Politische Jugendbildung zwischen Weltgesellschaft und Nationalstaat: Eignet sich die Idee der multikulturellen Gesellschaft als gesellschaftstheoretischer Bezugspunkt für die Didaktik und Methodik der politischen Jugendbildung?
In: Migrationsbewältigung. Neue Orientierungen in der politischen Bildung Jugendlicher., S. 65-79
In dem Beitrag setzt sich der Autor mit bisherigen pädagogischen Konzepten des Umgangs mit der Migrationssituation auseinander. Er plädiert für eine Stärkung der politischen Bildung, insbesondere gegenüber Konzepten, die entweder aus der interkulturellen oder aus der antirassistischen Pädagogik kommen. Ersteres setzt zu sehr auf kulturelle, herkunftsbezogene Differenzen zur Erklärung von Konflikten, obwohl Jugendliche sich heute eher an transnationalen Kulturelementen orientierten und ihre Konflikte eher sozialer Natur sind. Die antirassistische Pädagogik ist wiederum zu moralisierend und betreibt individuelle Bildung durch die Vermittlung "richtiger" Gesinnung, was sich als pädagogisches Konzept eher kontraproduktiv auswirkt. Eine politische Bildung, die sich in der Migrationssituation problem- statt personenorientiert auf ihre Adressaten bezieht, sieht sich mit der Aufgabe konfrontiert, den jungen Migranten Demokratie vermitteln zu müssen und zugleich deren rechtliche Diskriminierung - sofern sie nicht eingebürgert sind - zu berücksichtigen, die diese von der politischen Partizipation weitgehend ausschließt. Dies fordert vom Pädagogen ein politisches Eintreten für die Gleichstellung und über die nationalstaatliche Perspektive hinausgehend eine Sicht auf die Weltgesellschaft. (prc).