Live im Fernsehen übertragene Diskussionen von politischen Kandidaten sind seit vielen Jahren ein fester Bestandteil amerikanischer Wahlkämpfe. Diesen Fernsehdebatten wird ein großes Wirkungspotential zugeschrieben. Am Beispiel des US-Präsidentschaftswahlkampfes 2004 untersucht der Beitrag die Frage nach der Wirkung der TV-Duelle und stellt Anmerkungen zu Format, Inhalt und Verlauf von Fernsehdebatten vor. Die drei TV-Duelle zwischen George W. Bush und Senator John Kerry werden detailliert analysiert; empirische Daten zur Nutzung und Wahrnehmung der Fernsehdebatten durch die US-Amerikaner werden vorgestellt. Dabei steht vor allem die Frage im Vordergrund, wie die Fernsehdebatten sich auf die Wahlentscheidung der Amerikaner ausgewirkt haben. Die Schätzungen diesbezüglich unterscheiden sich von denen früherer TV-Duelle. Messprobleme und ein adäquater Wirkungsbegriff behindern die Würdigung von Debatteneffekten. Die Verstärkung politischer Orientierungen wird allgemein nicht als Debatteneffekt in der Wirkungsforschung angesehen, obwohl dies ein Faktor ist, der sehr wohl über Sieg und Niederlage bei Wahlen entscheiden kann. Angesichts zunehmender Bedeutung von Fernsehdebatten als Wahlkampfinstrument in den westlichen Demokratien ist eine systematischere und methodisch angemessenere Erforschung von Debatteneffekten dringend geboten. (ICH)
Die Studie zur Rolle der TV-Duelle im Bundestagswahlkampf 2002 befasst sich mit der Frage, inwieweit Debatteneffekte über die Zeit hinweg stabil sind. So wird in einem ersten Schritt zunächst die Frage erörtert, wie der Auftritt von Kanzler G. Schröder und seinem Herausforderer E. Stoiber in den Fernsehdebatten wahrgenommen wird und inwieweit sich diese Wahrnehmungen auf die Einstellungen zu den beiden Kontrahenten niederschlagen. Die entsprechenden Analysen stützen sich auf Daten, die im Rahmen eines Experimentes anlässlich der beiden Fernsehduelle in Augsburg und Bamberg gesammelt wurden. Zu beiden Debatten wurden nach einem vorher festgelegten Stichprobenplan am 25. August 36 (Augsburg) bzw. 32 (Bamberg) sowie am 08. September 38 bzw. 35 Bürger eingeladen, das Rededuell unter Aufsicht zu verfolgen. Dabei wurden die Probanden in zwei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe verfolgte die Duelle wie gewohnt im Fernsehen. Der zweiten Gruppe wurde hingegen kein Bild zur Verfügung gestellt, sie konnte die Debatten nur im Radio verfolgen. Auf diese Weise war es möglich, verbale und nonverbale Einflüsse der Debatten auf die politischen Orientierungen der Probanden zu trennen. Die Untersuchung offenbart eine Wirkung der Duelle auf die Einstellungen zu den beiden Bewerbern um das Amt des Bundeskanzlers, denn beide Debatten haben einen deutlichen Effekt auf die Bewertung von Kanzler und Herausforderer. Durch die Debatten wurden bereits vorhandene Dispositionen verstärkt. Die anschließende Untersuchung der Stabilität der Debatteneffekte zeigt jedoch, dass die Einstellungen über die Zeit hinweg nicht stabil sind, denn innerhalb von wenigen Tagen hat sich der direkte Einfluss der Debatten zum Großteil verflüchtigt. Der Abbau von Debatteneffekten hat sich aber nicht in allen Probandengruppen gleich schnell vollzogen. Als moderierende Variable wird die Verarbeitung der Duelle via Massenmedien und interpersonaler Kommunikation identifiziert. Diese steuern den Abschleifungsprozess. Eine intensive Auseinandersetzung mit den Duellen und die Aufnahme von Informationen, die die eigenen Beobachtungen stützen, verlangsamen den Verfall von Debatteneffekten, während wenig Kommunikation über dieses Thema und die Aufnahme dissonanter Informationen den Abbau von Debatteneffekten beschleunigen. Dieser Zusammenhang lässt sich in der Tendenz auch in den definierten Teilgruppen feststellen. (ICG2)
Es wird der Einfluss der Medienberichterstattung über politische Skandale auf die drei zentralen Dimensionen der Politikverdrossenheit - Parteien, Politiker- und Demokratieverdrossenheit - in der Bundesrepublik Deutschland empirisch für die Jahre 1994 bis 1999 untersucht. Nach einer Beschreibung der Datenbasis werden zunächst die Entwicklung der Bevölkerungseinstellungen zu den politischen Parteien, ihren Repräsentanten und dem politischen System sowie Trends in der Fernsehberichterstattung über politische Skandale vorgestellt. Im Anschluss wird die Frage behandelt, inwieweit Medienberichterstattung und Politikverdrossenheit bivariat miteinander zusammenhängen. Abschließend wird untersucht, ob und unter welchen Bedingungen Medienberichte über politische Skandale die Einstellungen zu den Parteien, ihren Exponenten und der Demokratie erklären können. Die Ergebnisse machen u.a. deutlich, dass die Einstellungen zu den Altparteien CDU/ CSU, SPD und FDP und ihren Repräsentanten zwischen 1994 und 1999 sowohl in West- als auch in Ostdeutschland erheblichen Schwankungen unterliegen und sich tendenziell verschlechtern. Dem gegenüber variiert die Unterstützung der Demokratie nur wenig, wenngleich hier gravierende Niveauunterschiede zwischen den alten und den neuen Bundesländern zu beobachten sind. Die Beschäftigung der Fernsehnachrichten mit politischen Skandalen fällt bis Ende 1999 gering aus. Tendenziell berichten private Anbieter etwas weniger über dieseThemen als ARD und ZDF. Auch innerhalb den beiden Sendergruppen existieren Unterschiede in der Aufmerksamkeit gegenüber politischen Skandalen, wobei es auffällt, dass die Themenfokussierung bei den öffentlich-rechtlichen Anbietern im allgemeinen geringer ausfällt als bei RTL, SAT1 und ProSieben. Fazit: Es kann ein eher geringer Einfluss der Skandalberichte auf verschiedene Dimensionen von Politikverdrossenheit festgestellt werden. (RG)