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Die deutsche Ausgabe der 1989 zeitgleich mit R. Lifton "Ärzte im Dritten Reich" (BA 2/89) erschienenen umfassenden Studie über die Rolle der Ärzte und der Medizin im Nationalsozialismus kommt spät, aber nicht zu spät: Das "Standardwerk" (H. Mommsen) musste in Text, Anmerkungen und umfangreicher Bibliographie nicht aktualisiert werden, denn tatsächlich ist seither keine vergleichbare Studie erschienen (anders und journalistisch akzentuiert. H. Scharsach: "Die Ärzte der Nazis", in dieser Nr.). Der seit Jahren an der York-University Toronto lehrende, mit Studien u.a. über Himmlers "Ahnenerbe" (1974, nicht angezeigt), Jazz im Dritten Reich ("Gewagtes Spiel", BA 7/95) und Musiker in Hitler-Deutschland ("Die missbrauchte Muse", ID 1/99) hervorgetretene Zeithistoriker stützt sich dabei auf umfangreiche Recherchen und eine genaue Kenntnis der NS-Geschichte. Wissenschaftliches, aber gut verständliches Grundlagenwerk. (2) (Friedrich Andrae)

Revolutionär, brutaler Diktator, Pop-Ikone: Mao Zedong war eine der prägendsten Personen des 20. Jahrhunderts. Das kleine Rote Buch, bis heute knapp eine Milliarde Mal gedruckt, verbreitete sein Denken weltweit. Antikoloniale Bewegungen beriefen sich ebenso auf den Großen Vorsitzenden wie Politsekten und Terrororganisationen. Rudi Dutschke propagierte den "Langen Marsch durch die Institutionen". Andy Warhol wählte Mao als sein erstes nichtwestliches Motiv. In ihrem monumentalen Buch zeigt Julia Lovell, wie der Maoismus in China und zahlreichen anderen Ländern rund um den Globus zu einer so wirkmächtigen Ideologie werden konnte. Dabei verschiebt sie die Koordinaten der herkömmlichen Geschichtsschreibung. Fernab von Moskau und Washington beeinflusste Peking zur Hochzeit des Kalten Krieges den Konflikt in Vietnam, verhalf den Roten Khmer in Kambodscha an die Macht und inspirierte Guerillas in Indien und Peru. Lovell erklärt, warum Intellektuelle in Westeuropa von einer Weltanschauung fasziniert waren, die sich an chinesische Bauern richtete. Sie folgt den Wegen revolutionärer Kämpfer aus Afrika, Südamerika und den USA. Unter der Herrschaft Xi Jinpings, so Lovell, prägt der Maoismus bis heute die Politik Chinas. Umso wichtiger ist es, seine Geschichte zu verstehen.

Nur weiße Menschen können Rassisten sein, nur Männer sind zu toxischem Verhalten fähig, es gibt kein biologisches Geschlecht, unsere Sprache ist sexistisch – ein neuer moralischer Kanon erobert westliche Universitäten und erschüttert die liberale Gesellschaft. Aber macht er die Welt auch wirklich besser? Helen Pluckrose und James Lindsay begeben sich in ihrem Bestseller auf die Spuren eines wissenschaftlichen Aktivismus, der überall nur noch Feinde sieht.Postmoderne Denker wie Michel Foucault oder Jacques Derrida haben die Strukturen westlicher Gesellschaften so tiefgreifend dekonstruiert wie niemand vor ihnen. Ihr radikaler Skeptizismus hatte jedoch einen Preis. Helen Pluckrose und James Lindsay zeichnen in ihrem kontroversen Buch nach, wie die Grundannahmen der postmodernen Theorie seit den 1980er Jahren im Postkolonialismus, in der Critical-Race-Theorie, im intersektionalen Feminismus, in den Gender Studies und in der Queer-Theorie für den politischen Aktivismus scharf gemacht wurden. Ihr zentraler Befund lautet, dass ein freier Austausch wissenschaftlicher Argumente durch den aus diesen Reihen immer aggressiver vorgetragenen Anspruch auf Deutungshoheit zunehmend unmöglich wird. Damit erweisen der neue wissenschaftliche Aktivismus und seine Wächter den Minderheiten, für die sie sich angeblich einsetzen, jedoch einen Bärendienst: Drängende soziale Probleme werden von einer völlig überzogenen Sprachkritik und Cancel Culture überlagert – und potenziell wohlmeinende Unterstützer ziehen sich entnervt zurück, weil sie im erhitzten Diskursklima vorschnell dem reaktionären Lager zugeschlagen werden

Kurzweil ist ein Experte für künstliche Intelligenz, hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten und ist seit 2012 Leiter der technischen Entwicklung bei Google. Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um die Paperbackausgabe eines Titels, der 1999 sowohl in den USA als auch in einer deutschsprachigen Ausgabe bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist. Der ursprüngliche Inhalt, bestehend aus 3 Teilen sowie Prolog und Epilog, liegt unverändert vor. Lediglich ergänzt um ein Vorwort von Ranga Yogeshwar. Behandelt werden die Themen künstliche Intelligenz, Superintelligenz, Nanotechnologie, Neurotechnologie und Quantenmechanik. Der Teil 3 wagt(e) einen Ausblick auf die Jahre 2009, 2019, 2029 und 2099. Aus heutiger Sicht erscheinen uns die einst kühnen Visionen gar nicht mehr so spekulativ. Die aufgezeigte Entwicklungslinie hin zur prophezeiten Verschmelzung von Mensch und Maschine am Ende des 21. Jahrhunderts konkretisiert sich. Trotz der verstrichenen Zeit ein lesenswertes Buch, das noch immer genügend Stoff zum Nachdenken über unsere Zukunft bereithält

Wie verändern sich Wahrnehmung und Haltung der "einfachen Leute" in Grossbritannien und Deutschland gegenüber Krieg und Frieden? Aus möglichst authentischen Quellen wird die "Sicht von unten" während jenes Schicksalsjahrs 1939 rekonstruiert. In Deutschland erliegt die Skepsis der Propaganda. Rezension: Der Originaltitel "1939. A People's History" trifft den Kern dieser informativen und verständlichen Geschichtserzählung besser als der unglückliche deutsche Titel, bei dem die Warnlichter des Geschichstrevisionismus aufflackern. Ähnlich wie in seiner Studie "Zwischen Krieg und Frieden" (2011) bemüht Taylor, Autor mehrerer Bücher zur Zeit- und Kriegsgeschichte (2013; 2009; 2005), die "Sicht von unten". Aus Zeitzeugenaussagen, Zeitungsauswertungen, Tagebüchern und Beobachtungsberichten, u.a. der britischen "Mass Observation", einer freiwilligen sozialkundlichen Breitenstudie, rekonstruiert Taylor für die Zeit von September 1938 bis September 1939 eine genauso in Deutschland wie Grossbritannien bestehende Skepsis und Ablehnung eines neuen Krieges, ganz anders als die sogenannte "Kriegsbegeisterung von 1914". - Seine besondere Aufmerksamkeit gilt dem Stimmungsumschwung in Deutschland. Die NS-Propaganda mobilisiert die bekannten Ressentiments ("Einkreisung", Gräuel gegen "Volksdeutsche", Judenhetze) und erzeugt binnen Jahresfrist zumindest Verständnis für den deutsch-polnischen Krieg. (2)

Journalist und New York Times Bestseller-Autor Craig Unger präsentiert eine umfassende Untersuchung der Vernetzungen zwischen der Trump Administration und mafiösen politischen Eliten in Russland. Rezension Nach "Die Bushs und die Sauds" (2004) ein neues Enthüllungsbuch des Journalisten und "New York Times"-Bestseller-Autors Craig Unger. Diesmal recherchiert er über die Vernetzungen der Trump-Administration mit den mafiösen politischen Eliten unter Wladimir Putin. Vor allem bezieht er sich auf eine der seiner Meinung nach "gröt︢en Geheimdienstoperationen aller Zeiten", im Zuge derer eine grosse russische Verschwörung dafür sorgte, dass eine ahnungslose Marionette zum Präsidenten der USA gemacht wurde. Was sich nicht uninteressant liest, sind die Kapitel über die Anfänge von Trumps Familie in den USA und die Analyse von Trumps Geschäften im Zuge des ausklingenden Kalten Krieges. Das Buch wird wohl einige Interessierte finden. Der konspirative Tonfall in solchen Büchern ist Geschmackssache. Lesenswerter sind die sprachlich besser aufbereiteten Bücher von David Cay Johnston: "Die Akte Trump" (2016) oder von Michael D'Antonio: "Die Wahrheit über Trump" (2016). - Bei Bedarf in grossen Beständen. (3)