Der vorliegende Beitrag versucht, den theoretischen Gehalt des Begriffs "Lifelong Learning (LLL)" im Kontext der neuen Ansprüche von "evidence-based Policy und Practice" auszuloten. Erstens wird die Bedeutung der LLL-Begrifflichkeit analysiert und ihre Komplexität herausgearbeitet. Dabei wird vorgeschlagen, die LLL-Begrifflichkeit nicht als Theorie, sondern als Politik-Paradigma zu verstehen, zu dem es verschiedene theoretische Perspektiven gibt. Zweitens werden die methodologischen Entwicklungen im Bereich der evidence-based Policy und Practice diskutiert und die Theorieabhängigkeit der "Evidenzen" demonstriert. Dabei zeigt sich eine Dominanz ökonomischer Ansätze und Begriffe. Die "Evidenzen", die sich im politischen Raum verbreiten, sind so hochgradig theoretisiert, dass deren Grundlagen ohne spezialisierte Bildung kaum mehr nachvollziehbar sind. Drittens werden die verschiedenen Theorieperspektiven auf die LLL-Thematik einem stilisierten Mapping unterzogen. Entsprechend der Komplexität des LLL-Konzeptes besteht der theoretische Raum aus einer Vielfalt von Ansätzen und Zugängen aus verschiedenen Disziplinen, wobei die Ökonomie eine gewisse Monopolposition vor allem in der theoretisch fundierten empirischen Forschung erreicht hat. Die Kritik aus anderen Disziplinen bezieht sich eher auf die Grundannahmen als auf die Forschungen – und die kritischen Positionen divergieren auch untereinander. (DIPF/Orig.)
"Der Artikel untersucht, wie sich ein Rahmen zur Verbesserung des Matching von Angebot und Nachfrage in der Berufsbildung durch Strategien zur Qualitätsverbesserung durch Antizipations- und Vorausschauansätze auswirken könnte. Die Analyse des österreichischen Antizipationssystems zeigte einige grundlegende Aspekte auf, wie zum Beispiel die politischen Maßnahmen. Die Analyse konzentrierte sich auf zwei Themen: die Beobachtung und Messung des Matching und die Vorausschau als Strategie zur Antizipation zukünftiger Erfordernisse." (Autorenreferat)
"Der Artikel untersucht, wie sich ein Rahmen zur Verbesserung des Matching von Angebot und Nachfrage in der Berufsbildung durch Strategien zur Qualitätsverbesserung durch Antizipations- und Vorausschauansätze auswirken könnte. Die Analyse des österreichischen Antizipationssystems zeigte einige grundlegende Aspekte auf, wie zum Beispiel die politischen Maßnahmen. Die Analyse konzentrierte sich auf zwei Themen: die Beobachtung und Messung des Matching und die Vorausschau als Strategie zur Antizipation zukünftiger Erfordernisse." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Aktuell steht in Österreich die Entwicklung einer Strategie für das lebensbegleitende Lernen (LLL-Strategie) an. Es gibt Vorarbeiten einer ExpertInnenarbeitsgruppe, die wichtige Eckpunkte gesetzt haben. Aber vieles ist noch offen geblieben, und es gibt viel Diskussionsbedarf. Auf der bifeb-Tagung im Dezember 2006 wurde ein vielfältiger Dialog begonnen, für seine Fortsetzung werden in diesem Beitrag einige wesentliche weitergehende Fragen der Strategieentwicklung angesprochen, vor allem Fragen und Bestandteile einer Zieldiskussion und die Entwicklung von operativen Prioritäten. Für die Zieldiskussion werden die verschiedenen widersprüchlichen Zielbereiche (wirtschaftlich, sozial, politisch, kulturell) in einem Vorschlag für eine gemeinsame Plattform des LLL vereinigt. Die zersplitterte Struktur der AkteurInnen wird als Ausgangspunkt für den Aufbau koordinierender Strukturen charakterisiert. Anschließend wird als eine Art Checkliste ein Vorschlag von operativen Prioritäten diskutiert, die für die Ausarbeitung einer LLL-Strategie weiter konkretisiert werden müssen. Als die wesentlichen offenen Fragen werden die Bewertung der Beteiligung und Finanzierung in der Erwachsenenbildung, die Ausgestaltung von Koordinationsstrukturen und die Entwicklung von wirksamen Ansätzen für die Anerkennung und Validierung von nicht formal und informell erworbenen Kompetenzen herausgearbeitet. (DIPF/Orig.)
Im Artikel "Überlegungen und Befunde zu einer LLL-Strategie in Österreich" werden elf Prioritäten definiert, die die inhaltlichen Zielbereiche (wirtschaftlich, sozial, politisch, kulturell) abdecken sollen: Finanzierung, Koordination, Information/Beratung/Orientierung, Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung, Anerkennung/Validierung nicht formal/informell erworbener Kompetenzen, Marktversagen und Beteiligung, Sicherheit und soziale Integration, Chancengleichheit, Politische Bildung/Teilhabe, "Outreach" und Förderung, Motivierung und Mobilisierung. Zu jeder dieser Prioritäten werden wesentliche Punkte des Wissensbestandes (Fakten) und Bewertungen (Positionen) vorgestellt und durch möglichst im Internet verfügbare Materialien unterfüttert. Die einzelnen Bereiche werden in unterschiedlicher Ausführlichkeit behandelt. Dies spiegelt nicht so sehr den Wissensstand als die persönlichen Spezialisierungen des Autors sowie den wahrgenommenen Diskussions- und Forschungsbedarf rund um eine Evidence Based Policy. (DIPF/Orig.)
"Der Begriff 'Lebenslanges Lernen' bezeichnet einen umfassenden bildungspolitischen Neuansatz, der sich nicht nur auf den Bereich der Weiterbildung von Erwachsenen, sondern auch auf die Erstausbildung bezieht. In den letzten Jahren haben sich viele Forschungen zu einer politischen Programmatik gebündelt, die ziemlich klare allgemeine Weichenstellungen vorschlägt. Der vorliegende Beitrag versucht eine Verbindung zwischen einigen Aspekten der neueren Forschung und der österreichischen Situation herzustellen. Es werden die Grundlinien der internationalen Programmatik skizziert und aufgrund eines Überblicks über Lifelong Learning in Österreich offene Fragen herausgearbeitet. Im Zusammenhang mit neueren Forschungsergebnissen werden Ansätze und Überlegungen für die Entwicklung von politischen Strategien diskutiert und abschließend einige Fragen für die österreichische Politik angesprochen. Die Erarbeitung einer gemeinsam geteilten Problemdefinition wird als gegenwärtig wichtigster Schritt der Herausarbeitung einer konkretisierten Strategie des Lebenslangen Lernens für Österreich gesehen - im Gegensatz zur vorherrschenden Neigung, über Lösungen zu diskutieren, bevor die Problemdefinition klar ist." (Autorenreferat)
An drei Modellen von Wohlfahrtsstaaten (liberal, konservativ-korporatistisch, sozialdemokratisch) wird der Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Bildungswesens und der Entwicklung und Konzeption wohlfahrtsstaatlicher Politik aufgezeigt. Die Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte ist durch quantitative Ausdehnung einerseits, durch Ansätze zur Demokratisierung andererseits gekennzeichnet. Die österreichische bildungspolitische Entwicklung ist stark vom konservativ-korporatistischen Modell geprägt: Aufgabenzuweisung an staatliche Planung, damit verbundene Resistenz gegen marktwirtschaftliche Elemente und eine universalistische Reformlinie, damit Aufrechterhaltung des Elitensystems. Hauptlinie der in den letzten Jahren von der (neo-)konservativen, antiwohlfahrtsstaatlichen Bewegung neu belebten Bildungsdebatte ist "quality vs. equity": Vorrang der inhaltlichen Funktionen des Bildungswesens; Markt statt Staat. (AuD-Gfs)
"In dem Beitrag werden Bezüge zwischen der Entwicklung des Bildungswesens und der Entwicklung und Konzeption wohlfahrtsstaatlicher Politik herausgearbeitet. Den Ausgangspunkt bilden neuere theoretische Konzeptionen des Wohlfahrtsstaates, die über die traditionelle deskriptiv-klassifikatorische Sicht hinausgehen. Es wird gezeigt, daß das Bildungswesen und die Bildungspolitik in der wohlfahrtsstaatlichen Konzeption auf formale Weise und nur sehr vage und oberflächlich - vor allem in quantitativer Hinsicht - erfaßt und umschrieben wird. Strukturelle Probleme bleiben außer Betracht, was insbesondere im konservativ-korporatistischen Regimetypus des österreichischen Wohlfahrtsstaates beträchtliche Probleme und Widersprüche mit sich gebracht hat. Die neue Welle in der Bildungspolitik, die sich in den 80er Jahren auf dem Hintergrund antiwohlfahrtsstaatlicher Grundauffassungen entwickelt hat, erweist sich nicht nur als Gegenbewegung, sondern auch als Grundlage einer Differenzierung der Bildungspolitik." (Autorenreferat)
In: Freie Lehrerstimme: größte pädagogische Zeitschrift Österreichs - gegründet 1895 ; [Österreichs Zeitschrift für Pädagogik und Politik], Band 97, Heft 2, S. 30-31
Dropout, Selektion und früher Bildungsabbruch sind unterschätzte Herausforderungen im österreichischen Bildungswesen: Detaillierte regionale und nach Herkunft differenzierte Berechnungen zeigen für einzelne Subgruppen Anteile von bis zu 60% der Jugendlichen, die keinen Abschluss über die Pflichtschule hinaus aufweisen und sich aktuell nicht mehr in Ausbildung befinden. Der vorliegende Policy Brief stellt die Frage, wie die aktuellen Reformen des Bildungswesens darauf reagieren und sich auswirken könnten. Positiv hervorzuheben ist, dass die Problematik des frühen Abbruchs durch direkt darauf bezogene Maßnahmen wie die Ausbildung bis 18 oder die Bildungspflicht bildungspolitisch ernstgenommen wird. Es werden jedoch auch Bildungsreformen gesetzt und diskutiert, durch die eine deutliche Stärkung selektiver Elemente erfolgt. Der Ausbau des differenzierten Schulsystems, die Wiedereinführung von Leistungsgruppen in den NMS, verschärfte Aufnahmekriterien in Gymnasien, die Stärkung von Sonderschulen und die Forcierung der "Notenwahrheit" sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Das Ziel ist derart, den Gesamtoutput zu verbessern. In der Forschung erweisen sich die durch Selektion bedienten summativen Bewertungen und einfachen ökonomischen Anreiz-Sanktionsmodelle jedoch wenig effektiv, um Leistungszuwächse zu erzielen. Vielmehr wird dadurch eher oberflächliches und kaum nachhaltiges Fakten-Lernen für den Test gefördert weniger aber verstehendes Tiefenlernen. Deutlich erfolgsversprechender sind pädagogisch-didaktische Ansätze sowie Professionalisierungsstrategien bei Lehrpersonen. Konkret zu denken ist hier an einen stärker phänomen- statt fächerbasierten Unterricht, um vernetztes Denken in Zusammenhängen zu fördern, zu denken ist an intrinsische Anreizsysteme anstelle von Noten- und Testdruck, ein Schwerpunkt sollte schließlich auf der Ressourcenorientierung anstelle der Defizitorientierung sowie auf der Inklusion anstelle der Selektion liegen.
In der neueren internationalen vergleichenden Forschung werden in verschiedenen Formen starke Privatisierungstendenzen im Bildungswesen beobachtet, und auch in den politischen Reformdebatten werden Maßnahmen zur Stärkung privater Initiativen häufig als Lösung für Probleme im staatlichen Bildungswesen vorgetragen. Zum anderen werden die Implikationen der starken Privatisierungstendenz von Bildung, Bildungsangeboten und Bildungseinrichtungen nicht ausreichend ausgelotet und diskutiert. Vor allem die Dimensionen der Gerechtigkeit/Gleichheit und der Demokratie/Demokratisierung werden in den Diskursen bestenfalls sehr oberflächlich berücksichtigt. Gerade auf Letzteres wollte das Magazin erwachsenenbildung.at reagieren und hat eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Öffentlichkeit, Markt und Bildung angeregt. Ziel dabei war es, mehr als die bekannten Schlagworte (Markt vs. Staat; repräsentative vs. partizipative Demokratie; Verwaltung vs. Management; Politische Bildung vs. Demokratiepädagogik etc.) greifbar und denkbar zu machen. So wird von den Beiträgen u.a. aufgezeigt, dass die Verzerrung und Überbetonung der "Kapitalisierung" mit einem entsprechenden Schwinden der sozialen Einbettung von Bildung und Lernen und deren Bedeutung für die Demokratie einhergeht; dass die Akteurinnen und Akteure der Weiterbildung, insbesondere die Träger und Verbände, Mitverantwortung an der zunehmenden Ökonomisierung des Feldes tragen und wie sie dazu beitragen können, "Allmenden der Weiterbildung" im Sinne eines öffentlichen Gutes zu fördern. Schwerpunkte bilden weiters Diskussionen um den boomenden Markt der Deutsch als Zweitsprache-Ausbildungen, um den Markt(un)wert Politischer Bildung und kritischer Finanzbildung sowie um Herausforderungen der Erwachsenenbildungseinrichtungen zwischen Markt, Steuerungsmechanismen und Konkurrenzdruck nebst einem Plädoyer für Bildung als ein "Öffentlichkeit-Lernen" in einer politischen Öffentlichkeit und der Einschätzung zweier Politikjournalisten zum Demokratieverständnis der ÖsterreicherInnen. (DIPF/Orig.) ; In more recent international comparative research, strong privatization trends in the education system have been observed in different forms, and in political debates about reform, measures that strengthen private initiatives are frequently proposed as solutions to problems in the public education system. However, the implications of this strong trend to privatize education, educational offerings and educational institutions are not sufficiently explored and discussed. In the best case, the dimensions of justice/equality and democracy/democratization above all receive very superficial consideration in the discourses. It is precisely to the latter that The Austrian Open Access Journal on Adult Education (Magazin erwachsenenbildung.at, Meb) wanted to respond, thereby encouraging a deeper examination of the relationship between the public sphere, the market and education. The goal was to make tangible and conceivable more than just the familiar catchphrases (market vs. state, representative vs. participative democracy, administration vs. management, political education vs. democracy education). The articles show that the distortion and overemphasis of "capitalization" go hand in hand with a corresponding decrease in the social embeddedness of education and learning and its significance for democracy, that those who are active in continuing education, especially the providers and associations, bear a share of the responsibility for the increasing economization of the field and also how they can perceive this shared responsibility. Further areas discussed include the booming market for German as a Foreign Language training programmes, the (lack of a) market value for political education and critical financial education, challenges in adult educational institutions between the market, control mechanisms and competitive pressure along with a plea for education as "public sphere learning" in a political public sphere and the assessment of two political journalists to the state of democracy of Austrians. (DIPF/Orig.)