Collective wage setting when wages are generally binding: an antitrust perspective
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Marktprozeß und Unternehmensentwicklung, Abteilung Wettbewerbsfähigkeit und industrieller Wandel, Band 00-01
"Der vorliegende Aufsatz analysiert wettbewerbsbeschränkende Wirkungen, die von
allgemeinverbindlichen, kollektiven Lohnabschlüssen zwischen Gewerkschaften und
Arbeitgeberverbänden ausgehen können. Es wird gezeigt, daß Arbeitgeberverbände
unter bestimmten Bedingungen ein Interesse an allgemeinverbindlichen Tariflöhnen
haben, um strategisch die Kosten der Konkurrenz überproportional zu erhöhen (raising
rivals' costs-Strategie). Durch hinreichend hohe Tariflöhne kann ein Marktzutritt von
Konkurrenzunternehmen sogar vollkommen abgewehrt werden. Ob die Gewerkschaft
im Gleichgewicht einen Lohn über oder unter dem marktzutrittsbeschränkenden Lohn
bevorzugt, hängt von den genauen Parameterkonstellationen ab. Das Modell macht
jedoch deutlich, daß eine Gewerkschaft als 'ausgleichende Kraft' (countervailing
power) in Erscheinung treten kann, die eine marktzutrittsbeschränkende Lohnsetzung
durch einen monopolistischen Arbeitgeberverband vereitelt. Das Modell beleuchtet das
Verhalten der deutschen Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften und bietet eine
Erklärung, warum sich beide Tarifparteien in Deutschland gegen eine Abschaffung der
Allgemeinverbindlicherklärung (AVE) aussprechen, durch die kollektive
Lohnabschlüsse den Charakter von Minimallöhnen annehmen. Die vorgelegte Analyse
offenbart die wettbewerbsbeschränkenden Wirkungen der AVE und zeigt somit, daß die
Organisation von Arbeitsmärkten entscheidenden Einfluß auf die Wettbewerbsintensität
auf Gütermärkten hat. Folglich sollte die Organisation des Arbeitsmarktes auch bei der
wettbewerbspolitischen Einschätzung von Gütermärkten berücksichtigt werden." (Autorenreferat)