Dieser Beitrag betrachtet auf Basis der bundesweiten Befragungsstudie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS), die zwischen April 2019 und September 2020 durchgeführt wurde, ausgewählte Indikatoren der gesundheitlichen Lage der erwachsenen Bevölkerung ab 18 Jahren (n = 22.708). Dazu zählen Indikatoren zum selbsteingeschätzten Gesundheitszustand, zur depressiven Symptomatik sowie zu körperlichen chronischen Krankheiten und Beschwerden. Im jungen Erwachsenenalter (18 – 44 Jahre) berichten über 80 % eine gute oder sehr gute subjektive Gesundheit. In dieser Lebensphase liegen die meisten chronischen Krankheiten und Beschwerden selten vor, jedoch treten häufig Allergien sowie nicht selten Asthma bronchiale und eine depressive Symptomatik auf. Ab dem mittleren Erwachsenenalter (ab 45 Jahren) zeigt sich ein schrittweiser Prävalenzanstieg chronischer Erkrankungen wie Herz- Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen und Arthrose bis in das hohe Erwachsenenalter. Über 60 % der älteren Erwachsenen (ab 65 Jahren) geben eine chronische Krankheit oder ein lang andauerndes gesundheitliches Problem an, nur noch die Hälfte berichtet eine gute oder sehr gute subjektive Gesundheit. Allergien und depressive Symptome sind in dieser Lebensphase rückläufig. Bei einigen Krankheiten zeigen sich zudem Unterschiede nach Geschlecht und Bildung. Der Beitrag belegt die hohe Public-Health-Relevanz altersassoziierter körperlicher chronischer Erkrankungen und gesundheitsbedingter Einschränkungen im Alltag in einer Gesellschaft des demografischen Wandels, aber auch den Versorgungsbedarf einiger Gesundheitsprobleme bereits im jungen Erwachsenenalter.
Mit Blick auf die demografischen Ungleichgewichte des deutschen Hochschulsystems stehen ostdeutsche Hochschulen vor der Herausforderung, Strategien zu entwickeln, mit denen es gelingt, sowohl westdeutsche Studienanfänger zu mobilisieren, als auch ostdeutsche Studienanfänger in der Region zu halten. An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wird deshalb im Januar und Februar 2009 eine Studierendenbefragung durchgeführt, um Gründe der Studien- und Hochschulwahl sowie die Bedeutung einzelner studienbezogener Informationsquellen in Erfahrung zu bringen. Zudem werden Erkenntnisse über die Bewertung der Studienbedingungen in Halle gewonnen. Von besonderem Interesse ist dabei, ob die Gruppen der ostdeutschen und westdeutschen Studienanfänger durch bedeutsame Unterschiede gekennzeichnet sind. Der Forschungsbericht präsentiert Ergebnisse dieser Befragung und zieht einige Schlussfolgerungen für die strategische Positionierung der Martin-Luther-Universität bzw. Halles als Hochschulstandort. Dabei gliedern sich die Ausführungen in folgende Punkte: (1) Soziodemografische Merkmale der Befragten, (2) Gründe der Studienwahl, (3) Gründe der Hochschulwahl, (4) genutzte Informationsquellen und deren Bewertung, (5) Erwartungen vor Studienbeginn und Erfahrungen, (6) Bewertung der Studienentscheidung und Wechselabsichten sowie (7) Wünsche für Halle als Studienort. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ergebnisse insgesamt die Bedeutung der Martin-Luther-Universität für Studienberechtigte in der Region unterstreichen. Zudem bezeugt die weitgehend positive Beurteilung der Studienbedingungen an der Martin-Luther-Universität eine relativ hohe Zufriedenheit mit dem Lehr- und Verwaltungspersonal aber auch mit der inhaltlichen und zeitlichen Abstimmung der Lehrveranstaltungen. Die Diskussion der Ergebnisse gibt darüber hinaus aber auch einige Anhaltspunkte für die Positionierung der Martin-Luther-Universität und der Stadt Halle im Wettbewerb um ost- und westdeutsche Studierende bzw. verweist auf interessante Ansatzpunkte für vertiefende Studien. (ICG2)
Die niedrige Kinderzahl und die hohe Kinderlosigkeit von Akademikerinnen sind ein markantes Phänomen der westdeutschen Geburtenentwicklung. Nicht nur in der Forschung, sondern auch in den Medien wurde dieser Aspekt häufig thematisiert. Seit der Sondererhebung des Mikrozensus 2008 hat sich die Datenlage zur Kinderlosigkeit zwar deutlich verbessert, jedoch lässt sich die Entwicklung der Kinderzahl nach Bildungsunterschieden gerade für jüngere Kohorten damit weniger erfassen. Wie entwickelt sich die Geburtenrate von Akademikerinnen in Deutschland? Setzt sich der Rückgang fort oder ist eine Trendwende in Sicht? Wie unterscheiden sich dabei West- und Ostdeutschland? Diese Fragestellungen sind aktuell von Interesse, da sich durch den Ausbau der Kinderbetreuung, das Elterngeld und die Bemühung der Arbeitgeber nach weiblichen Fachkräften die Rahmenbedingungen speziell für Akademikerinnen verändert haben. Der Beitrag zeigt die Geburtenentwicklung von Akademikerinnen und einzelnen Berufsgruppen seit den 1970er Jahren mit besonderem Schwerpunkt auf den aktuellsten Entwicklungen. Durch ein neues Schätzmodell (CFR34+), das die endgültige Kinderzahl 34-jähriger Frauen auf Basis altersspezifischer Fertilitätsraten hochrechnet, lassen sich auf neuartige Weise aktuelle demografische Entwicklungen bei Akademikerinnen zeigen. Datenbasis sind die Mikrozensen von 1973 bis 2011. Das zentrale Ergebnis ist, dass der Geburtenrückgang bei Akademikerinnen in West- und Ostdeutschland gestoppt ist. Dabei sind sogar kleine Anzeichen eines Anstiegs der Kohortengeburtenrate sichtbar. Diese Entwicklung beruht auf einem zunehmenden Recuperation-Effekt bei über 34-jährigen Akademikerinnen. Während in Ostdeutschland die Unterschiede zwischen Bildungsgruppen gering sind, liegt in Westdeutschland die Kinderzahl von Nichtakademikerinnen deutlich über der von Akademikerinnen. Zudem unterscheiden sich die Kinderzahlen erheblich zwischen den einzelnen Berufsgruppen. Die Befunde zeigen, dass sich hinter der Konstanz der zusammengefassten Geburtenrate (TFR) dynamische Veränderungen verbergen - mit zum Teil erheblicher politischer Brisanz. Sie zeigen, dass erhebliche Verschiebungen bei altersspezifischen Geburtenraten und innerhalb von Bildungsgruppen stattfinden, die frühzeitig auf mögliche Trendwenden der Geburtenentwicklung in Deutschland hindeuten können.
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Bildung, Arbeit und Lebenschancen, Forschungsgruppe Public Health, Band 2008-301
"Demografische und epidemiologische Entwicklungen lassen einen erheblich erhöhten Druck auf die medizinische und pflegerische Versorgung erwarten. Daraus ergibt sich die Dringlichkeit zweier gesellschaftspolitischer Ziele: die Gesundheit der Älteren zu erhalten sowie ihre Potentiale zu nutzen. Da sich gesundheitliche Ungleichheit bis ins hohe Alter fortsetzt, sind sozioökonomische und gesundheitliche Ungleichheit und die Zusammenhänge zwischen ihnen sind wichtige Themen im Zusammenhang mit Prävention, auch im Alter. Im vorliegenden Paper werden daher Eckpunkte für primärpräventive Strategien mit benachteiligten Älteren entwickelt. Der erste Teil des vorliegenden Discussion Papers fasst den derzeitigen Stand zu Gesundheits- und Krankheitsmustern sowie Befunde zur sozial bedingten Ungleichheit der Gesundheitschancen bei älteren Menschen zusammen. Im zweiten Teil werden theoretische und empirische Ansatzpunkte zum Verständnis des Zusammenhangs zwischen sozioökonomischer und gesundheitlicher Ungleichheit aufgezeigt: Bourdieus Konzepte des ökonomischen, kulturellen und sozialen Kapitals sowie Befunde zum Verhältnis von Bildung und gesellschaftlicher Partizipation im Alter. Auf diesem Hintergrund wird ein soziallagensensibles Modell der Kontext- und Prozessfaktoren für aktives und gesundes Altern vorgestellt. Im dritten Teil wird eine Standortbestimmung für geeignete primärpräventive Interventionsstrategien für benachteiligte Ältere unternommen. Der Stadtteil (die Kleinstadt, das Dorf) wird als relevantes Setting für präventive Strategien eingeführt und begründet. Im Anschluss werden Ergebnisse einer im Jahr 2005 durchgeführten Pilotrecherche zum Thema 'stadtteilbasierter Gesundheitsförderung für benachteiligte ältere Menschen' dargestellt: Erfolgreiche Projekte arbeiten zielgruppenspezifisch, aktivierend und partizipativ. Bedürfnisse der Zielgruppen betreffen breite Themenspektren. Die Unterstützung sozialer Vernetzung älterer Menschen gilt als zentral. Erfolgreiche Projekte bauen auch auf lokale Akteursnetzwerke, um Ressourcen im Stadtteil zu erschließen. Evaluation und Qualitätsmanagement befinden sich noch im Anfangsstadium. Abschließend werden Schlussfolgerungen für den bestehenden Forschungsbedarf gezogen." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4405-4419
In dem demografischen Beitrag zur Entwicklung der Fertilität in Deutschland stellen die Autoren ihr Forschungsprojekt 'Freunde, Familie und das eigene Leben' vor, das von den folgenden Forschungsfragen geleitet wird: (1) Welche Vorstellungen, Erwartungen, Wünsche und Pläne haben junge Erwachsene in Ost- und Westdeutschland hinsichtlich Familiengründung oder Familienerweiterung? (2) Wie sehen die Strukturen und die Beziehungen in ihren sozialen Netzwerken aus? Welche Kanäle und Mechanismen sozialer Einflussnahme lassen sich für die Entscheidung zur Elternschaft ermitteln? Der Schwerpunkt des Aufsatzes liegt auf der Darstellung des Forschungsdesigns und der methodischen Besonderheiten, die im ersten Abschnitt in ihren Vor- und Nachteilen diskutiert werden. Dabei finden auch die Erfahrungen aus der Datensammlung (derzeitiger Stand: etwa ein Drittel der vorgesehenen Interviews) Berücksichtigung. Verwendet wird ein Methodenmix aus einem halbstrukturierten Leitfadeninterview, einer Netzwerkkarte und einer Netzwerktabelle sowie am Ende des Interviews einem Kurzfragebogen zur Erfassung soziodemografischer Daten. Eine Besonderheit ist die Auswahl der Befragten: interviewt werden jeweils eine(n) Hauptbefragte(n) und drei ihrer/seiner wichtigsten Netzwerkpartner. Der zweite Abschnitt gibt einige beispielhafte Einblicke in das gesammelte Material. Ein Beispiel verdeutlicht, welcher Art die Erzählungen über soziale Einflüsse sind, welche die Forscher in ihren Interviews erhalten. Zwei weitere Beispiele verdeutlichen, welcher Art die Strukturdaten sind, die man mit Hilfe der Netzwerkkarte ermitteln kann, wobei hierfür die Netzwerkgröße und die Dichte des Netzwerks herausgegriffen wird. Die Datensammlung ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen und es konnten erst einige wenige Einblicke in das reichhaltige empirische Material gewonnen werden; das Analysepotential dieser Daten ist jedoch bemerkenswert. (ICG2)
Österreich weist im internationalen Vergleich eine hohe Abgabenbelastung auf. Im Jahr 2017 betrug die Abgabenquote 42,4 Prozent des BIP und damit deutlich mehr als im Durchschnitt der EU-Mitgliedstaaten mit 40,2 Prozent. Die hohe Belastung betrifft insbesondere den Faktor Arbeit mit Einkommensteuer, Dienstnehmerbeiträgen und Lohnnebenkosten aber auch die Körperschaftsteuer. Daher hat sich die Bundesregierung im Regierungsprogramm das Ziel der Reduktion der Abgabenquote gesetzt Nach den ersten Schritten zur Entlastung der Bevölkerung über den Familienbonus oder die Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge für Geringverdienerlnnen werden durch die am 30. April 2019 präsentierte Steuerreform weitere Maßnahmen angegangen. Die Vorschläge des Ministerratsvortrags über die Reformmaßnahmen der Jahre 2020 bis 2022 sehen eine Senkung der Abgabenbelastung um 6,5 Mrd. Euro vor. Die größten Brocken entfallen auf eine Reduktion der Sozialversicherungsbeiträge für Geringverdienerlnnen in Höhe von knapp 900 Mio. Euro, eine Tarifreform in der Lohn- und Einkommensteuer mit 3,9 Mrd. Euro sowie eine Senkung der Körperschaftsteuer mit einem Volumen von 800 Mio. Euro im Jahr 2022. Darüber hinaus ist eine weitere Senkung der Körperschaftsteuer um 800 Mio. Euro auf 21 Prozent im Jahr 2023 vorgesehen, so dass die Gesamtentlastung 7,3 Mrd. Euro ausmacht. Im Vorfeld des Ministerratsvortrags hat EcoAustria die ökonomischen Auswirkungen der wesentlichen Reformmaßnahmen für das Bundesministerium für Finanzen analysiert. Die Simulation mit dem Makromodell PuMA (,.Public policy Model for Austria") zeigt, dass die Senkung der Abgabenbelastung das Bruttoinlandsprodukt bis zum Jahr 2035 um rund 1,6 Prozent höher ausfallen lassen wird als ohne Reformmaßnahmen. Bereits bis zum Ende der Legislaturperiode ist mit einem zusätzlichen Wachstum von über 1 Prozent zu rechnen. Dies ist mit einer kräftigen Belebung des Arbeitsmarktes verbunden. Die Beschäftigung wird um über 1,1 Prozent bzw. 49.700 Personen höher ausfallen als ohne Abgabenreform. Dies ist mit einer 0,5 Prozentpunkte niedrigeren Arbeitslosenquote nach EU-Definition verbunden. Die Steuerentlastungen schlagen sich kräftig in den verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte sämtlicher Einkommensgruppen nieder. Die Nettostundenlöhne und der reale private Konsum legen jeweils um rund 3,2 Prozent zu. Somit entstehen mehr Wohlstand und Konsummöglichkeiten für die Bürgerinnen. Durch das kräftigere Wachstum aufgrund des Reformpakets steigen auch die Steuereinnahmen, so dass sich die Reform zum Teil selbst finanziert Daneben soll die Finanzierung laut Bundesregierung über Budgetüberschüsse der kommenden Jahre erfolgen, die sich aus der guten budgetären Ausgangssituation in Verbindung mit der wirtschaftlichen Entwicklung ergeben. Zudem plant die Bundesregierung im System zu sparen und u.a. Steuerlücken zu schließen. Darüber hinaus bestehen bei den öffentlichen Ausgaben in Österreich sowohl im internationalen Vergleich als auch im Vergleich zwischen den Bundesländern Effizienzpotenziale von mehreren Milliarden, die gehoben werden könnten, ohne die öffentlichen Leistungen für die Bürgerinnen zu verschlechtern. Daher ist geplante Reform finanzierbar, ohne die Solidität der öffentlichen Finanzen zu gefährden. Insgesamt ist die Steuerreform ein wichtiges Paket für mehr Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung in Österreich. Allerdings zeigen weitere Analysen von EcoAustria (siehe Berger et al. 2018 sowie Strohner & Thomas 2019), dass die Abgabenbelastung ohne weitere Reformen aufgrund der Kalten Progression und steigender öffentlicher Ausgaben in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Pensionen als Folge der demografischen Entwicklung wieder ansteigen wird. Weitere Strukturreformen sind demnach angezeigt.
2,6 Millionen Menschen sind als pflegebedürftig anerkannt – sehr viel mehr Hilfsbedürftige erhalten Unterstützung durch Angehörige Die Zahl der Pflegebedürftigen ist zwischen 1999 und 2013 um 30 Prozent gestiegen. Fast drei Viertel der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt. Nicht alle Unterstützungsbedürftigen beziehen Leistungen aus der Pflegeversicherung. Schätzungen gehen von insgesamt 4 bis 5 Millionen Personen aus, die informelle Unterstützung und Pflege erhalten. Es gibt zwischen 3 und 5 Millionen private Pflegepersonen. Die Pflege von Angehörigen verteilt sich oft auf mehrere Schultern, die Hauptlast tragen meist weibliche Familienmitglieder. Jeder Sechste zwischen 40 und 85 Jahren unterstützt Angehörige Regelmäßige Unterstützung wird vor allem von Personen im jungen Seniorenalter geleistet. Ein Viertel aller Frauen zwischen 60 und 64 Jahren und ein knappes Fünftel der gleichaltrigen Männer unterstützt andere aus Gesundheitsgründen. Ein Drittel der unterstützenden Angehörigen leistet Pflege im engeren Sinne. Das heißt, 4,5 Prozent der 40- bis 85- Jährigen erbringen Pflegeleistungen – privat oder ehrenamtlich. Über 70-Jährige leisten den höchsten zeitlichen Umfang an Unterstützung Zwar nimmt mit dem Eintritt ins Rentenalter der Anteil derer ab, die andere unterstützen. Allerdings steigt im hohen Alter (ab dem 80. Lebensjahr) der Anteil der Pflegeaufgaben an der geleisteten Unterstützung. Erbringen Personen in diesem Alter für andere Hilfe und Unterstützungsleistungen, so handelt es sich größtenteils um Pflege. Damit verbunden steigt im Alter auch der Zeitaufwand der Hilfeleistung: 40- bis 54-Jährige unterstützen im Durchschnitt 8,1 Stunden pro Woche, 55- bis 69-Jährige 11,8 Stunden und 70- bis 85-Jährige 13,4 Stunden. Jede dritte Pflegeperson fühlt sich stark oder sehr stark belastet Frauen fühlen sich deutlich stärker belastet (39,2 Prozent) als Männer (20,3 Prozent). In den höheren Altersgruppen wird eine stärkere Belastung empfunden als in den jüngeren, was jedoch in erster Linie auf die Männer zutrifft. Zwei Drittel der informell Pflegenden unter 65 Jahren sind erwerbstätig Die Erwerbstätigkeit wird aufgrund der Pflege oft eingeschränkt. 34 Prozent der bei Pflegebeginn erwerbstätigen Hauptpflegepersonen schränken ihren Erwerbsumfang ein, 15 Prozent geben die Erwerbstätigkeit ganz auf. Das ist auch Ausdruck für mangelnde Möglichkeiten, Pflege und Erwerbstätigkeit zu vereinbaren. Erwerbstätige sehen große Vereinbarkeitsprobleme zwischen Beruf und Pflege 72 Prozent der Erwerbstätigen schätzen die derzeitigen Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege als eher oder sehr schlecht ein. Beschäftigte wünschen sich vorrangig Möglichkeiten, ihre Arbeitszeit oder die Arbeitsgestaltung im Fall der Pflege flexibler gestalten zu können. Obwohl die Unternehmen die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zunehmend als bedeutsam erkennen, geben nur 20 Prozent von ihnen an, betriebsinterne Angebote für pflegende Angehörige zu haben. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird weiter steigen, das Potenzial an pflegenden Angehörigen jedoch abnehmen Bis 2030 sind bis zu 3,5 Millionen Pflegebedürftige zu erwarten, die für informelle Pflege verfügbare Zahl von Angehörigen wird dagegen rückläufig sein. Dafür sorgen Veränderungen in der demografischen Struktur der Bevölkerung, aber auch andere Faktoren wie veränderte Familienstrukturen, größere Wohnentfernungen zwischen den Generationen und steigende Erwerbsquoten von Frauen im mittleren und höheren Erwerbsalter.
Kulturpolitik in Deutschland ist in erster Linie städtische Kulturpolitik, die auf städtische Infrastruktur und Nutzergruppen ausgerichtet ist. Die Spaltung kultureller Teilhabe ist deshalb neben soziodemografischen Faktoren auch regional strukturiert. Auch wenn der ländliche Raum in aktuellen kulturpolitischen Diskursen implizit eine Rolle spielt, u. a. bei den Themenfeldern Demografischer Wandel, Regionalentwicklung oder Zivilgesellschaft, werden die strukturellen und sozialen Besonderheiten dieses Raums und deren Relevanz für Kulturpolitik aber nicht explizit thematisiert. Ein starkes Gefälle zwischen den Diskursen, die Themen städtischer Kulturpolitik betreffen, und denen der Kulturpolitik für ländliche Räume kennzeichnet daher das kulturpolitische und das kulturpolitikwissenschaftliche Feld. Dennoch gibt es eine Vielzahl von Akteuren, die kulturpolitisch im ländlichen Raum aktiv sind, über deren kulturpolitisches Wirken bisher wenig bekannt ist. Diese Forschungslücke will das Forschungsvorhaben schließen. Im Rahmen einer Politikfeldanalyse wird mit Hilfe von 28 Experteninterviews das (kultur-)politische Handeln von Akteuren ländlicher Kulturpolitik im Bundesland Niedersachsen untersucht, um herauszufinden, welche Akteure mit welchen Zielen Kulturpolitik für den ländlichen Raum betreiben und ob dabei strukturelle und soziokulturelle Besonderheiten des ländlichen Raums berücksichtigt werden. Ziel der Arbeit ist es damit zum einen, eine empirisch gestützte Ortsbestimmung von Kulturpolitik in ländlichen Räumen und für ländliche Räume in Niedersachsen vorzunehmen, und zum anderen Aspekte zu identifizieren, die eine gegenstandsangemessene Kulturpolitik für den ländlichen Raum leiten können. Darüber hinaus möchte die Arbeit einen Beitrag zur Theoriebildung im Rahmen der Kulturpolitikwissenschaft leisten. Insbesondere politikwissenschaftliche Ansätze haben bisher nur vereinzelt Eingang in die Kulturpolitikforschung gefunden. Deshalb soll überprüft werden, inwiefern politikwissenschaftliche Theorien wie der akteurszentrierte Institutionalismus sowie Governance-Theorien für die Kulturpolitikforschung nutzbar gemacht werden können. Zentrales Ergebnis der Forschungsarbeit ist, dass es DEN ländlichen Raum nicht gibt und damit auch nicht DIE ländliche Kulturpolitik. Dennoch konnten spezifische kulturpolitische Handlungsfelder identifiziert werden. Zunächst muss der ländliche Raum wieder in die Lage versetzt werden, politisch handlungsfähig zu sein. Das bedeutet v. a. eine Reform der kommunalen Finanzausstattung sowie die Verbesserung der Fachlichkeit der kulturpolitisch Verantwortlichen in den Kommunen. Darüber hinaus bedarf eine zeitgemäße Kulturpolitik auf lokaler Ebene einer stärkeren Koordination sowohl zwischen Politik, Verwaltung, Institutionen und Zivilgesellschaft als auch zwischen unterschiedlichen Kommunen. Letzteres wird aber durch ein starkes Beharren der politischen Akteure auf kulturpolitischer Souveränität erschwert. Auch wenn lokal orientierte Kulturpolitik in erster Linie Aufgabe der Kommunen ist, trägt die Landespolitik, v. a. in einem Flächenland, besondere Verantwortung für die kulturelle Weiterentwicklung des ländlichen Raums, jenseits von Leuchtturmförderung. Neben der besseren finanziellen Ausstattung vorhandener kulturpolitischer Steuerungsinstrumente für den ländlichen Raum ist v. a. ein Förderinstrument notwendig, dass breitenkulturelle Akteure finanziell unterstützt und diese dabei nicht an den Maßstäben künstlerische Qualität oder Innovationspotential misst. Dafür ist es allerdings erforderlich, dass die Kulturpolitik aller Ebenen darauf verzichtet, Bildungsideale und Qualitätsstandards der Hochkultur auf die Breitenkultur zu übertragen. Eine wichtige Erkenntnis ist darüber hinaus, dass Kulturpolitik, will sie ihrem selbstgestellten Anspruch, Gesellschaftspolitik zu sein, gerecht werden, sich stärker mit anderen Politikfeldern vernetzen muss. Denn das wichtigste Kriterium für den politischen und wissenschaftlichen Diskurs über ländliche Räume ist, dass er interdisziplinär geführt werden muss.
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Bedeutende Veränderungen prägten die jüngere politische Geschichte Polens. Nachdem der Kommunismus in den 1990er Jahren zusammenbrach, entwickelte sich Polen zu einer demokratischen Republik mit Mehrparteiensystem. In den letzten Jahren ist es jedoch unter der Regierung der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) zu einer Verschiebung hin zu autoritären und rechtspopulistischen Tendenzen gekommen. Diese Entwicklung hat zu tiefgreifenden Veränderungen in der Justiz, den Medien und anderen staatlichen Institutionen geführt. Sie hat national und international Besorgnis ausgelöst.Der Artikel "Der Populismus kann besiegt werden" von Piotr Buras wurde am 16. Oktober 2023 veröffentlicht. Er beleuchtet den Wahlsieg der demokratischen Oppositionsparteien in Polen. Für den Kampf gegen den Populismus in Europa könnte dieser Erfolg historisch werden. Piotr Buras zieht Parallelen zur Solidarność-Bewegung, die 1989 den Kommunismus in Polen zu Fall brachte und betont, dass der Sieg der Opposition zeigt, dass der Aufstieg des rechten und antieuropäischen Populismus gestoppt werden kann.In der Parallele mit der Solidarność-Bewegung und dem Fall des Kommunismus liegt die historische Bedeutung der polnischen Wahlen 2023. Die Solidarność-Bewegung war ein wesentlicher Faktor beim Sturz des kommunistischen Regimes in Polen. Dieses Ereignis führte zu tiefgreifenden politischen und sozialen Veränderungen in ganz Osteuropa. Die Wahlen im Jahr 2023 könnten einen ähnlichen Wendepunkt widerspiegeln.Als Zeichen des Widerstands gegen populistische Tendenzen in Europa wird der Erfolg der demokratischen Opposition gegen die populistische PiS-Regierung gewertet und als Wiedererstarken demokratischer Prinzipien und Werte interpretiert. Das Wahlergebnis ist daher nicht nur von nationaler, sondern auch von europäischer Bedeutung. Es zeigt, dass populistische Bewegungen und Regierungen durch demokratische Prozesse herausgefordert und überwunden werden können.Die Analyse der Ergebnisse der Wahlen beinhaltet eine detaillierte Betrachtung der Wahlbeteiligung und der demografischen Zusammensetzung der Wähler. Die starke Einbindung der polnischen Bevölkerung in politische Prozesse zeigt sich in der hohen Wahlbeteiligung von 73 Prozent. Die Mehrheit, die von den liberalen und demokratischen Kräften errungen wurde, hat weitreichende Folgen. Der Wahlsieg signalisiert eine Abkehr vom bisherigen populistischen Kurs. Er deutet auf eine Rückbesinnung auf liberale und pro-europäische Werte hin. Dieser Wandel könnte sowohl für die Innenpolitik als auch für die Rolle Polens in der Europäischen Union von Bedeutung sein.Die anhaltende Unterstützung für rechte und extremistische Parteien kennzeichnet die politische Spaltung in Polen. Verschiedene soziale und politische Faktoren sind für diese Unterstützung verantwortlich. Zum einen spielen historische und kulturelle Hintergründe eine Rolle. Zum anderen wirken sich wirtschaftliche Disparitäten und regionale Unterschiede aus. Viele Wählerinnen und Wähler fühlen sich von den traditionellen Parteien nicht vertreten. Sie wenden sich rechten Parteien zu, die einfache Lösungen für komplexe Probleme versprechen. Diese Spaltung stellt eine Herausforderung für die Einheit des Landes dar und beeinflusst die politische Landschaft maßgeblich.Die neue Regierung steht vor der gewaltigen Aufgabe, das Erbe der PiS rückgängig zu machen. Insbesondere gilt es, die Unabhängigkeit der Justiz wiederherzustellen und Polen an europäische demokratische Standards heranzuführen. In diesem Prozess der demokratischen Erneuerung hat die Zivilgesellschaft eine zentrale Rolle gespielt. Zur Mobilisierung der Wählerschaft und zur Gestaltung des politischen Diskurses trugen Bewegungen, Informationskampagnen und ein breites bürgerschaftliches Engagement bei.Für andere Demokratien, die mit Populismus zu kämpfen haben, dienen die Erfahrungen Polens als Vorbild. Die aktive Rolle der Zivilgesellschaft in Polen unterstreicht ihre Bedeutung, demokratische Prozesse weltweit zu verteidigen. Mit Blick auf die Zukunft hat die neue polnische Regierung einen schwierigen Weg vor sich. Sie muss nicht nur die Folgen der Vorgängerregierung bewältigen, sondern auch langfristig demokratische Stabilität sichern. Dies bedeutet, die Rechtsstaatlichkeit wiederherzustellen, die Integration in die Europäische Union und die politische Spaltung des Landes zu überwinden. Zudem muss die Regierung die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen bewältigen. Nur so kann sie das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen und erhalten. Diese Aufgaben sind unabdingbar, um die Demokratie in Polen langfristig zu stärken und zu festigenWir können wichtige Lehren für die Demokratie aus der Analyse der politischen Situation in Polen und ihrer Auswirkungen auf Europa ziehen. Erstens zeigt sie, dass die Zivilgesellschaft eine entscheidende Rolle spielt, um demokratische Werte und Prozesse zu bewahren. Zum anderen wird deutlich, wie wichtig die Anerkennung und der konstruktive Umgang mit politischen Spaltungen ist. Für die Zukunft ist es entscheidend, dass Polen weiterhin auf demokratischen Prinzipien aufbaut. Dies gilt sowohl für die innenpolitischen als auch für die europäischen Herausforderungen. Diese Erfahrungen, die die Bedeutung einer aktiven und informierten Bürgerschaft für die Stabilität der Demokratie unterstreichen, bieten wichtige Einblicke für andere Länder die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.Quelle: Buras, P. (2023, 16. Oktober). Wahl in Polen: Der Populismus kann besiegt werden. ZEIT ONLINE. https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-10/wahl-polen-ergebnis-opposition-demokratie-wahlbeteiligung
Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Empowerment-Ansatz in der sozialpädagogischen Unterstützungsarbeit von Frauen mit Migrationshintergrund in der Steiermark und in Südtirol. Im theoretischen Teil werden die Begriffe Empowerment, Migration und weibliche Migration behandelt, sozialpädagogische Arbeitsansätze in der Einwanderungsgesellschaft präsentiert und ein demografischer Überblick zur Einwanderung in Südtirol und in der Steiermark gegeben. Der empirische Teil basiert auf eine Analyse der Empowerment-Arbeit ausgewählter Dienste in Bozen und in Graz. Zur Erforschung des Empowerment in den Einrichtungen und im Leben von zugewanderten Personen, wurden acht Leitfadeninterviews geführt. Die Untersuchung setzte sich aus vier Expertinneninterviews mit Mitarbeiterinnen der Einrichtungen in Italien und Österreich, wie auch vier Leitfadeninterviews mit Migrantinnen, welche diese Organisationen besuchen, zusammen. Zielsetzung der Untersuchung war eine Analyse der Situation von Frauen mit Migrationshintergrund in der Steiermark und in Südtirol sowie gleichermaßen die Erforschung der Auswirkungen von Empowerment-Maßnahmen auf diese Zielgruppe. Die zentralen Ergebnisse zeigen, dass Empowerment und Unterstützung innerhalb der sozialpädagogischen Dienste zu positiven Veränderungen in unterschiedlichen Lebensbereichen der Frauen beigetragen haben. Ferner ließ sich erkennen, dass ein erfolgreiches Empowerment von zusätzlichen sozialen und politischen Faktoren abhängig ist, beispielsweise von der Position von Personen mit Migrationshintergrund in der Einwanderungsgesellschaft. ; This master thesis concerns the application of the empowerment approach in the social work with immigrant women in Styria and South Tyrol. The theoretical part comprises the central terms empowerment, migration and female migration, an introduction into approaches of social work with immigrant people and a demographic overview of immigration in South Tyrol and Styria. The empirical part is based on an analysis of the empowerment-work of four selected institutions in Bolzano and Graz. For the study of empowerment-actions in the institutions and in the lives of women with migratory background eight interviews have been conducted. The investigation consisted of four expert interviews with staff members of the social services in Italy and Austria, as well as four conversations with immigrant women who attended these organisations. The main aim of the study was to analyse the situation of female immigrants in Styria and South Tyrol, and equally, to explore the effects of empowerment-measures on this group. Results show that empowerment and support within social work services have contribute to positive changes in different spheres of life of these women. On the other hand, could it also be recognized that a successful empowerment is dependent on social and political factors, for example, the position of people with migration background in the immigration society. ; vorgelegt von Nicole Jennifer Pozzi ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in engl. Sprache ; Graz, Univ., Masterarb., 2011 ; (VLID)215821
Der demografische Wandel mit seiner vierfachen Auswirkung auf die Pflegesituation –Zunahme der pflegebedürftigen Menschen durch die älter werdende Bevölkerung, älter werdende Zu-Pflegende, älter werdende Angehörige/Bezugspersonen und älter werdende Pflegende – sowie der aktuelle Fachkräftemangel machen deutlich, dass ein möglichst langer Verbleib der Pflegenden im Beruf anzustreben ist. Eine hohe Arbeitszufriedenheit verringert die Ausstiegstendenz und kann schlussendlich wesentlich zu einem erfolgreichen Altern im Beruf beitragen. Auch könnte dadurch die nächste Generation Pflegender vom Erfahrungswissen und der Sozialkompetenz ihrer älteren KollegInnen profitieren. Obwohl eine Vielzahl ungünstiger Rahmenbedingungen das Altern in den Pflegeberufen erschwert, sind auf individueller Ebene Strategien erfolgreichen Alterns vorhanden. Die allgemeine Personalsituation der Pflegeberufe korrespondiert mit der Entwicklung anderer Fachberufe: Fachkräfte fehlen oder nehmen kontinuierlich ab, Nachwuchskräfte sind rar. Einrichtungsspezifische Trends zeigen, dass in den letzten Jahren in den ambulanten Pflegediensten der höchste Personalzuwachs Pflegender zu verzeichnen war, im Klinikbereich trotz Leistungsverdichtung und -zunahme dagegen der geringste. Effekte neuester politischer Aktivitäten zur Gegensteuerung, wie die Initiative der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur "Weiterentwicklung der Pflegeberufe", bleiben abzuwarten. Alter(n)sbilder der Gesellschaft und individuelle Sichtweise prägen das subjektive Erle-ben des Alterns in den Pflegeberufen: Kompetenzorientierte Ansätze identifizieren Po-tenziale und Ressourcen und begünstigen durch eine wertschätzende Perspektive erfolgreiches Altern. Die veränderte Arbeitsmarktsituation (offene Stellen können nicht mehr besetzt werden) führt häufig zu Strategieänderungen der Unternehmen – ebenso auch der Pflegeeinrichtungen: Die (Weiter)Beschäftigung älterer MitarbeiterInnen ist eine ökonomische Notwendigkeit geworden, um Pflege-Dienstleistungen noch bedarfsgerecht anbieten zu können. Untersuchungen zur Arbeitsfähigkeit älterer MitarbeiterInnen in der Pflege (z.B. NEXT-Studie) belegen ein altersassoziiertes Abfallen der entsprechenden Indizes (WAI) und zeigen Handlungsfelder auf, die dem entgegenwirken können (beispielsweise Arbeitsorganisation und Führung). In ihrem psychologischen Modell zu erfolgreichem Altern zeigte das Ehepaar BALTES an den Strategien Selektion, Optimierung und Kompensation wie altersbedingte Verände-rungen individuell modifiziert werden können. Als bedeutsame Faktoren werden unter anderem eine gesunde Lebensführung, Bildung und die Pflege sozialer Netzwerke ge-nannt. BALTES und BALTES verwiesen auf die Gültigkeit ihres Modells für jede Lebens-phase, betonten jedoch die besondere Bedeutung für die späte Lebensphase. Erfolgreiches Altern mit gesunder oder Gesundheit erhaltender Lebensführung lässt sich im Kontext ANTONOVSKYs Salutogenese erklären: Arbeitsbedingungen oder -situationen, die vom Mitarbeiter beziehungsweise von der Mitarbeiterin weitgehend verstanden und bewältigt werden und zudem sinnvoll erscheinen, können am ehesten motivieren und die Zufriedenheit erhöhen, so dass Altern in einer solchen Umgebung gesünder und damit erfolgreicher möglich ist. Das Bedürfnis, über das eigene Leben hinaus zu wirken, wie für die späte Lebensphase beschrieben, kann bei älteren Pflegenden – am Ende ihrer beruflichen Phase – in dem Bemühen der Wissens- und Erfahrungsweitergabe an jüngere KollegInnen beobachtet werden. Ebenso wird Sozialkompetenz vermittelt, indem ältere MitarbeiterInnen – oft situativ – Vorbildfunktion für die jüngere Belegschaft einnehmen (beispielsweise bei Konfliktdeeskalationen). Darüber hinaus kann ein wertschätzendes Kollegium die Kreativität der älteren Pflegenden stimulieren und aus deren langjährigem Erfahrungsschatz neue Impulse bekommen. In der explorativen Studie des Autors konnten Zusammenhänge zwischen vier individuellen Phasen der beruflichen Sozialisation und erfolgreichem Altern in den Pflegeberufen identifiziert und analysiert werden: Interesse, Fokussierung, Spezialisierung und (Re)Or-ganisation (IFSO). Die Länge und Ausprägung dieser Phasen war individuell sehr unterschiedlich und konnte gleichermaßen für Pflegende der ambulanten und stationären Einrichtungen gezeigt werden. Ob es möglich ist, vive versa gezielt diese einzelnen Phasen zu gestalten, um die Voraussetzungen für erfolgreiches Altern zu optimieren, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Es wäre jedoch vorstellbar, dass bei präziserer Beachtung der individuellen Ressourcen – aller, und nicht nur der älteren MitarbeiterInnen – die Berufszufriedenheit ansteigt, die Ausstiegsquote sinkt und erfolgreicheres Altern ermöglicht werden kann. Die Ergebnisse der vorstellten Studie des Autors unterstreichen die Kompetenz der Pflegenden in eigener Sache: Zu fast allen Fragen konnten detaillierte Antworten gegeben werden, die zum Ausdruck brachten, dass sich die ProbandInnen sehr engagiert –teilweise auch besorgt – um ihr berufliches Altern Gedanken machen. Ein übergeordnetes Muster für ein erfolgreiches Altern konnte zwar nicht abgeleitet werden, wohl aber bestimmte Phasen, die das berufliche Altern beeinflussen können. Es versteht sich von selbst, dass neben der individuellen Komponente keinesfalls die kritischen Rahmenbedingungen vergessen werden dürfen, die Pflegende nicht direkt beeinflussen können (siehe erstes Kapitel "Intention dieser Arbeit", Seite 13). Berufliches Altern ist somit ein sehr individueller Prozess, der unter günstigen Voraussetzungen und Bedingungen erfolgreich sein kann. Bedeutsam dabei ist, dass innerhalb der bestehenden Konditionen die Möglichkeit gegeben ist, zu einem möglichst frühen Zeitpunkt aktiv die eigene Entwicklung in den beschriebenen Phasen zu übernehmen und zu gestalten. Inaktivität auf der persönlichen und berufspolitischen Ebene erschwert ebenso wie Resignation erfolgreiches Altern und blockiert kreative Impulse. Maßgebliche Kriterien, um erfolgreich im Pflegeberuf zu altern, sind eher auf der indivi-duellen als auf der institutionellen Ebene gezeigt worden. Ohne die bedeutsamen Aus-wirkungen der demografischen Entwicklung, die gesellschafts- und gesundheitspoliti-schen Veränderungen oder den Stellenwert der individuellen Gesundheit zu verkennen, sind die personenbedingten, subjektiv bedeutsamen Konstellationen evident. Konkrete Optimierungsvorschläge wurden für alle Einrichtungsarten formuliert (insbesondere auf der Organisationsebene) und sollten von den Verantwortlichen auf Realisierbarkeit geprüft und unverzüglich umgesetzt werden. Zu diesem Punkt, der speziell der Frage nach altersspezifischen Angeboten nachging, trugen bezeichnenderweise die "erfolgreichen" Pflegenden am meisten bei: Sie nahmen die bereits vorhandenen Angebote wahr und waren auch in der Lage, weitere geeignete Vorschläge zu unterbreiten.
"The challenge is immense, because the ongoing revolutions in both the labour market and family structure that are creating fantastic new opportunities are also posing novel social risks and needs. Changing technologies, accelerating global integration, and the upgrading of human capital are essential to ensuring competitiveness. The labour market will be dominated by service occupations, and this means a general bias in favour of professional and technical skills. In response to the new needs of families, however, there will also be an expansion of low-level (and possibly low-paid) personal and social services. The availability of such service jobs offers the only realistic means of achieving full employment. Thus, the emerging economy will be knowledge- intensive in many, but not all, respects." (Author's abstract, IAB-Doku) ((en))
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#PolenWahl #PLWahl23 #WahlenInPolenDer Wahlkampf, der in Polen schon seit Wochen inoffiziell läuft, wirft die Frage auf, mit wieviel Unterstützung die verschiedenen Parteien rechnen können. Eine der Variablen, die bei den meisten Wahlen berücksichtigt wird, ist das Alter. Jüngste Analysen zeigen, dass dieser Faktor in Polen nicht nur die Unterstützung für Parteien, sondern auch die Wahlbeteiligung regelmäßig beeinflusst. Und da die endgültige Zusammensetzung der Regierungskoalition nach den Wahlen wahrscheinlich durch wenige Prozentpunkte entschieden wird, ist es besonders interessant (für die Parteien selbst und die Beobachter) zu wissen, auf welche Altersgruppen welche politische Gruppierung rechnen kann.Lehre aus der GeschichteWie in vielen Demokratien verteilt sich die Unterstützung für die einzelnen Parteien auch in Polen in unterschiedlichen Altersgruppen unterschiedlich. Bei den letzten Parlamentswahlen im Jahr 2019 gewann die PiS zwar in allen Altersgruppen, aber in der Gruppe der über 60-Jährigen erhielt sie relativ gesehen die meiste Unterstützung. Für die PO haben am häufigsten die 40-Jährigen gestimmt. Und das damalige Linksbündnis sowie die rechte Konföderation waren die beliebteste Wahl bei den jüngsten Wählern. Abbildung 1: Wahlverhalten nach Alter, Parlamentswahlen 2019.Quelle: IPSOS für TVP, TVN24 und Polsat, 2019 laut https://www.tvp.info/44775931/glosowanie-wedlug-wieku-najmlodsi-wyborcy-za-pis, und Polnische Wahlkommission, eigene Darstellung 2015 waren bei PiS und PO die Tendenzen ähnlich wie 2019. Damals aber war die systemkritische Gruppierung KUKIZ´15 unter den jüngsten Wählern besonders beliebt gewesen, während die vereinigte Linke bei den ältesten zur Wahl gehenden Bürgerinnen und Bürgern am besten abgeschnitten hatte. Abbildung 2: Wahlverhalten nach Alter, Parlamentswahlen 2015. Quelle: IPSOS für TVP, TVN 24 und Polsat, 2015 laut wp.pl, und Polnische Wahlkommission eigene DarstellungDie aktuellen UmfragenDas in den aktuellen Umfragen angegebene Wahlverhalten muss aber mit Vorsicht analysiert werden, weil die Wahlen erst in mehreren Monaten stattfinden und Ergebnisse, die am gleichen Tag von verschiedenen Meinungsinstituten veröffentlicht werden, sich manchmal ziemlich unterscheiden. So soll nach aktuellsten Einschätzungen laut Kantar (12.12.2022) die Wahlen die KO mit 32% und mit einem Vorsprung vor der PiS (28%) gewinnen; auf dem dritten Platz soll die Linke mit 10% vor Polen 2050 (9%) stehen. Laut CBOS werden die PiS (31%) und erst danach die KO (21%) die meisten Stimmen bekommen, während Polen 2050 (11%) vor der Linken (4%) landen soll.Da nur CBOS die Altersunterschiede publiziert, lässt nur diese sich entsprechend analysieren. Deutlich wird dabei, dass eine sehr große Gruppe junger Wähler noch nicht weiß, wem sie ihre Stimme geben wird (38%). Bei dieser Gruppe landet die PiS mit nur 7% erst auf dem vierten Platz, während die KO und Konföderation um Platz eins kämpfen. Die heutige Regierungspartei vereint hingegen eine große Zahl der Stimmen bei Wählern, die 55 Jahre alt oder älter sind, während Polen 2050 besonders unter 25- bis 34-Jährigen beliebt ist. Abbildung 3: Deklariertes Wahlverhalten bei den nächsten Parlamentswahlen nach Alter, Dezember 2022. Quelle: CBOS Dezember 2022, eigene DarstellungAlter und WahlbeteiligungEin weiterer zu berücksichtigender Aspekt ist die Wahlbeteiligung nach Altersgruppen. Bei den 18- bis 29-Jährigen gaben 2019 nur 46,4% Wahlberechtigte ihre Stimme ab. Im Vergleich zu anderen Altersgruppen war dies eine niedrigere Wahlbeteiligung. Am besten schnitten damals die 40- bis 49-Jährigen mit einer Wahlbeteiligung von 75,7% ab, während die 30- bis 39-Jährigen mit 60,3%und die über 60-Jährigen mit 66,2% eine Wahlbeteiligung von mehr als 60 Prozent erreichten. In der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen gingen 59,6% der Wahlberechtigten zur Wahl.Die neusten Umfrageergebnisse zeigen, dass 77% der Bürger Polens an den Wahlen teilnehmen möchte, wobei die geringste Bereitschaft bei den jüngsten Wählern zu verzeichnen ist. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass die in Umfragen, die vor den Wahlen durchgeführt werden, geäußerte Wahlbereitschaft in Polen immer deutlich höher ist als die endgültige Beteiligung am Wahltag. Abbildung 4: Deklarierte Wahlbeteiligung bei den nächsten Parlamentswahlen nach Alter, Dezember 2022. Quelle: CBOS Dezember 2022, eigene Darstellung Umso mehr lautet die Frage: Was ist für eine bestimmte Altersgruppe ausschlaggebend, um wählen zu gehen.Antworten auf diese Frage liefert ein vor Kurzem veröffentlichter Text von Mikołaj Cześnik und Piotr Zagórski: "Wiek a uczestnictwo wyborcze w Polsce: cykl życia, okres, kohorta" (Das Alter und die Wahlbeteiligung in Polen: Lebenszyklus, Zeitraum, Kohorte). Die Autoren analysieren drei Aspekte der Auswirkungen des Alters auf die Wahlbeteiligung in Polen, und zwar: Lebenszyklus (also, ob man sich noch in der Ausbildung befindet, schon länger berufstätig ist und Familie hat oder auch langsam die Energie verliert und nicht mehr ohne Probleme zum Wahllokal gelangt), generationelle Erfahrungen (also ob eine bestimmte Generation etwas erlebt hat, was ihre politische Einstellung länger prägt – wie eine Revolution, ein Krieg oder ein Systemwechsel) und Kohorten (also ob eine Generation besondere Merkmale hat, die sie besonders motivieren, an Wahlen teilzunehmen). Ihre Schlussfolgerungen sind wichtig, wenn man die laufenden Vorbereitungen der politischen Parteien für die Parlamentswahlen 2023 besser verstehen will.Laut Cześnik und Zagórski sind für die Wahlbeteiligung in Polen eher der Lebenszyklus und weniger die Erfahrungen und Kohorten selbst entscheidend. Anders gesagt - die von den beiden Wissenschaftlern festgestellten systematischen Unterschiede in der Wahlbeteiligung zwischen verschiedenen Altersgruppen sind kein Beleg für generationsbedingte Unterschiede in der (Bereitschaft zur) Wahlbeteiligung. Von größerer Bedeutung sind der Lebenszyklus und seine Phasen. Zum Beispiel kommt es bei den (relativ aktiven) 40-jährigen Wählern auf ihr Alter an (zum Zeitpunkt der Wahl) und nicht auf das Jahr ihrer Geburt. Darüber hinaus ist sichtbar, dass in einem bestimmten Alter die Wahrscheinlichkeit der Stimmabgabe wieder sinkt.Menschen unterschiedlichen Alters haben eine unterschiedliche Neigung, sich an Wahlen zu beteiligen. Laut den Autoren ähnelt das allgemeine Muster in Polen dem, das in anderen Demokratien (und in anderen Studien über polnische Wahlen) zu beobachten ist: die höchste Wahlbeteiligung ist bei Menschen mittleren Alters zu verzeichnen, die niedrigste bei den jüngsten und ältesten wahlberechtigten Bürgern. Diese Feststellung gewinnt an Bedeutung, wenn man die demografische Entwicklung in Polen beobachtet, die die polnische Wählerschaft fundamental verändert. Die Gruppe der ältesten Wähler, die beruflich nicht mehr aktiv sind, aber hohe soziale Erwartungen haben, wird (demografisch gesehen) immer zahlreicher. Die Zahl der jüngsten Wähler wird dagegen immer geringer – und sie beteiligen sich zudem noch seltener an den Wahlen –, was am Ende auch das Wahlergebnis beeinflussen kann.Die Analysen zeigen auch, dass die in der polnischen Gesellschaft bestehenden Verbindungen zwischen Alter und Wahlbeteiligung im Laufe der Zeit recht stabil geblieben sind. Bei allen von den Autoren analysierten Wahlen konnten ähnliche Muster festgestellt werden. Natürlich schwankt die Wahlbeteiligung in Polen, das Verhältnis dieser Variable zum Alter bleibt jedoch (relativ) auf dem gleichen Niveau. Dies bedeutet also (indirekt), dass generationsbedingte Faktoren weniger wichtig für die Wahlbeteiligung sind als der Lebenszyklus. Die Autoren weisen zu Recht darauf hin, dass diese relative Irrelevanz der Generationserfahrungen der polnischen Wähler (zumindest was die Wahlbeteiligung betrifft) rätselhaft ist. In der polnischen Gesellschaft, deren Generationen (vor allem einige von ihnen) in den letzten hundert oder mehr Jahren oft sehr schmerzhafte historische Erfahrungen machen musste, müsste die Rolle der Generationserfahrung doch eigentlich bedeutend sein. Die Erfahrungen der Generationen spielen zwar in verschiedenen Lebensbereichen eine Rolle, aber der hier zitierten Analyse zufolge beeinflussen sie nicht das Wahlverhalten selbst.Junge Wähler doch wahllustigIn diesem Muster gibt es eine Ausnahme. Die Generationen geboren nach 1990 neigen dazu, sich öfter als ihre Vorgänger an Wahlen zu beteiligen, was sehr wichtig für die kommenden Jahre sein kann. Das ist auch einer der Gründe, warum vor allem Parteien, die auf die jüngsten wahlberechtigten Jahrgänge setzen, sich Mühe geben (und geben sollen), diese Personen inhaltlich davon zu überzeugen dieser Tendenz auch weiter treu zu bleiben. So betonen sowohl die Bürgerplattform als auch die Partei von Szymon Hołownia die Umweltaspekte bei ihren Wahlveranstaltungen, die von den jungen Polen für viel wichtiger wahrgenommen werden. Die Partei die Linke macht die LGBT und Frauenrechte zu einem ihrer Hauptwahlkampfthemen. Und alles spricht dafür, dass sich diese Tendenzen noch verstärken werden. Eine Gefahr, junge Bürger in den Wahllokalen zu verlieren, birgt allerdings die heftige Polarisierung der polnischen politischen Landschaft. Der sich seit Jahren hinziehende Streit zwischen zwei "ewigen" politischen Führern, Jarosław Kaczyński und Donald Tusk, ist für viele junge Wähler eher abschreckend als motivierend. Für Teile der älteren Altersgruppen ist es hingegen besonders wichtig, noch einmal für "ihre" Partei abzustimmen. Was am Ende den Ausschlag gibt, wird man erst im Herbst 2023 sehen.
Die Arbeitswelt erfährt einen kontinuierlichen Wandel. Transparente Arbeitsmärkte, moderne Kommunikationsverhalten, der demografische Wandel und die Verschiebung der Bedürfnisse, Vorstellungen und Werte von ArbeitnehmerInnen haben Einfluss auf die aktuelle und künftige Arbeitsmarktsituation. Unternehmen klagen, speziell betreffend Fachkräfte und SpezialistInnen, über einen Mangel an qualifizierten BewerberInnen. Aufgrund der genannten Veränderungen und der daraus resultierenden Arbeitsmarktsituation sollte ein allgemeines Umdenken stattfinden. Unternehmen, Organisationen und Personalverantwortliche müssen sich um ihre WunschkandidatInnen bemühen, sich bei diese "bewerben" und nicht mehr umgekehrt. Diese Masterarbeit hat zum Ziel, sowohl literaturgestützt als auch anhand empirischer Forschungsarbeit, neben einem Erklärungsversuch der aktuellen Gegebenheiten Handlungsempfehlungen für ein erfolgreiches und nachhaltiges Personalmanagement, speziell für das externe Recruiting von Fachkräften und SpezialistInnen (der Generationen Y und Z) zu geben. Es wird untersucht, welche Chancen und Risiken sich durch die, mit der Globalisierung einhergehenden, Digitalisierung für den Recrutingprozess ergeben, welche "neuen" Wege der Mitarbeitergewinnung es gibt und welche konkreten Merkmale einen attraktiven Arbeitgeber ausmachen. Zudem wird ergründet, welche Rolle ethisches Handeln im Recruitingprozess spielt und in welchem Zusammenhang dieses mit dem betriebswirtschaftlichen Ergebnis eines Unternehmens steht. Personalverantwortliche von Unternehmen und Organisationen, die sich in unter-schiedlichen Branchen und Stadien der Entwicklung befinden, sind angehalten, auf die laufenden Veränderungen zu reagieren und sich mit den Fragen rund um die Zukunft des Recruitings zu beschäftigen. Wirtschaftlicher Erfolg hängt von vielen Faktoren ab, wird aber wesentlich von einem durchdachten, strategischen Personalmanagement beeinflusst und getragen. ; The working environment is constantly changing. Transparent labor markets, modern communication behavior, demographic change and the shifting of needs, ideas and values of employees have an impact on the current and future labor market situation. Companies complain about a lack of qualified applicants, especially regarding specialists. Due to the changes and the resulting labor market situation, a rethinking should take place. Companies, organizations and human resources managers have "to apply for" their preferred candidates, not the other way around. The aim of this masters thesis is to explain the current situation and to provide recommendations for a successful and sustainable human resources management, especially for the external recruiting of specialists (of the generations Y and Z), based on literature and on empirical research. It examines what opportunities and risks digitalization creates for the recruiting process, which "new" prospects of recruiting exist and which specific characteristics make up an attractive employer. In addition, the role of ethics in the recruiting process and how it relates to the business results of a company are explored. Human resources managers of companies and organizations, which are in different branches and stages of development, are required to react to the ongoing changes and to deal with questions about the future of recruitment. Economic success depends on many factors, but it is significantly influenced and supported by well-thought-out, strategic personnel management. ; Veronika Kolinkova, BA ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2020 ; (VLID)4757299
"Seit dem Fall der Mauer haben über 1,5 Millionen Menschen ihre alte Heimat in den neuen Bundesländern verlassen - rund zehn Prozent der Bevölkerung zum Ende der DDR-Ära. Gegangen sind vor allem junge, qualifizierte und weibliche Personen. In der Altersklasse der 18- bis 29-Jährigen fehlen insbesondere in den entlegenen, wirtschafts- und strukturschwachen Regionen die jungen Frauen. Entsprechend herrscht dort ein Männerüberschuss von 25 Prozent und mehr. Diese Frauendefizite sind europaweit ohne Beispiel. Selbst Polarkreisregionen im Norden Schwedens und Finnlands, die seit langem unter der Landflucht speziell von jungen Frauen leiden, reichen an ostdeutsche Werte nicht heran. Die Autoren der Studie "Not am Mann" sehen in dem Bildungsvorsprung von jungen Frauen den Hauptgrund für deren überproportionale Abwanderung: Die besseren Leistungen der Schülerinnen, die bundesweit zu beobachten sind, treten im Osten Deutschlands - und dort vor allem in den wirtschaftsschwachen Gebieten - deutlicher zutage. Da junge Frauen bessere Zeugnisse vorweisen können als ihre männlichen Altersgenossen, haben sie es anderenorts leichter, einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu finden. Die Folgen für die betroffenen Regionen gehen weit über den reinen Verlust an Bewohnerinnen hinaus. So fehlen aufgrund der Frauenabwanderung in den neuen Bundesländern rund 100.000 Kinder. Das Fortgehen der jungen Frauen beschleunigt auch den wirtschaftlichen und sozialen Erosionsprozess. Während sich die Mädchen schon in der Schule durch gute Leistungen auf eine mögliche spätere Abwanderung vorbereiten, fallen die Jungen weiter zurück - vermutlich, weil sie sich durch die im Umfeld verbreitete Arbeitslosigkeit unter den überzähligen jungen Männern weiter entmutigen lassen. In den Landstrichen mit den größten wirtschaftlichen Problemen ist deshalb eine neue, von Männern dominierte Unterschicht entstanden, deren Mitglieder von einer Teilhabe an wesentlichen gesellschaftlichen Bereichen ausgeschlossen sind: Viele von ihnen haben keinen Job, keine Ausbildung und keine Partnerin. Genau diese misslichen Lebensverhältnisse erschweren es, den weiteren wirtschaftlichen und demografischen Abwärtstrend aufzuhalten oder gar umzukehren. Hinzu kommt, dass Regionen mit Männerüberschuss besonders anfällig für rechtsradikales Gedankengut sind. Aus all diesen Gründen verlieren diese Gebiete weiter an Attraktivität für Frauen: In jenen Landstrichen, aus denen bereits viele Frauen abgewandert sind, fällt auch deren weitere Abwanderung besonders dramatisch aus. Elternhäuser wie auch Schulen reagieren bis heute nicht angemessen auf die Defizite der männlichen Jugendlichen: Einerseits ermutigen Eltern ihre Töchter tendenziell zu höherer Bildung als ihre Söhne. Andererseits führt gerade in den neuen Bundesländern ein extrem hoher Anteil weiblicher Grundschullehrer dazu, dass Jungen Ansprechpartner und Vorbilder fehlen und sie nicht adäquat motiviert werden. Das Berlin-Institut empfiehlt in der Studie 'Not am Mann' dringend ein Motivations- und Bildungsprogramm, das sich speziell den abgehängten, männlichen Jugendlichen widmet." (Autorenreferat)