Der Lohnsummensteuer-Konflikt: Anlaß zu einer Neuinterpretation der Beziehungen zwischen Bund, Land und Gemeinde?
In: Zeitschrift für Parlamentsfragen: ZParl, Band 11, Heft 1, S. 53-72
ISSN: 0340-1758
Gegenstand des Beitrags ist die Abschaffung der Lohnsummensteuer, einer gemeindlichen Realsteuer. Die Auswahl dieser Problematik erfolgt aus vier Gründen: (1) Als Beispiel eines bundesstaatlichen Verteilungskampfes, der weder durch die meist behauptete zentralstaatliche Definitionsmacht und Durchsetzungsfähigkeit noch durch bislang diskutierte und analysierte Formen des kooperativen Föderalismus geprägt ist. (2) Als Beispiel veränderter politischer Willensbildungsstrukturen, die zumindest zum Teil durch problemorientierte Allianzen jenseits der gängigen Differenzierung in Gebietskörperschafts-, Ressorts-, Parteien- und Verbandsinteressen gekennzeichnet sind. (3) Als Beispiel einer defizitären staatlichen Problemverarbeitung sowohl in der Phase der Problemerkenntnis als auch im Prozeß der Politikformulierung und -ausführung. (4) Als Beispiel einer materiellen Zielverschiebung von der angestrebten Steuervereinfachung zu einer hochkomplexen, interessengeprägten Ausgleichsregelung für die vom Wegfall der Lohnsummensteuer betroffenen Gruppen und politisch-administrativen Subsysteme. In dem Beitrag wird zunächst der Fall selbst dargestellt. Dabei werden der Anstoß, die materielle Ausgangssituation, der Entscheidungsprozeß, die Beteiligten sowie das Politikergebnis beschrieben. Eine thesenhafte analytische Auswertung auf den drei Ebenen der Entscheidungsstruktur, der prozessualen Problemverarbeitung sowie der inhaltlich-materiellen Politikformulierung und -ausführung schließt sich an. Im letzten Teil erfolgt eine knappe Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse. (RW)