Volk, Intellektuelle und spezialisiertes Wissen
In: Die "Linie Luxemburg-Gramsci": zur Aktualität marxistischen Denkens, S. 90-106
Der Beitrag thematisiert die Intellektuellenfrage der sozialistischen Theorie anhans des Werkes von A. Gramsci. Zentrale These ist dabei, daß sich die politische Bedeutung der Intellektuellen bei Gramsci aus der langfristigen Krisendynamik kapitalistischer Gesellschaften und unmittelbaren historischen Ereignissen, insbesondere der Oktoberrevolution und dem italienischen Faschismus ergibt, weil in beiden historischen Situationen die Intellektuellen oder Experten und Organisatoren im Zentrum der Politik standen. Die aktuelle Entwicklungsdynamik moderner industriekapitalistischer Gesellschaften wird unter dem Gesichtspunkt aufgenommen, daß gesellschaftliche Arbeitsteilung und organisatorisch-institutionelle Differenzierung im Zuge eines Organisationsprozesses des Kapitalismus die soziale Bedeutung bzw. Rolle der Intellektuellen immens steigen und gleichzeitig deren Verhältnis zu Volk und Arbeiterklasse verklompizieren. Gerade angesichts der Rasanz ökonomischtechnologischer Innovation im Rahmen umfassender Modernisierungskonzepte wird die Bildung neuer Gruppen von Intellektuellen, die sich an sozialistischen Strategien und ihren Trägern orientieren, sowie eine neue Organisation von wissenschaftlichem Wissen als notwendig erachtet. (MB)