Humaniorakolumne: Traditionen, Generationen: ein Stimmungsbild
In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 57, Heft 4, S. 333-338
ISSN: 0026-0096
Der Essay diskutiert einige Aspekte im Verhältnis politisch identifizierbarer Generationen in der BRD. Die gegenwärtige Golf-Generation hat sich früh, ohne die Utopien der Achtundsechziger, der K-Gruppen, der Parteien und Gewerkschaften auf "Durch- und Überblick" eingestellt. Politisch arbeiten und dann auch denken, wie es bei den 68ern hieß, sich auch einmal für etwas zu engagieren, all das ist - trotz Luhmanns Anleitung zum Systemdenken mit seinen Angeboten an ironischer Distanz - bei den Jüngeren nicht hoffähig geworden. Schröder und Rot-Grün sind daher auch nicht wegen ihrer Visionen, allenfalls wegen einiger Ideen gewählt worden. Die Attraktion von Schröder beruht auf seiner Gabe, eine immer alltäglichere und kleinteiligere Politik durch seine Person plötzlich wieder mit einem gewissen Glanz versehen zu haben. Die Autorin beschreibt dies so: "Der Mann ist kein Pflichtmensch und kein kalter Strippenzieher; andererseits ist er an persönlicher Macht und Geld und anderen Gratifikationen nach allem, was auch seine schärfsten Kritiker sagen, nicht interessiert. Der Mann tut einfach gern, was er tut." (ICA2)