War rooms: medienphilosophische Aspekte
In: Diplomarbeit
Inhaltsangabe: Einleitung: 'Gentlemen, you can't fight in here… This is the War Room'! (President Merkin Muffley). Ausgangssituation und Forschungsanlass: Im Zuge des Seminars Eskalation: Medien und Krieg unter der Leitung von Herrn Mag. Dr. Brandstetter wurde der Schlieffenplan (siehe Kapitel 3.1) auf medientechnische Aspekte hin beleuchtet und als der historisch erste War Room gehandelt. In diesem Zusammenhang wurde zudem auf die im Allgemeinen äußerst karge Quellenlage bezüglich War Rooms verwiesen. Ob sich der genannte Sachverhalt für ein Diplomarbeitsthema eignen sollte, wurde erst im Laufe dieser Arbeit geklärt. Wie spärlich die Quellen tatsächlich waren bzw. sind, eröffnete sich dem Autor der vorliegenden Arbeit im Rahmen seiner Recherchetätigkeit, welche sich größtenteils als buchstäbliche Spurensuche entpuppte. Nach anfänglich fehlendem Erfolg mit verschiedenen Literaturdatenbanken wurde schließlich eine Forschungsreise nach London zum renommierten Cabinet War Rooms and Churchill Museum angetreten. Die Nachricht über einen museumsinternen 'Bookstore' ließ das Autorenherz umso höher schlagen. Die Freude, endlich den 'heiligen Gral' für War Room-Literatur gefunden zu haben, währte allerdings nicht lange. Vor Ort musste letztlich zur Kenntnis genommen werden, dass der Buchladen des Cabinet War Rooms Museums – neben der Ausstellungsbroschüre – bloß ein einziges Buch über War Rooms führte: ein Kinderbuch, überwiegend bestehend aus handgezeichneten Bildern und Sprechblasen, wie diese eben auch aus Comics bekannt sind. Der Autor behält sich vor, dieses Werk zu zitieren. Anstatt sich entmutigen zu lassen, fühlte sich der Autor umso mehr darin bestärkt, augenscheinlich Neuland zu betreten. Und dies erst recht in Anbetracht dessen, dass die heute vorherrschenden geopolitischen Verhältnisse folgenschwere Entscheidungen widerspiegeln, die in War Rooms getroffen wurden. Spielten die Cabinet War Rooms (CWR) (Kapitel 3.2) eine enorm wichtige Rolle für den Ausgang des Zweiten Weltkrieges, so hatte zuvor der Schlieffenplan (Kapitel 3.1) den anfänglichen Verlauf des Ersten Weltkrieges maßgeblich bestimmt. Immerhin bezeichnet Keegan letzteren als 'das wichtigste Regierungsdokument, das im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts überhaupt verfasst wurde'. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde das aus dem militärischen Kontext stammende War Room-Konzept von gänzlich anderen gesellschaftlichen Bereichen übernommen: Sowohl im politischen als auch wirtschaftlichen Kontext finden sich vielerorts entsprechende Anleihen oder sogar vollständige Adoptionen. Warum also gestaltet sich die Quellenlage über vergangene und gegenwärtige militärische Entscheidungszentren so dermaßen dünn? Die Ursachen hierfür liegen vor allem im hohen Grad an Geheimhaltung, der sich gerade eben auf die erwähnte große Bedeutung zurückführen lässt. Hetzler zeigt dies anhand der im Zweiten Weltkrieg entwickelten British War Rooms: 'Innerhalb kürzester Zeit wurden in Grossbritannien mehrere War Rooms an geheimen Plätzen eingerichtet, aus denen die Verteidigung des britischen Luftraums gesteuert wurde. Diese War Rooms blieben auch nach der Beendigung des Zweiten Weltkrieges aktiv. Ihre Existenz, ihre Orte, die Einrichtung und die Prozesse in diesen War Rooms waren aufgrund der latenten Angriffsgefahr im Kalten Krieg weiterhin streng geheim. Erst nach 1990 haben sich britische Hobby-Archäologen mit diesen Relikten des Kalten Krieges beschäftigt: Sie haben die Standorte der War Rooms ausfindig gemacht und die mittlerweile verfallenen Räume in teils illegalen, teils genehmigten Aktionen besucht und dokumentiert. Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg und rudimentäre Schilderungen lassen teilweise Rückschlüsse auf die Einrichtung und Funktionsweise der britischen War Rooms zu'. Eine genauere Analyse des Aufbaus heutiger War Rooms (siehe Kapitel 3.3) und der darin ablaufenden Prozesse gestaltet sich dementsprechend schwierig. Für das geschichtliche Beispiel des Schlieffenplans ergibt sich erschwerend, dass das Archiv des Generalstabs während des Zweiten Weltkrieges bombardiert und dabei fast alle Originalquellen vernichtet wurden. Immerhin wurden die Cabinet War Rooms der Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht. Allerdings geschah dies erst im Jahre 1984, 39 Jahre nach deren Betriebseinstellung. Den Forschungsanlass für diese Arbeit bildet somit die Asymmetrie zwischen historischer Bedeutung und Quellenlage in Bezug auf die Thematik von War Rooms im Allgemeinen. Neben der ausgemachten geschichtlichen Entwicklung dieser, setzt sich die vorliegende Arbeit auch mit deren gegenwärtigen sowie möglichen zukünftigen Gebrauch auseinander. Forschungsfrage und Zielsetzung: Aus der Tatsache heraus, dass es zum spezifischen Thema War Rooms nahezu keine literarischen Quellen gibt, sollte das Thema auf die philosophischen Grundaspekte Räumlichkeit, Zeitlichkeit und Medien hin untersucht werden. Hierfür wurde zuerst folgende Forschungsfrage entwickelt: Wie haben sich die den War Room konstituierenden Medien und Konzeptionen von Räumlichkeit sowie Zeitlichkeit im Laufe der Geschichte entwickelt? Allerdings zeigte sich der dabei zustande kommende direkte Blick auf das Thema, ein Blick von außen in den War Room hinein, aufgrund fehlender Literatur als ungeeignet. Das Kapitel über die historische Entwicklung der Idee des Feldherrn (Kapitel 2), welches in den ersten Konzeptentwürfen noch als hinführendes bestimmt gewesen war, barg einen weit passenderen Zugang in sich. Da es sich beim Feldherrn um die zentrale Person eines War Rooms handelt, richtet sich auch dessen grundsätzlicher Aufbau nach seinen Anforderungen. Durch die Augen des Feldherrn schauend, eröffnete sich ein Blick vom Inneren des War Rooms nach außen. Infolgedessen wurde die Forschungsfrage neu gestellt und lautet nun endgültig: Wie haben sich die den War Room konstituierenden Medien und Konzeptionen von Räumlichkeit sowie Zeitlichkeit anhand von Handlungsoptionen und Wahrnehmungsweisen des Feldherrn im Laufe der Geschichte entwickelt? Somit versteht sich das Hauptziel dieser Arbeit in einer Aufarbeitung zum einen der Ursprünge und zum anderen der historischen Weiterentwicklungen der Konzeption von War Rooms. Darüber hinaus erfolgt eine kritische Analyse der philosophischen Grundaspekte Medien, Räumlichkeit und Zeitlichkeit in Bezug auf War Rooms. Vorgehensweise und Methodik Der Aufbau der vorliegenden Arbeit setzt sich aus folgenden drei Teilen zusammen: erstens, die Nachzeichnung der historischen Entwicklung der Idee des Feldherrn anhand einer vierteiligen Feldherrntypologie (Kapitel 2). Zweitens, die Anführung von drei bedeutsamen historischen Beispielen für War Rooms, die jeweils einem Feldherrntyp entsprechen (Kapitel 3). Drittens, die Analyse der zuvor herausgearbeiteten Feldherrnstufen hinsichtlich Medialität, Räumlichkeit und Zeitlichkeit (Kapitel 4). Diese Einleitung (Kapitel 1) lässt durch einen Aufriss der Ausgangssituation und des Forschungsanlasses, zuzüglich einer Darlegung der sich daraus ergebenden Forschungsfragen und des Forschungsziels, einen Grobüberblick über die Diplomarbeit zu. Wie oben erwähnt, fächert sich der erste Hauptteil (Kapitel 2) in vier Abschnitte auf, die jeweils einem Feldherrntyp gewidmet sind. Dabei orientierte sich die chronologisch aufgebaute Typologisierung an folgenden Leitfragen: Was ist für den jeweiligen Feldherrntyp bestimmend?, Welcher Möglichkeitshorizont eröffnet sich ihm überhaupt? und Wo liegen seine Grenzen bzw. Kontingenzen? Das erste Kapitel davon (Kapitel 2.1) beschäftigt sich mit dem einzigen Typ, der ohne War Room agiert. Noch nicht getätigte Innovationen sachtechnischer sowie kommunikationstechnischer Art lassen den genialen Feldherrn fast ausschließlich medial unvermittelt auftreten. Aus diesem Grund ist für ihn vor allem seine persönliche Präsenz bestimmend. Zeitlich beginnend mit Alexander dem Großen, treten erst zur Zeit Napoleons Veränderungen auf dieser Stufe auf. In erster Linie läutet die Steigerung von Feuerkraft bzw. Reichweite der Waffen das Auslaufen diesesFeldherrntyps ein. Bei dem in Kapitel 2.2 vorgestellten technokratischen Feldherrn tritt erstmals die Konzeption eines War Rooms auf. Als historisches Bespiel für diese Figur wird u.a. Moltke der Ältere angeführt, Chef des Großen Generalstabs von 1857 bis 1888. Der technokratische Wesenszug dieses Typs erwächst aus der Vorstellung der vollständigen methodischen Planbarkeit des Krieges. Infolgedessen lassen der Einsatz von Eisenbahn und Telegrafie die Aufmarsch- und Operationsplanungen soweit anschwellen, dass der Feldherr als Einzelperson durch die Schaffung des Generalstabs erweitert wird. Zugleich kommt es auf der Ebene des Schlachtfeldes zu weitreichenden Veränderungen durch gesteigerte Feuerkraft. Trotz oder gerade wegen getätigter Innovationen ist diese Feldherrnstufe stark von Friktionen und Sachzwängen bestimmt, die erst auf der darauf folgenden überwunden werden können. In Kapitel 2.3 erfolgt die Beschreibung des technisch-psychologischen Feldherrntyps. Der psychologische Wesenszug ist auf die Anforderung zurückzuführen, sowohl Front als auch 'Heimat' durch Propaganda vorwiegend mittels Rundfunk zum Zusammenhalt bzw. Durchhalten zu bewegen. Das geschichtliche Beispiel hierfür bildet Hitler. Zudem macht es die fortgeschrittene Komplexität der Waffentechnik erforderlich, dass der Feldherr sein technisches Wissen an vorderster Linie einbringt. In diesem Zusammenhang wird Ludendorff als historisches Exempel angeführt. Ist es dem Feldherrn bereits durch die Erfindung des Telefons möglich, an Brennpunkten medial vermittelt aufzutreten, so kann dies nun auch in physischer Form durch die Kombination aus UKW-Funk und Panzerfahrzeug geschehen. Beide genannten Anforderungen bzw. Wesenszüge, technisch sowie psychologisch, sind erst mit der Erfindung der Funktechnologie ausreichend zu vollbringen. Ermöglicht diese zwar die Überwindung zahlreicher Kontingenzen vorhergehender Feldherrn, so führt gerade der Funk zu einer neuen, dem Kampf um Information. Der vierte und zugleich aktuelle Feldherrntyp wird in Kapitel 2.4 dargestellt. Im Unterschied zu sämtlichen vorhergehenden Typen wurde der informatisierte Feldherr gänzlich eigenständig für die vorliegende Arbeit entwickelt. Beginnend mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bzw. dem 'Ausbruch' des Kalten Krieges ist ihm zugleich die Konzeption des 'nuklearen Feldherrn' untergeordnet. Namensgebend gestaltet sich die begonnene sowie fortschreitende Durchdringung des Feldherrn mit Computertechnologie. Installierung und Ausbau eines digitalen Feldherrnhügels zielen darauf ab, seine Informationsdominanz im andauernden Kampf um Information zu sichern. Im zweiten Hauptteil (Kapitel 3) wird die angeführte abstrahierte Typologie anhand bedeutender realgeschichtlicher War Rooms veranschaulicht. Da der geniale Feldherr ohne War Room agiert, wird nur bei den drei letztgenannten Feldherrntypen je ein Beispiel dargestellt. Aufgrund der zur Verfügung stehenden Literatur eignete sich eine jeweils unterschiedliche Herangehensweise an die drei historischen Beispiele: Während sich die Analyse des Schlieffenplans an den Kategorien Genese, Theorie und Praxis orientiert, geschieht dies im Fall der Cabinet War Rooms anhand der betriebenen Zimmer. Hingegen wird der White House Situations Room hinsichtlich Funktionen untersucht. Das erste Beispiel bildet der Schlieffenplan (Kapitel 3.1), bei dem es sich, wie bereits eingangs erwähnt, um den geschichtlich ersten War Room handelt. Die 1905 entstandene Theorieschrift, die in der Anfangsphase des ersten Weltkrieges auch tatsächlich umgesetzt wurde, entspricht dem Niveau des technokratischen Feldherrn. Als Beispiel für einen War Room auf technisch-psychologischer Feldherrnstufe werden die Cabinet War Rooms (Kapitel 3.2) beschrieben. Diese dienten Churchill während des Zweiten Weltkrieges als geheime Kommandozentrale. Die Räumlichkeiten wurden mittlerweile in ein Museum umgewandelt und sind somit der Öffentlichkeit zugänglich. Drittes Beispiel bildet der White House Situations Room (Kapitel 3.3). In den Tagen nach dem Schweinebuchtfiasko unter US-Präsident Kennedy eingerichtet, ist er bis zum heutigen Tag in Betrieb. Demgemäß finden sich etliche Parallelen zum aktuellen Feldherrntyp, dem informatisierten. Der dritte Hauptteil (Kapitel 4) besteht aus einer zusammenfassenden Rekapitulation der zuvor beschriebenen Feldherrntypen, um dann mit einer philosophischen Untersuchung dieser hinsichtlich Medialität, Räumlichkeit und Zeitlichkeit fortzufahren. In Bezug auf die Methodik der Untersuchung ist zu vermerken, dass es sich bei dieser Diplomarbeit trotz mangelnder literarischer Quellen grundsätzlich um eine Literaturarbeit handelt. Deshalb trägt zur Beantwortung der Forschungsfrage hauptsächlich eine literarische Zugangsweise bei. Die Literaturanalyse verläuft hinsichtlich Wissenschaftlichkeit nicht immer optimal, da strecken- oder abschnittsweise oftmals nur einzelne Quellen ausfindig gemacht werden konnten. Während sich bei den ersten drei Feldherrntypen ein starker Bezug zu Stefan Kaufmann bemerkbar macht, basiert die Beschreibung der Cabinet War Rooms sowie des White House Situations Rooms größtenteils jeweils auf einem Werk. Die Schilderung der Cabinet War Rooms stützt sich darüber hinaus auf einen vom Autor im Dezember 2008 persönlich absolvierten Besuch des Cabinet War Rooms and Churchill Museums in London. Der erste Teil, die historische Entwicklung der Idee des Feldherrn, konzentriert sich auf medienwissenschaftliche und technikhistorische Aspekte. Zugleich wird diese Analyse in den spezifischen historischen Kontext der angeführten Feldherren eingebettet, um ein ausführliches Verständnis für die einzelnen Entwicklungsschritte zu ermöglichen. Der zweite Teil zielt darauf ab, diese im Anschluss anhand realgeschichtlicher Beispiele rein deskriptiv zu veranschaulichen. Obwohl der erste Teil bereits theoretischen Charakter besitzt, wird die eigentliche philosophische Abhandlung bzw. kritische Schlussbemerkung im dritten Teil vollzogen. Bevor nun zum ersten Hauptteil übergegangen wird, werden an dieser Stelle einige im Text immer wiederkehrende Begriffe erläutert. Strategie bezieht sich auf die politisch-militärische Ebene. Sie dient zur Beantwortung folgender Fragen: Wer ist der Feind? Wo und wann soll gegen ihn Krieg geführt werden? Operation umfasst den Verlauf des Aufmarsches gegen einen bestimmten Gegner. Darüber hinaus wird hierbei genau bestimmt, wann und wo genau gegen diesen vorgegangen werden soll. Taktik bezieht sich auf die unmittelbare Gefechtsebene. Logistik behandelt die Steuerung und Bereitstellung von Ressourcen personeller, materieller sowie monetärer Art.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: VorwortIII InhaltsverzeichnisVI 1Einleitung1 1.1Ausgangssituation und Forschungsanlass1 1.2Forschungsfrage und Zielsetzung3 1.3Vorgehensweise und Methodik4 2Die historische Entwicklung der Idee des Feldherrn8 2.1Der Typ des genialen Feldherrn8 2.1.1Der Feldherr: Der Herr des Feldes9 2.1.2Die Anwesenheit des Feldherrn11 2.1.3Die Abwesenheit des Feldherrn13 2.1.4Rekrutierung der Massen und ihre Folgen14 2.1.5Kontingenzen des genialen Feldherrn15 2.2Der Typ des technokratischen Feldherrn16 2.2.1Der Generalstab17 2.2.2Der Feldherr: Meister der Methode19 2.2.3Erweiterte Feuerkraft und ihre Folgen23 2.2.4Konzeption und Einsatz von Eisenbahn und Telegrafie27 2.2.5Kontingenzen des technokratischen Feldherrn30 2.3Der Typ des technisch-psychologischen Feldherrn34 2.3.1Der Feldherr: Manager von Front und 'Heimat'36 2.3.2Der Feldherr: Taktisch-technischer Experte42 2.3.3Aufkommen der 'Frontdistanz' und ihre Überwindung44 2.3.4Konzeption und Einsatz von Panzer und UKW-Funk47 2.3.5Der motorisierte Herr des Feldes50 2.3.6Kontingenzen des technisch-psychologischen Feldherrn - Der Kampf um Information53 2.4Der Typ des informatisierten Feldherrn59 2.4.1Der Feldherr: Demokratisch gewählter Oberbefehlshaber61 2.4.2Die Informatisierung des Feldherrn63 2.4.3Der digitale Feldherrnhügel67 2.4.4Network Centric Warfare - Das Netzwerk als militärische Organisationsform70 2.4.5Selbstsynchronisation durch 'Netzkompetenz'74 2.4.6Entgrenzung des Schlachtfeldes und ihre Konsequenzen76 2.4.7Der Soldat als System(komponente)78 2.4.8Kontingenzen des informatisierten Feldherrn81 3Historische Beispiele für War Rooms85 3.1Der Schlieffenplan85 3.1.1Genese87 3.1.2Theorie91 3.1.3Praxis93 3.1.4Zusammenbruch94 3.2The Cabinet War Rooms95 3.2.1Cabinet Room97 3.2.2Transatlantic Telephone Room97 3.2.3Central Map Room98 3.2.4Personalzimmer100 3.2.5Churchills Zimmer101 3.3The White House Situations Room103 3.3.1Alert Center und Berichterstattung104 3.3.2Communications105 3.3.3Conference Room107 3.3.4Help Desk108 3.3.5Personal109 4Medienphilosophische Aspekte / Kritische Schlussbemerkung110 5LiteraturverzeichnisXX Beitrag in ...XX HochschulschriftXX InternetdokumentXXI MonographieXXI SammelwerkXXIII SpielfilmXXIII ZeitschriftenaufsatzXXIV ZeitungsartikelXXIV 6AbbildungsverzeichnisXXV LebenslaufXXVI KurzfassungXXVII AbstractXXVIITextprobe:Textprobe: Kapitel 2.3.5, Der motorisierte Herr des Feldes: Truppen, Befehlshaber sowie Nachrichten konnten fortan mittels Panzer und Funk maschinell in hinreichender Weise bewegt werden. Laut Kaufmann stellte diese Entwicklung in weiterer Folge bloß die Voraussetzung für eine darauffolgende Rationalisierung der Führung dar. Maßgebend für diese Rationalisierung war gesteigerte Effizienz, die sich wiederum aus dem nun technisch Möglichen ableitete. Der Befehlsprozess und die anschließende Ausführung sollten nun endlich selbst motorisierte Geschwindigkeit erlangen. In Guderians Worte gekleidet lautet diese Forderung folgendermaßen: 'Denken, Befehlen und Handeln müssen der Schnelligkeit des Motors und den besonderen Bedingungen der Technik entsprechen, sonst gehen alle Vorteile verloren'. Eine Beschleunigung des Befehlsprozesses wurde v.a. durch die Erstellung klarer Benutzerregeln für den Funkverkehr erzielt. Dabei wurde jeder Stelle eine feste Frequenz zugeteilt, die ähnlich einer Telefonnummer angewählt werden konnte. Bis zur Kompanieebene hinunter lief die Kommunikation sternförmig ab, indem sie zwar auf eine zentrale Stelle zugeschnitten war, zugleich jedoch von allen anderen eingebundenen Einheiten mitverfolgt werden konnte. Kaufmann proklamiert, dass die Kommunikation, wie zuvor auf telegrafischem Niveau, als Linienverkehr konzipiert, allerdings die Befehlsstruktur mittlerweile als Netzwerk organisiert war, welches neben vertikaler nun auch horizontale Verbindungen ermöglichte. Die einzelnen Panzer selbst waren hingegen ausschließlich mit Empfangsgeräten ausgerüstet und standen infolgedessen in strikt monolinearer Verbindung mit ihren Befehlsstellen. Nicht zuletzt hatte der kombinierte Einsatz von Panzer und Funk weitreichende Folgen für die Führung auf taktischer Ebene. Im Schutz des Panzerfahrzeugs konnte sich ein Feldherr nun wieder selbst in die Kampfsituation seiner Einheiten begeben. Darüber hinaus ermöglichte es der Sprechfunk, Befehle erneut unmittelbar per Stimme zu erteilen. Bis auf den fehlenden persönlichen Sichtkontakt untereinander, habe diese Befehlserteilung der des genialen Feldherrn geglichen und sich daher auf einem Quasi-face-to-face-Kommunikationsniveau abgespielt. Wie bis einschließlich Napoleons Zeit, hielten sich höherrangige Befehlshaber abermals an Brennpunkten auf, um durch persönlich erteilte Befehle den Führungsprozess zeitlich abzukürzen. Kaufmann vermerkt hierzu, dass in der Panzerschlacht die der Präsenz des Feldherrn entspringende psychologische Wirkung erneut auftrat, welche seit dem technokratischen Feldherrn völlig verschwunden war. Der nun vorherrschende Herr des Feldes hatte lediglich sein Pferd mit dem Panzer getauscht, wies er doch Merkmale auf, die bereits Clausewitz einem kriegerischem Genius zugeschrieben hatte: Mut, sich der Gefahr auszusetzen und als moralisches Vorbild der Truppe vorauszugehen, um diese anzuspornen und vorwärts zu treiben. Während der technokratische Feldherrntyp auf Grund des distanzierten Führungsstils seine Karriere in Anonymität verbrachte, eignete sich hingegen der motorisierte Herr des Feldes durch seine heroischen Charakteristika umso mehr als Kriegsheld im klassischen Sinne. Neu dabei waren, gemäß Kaufmann, nicht nur Elemente mobiler technisierter Kriegsführung, sondern auch der Glaube, dass dieser Feldherr fähig wäre, zugleich taktisch als auch operativ führen zu können. Nicht zuletzt war es die Propaganda, die diesen Feldherrn zum Helden der Truppen und darüber hinaus zu dem der 'Heimat' machte. Wie geschaffen für propagandistische Zwecke waren die Siege über zahlenmäßig und waffentechnisch überlegene Gegner. Jene verdankten die Deutschen nicht zuletzt dem technologischen Vorsprung durch den Sprechfunk. Auch der enorme Gewinn an Territorium, der vor allem auf die Geschwindigkeit des Panzers zurückzuführen war, eignete sich hervorragend, um der Heimat einen siegreichen Kriegsverlauf zu vermitteln. Parallel dazu stieg der mobile Feldherr immer mehr zum medialen Kriegshelden auf. Ende der 30er Jahre wurde der Vorstoß mittels Panzern nicht mehr nur auf den taktischen, sondern auch auf den operativen Raum angewandt. Das erwähnte Vorgehen bei der Entscheidungsfindung auf taktischer Ebene wurde nun auch zunehmend für den Operationsverlauf selbst praktiziert. Hierbei wurden Entscheidungen vermehrt direkt aus der taktischen Situation heraus getroffen, während sich Anordnungen von zurückliegenden, zentralen Stellen zahlenmäßig reduzierten. Frieser sieht in dieser Führungstechnik 'eine der wichtigsten Ursachen für den überraschenden deutschen Sieg: Der Kreislauf des Führungsvorgangs vollzog sich auf deutscher Seite um ein Mehrfaches schneller als bei den Franzosen und Briten'. Auf diesem Vorteil aufbauend wagte Deutschland schließlich 1940 seinen riskanten Feldzug gegen Frankreich, einem zahlenmäßig überlegenen Gegner. Nach Kaufmann sollte dabei die radikale Ausnutzung technischer Möglichkeiten als Erfolgsrezept dienen: Funktechnische Koordination der sich mit motorischer Geschwindigkeit fortbewegenden Kampfverbände. Ziel dieser Bemühungen war es, den Gegner blitzartig zu überrumpeln, ihn in weiterer Folge durch die Zerstörung seiner Kommunikationsstrukturen zu lähmen und somit Panik unter den gegnerischen Einheiten zu stiften. Bekanntlich ging diese neue Form der Kriegsführung, von deren Erfolg selbst die Wehrmacht überrascht wurde, unter dem Namen Blitzkrieg in die Geschichtsbücher ein. Wie zuvor erwähnt, bedurfte es der beiden sachtechnischen Voraussetzungen, Panzer und UKW-Funk, um den Feldherrn zum Handeln sowohl auf taktischer als auch operativer Ebene zu befähigen. Laut Kaufmann war es durch das auf diese Weise erreichte Kommunikationsniveau der 'Quasi-face-to-face-Führung' nun endlich gelungen, die 'Frontdistanz' zu überwinden. Von seinem schützenden, mobilen Feldherrnhügel aus, dem Panzer, und durch Funk bemächtigt, Befehle wieder persönlich und unmittelbar zu erteilen, stieg der Feldherr abermals zum Herrn des Feldes im clausewitzschen Sinn auf. Gleichwohl sollten auch die Anforderungen an ihn die des genialen Feldherrn sein. Neben Mut musste der Feldherr wieder die Eigenschaft aufweisen, eine Situation spontan erfassen zu können und darauffolgend die bestmögliche Entscheidung zu treffen bzw. den optimalen Einsatz der spezifischen, zur Verfügung stehenden Kampfeinheiten zu befehligen. Es handelte sich dabei nicht um einen strategisch planenden Feldherrn, sondern um einen technisch und taktisch-operativ geschulten Spezialisten. Verglichen mit der Kriegsführung des technokratischen Feldherrn, welche durch Eisenbahn und Telegrafie bedingt, linear abgelaufen war, verlief die des technisch-psychologischen Feldherrn entschieden anders. Die funkspezifische Eigenschaft, in alle Richtungen abzustrahlen, entsprach auch dem Fortbewegungsmodus des Panzers, nicht an Schienen oder Straßen gebunden zu sein. Sowohl Funk als auch Panzer war inhärent, lineare Zusammenhänge zu überwinden bzw. diese erst gar nicht entstehen zu lassen. Mit Kaufmann lässt sich aus den zwei Sachtechnikpaaren – zum einen Telegrafie und Eisenbahn, zum anderen Funk und Panzer – auch eine jeweils feldherrnspezifische Grundbewegung des Operationsablaufs ableiten: Während der Schlieffenplan starr, wie ein gleichmäßiges Uhrwerk, in einer einmaligen Bewegung ausgeführt werden sollte, zielte die neu aufgekommene Kriegsführung auf eine kurzfristig herbeigeführte Konzentration an Gewalt durch Kriegstechnik ab, die sich in mehreren, dynamisch gesteigerten Stößen entladen sollte. An die Stelle einer kontinuierlich umfassenden bzw. einschließenden Bewegung trat nun ein beschleunigter Stoß. Bezweckte die erste Bewegung noch den Gegner physisch zu vernichten, beabsichtigte die zweite eine Paralyse des Gegners, um diesen psychologisch zu brechen.