In der Sozialen Arbeit werden die konkreten Handlungen der Fachkräfte entlang verschiedener Arbeitsfelder differenziert und konkretisiert. Das Buch lässt die Praktiker*innen in diesen vielen verschiedenen Handlungsfeldern selbst zu Wort kommen: Wie war mein Weg dorthin? Was tue ich heute konkret? Was müssen Studierende tun, um ebenfalls in dieses Handlungsfeld einzumünden? Das Buch schafft einen Einblick in eine oft unübersichtliche Praxis und gibt einen authentischen Blick "hinter die Kulissen".
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Die Studie ist das jüngste Teilprojekt der Deutschen Lebensverlaufsstudie (German Life History Study). Sie schließt unmittelbar an die beiden vorhergegangenen Lebensverlaufserhebungen an. In einer Wiederholungsbefragung wurden die 1971 Geborenen, die 1996‐1998 an der Studie 'Ostdeutsche Lebensverläufe im Transformationsprozess (LV‐Ost 71)' oder 1998‐1999 an der Studie 'Ausbildungs‐ und Berufsverläufe der Geburtskohorten 1964 und 1971 in Westdeutschland (LV‐West 64/71)' teilgenommen hatten, erneut befragt. Die Wiederholungsbefragung wurde initiiert, weil die Beobachtungen der Geburtskohorte 1971 in diesen beiden Erhebungen bis maximal zum 28. Lebensjahr reichten. Im Mittelpunkt des Interesses stand die Frage, wie jungen Frauen und Männern gelingt, Erwerbskarriere und Familie/Partnerschaft vor dem Hintergrund wachsender Mobilitätsanforderungen miteinander zu vereinbaren. Das Fragenprogramm der Wiederholungsbefragung richtet sich grundsätzlich nach dem in den vorhergegangenen Lebensverlaufsstudien. Da ein wichtiger Fokus der Wiederholungsbefragung auf der Untersuchung der Vereinbarkeit von Partnerschaft und Familie liegt, wurde darüber hinaus der retrospektiven Erhebung der Kinderbetreuung besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Themen: Wohnortgeschichte: Angaben zu sämtlichen Wohnortepisoden, z.B. Wohnort in Deutschland oder im Ausland; Bundesland; Monat und Jahr des Beginns und des Endes; aktueller Wohnort; Gründe für den Fortzug.
Kinder, Erziehungsurlaub, Kinderwunsch: Kinder; bestehende Schwangerschaft; erwarteter Geburtstermin (Monat, Jahr); Wunsch nach (weiteren) Kindern; Anzahl gewünschter (weiterer) Kinder; Zeitraum bis zum nächsten Kind; Grund für Kinderlosigkeit; Kleinkind leidet bei Erwerbstätigkeit der Mutter; beste Betreuungsalternative bei Erwerbstätigkeit der Mutter; ID Kind; Geschlecht des Kindes; Geburtsmonat und Geburtsjahr des Kindes; Kindschaftsverhältnis; Kind verstorben; Todesmonat und Todesjahr des Kindes; Bereitschaft zu weiteren Fragen zum verstorbenen Kind; immer mit Kind zusammengelebt; Beginn und Ende der gemeinsam verlebten Episode (Monat und Jahr); Kind im Haushalt; Kind war Wunschkind; Zeitplanung der Geburt des Kindes; Erziehungsurlaub (Befragter, andere Person); Beginn und Ende des Erziehungsurlaubs (Monat und Jahr); weitere Kinder; besuchte Schulform; zeitliche Regelung des Schuldbesuchs und des Besuchs der Kindertageseinrichtung; Betreuungsregelung und Stundenzahl; Höhe der monatlichen Betreuungskosten und ggfls. Währung.
Schulausbildung/weiterer Schulbesuch: Zeitliche Regelung der Schulbesuche; Beginn und Ende der Schulepisode (Monat, Jahr); derzeitiger Schulbesuch; Schule in Deutschland oder im Ausland; Bundesland bzw. Land der Schule; Schulabschluss bzw. angestrebter Schulabschluss; weitere Schulepisoden.
Aus- und Weiterbildungen: Art der Ausbildung bzw. Weiterbildung; Ausbildungsstätte in Deutschland oder im Ausland; Bundesland bzw. Land des Ausbildungsortes; Art des Ausbildungsbetriebes; Branche; zeitliche Regelung bzw. Abfolge des Ausbildungsbesuchs bzw. Weiterbildungsbesuchs; Beginn und Ende der Ausbildungs- bzw. Weiterbildungsepisode; derzeitige Ausbildung; Gesamtstundenzahl der Ausbildung bzw. Weiterbildung; Gründe für die Ausbildung; Kostenträger; Art der Beendigung der Ausbildung; erreichter Ausbildungsabschluss bzw. angestrebter Abschluss; weitere Ausbildungen oder Weiterbildungen; Berufscode der Ausbildung.
Erwerbs- und Nebenerwerbstätigkeiten: Beginn und Ende der Erwerbstätigkeitsepisode (Monat und Jahr); derzeitige Erwerbstätigkeit; Art der Stellensuche; Grund für die Stellenaufnahme; berufliche Stellung; für die Tätigkeit notwendige Ausbildung; Ausbildung entspricht der Tätigkeit; Dienstreise mindestens einmal pro Monat; Befristung bzw. ABM; Dauer der Befristung; Befristungsgrund; Wunsch nach unbefristeter Stelle; Betriebsart; Betriebsstandort in Deutschland oder im Ausland; Bundesland bzw. Land des Betriebsstandortes; Branche; Betrieb bietet Einrichtungen zur Erleichterung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf; Umstrukturierungen im Betrieb; Personalabbau; vereinbarte und tatsächliche Arbeitszeit (Wochenstunden); Arbeitszeit mindestens 12 Wochenstunden; Gründe für die Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses; unmittelbar im Anschluss unbefristete bzw. befristete Stelle bei gleichem Arbeitgeber; weitere Erwerbstätigkeit; weitere Nebenbeschäftigungen; Berufscode der beruflichen Tätigkeit.
Arbeitslosigkeiten: Beginn und Ende der Arbeitslosigkeits-Episode (Monat und Jahr); derzeit arbeitslos; durchgängig arbeitslos gemeldet; durchgängiger Leistungsbezug; weitere Arbeitslosigkeit.
Erwerbsverlaufs-, Prüf- und Ergänzungsmodul, Berufskontrollüberzeugungen: Angaben zu Art und Zeitpunkt (Beginn und Ende) von Lückenaktivitäten; derzeitige Lückenaktivität; Berufsperspektive zum letzten Interviewzeitpunkt; jeweils Ende 2000 und derzeit: Höhe des monatlichen Nettoverdienstes (ggfls. Währung), Einkommensart (falls nicht monatliches Nettoeinkommen) und Berufsperspektive; Skala Berufskontrollüberzeugung.
Kinderbetreuung: Beginn und Ende der Kinderbetreuungsepisode; Betreuungspersonen; Veränderung der Betreuungssituation.
Partnerschaften, Partnererwerbsgeschichte, Familienkontrollüberzeugungen: Familienstand; feste Partnerschaft; Heiratswunsch; geplanter Zeitpunkt der Heirat; Einstellung zur Heirat (Heiratsnorm); Gründe gegen Heirat; Skala Familienkontrollüberzeugungen; Zeitpunkt des Beginns der Partnerschaft (Monat, Jahr); Zusammenleben mit dem Partner; Zeitpunkt des Zusammenziehens (Monat, Jahr); Dauer des gemeinsamen Haushalts; Partner geheiratet; Heiratszeitpunkt (Monat, Jahr); derzeit verheiratet; Heiratsgrund; Geburtsmonat und Geburtsjahr des Partners; Herkunft des Partners; Herkunftsland des Partners; höchster Schulabschluss und Ausbildungsabschluss des Partners; Erwerbstätigkeit des Partners während der Partnerschaft; höchste berufliche Stellung während der Partnerschaft; Arbeitslosigkeit des Partners länger als drei Monate; Arbeitsaufteilung im Haushalt; weitere Partnerschaften; früherer Partner: Trennung, Scheidung oder Tod des früheren Partners; Trennungszeitpunkt bzw. Todeszeitpunkt des früherer Partners (Monat, Jahr); andauernde Partnerschaft mit dem früheren Partner; Berufscode Ausbildungsabschluss und berufliche Tätigkeit des Partners; höchste berufliche Stellung von Vater und Mutter; Lebensstil (Wichtigkeit ausgewählter Lebensbereiche); Skala Hartnäckigkeit/ Flexibilität; Gewerkschaftsmitgliedschaft; Beginn der Gewerkschaftsmitgliedschaft (Monat, Jahr); Parteimitgliedschaft; Beginn der Parteimitgliedschaft (Monat, Jahr); Parteineigung; Haushaltsgröße und Haushaltszusammensetzung; Art des Haushaltseinkommens; Haushaltsnettoeinkommen; Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands; Panelbereitschaft; Berufscode der beruflichen Tätigkeit der Eltern.
Zusätzlich verkodet wurde: Angaben zu Abbrüchen: Reihenfolge der Abbrüche je Befragter; Abbruch in welchem Modul; Grund für den Abbruch während des Interviews; Zielperson wünscht Fortsetzung des Interviews; Grund für Verweigerung der Fortsetzung des Interviews. Kontaktangaben: Kontaktnummer; Kontaktdatum; Tag, Monat, Jahr, Stunde, Minute des Kontaktes; Interviewernummer; Kontaktergebnis; Kontaktinformation durch Dritte oder durch Zielperson erhalten; Grund für Verweigerung der Kontaktinformation.
Angaben zur Zielperson: Geburtsort; Geschlecht; Geburtsdatum; Jahr des letzten Interviews; Status der Zielperson nach Beendigung der Befragung; Datum Versand des ersten Anschreibens; Reaktion der Zielperson auf das Anschreiben; Grund für nicht Zustellbarkeit des Anschreibens; Zielperson hat Anschreiben erhalten; Studienteilnahme; Einverständnis mit Tonbandaufzeichnung des Interviews; Interesse der Zielperson an Studienergebnissen; Zugehörigkeit zur Westkohorte oder zur Ostkohorte; Abbruch während des Interviews.
Allgemeine Angaben: Fallnummer (Ost, West); Geschlecht; Geburtsmonat und Geburtsjahr; Monat und Jahr des Erstinterviews; Tag, Monat und Jahr des Interviews; Interviewbeginn (Stunde, Minute); Bearbeitungsstatus der einzelnen Module (nicht abgeschlossen/abgeschlossen); Interview wurde mindestens einmal unterbrochen; Startdatum und Startzeit, Enddatum und Endzeit der einzelnen Module; diverse Prüfmodule.
Interviewerrating: Qualität der Erhebung des Lebensverlaufs und der Datierungen.
Inhaltsangabe:Zusammenfassung: In (West) Deutschland ist seit den 1970er Jahren eine stärkere Erwerbsorientierung von Frauen, die zunehmend auch Mütter erfasst, zu beobachten. Diese hat jedoch nicht automatisch eine egalitäre Aufteilung von Berufs- und Familienarbeit zur Folge. Noch immer leisten Männer deutlich mehr bezahlte und Frauen deutlich mehr unbezahlte Arbeit. Die nach 1986 entwickelten Regelungen zum Elternurlaub bzw. zur Elternzeit werden bis heute fast nur von Müttern in Anspruch genommen. Das 1996 etablierte Recht auf einen Kindergartenplatz verbessert inzwischen zusammen mit den Regelungen zur Elternzeit zwar die beruflichen Perspektiven von Müttern, trotzdem ist das Betreuungsangebot noch unzureichend, und es gibt im deutschen Steuer- und Sozialsystem noch immer Anreize für Paare mit Kindern, ein Familienmodell mit männlichem Hauptverdiener und gering verdienender Ehefrau zu favorisieren. Für die westdeutsche Gesellschaft der Nachkriegszeit war das kulturelle Leitbild stark vom Familienmodell der Hausfrauenehe geprägt. Dieses Modell sah für Mütter die Hausfrauenrolle vor, sowie für den Mann die Rolle des Alleinernährers. In den folgenden Jahrzehnten wurde das vorherrschende kulturelle Leitbild vom Familienmodell der Hausfrauenehe zunehmend von einem Modell der "modernisierten Versorgerehe" abgelöst. Dieses modernisierte Modell beruht auf der Idee, dass beide Erwachsene in einer Ehe prinzipiell erwerbstätig sind, der Mann in Vollzeit, die Frau, ohne Kinder ebenfalls in Vollzeit, mit Kindern in Teilzeit. In beiden Modellen wird die Verantwortung für die Haus- und Sorgearbeit den Frauen zugetragen. Staatliche Betreuungseinrichtungen sind daher nur in geringem Umfang vorgesehen. Die Gesellschaft setzt hier auf die unbezahlte Arbeit der Frauen. Erwerbsarbeit ist in Deutschland nach der männlichen Normalbiographie gestaltet und setzt eine vollzeitige und kontinuierliche Verfügbarkeit voraus. Frauen fallen nicht qua Geschlecht heraus, aber ihr Geschlecht wird oft zum Ausgrenzungsgrund. Wenn Frauen die ihnen zugewiesene private Arbeit leisten, sind sie, je nach Umfang, nicht in der Lage, sich den Normen der Erwerbswirtschaft an Zeit und Verfügbarkeit zu beugen. Trotz dieser strukturellen Schwierigkeiten ist eine Veränderung in den Lebensentwürfen von Frauen feststellbar. Sie sind zunehmend gut ausgebildet und beruflich ambitioniert, und wollen ein Leben, in dem Bildung, Berufstätigkeit, Selbständigkeit und Selbstverwirklichung neben der Familienorientierung Platz haben. Weiblichen Lebensmodellen und Erwerbswünschen stehen im deutschen Wohlfahrtsstaat allerdings unzureichende öffentliche Infrastrukturen im Bereich der Kinderbetreuung gegenüber, ebenso wie unveränderte geschlechtsspezifische und geschlechtshierarchische Arbeitsteilungen. Eine paritätische Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern ist bisher nicht eingetreten. Der Übergang von der Hausfrauenehe und dem Alleinernährermodell zur modernisierten Versorgerehe scheint ein neues Phänomen zu begleiten: die steigende Zahl von im Haushalt beschäftigten Personen, die dort die Haus- und Betreuungsarbeit übernehmen. Vor dem Hintergrund steigender Erwerbstätigkeit von Frauen hat sich das Problem der Vereinbarkeit von Beruf und Familie verschärft und zwar vor allem für Frauen, die nun die verschiedensten Betreuungsaufgaben – Haushalt, Kinder, Betreuung älterer Angehöriger – und die Erwerbsarbeit miteinander vereinbaren müssen. Einige, vor allem besser verdienende Frauen (und Männer) lösen das Vereinbarkeitsproblem durch die Beschäftigung von bezahlten Kräften im Hausarbeits- und Betreuungsbereich. Im männlichen Ernährermodell waren die Aufgaben klar verteilt. Mit dessen Modernisierung ist eine Doppelorientierung von Frauen auf Familie und Beruf verbunden. Immer mehr Frauen leisten die Verschränkung zweier Lebensbereiche, die sich im Alltag nicht ohne weiteres vereinbaren lassen und die sie mit einem Mix aus unterschiedlichen Betreuungsformen abzudecken versuchen: Neben den formellen Betreuungsangeboten von Kindertageseinrichtungen und Tagesmüttern, tragen informelle Kinderbetreuungsleistungen wie die von Verwandten oder Nachbarn zur Betreuung von Kindern bei und in einem zunehmenden Maße bezahlte Hilfen im privaten Haushalt. Dienstmädchen, Kindermädchen, Haushaltshilfen, Putz- und Pflegekräfte übernehmen heute in zunehmendem Maße die Versorgungsarbeit in privaten Haushalten. Der Umfang dieses Phänomens wird vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit etwa 4 Millionen privaten Haushalten beziffert, die regelmäßig und/oder gelegentlich eine Haushaltshilfe beschäftigen. Die Beschäftigten sind zu mehr als 90 % Frauen und nur ein minimaler Teil davon arbeitet sozialversicherungspflichtig. Das heißt, ein Großteil dieses Marktes ist dem informellen Sektor zuzurechnen. Die Dienstmädchen von heute sind häufig Migrantinnen ohne arbeits- und aufenthaltsrechtlichen Schutz – Frauen aus Asien, Afrika, Lateinamerika und in Deutschland häufig aus Osteuropa. Viele von ihnen sind gut ausgebildet, älter als 30 Jahre, mit eigener Familie im Heimatland – also gestandene Frauen, die als Dienstmädchen in die Zentren der reichen Welt auswandern. Da sie im Herkunftsland keine oder nur schlechte Entwicklungsmöglichkeiten für sich und ihre Familien sehen, sichern sie mit ihrer Arbeit das (Über-) Leben ihrer Familienangehörigen und ermöglichen den eigenen Kindern eine Ausbildung. Die Skala der Tätigkeiten reicht von Putzen, Waschen und Kochen, über die Betreuung von Kindern, Unterstützung von alten Menschen und die Pflege von Kranken bis zum Service bei Familien- und Betriebsfeiern. Helma Lutz (2001) nennt das "die neue Dienstmädchenfrage im Zeitalter der Globalisierung", Simone Odierna (2000) spricht von einer "Heimlichen Rückkehr der Dienstmädchen". Diese individuelle Lösungsstrategie von Frauen, die Delegation der Haus- und Sorgearbeit an 'Dienstmädchen' im Rahmen des Arbeitsmarktes Privathaushalt, steht im Mittelpunkt der Untersuchung. Der Gang der Untersuchung orientiert sich dabei vorrangig an drei Fragen: Wie ist es zur neuen Dienstmädchenproblematik in dem Arbeitssegment Privathaushalt gekommen und wie sehen die Strukturen dieses Arbeitsmarktes aus? Welche Auswirkungen hat die Entstehung der Dienstmädchenproblematik auf das Geschlechterverhältnis? Und welche Perspektiven bieten sich für den zukünftigen Umgang mit Haus- und Sorgearbeit? Von besonderem Interesse ist für mich in diesem Zusammenhang, welche Rolle die Migration von Frauen innerhalb dieses Phänomens spielt. Daher werde ich mich in einem separaten Themenkomplex mit dieser Problematik befassen. Ich stelle meiner Arbeit drei Thesen voran: Erstens, dass die quantitativ bedeutsamste Umschichtung von Haus- und Familienarbeit, die heute stattfindet, nicht zwischen Frauen und Männern, sondern zwischen unterschiedlichem Gruppen von Frauen verläuft. Zweitens, dass bezahlte Haus- und Sorgearbeit meist Schwarzarbeit und mit der wachsenden Globalisierung dieses Arbeitsbereichs nicht selten Arbeit von Frauen ist, die sich illegal in Deutschland aufhalten. Und drittens, dass die Zukunft von Haus- und Sorgearbeit eng an die Frage der geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung gekoppelt ist und daher die Verberuflichung haushaltsbezogener Dienstleistungen nur einen weiblichen Arbeitsmarkt etabliert, der durch prekäre, nicht existenzsichernde, Arbeitsverhältnisse gekennzeichnet ist. Die Grundlage der Ausarbeitungen bildet zum einen die Analyse bestehender Literatur zum Bearbeitungsgegenstand sowie im weiteren die Auswertung von vorliegenden empirischen Studien und Datenmaterial. Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung4 1.1Klärung zentraler Begriffe10 1.1.1Haus- und Sorgearbeit10 1.1.2Familie11 1.1.3Haushalt12 1.1.4Normalarbeitsverhältnis und Atypische Beschäftigung12 1.1.5Geringfügige Beschäftigung – Mini-Jobs13 1.1.6Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft14 1.2.Forschungsstand15 1.3Wohlfahrtsstaatliche Verankerung der geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung18 2.Private Haus- und Sorgearbeit in Deutschland30 2.1Die Entwicklung von Haus- und Sorgearbeit in Deutschland31 2.2Haus- und Sorgearbeit als geschlechtsspezifische Arbeit von Frauen35 2.3Haus- und Sorgearbeit als verborgene Arbeit38 2.4Vereinbarkeit von Haus- und Sorgearbeit mit Erwerbsarbeit40 2.5Zusammenfassung48 3.Der Arbeitsmarkt Privathaushalt in Deutschland50 3.1Der Arbeitsmarkt Privathaushalt im geschichtlichen Rückblick51 3.2Beschäftigungsverhältnisse in Privathaushalten: Art und Umfang54 3.3Der Arbeitsmarkt Privathaushalt als Frauenarbeitsmarkt63 3.4Dienstleistungsbedarf in privaten Haushalten69 3.5Zusammenfassung73 4.Migrantinnen als Dienstmädchen in deutschen Privathaushalten77 4.1Feminisierung von Migration78 4.2Der Privathaushalt als Arbeitsmarkt für Migrantinnen80 4.3Dienstmädchen in der bezahlten Haus- und Sorgearbeit: Auswirkungen auf das Geschlechterverhältnis88 4.4Zusammenfassung92 5.Zukünftige Gestaltung von Haus- und Sorgearbeit: Lösungsansätze94 5.1Staatliche Organisation der Haus- und Sorgearbeit95 5.2Verberuflichung und Professionalisierung der privaten Haus- und Sorgearbeit98 5.3Doppelversorgerpaare mit partnerschaftlicher Aufteilung der Haus- und Sorgearbeit101 6.Fazit und Ausblick104 7.Literaturverzeichnis113 8.Eidesstattliche Erklärung128
Einstellung zur evangelischen Kirche und Beteiligung am kirchlichen Leben.
Themen: Assoziationen zum Begriff ´evangelische Kirche´ (offene Nennungen); Personen und Orte, die mit der evangelischen Kirche in Verbindung gebracht werden (offene Nennungen); Bezugspersonen, Gruppen und Einrichtungen sowie Medien, die das Verhältnis zu Religion, Glauben und Kirche beeinflusst haben sowie Bewertung dieses Einflusses; Informationsmedien über kirchliche Themen (Tageszeitungen, Wochenzeitungen, Magazinen, Illustrierten, Informationssendungen im Radio oder Fernsehen, Internetseiten von Kirche oder Gemeinde, Internet, Gemeindebrief und regionale Kirchenzeitung) und Nutzungshäufigkeit; Institutionenvertrauen (evangelische Kirche, katholische Kirche, politische Parteien, Diakonie, Justiz, Medien und Nichtregierungsorganisationen (NGOs); konstitutive Merkmale eines evangelischen Christen; Einstellung zur Taufe eines Kindes (Skala); persönliche Entscheidung für oder gegen die Taufe eines Kindes; Konfirmation; Verbundenheit mit der evangelischen Kirche; Veränderung des Verbundenheitsgefühls; Verbundenheit mit ausgewählten Bereichen kirchlicher Arbeit (Landeskirche, Ortsgemeinde, evangelische Schulen und Kindertageseinrichtungen sowie Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen u.ä.); Konfession von Mutter und Vater in der Kindheit des Befragten; Verbundenheit der Eltern mit der evangelischen Kirche; Religiosität (religiös erzogen, religiöse Erziehung für Kinder wichtig, selbst religiöser Mensch, religiöse Erziehung von Mutter und Vater); Lösungskompetenz der evangelischen Kirche bei moralischen Problemen, familiären Lebensproblemen, Sinnfragen, sozialen Problemen und religiösen Fragen); persönliche Motive für die Kirchenmitgliedschaft; präferierte Bereiche für ein Engagement der evangelischen Kirche; Meinung zur Aktualität der Kirche (passt sehr gut in die heutige Zeit, 10-stufiges Skalometer); Bekanntheit mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer der Kirchengemeinde; Kontakt zu einem Pfarrer bzw. einer Pfarrerin im letzten Jahr und Anlass für den Kontakt; Wichtigkeit des persönlichen Kontakts mit der Pfarrerin bzw. dem Pfarrer; Kontakt mit weiteren kirchlichen Mitarbeitern; Kirchgangshäufigkeit; Wunsch nach häufigeren Gottesdienstbesuchen; Wichtigkeit ausgewählter Aspekte der Gestaltung des Sonntagsgottesdienstes; Gottesdienstbesuch alleine oder mit Begleitperson; persönliche Bedeutung des Gottesdienstbesuchs und Begleitpersonen; Anlässe für Gottesdienstbesuche; gelegentlicher Besuch von Gottesdiensten mit besonderen Themen oder Formen; Besuchshäufigkeit von Kindergottesdiensten, kirchlichem Kindergarten und kirchlichen Kindergruppen in der Kindheit des Befragten; Motive für bzw. gegen den Gottesdienstbesuch an Heiligabend; Art der Beteiligung am Gemeindeleben; Gefühl, in der Gemeinde gebraucht zu werden; Wichtigkeit von Gemeinschaft und Zusammensein mit anderen in der Gemeinde; Wertschätzung der eigenen Tätigkeit in der Gemeinde; Einbringen eigener Fähigkeiten in die Tätigkeit; Motivation für das eigene Engagement am Gemeindeleben (verbindet mit der christlichen Tradition, Ort, den Glauben auszudrücken, Ort intensiver religiöser Erfahrung, wichtige Art, Menschen für den Glauben und die Kirche zu begeistern); Wunsch nach persönlichem Engagement in der Kirche; Meinung zum Kirchenaustritt; Gründe für den beabsichtigten Kirchenaustritt; Meinung zu ausgewählten Tätigkeitsbereichen der evangelischen Kirche; finanzielle Unterstützung der Kirche oder kirchlicher Organisationen; aktive und passive Mitgliedschaften; persönliche religiöse Themen; Häufigkeit des Austauschs über den Sinn des Lebens; Gesprächspartner, genutztes Medium und Gelegenheiten für diesen Austausch über den Sinn des Lebens; religiöser Austausch über den Sinn des Lebens; Gebetshäufigkeit; Rahmen für persönliche Gebete: Morgen- oder Abendgebet; Häufigkeit von Abend- oder Morgengebet mit ausgewählten Personen; Lesehäufigkeit in der Bibel; persönliche Bedeutung der Bibel; Einstellung zu Religion und religiösen Gruppen (Skala: alle religiösen Gruppen sollten die gleichen Rechte haben, Christentum als einzig akzeptable Religion, feste Glaubensüberzeugungen führen zu Intoleranz, religiöse Überzeugung wichtig für eigene Identität und Selbstverständnis, jede Religion hat Stärken und Schwächen aus der man sich das jeweils Beste herausholen sollte, Vielfalt religiöser Gruppen als Ursache für gesellschaftliche Konflikte, Religion des Einzelnen ist egal, sofern er sich an Gesetze hält); Selbsteinschätzung der Kenntnisse über die Bibel, das Christentum, mindestens eine andere Religion, Kirchenlieder sowie den eigenen Glauben anhand von Gegensatzpaaren; Häufigkeit von meditieren, fasten, Kerze anzünden und pilgern; persönliche Glaubenserfahrungen; Gottesglauben (Gefühl mit Gott oder einer spirituellen Macht in Kontakt gewesen zu sein, Gott greift in das eigene Leben ein, Glaube gibt Geborgenheit, Glaube an ein Leben nach dem Tod, Gott als Richter, Glaube an Gott trotz häufiger Zweifel und Unsicherheit, religiöse Suche, eins sein mit der Welt); Häufigkeit des Austauschs über religiöse Themen und persönliche Bedeutung dieses Austauschs; Austauschpartner über religiöse Themen (offene Nennungen); Geschlecht, Alter, Konfession dieser Personen, Bekanntheit der Personen untereinander sowie deren Beziehung zum Befragten und Verbundenheit mit diesen Personen; genutztes Medium für den Austausch über religiöse Themen; Konflikthäufigkeit bei religiösen Themen; Wunsch nach einem Austausch über religiöse Themen; Gesprächspartner vorhanden; Bewertung von Erfahrungen mit Amuletten, Steinen oder Kristallen, Sternen und ihren Konstellationen sowie mit Engeln und guten Geistern; allgemeine Lebenszufriedenheit; Beurteilung der eigenen wirtschaftlichen Lage und Veränderung in den letzten Jahren; Einstellung bezüglich Glauben und Krankheit (Gebete Dritter für die Gesundheit als Hilfe für den Befragten, Bereitschaft zur Teilnahme an Heilungsgottesdiensten, Bedeutung eines christlichen Krankenhauses im Krankheitsfall naher Angehöriger, Krankheit und Gesundheit als Fügung Gottes); Lebenszuversicht; häufiges Zurückdenken an die Vergangenheit; eigenes Leben war früher besser; häufiges Nachdenken über Endlichkeit des eigenen Lebens; Bereitschaft, im Leben Neues zu beginnen; Wertorientierung (Leben genießen, für andere da sein, Unabhängigkeit, hohes gesellschaftliches Ansehen, politisches bzw. gesellschaftliches Engagement, Leben in gleichmäßigen Bahnen); Häufigkeit ausgewählter Freizeitaktivitäten; präferierte Musikrichtungen; Nutzungshäufigkeit ausgewählter Medien; Nutzungshäufigkeit von E-Mails, Online-Computerspielen, SMS/MMS und Kontakten in Online-Communities; überwiegende Konfession der Menschen in der Wohngegend; Familienstand; kirchliche Trauung bzw. Segnen der Partnerschaft; Zusammenleben mit einem Partner; Religionsgemeinschaft des (Ehe)Partners; eine oder mehrere Ehen bzw. eingetragene Lebenspartnerschaften; Absicht zu kirchlicher Trauung; Wunsch nach kirchlicher Bestattung; Teilnahme an der Jugendweihe; generalisiertes Personenvertrauen; Vertrauen zu Mitgliedern ausgewählter Gruppen (persönlich bekannte Menschen, Personen, die man zum ersten Mal trifft, Personen mit anderer Religionszugehörigkeit sowie Personen, die der eigenen Religion angehören).
Konfessionslose wurden zusätzlich gefragt: schon immer konfessionslos oder früher evangelisch und aus der Kirche ausgetreten; Jahr des Kirchenaustritts und Austrittsgründe; Überlegungen zu einem Eintritt bzw. Wiedereintritt in die evangelische Kirche; Motivation für diese Überlegungen; Veränderung der Weltanschauung in Bezug auf religiöse Dinge seit dem Umzug von den neuen in die alten Bundesländer oder umgekehrt.
Demographie: Geschlecht; Alter; höchster Bildungsabschluss; angestrebter Schulabschluss; Erwerbsstatus; Dauer von Erwerbslosigkeit; berufliche Stellung des aktuellen bzw. früheren Berufs; Selbsteinschätzung der Schichtzugehörigkeit; Haushaltsgröße; Anzahl eigener Kinder; Kinder sind getauft; Anzahl der Kinder im Haushalt; Befragter hat eigenes Einkommen; Haushaltsnettoeinkommen; Wohndauer am Wohnort; Umzugshäufigkeit; aufgewachsen in den alten oder den neuen Bundesländern; Umzug von den neuen in die alten Bundesländer oder umgekehrt nach dem 15. Lebensjahr; Jahre seit dem Umzug; Veränderung der Religiosität seit dem Umzug; Selbsteinschätzung des Wohnortes (Urbanisierungsgrad); Bundesland des Wohnortes; Zusammenschluss der Kirchengemeinde mit einer anderen Gemeinde; Veränderung der Verbundenheit mit der Kirchengemeinde; Teilnahme an der letzten Bundestagswahl und Wahlverhalten (Zweitstimme); Teilnahmehäufigkeit an ausgewählten Wahlen (Kommunalwahl, Landtagswahl, Bundestagswahl, Europawahl, Kirchenvorstandswahl).
Interviewerrating: Ausgewählte Testgruppe (Konfessionslose, Evangelische); Anwesenheit weiterer Personen während des Interviews; Kooperationsbereitschaft des Befragten; Interviewdauer; Interviewdatum; Status der Wohnumgebung des Befragungshaushalts; Geschlecht und Alter des Interviewers.
Zusätzlich verkodet wurde: Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) Nummer, Fallnummer innerhalb KMU V, Fallnummer; Ortsgröße (BIK); Gewichtungsvariablen; Bundesland des Wohnortes mit Berlin nach Ost und West; Konfession Ost West.
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200 zusätzliche Bundesmilliarden für die Rente, aber nur eine Milliarde pro Jahr extra für die Bildung und keine mehr für den Kita-Ausbau? Es sieht so aus, als hätte Alt im Verteilungskampf gegen Jung den nächsten Punktsieg errungen. Ein Kommentar.
Bild: Charlotte Govaert / Pixabay.
NEULICH KRITISIERTE Nikolaus Blome in seiner SPIEGEL-Kolumne, die Jungen ließen sich "ausnehmen wie Weihnachtsgänse" und bezog sich auf das von ihm als "Rentenskandal" bezeichnete Rentenpaket II der Ampel-Koalition. Ich empfand das in Vorwurf und Formulierung übertrieben. Obgleich es in der Tat sehr einseitig anmutete, den schon bis zu 112 Milliarden Euro hohen jährlichen Steuerzuschuss zur Rente (den vor allem die Jungen tragen müssen) weiter massiv zu erhöhen, um den Anstieg der Rentenbeiträge zu drücken. Doch genau deshalb gefiel mir der ebenfalls im Paket enthaltene Plan, bis 2035 kreditfinanziert einen Kapitalstock von 200 Milliarden Euro aufzubauen und in Aktien und Anlagen zu investieren. Jedenfalls kam er deutlich schlauer daher als das schlichte Beharren auf einem Umlagesystem, das in seiner reinen Form längst von der Demografie überholt wurde.
Jetzt muss ich mein Urteil revidieren. Denn die teuren Renten-Pläne, auch die vergleichsweise sinnvollen, muss man im Kontext sehen zu der jetzt ebenfalls bekannt gewordenen Entscheidung der Bundesregierung, kein weiteres Investitionsprogramm für den Ausbau von Kitaplätzen aufzulegen. Obwohl der Koalitionsvertrag genau das angekündigt hatte. Dies ergab die am vergangenen Mittwoch veröffentliche Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Unionsfraktion im Bundestag, die zur Begründung auf die aktuelle Haushaltslage und die grundsätzliche Zuständigkeit der Länder verwies. Die Bundeselternvertretung der Kinder in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege sprach von "einer Absage an die Zukunft unserer Gesellschaft".
Irrationale Furcht vor der Gegenwehr der Älteren
Man könnte auch sagen: Alt erzielt den nächsten Punktsieg gegen Jung in einem ungleichen gesellschaftlichen Verteilungskampf, der die Interessen des Heute stets über die Interessen des Morgen stellt. Was deshalb möglich ist, weil die Politik, gleich welcher Couleur, sich nicht traut, Prioritäten gegen die wachsende Überzahl der Älteren durchzusetzen.
Eine Seitenbemerkung: Mir erscheint die politische Furcht vor der Gegenwehr der Älteren oft irrational, denn viele der Älteren sind sehr wohl Großeltern, Großonkel, Großtanten, Nachbarn und Freunde von jungen Familien mit (kleinen) Kindern und haben das entsprechende Problembewusstsein. Fest steht aber: Die Jungen haben keine Zeit für Gegenwehr, dafür sind sie viel zu sehr mit der Bewältigung ihres Alltags zwischen Arbeit, Kinderbetreuung und der Eigenvorsorge für ihre Zukunft beschäftigt.
Aber war da nicht etwas? Sagte nicht neulich erst Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zum wiederholten Male, der größte Fehler sei gewesen, "dass wir bei den Kindern zum Teil zu streng gewesen sind und mit den Lockerungsmaßnahmen wahrscheinlich etwas zu spät angefangen haben"? Woraufhin Tagesspiegel-Koluministin Sabine Rennefanz zu Recht anmerkte: "Wir? Er spielte in erster Reihe im Panikorchester, warnte vor Kindern als Virenschleudern, als Kinderärzte, Psychologen und Sozialarbeiter von weiteren Einschränkungen für die Jüngeren abrieten."
Tatsächlich wurde an vielen Stellen, auch hier im Blog, fast die gesamte Corona-Zeit über die Einseitigkeit der Lastenverteilung zulasten der Jungen kritisiert und vor den Folgen gewarnt. Das kollektive "Wir" eignet sich also nicht dazu, von der Politik getroffene Entscheidungen im Nachhinein als zwar falsch, aber nach Abwägen des damaligen Kenntnisstands als unvermeidbar zu rechtfertigen.
Statt Wiedergutmachung weitere Weichenstellungen zu Ungunsten der Jungen
Und überhaupt: Was haben die Kinder und jungen Menschen davon, wenn es im Nachhinein heißt, sie seien in der Pandemie über Gebühr in Freiheit und Entwicklung eingeschränkt worden – wenn bei den großen politischen Weichenstellungen, die sich seit Corona zur Wiedergutmachung geboten hätten, wieder zu Ungunsten der Jungen entschieden, ja die Schieflage zwischen den Generationen noch verschärft wird?
In Zahlen ausgedrückt: In den West-Bundesländern fehlen nach Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung rund 385.900 Kita-Plätze, im Osten weitere 44.700. Wir reden von fast 431.000 Startplätzen für hoffentlich erfolgreiche Bildungskarrieren in einem Land, das schon vor Corona die Bildungschancen extrem ungleich verteilte und durch die politischen Entscheidungen in der Pandemie einen weiteren kräftigen Schubs in Richtung sozialer Schieflage erhalten hat. Die ebenfalls im Koalitionsvertrag versprochene Fortführung des Sprachkita-Programms hatte das Familienministerium von Lisa Paus (Grüne) bereits lange vor der jetzigen Absage kassiert.
Und nach der Kita geht es so weiter: Voraussichtlich etwa eine Milliarde Euro pro Jahr würde die Fortsetzung des Digitalpakts Schule kosten, ein Hundertstel des aktuellen Rentenzuschusses, doch Bund und Länder belauern sich in den laufenden Verhandlungen. Erst vergangene Woche schien die Komplett-Absage bevorzustehen. Und für die eine Milliarde frisches Geld, die der Bund künftig pro Jahr für das "Startchancen"-Programm für Brennpunktschulen ausgeben will, feiert sich vor allem die FDP von Bundesfinanzminister Christian Lindner, als wären in den Koalitionsverhandlungen 2021 nicht ganz andere Investitionen für die Bildung diskutiert worden, die Lindner (ohne nachhaltigen Widerstand der Koalitionspartner) erst zur jetzigen Größe geschrumpft hat.
Die Zukunft soll selbst für die Zukunft zahlen
Vielsagend auch, dass etwa SPD und Grüne zusätzliche Investitionen in Bildung durchaus diskutieren, aber statt der Umpriorisierung von Staatsausgaben meist die kaum mehrheitsfähige Option von Steuererhöhungen zur Voraussetzung erklären – oder gar eine Reform der Schuldenbremse. Wobei letztere auf das Motto hinausliefe: Die Zukunft soll selbst für die Zukunft bezahlen – und für die Gegenwart gleich mit.
Denn auch im Zusammenhang mit dem geplanten Rentenpaket II redete kaum einer in der Ampel davon, dass allein die (sozial alles Andere als treffsichere) Rente mit 63 jeden Monat mit Milliarden zu Buche schlägt. Laut Presseberichten etwa im Juli 2023 mit 3,4 Milliarden Euro. Was drei Digitalpakten pro Monat entspricht und hochgerechnet aufs Jahr ziemlich genau der für 2024 geplanten Netto-Neuverschuldung des Bundes (39 Milliarden Euro). Dabei sind die über 400 Milliarden Euro neuen Krisen-Schulden, die der Gesamtstaat zwischen 2019 und 2022 gemacht hat, noch gar nicht berücksichtigt.
Das Mindeste, nachdem man der Jugend in solchen Ausmaßen an der Finanzierung der Gegenwart beteiligt hat, wäre, sie durch vernünftig ausgestattete Kitas, Schulen und Hochschulen in die Lage zu versetzen, mit diesem Erbe umzugehen. Sonst reden wir nicht mehr nur von mangelnder Fairness, sondern von volkswirtschaftlicher Dummheit. Etwas, über das das "Wir" der Ampel dringend nochmal nachdenken sollte.
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In München schätzen sich Familien glücklich, einen Kitaplatz zu ergattern. Die Nachfrage ist riesig – trotzdem schließt jetzt ein Träger und klagt gegen die Stadt: Sie mache den Weiterbetrieb wirtschaftlich unmöglich. Eine Geschichte über den Umgang mit dem Mangel.
Bild: Louisella Planeta / Pixabay.
ES IST EINE NACHRICHT zum Augenreiben. Rund 70.000 Kitaplätze fehlten Ende 2023 laut Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung allein in Bayern, um den tatsächlichen Bedarf zu decken. Besonders groß ist die Lücke in Metropolen wie München, doch ausgerechnet in der Landeshauptstadt verkündete jetzt ein Kita-Träger das Aus für eine Einrichtung mit 110 Kindern – weil sich der Betrieb wirtschaftlich nicht lohne.
"Mit großem Bedauern" müsse man die Schließung der Kita Brunnbach im Stadtteil Oberföhring zum 31. August 2024 bekanntgeben, teilte "KMK kinderzimmer" mit, Betreiber von rund 40 Kitas in Hamburg – und bislang einer in München mit. Schuld sei die Einführung eines neuen städtischen Finanzierungssystems. "Die bisherige Münchner Förderformel (MFF) stellte die wirtschaftliche Grundlage für den Betrieb unserer Kita dar." Leider sei eine Fortführung unter den neuen Bedingungen des sogenannten "Defizitausgleiches" von September 2024 an "nicht darstellbar".
Gespräche über eine mögliche Lösung für die Kita seien von der Stadt Ende Mai "für uns überraschend und grundlos abgebrochen" worden, sagt Daniel Grimm, Geschäftsführer von "KMK kinderzimmer". Deshalb habe die Schließungs-Information erst jetzt an Eltern und Mitarbeitende gehen können, "kaum drei Monate vor Beginn des neuen Kita-Jahres. Diesen Umstand bedauern wir zutiefst."
Die Kündigung sei nach Auffassung des städtischen Referats für Bildung und Sport unwirksam, teilte die Pressestelle der Landeshauptstadt München mit. Man arbeite derzeit mit Hochdruck an einer Lösung, um die Plätze für die Kinder der Einrichtung zu sichern. Was ist da los?
Lohnen private Investitionen künftig nicht mehr?
Über die alte Münchner Förderformel erhielten die teilnehmenden Kita-Träger laut "KMK kinderzimmer" zusätzlich zur Landesförderung pauschal durchschnittlich 465 Euro pro Kind und Monat, wobei die genaue Höhe von Kinderzahl, individuellem Förderbedarf und weiteren Standortfaktoren abhing. Weil die Träger mit dem Geld grundsätzlich frei umgehen konnten, habe man, so "KMK kinderzimmer", durch wirtschaftliches Handeln "Gewinne in moderatem Umfang" erzielen können. Durch das neue Defizitsausgleichssystem werde wirtschaftliches Handeln jetzt nicht mehr honoriert, sondern es würden nur noch anfallende Verluste übernommen.
"Ohne die Möglichkeit, als Träger moderate Gewinne erwirtschaften oder entsprechende Rücklagen bilden zu können, werden keine weiteren privaten Investitionen in das Kita-Angebot in München erfolgen können", findet "KMK kinderzimmer". Der weitere Ausbau des Betreuungsangebots in München sei gefährdet, viele Münchner Familien stünden vor der Frage, ob sie sich die Betreuung ihrer Kinder künftig noch würden leisten können. "Das ist auch mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein fatales Signal."
Laut Pressestelle der Landeshauptstadt liegen derzeit allerdings keine weiteren außerordentlichen Kündigungen von Betriebsträgern vor. Insgesamt befinden sich in München über 200 Kitas in sogenannter Betriebsträgerschaft, das heißt: Geeignete Interessenten können sich auf ein städtisches Gebäude bewerben, die Einrichtungen werden mithilfe eines Trägervertrages auf Zeit zum Betrieb überlassen, mit ordentlicher Kündigungsfrist.
Ein Träger hat laut Stadt-Pressestelle angekündigt, zum 1. September 2025 "mehrere Einrichtungen mit hohem Personalmangel eventuell zurückzugeben". Die neue Münchner Kitaförderung, betont die für Bildung zuständige Pressesprecherin Corinna Kreiler, sei attraktiv und zum Betrieb einer Kindertageseinrichtung in München "auskömmlich". Die Finanzierung von Gewinnen aus öffentlichen Geldern sei allerdings nicht möglich, hier seien der Landeshaupstadt die Hände gebunden – "schließlich geht es um Steuergelder".
Das alte Fördersystem verwarf das Bayerische Verwaltungsgericht
Es werde vergessen, dass aktuell rund 13.000 Münchner Kinder von privaten Kita-Trägern betreut würden, die einen Großteil der hierfür erforderlichen Investitionen selbst getragen hätten, hält "KMK kinderzimmer" entgegen, weshalb man zeitnah Klage beim Landgericht München "auf Feststellung der Wirksamkeit der Kündigung und zur Geltendmachung unseres wirtschaftlichen Schadens" einreichen werde. Die Landeshauptstadt teilte mit, sie weise
die Ansprüche zurück.
Warum aber hat man die alte Förderpraxis überhaupt geändert? Weil sie vom Bayerischen Verwaltungsgericht als unzulässiger Eingriff in die Berufsfreiheit der Kita-Träger gewertet worden war. "Zu Recht", sagt auch "KMK kinderzimmer". Aber warum, fragt der Träger, dann gleich die ganze Förderlogik auf den Kopf stellen? Statt Abschaffung, findet "KMK Kinderzimmer", wäre doch auch eine Anpassung der MFF möglich gewesen.
In Hamburg etwa, wo der Träger alle seine übrigen Kitas betreibt, gibt es seit zwei Jahrzehnten ein rein kindbezogenes Gutschein-System mit einem einheitlichen pauschalen Entgelt, das sich am Alter des Kindes und der Betreuungsdauer orientiert. Und privaten Trägern ermöglicht, Gewinne zu erzielen. "Da in Hamburg keine Investitionsförderung für Kitas (mehr) besteht, sind die Gewinne für den Ausbau des Kita-Angebots auch unbedingt erforderlich", betont der "KMK kinderzimmer".
Elternbrief: "Völlig unvorbereitet getroffen und entsetzt"
"Die angekündigte Schließung hat uns alle völlig unvorbereitet getroffen und entsetzt", schrieben unterdessen die Elternvertreter der Kita "Brunnbach" in einem Offenen Brief an die Stadt und fordern zumindest eine Übergangslösung über den 31. August hinaus, um Zeit für eine mögliche Langfristlösung oder Alternativen der Betreuung zu finden. Man wolle sich nicht in die "Untiefen der Lokalpolitik" begeben, schreiben die Eltern weiter. Ganz generell bleibt aber zu konstatieren, dass hier im Ergebnis ein seit Eröffnung der Kita im Jahr 2020 mühsam aufgebautes und nun gut funktionierendes System, das über 100 Kindern eine tägliche hochwertige Betreuung, entsprechend ca. 200 Eltern die Freiheit einem Beruf nachzugehen und geschätzt 30 Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz zerstört wird."
Wenn die Stadt München meine, besser geeignet zu sein, hochwertige Kinderbetreuung in ausreichender Anzahl und zu sozialverträglichen Konditionen sicherzustellen als private Träger, dann, so fordern die aufgebrachten Eltern, "soll sie der Aufgabe gerne nachkommen – die derzeitige desaströse Situation in München zur Kinderbetreuung lässt an dieser Fähigkeit aber große Zweifel aufkommen."
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