Die Theoriebildung zu den beiden Termini Identitäts- und Ethnomanagement legt das Fundament für dieses Werk und deren Akteursbezogenheit wiederum schlägt die Brücke zum empirischen Teil über die Deutschen und Ungarn im südöstlichen Europa. Kristallisationspunkte sind dabei die politischen und kulturellen Aktivitäten der Minderheitenvereine oder –selbstverwaltungen sowie die weiteren Vermittler und Instrumente wie die Minderheitenmedien, das Minderheitenschulwesen sowie die Minderheitenliteratur und –kunst. ; Der zeiltiche Fokus liegt vor allem auf der postsozialistischen Zeit ab 1989/90 bis etwa 2012; die räumliche Ausdehnung der Forschungen schliesst Ungarn (Herberge- Patronagestaat), Slowenien, Kroatien (Slawonien), Serbien (Vojvodina), und Rumänien (Siebenbürgen sowie Deutschland und Österreich als Patronagestaaten für die Deutschen mit ein.
Unter den neuen (süd-)osteuropäischen Mitgliedstaaten der EU verzeichnet Slowenien die positivste Entwicklung, gemessen etwa am Wirtschaftswachstum oder am Prokopfeinkommen. Sowohl der wirtschaftspolitische als auch der wirtschaftsstrukturelle Transformationsprozess ist in Slowenien verglichen mit den anderen EU-Erweiterungsstaaten am günstigsten verlaufen. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Von maßgeblicher Bedeutung ist jedoch ein Bündel aus drei ursächlichen Komplexen. So bedingten freilich zunächst historische bzw. pfadabhängige Aspekte den erfolgreichen Umwandlungsprozess, wie etwa der relativ wirtschaftslibarale Sozialismus unter Tito oder die geringen Kampfhandlungen während der Unabhängigkeitskrieges. An zweiter Stelle ist die politische Stringenz der konsequenten Reform- und Entwicklungspolitik seit der Unabhängigkeit für die rasche Transformation verantwortlich. Drittens trugen schließlich aber auch die günstigen regionalökonomischen Ausgangsbedingungen, wie etwa die vielfältigen teilräumlichen Entwicklungspotentiale, zum Erfolg des slowenischen Transformationsprozesses bei. (Autorenreferat)
Der mit dem Topos "Transformation von Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen" axiomatisch angenommene Unvereinbarkeit sozialistischer und marktwirtschaftlicher Strukturen ist aus raumwissenschaftlicher Sicht nicht nachvollziehbar. Zum einen gibt es in Wirtschaftsgeographie und Infrastrukturtheorie eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten und Berührungspunkten, die man für den konstruktiven Systemumbau nutzen kann. Zum andern benötigt der Umbau selbst eine räumliche Infrastruktur. Und zum dritten brauchen Wissenschaftler und Planer Lösungskonzepte und Instrumentarien, mit denen sie räumliche Koordinations- und Steuerungsprobleme lösen können, die während der immer wieder verlängerten Transformationsphase auftreten. Die Art und Weise, wie räumliche Kalküle in den Transformationsablauf (West-Ost) eingebaut und umgesetzt werden, ist in vieler Hinsicht entscheidend für den Gesamtprozess: Der Erfolg beim Aufbau einer adressräumlichen Infrastruktur bestimmt, ob Unternehmen miteinander in Wettbewerb treten können oder nicht. Ergänzungsräumliche Logistik bestimmt darüber, welche Regionen als Beschaffungs-, Produktions- und/oder Absatzgebiete infrage kommen. Administrativräumliche Disaggregation entscheidet über die Wirksamkeit und Durchsetzbarkeit politisch-juristischer Regulierung und Sanktionen für marktdestruktives Verhalten. Die politische Konstitution neuer Vaterländer kann nach außen hin als akzeptabel (Russland gegenüber Tschteschenien) oder inkompatibel (Serbien gegenüber Kosovo) rezipiert und entsprechend bekämpft werden. Der emotionale Rückzug vor der Undurchsichtigkeit von Transformationsprozessen auf Heimat und/oder Mesoregion kann marktwirtschaftsnah oder -fremd akzentuiert sein. Die Ergebnisse bisheriger Transformationsprozesse lassen vielerorts zu wünschen übrig. Die Organisationsvorteile und räumlichen Strategien westlicher Produzenten und Vermarkter bei der Angebotsdiffusion wurden unterschätzt. In vielen Branchen, vor allem in Ostdeutschland und in den GUS-Ländern, eskalierte ein Verdrängungswettbewerb, der die eigenen Volkswirtschaften in Peripherien für Westeuropa und Ostasien transformierte. Andererseits erwiesen sich einige wenige sowjetische monopolistische Ministerialkonzernstrukturen als weltmarktkongruent. Im Energie- und Rohstoffbereich braucht offenbar nicht allzu viel transformiert werden. Die Schwächung der staatlichen Verwaltung in den ärmeren Transformationsstaaten durch Auflagen internationaler Kreditgeber zur Verringerung der Staatsquoten hat sich in einer Zerstörung der Infrastruktur- und Sozialsysteme niedergeschlagen, so dass in der GUS große Bevölkerungsteile der Verelendung preisgegeben sind. Das ursprünglich ökonomisch rational angelegte Transformationskalkül ist längst durch Realpolitik kompromittiert und als Umsetzungsziel auf unabsehbare Zeiten verschoben worden. Die positiven Transformationseffekte (Transfer von Kapital, Arbeitskraft und politischer Macht - durch Destruktion der Gegenmächte in Osteuropa häufen sich in Westeuropa und den USA. Dort stützt der Transformationsimperativ für Osteuropa) die "Richtigkeit" und Überlegenheit des eigenen Systems. Um Transformation in Osteuropa überlebensfähig zu halten, wird sie vielerorts mit nationalistischem Gedankengut im Rahmen von "Vaterlands"-propaganda kultiviert (vgl. Abb. 7). Im Rahmen der wissenschaftliche Arbeit hat Transformation dazu beigetragen, dass wir heute mehr als je zuvor über sozialistische Realsysteme wissen. Im übrigen ist das Transformationskalkül weder als geschlossenes gesellschaftliches Zielsystem, was es immer sein wollte und nirgends wurde, noch als Problemselektor für die wissenschaftliche Arbeit tragbar. Man kann Steuerungsprobleme in postsozialistischen Ländern heute nicht mehr auf Sozialismus als Ganzes zurückführen. Man muss sie als "normale" makro-, meso- und mikroregionale Infrastruktur- und Koordinationsprobleme ernst nehmen und als solche bearbeiten - wie in anderen Ländern auch.
In this text the Balkan crisis caused by the collapse of the Yugoslav federation is analysed in the international context. The author inquires into the causes of the dissolution of Yugoslavia, which as well demonstrated the crisis of the European Union (EU). The basis for both developments is the end of the Cold War, although Yugoslavian disintegration also stems from additional international factors which have been present from the very beginning of this state in 1918. The diagnosis is that the helplessness and discord among European countries vis-a-vis the Balkan war comes, paradoxically, from the excess of power in the EU which is not adequately aggregated and subjected to a single command. The author concludes that the future outcome of the Balkan war will be ultimately determined by interests and mutual relations of the superpowers USA and Russia. (SOI : PM: S. 147)