikation mit der EU und den Mitbürger*innen führen – und somit zu einem Abbau des strukturellen Demokratiedefizits –, bräuchte jedoch weitreichende institutionelle Veränderungen und somit die Zustimmung der Mitgliedsstaaten zu einer EU in supranationalem Gewand.Kritiker*innen einer Demokratisierung der EU stellen sich deswegen die Frage, ob die EU überhaupt einen Demokratisierungsprozess durchlaufen soll. Für sie ist die Union bereits jetzt eine demokratisch legitimierte Gemeinschaft, die effizient und zielgerichtet arbeitet. Eine Demokratisierung, so die Kritiker*innen, laufe dem Aufgabenprofil der "aufgeklärten Bürokratie" (Føllesdal/Hix, 2006, S. 546) zuwider und ist zwecks Effizienzmangel deshalb gar nicht wünschenswert. Die Europäische Union steht vor einem Dilemma: Einerseits fehlt ihr demokratische Legitimität, wie sie in Nationalstaaten vorhanden ist, beispielsweise durch eine wähl- und abwählbare Regierung, gleiche Wahlen mit bedeutendem, europäischem Wahlkampf und Transparenz. Andererseits ist sie, qua Ursprung, eine effiziente Bürokratie, die dem Ziel des Wohlstandserhalts verpflichtet ist. LiteraturverzeichnisAbels, Gabriele (2020): Legitimität, Legitimation und das Demokratiedefizit der Europäischen Union. In: Becker, Peter/Lippert, Barbara (Hrsg.): Handbuch Europäische Union, SpringerVS: Wiesbaden, S. 175-193.(AEUV) Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (2009): Sechster Teil: Institutionelle Bestimmungen und Finanzvorschriften, Titel I: Vorschriften über die Organe, Abschnitt 1: Das Europäische Parlament (Art. 223). Abrufbar unter: https://dejure.org/gesetze/AEUV/223.html [zuletzt abgerufen am 23.01.2023].Andersen, Uwe (Hrsg.) (2014): Das Europa der Bürger. 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Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra über die neuen Berliner Hochschulverträge und den altbekannten Sanierungsstau, die Chancen des Exzellenzverbundes BUA – und wie es mit der Postdoc-Entfristung weitergeht.
Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra. Fotos: Nils Bornemann.
Frau Czyborra, am Dienstag hat der Berliner Senat die neuen Hochschulverträge beschlossen. Was drinsteht, war seit der Ihrer Einigung mit den Hochschulen im August im Wesentlichen bekannt. Vor allem, dass es bis 2028 jedes Jahr fünf Prozent mehr Landesgeld gibt und dass die Zahl der Lehramts-Studienplätze aufgestockt wird. Was ist aus Ihrer Sicht sonst noch bemerkenswert?
Ich bin sehr zufrieden mit dem Erreichten. Wir geben nicht einfach mehr Geld, wir haben auch die überkomplexe Systematik reformiert, nach der das Geldbislang verteilt wurde. Konkret: Wir haben die Zahl der Leistungsindikatoren für die Hochschulen verringert und dafür gesorgt, dass sich die gesetzten Anreize nicht mehr gegenseitig aufheben. Wichtig ist auch, dass Minderleistungen in einem Bereich nicht mehr durch Mehrleistungen an anderer Stelle ausgeglichen werden können. Es kann also zu Abzügen kommen.
Wie stark können die werden?
Theoretisch bis zu 30 Prozent. Aber da muss eine Hochschule schon alles falsch machen. Realistisch gehe ich von maximal fünf Prozent aus. Aber die können schon richtig wehtun.
Weil das meiste Budget in Personalkosten gebunden ist und jedes Minus voll auf die wenigen beweglichen Gelder durchschlägt. Und das ist eine gute Nachricht für die Hochschulen?
Die gute Nachricht ist, dass wir Leistung tatsächlich belohnen. Die Abzüge gehen ja nicht zurück in den Landeshaushalt, sondern fließen in den Topf der Qualitätsoffensive für die Lehre – aus dem wir dann wieder gezielte Maßnahmen in den Hochschulen finanzieren können, und zwar genau dort, wo eine besondere Innovationsdynamik herrscht. Das hilft auch den Präsidien. Beispiel Gleichstellung: Wenn eine Fakultät da nicht mitzieht, können die Hochschulleitungen die resultierenden Mittelabzüge direkt dorthin durchreichen, wo die Verantwortlichen sitzen. Allerdings, das gebe ich zu, hat unsere Indikatorik noch Schwächen.
Ina Czyborra, 57, ist promovierte Archäologin und stellvertretende SPD-Landesvorsitzende in Berlin. Über viele Jahre war sie wissenschaftspolitische Sprecherin ihrer Fraktion im Abgeordnetenhaus. Im April 2023 übernahm sie das Amt der Berliner Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege.
Welche meinen Sie?
Die dritte große Aufgabe der Hochschulen neben Lehre und Forschung ist der Transfer, da brauchen wir dringend mehr Output in Form technologischer und sozialer Innovationen, aber auch anderen Formen von Wissenstransfer. Dafür müssen wir aber erstmal wissen, wie wir erfolgreichen Transfer sinnvoll messen. Wir können ja nicht nach Bauchgefühl gehen. Unsere Aufgabe ist, diese harten Indikatoren jetzt zu entwickeln, damit wir sie in der nächsten Phase der Hochschulverträge einbauen können.
Keine Lösung präsentiert haben Sie darüber hinaus für die jetzt schon sechs Millionen Euro pro Jahr, die die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) für das Studienangebot für künftige Polizeikräfte ausgibt. Zugunsten der Senatsverwaltung des Innern – aber die zahlt nicht.
Das ist nicht die Verantwortung der Innenverwaltung, sondern Folge der Eigenheit der Finanzverwaltung, Sonderprogramme außerhalb der normalen Haushaltssystematik zu produzieren, die dann alle zwei Jahre erneuert werden müssen, was bei einem Studiengang von drei oder vier Jahren absolut keinen Sinn ergibt. In der Wissenschaftsverwaltung waren wir da aber vielleicht auch etwas blauäugig.
Inwiefern?
Weil uns die Finanzverwaltung immer wieder signalisiert hatte, dass sie die Polizei-Thematik in den Hochschulverträgen berücksichtigen wolle, worauf wir uns verlassen haben. Wenn es jetzt heißt, dafür gebe es ja die fünf Prozent für alle Hochschulen oben drauf, daraus müssten auch die Polizei-Studienplätze finanziert werden, dann muss uns die Finanzverwaltung die Frage beantworten, an welcher anderen Stelle die Hochschulen das nötige Geld einsparen sollen. Etwa bei der Byzantinistik oder der Altphilologie? Bei der Elektrotechnik oder dem Maschinenbau, weil es da gerade weniger Bewerber gibt? Sollen Kürzungen wirklich die Antwort sein?
"Das sind die Debatten, die ich mit den Hochschulen führen möchte"
Wie lautet denn Ihre Antwort?
Wir sollten diese Studiengänge nicht kaputtsparen, sondern gemeinsam mit den Hochschulen darüber reden, wie wir sie attraktiver machen. Das sind die Debatten, die ich unterhalb der Hochschulverträge in den nächsten Jahren mit den Hochschulen führen möchte. Gleichzeitig hoffe ich, dass wir irgendwann mit der Finanzverwaltung und anderen Ressorts zu einem klaren Verständnis kommen, was die Stadt eigentlich an Studienangeboten braucht und erwartet. Im Augenblick höre ich nur Klagen, die Hochschulen erhielten so viel Geld, doch die nötigen Fachkräfte seien trotzdem nicht da. Meine Gegenfrage an die anderen Ressorts lautet: Welche Personalbedarfe habt ihr denn? Definiert die bitte für die nächsten zehn, 15 Jahren – von der Zahl der Pflegekräfte über die Verwaltung bis hin zu Radweg- und Verkehrsplanern. Dann kann ich mit den Hochschulen besprechen, wie wir die Bedarfe decken, in Einklang mit der Wissenschaftsfreiheit, versteht sich. Doch bislang bekomme ich keine Antwort.
Unstrittig ist der Bedarf an zusätzlichen Lehrkräften.
Erfreulicherweise sieht es so aus, als sei die Zahl der Bewerber um einen Studienplatz gestiegen. Ob daraus mehr Immatrikulationen werden, wissen wir noch nicht.
Sie haben in den Hochschulverträgen verabredet, dass bis 2028 die Zahl der Lehramts-Studienplätze auf 2500 aufgestockt werden soll. Wird das reichen, um die Zahl der Studiengänge mit Zugangsbeschränkungen zu senken? Derzeit kann man die Signale an die Bewerber nur als widersprüchlich bezeichnen: Die Politik beklagt den Lehrermangel, gleichzeitig lässt sie viele Lehramts-NCs zu.
Das ist ein Schein-Widerspruch. Da, wo der Bedarf an Lehrkräften hoch ist, in Mathe, Chemie oder Physik etwa, haben wir keinerlei NCs. Wenn aber viele junge Menschen Politologie oder Geschichte auf Lehramt studieren wollen, obwohl es gar nicht so viel Personalbedarf für das Fach gibt, dann ist es legitim, wenn wir vergleichsweise wenig Studienplätze zur Verfügung stellen. Hinzu kommt ein Phänomen, über das nicht so gern geredet wird. Wenn Sie in Berlin Grundschullehramt studieren, müssen Sie Mathe belegen. Es sei denn, Sie wählen alternativ Sonderpädagogik. Wenn es da dann plötzlich 1000 Bewerber gibt und einen extremen NC, handelt es sich ganz offenbar um eine Fehlsteuerung.
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Mehr Lehrkräfte würde die Stadt auch dadurch bekommen, dass die hohen Schwundquoten im Studium runtergehen.
Diese behaupteten Schwundquoten gibt es doch in der Form bei uns gar nicht. Wir haben zum Beispiel einen Bachelor mit Lehramts-Option. Wenn sich Studierende dagegen entscheiden, fertig auf Lehramt zu studieren, ist das so im System angelegt und kein Studienabbruch, nur weil sie vielleicht nicht im Master of Education auftauchen. Aus der Humboldt-Universität höre ich, dass sie tatsächlich im Grundschullehramt signifikant niedrigere Abbrecherquoten als anderswo haben.
Man hört viel und weiß wenig, weil die exakten Zahlen nicht erhoben werden?
Natürlich würden wir gern mehr wissen, was aus den Studienanfängern wird. Natürlich stützen wir uns zu oft auf anekdotische Evidenz und hätten gern mehr Verbleibstudien. Aber die Auskunftsfreude derjenigen, die sich exmatrikulieren, ist gering, der Rücklauf von Fragebögen entsprechend überschaubar. Persönlich würde ich gern selbst mal eine der Mathe-Klausuren schreiben, die im Grundschullehramt obligatorisch sind. Von den Studierenden vernehme ich da die schlimmsten Geschichten, während mir etwa die Freie Universität mitteilt, der abgefragte Stoff gehe über den Satz des Pythagoras nicht hinaus. Zumindest dessen Beherrschung erwarte ich dann schon von jeder Grundschul-Lehrkraft. Sonst kommen wir in Deutschland nie raus aus dem verqueren Verhältnis, was viele Menschen zur Mathematik haben.
Ende des Jahres legt die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz ihre Empfehlungen zur Reform der Lehrkräftebildung vor. Wie groß wird danach der Reformeifer in Berlin ausfallen?
Ich beobachte mit einer gewissen Faszination, wie an vielen Orten in Deutschland schon jetzt kräftig herumreformiert wird. Vieles davon erscheint mir wenig systematisch. Genau diese Systematik erhoffe ich mir aber vom SWK-Gutachten. Sehr hilfreich fand ich bereits das Papier des Wissenschaftsrats zur Lehramtsausbildung im Fach Mathematik. In Berlin haben wir zusammen mit der Bildungsverwaltung einige Runde Tische mit Experten vor uns. Als nächstes möchte ich mit den Universitäten in eine offene und zugleich zielgerichtete Debatte einsteigen. Mein Ziel ist, dass wir im ersten Halbjahr 2024 Eckpunkte zur Reform der Lehrerbildung in Berlin vorlegen. Persönlich bin ich ein großer Fan von Ein-Fach-Lehramtsstudiengängen, die flexible Einstiege ermöglichen und doch qualitativ hochwertig sind. Was ich für keine gute Idee halte: Im Rahmen eines dualen Studiums die Studienanfänger ohne jeden Abstand zur eigenen Schullaufbahn am ersten Tag vor eine Schulklasse zu stellen. Das geht auf Kosten der Unterrichtsqualität und der Studierenden.
"Es gab die richtige und hehre Absicht, aber nie einen zu Ende gedachten Plan, wie sich der Sanierungsstau in sinnvollen Schritten abarbeiten ließe"
Zurück zu den Hochschulverträgen: Die Freude an den Hochschulen ist stark getrübt, weil sich parallel der enorme Sanierungsstau immer handfester bemerkbar macht. Die Technische Universität Berlin musste mehrere Gebäude kurzfristig schließen, TU-Präsidentin Geraldine Rauch warnt vor dramatischen Konsequenzen für die Hochschullehre.
Ich habe die Wortmeldungen von Frau Rauch zur Kenntnis genommen, auch ihre Mahnungen, die Baumisere gefährde Berlins Chancen in der Exzellenzstrategie. Dazu noch ihre Forderung, verschiedene Gebäude in die Sanierungsplanung aufzunehmen. Als nächstes wünsche ich mir konkrete Vorschläge, wie wir mit den kurzfristigen Problemen umgehen. Weder werden Frau Rauchs Exzellenz-Warnungen auf Begeisterung bei den anderen Universitäten stoßen noch wird das Setzen auf irgendwelche Sanierungslisten etwas ausrichten gegen einen Wasserschaden in der Chemie oder die mutwillige Sabotage in der Mathematik. Zumal das neue Mathematik-Gebäude ja längst im Werden und 2025 fertig ist. Aber was machen wir bis dahin? Wo will die TU Container hinstellen, um die akute Platznot zu beheben und den Betrieb zu stabilisieren? Die Studierenden haben ein Anrecht auf baldige Antworten. Mit Frau Rauch stehen wir zu all diesen Fragen in einem engen Austausch. Ich freue mich, dass seit der vergangenen Woche zumindest Teile beider Gebäude wieder genutzt werden können.
Aber Frau Rauch hat doch einen Punkt! Der damalige Regierende Bürgermeister Michael Müller und sein Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach hatten den Hochschulen schon vor Jahren bis 2036 jährlich 250 Millionen Euro für die Hochschulbau und -sanierung versprochen, doch diesen Aufbruch sieht man den Berliner Hochschulen nicht an.
Weil es zwar die richtige und hehre Absicht gab, aber nie einen zu Ende gedachten Plan, wie sich der Sanierungsstau über diesen langen Zeitraum in sinnvollen Schritten abarbeiten ließe. Hinzu kommt, dass sich die finanzielle Situation geändert hat. 2018 hatte wir steigende Steuereinnahmen, jetzt haben wir es mit enormen Baukostensteigerungen zu tun. Außerdem seit Jahren mit einem Fachkräfteproblem, auch in den Bauabteilungen der Hochschulen. Dann war da die Pandemie, die uns über Jahre im Griff hatte.
Und schließlich wurde viel Geld in Leuchtturmprojekte gesteckt.
Klar spielt das da rein, wenn wir, was ich für richtig und unabdingbar halte, für das Herzzentrum eine halbe Milliarde Euro ausgeben. Oder für das Museum für Naturkunde 330 Millionen. Beim Campus Tegel sind wir mittlerweile bei 365 Millionen angekommen, und die Planungen für die Charité, immerhin das siebtbeste Universitätskrankenhaus der Welt, schlagen ebenfalls zu Buche. Da sind Schwerpunkte gesetzt worden.
Und nun?
Was auf jeden Fall gilt: Wir müssen schneller werden, wegkommen von der Kameralistik und den ewigen Planungsprozessen zwischen drei Behörden und den Hochschulen. Es kann nicht sein, dass zwischen Beschluss und Fertigstellung eines Gebäudes zehn Jahre vergehen. Ich kann mir vorstellen, dass wir eine Hochschulbau-Gesellschaft gründen, die alles aus einer Hand macht. Aber die Hochschulen sollten sich auch an die eigene Nase fassen. Die TU hat in den vergangenen Jahren nur ein Drittel ihres Budgets für den Bauunterhalt ausgegeben und den Rest in die Rücklage gepackt. Wir alle müssen flexibler im Denken werden.
"Wir sollten als Land Berlin handeln und eine Gesellschaft für den Hochschulbau gründen."
Das heißt?
Da Studiengebühren ja kein Weg sind, sollten wir über neue Modelle der Baufinanzierung und -durchführung sprechen, wie sie zum Beispiel Österreich entwickelt hat. Dort gibt es die Bundesimmobilien-Gesellschaft, die den Schul- und Hochschulbau auf grundsätzlich neue, wirtschaftlich tragfähige Füße gestellt hat. Da wir Derartiges von unserem Bund nicht zu erwarten haben, finde ich, dass wir als Land Berlin handeln und eine Gesellschaft für den Hochschulbau gründen sollten. In die bringen wir bebaubare Grundstücke ein, das nötige Eigenkapital, und dann generieren wir über die Investitionsbank Berlin Brandenburg die nötige Restfinanzierung. Das würde auch planerisch große Synergien schaffen, darum möchte ich die Idee mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gern vorantreiben.
Vorantreiben wollten Sie und Ihre Mitstreiter:innen im Abgeordnetenhaus einst auch die Entfristung von Postdocs ins Berlin. Als Sie kurz vor der Abgeordnetenhauswahl 2021 den umstrittenen Paragraph 110, Absatz 6 ins neue Berliner Hochschulgesetz bugsierten, haben Sie und ihre Parlamentskolleg:innen von den Grünen und der Linken anschließend eine Flasche Sekt aufgemacht und sich beim Anstoßen ablichten lassen. War die Sektlaune verfrüht?
Der Wortlaut der Bestimmung war nicht wirklich zu Ende gedacht. Das war dem hohen Zeitdruck geschuldet, unter dem er entstand – und der wenig seriösen Zuarbeit aus der damaligen Wissenschaftsverwaltung…
…die die Regelung nicht wollte…
Aber es hat sich ja alles geklärt seitdem. Berlin kann sich auf die Fahnen schreiben, dass wir mutig vorangeschritten sind und die "#IchbinHanna"-Debatte massiv beflügelt haben. Das war nicht nur für die noch immer nicht abgeschlossene Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) auf Bundesebene wichtig, sondern hat die Berliner Hochschulen motiviert, spannende Personalkonzepte zu entwickeln.
Die wurden im Herbst 2022 bei der Senatsverwaltung eingereicht. Seitdem ist nichts passiert. Im Gegenteil: Der neue Senat von CDU und SPD hat die geplante Entfristung der Postdocs bis 2025 ausgesetzt.
Die Hochschulen haben versprochen, trotz der Aussetzung an den Konzepten festzuhalten. Nachdem wir die Hochschulverträge unter Dach und Fach haben, können wir uns jetzt die unterschiedlichen Ideen genauer anschauen. In den meisten Fällen läuft es auf "2+4"-Modelle hinaus: also zwei Jahre einfache Befristung nach der Promotion, die anschließende Befristung für weitere vier Jahre ist dann mit einer Anschlusszusage verbunden, natürlich abhängig von der Erfüllung vereinbarter Leistungskriterien. Es gibt weitere spannende Ideen, etwa den Plan des Instituts für Philosophie der Humboldt-Universität, die Personalmittel der Mehrheit der Professoren in fünf neue Tenure-Track-Stellen für Postdocs umzuwandeln.
Wo aber ist die politische Initiative?
Wir werten aus, was die Schwarmintelligenz der Berliner Hochschulen an Konzepten hervorgebracht hat, wir warten das Ergebnis der WissZeitVG-Reform ab, und dann passen wir den Paragraphen 110 entsprechend an. Es kann gut sein, dass wir durch die WissZeitVG-Reform und mögliche Öffnungsklauseln sogar mehr Regelungskompetenz auf Länderebene bekommen. Die werden wir nutzen.
"Es ist völlig unklar, wann die Richter sich äußern, das kann zehn Jahre dauern. Deshalb machen wir uns davon unabhängig."
Und irgendwann wird sich das Bundesverfassungsgericht zum Paragraph 110 äußern. Ende 2021 hatte die Humboldt-Universität Verfassungsbeschwerde eingereicht, im Frühjahr 2022 folgte die damals oppositionelle CDU-Fraktion mit einer Normenkontrollklage.
Es ist völlig unklar, wann die Richter sich äußern, das kann zehn Jahre dauern. Die Prioritäten des Gerichts liegen – vorsichtig formuliert – woanders. Eine Verfassungsklage gegen das Thüringer Hochschulgesetz harrt seit 2019 der Dinge. Deshalb machen wir uns davon unabhängig. In der Vereinbarung von CDU und SPD ist klar geregelt, dass wir auf die Reform im Bund warten, dass die Neuregelung dann aber zum 1. April 2025 in Kraft tritt.
TU-Präsidentin Rauch warnt vor Folgen des Sanierungsstaus für die Exzellenzchancen. Sie sagen, das werde den anderen Universitäten der Berlin University Alliance (BUA) nicht gefallen. Ist die Stimmung in der BUA so schlecht?
Die BUA hatte einen schwierigen Start. Das hatte mit Corona zu tun und mit einem Selbstfindungsprozess zwischen den Universitäten, der nicht einfach war. Inzwischen habe ich den Eindruck, dass die Vorstellungen über den nächsten Antrag des Verbundes in der Exzellenzstrategie sehr klar sind.
Es gibt Stimmen, die sagen: Auf die Qualität des Antrags kommt es gar nicht an, die BUA ist ohnehin too big to fail.
Darauf würde ich mich nicht verlassen. Die BUA muss mehr sein als die Summe ihrer Teile, das hat auch etwas mit einem Gemeinschaftsgeist zu tun, der sich entwickeln muss. Dazu muss die BUA unter anderem das Verhältnis der einzelnen Cluster zueinander und zu ihrer Gesamtstrategie klären. Genau da haben wir noch einige Debatten vor uns.
Ein bisschen rosig gemalt, oder?
Die Wissenschaftslandschaft funktioniert nach ihren eigenen Gesetzen. Wer die heile Welt sucht, ist da falsch. Das gilt übrigens, sage ich als Gesundheitssenatorin, im Gesundheitswesen genauso. Hier wie da gibt es massive Einzelinteressen, daraus entsteht eine Vielstimmigkeit, die manchmal an Kakophonie grenzt. Das kann man nicht schönreden und ja, das erfordert mehr Commitment von allen BUA-Partnern.
Oder die Schlussfolgerung, dass es ein Fehler war, die Universitäten in die BUA zu drängen? Das Problem ist ja nicht die Zusammenarbeit in den einzelnen Clustern. Das Problem ist, dass die Hochschulleitungen ihre Entscheidungen zuallererst am Wohl der eigenen Institution ausrichten – auch wenn das auf Kosten der Partnerschaft geht.
Die Universitäten haben sich freiwillig zur BUA bekannt, und bei allem Einzelkämpfertum wissen sie, dass sie im Kampf um die wissenschaftlichen Fleischtöpfe dieser Welt nur in Kooperation bestehen können.
Hat die Exzellenzstrategie als Wettbewerb ihren Zenit überschritten? Fast alle Wissenschaftsminister:innen, die sie 2016 als Fortsetzung der Exzellenzinitiative auf den Weg gebracht haben, sind außer Dienst. Ihre Nachfolger finden andere Themen wie den Wissens- und Technologietransfer offenbar viel spannender. Die Politikerreden von "Exzellenz" weichen mehr und mehr den Forderungen nach Anwendungsnähe.
Ich glaube, dass der Exzellenz-Begriff falsch verstanden wird. Anders als oft behauptet geht es nicht um Elitenbildung, sondern Exzellenz bedeutet Relevanz, Transfer, Kooperation, das Arbeiten an den großen gesellschaftlichen Fragestellungen, den Grand Challenges. Übrigens bin ich überzeugt, dass auch Edelgard Bulmahn…
…die Bundesforschungsministerin, die die erste Exzellenzinitiative 2005 auf den Weg gebracht hat…
…Exzellenz genauso gemeint hat. Wenn ich die BUA-Cluster besuche, erlebe ich all das: transdisziplinäre Zusammenarbeit, die Suche nach Lösungen für die großen Probleme, die wir heute und in Zukunft haben. Die Cluster führen Menschen zusammen, die vorher nicht zusammengearbeitet haben, aus den verschiedensten Wissenschaften und Institutionen. In ihrem Miteinander, ihrer Vernetzung und an den Grenzflächen wird das wirklich Neue geschaffen.
" Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich nur eine einzige Wissenschaftlerin davon abschrecken lässt, dass es in Berlin nicht so leicht ist, einen Arzttermin zu bekommen."
Und während Sie über die großartigen Bedingungen der Spitzenforschung in Berlin schwärmen, berichten Forschende, dass sie keine Kita-Plätze für ihre Kinder bekommen, dass die Mieten unbezahlbar werden und sie ganze Nachmittage auf dem Einwohnermeldeamt verbringen.
Die Hürden in der Forschung haben Sie noch gar nicht erwähnt. Zum Beispiel, dass es viel zu lange dauert, bis Tierversuche genehmigt werden. Klar müssen wir bei all dem besser werden. Auf der anderen Seite kann ich mir nicht vorstellen, dass sich nur eine einzige Wissenschaftlerin davon abschrecken lässt, dass es in Berlin nicht so leicht ist, einen Arzttermin zu bekommen – wenn umgekehrt ein für sie einzigartiges Forschungsumfeld lockt.
Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) sagte neulich hier im Blog, man solle beim Vergleich der Metropolen auch über das Funktionieren der Bürokratie reden, und was das Fünf-Prozent-Plus in den Berliner Hochschulverträgen angeht, sagte sie: "Ich schaue mir die Zahlen immer gern sehr genau an und stelle dann fest: Fünf Prozent auf dem Papier sind am Ende nicht immer fünf Prozent, die bei den Hochschulen ankommen."
Und ich sage immer: Berlin und Hamburg sind neidische Schwestern. Wir streiten uns, aber irgendwie haben wir uns dann doch lieb. In Sachen Verwaltung könnten wir in der Tat einiges von Hamburg lernen. Wir versuchen das auch seit Jahrzehnten. Nur ist das mit der Umsetzung in Berlin immer eine besondere Herausforderung, das hat mit der Zerrissenheit der Stadt zu tun. Genau diese Zerrissenheit, diese manchmal chaotische Vielfalt ist es aber auch wiederum, die die Leute in die Stadt zieht. Ich erinnere mich an eine Islamwissenschaftlerin aus Yale, die dort irre viel Forschungsgeld und wenig Lehrverpflichtung hatte und doch nach Berlin kam, wegen der Stadt, wegen der Leute, wegen der wissenschaftlichen Dynamik.
Viele andere Landeswissenschaftsminister waren in den vergangenen Jahren zunehmend genervt von Berlin, das eine Bundesförderung nach der anderen einheimste. Bestes Beispiel: die Eingliederung des bundesfinanzierten Berliner Instituts für Gesundheitsforschung (BIG) in die Charité, ein zu dem Zeitpunkt bundespolitisch einzigartiger Vorgang. Verstehen Sie, wenn Ihre Kollegen sagen: Jetzt reicht es aber mal?
Ich kann das nachvollziehen. Wir sind ein föderaler Staat, wir haben viele Zentren. Wenn Misstrauen gegenüber einer großen und weiter wachsenden Hauptstadt entsteht, begleitet von der Angst, abgehängt zu werden, müssen wir das ernstnehmen. Hier gilt tatsächlich dieser Begriff "too big to fail": Alle wollen nach Berlin, die Studierenden, die Wissenschaftler:innen, viele neue außeruniversitäre Forschungsinstitute sind bei uns entstanden. Wenn die staatlichen Gelder knapper werden, fällt es anderen noch schwerer, mit uns im Streit um die besten Köpfe mitzuhalten.
Mit Verlaub: Oft war es weniger die wissenschaftliche Qualität, sondern das schon legendäre Verhandlungsgeschick von Müller und Krach.
Wir hatten aber auch die Flächen, wir konnten sagen: Kommt nach Berlin, wir stellen euch ein neues Gebäude mitten in die Stadt. Jetzt ist der Platz knapper, die Preise sind zu hoch, wir können nicht mehr alle und jeden zentral unterbringen. Wir können auch nicht immer noch mehr Kofinanzierung für vom Bund mitfinanzierte Einrichtungen leisten. Jetzt geht es mehr ums Konsolidieren und Qualität als Wachstum um jeden Preis, wir müssen die Ansiedlungen, die wir erreicht haben, langfristig finanziell absichern. Und ansonsten wählerisch sein und uns fragen: Was fehlt uns wirklich noch in der Berliner Wissenschaft?
"Wenn der Bund über die grundsätzliche Finanzarchitektur zwischen Bund und Ländern reden will: aber gern. Dann sollten wir aber überall da anfangen, wo die Bundesregierung Beschlüsse zulasten Dritter, von uns Ländern, macht"
Gerade jetzt fordert der Bund von den Ländern sogar noch mehr Kofinanzierung, wenn sie bestehende Bund-Länder-Programme fortgesetzt sehen wollen. Aktuell steht unter anderem die Verlängerung der Forschungsförderung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften an. Bisher zahlen die Länder da keinen Euro dazu. Der Bund will künftig immer und überall mindestens 50 Prozent Länderanteil. Haben Sie dafür Verständnis?
Nein, habe ich nicht. Wenn der Bund seine Kooperation nur noch zu Bedingungen anbieten will, die sich kein Land leisten kann, wenn er sich dann als Konsequenz aus der Forschungsförderung zurückziehen würde oder aus dem Ausbau digitaler Bildungsangebote an Schulen und Hochschulen, dann frage ich: Worin sonst besteht die originäre Aufgabe eines Bundesministeriums für Bildung und Forschung, wenn nicht im Setzen solcher zusätzlichen Impulse? Die Kofinanzierung von uns Ländern ist die um ein Vielfaches teurere Grundfinanzierung, die wir jeden Tag leisten. Wenn der Bund über die grundsätzliche Finanzarchitektur zwischen Bund und Ländern reden will: aber gern. Dann sollten wir aber überall da anfangen, wo die Bundesregierung Beschlüsse zulasten Dritter, von uns Ländern, macht. Wenn ein FDP-Bundesfinanzminister die Umsatzsteuer für die Gastronomie dauerhaft auf sieben Prozent senken möchte, kostet das allein Berlin 90 Millionen pro Jahr. Das ist anderthalbmal so viel, wie der Bund insgesamt für die Förderung von Forschung an HAWs in allen 16 Ländern ausgibt.
Was antwortet Ihnen Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger auf solche Argumente?
Es gibt ja leider nicht so viel Austausch mit ihr. Vergangene Woche war sie eine Stunde bei der Kultusministerkonferenz dabei. Eigentlich müssten wir Ministerinnen und Minister uns open end zusammensetzen und miteinander klären, wie wir die anstehenden Zukunftsaufgaben stemmen wollen: vom Klimaschutz über die Digitalisierung und die Gebäudesanierung bis hin zu Investitionen in neue Forschungsprogramme. Das Fingerzeigen aufeinander können wir uns nicht mehr leisten.
Freizeitverhalten, Freundschaften, Familie, Gefühle und Überzeugungen, Identität, derzeitige Situation und Berufsausbildung von Jugendlichen. Geschwistersituation.
Welle 4
1. Fragebogen Jugendliche:
Themen: Freizeitverhalten: Häufigkeit ausgewählter Freizeitaktivitäten (Verwandtenbesuch, Kino, Ausgehen, Lesen, Sportverein oder Musikverein, Konzert, Museum, Zeitunglesen); Stundenaufwand an einem typischen Schultag für Fernsehen, Chatten, Arbeiten im Haushalt, Video oder Computerspiele allein und mit anderen.
Freundschaften: Ethnischer Hintergrund der Freunde; interethnischer Kontakt mit Menschen ausgewählter ethnischer Herkunft; Migrationshintergrund; Wichtigkeit von gleicher Bildung, Religion und ethnischem Hintergrund beim eigenen Partner für den Befragten persönlich und für dessen Eltern; fester Freund oder Freundin; Angaben zu Partner bzw. Partnerin: derzeitige Tätigkeit, besuchter Schultyp bzw. höchster Bildungsabschluss, ethnischer Hintergrund, Konfession, Wichtigkeit von Religion für den Partner bzw. die Partnerin; Beziehungsbeginn (Beziehungsdauer); Kontext des Kennenlernens (z.B. durch Freunde); Partner bzw. Partnerin lebt in derselben Nachbarschaft; Eltern haben Kenntnis von der Beziehung bzw. haben den Partner bzw. die Partnerin bereits getroffen; Eltern kannten sich bereits vor Beziehungsbeginn; familiäre Beziehungen: Interesse der Familie an Gesprächen über den Freund bzw. die Freundin; elterliche Einmischung: Forderung nach Informationen über Aktivitäten und Aufenthaltsort bei Unternehmungen mit dem Freund bzw. der Freundin, Forderung nach sofortigem Kennenlernen des Freundes bzw. der Freundin; erwartete Heirat; derzeitiger Freund bzw. Freundin ist erste feste Beziehung; Anzahl der vorherigen Freunde bzw. Freundinnen; Familie lehnt Beziehung ab; erwartete Offenheit der Familie bei ablehnender Haltung dem Freund bzw. der Freundin gegenüber; Familie überlässt Beziehungsentscheidungen dem Befragten; arrangierte Beziehungen durch die Familie; Forderung der Familie nach Abbruch der Beziehung bei fehlender Sympathie; präferiertes Heiratsalter; gewünschte Kinderzahl. Familie: Migrationshintergrund der biologischen Eltern; Besuchshäufigkeit im Herkunftsland der Eltern in den letzten 12 Monaten; Erwerbsstatus der Eltern; Häufigkeit von Taschengeld und Höhe des Taschengeldes.
Gefühle und Überzeugungen: Lebenszufriedenheit (Skalometer); Diskriminierung: Sympathie-Skalometer für ausgewählte Herkunftsgruppen; Rollenverständnis.
Selbsteinschätzung der Deutschkenntisse (Sprechen, Schreiben); nationale Identität; Zugehörigkeitsgefühl zu einer anderen Gruppe und Stärke der Identität; Wichtigkeit von Religion für den Befragten; Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands im Vergleich zu Gleichaltrigen; delinquentes Verhalten in den letzten drei Monaten: mutwilliges Zerstören fremden Eigentums, Stehlen, Tragen von Messer oder Waffe, Trunkenheit); Häufigkeit von warmer Mahlzeit und Frühstück; Häufigkeit von Alkoholkonsum, Sport, Zigarettenkonsum und Drogenkonsum; Körpergröße in Zentimeter und Gewicht in Kilogramm; präferierte und realistische Bildungsaspiration; Zukunftserwartungen hinsichtlich Aufenthalt in Deutschland, Heirat, Kinder und Gesundheitszustand.
Derzeitige Situation: Schulabschluss während des letzten Schuljahres; Noten in Mathematik, Deutsch und Englisch im Abschlusszeugnis; Gesamtnote im Abschlusszeugnis; derzeitige Situation; derzeit besuchte Schulform; Zweig der kooperativen Gesamtschule; derzeit besuchte Klassenstufe; Häufigkeit devianten Verhaltens in der Schule (Auseinandersetzungen mit Lehrern, erfahrene Bestrafung, unerlaubtes Fernbleiben vom Unterricht, Zuspätkommen); Selbstwirksamkeit; Einstellung zur Schule: Wichtigkeit guter Schulnoten.
Berufsausbildung: Bezeichnung des Ausbildungsberufs (ISCO 2008, ISEI, SIOPS); Ausbildungsdauer; Erreichen eines zusätzlichen Bildungsabschlusses durch die Ausbildung; Art dieses Bildungsabschlusses; Höhe der Ausbildungsvergütung pro Monat (kategorisiert); Berufsbezeichnung des derzeitigen Berufs oder Jobs; Höhe des monatlichen Nettoeinkommens (kategorisiert); Art des Arbeitsvertrages; Arbeitsbeginn in diesem Beruf (Monat und Jahr); Job ist erste Arbeitsstelle seit Verlassen der Schule; Berufsbezeichnung der ersten Arbeitsstelle (ISCO 2008, ISEI, SIOPS); aktive Suche nach einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle; Berufsbezeichnung des Wunschberufs (ISCO 2008, ISEI, SIOPS).
Zusätzlich verkodet wurde: Internationale Befragten-ID; nationale Befragten-ID; Land der Datenerhebung; Erhebungsmethode; Interviewdatum; Flaggenvariable (Interviewdatum abgeleitet vom Eingangsdatum der Kontaktinformationen); Data release version.
Abgeleitete Indizes: Berufsvercodung gemäß ISCO (International Standard Classification of Occupations) 1988; SIOPS (nach Ganzeboom); ISEI (nach Ganzeboom).
2. Fragebogen Geschwister: Anzahl Geschwister insgesamt; für bis zu 5 Geschwister wurde erfragt: Bruder oder Schwester; Alter; derzeitige Situation bzw. Tätigkeit; besuchte Schulform; Bildungsabschluss; Berufsbezeichnung (ISCO 2008, ISEI, SIOPS).
Zusätzlich verkodet wurde: Internationale Befragten-ID; nationale Befragten-ID; Land der Datenerhebung; Erhebungsmethode des Hauptinterviews; Interviewdatum; Flaggenvariable (Interviewdatum abgeleitet vom Eingangsdatum der Kontaktinformationen); Data release version.
Abgeleitete Indizes: Berufsvercodung gemäß ISCO (International Standard Classification of Occupations) 1988; SIOPS (nach Ganzeboom); ISEI (nach Ganzeboom).
3. Tracking Datensatz: Individuelle Befragten-ID; nationale Befragten-ID; ID der Klasse und der Schule; Erhebungseinheit auf Klassenebene und Schulebene Welle 2; Land; Stratum der Schule (Migrantenanteil); Schultyp; Bundesland; Teilnahmestatus aus Wellen 1 bis 4.
Welle 5
Themen: Derzeitige Situation: Schule: Schulabschluss oder Ausbildungsabschluss im letzten Jahr; erreichter Ausbildungsabschluss und Bezeichnung des Abschlusses; Ausbildungsdauer; Abschlussnote; Erreichen eines Schulabschlusses gleichzeitig mit der Ausbildung; Art des Schulabschlusses; Noten in Mathematik, Deutsch und Englisch im Abschlusszeugnis; Gesamtnote im Abschlusszeugnis; derzeitige Tätigkeit; derzeit besuchte Schulform; Zweig der kooperativen Gesamtschule; derzeit besuchte Klassenstufe; Häufigkeit devianten Verhaltens in der Schule (Auseinandersetzungen mit Lehrern, erfahrene Bestrafung, unerlaubtes Fernbleiben vom Unterricht, Zuspätkommen); Selbstwirksamkeit; Einstellung zur Schule; Wichtigkeit guter Schulnoten.
Berufsausbildung: Bezeichnung des Ausbildungsberufs; Gesamtdauer der Ausbildung; Erreichen eins zusätzlichen Bildungsabschlusses durch die Ausbildung; Art dieses Bildungsabschlusses; Höhe des monatlichen Nettoeinkommen (kategorisiert).
Studium: Jahr des Studienbeginns; Art der Hochschule; Studienfächer im Haupt- und Nebenfach; voraussichtlicher Studienabschluss; Studiengang mit Zulassungsbeschränkung oder Auswahlverfahren; Bezug von BAföG, Bildungskredit oder Stipendium; Gesamthöhe der Einnahmen aus BAföG, Bildungskredit und/oder Stipendium.
Berufsbezeichnung des derzeitigen Berufs oder Jobs; Höhe des monatlichen Nettoeinkommens (kategorisiert); Art des Arbeitsvertrages; Arbeitsbeginn (Monat und Jahr); Job ist erste Arbeitsstelle seit Verlasse der Schule; Berufsbezeichnung der ersten Arbeitsstelle; aktive Suche nach einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle; Berufsbezeichnung des Wunschberufs. Selbsteinschätzung der Deutschkenntnisse (Sprechen, Schreiben); weitere Sprache zu Hause außer Deutsch; Selbsteinschätzung der Kenntnisse in dieser Sprache (Sprechen, Schreiben); Häufigkeit von Fernsehen, Gesprächen mit der Familie und Freunden sowie Zeitunglesen in dieser Sprache.
Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit; Interesse an der deutschen Staatsangehörigkeit bzw. Einbürgerung; beabsichtigte Einbürgerung in den nächsten 5 Jahren; Meinung zu deutscher Staatsangehörigkeit bzw. Einbürgerung (aufwändig und teuer, wichtig, da Einbürgerung Wahlteilnahme ermöglicht, Schutz vor möglicher Abschiebung, bei Einbürgerung alte Staatsangehörigkeit abgeben); Einstellung zur deutschen Staatsangehörigkeit (ablehnende Haltung der Familie, weniger zum Herkunftsland der Familie zugehörig fühlen, Erleichterung des Alltags z.B. bei Behörden oder auf Reisen, Vorteile bei Ausbildung, Studium oder Jobsuche, richtig in Deutschland dazugehören).
Freizeitverhalten: Aktivität in Vereinen oder Gruppen; Verein oder Gruppe, in dem die meiste Zeit verbracht wird; Name des Vereins oder der Gruppe; Ausübung eines Amtes in diesem Verein; Anteil der Personen mit ausgewählter ethnischer Herkunft; Art der politischen Partizipation im letzten Jahr (Petition, Demonstration, Parteiunterstützung); Informationshäufigkeit über politische und soziale Themen; Häufigkeit von Diskussionen über politische und soziale Themen.
Häufigkeit von warmer Mahlzeit und Frühstück; Häufigkeit von Alkoholkonsum, Sport, Rauchen, Drogenkonsum; Nebenjob; Wochenstunden und Monatsverdienst im Nebenjob.
Familie: Migrationshintergrund der Eltern; Besuchshäufigkeit im Herkunftsland der Eltern in den letzten 12 Monaten; Interesse an der Politik dieses Landes; Erwerbsstatus der Eltern; Häufigkeit von Taschengeld und Höhe des Taschengelds.
Freundschaften: Ethnischer Hintergrund der Freunde; Kontakt in Schule, Studium oder Beruf mit Menschen ausgewählter ethnischer Herkunft.
Gefühle und Einstellungen: Nationale Identität; Zugehörigkeitsgefühl zu einer anderen Gruppe und Stärke der Identität; Wichtigkeit von Traditionalismus im Hinblick auf diese Gruppe; Deutsche sollten alles tun, um ihre Bräuche und Traditionen zu bewahren, Ausländer sollten sich der deutschen Gesellschaft anpassen, Deutsche sollten offen für Bräuche und Traditionen von Ausländern sein, Ausländer sollten alles tun, um ihre Bräuche und Traditionen bewahren.
Religionszugehörigkeit; Wichtigkeit von Religion für den Befragten; Häufigkeit des Besuchs religiöser Begegnungsstätten; Häufigkeit von Gebeten; Sympathie-Skalometer für ausgewählte Herkunftsgruppen; Meinung zum Zusammenleben als unverheiratetes Paar, zu Scheidung, Abtreibung und Homosexualität; Lebenszufriedenheit (Skalometer); Gesundheitsprobleme: Häufigkeit von Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Einschlafproblemen in den letzten 6 Monaten; Zukunftserwartungen hinsichtlich Arbeitsstelle, Aufenthalt in Deutschland, Universitätsabschluss und Reichtum.
Politische Meinung: Kompliziertheit der Politik; einfache Meinungsbildung über politische Themen; Politiker nur an Wählerstimmen interessiert; Politiker sorgen sich darum, was Leute denken; besonders guter Politiker; Zufriedenheit mit dem demokratischen System in Deutschland und der Arbeit der Bundesregierung; Institutionenvertrauen (politische Parteien, Gerichte, Polizei, Politiker, Zeitungen, Radio und Fernsehen); Parteipräferenz (Sonntagsfrage); Wahlberechtigung und Teilnahme an der Europawahl im Mai 2014; Selbsteinstufung Links-rechts.
Zusätzlich verkodet wurde: Internationale Befragten-ID; Land der Datenerhebung; Erhebungsmethode; Interviewdatum (Monat, Jahr); Data release version.
Welle 6
Themen: Beruflicher Werdegang nach der Schule, Familie, Freunde, Partnerschaft und Freizeit
Youth main questionnaire: Wohnsituation: Beziehung zu weiteren Haushaltsmitgliedern.
Selbsteinschätzung der Deutschkenntnisse (Sprechen, Schreiben); weitere Sprache(n) zu Hause außer Deutsch; Selbsteinschätzung der Kenntnisse in dieser Sprache (Sprechen, Schreiben); Häufigkeit von Fernsehen, Gesprächen mit der Familie und Freunden sowie Zeitunglesen in dieser Sprache; Nationalität.
Freizeitverhalten: Häufigkeit ausgewählter Freizeitaktivitäten (Verwandtenbesuch, Ausgehen, Lesen, Sportverein oder Musikverein, Konzert, Museum, Zeitunglesen); Informationshäufigkeit über politische und soziale Themen; Häufigkeit von Diskussionen über politische und soziale Themen; Anzahl der Bücher im Haushalt.
Familie: Migrationshintergrund der Eltern und Großeltern; Besuchshäufigkeit im Herkunftsland der Eltern in den letzten 12 Monaten; Bildung der Eltern (nur Auffrischungsstichprobe); Erwerbsstatus der Eltern; derzeitiger bzw. letzter Beruf der Eltern.
Gefühle und Überzeugungen: Zukunftserwartungen im Alter von 30 Jahren bezüglich Aufenthaltsland, Heirat, Kinder, Gesundheitszustand, Nationale Identität; Zugehörigkeitsgefühl zu einer anderen Gruppe und Stärke der Identität; Meinung zur Einschränkung der Einwanderung von Flüchtlingen durch Festlegung einer Höchstgrenze; Meinung zur Flüchtlingsaufnahme im Land ( Kriegs- oder Bürgerkriegsflüchtlinge, Politisch Verfolgte, Religiös Verfolgte, Menschen, die vor dem Verhungern oder vor Naturkatastrophen fliehen, Ethnisch Verfolgte sowie Flüchtlinge, die ihr Land aufgrund unzureichender Beschäftigungschancen verlassen haben); Geschlechterrollen (Kindererziehung, Kochen, Saubermachen, Geld verdienen).
Religionszugehörigkeit; Wichtigkeit von Religion für den Befragten; Häufigkeit des Besuchs religiöser Begegnungsstätten; Häufigkeit von Gebeten; Einschätzung der der Chancen auf eine Ausbildung oder einen Job bei gleicher Abschlussnote (Männer oder Frauen, Ausländer oder Einheimische, Kinder von Arbeitern oder von Akademikern); jemals beworben; Diskriminierungserfahrung aufgrund Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und sozialer Herkunft.
Freundschaften: fester Freund bzw. feste Freundin; Tätigkeit und Herkunft des festen Freundes/der festen Freundin; ethnischer Hintergrund der Freunde; Personenvertrauen; Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands im Vergleich mit Gleichaltrigen; Anteil Personen bei der Hauptaktivität mit deutscher, italienischer, polnischer, russischer, türkischer bzw. anderer Herkunft; allgemeine Lebenszufriedenheit.
Derzeitige Situation: Schulabschluss, Ausbildungsabschluss oder Hochschulabschluss seit dem letzten Interview und Art dieser Abschlüsse; Gesamtnote im Abschlusszeugnis; Bezeichnung des Ausbildungsberufs; Erreichen eines zusätzlichen Bildungsabschlusses durch die Ausbildung; Art dieses Bildungsabschlusses; derzeitige Tätigkeit; Schule: derzeit besuchte Schulform; Berufsausbildung: Bezeichnung des Ausbildungsberufs; Höhe des monatlichen Nettoeinkommen (kategorisiert); Studium: Studienfächer im Haupt- und Nebenfach; voraussichtlicher Studienabschluss; Berufstätigkeit: Berufsbezeichnung des derzeitigen Berufs oder Jobs; Höhe des monatlichen Nettoeinkommens (kategorisiert); Art der Einkommensquellen und Höhe der jeweils zur Verfügung stehenden Beträge.
Feste Partnerschaft; Zusammenleben mit dem Partner seit Januar 2011; verheiratet; Kinder; Kinderzahl.
Youth achievement questionnaire: Aufgaben zur Sprachkompetenz sowie ein Wort- und Figurenrätsel (kognitiver Fähigkeitstest)
Youth life history calendar -structural: Technische Informationen: Art des Wellenerfassung; persönlicher Wellen Index; Wellentyp (2 Ebenen); Wellenbeginn und Wellenende (Monat, Jahr); Andauern der Welle; Korrektur im Prüfmodul; technisches Problem im Längsschnitt. Informationen zu sämtlichen Bildungswegen seit Januar 2011: detaillierte Angaben zur allgemeinen Bildung Erster und Zweiter Bildungsweg, Angaben zur Berufsausbildung (Lehre in einer Firma und in der Schule), Angaben zur Schulischen Berufsausbildung, Angaben zu berufsbildenden Schulen für Aus- und Weiterbildung, Angaben zu Umschulung, Angaben zum Studium, Berufsvorbereitung, andere Berufsausbildung. Erfasst wurden z.B. besuchte Schulform(en), Schulabschluss erreicht, Abschlussnote; Ausbildungsberuf, Studienfächer, Hochschulart, Zulassungsbeschränkung, Studienabschluss, erreichter Studiengrad, weitere Studiengänge.
Angaben zu sämtlichen Beschäftigungsformen (z.B. Vollzeitbeschäftigung: Beruf, Art des Arbeitsvertrages, Umwandlung der Befristung in einen unbefristeten Vertrag, Wochenarbeitszeit, Praktikum, Nebenjob, Art der Tätigkeit, etc.) , Angaben zu Mutterschutz, Elternzeit, Freiwilligendienst, Wehrdienst, Work & Travel, Auslandsaufenthalten, Arbeitslosigkeit, Jobsuche; Tätigkeit als Hausmann bzw. Hausfrau, Arbeitsunfähigkeit. Angaben zur Art anderer Aktivitäten.
Überprüfung der Angaben durch Öffnen des Kalenders; fehlende Informationen.
Youth life history calendar - partner: Angaben zum Partner: Geschlecht; Alter (Geburtsmonat, Geburtsjahr); Zeitpunkt Beginn und Ende der Partnerschaft; Andauern der Partnerschaft; weitere Partnerschaften; Beginn und Ende weiterer Partnerschaften; Schulbesuch des Partners zu Beginn der Partnerschaft und besuchte Schulform; Bildung des Partners zu Beginn der Partnerschaft; Migrationshintergrund; Zeitpunkt des Zusammenlebens mit dem Partner; Andauern des Zusammenlebens; verheiratet mit dem Partner; Zeitpunkt Beginn und Ende der Ehe; Andauern der Ehe.
Youth life history calendar - children: Angaben zu Kindern: Geschlecht; Alter (Geburtsmonat, Geburtsjahr); leibliches Kind.
Informationen zur Stichprobe (Youth main questionnaire, Youth achievement questionnaire, youth life history calendar, youth life history calendar - partner, youth life history calender - children): Internationale Befragten-ID; Land der Datenerhebung; Datenerhebungsmethode (persönliches Interview); Version, Stichprobe (Panel, Auffrischung); Interviewdatum (Monat, Jahr); Data release version; eindeutiger Partner-Index; eindeutiger Kinder-Index.
Welle 7
Youth main questionnaire:
Selbsteinschätzung der Sprachkompetenz in der Landessprache (sprechen und schreiben); weitere zu Hause gesprochene Sprache; Selbsteinschätzung der Sprachkompetenz in dieser zweiten Sprache (sprechen und schreiben); Anwendungshäufigkeit dieser zweiten Sprache (Gespräche mit der Familie und Freunden, Fernsehen und Zeitunglesen); Familiensituation bzw. Situation außerhalb der Familie oder alleinlebend; Vereinsmitgliedschaft; Persönlichkeitsmerkmale (Extrovertiertheit, Wohlwollen, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus, Offenheit für Erfahrungen).
Angaben zum Partner: fester Partner/ feste Partnerin; Zeitpunkt des Beziehungsbeginns (Monat, Jahr); Alter; derzeitige Tätigkeit; höchster Bildungsabschluss; angestrebter Bildungsabschluss; Herkunft des Partners/ der Partnerin; Heirat; Zeitpunkt der Eheschließung (Monat, Jahr); Kinder; Anzahl der Kinder; Geburtsmonat und Geburtsjahr der Kinder. Einstellungen zu anderen Gruppen: Meinung zu Einwanderern: nationale Bevölkerung/ Einwanderer sollten an ihren Bräuchen und Traditionen festhalten, Einwanderer sollten sich der Gesellschaft im Land anpassen, nationale Bevölkerung sollte offen für Sitten und Gebräuche von Einwanderern sein; Zusammenleben ohne Trauschein, Scheidung, Abtreibung und Homosexualität sind ok; Gefühle gegenüber verschiedenen Bevölkerungsgruppen (Deutsche, Italiener, Polen, Russen, Türken, Syrer, Afghanen, Albaner, Bulgaren, Nordafrikaner, andere Afrikaner).
Eltern: Migrationshintergrund der Eltern; Besuchshäufigkeit im Herkunftsland der Eltern in den letzten 12 Monaten; derzeitiger Erwerbsstatus der Eltern.
Gefühle und Überzeugungen: habe viele gute Eigenschaften, viel, auf das ich stolz sein kann, mag mich so wie ich bin, Zukunftszuversicht; Nationale Identität; Zugehörigkeitsgefühl zu einer anderen Gruppe und Stärke der Identität; persönliche Bedeutung an Sitten und Gebräuchen dieser Gruppe festzuhalten; Häufigkeit verschiedener Gefühle (sorgenvoll, schnell wütend, ängstlich, niedergeschlagen, wertlos, handeln ohne nachzudenken); Religion: Religionszugehörigkeit; Wichtigkeit von Religion für den Befragten; Häufigkeit des Besuchs religiöser Begegnungsstätten; Häufigkeit von Gebeten.
Freunde und Bekannte: Kontakthäufigkeit mit Personen verschiedener Herkunft (Deutsche, Italiener, Polen, Russen, Türken, Syrer, Afghanen, Albaner, Bulgaren, Nordafrikaner, andere Afrikaner, andere nationale Herkunft); Anteil der Freunde mit deutscher, italienischer, polnischer, russischer, türkischer bzw. anderer Herkunft.
Aktivitäten und Gesundheit: allgemeine Lebenszufriedenheit; Häufigkeit von Kopfschmerzen, Magenschmerzen und Einschlafschwierigkeiten in den letzten sechs Monaten; delinquentes Verhalten in den letzten drei Monaten: mutwilliges Zerstören fremden Eigentums, Stehlen, Tragen von Messer oder Waffe, Trunkenheit); Häufigkeit von warmer Mahlzeit und Frühstück; Häufigkeit von Alkoholkonsum, Sport, Zigarettenkonsum und Drogenkonsum; Körpergröße in Zentimetern und Gewicht in Kilogramm; Zukunftserwartungen im Alter von 30 Jahren bezüglich Arbeitsplatz, Aufenthaltsort, Hochschulabschluss und finanzielle Situation.
Derzeitige Situation: generierte Anzahl der genannten Aktivitäten aus Welle 6; Andauern dieser Aktivität; Zeitpunkt des Ende der Aktivität(en) (Monat, Jahr); Schulabschluss oder Ausbildungsabschluss seit dem letzten Interview und Art dieser Abschlüsse; Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung bzw. Erreichen eines zusätzlichen Bildungsabschlusses durch die Ausbildung; Ausbildungsdauer insgesamt; Gesamtnote im Abschlusszeugnis; Gesamtnote im Schulabgangszeugnis und in den Fächern Mathematik, Deutsch und, Englisch; Hochschulabschluss seit dem letzten Interview und Art dieses Hochschulabschlusses; Gesamtnote Hochschulabschluss.
Detaillierte Angaben zur derzeitigen Tätigkeit: Schule: derzeit besuchte Schulform; Beginn des Schulbesuchs (Monat, Jahr); Klassenstufe, Berufsausbildung: Zeitpunkt des Ausbildungsbeginns (Monat, Jahr); Ausbildungsdauer insgesamt; Erreichen eines zusätzlichen Bildungsabschlusses durch die Ausbildung; Art dieses Bildungsabschlusses; Studium: Zeitpunkt des Studienbeginns (Monat, Jahr); Hochschulart; Studienfächer im Haupt- und Nebenfach; voraussichtlicher Studienabschluss; Studium mit Zugangsbeschränkung; Berufstätigkeit: Berufsbezeichnung des derzeitigen Berufs oder Jobs (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); Art des Arbeitsvertrages; Wochenarbeitszeit; Arbeitsbeginn in diesem Job (Monat, Jahr); derzeitiger Job ist erste Arbeitsstelle nach Verlassen der Schule; erste Arbeitsstelle nach Verlassen der Schule (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); aktive Suche nach einer Ausbildungsstelle bzw. einem Job in den letzten drei Monaten; Beruf (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); Art der Einkommensquellen und Höhe der jeweils zur Verfügung stehenden Beträge.
Demographie: Geschlecht; Alter (Geburtsdatum - Monat, Jahr).
Youth friends questionnaire:
Angaben zu den drei besten Freunden: Geschlecht; Alter; Herkunft; derzeitige Tätigkeit; höchster Bildungsabschluss; Beruf (ISCO, ISEI, SIOPS).
Zusätzlich verkodet wurde: Internationale Befragten-ID; Untersuchungsgebiet; Erhebungsmethode; Interviewdatum (Monat, Jahr); Version Youth main Interview, Youth friends Interview)
Tracking Datensatz: Individuelle Befragten-ID; ID der Klasse und der Schule; Erhebungseinheit auf Klassenebene und Schulebene Welle 2; Sample (Panel, Auffrischungsstichprobe); Land; Stratum der Schule (Migrantenanteil); Schultyp; Teilnahmestatus aus Wellen 1 bis 7.
COVID-19-Special - Zusatzbefragung zur Corona-Pandemie (Youth main questionnaire):
Derzeitige hauptsächlich ausgeübte Tätigkeit; Job im Februar 2020; Verlust dieses Jobs aufgrund der Corona-Pandemie; Veränderung des Arbeitsalltags durch die Corona-Pandemie (z.B. Arbeit von zu Hause aus, weniger/ mehr Geld, weniger/ mehr Wochenstunden, freigestellt ohne/ mit Entgeltfortzahlung, zusätzlichen Nebenjob oder Minijob angenommen, Nebenjob oder Minijob verloren, nichts davon, momentan kein Job oder Nebenjob und nicht in Ausbildung); Informationshäufigkeit über die Corona-Pandemie durch folgende Quellen in deutscher Sprache (Zeitungen (auch online), öffentlich-rechtliche und private Fernseh- und Rundfunksender (auch online), öffentliche Stellen, z.B. Regierung oder Gesundheitsministerium, Informationen von Wissenschaftlern oder Forschungseinrichtungen, soziale Medien); Vertrauen in die vorgenannten Informationsquellen; Informieren über die Corona-Pandemie in einer anderen Sprache als Deutsch; am häufigsten genutzte Sprache für diese Informationen; Informationshäufigkeit über die Corona-Pandemie durch ausgewählte Quellen in dieser Sprache; Vertrauen in die die Informationsquellen in dieser Sprache; Vertrauen in verschiedene Parteien in Bezug auf die Bewältigung der Corona-Pandemie (CDU/CSU, SPD, AfD, FDP, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen); Zustimmung zu Aussagen zur Corona-Pandemie (die deutsche Bundesregierung hat rechtzeitig auf die Corona-Pandemie reagiert, die von der deutschen Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie schränken die persönliche Freiheit unnötig ein, der wirtschaftliche Schaden durch die Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie steht in keinem Verhältnis zu ihrem Nutzen); Bewertung der Maßnahmen der Bundesregierung zur Bewältigung der Corona-Pandemie; Hauptverantwortung für die Eindämmung der Corona-Pandemie (Staat oder Bürger); mehr oder weniger Sorgen seit Beginn der Corona-Pandemie im Hinblick auf folgende Bereiche: finanzielle Situation, eigene Gesundheit, Gesundheit von Freunden und Verwandten, wirtschaftliche Situation in Deutschland; nachgewiesene Infektion mit dem Corona-Virus (selbst, eine Person aus der Familie, eine Person aus dem Freundeskreis, eine Person aus dem Bekanntenkreis, nein, möchte ich nicht sagen); Häufigkeit von Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Problemen beim Einschlafen in den letzten zwei Monaten; Häufigkeit persönlicher Vorsorgemaßnahmen gegen COVID-19 (niese oder huste in die Armbeuge, trage in der Öffentlichkeit Mundschutz und /oder Handschuhe, wasche gründlich die Hände, gebe anderen Menschen zur Begrüßung nicht die Hand); Häufigkeit verschiedener Gefühlszustände seit Beginn der Corona-Pandemie (mache mir viele Sorgen, werde leicht wütend, fühle mich ängstlich, traurig, wertlos, handle ohne nachzudenken, fühle mich einsam); Veränderungen im Verhalten anderer Personen in der Öffentlichkeit seit Beginn der Corona-Pandemie (gehen mir auf der Straße oder in Geschäften häufiger aus dem Weg, setzen sich in der Öffentlichkeit häufiger von mir weg, sind mir gegenüber insgesamt hilfsbereiter geworden); Veränderung des eigenen Verhaltens; häufigeres Gefühl ungerechter Behandlung oder Diskriminierung aufgrund der ethnischen Herkunft seit Beginn der Corona-Pandemie; Veränderungen seit Beginn der Corona-Pandemie im Hinblick auf die Häufigkeit von Streit oder Auseinandersetzungen, Beleidigungen oder verbaler Gewalt, Handgreiflichkeiten oder körperlicher Gewalt, Störung durch Nachbarn sowie Hilfe von Nachbarn; Vertrauen in verschiedene Parteien in Bezug auf die Bewältigung des Klimawandels (CDU/CSU, SPD, AfD, FDP, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen); Zustimmung zu verschiedenen Aussagen: Bundesregierung hat rechtzeitig auf den Klimawandel reagiert, die von der Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels schränken die persönliche Freiheit unnötig ein, der wirtschaftliche Schaden durch die Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels steht in keinem Verhältnis zu ihrem Nutzen, es ist richtig, dass Themen wie Klimawandel oder Migration während der Corona-Pandemie nicht mehr im Vordergrund stehen); Bewertung der Maßnahmen der Bundesregierung zur Bewältigung des Klimawandels; Hauptverantwortung für die Eindämmung des Klimawandels (Staat oder Bürger); Zustimmung zu Aussagen zur Corona-Pandemie (Freiheit des Einzelnen sollte während der Corona-Pandemie hinter dem Wohl der Bevölkerung zurückstehen, während der Corona-Pandemie sollte Deutschland keine Geflüchteten aufnehmen, der wahre Ursprung der Corona-Pandemie wird uns verschwiegen, während der Corona-Pandemie brauchen wir eine starke Führungsperson, die für unsere Sicherheit sorgt); Zustimmung zu folgenden Aussagen (es ist wichtig, jetzt den Maßnahmen der Bundesregierung zu folgen, ohne sie zu hinterfragen, Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit sollten während der Corona-Pandemie bevorzugt medizinisch versorgt werden, es ist nicht gut, wenn Virologen anstatt demokratisch gewählter Politiker das Land regieren, Menschen, die sich nicht an die Schutzmaßnahmen der Bundesregierung halten, sollten sofort bei der Polizei gemeldet werden); Zufriedenheit mit verschiedenen Lebensbereichen (allgemeine Lebenszufriedenheit, Gesundheit, deutsches Gesundheitssystem).
Demographie: Geschlecht; Alter (Geburtsmonat, Geburtsjahr).
Zusätzlich vekodet wurde: nationale Befragten-ID; Untersuchungsgebiet (Deutschland); Erhebungsmodus der Zusatzbefragung; Interviewdatum; Angabe von Monat und Jahr; Version der Zusatzbefragung; Zuordnung zu Experimentalgruppen.
Welle 8
Youth main questionnaire:
Selbsteinschätzung der Sprachkompetenz in der Landessprache (sprechen und schreiben); deutscher Dialekt; weitere zu Hause gesprochene Sprache; Selbsteinschätzung der Sprachkompetenz in dieser zweiten Sprache (sprechen und schreiben); Anwendungshäufigkeit dieser zweiten Sprache (Gespräche mit der Familie und Freunden, Fernsehen und Zeitunglesen); Partner/ Partnerin; Herkunft des Partners/ der Partnerin; verheiratet, Zeitpunkt der Eheschließung (Monat, Jahr); Heiratsabsicht; Kinder; Anzahl der Kinder; Geburtsmonat und Geburtsjahr der Kinder; weiterer Kinderwunsch in den nächsten zwei Jahren; Familiensituation: Geburt der Eltern im Ausland (Migrationshintergrund); Besuch des Herkunftslandes der Mutter/ des Vaters.
Gefühle und Überzeugungen: Nationale Identität; Zugehörigkeitsgefühl zu einer anderen Gruppe und Stärke der Identität; Geschlechterrollen; Religion: Religionszugehörigkeit; Wichtigkeit von Religion für den Befragten; Häufigkeit des Besuchs religiöser Begegnungsstätten; Häufigkeit von Gebeten; Aktivität in einer religiösen Gemeinschaft.
Wohnsituation: Alter bei Auszug aus dem Elternhaus; Hauptwohnsitz (Land, regionale Klassifikation; Wohnstatus; Höhe der monatlichen Miete bzw. monatlichen Rückzahlungskosten für Hypothekendarlehen und andere Darlehen zur Finanzierung der Eigentumswohnung bzw. des Hauses; Anzahl der Wohn- und Schlafzimmer; Zusammensetzung der Wohngegend (Familien mit Kindern, Ältere, Ausländer, Arbeitslose); Bewertung der Wohngegend hinsichtlich Wohnungen, Grünflächen, öffentliche Verkehrsmittel, Einkaufsmöglichkeiten, Sicherheit tagsüber und nachts, Entfernung zum Arbeitsplatz bzw. Ausbildungsort oder Studienort; genutztes Verkehrsmittel; Umzugsabsicht innerhalb der nächsten zwei Jahre; Hauptgrund für die Umzugsabsicht; maximal akzeptierte Entfernung in Minuten zum Arbeitsplatz bzw. Ausbildungsort oder Studienort; präferierte Ortsgröße.
Alltag: Häufigkeit verschiedener Freizeitaktivitäten; Zeitaufwand an einem Wochentag für Fernsehen, Nutzung von Streamingdiensten, sozialen Medien, Online Dating Plattformen, Haushaltstätigkeiten, Videospiele oder Computerspiele allein und mit anderen; Anteil der Freunde mit deutscher, italienischer, polnischer, russischer, türkischer bzw. anderer Herkunft; Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands im Vergleich mit Gleichaltrigen; allgemeine Lebenszufriedenheit und Zufriedenheit mit der derzeitigen Wohnung sowie der Wohnumgebung; Zukunftsperspektiven mit 30 Jahren in Bezug auf den Aufenthalt im Land, Heirat, Kinder, Gesundheit und Wohneigentum.
Derzeitige Situation: Schulabschluss oder Ausbildungsabschluss seit dem letzten Interview und Art des Ausbildungsabschlusses; Bezeichnung der beruflichen Qualifikation nach ISCO 2008 (ISEI, SIOPS – generiert); Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung durch die berufliche Qualifikation; Ausbildungsdauer insgesamt; Gesamtnote bzw. Credit Points im Abschlusszeugnis; Erwerb eines zusätzlichen Bildungsabschlusses mit dem Berufsabschluss; Art des zusätzlich erworbenen Bildungsabschlusses; Gesamtnote im Schulabgangszeugnis und in den Fächern Mathematik, Deutsch und, Englisch; Hochschulabschluss seit dem letzten Interview und Art dieses Hochschulabschlusses; Gesamtnote Hochschulabschluss; derzeitige Haupttätigkeit.
Schule: Derzeit besuchter Schultyp; Schulzweig; Schulbesuch seit Monat, Jahr; Klassenstufe; Lehre/ berufsbezogene Ausbildung: Berufsbezeichnung; wichtige Aspekte für die Ausübung des Berufs (Schlichten bei Meinungsverschiedenheiten zwischen Personen, Aufrechterhaltung des Kontakts mit Menschen aus der Region, klare und verständliche Sprache, andere davon überzeugen ihre Meinung oder ihr Verhalten zu ändern, Unterstützen von Kunden oder Klienten im persönlichen Gespräch, Lehren); Nettoeinkommen; Ausbildungsbeginn (Monat, Jahr); Ausbildungsdauer; Erwerb eines zusätzlichen Bildungsabschlusses mit der Ausbildung; Art des zusätzlich erworbenen Bildungsabschlusses.
Studium: Studienbeginn (Monat, Jahr); Duales Studium; Beruf; Berufsbezeichnung im Rahmen des Dualen Studiums (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); Hochschulart; Anzahl der Studienfächer (Haupt- und Nebenfächer); Studienfächer; Art des Studienabschlusses; Zugangsbeschränkung oder Auswahlverfahren; Bezug von BAföG, Bildungskredit oder Stipendium; Höhe der bezogenen Leistungen.
Arbeit: Derzeitiger Beruf (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); wichtige Aspekte für die Ausübung des Berufs (Schlichten bei Meinungsverschiedenheiten zwischen Personen, Aufrechterhaltung des Kontakts mit Menschen aus der Region, klare und verständliche Sprache, andere davon überzeugen ihre Meinung oder ihr Verhalten zu ändern, Unterstützen von Kunden oder Klienten im persönlichen Gespräch, Lehren); Teilnahme an Umschulung, Fortbildung oder Ausbildung zusätzlich zur Arbeit; Art der Umschulung etc.; Bezeichnung der Umschulung etc. (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); Nettoeinkommen; Art des Arbeitsvertrages; Wochenarbeitszeit; Monat und Jahr des Arbeitsbeginns in diesem Beruf; erste Stelle nach Schulabschluss; Berufsbezeichnung der ersten Stelle (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); Bezeichnung der Umschulung oder Fortbildung ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); Beginn der Umschulung oder Fortbildung (Monat, Jahr); Anbieter; Erhalt einer Teilnahmebescheinigung, anerkannten Lizenz oder einer anderen Zertifizierung mit dieser Umschulung, Fortbildung oder Weiterbildung; aktive Suche nach einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle in den letzten drei Monaten; Berufsbezeichnung (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert).
Fragebogen Geschwister: Anzahl Geschwister insgesamt; biologischer Bruder oder Schwester, Halbbruder/ Halbschwester, Adoptivbruder/ Adoptivschwester, Stiefbruder/ Stiefschwester; Alter der Geschwister; derzeitige Situation bzw. Tätigkeit; besuchte Schulform; Bildungsabschluss; Berufsbezeichnung (ISCO 2008, ISEI, SIOPS).
Zusätzlich verkodet wurde: Internationale Befragten-ID; Land der Datenerhebung; Erhebungsmethode des Geschwisterinterviews (telephone, post, online); Interviewdatum; Data release version; Flag: Technical error sibling 3 (telephone interview) .
Youth residence history calendar: Alter beim Einzug; Wohnungsstatus (derzeitige oder letzte Wohnung - generiert); regionale Klassifikation (RegioStaR); Haushaltszusammensetzung; Auszugsgründe.
Zusätzlich verkodet: Internationale Befragten ID; Land der Datenerhebung; Erhebungsmethode des Youth residence history calendar (telephone, post, online); Interviewdatum; Data release version; Anzahl der Einträge in den youth residence history calendar.
Welle 9
A: Youth main questionnaire:
1. Kulturelle und soziale Integration: Sprache: Selbsteinschätzung der Beherrschung der Sprache des Erhebungslandes (in Wort und Schrift); (zweite) zu Hause gesprochene Sprache; Selbsteinschätzung der Beherrschung der zweiten zu Hause gesprochen Sprache (in Wort und Schrift); Häufigkeit der Verwendung dieser zweiten Sprache (Gespräche mit Familie und Freunden, Fernsehen und Zeitung lesen); Migrationsgeschichte: Geburt der Eltern im Ausland; Häufigkeit der Besuche im Geburtsland der Mutter/des Vaters in den letzten 12 Monaten; Migrationshintergrund des Befragten.
Romantische Beziehung, Ehe und Kinder: Derzeitige Beziehung; Datum der Heirat (Monat, Jahr); Hintergrund des Partners; Kennenlernen des Partners durch Familie oder Verwandte, durch Freunde oder Bekannte, durch Dating-Websites, durch soziale Netzwerke usw. ; Kinder; Anzahl der Kinder; Monat und Jahr der Geburt der Kinder; jemals einen Partner online kennengelernt und eine lockere Beziehung gehabt; jemals einen Partner online kennengelernt und eine feste Beziehung gehabt; jemals einen Partner offline kennengelernt und eine lockere Beziehung gehabt, jemals einen Partner offline kennengelernt und eine feste Beziehung gehabt, Merkmale der Partner dieser Beziehungen (Deutsche ohne Migrationshintergrund, gleiche Religionszugehörigkeit, höherer Bildungsstand, niedrigerer Bildungsstand, gleicher Migrationshintergrund) und Anzahl der Partner.
Diskriminierung: Häufigkeit der Diskriminierung bei der Partnersuche aufgrund der Religionszugehörigkeit, der Sprache, der Sprachkenntnisse, des Dialekts oder Akzents, der Bildung und des Migrationshintergrunds; Einstellungen gegenüber anderen Gruppen: Deutschen, Italienern, Polen, Russen, Türken, Syrern, Afghanen, Albanern, Bulgaren, Nordafrikanern, anderen Afrikanern und Ukrainern (Bewertung auf einer Skala von 0 bis 100).
Gesundheit: Häufigkeit von Gesundheitsproblemen (Kopfschmerzen, Magenschmerzen und Einschlafprobleme) in den letzten 6 Monaten; Gesundheitsverhalten: Häufigkeit, eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen, Alkohol zu trinken, Sport zu treiben oder ins Fitnessstudio zu gehen, Zigaretten zu rauchen, zu frühstücken und Drogen zu konsumieren; Impfung gegen COVID-19; Monat und Jahr der ersten Impfung; Gründe für die Impfung (Schutz meiner Gesundheit, Schutz der Gesundheit anderer, Beitrag zur Aufhebung von Beschränkungen, leichterer Zugang zu Restaurants, Cafés, Kinos, Sonstiges, Arbeit, Studium, Berufsausbildung, Druck der Gesellschaft, Familie, Freunde oder Bekannte, sonstige Gründe); Gründe für die Nichtimpfung (Zweifel an der Wirksamkeit, Angst vor Nebenwirkungen, keine Notwendigkeit, Ablehnung von staatlichem Zwang, Warten auf einen anderen Impfstoff, Warten auf Langzeitstudien, Vorerkrankungen, Schwangerschaft/Stillen, Angst vor Unfruchtbarkeit, andere Gründe).
Devianz und Straffälligkeit: Straffälliges Verhalten in den letzten 3 Monaten (absichtliche Beschädigung fremder Sachen, Diebstahl in einem Geschäft oder bei einer anderen Person, Tragen eines Messers oder einer Waffe, stark betrunken gewesen).
Politische Beteiligung: Parteipräferenz bei der nächsten Bundestagswahl (Sonntagsfrage); Wahlbeteiligung bei der letzten Bundestagswahl im September 2021; Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl.
Identität: Einstellungen zu Integrations-/Akkulturationsstrategien (Das deutsche Volk sollte alles tun, um Sitten und Gebräuche zu bewahren, Zuwanderer sollten sich der deutschen Gesellschaft anpassen, das deutsche Volk sollte offen sein für die Sitten und Gebräuche der Zuwanderer, Zuwanderer sollten alles tun, um Sitten und Gebräuche zu bewahren; Bedeutung der deutschen Identität; ethnische Identität (keine andere Gruppe, eine andere Gruppe, zwei andere Gruppen); andere Gruppe, der sich der Befragte noch zugehörig fühlt; Stärke des Zugehörigkeitsgefühls.
Haltungen und Normen: Misstrauen (Coronavirus wurde absichtlich erzeugt, Coronavirus ist harmlos, eine kleine geheime Gruppe ist für die Weltpolitik verantwortlich, Wissenschaftler manipulieren Beweise, um die Öffentlichkeit zu täuschen); Bewertung der Coronapandemie-Maßnahmen durch deutsche Politiker in den letzten zwei Jahren; Toleranz gegenüber dem Zusammenleben, gegenüber Scheidung, gegenüber Abtreibung und gegenüber Homosexualität.
Politische Beteiligung: Parteipräferenz bei der nächsten Bundestagswahl (Sonntagsfrage); Wahlbeteiligung bei der letzten Bundestagswahl im September 2021; Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl.
Religion: Religionszugehörigkeit; religiöse Bedeutung: Wichtigkeit der Religion; religiöses Verhalten (Häufigkeit des Besuchs religiöser Treffpunkte, Häufigkeit des Betens); religiöser Glaube: In meinem Leben genieße ich den Schutz einer höheren Macht.
Persönlichkeit und psychologisches Wohlbefinden: Lebenszufriedenheit im Allgemeinen; Zufriedenheit mit der Beziehungssituation, mit der finanziellen Situation und mit der Gesundheit; Zukunftserwartungen in Bezug auf einen Arbeitsplatz, einen Universitätsabschluss, Heirat, Kinder und Wohlstand.
2. Aktuelle Situation:
Bildung: höchster Bildungsabschluss; weiterer Abschluss; sonstiger Bildungsabschluss (z. B., abgeschlossene Berufsausbildung/Lehre, Fachschulabschluss, etc. ); Abschluss der Schule oder der Berufsausbildung seit dem letzten Interview; Art des Abschlusses der Berufsausbildung; Berufsabschluss (ISEI (generiert), SIOPS (generiert); Hochschulzugangsberechtigung zusammen mit diesem Berufsabschluss erhalten; Dauer der Ausbildung insgesamt; Gesamtnote im Berufsabschlusszeugnis (Note, Credit Points, Note und Credit Points) (generiert); Gesamtnote im Berufsabschlusszeugnis: Note/Credit Points; zusätzlicher Bildungsabschluss mit dem Berufsabschluss; Art dieses Bildungsabschlusses; Noten im Schulabschlusszeugnis (Note, Credit Points, Note und Credit Points) (generiert); Noten/Credit Points im Schulabschlusszeugnis in folgenden Fächern: Deutsch, Mathe, Englisch; Gesamtnote im Berufsabschlusszeugnis (Note/Credit Points); Angaben zu zusätzlichem Bildungsabschluss; Hochschulabschluss seit dem letzten Interview; Hochschulabschluss; Noten im Hochschulabschlusszeugnis (Gesamtnote/Credit Points).
Derzeitige Tätigkeit (z. B. Schule, Studium usw.); Schule: derzeit besuchte Schulart; besuchter Bildungsgang der kombinierten Mittel- und Oberstufe, Beginn des Besuchs dieser Schule (Monat und Jahr); derzeit besuchte Klassenstufe.
Lehre/Berufsausbildung: Beruf der aktuellen Lehre (ISEI (generiert), SIOPS (generiert); monatliches Nettoeinkommen nach Steuern und Pflichtabzügen; Beginn dieser Lehre (Monat und Jahr); Gesamtdauer dieser Lehre; zusätzlicher Bildungsabschluss mit der Lehre; Art dieses zusätzlichen Bildungsabschlusses.
Studium: Beginn des Studiums (Monat und Jahr); duales Studium mit Berufsausbildung; Beruf der Berufsausbildung im Rahmen des dualen Studiums (ISEI (generiert), SIOPS (generiert); Art der Hochschule; Studienfächer (generiert); Hauptfach 1 (2, 3): Fächergruppe, Studienrichtung, Fach; Nebenfach 1 (2, 3): Fächergruppe, Studienrichtung, Fach; Abschluss, den der Befragte mit dem derzeitigen Studium erreichen wird; derzeitiges Studium ist ein zulassungsbeschränkter Studiengang oder ein Auswahlverfahren; Bezug von BAföG, einem Bildungskredit oder einem Stipendium; Summe der monatlichen BAföG-, Bildungskredit- oder Stipendienbezüge.
Erwerbstätigkeit: derzeitige Tätigkeit (ISEI (generiert), SIOPS (generiert); derzeitige Umschulung/Weiterbildung neben der Erwerbstätigkeit; Art der Umschulung/Weiterbildung (ISEI (generiert), SIOPS (generiert); monatliches Nettoeinkommen nach Steuern und Pflichtabzügen; Art des Arbeitsvertrags; wöchentliche Arbeitszeit; Beginn dieser Tätigkeit (Monat und Jahr); erste Tätigkeit seit Verlassen der Schule; erste Tätigkeit (ISEI (generiert), SIOPS (generiert).
Umschulung, Fort- oder Weiterbildung: Art der Umschulung, Fort- oder Weiterbildung (ISEI (generiert), SIOPS (generiert); Beginn der Umschulung, Fort- oder Weiterbildung (Monat und Jahr); Anbieter dieser Umschulung, Fort- oder Weiterbildung; die befragte Person wird mit dieser Umschulung, Fort- oder Weiterbildung eine Teilnahmebescheinigung, eine anerkannte Lizenz oder eine andere Zertifizierung erhalten; aktive Suche nach einer Lehrstelle oder einem Arbeitsplatz in den letzten drei Monaten; aktive Suche nach welchem Arbeitsplatz oder Beruf (ISEI (generiert), SIOPS (generiert).
Demografie: Geschlecht; Alter (Geburtsmonat und Geburtsjahr).
Zusätzlich verkodet: eindeutige Befragten-ID; Land der Erhebung; Erhebungsmethode; Interviewdatum; Data release version.
B. Youth vignette questionnaire:
Das Erhebungsexperiment wurde im Online- (CAWI) und im Papierfragebogen (PAPI) durchgeführt, nicht aber in den Telefoninterviews. Im PAPI- und CAWI-Modus der CILS4EU-DE-Umfrage erhielten alle Befragten vier verschiedene Vignetten mit einer Beschreibung eines hypothetischen Partners und wurden gebeten, ihre Bereitschaft zu einer Partnerschaft mit der beschriebenen Person zu bekunden. Der hypothetische Partner (die Vignettenperson), der in den Vignetten beschrieben wurde, unterschied sich in vier verschiedenen Merkmalen (Vignetten-Dimensionen): Herkunft, Religionszugehörigkeit, Religiosität und Bildungsgrad. Darüber hinaus variierte die Art der Partnerschaft, die die Befragten zu bewerten hatten, zwischen den Vignetten. Nach der Beschreibung der Vignettenperson wurden die Befragten gebeten, ihre Bereitschaft anzugeben, die beschriebene Person entweder zu heiraten, eine feste Partnerschaft mit ihr einzugehen oder eine lockere Partnerschaft mit ihr einzugehen.
Eindeutige Befragten-ID; Erhebungsland; Erhebungsmethode Youth Main Interview; Interviewdatum; Data Release Version Youth Main Interview; Vignettengruppe (einheimisch, Migrationshintergrund); Versuchsgruppe; Vignettennummer, Position der Vignettenfrage; Herkunft, Konfession, Religiosität und Bildungsstand der Vignettenperson; Art der Partnerschaft; Bewertung der Vignette: Web-Fragebogen, Bewertung der Vignette: postalischer Fragebogen, Bewertung der Vignette: postalischer und webbasierter Fragebogen (lineares Stretching).
Freizeitverhalten, Freundschaften, Familie, Gefühle und Überzeugungen, Identität, derzeitige Situation und Berufsausbildung von Jugendlichen. Geschwistersituation.
Welle 4
Fragebogen Jugendliche:
Themen: Freizeitverhalten: Häufigkeit ausgewählter Freizeitaktivitäten (Verwandtenbesuch, Kino, Ausgehen, Lesen, Sportverein oder Musikverein, Konzert, Museum, Zeitunglesen); Stundenaufwand an einem typischen Schultag für Fernsehen, Chatten, Arbeiten im Haushalt, Video oder Computerspiele allein und mit anderen.
Freundschaften: Ethnischer Hintergrund der Freunde; interethnischer Kontakt mit Menschen ausgewählter ethnischer Herkunft; Migrationshintergrund; Wichtigkeit von gleicher Bildung, Religion und ethnischem Hintergrund beim eigenen Partner für den Befragten persönlich und für dessen Eltern; fester Freund oder Freundin; Angaben zu Partner bzw. Partnerin: derzeitige Tätigkeit, besuchter Schultyp bzw. höchster Bildungsabschluss, ethnischer Hintergrund, Konfession, Wichtigkeit von Religion für den Partner bzw. die Partnerin; Beziehungsbeginn (Beziehungsdauer); Kontext des Kennenlernens (z.B. durch Freunde); Partner bzw. Partnerin lebt in derselben Nachbarschaft; Eltern haben Kenntnis von der Beziehung bzw. haben den Partner bzw. die Partnerin bereits getroffen; Eltern kannten sich bereits vor Beziehungsbeginn; familiäre Beziehungen: Interesse der Familie an Gesprächen über den Freund bzw. die Freundin; elterliche Einmischung: Forderung nach Informationen über Aktivitäten und Aufenthaltsort bei Unternehmungen mit dem Freund bzw. der Freundin, Forderung nach sofortigem Kennenlernen des Freundes bzw. der Freundin; erwartete Heirat; derzeitiger Freund bzw. Freundin ist erste feste Beziehung; Anzahl der vorherigen Freunde bzw. Freundinnen; Familie lehnt Beziehung ab; erwartete Offenheit der Familie bei ablehnender Haltung dem Freund bzw. der Freundin gegenüber; Familie überlässt Beziehungsentscheidungen dem Befragten; arrangierte Beziehungen durch die Familie; Forderung der Familie nach Abbruch der Beziehung bei fehlender Sympathie; präferiertes Heiratsalter; gewünschte Kinderzahl. Familie: Migrationshintergrund der biologischen Eltern; Besuchshäufigkeit im Herkunftsland der Eltern in den letzten 12 Monaten; Erwerbsstatus der Eltern; Häufigkeit von Taschengeld und Höhe des Taschengeldes.
Gefühle und Überzeugungen: Lebenszufriedenheit (Skalometer); Diskriminierung: Sympathie-Skalometer für ausgewählte Herkunftsgruppen; Rollenverständnis.
Selbsteinschätzung der Deutschkenntnisse (Sprechen, Schreiben); nationale Identität; Zugehörigkeitsgefühl zu einer anderen Gruppe und Stärke der Identität; Wichtigkeit von Religion für den Befragten; Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands im Vergleich zu Gleichaltrigen; delinquentes Verhalten in den letzten drei Monaten: mutwilliges Zerstören fremden Eigentums, Stehlen, Tragen von Messer oder Waffe, Trunkenheit); Häufigkeit von warmer Mahlzeit und Frühstück; Häufigkeit von Alkoholkonsum, Sport, Zigarettenkonsum und Drogenkonsum; Körpergröße in Zentimeter und Gewicht in Kilogramm; präferierte und realistische Bildungsaspiration; Zukunftserwartungen hinsichtlich Aufenthalt in Deutschland, Heirat, Kinder und Gesundheitszustand.
Derzeitige Situation: Schule: Schulabschluss während des letzten Schuljahres; Noten in Mathematik, Deutsch und Englisch im Abschlusszeugnis; Gesamtnote im Abschlusszeugnis; derzeitige Situation; derzeit besuchte Schulform; Zweig der kooperativen Gesamtschule; derzeit besuchte Klassenstufe; Häufigkeit devianten Verhaltens in der Schule (Auseinandersetzungen mit Lehrern, erfahrene Bestrafung, unerlaubtes Fernbleiben vom Unterricht, Zuspätkommen); Selbstwirksamkeit; Einstellung zur Schule: Wichtigkeit guter Schulnoten.
Berufsausbildung: Bezeichnung des Ausbildungsberufs (ISCO 2008, ISEI, SIOPS); Ausbildungsdauer; Erreichen eines zusätzlichen Bildungsabschlusses durch die Ausbildung; Art dieses Bildungsabschlusses; Höhe der Ausbildungsvergütung pro Monat (kategorisiert); Berufsbezeichnung des derzeitigen Berufs oder Jobs; Höhe des monatlichen Nettoeinkommens (kategorisiert); Art des Arbeitsvertrages; Arbeitsbeginn in diesem Beruf (Monat und Jahr); Job ist erste Arbeitsstelle seit Verlassen der Schule; Berufsbezeichnung der ersten Arbeitsstelle (ISCO 2008, ISEI, SIOPS); aktive Suche nach einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle; Berufsbezeichnung des Wunschberufs (ISCO 2008, ISEI, SIOPS).
Zusätzlich verkodet wurde: Internationale Befragten-ID; nationale Befragten-ID; Land der Datenerhebung; Erhebungsmethode des Hauptinterviews; Interviewdatum; Flaggenvariable (Interviewdatum abgeleitet vom Eingangsdatum der Kontaktinformationen); Data release version.
Abgeleitete Indizes: Berufsvercodung gemäß ISCO (International Standard Classification of Occupations) 1988; SIOPS (nach Ganzeboom); ISEI (nach Ganzeboom).
2. Fragebogen Geschwister: Anzahl Geschwister insgesamt; für bis zu 15 Geschwister wurde erfragt: Bruder oder Schwester; Alter; derzeitige Situation bzw. Tätigkeit; besuchte Schulform; Bildungsabschluss; Berufsbezeichnung (ISCO 2008, ISEI, SIOPS).
Zusätzlich verkodet wurde: Internationale Befragten-ID; nationale Befragten-ID; Land der Datenerhebung; Erhebungsmethode des Hauptinterviews; Interviewdatum; Flaggenvariable (Interviewdatum abgeleitet vom Eingangsdatum der Kontaktinformationen); Data release version.
Tracking Datensatz: Individuelle Befragten-ID; nationale Befragten-ID; ID der Klasse und der Schule; Erhebungseinheit auf Klassenebene und Schulebene Welle 2; Land; Stratum der Schule (Migrantenanteil); Schultyp; Bundesland; Teilnahmestatus aus Wellen 1 bis 4.
Welle 5
Themen: Derzeitige Situation: Schule: Schulabschluss oder Ausbildungsabschluss im letzten Jahr; erreichter Ausbildungsabschluss und Bezeichnung des Abschlusses; Ausbildungsdauer; Abschlussnote; Erreichen eines Schulabschlusses gleichzeitig mit der Ausbildung; Art des Schulabschlusses; Noten in Mathematik, Deutsch und Englisch im Abschlusszeugnis; Gesamtnote im Abschlusszeugnis; derzeitige Tätigkeit; derzeit besuchte Schulform; Zweig der kooperativen Gesamtschule; derzeit besuchte Klassenstufe; Häufigkeit devianten Verhaltens in der Schule (Auseinandersetzungen mit Lehrern, erfahrene Bestrafung, unerlaubtes Fernbleiben vom Unterricht, Zuspätkommen); Selbstwirksamkeit; Einstellung zur Schule; Wichtigkeit guter Schulnoten.
Berufsausbildung: Bezeichnung des Ausbildungsberufs; Gesamtdauer der Ausbildung; Erreichen eins zusätzlichen Bildungsabschlusses durch die Ausbildung; Art dieses Bildungsabschlusses; Höhe des monatlichen Nettoeinkommen (kategorisiert).
Studium: Monat und Jahr des Studienbeginns; Art der Hochschule; Name und Ort der Hochschule; Studienfächer im Haupt- und Nebenfach; voraussichtlicher Studienabschluss; Studiengang mit Zulassungsbeschränkung oder Auswahlverfahren; Bezug von BAföG, Bildungskredit oder Stipendium; Gesamthöhe der Einnahmen aus BAföG, Bildungskredit und/oder Stipendium.
Beruf: Berufsbezeichnung des derzeitigen Berufs oder Jobs; Höhe des monatlichen Nettoeinkommens (kategorisiert); Art des Arbeitsvertrages; Arbeitsbeginn (Monat und Jahr); Job ist erste Arbeitsstelle seit Verlasse der Schule; Berufsbezeichnung der ersten Arbeitsstelle; aktive Suche nach einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle; Berufsbezeichnung des Wunschberufs.
Selbsteinschätzung der Deutschkenntnisse (Sprechen, Schreiben); weitere Sprache(n) zu Hause außer Deutsch; Selbsteinschätzung der Kenntnisse in dieser Sprache (Sprechen, Schreiben); Häufigkeit von Fernsehen, Gesprächen mit der Familie und Freunden sowie Zeitunglesen in dieser Sprache.
Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit; Interesse an der deutschen Staatsangehörigkeit bzw. Einbürgerung; beabsichtigte Einbürgerung in den nächsten 5 Jahren; Meinung zu deutscher Staatsangehörigkeit bzw. Einbürgerung (aufwändig und teuer, wichtig, da Einbürgerung Wahlteilnahme ermöglicht, Schutz vor möglicher Abschiebung, bei Einbürgerung alte Staatsangehörigkeit abgeben); Einstellung zur deutschen Staatsangehörigkeit (ablehnende Haltung der Familie, weniger zum Herkunftsland der Familie zugehörig fühlen, Erleichterung des Alltags z.B. bei Behörden oder auf Reisen, Vorteile bei Ausbildung, Studium oder Jobsuche, richtig in Deutschland dazugehören).
Freizeitverhalten: Aktivität in Vereinen oder Gruppen; Verein oder Gruppe, in dem die meiste Zeit verbracht wird; Name des Vereins oder der Gruppe; Ausübung eines Amtes in diesem Verein; Anteil der Personen mit ausgewählter ethnischer Herkunft; Art der politischen Partizipation im letzten Jahr (Petition, Demonstration, Parteiunterstützung); Informationshäufigkeit über politische und soziale Themen; Häufigkeit von Diskussionen über politische und soziale Themen; Häufigkeit von warmer Mahlzeit und Frühstück; Häufigkeit von Alkoholkonsum, Sport, Rauchen, Drogenkonsum; Nebenjob; Wochenstunden und Monatsverdienst im Nebenjob.
Familie: Migrationshintergrund der Eltern; Besuchshäufigkeit im Herkunftsland der Eltern in den letzten 12 Monaten; Interesse an der Politik dieses Landes; Erwerbsstatus der Eltern; Häufigkeit von Taschengeld und Höhe des Taschengelds.
Freundschaften: Ethnischer Hintergrund der Freunde; Kontakt in Schule, Studium oder Beruf mit Menschen ausgewählter ethnischer Herkunft.
Gefühle und Einstellungen: Nationale Identität; Zugehörigkeitsgefühl zu einer anderen Gruppe und Stärke der Identität; Wichtigkeit von Traditionalismus im Hinblick auf diese Gruppe; Deutsche sollten alles tun, um ihre Bräuche und Traditionen zu bewahren, Ausländer sollten sich der deutschen Gesellschaft anpassen, Deutsche sollten offen für Bräuche und Traditionen von Ausländern sein, Ausländer sollten alles tun, um ihre Bräuche und Traditionen bewahren.
Religionszugehörigkeit; Wichtigkeit von Religion für den Befragten; Häufigkeit des Besuchs religiöser Begegnungsstätten; Häufigkeit von Gebeten; Sympathie-Skalometer für ausgewählte Herkunftsgruppen; Meinung zum Zusammenleben als unverheiratetes Paar, zu Scheidung, Abtreibung und Homosexualität; Lebenszufriedenheit (Skalometer); Gesundheitsprobleme: Häufigkeit von Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Einschlafproblemen in den letzten 6 Monaten; Zukunftserwartungen hinsichtlich Arbeitsstelle, Aufenthalt in Deutschland, Universitätsabschluss und Reichtum.
Politische Meinung: Kompliziertheit der Politik; einfache Meinungsbildung über politische Themen; Politiker nur an Wählerstimmen interessiert; Politiker sorgen sich darum, was Leute denken; besonders guter Politiker; Zufriedenheit mit dem demokratischen System in Deutschland und der Arbeit der Bundesregierung; Institutionenvertrauen (politische Parteien, Gerichte, Polizei, Politiker, Zeitungen, Radio und Fernsehen); Parteipräferenz (Sonntagsfrage); Wahlberechtigung und Teilnahme an der Europawahl im Mai 2014; Selbsteinstufung Links-rechts.
Zusätzlich verkodet wurde: Internationale Befragten-ID; nationale Befragten-ID; Land der Datenerhebung; Erhebungsmethode; Interviewdatum; Data release version.
Welle 6
Themen: Beruflicher Werdegang nach der Schule, Familie, Freunde, Partnerschaft und Freizeit
Youth main questionnaire: Wohnsituation: Beziehung zu weiteren Haushaltsmitgliedern.
Selbsteinschätzung der Deutschkenntnisse (Sprechen, Schreiben); weitere Sprache(n) zu Hause außer Deutsch; am meisten zu Hause gesprochene zweite Sprache; Selbsteinschätzung der Kenntnisse in dieser Sprache (Sprechen, Schreiben); Häufigkeit von Fernsehen, Gesprächen mit der Familie und Freunden sowie Zeitunglesen in dieser Sprache; Nationalität.
Freizeitverhalten: Häufigkeit ausgewählter Freizeitaktivitäten (Verwandtenbesuch, Ausgehen, Lesen, Sportverein oder Musikverein, Konzert, Museum, Zeitunglesen); Informationshäufigkeit über politische und soziale Themen; Häufigkeit von Diskussionen über politische und soziale Themen; Anzahl der Bücher im Haushalt.
Familie: Migrationshintergrund der Eltern und Großeltern; Besuchshäufigkeit im Herkunftsland der Eltern in den letzten 12 Monaten; Bildung der Eltern (nur Auffrischungsstichprobe); Erwerbsstatus der Eltern; derzeitiger bzw. letzter Beruf der Eltern.
Gefühle und Überzeugungen: Zukunftserwartungen im Alter von 30 Jahren bezüglich Aufenthaltsland, Heirat, Kinder, Gesundheitszustand, Nationale Identität; Zugehörigkeitsgefühl zu einer anderen Gruppe und Stärke der Identität; Meinung zur Einschränkung der Einwanderung von Flüchtlingen durch Festlegung einer Höchstgrenze; Meinung zur Flüchtlingsaufnahme im Land ( Kriegs- oder Bürgerkriegsflüchtlinge, Politisch Verfolgte, Religiös Verfolgte, Menschen, die vor dem Verhungern oder vor Naturkatastrophen fliehen, Ethnisch Verfolgte sowie Flüchtlinge, die ihr Land aufgrund unzureichender Beschäftigungschancen verlassen haben); Geschlechterrollen (Kindererziehung, Kochen, Saubermachen, Geld verdienen).
Religionszugehörigkeit; Wichtigkeit von Religion für den Befragten; Häufigkeit des Besuchs religiöser Begegnungsstätten; Häufigkeit von Gebeten; Einschätzung der der Chancen auf eine Ausbildung oder einen Job bei gleicher Abschlussnote (Männer oder Frauen, Ausländer oder Einheimische, Kinder von Arbeitern oder von Akademikern); jemals beworben; Diskriminierungserfahrung aufgrund Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und sozialer Herkunft.
Freundschaften: fester Freund bzw. feste Freundin; Tätigkeit und Herkunft des festen Freundes/der festen Freundin; ethnischer Hintergrund der Freunde; Personenvertrauen; Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands im Vergleich mit Gleichaltrigen; Anteil Personen bei der Hauptaktivität mit deutscher, italienischer, polnischer, russischer, türkischer bzw. anderer Herkunft; allgemeine Lebenszufriedenheit.
Derzeitige Situation: Schulabschluss, Ausbildungsabschluss oder Hochschulabschluss seit dem letzten Interview und Art dieser Abschlüsse; Gesamtnote im Abschlusszeugnis; Bezeichnung des Ausbildungsberufs; Erreichen eines zusätzlichen Bildungsabschlusses durch die Ausbildung; Art dieses Bildungsabschlusses; derzeitige Tätigkeit; Schule: derzeit besuchte Schulform; Berufsausbildung: Bezeichnung des Ausbildungsberufs; Höhe des monatlichen Nettoeinkommen (kategorisiert); Studium: Studienfächer im Haupt- und Nebenfach; voraussichtlicher Studienabschluss; Berufstätigkeit: Berufsbezeichnung des derzeitigen Berufs oder Jobs; Höhe des monatlichen Nettoeinkommens (kategorisiert); Art der Einkommensquellen und Höhe der jeweils zur Verfügung stehenden Beträge.
Feste Partnerschaft; Zusammenleben mit dem Partner seit Januar 2011; verheiratet; Kinder; Kinderzahl.
Youth achievement questionnaire: Aufgaben zur Sprachkompetenz sowie ein Wort- und Figurenrätsel (kognitiver Fähigkeitstest)
Youth life history calendar -structural: Technische Informationen: Art des Wellenerfassung; persönlicher Wellen Index; Wellentyp (2 Ebenen); Wellenbeginn und Wellenende (Monat, Jahr); Andauern der Welle; Korrektur im Prüfmodul; technisches Problem im Längsschnitt. Informationen zu sämtlichen Bildungswegen seit Januar 2011: detaillierte Angaben zur allgemeinen Bildung Erster und Zweiter Bildungsweg, Angaben zur Berufsausbildung (Lehre in einer Firma und in der Schule), Angaben zur Schulischen Berufsausbildung, Angaben zu berufsbildenden Schulen für Aus- und Weiterbildung, Angaben zu Umschulung, Angaben zum Studium, Berufsvorbereitung, andere Berufsausbildung, Erfasst wurden z.B. besuchte Schulform(en), Schulabschluss erreicht, Bundesland des Schulabschlusses, Abschlussnote; Ausbildungsberuf, Studienfächer, Hochschulart, Hochschulstadt, Zulassungsbeschränkung, Studienabschluss, erreichter Studiengrad, weitere Studiengänge.
Angaben zu sämtlichen Beschäftigungsformen (z.B. Vollzeitbeschäftigung: Beruf, Art des Arbeitsvertrages, Umwandlung der Befristung in einen unbefristeten Vertrag, Wochenarbeitszeit, Praktikum, Nebenjob, Art der Tätigkeit, etc.) , Angaben zu Mutterschutz, Elternzeit, Freiwilligendienst, Wehrdienst, Work & Travel, Auslandsaufenthalten, Arbeitslosigkeit, Jobsuche; Tätigkeit als Hausmann bzw. Hausfrau, Arbeitsunfähigkeit. Angaben zur Art anderer Aktivitäten.
Überprüfung der Angaben durch Öffnen des Kalenders; fehlende Informationen.
Youth life history calendar - partner: Angaben zum Partner: Geschlecht; Alter (Geburtsmonat, Geburtsjahr); Zeitpunkt Beginn und Ende der Partnerschaft; Andauern der Partnerschaft; weitere Partnerschaften; Beginn und Ende weiterer Partnerschaften; Schulbesuch des Partners zu Beginn der Partnerschaft und besuchte Schulform; Bildung des Partners zu Beginn der Partnerschaft; Migrationshintergrund; Zeitpunkt des Zusammenlebens mit dem Partner; Andauern des Zusammenlebens; verheiratet mit dem Partner; Zeitpunkt Beginn und Ende der Ehe; Andauern der Ehe.
Youth life history calendar - children: Angaben zu Kindern: Geschlecht; Alter (Geburtsmonat, Geburtsjahr); leibliches Kind.
Informationen zur Stichprobe (Youth main questionnaire, Youth achievement questionnaire, youth life history calendar, youth life history calendar - partner, youth life history calender - children): Internationale Befragten-ID; nationale Befragten-ID; Land der Datenerhebung; Datenerhebungsmethode (persönliches Interview); Version, Stichprobe (Panel, Auffrischung); Interviewdatum (Tag, Monat, Jahr); Data release version; eindeutiger Partner-Index; eindeutiger Kinder-Index; Teilnahmestatus Wellen 1 bis 6 (Gründe für Nichtteilnahme).
Welle 7 Youth main questionnaire:
Selbsteinschätzung der Sprachkompetenz in der Landessprache (sprechen und schreiben); weitere zu Hause gesprochene Sprache; Nennung dieser Sprache(n); Selbsteinschätzung der Sprachkompetenz in dieser zweiten Sprache (sprechen und schreiben); Anwendungshäufigkeit dieser zweiten Sprache (Gespräche mit der Familie und Freunden, Fernsehen und Zeitunglesen); Familiensituation bzw. Situation außerhalb der Familie oder alleinlebend; Vereinsmitgliedschaft; Persönlichkeitsmerkmale (Extrovertiertheit, Wohlwollen, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus, Offenheit für Erfahrungen). Angaben zum Partner: fester Partner/ feste Partnerin; Zeitpunkt des Beziehungsbeginns (Monat, Jahr); Alter; derzeitige Tätigkeit; höchster Bildungsabschluss; angestrebter Bildungsabschluss; Herkunft des Partners/ der Partnerin; Heirat; Zeitpunkt der Eheschließung (Monat, Jahr); Kinder; Anzahl der Kinder; Geburtsmonat und Geburtsjahr der Kinder.
Einstellungen zu anderen Gruppen: Meinung zu Einwanderern: nationale Bevölkerung/ Einwanderer sollten an ihren Bräuchen und Traditionen festhalten, Einwanderer sollten sich der Gesellschaft im Land anpassen, nationale Bevölkerung sollte offen für Sitten und Gebräuche von Einwanderern sein; Zusammenleben ohne Trauschein, Scheidung, Abtreibung und Homosexualität sind ok; Gefühle gegenüber verschiedenen Bevölkerungsgruppen (Deutsche, Italiener, Polen, Russen, Türken, Syrer, Afghanen, Albaner, Bulgaren, Nordafrikaner, andere Afrikaner); Migrationshintergrund der Eltern; Besuchshäufigkeit im Herkunftsland der Eltern in den letzten 12 Monaten; derzeitiger Erwerbsstatus der Eltern.
Gefühle und Überzeugungen: habe viele gute Eigenschaften, viel, auf das ich stolz sein kann, mag mich so wie ich bin, Zukunftszuversicht; Nationale Identität; Zugehörigkeitsgefühl zu einer anderen Gruppe und Stärke der Identität; persönliche Bedeutung an Sitten und Gebräuchen dieser Gruppe festzuhalten; Häufigkeit verschiedener Gefühle (sorgenvoll, schnell wütend, ängstlich, niedergeschlagen, wertlos, handeln ohne nachzudenken); Religion: Religionszugehörigkeit; Wichtigkeit von Religion für den Befragten; Häufigkeit des Besuchs religiöser Begegnungsstätten; Häufigkeit von Gebeten.
Freunde und Bekannte: Kontakthäufigkeit mit Personen verschiedener Herkunft (Deutsche, Italiener, Polen, Russen, Türken, Syrer, Afghanen, Albaner, Bulgaren, Nordafrikaner, andere Afrikaner, andere nationale Herkunft); Anteil der Freunde mit deutscher, italienischer, polnischer, russischer, türkischer bzw. anderer Herkunft.
Aktivitäten und Gesundheit: allgemeine Lebenszufriedenheit; Häufigkeit von Kopfschmerzen, Magenschmerzen und Einschlafschwierigkeiten in den letzten sechs Monaten; delinquentes Verhalten in den letzten drei Monaten: mutwilliges Zerstören fremden Eigentums, Stehlen, Tragen von Messer oder Waffe, Trunkenheit); Häufigkeit von warmer Mahlzeit und Frühstück; Häufigkeit von Alkoholkonsum, Sport, Zigarettenkonsum und Drogenkonsum; Körpergröße in Zentimetern und Gewicht in Kilogramm; Zukunftserwartungen im Alter von 30 Jahren bezüglich Arbeitsplatz, Aufenthaltsort, Hochschulabschluss und finanzielle Situation.
Derzeitige Situation: generierte Anzahl der genannten Aktivitäten aus Welle 6; Andauern dieser Aktivität; Zeitpunkt des Ende der Aktivität(en) (Monat, Jahr); Schulabschluss oder Ausbildungsabschluss seit dem letzten Interview und Art dieser Abschlüsse; Bezeichnung des Ausbildungsberufs (ISEI, SIOPS – generiert); Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung bzw. Erreichen eines zusätzlichen Bildungsabschlusses durch die Ausbildung; Art dieses Bildungsabschlusses; Ausbildungsdauer insgesamt; Gesamtnote im Abschlusszeugnis; Gesamtnote im Schulabgangszeugnis und in den Fächern Mathematik, Deutsch und, Englisch; Hochschulabschluss seit dem letzten Interview und Art dieses Hochschulabschlusses; Gesamtnote Hochschulabschluss.
Detaillierte Angaben zur derzeitigen Tätigkeit: Schule: derzeit besuchte Schulform; Beginn des Schulbesuchs (Monat, Jahr); Klassenstufe, Berufsausbildung: Bezeichnung des Ausbildungsberufs; Zeitpunkt des Ausbildungsbeginns (Monat, Jahr); Ausbildungsdauer insgesamt; Erreichen eines zusätzlichen Bildungsabschlusses durch die Ausbildung; Art dieses Bildungsabschlusses; Studium: Zeitpunkt des Studienbeginns (Monat, Jahr); Hochschulart; genaue Bezeichnung der Hochschule; Hochschulort; Studienfächer im Haupt- und Nebenfach; voraussichtlicher Studienabschluss; Studium mit Zugangsbeschränkung; Berufstätigkeit: Berufsbezeichnung des derzeitigen Berufs oder Jobs (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); Art des Arbeitsvertrages; Wochenarbeitszeit; Arbeitsbeginn in diesem Job (Monat, Jahr); derzeitiger Job ist erste Arbeitsstelle nach Verlassen der Schule; erste Arbeitsstelle nach Verlassen der Schule (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); aktive Suche nach einer Ausbildungsstelle bzw. einem Job in den letzten drei Monaten; Berufsbezeichnung (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); Art der Einkommensquellen und Höhe der jeweils zur Verfügung stehenden Beträge.
Demographie: Geschlecht; Alter (Geburtsdatum - Tag, Monat, Jahr).
Youth friends questionnaire:
Angaben zu den drei besten Freunden: Geschlecht; Alter; Herkunft; derzeitige Tätigkeit; höchster Bildungsabschluss; Beruf (ISCO-08, ISEI, SIOPS).
Zusätzlich verkodet wurde: Internationale Befragten-ID; nationale Befragten-ID (Deutschland); Untersuchungsgebiet; Erhebungsmethode; Interviewdatum (Tag, Monat, Jahr); Version Youth main Interview, Youth friends Interview).
Tracking Datensatz: Individuelle Befragten-ID; nationale Befragten-ID; ID der Klasse und der Schule; Erhebungseinheit auf Klassenebene und Schulebene Welle 2; Sample (Panel, Auffrischungsstichprobe); Land; Stratum der Schule (Migrantenanteil); Schultyp; Bundesland; Teilnahmestatus aus Wellen 1 bis 7.
COVID-19-Special - Zusatzbefragung zur Corona-Pandemie (Youth main questionnaire):
Derzeitige hauptsächlich ausgeübte Tätigkeit; Job im Februar 2020; Verlust dieses Jobs aufgrund der Corona-Pandemie; Veränderung des Arbeitsalltags durch die Corona-Pandemie (z.B. Arbeit von zu Hause aus, weniger/ mehr Geld, weniger/ mehr Wochenstunden, freigestellt ohne/ mit Entgeltfortzahlung, zusätzlichen Nebenjob oder Minijob angenommen, Nebenjob oder Minijob verloren, nichts davon, momentan kein Job oder Nebenjob und nicht in Ausbildung); Informationshäufigkeit über die Corona-Pandemie durch folgende Quellen in deutscher Sprache (Zeitungen (auch online), öffentlich-rechtliche und private Fernseh- und Rundfunksender (auch online), öffentliche Stellen, z.B. Regierung oder Gesundheitsministerium, Informationen von Wissenschaftlern oder Forschungseinrichtungen, soziale Medien); Vertrauen in die vorgenannten Informationsquellen; Informieren über die Corona-Pandemie in einer anderen Sprache als Deutsch; am häufigsten genutzte Sprache für diese Informationen; Informationshäufigkeit über die Corona-Pandemie durch ausgewählte Quellen in dieser Sprache; Vertrauen in die die Informationsquellen in dieser Sprache; Vertrauen in verschiedene Parteien in Bezug auf die Bewältigung der Corona-Pandemie (CDU/CSU, SPD, AfD, FDP, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen); Zustimmung zu Aussagen zur Corona-Pandemie (die deutsche Bundesregierung hat rechtzeitig auf die Corona-Pandemie reagiert, die von der deutschen Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie schränken die persönliche Freiheit unnötig ein, der wirtschaftliche Schaden durch die Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie steht in keinem Verhältnis zu ihrem Nutzen); Bewertung der Maßnahmen der Bundesregierung zur Bewältigung der Corona-Pandemie; Hauptverantwortung für die Eindämmung der Corona-Pandemie (Staat oder Bürger); mehr oder weniger Sorgen seit Beginn der Corona-Pandemie im Hinblick auf folgende Bereiche: finanzielle Situation, eigene Gesundheit, Gesundheit von Freunden und Verwandten, wirtschaftliche Situation in Deutschland; nachgewiesene Infektion mit dem Corona-Virus (selbst, eine Person aus der Familie, eine Person aus dem Freundeskreis, eine Person aus dem Bekanntenkreis, nein, möchte ich nicht sagen); Häufigkeit von Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Problemen beim Einschlafen in den letzten zwei Monaten; Häufigkeit persönlicher Vorsorgemaßnahmen gegen COVID-19 (niese oder huste in die Armbeuge, trage in der Öffentlichkeit Mundschutz und /oder Handschuhe, wasche gründlich die Hände, gebe anderen Menschen zur Begrüßung nicht die Hand); Häufigkeit verschiedener Gefühlszustände seit Beginn der Corona-Pandemie (mache mir viele Sorgen, werde leicht wütend, fühle mich ängstlich, traurig, wertlos, handle ohne nachzudenken, fühle mich einsam); Veränderungen im Verhalten anderer Personen in der Öffentlichkeit seit Beginn der Corona-Pandemie (gehen mir auf der Straße oder in Geschäften häufiger aus dem Weg, setzen sich in der Öffentlichkeit häufiger von mir weg, sind mir gegenüber insgesamt hilfsbereiter geworden); Veränderung des eigenen Verhaltens; häufigeres Gefühl ungerechter Behandlung oder Diskriminierung aufgrund der ethnischen Herkunft seit Beginn der Corona-Pandemie; Veränderungen seit Beginn der Corona-Pandemie im Hinblick auf die Häufigkeit von Streit oder Auseinandersetzungen, Beleidigungen oder verbaler Gewalt, Handgreiflichkeiten oder körperlicher Gewalt, Störung durch Nachbarn sowie Hilfe von Nachbarn; Vertrauen in verschiedene Parteien in Bezug auf die Bewältigung des Klimawandels (CDU/CSU, SPD, AfD, FDP, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen); Zustimmung zu verschiedenen Aussagen: Bundesregierung hat rechtzeitig auf den Klimawandel reagiert, die von der Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels schränken die persönliche Freiheit unnötig ein, der wirtschaftliche Schaden durch die Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels steht in keinem Verhältnis zu ihrem Nutzen, es ist richtig, dass Themen wie Klimawandel oder Migration während der Corona-Pandemie nicht mehr im Vordergrund stehen); Bewertung der Maßnahmen der Bundesregierung zur Bewältigung des Klimawandels; Hauptverantwortung für die Eindämmung des Klimawandels (Staat oder Bürger); Zustimmung zu Aussagen zur Corona-Pandemie (Freiheit des Einzelnen sollte während der Corona-Pandemie hinter dem Wohl der Bevölkerung zurückstehen, während der Corona-Pandemie sollte Deutschland keine Geflüchteten aufnehmen, der wahre Ursprung der Corona-Pandemie wird uns verschwiegen, während der Corona-Pandemie brauchen wir eine starke Führungsperson, die für unsere Sicherheit sorgt); Zustimmung zu folgenden Aussagen (es ist wichtig, jetzt den Maßnahmen der Bundesregierung zu folgen, ohne sie zu hinterfragen, Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit sollten während der Corona-Pandemie bevorzugt medizinisch versorgt werden, es ist nicht gut, wenn Virologen anstatt demokratisch gewählter Politiker das Land regieren, Menschen, die sich nicht an die Schutzmaßnahmen der Bundesregierung halten, sollten sofort bei der Polizei gemeldet werden); Zufriedenheit mit verschiedenen Lebensbereichen (allgemeine Lebenszufriedenheit, Gesundheit, deutsches Gesundheitssystem).
Demographie: Geschlecht; Alter (Geburtsdatum).
Zusätzlich vekodet wurde: nationale Befragten-ID; Untersuchungsgebiet (Deutschland); Erhebungsmodus der Zusatzbefragung; Interviewdatum; Angabe des Datums; Version der Zusatzbefragung; Zuordnung zu Experimentalgruppen.
Welle 8 Youth main questionnaire:
Selbsteinschätzung der Sprachkompetenz in der Landessprache (sprechen und schreiben); deutscher Dialekt; am häufigsten gesprochene Dialekte; weitere zu Hause gesprochene Sprache; Nennung dieser weiteren Sprache; Selbsteinschätzung der Sprachkompetenz in dieser zweiten Sprache (sprechen und schreiben); Anwendungshäufigkeit dieser zweiten Sprache (Gespräche mit der Familie und Freunden, Fernsehen und Zeitunglesen); Partner/ Partnerin; Herkunft des Partners/ der Partnerin; verheiratet, Zeitpunkt der Eheschließung (Monat, Jahr); Heiratsabsicht; Kinder; Anzahl der Kinder; Geburtsmonat und Geburtsjahr der Kinder; weiterer Kinderwunsch in den nächsten zwei Jahren; Familiensituation: Geburt der Eltern im Ausland (Migrationshintergrund); Besuch des Herkunftslandes der Mutter/ des Vaters.
Gefühle und Überzeugungen: Nationale Identität; Zugehörigkeitsgefühl zu einer anderen Gruppe und Stärke der Identität; Geschlechterrollen; Religion: Religionszugehörigkeit; Wichtigkeit von Religion für den Befragten; Häufigkeit des Besuchs religiöser Begegnungsstätten; Häufigkeit von Gebeten; Aktivität in einer religiösen Gemeinschaft.
Wohnsituation: Alter bei Auszug aus dem Elternhaus; Hauptwohnsitz (Bundesland, Land, regionale Klassifikation; Wohnstatus; Höhe der monatlichen Miete bzw. monatlichen Rückzahlungskosten für Hypothekendarlehen und andere Darlehen zur Finanzierung der Eigentumswohnung bzw. des Hauses; Anzahl der Wohn- und Schlafzimmer; Zusammensetzung der Wohngegend (Familien mit Kindern, Ältere, Ausländer, Arbeitslose); Bewertung der Wohngegend hinsichtlich Wohnungen, Grünflächen, öffentliche Verkehrsmittel, Einkaufsmöglichkeiten, Sicherheit tagsüber und nachts, Entfernung zum Arbeitsplatz bzw. Ausbildungsort oder Studienort; genutztes Verkehrsmittel; Umzugsabsicht innerhalb der nächsten zwei Jahre; Hauptgrund für die Umzugsabsicht; maximal akzeptierte Entfernung in Minuten zum Arbeitsplatz bzw. Ausbildungsort oder Studienort; präferierte Ortsgröße.
Alltag: Häufigkeit verschiedener Freizeitaktivitäten; Zeitaufwand an einem Wochentag für Fernsehen, Nutzung von Streamingdiensten, sozialen Medien, Online Dating Plattformen, Haushaltstätigkeiten, Videospiele oder Computerspiele allein und mit anderen; Anteil der Freunde mit deutscher, italienischer, polnischer, russischer, türkischer bzw. anderer Herkunft; Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands im Vergleich mit Gleichaltrigen; allgemeine Lebenszufriedenheit und Zufriedenheit mit der derzeitigen Wohnung sowie der Wohnumgebung; Zukunftsperspektiven mit 30 Jahren in Bezug auf den Aufenthalt im Land, Heirat, Kinder, Gesundheit und Wohneigentum.
Derzeitige Situation: Schulabschluss oder Ausbildungsabschluss seit dem letzten Interview und Art des Ausbildungsabschlusses; Bezeichnung der beruflichen Qualifikation nach ISCO 2008 (ISEI, SIOPS – generiert); Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung durch die berufliche Qualifikation; Ausbildungsdauer insgesamt; Gesamtnote bzw. Credit Points im Abschlusszeugnis; Erwerb eines zusätzlichen Bildungsabschlusses mit dem Berufsabschluss; Art des zusätzlich erworbenen Bildungsabschlusses; Gesamtnote im Schulabgangszeugnis und in den Fächern Mathematik, Deutsch und, Englisch; Hochschulabschluss seit dem letzten Interview und Art dieses Hochschulabschlusses; Gesamtnote Hochschulabschluss; derzeitige Haupttätigkeit.
Schule: Derzeit besuchter Schultyp; Schulzweig; Schulbesuch seit Monat, Jahr; Klassenstufe; Lehre/ berufsbezogene Ausbildung: Berufsbezeichnung; wichtige Aspekte für die Ausübung des Berufs (Schlichten bei Meinungsverschiedenheiten zwischen Personen, Aufrechterhaltung des Kontakts mit Menschen aus der Region, klare und verständliche Sprache, andere davon überzeugen ihre Meinung oder ihr Verhalten zu ändern, Unterstützen von Kunden oder Klienten im persönlichen Gespräch, Lehren); Nettoeinkommen; Ausbildungsbeginn (Monat, Jahr); Ausbildungsdauer; Erwerb eines zusätzlichen Bildungsabschlusses mit der Ausbildung; Art des zusätzlich erworbenen Bildungsabschlusses.
Studium: Studienbeginn (Monat, Jahr); Duales Studium; Beruf; Berufsbezeichnung im Rahmen des Dualen Studiums (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); Hochschulart; Name der Hochschule; Studienort; Anzahl der Studienfächer (Haupt- und Nebenfächer); Studienfächer; Art des Studienabschlusses; Zugangsbeschränkung oder Auswahlverfahren; Bezug von BAföG, Bildungskredit oder Stipendium; Höhe der bezogenen Leistungen.
Arbeit: Derzeitiger Beruf (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); wichtige Aspekte für die Ausübung des Berufs (Schlichten bei Meinungsverschiedenheiten zwischen Personen, Aufrechterhaltung des Kontakts mit Menschen aus der Region, klare und verständliche Sprache, andere davon überzeugen ihre Meinung oder ihr Verhalten zu ändern, Unterstützen von Kunden oder Klienten im persönlichen Gespräch, Lehren); Teilnahme an Umschulung, Fortbildung oder Ausbildung zusätzlich zur Arbeit; Art der Umschulung etc.; Bezeichnung der Umschulung etc. (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); Nettoeinkommen; Art des Arbeitsvertrages; Wochenarbeitszeit; Monat und Jahr des Arbeitsbeginns in diesem Beruf; erste Stelle nach Schulabschluss; Berufsbezeichnung der ersten Stelle (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); Bezeichnung der Umschulung oder Fortbildung ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert); Beginn der Umschulung oder Fortbildung (Monat, Jahr); Gesamtumfang der Umschulung oder Fortbildung (Stundenzahl); Anbieter; Erhalt einer Teilnahmebescheinigung, anerkannten Lizenz oder einer anderen Zertifizierung mit dieser Umschulung, Fortbildung oder Weiterbildung; aktive Suche nach einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle in den letzten drei Monaten; Berufsbezeichnung (ISCO-08, ISEI, SIOPS - generiert).
Fragebogen Geschwister: Anzahl Geschwister insgesamt; biologischer Bruder oder Schwester, Halbbruder/ Halbschwester, Adoptivbruder/ Adoptivschwester, Stiefbruder/ Stiefschwester; Alter der Geschwister; derzeitige Situation bzw. Tätigkeit; besuchte Schulform; Bildungsabschluss; Berufsbezeichnung (ISCO 2008, ISEI, SIOPS).
Zusätzlich verkodet wurde: Internationale Befragten-ID; nationale Befragten-ID; Land der Datenerhebung; Erhebungsmethode des Geschwisterinterviews (telephone, post, online); Interviewdatum; Data release version; Flag: Technical error sibling 3 (telephone interview) .
Youth residence history calendar: Alter beim Einzug; Wohnungsstatus (derzeitige oder letzte Wohnung - generiert); Bundesland; Land des Wohnsitzes; regionale Klassifikation (RegioStaR); Haushaltszusammensetzung; Anzahl und Art der Haushaltsmitglieder; Auszugsgründe.
Zusätzlich verkodet: Internationale Befragten ID; nationale Befragten-ID; Land der Datenerhebung; Erhebungsmethode des Youth residence history calendar (telephone, post, online); Interviewdatum; Data release version; Anzahl der Einträge in den youth residence history calendar.
Welle 9
A: Youth main questionnaire:
1. Kulturelle und soziale Integration: Sprache: Selbsteinschätzung der Beherrschung der Sprache des Erhebungslandes (in Wort und Schrift); (zweite) zu Hause gesprochene Sprache; Angabe dieser zweiten Sprache; Selbsteinschätzung der Beherrschung der zweiten zu Hause gesprochen Sprache (in Wort und Schrift); Häufigkeit der Verwendung dieser zweiten Sprache (Gespräche mit Familie und Freunden, Fernsehen und Zeitung lesen); Migrationsgeschichte: Geburt der Eltern im Ausland; Häufigkeit der Besuche im Geburtsland der Mutter/des Vaters in den letzten 12 Monaten; Migrationshintergrund des Befragten.
Romantische Beziehung, Ehe und Kinder: Derzeitige Beziehung; Datum der Heirat (Monat, Jahr); Hintergrund des Partners; Kennenlernen des Partners durch Familie oder Verwandte, durch Freunde oder Bekannte, durch Dating-Websites, durch soziale Netzwerke usw. ; Kinder; Anzahl der Kinder; Monat und Jahr der Geburt der Kinder; jemals einen Partner online kennengelernt und eine lockere Beziehung gehabt; jemals einen Partner online kennengelernt und eine feste Beziehung gehabt; jemals einen Partner offline kennengelernt und eine lockere Beziehung gehabt, jemals einen Partner offline kennengelernt und eine feste Beziehung gehabt, Merkmale der Partner dieser Beziehungen (Deutsche ohne Migrationshintergrund, gleiche Religionszugehörigkeit, höherer Bildungsstand, niedrigerer Bildungsstand, gleicher Migrationshintergrund) und Anzahl der Partner.
Diskriminierung: Häufigkeit der Diskriminierung bei der Partnersuche aufgrund der Religionszugehörigkeit, der Sprache, der Sprachkenntnisse, des Dialekts oder Akzents, der Bildung und des Migrationshintergrunds; Einstellungen gegenüber anderen Gruppen: Deutschen, Italienern, Polen, Russen, Türken, Syrern, Afghanen, Albanern, Bulgaren, Nordafrikanern, anderen Afrikanern und Ukrainern (Bewertung auf einer Skala von 0 bis 100).
Gesundheit: Häufigkeit von Gesundheitsproblemen (Kopfschmerzen, Magenschmerzen und Einschlafprobleme) in den letzten 6 Monaten; Gesundheitsverhalten: Häufigkeit, eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen, Alkohol zu trinken, Sport zu treiben oder ins Fitnessstudio zu gehen, Zigaretten zu rauchen, zu frühstücken und Drogen zu konsumieren; Impfung gegen COVID-19; Monat und Jahr der ersten Impfung; Gründe für die Impfung (Schutz meiner Gesundheit, Schutz der Gesundheit anderer, Beitrag zur Aufhebung von Beschränkungen, leichterer Zugang zu Restaurants, Cafés, Kinos, Sonstiges, Arbeit, Studium, Berufsausbildung, Druck der Gesellschaft, Familie, Freunde oder Bekannte, sonstige Gründe (offen)); Gründe für die Nichtimpfung (Zweifel an der Wirksamkeit, Angst vor Nebenwirkungen, keine Notwendigkeit, Ablehnung von staatlichem Zwang, Warten auf einen anderen Impfstoff, Warten auf Langzeitstudien, Vorerkrankungen, Schwangerschaft/Stillen, Angst vor Unfruchtbarkeit, andere Gründe (offen)).
Devianz und Straffälligkeit: Straffälliges Verhalten in den letzten 3 Monaten (absichtliche Beschädigung fremder Sachen, Diebstahl in einem Geschäft oder bei einer anderen Person, Tragen eines Messers oder einer Waffe, stark betrunken gewesen).
Politische Beteiligung: Parteipräferenz bei der nächsten Bundestagswahl (Sonntagsfrage); Wahlbeteiligung bei der letzten Bundestagswahl im September 2021; Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl.
Identität: Einstellungen zu Integrations-/Akkulturationsstrategien (Das deutsche Volk sollte alles tun, um Sitten und Gebräuche zu bewahren, Zuwanderer sollten sich der deutschen Gesellschaft anpassen, das deutsche Volk sollte offen sein für die Sitten und Gebräuche der Zuwanderer, Zuwanderer sollten alles tun, um Sitten und Gebräuche zu bewahren; Bedeutung der deutschen Identität; ethnische Identität (keine andere Gruppe, eine andere Gruppe, zwei andere Gruppen); andere Gruppe, der sich der Befragte noch zugehörig fühlt; Stärke des Zugehörigkeitsgefühls.
Haltungen und Normen: Misstrauen (Coronavirus wurde absichtlich erzeugt, Coronavirus ist harmlos, eine kleine geheime Gruppe ist für die Weltpolitik verantwortlich, Wissenschaftler manipulieren Beweise, um die Öffentlichkeit zu täuschen); Bewertung der Coronapandemie-Maßnahmen durch deutsche Politiker in den letzten zwei Jahren; Toleranz gegenüber dem Zusammenleben, gegenüber Scheidung, gegenüber Abtreibung und gegenüber Homosexualität.
Politische Beteiligung: Parteipräferenz bei der nächsten Bundestagswahl (Sonntagsfrage); Wahlbeteiligung bei der letzten Bundestagswahl im September 2021; Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl.
Religion: Religionszugehörigkeit; Angabe Religionszugehörigkeit Christentum: andere Religion/ Islam: andere Religion; Religionszugehörigkeit andere Religion; religiöse Bedeutung: Wichtigkeit der Religion; religiöses Verhalten (Häufigkeit des Besuchs religiöser Treffpunkte, Häufigkeit des Betens); religiöser Glaube: In meinem Leben genieße ich den Schutz einer höheren Macht.
Persönlichkeit und psychologisches Wohlbefinden: Lebenszufriedenheit im Allgemeinen; Zufriedenheit mit der Beziehungssituation, mit der finanziellen Situation und mit der Gesundheit; Zukunftserwartungen in Bezug auf einen Arbeitsplatz, einen Universitätsabschluss, Heirat, Kinder und Wohlstand.
2. Aktuelle Situation:
Bildung: höchster Bildungsabschluss; weiterer Abschluss; sonstiger Bildungsabschluss (z. B., abgeschlossene Berufsausbildung/Lehre, Fachschulabschluss, etc. ); Abschluss der Schule oder der Berufsausbildung seit dem letzten Interview; Art des Abschlusses der Berufsausbildung; genaue Bezeichnung der beruflichen Qualifikation (ISCO 2008); Berufsabschluss (ISEI (generiert), SIOPS (generiert); Hochschulzugangsberechtigung zusammen mit diesem Berufsabschluss erhalten; Dauer der Ausbildung insgesamt; Gesamtnote im Berufsabschlusszeugnis (Note, Credit Points, Note und Credit Points) (generiert); Gesamtnote im Berufsabschlusszeugnis: Note/Credit Points; zusätzlicher Bildungsabschluss mit dem Berufsabschluss; Art dieses Bildungsabschlusses; Noten im Schulabschlusszeugnis (Note, Credit Points, Note und Credit Points) (generiert); Noten/Credit Points im Schulabschlusszeugnis in folgenden Fächern: Deutsch, Mathe, Englisch; Gesamtnote im Berufsabschlusszeugnis (Note/Credit Points); Angaben zu zusätzlichem Bildungsabschluss; Hochschulabschluss seit dem letzten Interview; Hochschulabschluss; Noten im Hochschulabschlusszeugnis (Gesamtnote/Credit Points).
Derzeitige Tätigkeit (z. B. Schule, Studium usw.); Schule: derzeit besuchte Schulart; besuchter Bildungsgang der kombinierten Mittel- und Oberstufe, Beginn des Besuchs dieser Schule (Monat und Jahr); derzeit besuchte Klassenstufe.
Lehre/Berufsausbildung: Beruf der aktuellen Ausbildung (ISCO 2008); Beruf der aktuellen Lehre (ISEI (generiert), SIOPS (generiert); monatliches Nettoeinkommen nach Steuern und Pflichtabzügen; Beginn dieser Lehre (Monat und Jahr); Gesamtdauer dieser Lehre; zusätzlicher Bildungsabschluss mit der Lehre; Art dieses zusätzlichen Bildungsabschlusses.
Studium: Beginn des Studiums (Monat und Jahr); duales Studium mit Berufsausbildung; Beruf der Berufsausbildung im Rahmen eines dualen Studiums (ISCO 2008); Beruf der Berufsausbildung im Rahmen des dualen Studiums (ISEI (generiert), SIOPS (generiert); Art der Hochschule; Name der Hochschule; Studienort; Studienfächer (generiert); Hauptfach 1 (2, 3): Fächergruppe, Studienrichtung, Fach; Nebenfach 1 (2, 3): Fächergruppe, Studienrichtung, Fach; Abschluss, den der Befragte mit dem derzeitigen Studium erreichen wird; derzeitiges Studium ist ein zulassungsbeschränkter Studiengang oder ein Auswahlverfahren; Bezug von BAföG, einem Bildungskredit oder einem Stipendium; Summe der monatlichen BAföG-, Bildungskredit- oder Stipendienbezüge.
Erwerbstätigkeit: genaue Bezeichnung der derzeitigen Tätigkeit (ISCO 2008); derzeitige Tätigkeit (ISEI (generiert), SIOPS (generiert); derzeitige Umschulung/Weiterbildung neben der Erwerbstätigkeit; genaue Bezeichnung dieser Umschulung, Weiterbildung oder Schulung (ISCO 2008); Art der Umschulung/Weiterbildung (ISEI (generiert), SIOPS (generiert); monatliches Nettoeinkommen nach Steuern und Pflichtabzügen; Art des Arbeitsvertrags; wöchentliche Arbeitszeit; Beginn dieser Tätigkeit (Monat und Jahr); erste Tätigkeit seit Verlassen der Schule; genaue Bezeichnung der ersten Tätigkeit (ISCO 2008); erste Tätigkeit (ISEI (generiert), SIOPS (generiert).
Umschulung, Fort- oder Weiterbildung: genaue Bezeichnung der Umschulung, Fort- oder Weiterbildung (ISCO 2008);Art der Umschulung, Fort- oder Weiterbildung (ISEI (generiert), SIOPS (generiert); Beginn der Umschulung, Fort- oder Weiterbildung (Monat und Jahr); Gesamtzahl der Stunden dieser Umschulung, Fort- oder Weiterbildung; Anbieter dieser Umschulung, Fort- oder Weiterbildung; die befragte Person wird mit dieser Umschulung, Fort- oder Weiterbildung eine Teilnahmebescheinigung, eine anerkannte Lizenz oder eine andere Zertifizierung erhalten; aktive Suche nach einer Lehrstelle oder einem Arbeitsplatz in den letzten drei Monaten; genaue Bezeichnung dieser Stelle (ISCO 2008); aktive Suche nach welchem Arbeitsplatz oder Beruf (ISEI (generiert), SIOPS (generiert).
Demografie: Geschlecht; Alter (Geburtstag, Geburtsmonat und Geburtsjahr).
Zusätzlich verkodet: eindeutige Befragten-ID; nationale Befragten-ID; Land der Erhebung; Erhebungsmethode; Interviewdatum; Data release version.
B. Youth vignette questionnaire:
Das Erhebungsexperiment wurde im Online- (CAWI) und im Papierfragebogen (PAPI) durchgeführt, nicht aber in den Telefoninterviews. Im PAPI- und CAWI-Modus der CILS4EU-DE-Umfrage erhielten alle Befragten vier verschiedene Vignetten mit einer Beschreibung eines hypothetischen Partners und wurden gebeten, ihre Bereitschaft zu einer Partnerschaft mit der beschriebenen Person zu bekunden. Der hypothetische Partner (die Vignettenperson), der in den Vignetten beschrieben wurde, unterschied sich in vier verschiedenen Merkmalen (Vignetten-Dimensionen): Herkunft, Religionszugehörigkeit, Religiosität und Bildungsgrad. Darüber hinaus variierte die Art der Partnerschaft, die die Befragten zu bewerten hatten, zwischen den Vignetten. Nach der Beschreibung der Vignettenperson wurden die Befragten gebeten, ihre Bereitschaft anzugeben, die beschriebene Person entweder zu heiraten, eine feste Partnerschaft mit ihr einzugehen oder eine lockere Partnerschaft mit ihr einzugehen.
Eindeutige Befragten-ID; Erhebungsland; Erhebungsmethode Youth Main Interview; Interviewdatum; Data Release Version Youth Main Interview; Vignettengruppe (einheimisch, Migrationshintergrund); Versuchsgruppe; Vignettennummer, Position der Vignettenfrage; Herkunft, Konfession, Religiosität und Bildungsstand der Vignettenperson; Art der Partnerschaft; Bewertung der Vignette: Web-Fragebogen, Bewertung der Vignette: postalischer Fragebogen, Bewertung der Vignette: postalischer und webbasierter Fragebogen (lineares Stretching).