Wie konkurrieren Unternehmen, wie entscheiden Manager? Dieses Buch zeigt es Ihnen! Mikroökonomie ist spannend. Markus Thomas Münter erklärt strategische Entscheidungen mit anwendungsorientierter mikroökonomischer Theorie. Empirische Daten, viele Praxisbeispiele und verhaltensökonomische Erkenntnisse helfen, Strategieentwicklung und digitale Geschäftsmodelle besser zu verstehen – damit beim Start ins Berufsleben direkt die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Das zeichnet dieses Buch u.a. aus: - Es zeigt auf, wie mikroökonomisches Denken in einer digitalen Welt funktioniert. - Es geht explizit auf disruptive Innovationen ein. - Es berücksichtigt Behavioral Economics, Plattform-Geschäftsmodelle und Spieltheorie. Es ist der ideale Einstieg in eine managementorientierte Volkswirtschaftslehre für Studierende der Wirtschaftswissenschaften sowie angrenzender Studiengänge.
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Saudi-Arabien erlebt einen tiefgreifenden Wandel und steht vor großen Herausforderungen, die weit über sein traditionelles Image als Ölexporteur hinausgehen. Das Land, das über Jahrzehnte hinweg stark von der Ölförderung abhängig war und noch immer ist, steht vor besonderen Herausforderungen im Kontext der Nachhaltigkeit. Im Zeitalter von globaler Erwärmung, Ressourcenknappheit und Umweltzerstörung gewinnt das Konzept der Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung.Es ist daher von großer Relevanz, sich mit den Bemühungen und Initiativen einzelner Länder auseinanderzusetzen, die darauf abzielen, ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit zu fördern. Mit seinem "Vision 2030"-Programm hat das Königreich ambitionierte Ziele formuliert, um seine Wirtschaft zu diversifizieren und nachhaltige Entwicklung zu fördern (vgl. Benlaria et al., 2022).Diese Arbeit zielt darauf ab, die verschiedenen Nachhaltigkeitsprojekte des Landes darzustellen, zu analysieren und kritisch zu bewerten. Zu Beginn wird Saudi-Arabiens Standpunkt in der Welt als Ölexporteur beleuchtet. Des Weiteren werden die Herausforderungen, die bei der Umstellung auf nachhaltige Projekte entstehen, erörtert. Im Anschluss werden die Potenziale und Strategien für eine nachhaltige Energiezukunft vorgestellt.Saudi-Arabiens Standpunkt in der Welt (Ölexporteur)Saudi-Arabien ist als einer der weltgrößten Ölexporteure bekannt, dessen Wirtschaft traditionell stark von der Erdölindustrie abhängig ist. Als eines der führenden Ölexportländer nimmt Saudi-Arabien eine bedeutende Rolle in der globalen Wirtschaft und Energiepolitik ein. Der Reichtum des Landes, der auf den umfangreichen Ölvorkommen beruht, hat das Land nicht nur zu einem wirtschaftlichen Schwergewicht gemacht, sondern auch zu einem Schlüsselakteur auf der geopolitischen Bühne.Die Einnahmen aus dem Ölexport bilden die Stütze der Staatsfinanzen und ermöglichen es dem Land, umfassende Infrastrukturprojekte zu finanzieren und soziale Programme zu unterstützen. Jedoch ist Saudi-Arabien stark von den Schwankungen des globalen Ölpreises abhängig, was die Wirtschaft anfällig für externe Einflüsse macht.Mit einem Anteil von rund 42 % am Bruttoinlandsprodukt ist der Erdölsektor ein entscheidender Faktor für die Wirtschaft des Landes (vgl. Alghamdi et al., 2020). In der Vergangenheit trug der Ölreichtum zur Entwicklung verschiedener Wirtschaftsstrukturen bei und ermöglichte es dem saudischen Staat, seine umfassenden Sozialleistungen zu finanzieren (vgl. Henrich, 2023, S. 197).Die Notwendigkeit, sich von der Öl-Abhängigkeit zu lösen, wurde insbesondere durch die Ereignisse im September 2019 verdeutlicht, als zwei Erdölanlagen der Firma ARAMCO durch Drohnenangriffe beschädigt wurden, wodurch das Königreich kurzzeitig 60 % seiner Produktionskapazitäten verlor (vgl. Akbulut et al., 2022, S.74).Diese Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen hat langfristige Folgen für die Umwelt und stellt das Land vor Herausforderungen im Zusammenhang mit globaler Erwärmung und Klimawandel. Angesichts der zunehmenden internationalen Bestrebungen zur Reduktion von Treibhausgasen und der Förderung nachhaltiger Energiequellen, steht Saudi-Arabien vor einem Wendepunkt. Es muss seine Wirtschaft diversifizieren und den Weg hin zu einer nachhaltigeren Zukunft einschlagen (vgl. Alghamdi et al., 2022).Die außenpolitischen Strategien Saudi-Arabiens, insbesondere die Annäherung an Israel und die Beziehungen zu den USA, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Unterstützung der USA, insbesondere im Sicherheitsbereich, bleibt für das Land von zentraler Bedeutung (vgl. Akbulut et al., 2022, S.97f.).Kritik gibt es an der Ernsthaftigkeit Saudi-Arabiens im Hinblick auf internationale Umweltverträge. Frühere Positionen des Landes bei Verhandlungen zu globalen Umweltabkommen wurden als obstruktiv eingestuft, was teilweise darauf zurückgeführt wurde, dass eine Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen zu einem Rückgang der Nachfrage nach Erdöl und damit zu Einnahmeverlusten führen könnte.Dennoch zeigt das Engagement und die Teilnahme an globalen Umweltforen ein zunehmendes Bewusstsein für Nachhaltigkeitsfragen innerhalb des Landes. Mit der Umsetzung von Vision 2030, einem ambitionierten Programm des Kronprinzen Mohammed Bin Salman, das darauf abzielt, die Abhängigkeit des Landes vom Öl zu senken und der Förderung nachhaltiger Praktiken in verschiedenen Wirtschaftssektoren, einschließlich der Umwelt-, Energie- und Infrastrukturprojekte, hat Saudi-Arabien bereits wichtige Schritte in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft unternommen (vgl. Akbulut et al., 2022, S.68). Herausforderungen bei der Umstellung auf nachhaltige ProjekteAls ein bedeutender Exporteur von Erdöl und Erdgas sieht sich Saudi-Arabien vor der Herausforderung, sich von seiner starken Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu lösen und auf nachhaltige Projekte umzusteigen. Außerdem steht das Land vor zahlreichen Entwicklungsproblemen wie hoher Arbeitslosigkeit, schnell wachsender Bevölkerung, schneller Urbanisierung und einem großen Zustrom von Einwanderern, während es gleichzeitig über unzureichendes Ackerland sowie Lebensmittel- und Wasserressourcen verfügt.Trotzdem strebt Saudi-Arabien an, sich von der Abhängigkeit von Erdöl zu lösen und den Übergang zu erneuerbaren Energiequellen voranzutreiben, um den Energiebedarf des Landes zu decken. Um diese Ziele zu erreichen, wurden umfassende Recyclingprojekte etabliert und Anstrengungen unternommen, um die Wüstenbildung und verschiedene Formen der Umweltverschmutzung zu reduzieren. Ein optimierter Umgang mit Wasserressourcen wird durch die Reduzierung des Verbrauchs und die Nutzung von aufbereitetem und erneuerbarem Wasser gefördert. Darüber hinaus werden Inseln, Naturschutzgebiete und Strände geschützt und rehabilitiert, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Bildungssystem spielt ebenfalls eine Rolle bei der Förderung nachhaltiger Praktiken. Saudi-Arabien hat in den letzten Jahrzehnten die Anzahl der Universitäten erheblich erhöht, was auf sein Engagement für eine nachhaltige nationale Entwicklung hinweist (vgl. Alshuwaikhat et al., 2017).Saudi-Arabien hat sich internationalen Anstrengungen angeschlossen, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, wie es auch auf der Klimakonferenz von Dubai 2023 deutlich wurde. Dennoch wird das Land aufgrund seiner führenden Rolle in der Erdölproduktion und als einer der zehn größten CO2-Produzenten weltweit weiterhin kritisiert (vgl. Haque et al., 2020). Die Forschung empfiehlt, dass die saudi-arabische Regierung nicht nur die Nutzung erneuerbarer Energien fördern, sondern auch deren Finanzierung verbessern und die Leistungsfähigkeit des Verbrauchs und der industriellen Nutzung von erneuerbaren Energien steigern sollte (vgl. Kahia et al., 2021). Potenziale und Strategien für eine nachhaltige EnergiezukunftDa Saudi-Arabien über reichlich Sonneneinstrahlung und große Flächen verfügt, die sich ideal für die Nutzung von Solarenergie eignen, sind die Potenziale für erneuerbare Energien in Saudi-Arabien groß. Photovoltaikanlagen könnten einen erheblichen Beitrag zur Energieversorgung leisten. Aufgrund der klimatischen Bedingungen mit hoher Sonneneinstrahlung und der ausgedehnten, dünn besiedelten Landfläche verfügt das Land über ein großes Potenzial in der Solarenergie, das bisher nur minimal genutzt wird.Zudem bieten die beträchtlichen Windenergieoptionen zusätzliche Chancen, nachhaltige Energie zu gewinnen. Durch ihr ergänzendes Erzeugungsprofil wird die Windenergie den Ausbau der Solarenergie unterstützen. Darüber hinaus bieten die ausgedehnten Küstengebiete des Landes ideale Bedingungen für die Entwicklung von Windenergieprojekten. Diese erneuerbaren Ressourcen haben das Potenzial, Saudi-Arabien zu einem Vorreiter auf dem Gebiet der nachhaltigen Energie zu machen (vgl. Krebber, 2022).Die saudi-arabische Regierung hat bereits in verschiedene Projekte investiert, um die nationale Infrastruktur zu verbessern und die Effizienz im Energieverbrauch zu steigern (vgl. Alghamdi et al., 2022). Es ist zu beachten, dass Saudi-Arabien nicht nur im Hinblick auf Energie, sondern auch im Hinblick auf Wasser und Abfallmanagement Nachhaltigkeit anstrebt. Die Einführung von Recyclingprojekten und die Bemühungen zur Reduzierung von Wüstenbildung und Verschmutzung sind Teil dieser Bestrebungen (vgl. Alshuwaikhat et al., 2017).Die Umsetzung dieser vielfältigen Strategien und Projekte ist allerdings mit Herausforderungen verbunden. Die vollständige Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen für die Stromerzeugung und der Mangel an verbindlichen Bauvorschriften, die Nachhaltigkeit berücksichtigen, stellen Hindernisse dar, die es zu überwinden gilt. Die Regierung hat zwar wichtige Schritte unternommen, um Umweltschutz, Biodiversität, natürliche Ressourcen und eine bessere Lebensqualität zu gewährleisten, doch der Weg zu einer nachhaltigen Zukunft erfordert eine fortgesetzte und verstärkte Anstrengung in Bildung, Forschung und Regulierung (vgl. Alghamdi et al., 2022). Nachhaltigkeitsprojekte in Saudi-ArabienIn Saudi-Arabien hat sich in den letzten Jahrzehnten ein bedeutender Wandel vollzogen, der insbesondere durch die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeitsprojekten gekennzeichnet ist. Die Regierung hat erkannt, dass die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen langfristig nicht tragbar ist, und hat daher erhebliche Investitionen in erneuerbare Energiequellen und nachhaltige Entwicklungsprojekte getätigt (vgl. Benlaria et al., 2022).Dabei hat Saudi-Arabien eine Reihe von Initiativen gestartet, um die Prinzipien der Nachhaltigkeit im Land zu realisieren. Bedeutende staatliche Bauprojekte und die Entwicklung von Infrastruktur und Gebäude, einschließlich Unterkünften, privatem Bau, Krankenhäusern und Schulen, haben zur raschen Entwicklung des Tourismussektors beigetragen. Die Regierung hat zudem wichtige Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und zur Erhaltung der Biodiversität und natürlicher Ressourcen ergriffen (vgl. Alghamdi et al., 2022).Beispielsweise wurden mit dem Programm "Vision 2030" ambitionierte Ziele formuliert, um die Wirtschaft des Landes zu diversifizieren und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Zu den Zielen gehört die Aufnahme erneuerbarer Energien in den Energiemix des Landes, die Steigerung der Produktion von Erdgas und die Kontrolle des Energieverbrauchs durch Subventionspläne für Brennstoffe (vgl. Mohammed et al., 2020). Im folgenden werden drei große Nachhaltigkeitsprojekte Saudi-Arabiens vorgestellt:Neom - "The Line"Ein zentrales Element von Vision 2030 ist das Projekt Neom, das als eine Stadt der Zukunft konzipiert ist und als Musterbeispiel für nachhaltige Städteplanung dienen soll. Mit einem Investitionsvolumen von geschätzten 500 Milliarden US-Dollar ist Neom nicht nur ein städtisches Großprojekt, sondern auch ein Symbol für die Transformation des Königreichs.Neom wird vollständig auf erneuerbare Energiequellen setzen und strebt an, eine Netto-Null-Kohlenstoff-Stadt zu werden. Die Entwicklungspläne für Neom schließen innovative Technologien ein, wie grüne Wasserstoffanlagen, solarbetriebene Entsalzungsanlagen und Systeme für urbane Luftmobilität, die es ermöglichen, Neom als einen globalen Vorreiter in der nachhaltigen Stadtentwicklung zu positionieren (vgl. Yusuf et al., 2022).Des Weiteren wird "The Line" errichtet, das ein Teil des größeren NEOM-Projekts ist. Es soll eine 170 km lange lineare Stadt werden, die darauf abzielt, alle wesentlichen Alltagsbedürfnisse innerhalb von fünf Gehminuten erreichbar zu machen und dabei auf den Einsatz von Autos zu verzichten. Die Verkehrssysteme werden vollständig unterirdisch geführt und durch künstliche Intelligenz gesteuert, um eine reibungslose Integration und schnelle Massentransitsysteme zu gewährleisten (vgl. Algumzi, 2022).Trotz der hohen Erwartungen und des Potenzials birgt das Projekt auch Herausforderungen. Die finanzielle Transparenz und das Risikomanagement sind kritische Aspekte, die es zu beachten gilt. Darüber hinaus muss Neom den Spagat zwischen der Bewahrung der kulturellen Identität Saudi-Arabiens und der Einführung von Innovationen meistern. Die Fertigstellung der ersten Phase ist für 2025 geplant, was den ambitionierten Zeitrahmen des Projekts unterstreicht.Das Projekt soll ein neues Kapitel in der Geschichte der urbanen Entwicklung aufschlagen. Es soll ein Modell sein, das zeigt, dass nachhaltig geplante Städte sowohl aus sozioökonomischer als auch aus technologischer Perspektive machbar sind. Der Erfolg dieses Megaprojekts könnte weitreichende Implikationen für die Stadtplanung weltweit haben und Saudi-Arabien als einen führenden Akteur im Bereich der Nachhaltigkeit etablieren (vgl. Yusuf et al., 2022).Das Rote Meer ProjektSaudi-Arabien schlägt durch das Rote Meer Projekt bemerkenswerte Ökotourismus-Bemühungen für eine nachhaltige Zukunft ein. Das Projekt ist ein Beispiel für die Förderung der Tourismusindustrie. Die Vielfalt der natürlichen Ökosysteme und soziokulturellen Merkmale Saudi-Arabiens bieten viele Möglichkeiten für den Ökotourismus. Dieses Luxustourismus-Entwicklungsprojekt erstreckt sich über einen Archipel von 90 Inseln an der Westküste Saudi-Arabiens und den Küsten der Provinz Tabuk.Das bereits 2017 angekündigte Projekt soll den internationalen Tourismus auf diese unberührten Inseln locken, bis zu 70.000 Arbeitsplätze schaffen und das Ökosystem an der Küste des Roten Meeres schützen. Zu den Zielen gehört das Streben nach 100 Prozent erneuerbarer Energie und schließlich die Erzeugung und Speicherung der vor Ort genutzten Energie aus erneuerbaren Quellen (vgl. Al-Sulbi, 2010). Grünes RiadUm der Wüstenlandschaft und dem immer bedrohlicheren Klimawandel entgegenzuwirken, hat Saudi-Arabien das sogenannte Riyadh Green Project ins Leben gerufen. In Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, sollen 7,5 Millionen Bäume den immer extremeren Lebensbedingungen entgegensteuern. Bis 2030 will König Salman Bin Abdulaziz zahlreiche Bäume in der Stadt und der gleichnamigen Provinz pflanzen. Das Projekt soll die Lebensqualität der Millionenmetropole verbessern und zielt darauf ab, den Pro-Kopf-Anteil der Grünfläche der Stadt von 1,7 auf 28 Quadratmeter zu erhöhen.Ein wesentliches Ziel des Projekts ist es, die Auswirkungen des Klimawandels in der Millionenmetropole zu verringern. Die CO2-Konzentration soll durch die urbane Bepflanzung um 3-6 % gesenkt werden, auch der Feinstaub-Gehalt soll reduziert werden. Dies bringt gesundheitliche Vorteile für die Bevölkerung von Riad mit sich, deren Atemwege von schlechter Luftqualität beeinträchtigt sind. Durch das Projekt soll eine höhere Luftqualität gewährleistet, geringere Temperaturen in der Stadt erreicht und weniger Wasser verschwendet werden (vgl. Hager, 2022).Beitrag zur globalen EnergiewendeSaudi-Arabien hat die Saudi Green Initiative ins Leben gerufen, die zum Ziel hat, bis 2030 50 % des Stroms aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. 2019 machte Gas 65 % des saudi-arabischen Strommixes aus, der Rest wird durch Öl abgedeckt. Saudi-Arabien gehört zu den weltweit größten CO₂-Verursachern, will sich jedoch als ambitionierter Akteur im Kampf gegen den Klimawandel etablieren.Kronprinz Mohammed bin Salman erklärte im Oktober 2021 auf dem Saudi Green Initiative Forum, sein Land strebe an, bis 2060 klimaneutral zu werden. In diesem Zusammenhang hat das Königreich erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Übergang zu erneuerbaren Energien voranzutreiben und eine nachhaltige Infrastruktur zu entwickeln. Die Vision 2030 des Königreichs unterstreicht die Ambitionen, die Abhängigkeit von Öleinnahmen zu verringern und eine nachhaltigere und vielfältigere Wirtschaft zu schaffen.Die Regierung hat umfangreiche Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien getätigt, insbesondere in Solar- und Windenergie, um ihre Ziele zu erreichen. Diese Bemühungen sind nicht nur auf die Reduzierung von Treibhausgasemissionen und die Bekämpfung des Klimawandels ausgerichtet, sondern auch darauf, die Energieversorgungssicherheit zu stärken und wirtschaftliche Chancen zu schaffen.Trotz dieser Bemühungen weist die aktuelle Entwicklung erneuerbarer Energien in Saudi-Arabien noch eine erhebliche Lücke im Vergleich zu den gesetzten Zielen auf. Die angestrebten Kapazitäten von 27,3 Gigawatt bis 2023 und 58,7 Gigawatt bis 2030 scheinen aufgrund der bisherigen Fortschritte schwer erreichbar (vgl. Mohammed et al., 2020).Die saudische Regierung hat wichtige Initiativen ergriffen, um die Umwelt zu schützen und die Biodiversität zu bewahren. Dennoch hängt die Elektrizitätserzeugung vollständig von fossilen Brennstoffen ab, was erhebliche Umweltauswirkungen mit sich bringt (vgl. Alghamdi et al., 2022). Saudi-Arabien hat zwar bedeutende Schritte in Richtung Nachhaltigkeit unternommen, jedoch ist es noch ein langer Weg, bis das Königreich seine ambitionierten Ziele erreicht. Soziale, ökonomische und ökologische AuswirkungenDie Nachhaltigkeitsdiskussion in Saudi-Arabien ist eng mit der sozialen, ökonomischen und ökologischen Entwicklung des Königreichs verknüpft. Der Versuch, von der Abhängigikeit von Öl- und Gasexporten wegzukommen und auf erneuerbare Energien und Nachhaltigkeitsprojekte umzusteigen, ist ein schwieriger Schritt, der verschiedene Auswirkungen mit sich bringt. Welche sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen durch diese Projekte entstehen, werden im folgenden Kapitel näher betrachtet.Unter soziale Auswirkungen fallen neue Arbeitsplätze und neuer Wohnraum für die Bevölkerung Saudi-Arabiens. Die Bedeutung von Nachhaltigkeit in Saudi-Arabien wird auch durch das Engagement für nachhaltige Praktiken in öffentlichen und privaten Unternehmen unterstrichen, wobei die Regierung ernsthafte Anstrengungen unternimmt, um Umweltprobleme anzugehen (vgl. Hashmi et al., 2014).Dennoch besteht eine Diskrepanz zwischen den Umweltgesetzen und der Landespolitik sowie den Regelungen, und es mangelt an öffentlichem Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Es wird deutlich, dass trotz der Bemühungen der Regierung zur Adressierung von Umweltproblemen und ökologischen Fußabdrücken noch merkliche Probleme bestehen, die den Fortschritt hin zu einer umweltgerechten Nachhaltigkeit behindern (vgl. Mandeli, 2019).Ökonomisch wird gehofft, dass Saudi-Arabiens Wirtschaft durch die Projekte wächst. Die Bemühungen des Königreichs, erneuerbare Brennstoffe aus einheimischen Quellen zu fördern, sind ebenfalls ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Energieversorgung. Investitionszuflüsse öffnen und stärken gleichzeitig die Finanzmärkte Saudi-Arabiens, um eine nachhaltige Entwicklung zu realisieren (vgl. Belloumi et al., 2020). Darüber hinaus ist eine umfassende Bildungsreform erforderlich, um Manager auf die Arbeitsplätze der Zukunft vorzubereiten und das Königreich auf den Weg der Nachhaltigkeit zu führen (vgl. Hashmi et al., 2014).Für die ökologische Nachhaltigkeit ist die Förderung des Ökotourismus in Saudi-Arabien von enormer Bedeutung. Dies erfordert eine ganzheitliche Integration sowohl naturzentrierter als auch menschzentrierter Perspektiven, um einen nachhaltigen Ökotourismus auf nationaler Ebene aufrechtzuerhalten (vgl. Al-Sulbi, 2010). Die strategische Bewegung zur Förderung der Tourismusindustrie in allen Regionen des Königreichs begann im Jahr 2002 und hat sowohl erhebliche Investitionen in diesen aufstrebenden Sektor angezogen als auch eine Änderung der Einstellung der Touristen bewirkt (vgl. Al-Sulbi, 2010).Trotz dieser Fortschritte ist Saudi-Arabien nach wie vor mit Herausforderungen konfrontiert ist, wie z.B. der zunehmenden Nachfrage nach Wohnraum und finanziellen und institutionellen Kapazitäten (vgl. Mandeli, 2019). Saudi-Arabien muss sich weiterhin für internationale Investitionszuflüsse öffnen und gleichzeitig seine Finanzmärkte stärken, um eine nachhaltige Entwicklung zu realisieren (vgl. Belloumi et al., 2020).Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Saudi-Arabien bedeutende Schritte in Richtung Nachhaltigkeit unternommen hat, aber nach wie vor mit der Herausforderung konfrontiert ist, die sozialen, ökonomischen und ökologischen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsprojekten in Einklang zu bringen und die Implementierung dieser Projekte effektiv zu gestalten.AusblickSaudi-Arabien hat in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um seine Wirtschaft diversifizierter und nachhaltiger zu gestalten. Dabei stehen verschiedene Projekte und Initiativen im Mittelpunkt, die darauf abzielen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und die Umweltauswirkungen zu minimieren.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in dem Land Saudi-Arabien, das historisch stark von der Ölproduktion abhängig ist, das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Die saudi-arabische Regierung hat ihre Vision 2030 eingeführt, die eine Reihe von strategischen Zielen zur Diversifizierung der Wirtschaft und zur Förderung nachhaltiger Entwicklung beinhaltet (vgl. Mohammed et al., 2020). Diese Vision beinhaltet die Schaffung einer "lebendigen Gesellschaft", einer "florierenden Wirtschaft" und einer "ehrgeizigen Nation", wobei Nachhaltigkeit in allen drei Bereichen als Schlüsselkomponente betrachtet wird (vgl. Alnasser et al., 2022).Innerhalb dieser Rahmenbedingungen hat Saudi-Arabien bedeutende Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien initiiert. Ein Beispiel für das Engagement des Landes ist die Entwicklung von Kapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energien. Die positive Auswirkung von erneuerbaren Energien auf das Bruttoinlandsprodukt verdeutlichen die Potenziale für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum (vgl. Benlaria et al., 2022).Zudem werden in Saudi-Arabien Maßnahmen zur Förderung des nachhaltigen Tourismus ergriffen. Die Planung von nachhaltigen Ökotourismus-Potenzialen erfordert eine ganzheitliche Integration von naturzentrierten und menschenzentrierten Perspektiven, um einen nachhaltigen Ökotourismus auf nationaler Ebene zu gewährleisten (vgl. Al-Sulbi, 2010).Trotzdem bleibt Saudi-Arabien einer der weltweit größten Energieverbraucher, was die Notwendigkeit für das Land betont, seine Energieeffizienz zu steigern und auf saubere Technologien umzustellen. Reformen bei den Energiesubventionen und Forschungsarbeiten zur Energieeffizienz werden als wichtige Schritte für Saudi-Arabien gesehen, um eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben (vgl. Belloumi et al., 2020).Die Herausforderungen, die sich aus der raschen Urbanisierung und dem wachsenden Energie- und Wasserverbrauch ergeben, erfordern jedoch eine umfassende Herangehensweise. Saudi-Arabien hat trotz der Fortschritte im Umweltschutz noch nicht das Ziel der nachhaltigen Entwicklung erreicht, was auf unzureichende Stadtplanung und -management zurückzuführen ist (vgl. Mandeli, 2019).Trotz dieser Herausforderungen zeigt die saudi-arabische Regierung ein ernsthaftes Engagement für die Bewältigung von Umweltproblemen und fördert die Forschung und das Studium von Umweltherausforderungen, die das Königreich betreffen (vgl. Hashmi et al., 2014).Insgesamt zeigt Saudi-Arabien mit den Nachhaltigkeitsprojekten eine klare Verpflichtung zum Umweltschutz und zur Reduzierung der Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Ressourcen wie Öl und Gas. Die Entwicklungen und Projekte zeigen das Bestreben des Landes, nachhaltige Praktiken zu fördern und gleichzeitig die Wirtschaft zu diversifizieren.Nach wie vor muss Saudi-Arabien die Nachhaltigkeitsprojekte und erneuerbare Energien fördern, um die Umweltbedingungen zu verbessern und um die langfristige wirtschaftliche Stabilität des Königreichs fördern. Durch hohe Investitionen in erneuerbare Energien, Bergbau, nachhaltigen Tourismus und verbessertes Umweltmanagement zeigt Saudi-Arabien, dass es bereit ist, eine führende Rolle in der nachhaltigen Entwicklung der Region zu übernehmen.LiteraturverzeichnisAlghamdi et al. (2022). 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Sustainability Matters in National Development Visions—Evidence from Saudi Arabia's Vision for 2030, (S. 5). Zugriff am 13. Januar 2024 unter https://www.semanticscholar.org/paper/86fe3ac3c44644b9f630bd20544722aa43c3d310Al-Sulbi, A. (2010). Potentialities planning of sustainable ecotourism in the Kingdom of Saudi Arabia., (S. 1). Zugriff am 12. Januar 2024 unter https://www.semanticscholar.org/paper/857a345740a1f48fe7f3ee0cdff6373aa51d858bBelloumi et al. (2020). The Impact of International Trade on Sustainable Development in Saudi Arabia, (S. 15). Zugriff am 20. Januar 2024 unter https://www.semanticscholar.org/paper/d33575fa3411abf93e0a981197699b8b7df00350Benlaria et al. (2022). Economic Impact of Renewable Energy on Sustainable Development in Saudi Arabia, (S. 1). Zugriff am 14. Januar 2024 unter https://www.semanticscholar.org/paper/4c63c458afb666cb32e598f31e59f1cb29acb121Hashmi et al. (2014). Sustainability Commitment In Saudi Arabia And Need For Educational Reforms For The Jobs Of The Future, (S. 1). Zugriff am 10.Januar 2024 unter https://www.semanticscholar.org/paper/cb49f5881aa3fedc9c1e5f527d082143d403b01eMandeli, K. (2019). Sustainable Development and Governance in Saudi cities, (S. 14). Zugriff am 14. Januar 2024 unter https://www.semanticscholar.org/paper/e5d72b27627d03f367a04826a423a276e7e7ab7d Hager, H. (2022). Was ist das Riyadh Green Projekt?. Zugriff am 06. Januar 2024 unter https://www.floo.media/wiki/was-ist-das-riyadh-green-project/Haque et al. (2020). Environmental Sustainability Awareness in the Kingdom of Saudi Arabia, (S. 1). Zugriff am 11. Januar 2024 unter https://www.semanticscholar.org/paper/adfd22db93db0ab7572405c27fff5313ef82c83bHenrich, C. (2023). Politik und Gesellschaft im Mittleren Osten. Eine Region im Spannungsfeld politischer und gesellschaftlicher Transformation. Springer VS: Wiesbaden.Kahia et al. (2021). Green Energy, Economic Growth and Environmental Quality Nexus in Saudi Arabia, (S. 1). Zugriff am 15. Januar 2024 unter https://www.semanticscholar.org/paper/24149fe380f4a1b951d23837c778958cc458813eKrebber, M. (2022). Saudi-Arabien setzt auf Wind- und Solarenergie. Das Königreich strebt einen raschen und massiven Ausbau der Erneuerbare Energien an. Zugriff am 06. Januar 2024 unter https://www.en-former.com/saudi-arabien-setzt-auf-wind-und-solarenergie/Mohammed et al. (2020). An Integrated Approach to the Realization of Saudi Arabia's Energy Sustainability, (S. 3). Zugriff am 15. Januar 2024 unter https://www.semanticscholar.org/paper/238c7ee3a1abab995bbceeed3ab5c75af2f74b29Yusuf et al. (2022). Saudi Arabia's NEOM Project as a Testing Ground for Economically Feasible Planned Cities: Case Study, (S. 2). Zugriff am 11. Januar 2024 unter https://www.semanticscholar.org/paper/b62c70282678e56b748a9c26a64ee6464c87725f
Der Eintrag von Phosphor in die Umwelt führt zur Eutrophierung von Gewässern, sodass ein Großteil dieser innerhalb der Europäischen Union (EU) in keinem guten chemischen Zustand ist. Phosphor gelangt überwiegend auf zwei Wegen in die Umwelt, diffus durch Auswaschung von auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebrachten Düngemitteln oder punktuell über das gereinigte Abwasser. Der Eintragspfad über das Abwasser umfasst auch die zahlreichen dezentralen Kleinkläranlagen (KKA), die in letzter Zeit zunehmend in den Fokus rückten. So muss zum Beispiel durch die Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben in sensiblen Gebieten in Bayern auch in KKA eine Phosphorentfernung realisiert werden. Ein weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang ist, dass die EU-Staaten auf Importe von Phosphor sowie Phosphaterz angewiesen sind, sodass eine gezielte Rückgewinnung des entfernten Phosphors anzustreben ist. Ziel dieser Dissertation war die Entwicklung eines nachhaltigen Verfahrenskonzeptes zur wartungsarmen Phosphorentfernung in KKA unter Gewinnung eines marktfähigen Phosphorproduktes, wobei eine Adsorptionsstufe den Kern des Verfahrens bilden sollte. Die Phosphorentfernung aus der Wasserphase in einem Festbettadsorber ermöglicht neben dem wartungsarmen Betrieb, einen geringen Platzbedarf, eine hohe Effizienz und nach der wirtschaftlich notwendigen Adsorbensregenerierung die vergleichsweise einfache Phosphorrückgewinnung durch Fällung. Viele verschiedene Materialien, von synthetischen Mineralen und Ionenaustauschern über Hybridmaterialien bis hin zu industriellen Nebenprodukten, wurden anhand von Literaturangaben und Laborversuchen bezüglich ihrer Eignung zur Phosphatadsorption betrachtet. Für potenziell geeignete Materialien mit hoher Verfügbarkeit wurde mit Hilfe des Linear Driving Force (LDF-) Modells eine validierte Prognose für einen Festbettadsorber in einer KKA erstellt. Dabei wurde die geforderte Phosphorkonzentration von maximal 2 mg/L im Ablauf des Festbettadsorbers während des sechsmonatigen Wartungsintervalls insbesondere durch die granulierten Eisenoxidhydrate GEH® 104 und Bayoxide® E 33 HC eingehalten. Die weiteren Untersuchungen erfolgten überwiegend am Beispiel des Adsorbens GEH® 104. Die Phosphatadsorption an GEH® 104 in einem biologisch gereinigten Abwasser wird lediglich durch den pH-Wert und die Gesamthärte signifikant beeinflusst. Diese Abhängigkeit lässt sich gut mit Hilfe eines empirisch ermittelten Gleichungssystems beschreiben, welches die Berechnung der Freundlich-Parameter der Gleichgewichtsisotherme und des effektiven Stofftransportkoeffizienten der Korndiffusion aus diesen Wasserparametern ermöglicht. Die Anwendung dieses Gleichungssystems erlaubt den Verzicht auf mehrwöchige Laborversuche. Die Dimensionierung eines Festbettadsorbers in einer KKA mit dem LDF-Modell basierend auf dem pH-Wert (6.8), der Gesamthärte (0,5.4,5 M) und der Phosphatkonzentration (ca. 50 mg/L) ist so innerhalb einiger Minuten möglich. Die Wirtschaftlichkeit der adsorptiven Phosphorentfernung wird durch eine erfolgreiche Regenerierung mitbestimmt. Es konnte nachgewiesen werden, dass vor allem auf der Adsorbensoberfläche abgeschiedene Calciumphosphate zu Verlusten von bis zu 85 % der Adsorptionskapazität der eingesetzten Eisenoxidhydrate führen. Etwa 80 % des Calciums liegen auf der Adsorbensoberfläche physisorbiert vor, während die restlichen 20 % durch lokale Ausfällungen die Oberfläche blockieren. Die neu entwickelte pH-Swing-Regenerierung, die eine saure Konditionierung bei pH 2,5 vor der alkalischen Phosphatdesorption enthält, entfernt diese Ablagerungen. Dabei werden die Eisenoxidhydratadsorbentien vollständig regeneriert und währenddessen nur zu etwa 0,0001 % aufgelöst. Über 13 Regenerierungszyklen wurde keine Verringerung der Adsorptionskapazität weder in Modell- noch gereinigtem Abwasser beobachtet. Die saure Konditionierung bei pH 2,5 lässt sich mit den Mineralsäuren HCl und HNO3 realisieren, wobei sich eine Kreislaufführung als vorteilhaft hinsichtlich des Chemikalieneinsatzes erwies. Zur Desorption von 95 % des adsorbierten Phosphats waren 5 Bettvolumen (BV) der 1 M NaOH bei einer Leeraumkontaktzeit (EBCT) von mindestens 25 min ausreichend. Die abschließende Rekonditionierung im Kreislauf erfolgte mit 2 BV Wasser sowie 0,16 BV HCl (konz.) zur Einstellung von pH 6 auf der Adsorbensoberfläche. Aus der phosphatreichen Desorptionslösung wurde durch Verwendung technischer, feindisperser Kalkmilch ein amorphes Calciumphosphat (aCP) mit einem Phosphorgehalt von mindestens 10 % gefällt, während die Natronlauge zur erneuten Phosphatdesorption zur Verfügung stand. Das aCP enthielt Calciumcarbonat und -hydroxid als Nebenbestandteile, während der TOC unter 1 % lag. Im Gegensatz zu organischen Spurenstoffen adsorbierten Schwermetalle an GEH® 104 und wurden bei der sauren Konditionierung zu großen Teilen wieder entfernt. Das während eines Pilotversuchs an einer KKA gewonnene Fällungsprodukt (Pilot-aCP) hielt die gesetzlichen Anforderungen für Düngemittel in Deutschland und der EU bezüglich des Gehalts an Schwermetallen ein. Es wies zudem eine ausreichende Citrat-, Neutralammoniumcitrat und Wasserlöslichkeit auf und könnte als Düngemittel eingesetzt werden. Insgesamt ist das Verfahren der dezentralen adsorptiven Phosphorentfernung mit zentraler pH-Swing-Regenerierung deutlich wirtschaftlicher als die Einmalnutzung des Adsorbens ohne Regenerierung. Auch wenn das Pilot-aCP lediglich als Nebenprodukt der Adsorbensregenerierung anfällt, kann das Verfahren in mehreren Punkten (Phosphorrückgewinnungsgrad, Produktqualität, Markt und Kompatibilität mit der bestehenden Infrastruktur auf Kläranlagen) mit anderen Technologien zur Phosphorrückgewinnung konkurrieren. Es bietet eine zuverlässige Lösung für das Erreichen niedriger Ablaufwerte für Phosphor in (Klein-)Kläranlagen.:1. Einleitung 1.1. Bedeutung von Phosphor für den menschlichen Organismus 1.2. Phosphoreintrag in die Umwelt 1.3. Zielstellung und Struktur der Dissertation 2. Grundlagen 2.1. Ressourcenverteilung und -entwicklung 2.2. Strategien zum nachhaltigen Phosphormanagement in der Landwirtschaft 2.3. Phosphor in der zentralen Abwasserreinigung 2.3.1. Phosphorentfernung an punktuellen Emissionsquellen 2.3.2. Phosphorrückgewinnung 2.4. Kleinkläranlagen zur Abwasserbehandlung und Phosphorentfernung 2.4.1. Abwasserbehandlung in Kleinkläranlagen 2.4.2. Phosphorentfernung in Kleinkläranlagen 2.5. Technische Adsorption 2.5.1. Adsorptionsgleichgewicht 2.5.2. Adsorptionsmodellierung 3. Potenziell geeignete Materialien zur Phosphatadsorption in Kleinkläranlagen - Adsorbensauswahl 3.1. Stand der Forschung 3.1.1. Ionenaustauscher 3.1.1.1. Klassische Ionenaustauscher 3.1.1.2. Schichthydroxide 3.1.2. Hybridmaterialien 3.1.2.1. Polymere Ligandenaustauscher (PLE) 3.1.2.2. Hybride Anionenaustauscher (HAIX) 3.1.3. Adsorbentien 3.1.3.1. Verbindungen der Hauptelemente der Erdhülle 3.1.3.2. Verbindungen der Nebenelemente der Erdhülle 3.1.3.3. Kohlenstoffbasierte Materialien 3.1.3.4. Industrielle Nebenprodukte 3.1.4. Auswahl geeigneter Adsorbentien 3.1.5. Auslegung eines Festbettadsorbers in KKA 3.2. Material und Methoden 3.2.1. Chemikalien und angewandte Analysenverfahren 3.2.2. Untersuchte Adsorbentien 3.2.2.1. Klassische Adsorbentien 3.2.2.2. Hybride Anionenaustauscher (HAIX) 3.2.3. Modellabwasser 3.2.4. Methoden zur Untersuchung der Phosphatadsorption 3.2.5. Zur Modellierung eingesetzte Programme 3.3. Modellierung einer 4 EW-KKA 3.3.1. Erhobene experimentelle Daten 3.3.1.1. Wasserzusammensetzung einer KKA 3.3.1.2. Bestimmung der Freundlich-Isothermen der Adsorbentien - Adsorptionsgleichgewicht 3.3.1.3. Untersuchung der Kinetik der Korndiffusion 3.3.2. Modellierung der Durchbruchskurve 3.3.2.1. Basisdaten 3.3.2.2. Modellierung der Durchbruchskurven 3.3.3. Experimentelle Validierung der modellierten Durchbruchskurven im Labor 3.3.4. Erstellung der Prognose eines Festbettadsorbers zur Phosphatentfernung in einer 4-EW-KKA 4. Wasserchemische Einflussfaktoren auf die Phosphatadsorption an Eisenoxidhydraten 4.1. Stand der Forschung 4.1.1. Phosphatbindung an Eisenoxidhydraten 4.1.2. Phosphatadsorption in Anwesenheit anderer Anionen 4.1.3. Phosphatadsorption in Anwesenheit organischer Stoffe 4.1.4. Phosphatadsorption in Gegenwart von Kationen 4.2. Material und Methoden 4.2.1. Chemikalien und angewandte Analysenverfahren 4.2.2. Modellwässer 4.2.3. Methoden 4.3. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Phosphatadsorption an GEH® 104 4.3.1. Phosphatadsorption in Anwesenheit anionischer Verbindungen 4.3.2. Phosphatadsorption in Gegenwart von Kationen 4.3.2.1. Einfluss des pH-Wertes 4.3.2.2. Einfluss der Calciumkonzentration 4.3.2.3. Einfluss der Magnesiumkonzentration 4.3.2.4. Einfluss der Gesamthärte des Wassers 4.4. Matrixanpassbare Modellierung der Phosphatadsorption an GEH® 104 5. Regenerierung von Eisenoxidhydraten 5.1. Stand der Forschung 5.2. Material und Methoden 5.2.1. Chemikalien 5.2.2. Angewandte Analysenverfahren 5.2.3. Modellwässer 5.2.4. Methodik der Adsorbensregenerierung 5.2.4.1. Aufnahme von Durchbruchskurven 5.2.4.2. Beladen des Adsorbens zur Untersuchung der Regenerierung 5.2.4.3. Vergleich der Calciumdesorption mit verschiedenen Desorptionslösungen 5.2.4.4. Entfernung von Ablagerungen durch saure Konditionierung 5.2.4.5. Desorption von Phosphat 5.2.4.6. Rekonditionierung des Adsorbens 5.2.5. Zur Modellierung eingesetzte Programme 5.3. Untersuchung der Adsorbensoberfläche 5.4. Entfernung des Oberflächenbelags 5.4.1. Einführung einer sauren Konditionierungsstufe 5.4.1.1. Säurestabilität des Adsorbens und möglicher Oberflächenpräzipitate 5.4.1.2. Wechselwirkungen von Calcium mit der Adsorbensoberfläche 5.4.1.3. Auswahl des Konditionierungsmittels 5.4.1.4. Auswahl des pH-Wertes für die saure Konditionierung 5.4.1.5. Übertragbarkeit der sauren Konditionierung auf weitere eisenoxidhydrathaltige Adsorbentien 5.4.1.6. Auswirkung der sauren Konditionierung auf die Ablagerungen 5.4.1.7. Auswirkung der sauren Konditionierung auf die Adsorbensoberfläche 5.4.2. Validierung der sauren Konditionierung 5.5. Optimierung der pH-Swing-Regenerierung 5.5.1. Optimierung der Betriebsweise der sauren Konditionierung 5.5.1.1. Kreislaufführung 5.5.1.2. Wiederverwendung der Konditionierungslösung 5.5.2. Optimierung der Phosphatdesorption 5.5.2.1. Einfluss der Konzentration der Natronlauge auf die Phosphatdesorption 5.5.2.2. Einfluss der Kontaktzeit auf die Phosphatdesorption 5.5.2.3. Prozessführung zur Phosphatdesorption von GEH® 104 5.5.3. Optimierung der Rekonditionierung des Adsorbens 5.5.4. Zusammenfassung 6. Phosphorrückgewinnung 6.1. Stand der Forschung 6.1.1. Gewinnung von Phosphatrecyclaten 6.1.2. Schadstofftransfer vom Abwasser in Phosphatrecyclate 6.1.2.1. Organische Spurenstoffe 6.1.2.2. Schwermetalle 6.1.3. Pflanzenverfügbarkeit von Phosphatrecyclaten 6.2. Material und Methoden 6.2.1. Chemikalien 6.2.2. Angewandte Analysenverfahren 6.2.3. Verwendete Wässer 6.2.4. Methodik zur Untersuchung der Phosphorrückgewinnung 6.3. Phosphatfällung 6.3.1. Auswahl des Fällmittels 6.3.2. Zusammensetzung des Fällungsproduktes 6.4. Verhalten organischer Spurenstoffe bei der Phosphorrückgewinnung 6.5. Untersuchung der Düngemitteleignung anhand einer Pilotanlage zur Phosphorentfernung aus KKA 6.5.1. Adsorbensbeladung im Pilotmaßstab 6.5.2. Regenerierung von Pilotversuchsmaterial 6.5.2.1. Saure Konditionierung als Schwermetalldesorption 6.5.2.2. Verunreinigungen bei der Phosphatdesorption 6.5.2.3. Phosphorrückgewinnung aus dem Pilotversuch 6.5.3. Pflanzenverfügbarkeit 7. Diskussion 7.1. Verfahrenskonzept für die Phosphorentfernung in Kleinkläranlagen (KKA) 7.2. Verfahrensbewertung 7.2.1. Technologie 7.2.1.1. Rückgewinnungsgrad 7.2.1.2. Inputflexibilität 7.2.2. Produkt 7.2.3. Markt 7.2.4. Umwelt 7.2.4.1. Chemikalieneinsatz 7.2.4.2. Energiebedarf 7.2.4.3. Anfallende Abfälle 7.2.5. Wirtschaftlichkeit 7.2.5.1. Investitionsbedarf 7.2.5.2. Operative Kosten 7.2.5.3. Produktertrag 7.2.5.4. Zusatzerträge und -nutzen 7.2.6. Kompatibilität 7.2.6.1. Einfluss auf die heutige Entsorgungslandschaft 7.2.6.2. Kompatibilität mit dem Betrieb der Kläranlage 7.2.7. Rechtlicher Rahmen 7.2.8. Zusammenfassung der Verfahrensbewertung 7.3. Fazit 8. Publikationsliste Literaturverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Symbolverzeichnis Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis A. Anhang A.1. Anhang Kapitel 3 A.1.1. Materialien zur Phosphatentfernung in der Literatur A.1.1.1. Ionenaustauscher A.1.1.2. Hybridmaterialien A.1.1.3. Adsorbentien A.1.2. Aufbau eines Differentialkreislaufreaktors A.1.3. Bestimmung des geschwindigkeitsbestimmenden Schrittes der Adsorption A.1.4. Validierung der Modellierung mit LDF-Modell A.2. Anhang Kapitel 4 A.2.1. Phosphatdurchbruchskurve mit variierender Sulfatkonzentration A.2.2. Phosphatisotherme bei variierendem pH-Wert A.2.3. Wasserhärte in Deutschland nach Wasserversorgern A.2.4. Phosphatadsorption in Abhängigkeit von den vorliegenden Kationen A.2.5. Zweifaktorielle Varianzanalyse A.3. Anhang Kapitel 5 A.3.1. Saure Konditionierung im Kreislauf A.3.2. Löslichkeitsmodellierung mit PHREEQC A.3.3. Desorbierbarkeit von Calcium und Magnesium mit Natriumnitratlösung A.3.4. Austrag von Calcium, Phosphat und Eisen bei der sauren Konditionierung von beladenem Bayoxide® E 33 HC A.3.5. Reproduzierbarkeit des Phosphatdurchbruchs bei pH-Swing-Regenerierung mit Salpetersäure A.3.6. Zusammensetzung verschiedener Calciumphosphate A.4. Anhang Kapitel 6 A.4.1. Grenzwerte für Schwermetalle in mineralischen und Recyclingphosphordüngemitteln in Europa A.4.2. Messbedingungen für die Analysen mittels LC-MS/MS A.4.3. Thermische Zersetzung von amorphem Calciumphosphat A.4.4. Phosphorentfernung in der Pilotanlage in Bramsche A.4.5. Regenerierung eines beladenen Adsorbens aus der Pilotanlage A.4.6. Untersuchte organische Spurenstoffe bei der Gewinnung von Pilot-aCP A.5. Anhang Kapitel 7 A.5.1. Kostenabschätzung für das Verfahrenskonzept zur Phosphorentfernung auf KKA A.5.2. Preisentwicklung für Phosphate von 1999 bis 2019 auf dem Weltmarkt A.5.3. Einordnung des entwickelten Verfahrenskonzeptes nach dem BAFU-Leitfaden Danksagung Erklärung ; Phosphorus pollution of the environment causes the eutrophication of surface water bodies, so many of them within the European Union (EU) are not in good status. Phosphorus enters the environment mainly via two pathways, diffusely by leaching of fertilizers applied to agricultural areas or as a point source via treated wastewater. The discharge via wastewater also includes the numerous decentralized small sewage treatment plants (SSTPs), that have increasingly come into focus. For example, a tightening of the legal requirements in sensitive areas in Bavaria requires the implementation of phosphorus removal also in SSTPs. Another aspect is the dependency of the EU on imports of phosphorus and phosphate ore, so the removed phosphorus should therefore be recovered. The aim of this dissertation was to develop a sustainable process concept for low-maintenance phosphorus removal in SSTPs while obtaining a marketable phosphorus product, based on an adsorption stage. Using a fixed-bed adsorber for phosphorus removal allows operation with low maintenance, low space requirements and high efficiency. Moreover, after the economically necessary adsorbent regeneration, a comparatively easy phosphorus recovery using precipitation is possible. Many different materials, beginning with synthetic minerals and ion exchange resins to hybrid materials and industrial by-products, were examined for their suitability for phosphate adsorption based on literature references and laboratory tests. For potentially suitable materials with high availability, a validated prognosis of the fixed-bed adsorber performance in a SSTP was carried out using the linear driving force (LDF) model. Only the granular ferric (hydr)oxides GEH® 104 and Bayoxide® E 33 HC met the required phosphorus concentration of a maximum of 2 mg/L in the effluent of the fixed-bed adsorber during the six-month maintenance interval. Further investigations were mainly carried out using the adsorbent GEH® 104 as an example. The phosphate adsorption onto GEH® 104 in biologically treated wastewater is significantly influenced only by pH and total hardness. This dependence can be described well by an empirical system of equations that allows the calculation of the Freundlich parameters of the equilibrium isotherm and the effective intraparticle mass transfer coefficient for the given conditions. The application of this system of equations allows the avoidance of time-consuming laboratory experiments. In contrast to the weeks of lab experiments, the scale-up of a fixed-bed adsorber in a SSTP with the LDF model based on pH value (6.8), total hardness (0.5.4.5 M) and phosphate concentration (approx. 50 mg/L) takes only a few minutes. The economic efficiency of adsorptive phosphorus removal depends on a successful regeneration. It was demonstrated that the calcium phosphates precipitated on the adsorbent surface caused losses of up to 85 % of the adsorption capacity of the ferric (hydr)oxide used. About 80 % of the calcium is bound via physisorption on the adsorbent surface, while the remaining 20 % blocks the surface by local precipitation. A newly developed pH-swing-regeneration, which includes an acidic conditioning at pH 2.5 prior to alkaline phosphate desorption, was found to remove these deposits. During this process the ferric (hydr)oxides are completely regenerated and the mass loss by dissolution is only about 0.0001 %. For 13 regeneration cycles no reduction in adsorption capacity was observed, neither for model nor for biologically treated wastewater. Acidic conditioning at pH 2.5 can be carried out using the mineral acids HCl and HNO3. A recirculation of these acids proved to be advantageous regarding the consumption of chemicals. For the desorption of 95 % of the adsorbed phosphate, 5 bed volumes (BV) of 1 M NaOH with an empty bed contact time (EBCT) of at least 25 min were sufficient. The final reconditioning requires 2 BV of water and 0.16 BV of HCl (conc.) to adjust the pH on the adsorbent surface to 6. The phosphate-rich desorption solution was used for the precipitation of an amorphous calcium phosphate (aCP) using technical grade, fine dispersed milk of lime. The phosphorus content of aCP was at least 10 % and the sodium hydroxide solution can be used for renewed phosphate desorption. The aCP contained calcium carbonate and hydroxide as minor constituents, while organic carbon content was below 1 %. In contrast to organic micropollutants, heavy metals adsorbed onto GEH® 104 and were largely removed during acidic conditioning. However, the precipitation product obtained during a pilot test at a SSTP (pilot-aCP) meets the legal requirements for fertilizers in Germany and the EU regarding heavy metal content. In addition, it was sufficiently soluble in citrate, neutral ammonium citrate and water and could therefore be used as a fertilizer. In summary the process of decentralized adsorptive phosphorus removal with centralized pH-swing-regeneration is more economical than the one-time use of the adsorbent without regeneration. Even though the pilot-aCP is only a by-product of adsorbent regeneration, the process can compete with other phosphorus recovery technologies in several aspects (phosphorus recovery efficiency, product quality, market and compatibility with existing infrastructure at sewage treatment plants). It offers a reliable solution for achieving low effluent values for phosphorus in (small) sewage treatment plants.:1. Einleitung 1.1. Bedeutung von Phosphor für den menschlichen Organismus 1.2. Phosphoreintrag in die Umwelt 1.3. Zielstellung und Struktur der Dissertation 2. Grundlagen 2.1. Ressourcenverteilung und -entwicklung 2.2. Strategien zum nachhaltigen Phosphormanagement in der Landwirtschaft 2.3. Phosphor in der zentralen Abwasserreinigung 2.3.1. Phosphorentfernung an punktuellen Emissionsquellen 2.3.2. Phosphorrückgewinnung 2.4. Kleinkläranlagen zur Abwasserbehandlung und Phosphorentfernung 2.4.1. Abwasserbehandlung in Kleinkläranlagen 2.4.2. Phosphorentfernung in Kleinkläranlagen 2.5. Technische Adsorption 2.5.1. Adsorptionsgleichgewicht 2.5.2. Adsorptionsmodellierung 3. Potenziell geeignete Materialien zur Phosphatadsorption in Kleinkläranlagen - Adsorbensauswahl 3.1. Stand der Forschung 3.1.1. Ionenaustauscher 3.1.1.1. Klassische Ionenaustauscher 3.1.1.2. Schichthydroxide 3.1.2. Hybridmaterialien 3.1.2.1. Polymere Ligandenaustauscher (PLE) 3.1.2.2. Hybride Anionenaustauscher (HAIX) 3.1.3. Adsorbentien 3.1.3.1. Verbindungen der Hauptelemente der Erdhülle 3.1.3.2. Verbindungen der Nebenelemente der Erdhülle 3.1.3.3. Kohlenstoffbasierte Materialien 3.1.3.4. Industrielle Nebenprodukte 3.1.4. Auswahl geeigneter Adsorbentien 3.1.5. Auslegung eines Festbettadsorbers in KKA 3.2. Material und Methoden 3.2.1. Chemikalien und angewandte Analysenverfahren 3.2.2. Untersuchte Adsorbentien 3.2.2.1. Klassische Adsorbentien 3.2.2.2. Hybride Anionenaustauscher (HAIX) 3.2.3. Modellabwasser 3.2.4. Methoden zur Untersuchung der Phosphatadsorption 3.2.5. Zur Modellierung eingesetzte Programme 3.3. Modellierung einer 4 EW-KKA 3.3.1. Erhobene experimentelle Daten 3.3.1.1. Wasserzusammensetzung einer KKA 3.3.1.2. Bestimmung der Freundlich-Isothermen der Adsorbentien - Adsorptionsgleichgewicht 3.3.1.3. Untersuchung der Kinetik der Korndiffusion 3.3.2. Modellierung der Durchbruchskurve 3.3.2.1. Basisdaten 3.3.2.2. Modellierung der Durchbruchskurven 3.3.3. Experimentelle Validierung der modellierten Durchbruchskurven im Labor 3.3.4. Erstellung der Prognose eines Festbettadsorbers zur Phosphatentfernung in einer 4-EW-KKA 4. Wasserchemische Einflussfaktoren auf die Phosphatadsorption an Eisenoxidhydraten 4.1. Stand der Forschung 4.1.1. Phosphatbindung an Eisenoxidhydraten 4.1.2. Phosphatadsorption in Anwesenheit anderer Anionen 4.1.3. Phosphatadsorption in Anwesenheit organischer Stoffe 4.1.4. Phosphatadsorption in Gegenwart von Kationen 4.2. Material und Methoden 4.2.1. Chemikalien und angewandte Analysenverfahren 4.2.2. Modellwässer 4.2.3. Methoden 4.3. Untersuchung der Einflussfaktoren auf die Phosphatadsorption an GEH® 104 4.3.1. Phosphatadsorption in Anwesenheit anionischer Verbindungen 4.3.2. Phosphatadsorption in Gegenwart von Kationen 4.3.2.1. Einfluss des pH-Wertes 4.3.2.2. Einfluss der Calciumkonzentration 4.3.2.3. Einfluss der Magnesiumkonzentration 4.3.2.4. Einfluss der Gesamthärte des Wassers 4.4. Matrixanpassbare Modellierung der Phosphatadsorption an GEH® 104 5. Regenerierung von Eisenoxidhydraten 5.1. Stand der Forschung 5.2. Material und Methoden 5.2.1. Chemikalien 5.2.2. Angewandte Analysenverfahren 5.2.3. Modellwässer 5.2.4. Methodik der Adsorbensregenerierung 5.2.4.1. Aufnahme von Durchbruchskurven 5.2.4.2. Beladen des Adsorbens zur Untersuchung der Regenerierung 5.2.4.3. Vergleich der Calciumdesorption mit verschiedenen Desorptionslösungen 5.2.4.4. Entfernung von Ablagerungen durch saure Konditionierung 5.2.4.5. Desorption von Phosphat 5.2.4.6. Rekonditionierung des Adsorbens 5.2.5. Zur Modellierung eingesetzte Programme 5.3. Untersuchung der Adsorbensoberfläche 5.4. Entfernung des Oberflächenbelags 5.4.1. Einführung einer sauren Konditionierungsstufe 5.4.1.1. Säurestabilität des Adsorbens und möglicher Oberflächenpräzipitate 5.4.1.2. Wechselwirkungen von Calcium mit der Adsorbensoberfläche 5.4.1.3. Auswahl des Konditionierungsmittels 5.4.1.4. Auswahl des pH-Wertes für die saure Konditionierung 5.4.1.5. Übertragbarkeit der sauren Konditionierung auf weitere eisenoxidhydrathaltige Adsorbentien 5.4.1.6. Auswirkung der sauren Konditionierung auf die Ablagerungen 5.4.1.7. Auswirkung der sauren Konditionierung auf die Adsorbensoberfläche 5.4.2. Validierung der sauren Konditionierung 5.5. Optimierung der pH-Swing-Regenerierung 5.5.1. Optimierung der Betriebsweise der sauren Konditionierung 5.5.1.1. Kreislaufführung 5.5.1.2. Wiederverwendung der Konditionierungslösung 5.5.2. Optimierung der Phosphatdesorption 5.5.2.1. Einfluss der Konzentration der Natronlauge auf die Phosphatdesorption 5.5.2.2. Einfluss der Kontaktzeit auf die Phosphatdesorption 5.5.2.3. Prozessführung zur Phosphatdesorption von GEH® 104 5.5.3. Optimierung der Rekonditionierung des Adsorbens 5.5.4. Zusammenfassung 6. Phosphorrückgewinnung 6.1. Stand der Forschung 6.1.1. Gewinnung von Phosphatrecyclaten 6.1.2. Schadstofftransfer vom Abwasser in Phosphatrecyclate 6.1.2.1. Organische Spurenstoffe 6.1.2.2. Schwermetalle 6.1.3. Pflanzenverfügbarkeit von Phosphatrecyclaten 6.2. Material und Methoden 6.2.1. Chemikalien 6.2.2. Angewandte Analysenverfahren 6.2.3. Verwendete Wässer 6.2.4. Methodik zur Untersuchung der Phosphorrückgewinnung 6.3. Phosphatfällung 6.3.1. Auswahl des Fällmittels 6.3.2. Zusammensetzung des Fällungsproduktes 6.4. Verhalten organischer Spurenstoffe bei der Phosphorrückgewinnung 6.5. Untersuchung der Düngemitteleignung anhand einer Pilotanlage zur Phosphorentfernung aus KKA 6.5.1. Adsorbensbeladung im Pilotmaßstab 6.5.2. Regenerierung von Pilotversuchsmaterial 6.5.2.1. Saure Konditionierung als Schwermetalldesorption 6.5.2.2. Verunreinigungen bei der Phosphatdesorption 6.5.2.3. Phosphorrückgewinnung aus dem Pilotversuch 6.5.3. Pflanzenverfügbarkeit 7. Diskussion 7.1. Verfahrenskonzept für die Phosphorentfernung in Kleinkläranlagen (KKA) 7.2. Verfahrensbewertung 7.2.1. Technologie 7.2.1.1. Rückgewinnungsgrad 7.2.1.2. Inputflexibilität 7.2.2. Produkt 7.2.3. Markt 7.2.4. Umwelt 7.2.4.1. Chemikalieneinsatz 7.2.4.2. Energiebedarf 7.2.4.3. Anfallende Abfälle 7.2.5. Wirtschaftlichkeit 7.2.5.1. Investitionsbedarf 7.2.5.2. Operative Kosten 7.2.5.3. Produktertrag 7.2.5.4. Zusatzerträge und -nutzen 7.2.6. Kompatibilität 7.2.6.1. Einfluss auf die heutige Entsorgungslandschaft 7.2.6.2. Kompatibilität mit dem Betrieb der Kläranlage 7.2.7. Rechtlicher Rahmen 7.2.8. Zusammenfassung der Verfahrensbewertung 7.3. Fazit 8. Publikationsliste Literaturverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Symbolverzeichnis Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis A. Anhang A.1. Anhang Kapitel 3 A.1.1. Materialien zur Phosphatentfernung in der Literatur A.1.1.1. Ionenaustauscher A.1.1.2. Hybridmaterialien A.1.1.3. Adsorbentien A.1.2. Aufbau eines Differentialkreislaufreaktors A.1.3. Bestimmung des geschwindigkeitsbestimmenden Schrittes der Adsorption A.1.4. Validierung der Modellierung mit LDF-Modell A.2. Anhang Kapitel 4 A.2.1. Phosphatdurchbruchskurve mit variierender Sulfatkonzentration A.2.2. Phosphatisotherme bei variierendem pH-Wert A.2.3. Wasserhärte in Deutschland nach Wasserversorgern A.2.4. Phosphatadsorption in Abhängigkeit von den vorliegenden Kationen A.2.5. Zweifaktorielle Varianzanalyse A.3. Anhang Kapitel 5 A.3.1. Saure Konditionierung im Kreislauf A.3.2. Löslichkeitsmodellierung mit PHREEQC A.3.3. Desorbierbarkeit von Calcium und Magnesium mit Natriumnitratlösung A.3.4. Austrag von Calcium, Phosphat und Eisen bei der sauren Konditionierung von beladenem Bayoxide® E 33 HC A.3.5. Reproduzierbarkeit des Phosphatdurchbruchs bei pH-Swing-Regenerierung mit Salpetersäure A.3.6. Zusammensetzung verschiedener Calciumphosphate A.4. Anhang Kapitel 6 A.4.1. Grenzwerte für Schwermetalle in mineralischen und Recyclingphosphordüngemitteln in Europa A.4.2. Messbedingungen für die Analysen mittels LC-MS/MS A.4.3. Thermische Zersetzung von amorphem Calciumphosphat A.4.4. Phosphorentfernung in der Pilotanlage in Bramsche A.4.5. Regenerierung eines beladenen Adsorbens aus der Pilotanlage A.4.6. Untersuchte organische Spurenstoffe bei der Gewinnung von Pilot-aCP A.5. Anhang Kapitel 7 A.5.1. Kostenabschätzung für das Verfahrenskonzept zur Phosphorentfernung auf KKA A.5.2. Preisentwicklung für Phosphate von 1999 bis 2019 auf dem Weltmarkt A.5.3. Einordnung des entwickelten Verfahrenskonzeptes nach dem BAFU-Leitfaden Danksagung Erklärung
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Im März 2023 fand ich das Buch in der Post. Der Herausgeber schrieb, dass es zum 80. Jahrestag des Warschauer Gettoaufstands von 1943 erscheint, eine Auftragsarbeit aus gegebenem Anlass vielleicht? Das Buch war dick und schwer, der Klappentext sprach von einer "geheimnisvollen und schwer zu fassenden" Persönlichkeit. Ich legte das Buch zunächst auf meinen "zum Erledigen"-Stapel, denn die 500 Seiten schluckt man nicht an einem Nachmittag. An diesem Text habe ich also lange geschrieben, das Buch immer wieder angelesen, weggelegt, dann wieder vom Neuen angefangen. Marek Edelman, einer der Befehlshaber beim Gettoaufstand, wird im Motto des Buches zitiert – die Biografie der Protagonistin sei "Stoff genug für einen Sensationsroman". Und tatsächlich bestätigt das Buch die geläufige Wahrheit, dass die besten Geschichten das Leben selbst schreibt, denn auch Hollywood würde dieses Drehbuch nicht spannender, widersprüchlicher, tragischer erdenken können. Drei Leben bescheinigt der renommierte Autor Remigiusz Grzela der sich als italienische Lyrikerin ausgebenden Irena Conti di Mauro, die er jahrelang persönlich kannte und als Autorin schätzte. Erst später erfuhr er von der Mystifikation, die nur wenigen Eingeweihten bekannt war, die aber Irenas Entscheidung, die Vergangenheit radikal hinter sich zu lassen, respektierten. Denn sie setzte alles daran, ihrer jüdischen Familie, den Verwandten und Bekannten zu entsagen und baute neue Identitäten auf. Grzela stellt uns die drei Gesichter von Irena vor – als jüdische Kämpferin Irena Gelblum, als polnische Journalistin Irena Waniewicz und als italienische Lyrikerin Irena Conti di Mauro. Die im Buch zu Sprache kommenden Stimmen von Irenas Freunden und Wegbegleitern vermitteln den Eindruck, dass es möglicherweise noch weitere Identitäten gab.Entmystifizierung einer HeldinRemigiusz Grzela, Autor mehrerer Biografien, Lyriker, Publizist und literarischer Leiter am Jüdischen Theater in Warschau, publizierte bereits 2014 die Biografie "Irenas Wahl" (Wybór Ireny), die aber wegen eines gegen seinen Verlag angestrengten Prozesses nicht erscheinen bzw. nicht verkauft werden durfte. Der Grund waren einige dort veröffentlichen Briefe, deren Absender Simcha Rotem (Kazik) mit ihrer Publikation nicht einverstanden war. Auch das vorliegende Buch, so Grzela, sei eine Gratwanderung, denn es entlarvt Irenas zahlreiche und langjährige Versuche, über ihre Vergangenheit zu schweigen, alten Bekannten zu entsagen, ja allem zu widersprechen, was sie mit dem Krieg und mit ihrer jüdischen Herkunft in Verbindung gebracht hätte. Nur ganz wenige Freunde wussten, wer sie wirklich war. Und Grzela ist nicht der erste, der es wagte, davon öffentlich zu sprechen. Während sein Buch nicht verkauft werden durfte, erschien 2014 in einer Beilage zur "Gazeta Wyborcza" ein Gespräch mit Marek Edelman, der die wahre Identität der damals als polnisch-italienischen Poetin wahrgenommenen Irena Conti di Mauro als jüdische Heldin enttarnte. Aber welche Identität war wirklich "wahr"? Durfte Edelmann, eine Galionsfigur des jüdischen Widerstandes, der Solidarność-Bewegung und landesweit anerkannte Autorität das tun? Auch Grzela fragt sich, ob er das Recht habe, an der Dekonstruktion von Irenas Mystifikationsversuchen mitzuwirken. Er tut es, nicht nur um zu verstehen, warum sie wann welche Entscheidungen traf, sondern um eine tragische Persönlichkeit zu porträtieren, die es verdient, nicht vergessen zu werden. Übrigens: 2019 wurde im Zentrum Warschaus eine Wandmalerei mit neun jüdischen Kämpferinnen am Eingang zu einer Metrostation angebracht, eine von ihnen ist Irena.Es ist keine einfache Aufgabe, den roten Faden im Buch nicht zu verlieren – weder für den Leser noch für den Autor, bleibt die Protagonistin dieses Buches doch immer in Bewegung, mal in die eine, mal in die andere Richtung, mal verschwindet sie ganz, stellt sich stumm. Grzela wagt nun ein riskantes Unterfangen mit den Lebensstationen der Protagonistin. Seine Annahmen, Thesen, Rechtfertigungen untermauert er durch Aussagen von Freunden und Bekannten Irenas, manch einen Strang, der zufällig erscheinen mag, führt er gekonnt fort, vertieft, um den Kontext von Irenas Entscheidungen zu erklären. Denn über allem schwebt der Wille zum Verdrängen, zum Vergessen, zur Nichtexistenz. Nach dem Krieg bestritt Irena, die jüdische Kämpferin gewesen zu sein, die alle kannten: Mitstreiter in Getto wie Marek Edelman, Kazik Ratajzer, Cywia Lubetkin, Antek Cukierman. Sie mied Kontakte mit jedem, der sie mit Juden oder mit dem Getto in Verbindung bringen konnte. Sie ließ alles ändern, den Namen, das Geburtsjahr, die Nationalität, selbst die Stimme. Wie in einem Sensationsroman entfaltet der Autor die immer wieder neuen Bilder ihrer Identität.Verbindungsfrau im UntergrundRemigiusz Grzela: "Der Biograf kann nur Ärger verspüren, wenn er jahrelang keine Spuren finden kann. Ich weiß nicht, was mit Irena los war, außer, dass sie mit Eltern und Bruder ins Getto kam. Sie erscheint 1943 als eine der Jungen und Mutigen, die (…) beschlossen haben, in den Untergrund zu gehen und Widerstand zu leisten" (91). Wer Irena vorher war – das weiß der Autor nicht genau, er kann niemand mehr fragen. Das Geburtsdatum ist nicht sicher, wahrscheinlich 1923 (in vielen Dokumenten machte sie sich jünger und gab 1925, 1931 ja sogar 1939 an!). Verbürgt ist ihre bürgerliche Herkunft, ihr Großvater Wolf Kronenberg war Kaufmann und Landbesitzer, dem u.a. ein bekanntes Mietshaus in der Złota-Str. in Warschau gehörte ("Pekin" genannt, heute "Kamienica Wolfa Kronenberga"). Grzela fragt zunächst nach der Motivation der jungen Menschen, die sich für den Kampf entschlossen haben. Er findet Irena auf einem Foto aus den späten 1930er Jahren, wo sie Ferien in einem jüdischen Sanatorium bei Warschau verbringt. Auf dem Bild ist auch der junge Marek Edelman zu sehen, es handelt sich wahrscheinlich um ein Ferienlager der sozialistischen BUND-Jugend. Viele der späteren Angehörigen der Jüdischen Kampforganisation (Żydowska Organizacja Bojowa, ŻOB) waren vor dem Krieg in linken jüdischen Jugendorganisationen sozialisiert. Es kann sein, dass diese Kontakte für Irenas Entscheidung, in den Widerstand zu gehen, daher rührten. Sie kam 1943 aus dem Getto heraus, um der ŻOB auf der anderen Mauerseite zu dienen: Geld beschaffen, Verstecke organisieren, Kontakte pflegen, Nachrichten überbringen. Edelman nannte sie "Irre Irka" wegen ihres Mutes und wegen ihres irren Glücks bei den zahlreichen Aktionen. Kazik, ihr damaliger Freund: "Nach dem Getto-Aufstand hatten wir wenig Menschen zur Verfügung (…) Eine Frau konnte sich einfacher bewegen als ein Mann. Zu Frauen pflegte man einen anderen Umgang. Selbstverständlich zu Polinnen, darunter auch zu Jüdinnen, die sich als Polinnen ausgaben" (103). Im November 1943 erfährt Irena vom Tod ihrer Eltern und ihres Bruders Władek, ihre Welt bricht zusammen. Auf einem Foto von Władek steht ein Datum, ein möglicher Todestag, aber es gibt keine gesicherten Daten, nicht einmal, dass Irena einen Bruder hatte. Handschrift auf der Rückseite: "Ich liebe nur euch und niemand mehr. Und wenn ich sage, dass ich zu jemand anderem Gefühle hege, lüge ich". (181) Irena ist von nun an bereit, sich aktiv am Widerstand zu beteiligen, ja sich zu rächen.Was bedeutete eigentlich "Verbindungsfrau"? Das Wort beinhaltete "Gefahrgut"-Transporte von illegalen Waffen, Menschen, Dokumenten. Edelman nannte sie irre. Im Zugteil "Nur für Deutsche" gab sie sich mehrmals als Deutsche aus, einmal schlief an einem Offiziersarm ein. Sie ging über die grüne Grenze nach Będzin, damals im Deutschen Reich, befreite dort nach einer abenteuerlichen Aktion eine Mitstreiterin aus einem Arbeitslager. Sie hielt Kontakt zu Widerständlern in Krakau, Lublin, Tschenstochau. Im Warschauer Aufstand (1944) entkam sie um Haaresbereite dem Tod, als sie in einem Himmelfahrtskommando das Organisationsarchiv aus einem von der ŻOB aufgegebenem Versteck holen sollte. War das "irre" genug? Aber das sind Aussagen von anderen, denn Irena spricht nicht, verdrängt, streitet ab. Grzela sagt, dass Biografien dieser Generation sich "wie Schlingen winden". Einzelne Aussagen klären nicht auf, vielmehr verdunkeln sie das Bild, verknoten, verwirren. Irena löschte ihre eigenen Spuren. Die Zeit lief zu ihren Gunsten, als die Kriegsereignisse zurücktraten, viele Verfasser sich nur lückenhaft erinnerten und Zeugen langsam verschwanden.NachkriegsturbulenzenNach dem Krieg nähern sich Irena und Kazik zeitweise den Ansichten Aba Kowners (Partisan aus Wilna) an, des Anführers der jüdischen "Rächer", einer Geheimorganisation, die plante, Millionen Deutsche nach dem Krieg zu vergiften. Beide wurden 1945 in Bukarest geschult, Rache an Deutschen zu üben. Kurz darauf verlassen sie jedoch Europa und begeben sich auf der "Norsyd" von Marseille nach Haifa. Die Welt kennt die Geschichte der "Exodus" von Uri Orlev, aber kaum jemand kennt die Geschichte der "Bria", eines türkischen Kohlefrachters, der von verzweifelten Juden auf hoher See gekidnappt wurde. Irena war keine Zionistin, es gibt keinen Bericht, der erklärt, warum Irena die Reise auf sich nimmt und in einem Internierungslager landet. Später lebt sie in einem Pionierhaus für unverheiratete Frauen in Haifa, Kazik findet eine Bleibe in Tel Aviv. Aber da waren sie nicht mehr zusammen, Irena verliebte sich mehrere Male, noch mehr "Kandidaten" verliebten sich in sie. Es ist eine Zeit des Aufbruchs, in der viele Familien in Palästina, später Israel, gegründet werden. Irena kann sich nicht entscheiden, 1946 geht sie überraschenderweise nach Polen zurück.Nach der Rückkehr geht es ihr schlecht. Der englische Offizier, der ihr angeblich folgen sollte, meldet sich nicht, sie selbst wird von körperlichen Schwächen und psychischen Depressionen geplagt, gleichzeitig studiert sie Medizin und arbeitet als Stewardess. Bald darauf lernt sie Ignacy Weinberg kennen, einen Mann, der den Krieg im sowjetischen Mittelasien überlebte und der sich nun als linientreuer Journalist am Aufbau der sozialistischen Gesellschaft beteiligt. Er sah gut aus und vermochte es, Irena zeitweise aus ihren Traumata herauszuziehen. 1950 heiraten sie, aber bevor sie es tun, rät Irena Ignacy, den Nachnamen zu wechseln. Aus Vorsicht, als Schutz vor Antisemitismus? Sie selbst trägt nach der Rückkehr den gefälschten Geburtsnamen "Conti", auch ihr Geburtsdatum lässt sie ändern, die Warschauer Standesamtsakten sind vernichtet, keiner kann das nachprüfen.Nach der Heirat heißt sie Irena Waniewicz, ein Jahr später kommt ihre Tochter Janka zur Welt. Es war keine Liebesheirat, aber Irena und Ignacy sind lange ein Paar und bleiben es auch nach Scheidung und Emigration in Kontakt. Irena leidet oft an Depressionen (bleibt tagelang in stillen und dunklen Zimmern), ihre gesamte Familie bis auf eine Tante und zwei Kusinen war tot, sie pflegt mit ihnen wenig Kontakt. Sie trug in sich nicht nur die Kriegsereignisse und -traumata, auch der Palästina-Aufenthalt blieb eine Belastung, nun kam ein Leben im entbehrungsreichen stalinistischen Polen dazu. Anders als ihr Mann war Irena keine Kommunistin, sie bricht das Medizinstudium ab und arbeitet als Journalistin in der Redaktion von "Nowa Wieś" ("Das neue Dorf"), wo ihre beste Freundin Irena Rybczyńska-Holland Chefredakteurin ist. In dieser Zeit hat Irena viele Liebschaften, darf nach dem "Tauwetter" nach Italien und Frankreich reisen, von wo sie leidenschaftlich für die polnische Presse berichtet und ersehnte Modeartikel nach Warschau bringt.Sie arbeitet gewissenhaft an ihrem Image – hochgewachsen, elegant und eloquent (sie spricht mehrere Sprachen), von Kollegen und Mitarbeitern geschätzt, wirkt sie aber auch oft auf sich bezogen, kühl, unnahbar. Selten gibt sie etwas von sich preis und das niemals öffentlich. Nur einmal spricht sie ungezwungen im Rundfunkstudio von ihrer Tätigkeit als Verbindungsfrau, als ihre "Verwandlung" noch nicht vollständig vollzogen war. Sie weiß bei dem Gespräch nichts von einem heimlichen Mitschnitt, die Sendung wird nicht gesendet. In dieser Zeit erscheinen Memoiren von Irenas Mitstreitern wie Marek Edelman, Władka Meed, Basia Bermanowa-Temkin, Helena Balicka-Kozłowska, aber sie distanziert sich immer mehr von diesem Milieu, nimmt nicht an ihren Treffen teil, unterhält keine Beziehungen mit Ausnahme Marek Edelmans und Kaziks. Für Tochter Janka hat sie nur wenig Zeit und Aufmerksamkeit, oft schickt sie sie zu Nachbarn und Freunden, ihre Identität verrät sie ihr spät und nicht freiwillig. Im Jahr 1968, als in Polen eine antisemitische Hetze losbricht, verliert sie ihren Job, ihr geschiedener Mann Ignacy emigriert nach Frankreich, dann nach Kanada. Viele ihrer Bekannten verlassen das Land, es herrscht Pogromstimmung. Irena hat wie so oft einen anderen Plan: Sie heiratet einen italienischen Korrespondenten Namens Antonio di Mauro und geht mit polnischem Pass nach Italien, während die meisten "März"-Emigranten rücksichtslos aus der polnischen Staatsbürgerschaft entlassen werden. Dabei verliebt sie sich kurz vor ihrer Abreise in einen polnischen Passbeamten, mit dem sie ein neues Leben plant. Das ermöglichen ihr die schnelle Scheidung vom untröstlichen Antonio und den polnischen Vorzugs-Pass, der es ihr erlaubt, Warschau regelmäßig zu besuchen. Stefan R., der Passbeamte, bleibt die nächsten 40 Jahre ihre wichtigste, aber nicht die einzige Beziehung. Auch er wagte es nicht, seine Frau und Kinder für Irena aufzugeben.Doppelleben zwischen Sizilien und WarschauIrena baut sich parallel – in Italien und in Warschau – eine Doppelexistenz im Bereich der Literatur auf: zunächst als italienisch-polnische Lyrikerin, dann auch als Übersetzerin und Beraterin italienischer Verlage und Politik. Für ihre Arbeit erhält sie Preise, sie lernt Schriftsteller wie Jarosław Iwaszkiewicz, Tadeusz Różewicz oder Pater Jan Twardowski kennen, deren Lyrik sie übersetzt und die sie auf Italien-Reisen begleitet, persönlich fühlt sie sich zu Sizilien hingezogen. In Polen gibt sie eigene Lyrikbände heraus und hat Erfolg, reist zu Lesungen und genießt ihren Ruhm in der polnischen Provinz. Vom vorherigen Leben keine Spur, jetzt ist sie eine "in Polen lebende italienische Lyrikerin", bisweilen auch eine italienische "Comtesse", mit der Zeit hält sie sich für eine waschechte Sizilianerin. Im Warschauer Nobelviertel Konstancin baut sie eine Villa, dabei übernimmt sie sich finanziell, was auf Kosten ihrer Gesundheit geht.Grzela verliert im Laufe seiner Erzählung den Glauben, Irena fassen zu können, immer wieder trifft er auf Menschen, die Irena kannten, deren Aussagen aber wenig Licht auf die Motive werfen, die eine solche innere Verwandlung rechtfertigen würden. Tochter Janka meint, sie habe Irenas persönlichen Entscheidungen nie folgen können. Das Verhältnis zur Mutter war durch Scheidung, Emigration und "Abschiebung" ins Internat belastet, später durch Irenas Eifersucht und Besitzergreifung. In der Folge mied Janka ihre Mutter und deren Liebhaber. Zygmunt Warman, Irenas Wegbegleiter aus dem Getto: "Kein einziges Mal begegnete ich jemandem, der seiner Geschichte vollkommen entsagte, diese verheimlichte oder seine Herkunft ganz leugnete. Niemand außer Irena. Hatte sie Angst nach dem Krieg?" (478). Viele konnten nicht verstehen, warum Irena aus Palästina nach Polen zurückkehrte. Ihre Familie war tot, Überlebende gingen in die andere Richtung, wollten in Polen nach dem Krieg und dem Kielce-Pogrom nicht bleiben. Vielleicht ereignete sich damals etwas, wovor sie aus Palästina fliehen wollte oder gar musste?Agnieszka Holland, Filmregisseurin und Tochter von Irena Rybczyńska-Holland: "Wollte ich einen Film über sie drehen, wäre das eine Geschichte über die Flucht vor der Wirklichkeit, die nicht zu ertragen ist. In 'Hitlerjunge Salomon' passt sich der Held den Gegebenheiten an. Immer wieder neue Masken anzuziehen, das wirkt anziehend. Das ist die Geschichte eines der vielen Chamäleons im Krieg. Allerdings war Irena ganz anders, sie bewegte sich konträr zur Wirklichkeit, war mit ihr nicht einverstanden, wollte sie aufheben, um die Kontrolle über sie nicht zu verlieren. So rannte sie gegen die Wand" (495). Hollands Schwester Magdalena Łazarkiewicz: "Sie hatte einen Mut an der Grenze zur Selbstaufgabe. Ich weiß, dass sie dazu ihre Weiblichkeit benutzte. Für mich ist es klar, dass man für so etwas den höchsten Preis zahlt. Sie zahlte es mit späteren Identitäten, das verstehe ich sogar. Aber ich verstehe nicht, warum sie einer solch rühmlichen Karte entsagte" (498). Stefan R., der Passbeamte im Ruhestand, sagt dem Autor vor einiger Zeit, er habe Irena nie gefragt, weder nach dem Alter noch nach ihrer Herkunft, von dem Namen Gelblum erfuhr er nach ihrem Tode: "Für mich war Irena fest da, die Umstände um sie herum waren es nicht." (516).Das Buch verdient es, in andere Sprachen übersetzt zu werden, gerne würde ich es in deutscher Übersetzung sehen, denn Irenas Leben entzieht sich überkommenen Lebenserzählungen vom Krieg, Okkupation und Widerstand. Ein ähnliches Schicksal von "einer Protagonistin, die die Nichtexistenz" wählte, so der Untertitel des Buches, kenne ich nicht. Grzela hat recht: Auch wenn Irena nicht erinnern wollte, ist sie es wert, in Erinnerung zu bleiben.Remigiusz Grzela, Trzy życia Ireny Gelblum. Mit einer Einführung von Norman Davies, Warszawa 2023, 540 S., zahlreiche Abb., siehe auch: https://www.bellona.pl/tytul/trzy-zycia-ireny-gelblum
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"Diese und andere Karikaturen des bekannten polnischen Graphikers und Satirikers Andrzej Mleczko finden Sie in unserer Neuerscheinung mit den Texten des Mitarbeiters des DPI Dr. Matthias Kneip "Darüber lacht Polen. Eine Landeskunde in 72 Karikaturen und Texten"." https://www.deutsches-polen-institut.de/publikationen/einzelveroeffentlichungen/darueber-lacht-polen-eine-landeskunde-in-72-karikaturen-und-texten/ Bereits zum 1. April wollten Władysław Kosiniak-Kamysz und Szymon Hołownia Ernst machen: Ausgerechnet für diesen Tag kündigten die Parteivorsitzenden von Polskie Stronnictwo Ludowe ("Polnische Volkspartei" oder "Polnische Bauernpartei", kurz PSL) und Polska 2050 ("Polen 2050") an, die Ergebnisse der Verhandlungen zur gemeinsamen Wahlliste bei den Parlamentswahlen bekannt zu geben. Das neue Wahlbündnis sollte für einen Generationswechsel in der polnischen Politik und eine Entpolarisierung der Parteienlandschaft stehen. Am Ende wirkte das nicht eingelöste Versprechen und das Stillschweigen zum aktuellen Stand der Verhandlungen weniger wie ein schlechter Aprilscherz, sondern wie ein Eingeständnis, dass sich die Gespräche viel zäher gestalteten als es die Beteiligten zu Beginn erwartet hatten. Erst knapp einen Monat später verkündeten sie offiziell das Wahlbündnis. Die Sympathie und Harmonie, welche die beiden Parteivorsitzenden in ihrem gemeinsamen Podcast "Hołownia i Kosiniak"[1] ausstrahlten, schienen sich mitnichten auf das Verhältnis ihrer gesamten Parteiapparate zu übertragen.Nimmt man die strukturellen und habituellen Eigenarten der beiden Parteien in Augenschein, verwundert es kaum, dass es sich bei dem Projekt einer gemeinsamen Wahlliste um eine schwere Geburt handelte. Beide politischen Gruppierungen verstehen sich zwar als christdemokratische Zentrumsparteien, legen Wert auf Rechtsstaatlichkeit, auf ein gutes Verhältnis zur EU und sie sind sich in energiepolitischen Fragen relativ einig.[2] Dennoch kann diese punktuelle inhaltliche Nähe kaum über eine lebensweltliche Kluft und die völlig unterschiedlichen Traditionen, welche die Parteien trennen, hinwegtäuschen. Während Polen 2050 - erst im Jahr 2020 gegründet und 2021 als Partei eingetragen - in der Tendenz eine städtische, gebildete Wählerschaft anspricht, bedient PSL mit ihrer mehr als 100-jährigen Geschichte traditionell das ländliche Elektorat. Eine neue Studie zeigt sogar auf, dass es zwischen den Parteien kaum Überschneidungen des Wähler*innenpotentials gibt. Ihre potentiellen Wähler*innen begegnen der jeweils anderen Partei und deren Parteivorsitzenden mit Gleichgültigkeit bis starker Antipathie. Im folgenden Beitrag werden die Besonderheiten der PSL im polnischen Parteiensystem verdeutlicht. Wie keine andere Partei in der Dritten Polnischen Republik steht die PSL für Kontinuität. Als einzige ist sie seit dem Ende des Realsozialismus ununterbrochen im Sejm vertreten. Drei Mal war sie als Juniorpartner an der Regierung beteiligt:1993 bis 1997 und 2002 bis 2003 mit der postkommunistischen SLD (Sojusz Lewicy Demokratycznej, "Demokratisches Linksbündnis") sowie 2007 bis 2015 mit Donald Tusks liberal-konservativer Bürgerplattform (Platforma Obywatelska, kurz PO). Dabei erwarb sich die PSL nicht ganz ungerechtfertigt das Image einer ideologisch wenig gefestigten Partei der Postenjäger, in der Patronage und Nepotismus praktiziert werden, etwa bei der Besetzung von Posten im Bereich staatlicher Unternehmen oder der Forstwirtschaft.[3]Dennoch erklärte sie ihren Austritt aus der Koalition mit der postkommunistischen SLD 2003 mit deren unzureichender sozialer Sensibilität. Die Haltung der Partei gegenüber dem polnischen EU-Beitritt war eher ambivalent, was sich später mit dem für alle landwirtschaftliche Betriebe messbaren Finanzfluss der Agrarsubventionen stark ändern sollte. In ihrem sozioökonomischen Programm von 2004 moniert sie, dass angeblich nur wenige Prozent der Bevölkerung von der wirtschaftlichen Transformation profitierten, rund zwei Drittel aber zu den Verlierern zählten. Die PSL forderte ein aktives Eingreifen des Staates in die Wirtschaft.Agrarismus als Besonderheit der Semi-PeripherieUm die Polnische Bauernpartei (PSL) verstehen zu können, muss man in ihre Geschichte schauen. Sie gehört zu den ältesten noch bestehenden politischen Gruppierungen Europas. Ihre Tradition geht auf das Jahr 1893 zurück, als der Związek Stronnictwa Chłopskiego ("Bund der Bauernpartei") gegründet wurde, der sich 1903 zu Polskie Stronnictwo Ludowe weiterentwickelte. Der amerikanische Historiker Brian Porter-Szücs, ein ausgesprochener Polen-Spezialist, macht darauf aufmerksam, dass im ausgehenden 19. Jahrhundert die ideologische Strömung des Agrarismus die dritte große Strömung neben Nationalismus und Sozialismus war. Dies bezeichnet er als ein Spezifikum der Länder der ostmitteleuropäischen und südosteuropäischen Semi-Peripherie.[4] Eine wahrgenommene Fremdherrschaft, kontroverser Besitzstand und das Fehlen einer breiten polnischen Mittelschicht waren jedenfalls günstige Voraussetzungen für die Entstehung der ludowcy, wie sich die Agrarier als soziale und politische Strömung in Polen nannten. Bei den Besonderheiten in der Entstehungsgeschichte gibt es durchaus strukturelle Parallelen zur Intelligenz-Schicht, auf deren Vermächtnis sich Polen 2050 punktuell beruft.[5] Laut dem polnischen Politikwissenschaftler Lech Rubisz fanden die ludowcy bei ihren tschechischen, soziokulturell stärker plebejisch geprägten Nachbarn Vorbilder für das eigene politische Wirken.[6] In beiden Ländern verbanden die Agrarier das Bestreben nach Volksbildung und Selbstbestimmung der Bauern mit dem Kampf um nationale Souveränität. Jedoch hatte der Agrarismus keine durchgängig demokratische Ausrichtung, denn der ihm eigene Nationalismus und der spezifisch volkstümliche Antikapitalismus begünstigen auch in Polen den Antisemitismus.[7]Unter ihren Vorsitzenden war der in Polen legendäre Wincenty Witos, der bis zur Machtübernahme Józef Piłsudskis 1926 mehrmals Ministerpräsident war. Als offener Kritiker von Piłsudskis Sanacja wurde er 1930 verhaftet und in der Festung Brest interniert. Bei einem Prozess 1931 wurde er wegen eines angeblichen Umsturzversuchs zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt, was ihn nach der Haft zur Emigration in die Tschechoslowakei veranlasste. Bis heute setzt sich die PSL für die volle historische Rehabilitierung ihres legendären Parteivorsitzenden mit der Bestrebung einer gerichtlichen Aufhebung des damaligen Urteils ein. Nach 1945 war die PSL unter der Führung von Stanisław Mikołajczyk die wichtigste Oppositionsgruppierung gegen die Kommunisten, sie wurde jedoch wenige Jahre später zerschlagen. Die Reste der noch legalen Strömungen der Bauernbewegung wurden in der Satellitenpartei ZSL (Zjednoczone Stronnictwo Ludowe, "Vereinigte Bauernpartei") zusammengefasst, die während der ganzen Zeit der Volksrepublik existierte.[8]Was ist die Parteibasis wert?Die PSL ist heute dank der von der ehemaligen Blockpartei ZSL ererbten Organisationsstrukturen vor allem auf dem Land gut verankert und mit nach eigenen Angaben 74.000 Mitgliedern[9] (2011 waren es noch 130.000 Mitglieder[10]) noch immer die mit Abstand mitgliederstärkste Partei Polens. In den 1990er Jahren bis etwa zum EU-Beitritt Polens 2004 galt die große Basis der PSL als Hindernis für einen Modernisierungskurs der Partei unter europäischen Vorzeichen. Vor dem Hintergrund der damaligen zersplitterten ländlichen Besitzstrukturen und einer verhältnismäßig geringen Produktivität der polnischen Landwirtschaft wurde die strukturkonservierende und besitzstandswahrende Politik der Partei stark kritisiert. Zudem glaubte man das Modell der Massenmitgliederpartei auch in westlichen Mediengesellschaften nach 1989 als überholt.[11]Doch wenn man heute langfristig wirkende Einflüsse im Parteienwettbewerb analysiert, so sieht man, dass ausgerechnet aus einigen der vermeintlichen Negativposten und Krisenfaktoren auf lange Sicht neue, manchmal erst spät bemerkte Vorteile erwachsen. Heute ist die PSL nach dem Niedergang der postkommunistischen SLD die einzige Partei Polens, die man als Mitglieder-, Apparat- und Funktionärspartei bezeichnen kann. Bei den Verhandlungen mit Polen 2050 um die Organisation des Wahlkampfes und die Aufstellung der Listen spielte die Schlagkraft der PSL durch die erhaltenen regionalen Strukturen und die Nähe zu wichtigen Vorfeldorganisationen, wie die Kreise der Landfrauen, der Bund der Landjugend und die Freiwillige Feuerwehr, eine nicht geringe Rolle. Der Präsident des Hauptvorstands der Freiwilligen Feuerwehren im ganzen Land ist seit 1992 Waldemar Pawlak, ein ehemaliger Ministerpräsident und Spitzenpolitiker der PSL. Gerade in den Wahlkampfwochen unmittelbar vor den Wahlen sind die lokalen Parteimitglieder unverzichtbar. Sie stellen sich mit den Wahlständen auf die Marktplätze, vor die Kirchen und die Supermärkte, sie sorgen für Sichtbarkeit und sie organisieren und zeigen Präsenz bei größeren Wahlveranstaltungen. Es wird berichtet, die strukturschwache Polen 2050 befürchte, die PSL-Funktionär*innen könnten trotz gemeinsamer Listen lediglich für ihre eigenen Kandidat*innen werben.[12]Die eigentliche Stärke der PSL zeigte die Partei aufgrund ihrer weit verzweigten Organisationsstrukturen bei den Wahlen zur territorialen Selbstverwaltung, bei denen in Polen auf Dorf- und Gemeindeebene auch viele parteilose Kandidaten antreten. Aufgrund der schwachen Verwurzelung anderer Parteien auf dem Land konnte die PSL viel höhere Ergebnisse einfahren als bei den Parlamentswahlen, bei den sie in der Regel Stimmanteile im einstelligen Bereich erreichte. Sie stellt in kleinen und mittleren Städten überdurchschnittlich viele Bürgermeister, in 8 von 16 Woiwodschaftssejmiks ist sie derzeit Teil der Mehrheitsgruppe. Sie profitiert von den Parteimultiplikatoren innerhalb der ländlichen Nachbarschafts- und Familiennetzwerke und der Verbundenheit mit der Katholischen Kirche im ländlichen Raum. Die PSL gibt sich betont katholisch und steht in der öffentlichen Verehrung des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. der PiS kaum nach. Auch im Hinblick auf die Säkularisierung tritt der gesellschaftliche Wandel auf dem Land verlangsamter als in den polnischen Städten auf.[13]Landgewinne und Verdrängung durch die PiSZum mächtigen Wettbewerber um die Gunst der starken sozialstrukturellen Basis der PSL – immerhin leben 40 Prozent der Bevölkerung auf dem Land[14] – erwuchs in den letzten Jahren die PiS. Unter anderem setzte sie starke Anreize durch die finanzielle Förderung der ländlichen Organisationsstruktur. Jede Feuerwehr sollte einen neuen Feuerwehrwagen erhalten, die Landfrauen konnten niedrigschwellige Förderanträge stellen und auch Neugründungen wurden explizit unterstützt.[15] Die ehemaligen Wählerhochburgen der PSL im strukturschwachen Südosten des Landes gelten seit 2015 als PiS-Hochburgen. Sie profitiert vom Wegzug der Jüngeren, besser Gebildeten in die Städte, von der Überalterung der ländlichen Bevölkerung und ihrer Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen. Bei den Parlamentswahlen 2019 stimmten 56 Prozent der wahlberechtigten ländlichen Bevölkerung für die PiS. Derzeit ist auffällig, dass die PSL in Wahlumfragen kaum von den Bauernprotesten im Zusammenhang mit den überschüssigen ukrainischen Agrarprodukten und dem Preissturz für diese profitiert. Seit Wochen blockieren Landwirte Straßen und fordern Schutzzölle. Sie klagen, dass die Regierung zu lange untätig geblieben sei, während die Preise so stark gefallen seien, dass der Getreideanbau für sie unrentabel geworden sei.[16] Die PiS stellt sowohl den verantwortlichen Agrarminister in Polen wie auch den Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung in der Europäischen Kommission, Janusz Wojciechowski.FazitDie Prognosen der Wahlforschung, ob die Strategie der Entpolarisierung mithilfe der Besetzung der politischen Mitte durch das Wahlbündnis PSL/Polska 2050 tatsächlich aufgeht, fallen uneindeutig aus.[17] Für einen Einzug in den Sejm benötigt ein Wahlbündnis 8 Prozent der Stimmen. In den Umfragen der letzten Monate kommen die beiden Parteien gemeinsam auf 10 bis 17 Prozent. Ob eine vereinigte oder mehrere Wahllisten der demokratischen Opposition zum Wahlerfolg führen, wird - anders als der mediale Diskurs es vermuten lässt - auch 2023 nicht die alles entscheidende Frage sein. Wirft man einen Blick über die südliche Grenze Polens hinaus, so sieht man Folgendes: In Tschechien schien der populistische Ministerpräsident Andrej Babiš unschlagbar zu sein, doch mit zwei Wahllisten konnte sich die Opposition durchsetzen. In Ungarn, wo auf den Plakaten der vereinigten Opposition ein sozialistischer Kandidat neben einem nationalistischen Politiker der Jobbik-Partei zu sehen war, gelang es nicht, Fidesz an der Regierung abzulösen. Es bleibt vielmehr abzuwarten, ob das Wahlbündnis PSL/Polen 2050 es schafft, eine einigende und überzeugende Vision für die Zukunft Polens auszuarbeiten, die sowohl ihre Kandidat*innen als auch die Parteibasis im Wahlkampf und darüber hinaus tragen kann.
[1] Podcast "Hołownia i Kosiniak" [https://open.spotify.com/episode/2aBbza1KowZG4SOaviYABb]. [2] Joanna Sawicka; Wojciech Szacki: Polska idzie na wieś, in: Polityka, 21.02.2023, S. 18-20, S. 18.
[3] Rafał Matyja: PSL – partia inna niż wszystkie, in: Marek Migalski (Hrsg.): Polskie Stronnictwo Ludowe, Toruń 2023, S. 25-41, S. 25ff.
[4] Brian Porter-Szücs: Całkiem zwyczajny kraj. Historia Polski bez martyrologii, Warszawa 2021, S. 108ff.
[5] Vgl. Klaudia Hanisch: Links in Polen: Krytyka Polityczna und die Tradition der osteuropäischen Intelligenz, Stuttgart 2013.
[6] Lech Rubisz: Trzecią Drogą w III RP. Tradycje i zasady ideowe Polskiego Stronnictwa Ludowego, in: Marek Migalski (Hrsg.): Polskie Stronnictwo Ludowe, Toruń 2023, S. 7-25, S. 12.
[7] Brian Porter-Szücs: Całkiem zwyczajny kraj. Historia Polski bez martyrologii, Warszawa 2021, S. 119ff.
[8] Klaus Ziemer: Das Politische System Polens, Wiesbaden 2013, S. 271.
[9] Joanna Sawicka; Wojciech Szacki: Polska idzie na wieś, in: Polityka, 21.02.2023, S. 18-20.
[10] Klaus Ziemer: Das Politische System Polens, Wiesbaden 2013, S. 271.
[11] Vgl. Peter Mair: Ruling the Void: The Hollowing of Western Democracy, London 2023, S. 42.
[12] Joanna Sawicka; Wojciech Szacki: Polska idzie na wieś, in: Polityka, 21.02.2023, S. 18-20, S. 20.
[13] Vgl. Krystyna Leśniak-Moczuk: Wieś współczesna w tyglu przemian społeczno-ekonomicznych, in: Jolanta Gretowska-Leder; Ewa Rokicka: Przemiany Społeczne w Polsce i ich konsekwencje. Perspektywa Socjologiczna, Łódź 2015, S. 141-157, S. 153ff.
[14] Zum Vergleich, in Deutschland gestaltet sich das Verhältnis der Stadt- und Landbewohner*innen 22,5 Prozent zu 77,5 Prozent, vgl. Ziemer, Klaus: Das politische System Polens. Eine Einführung, Wiesbaden 2013, S. 210.
[15] Regierungsprogramm zur Förderung der Landfrauen: [https://www.gov.pl/web/kobiety-gospodarne-i-wyjatkowe/co-zrobic-zeby-zalozyc-kolo].
[17] Vgl. Łada-Konefał: Eins, zwei, drei … Mit wie vielen Listenverbindungen wird die Opposition zu den polnischen Parlamentswahlen 2023 antreten? [https://www.deutsches-polen-institut.de/blog/eins-zwei-drei-mit-wie-vielen-listenverbindungen-wird-die-opposition-zu-den-polnischen-parlamentswahlen-2023-antreten/].
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Ein Foto, das bei der Ausweisung von Jüdinnen und Juden polnischer Staatsangehörigkeit in Nürnberg am 28. Oktober 1938 aufgenommen wurde. Bild: Bundesarchiv, Bild 146-1982-174-27 / Großberger, H. / CC-BY-SA 3.0 "L. Papa. Ich habe garnichts. Bin ausgewiesen nach Polen ganz allein ohne alles. Fahr wenn m[ö]glich zu Tante Berta. Wilna Wielka 49 Friedel"Diese Postkarte schrieb die damals 16-jährige Friedel Bendkower aus der Frankfurter Battonnstraße an ihren Vater David, als sie anlässlich der sogenannten "Polenaktion" am 28. Oktober 1938 ausgewiesen wurde. Sie verfasste die Zeilen während ihrer Verschleppung noch im Zug.[1] Am 27. Oktober zwischen 14 und 18 Uhr hatten im ganzen Zuständigkeitsbereich des polnischen Generalkonsulats Frankfurt Juden polnischer Staatsangehörigkeit von den Polizeiorganen ihren Ausweisungsbefehl erhalten. So wie Friedel mussten Tausende Jüdinnen und Juden, welche schon lange in Deutschland lebten, von heute auf morgen ihr Zuhause verlassen. Sie hatten zwar nach der Gründung der Zweiten Polnischen Republik 1918 die polnische Staatsangehörigkeit erhalten, aber oft sprachen sie nicht einmal Polnisch und hatten wenige, manchmal gar keine Verbindungen nach Polen. Familien wurden getrennt, der Zugang zu ihren Netzwerken und Ressourcen plötzlich abgeschnitten. Der konkrete Anstoß für diesen radikalen Schritt der Nationalsozialisten zu diesem Zeitpunkt war ein Erlass der polnischen Regierung, der besagte, dass ab dem 30. Oktober 1938 die Pässe von polnischen Staatsbürgern jüdischen Glaubens, die länger als fünf Jahre im Ausland lebten, nicht mehr gültig sein sollten. Mit dieser Regelung wollte die polnische Regierung der schon länger von ihr befürchteten massenhaften Ausreise oder Ausweisung von polnischen Jüdinnen und Juden aus NS-Deutschland nach Polen zuvorkommen. Das Gegenteil trat ein. Die deutschen Behörden fingen hastig an, ihre bereits von langer Hand geplante erste größere Deportationsaktion umzusetzen.[2]Die erste große Deportationsaktion der Nationalsozialisten – regional unterschiedlich umgesetztDie Methoden der deutschen Polizeiorgane vor Ort unterschieden sich dabei in ihrer Brutalität erheblich. Teilweise wurden Ausreisebefehle zunächst übergeben, in den meisten Fällen aber die Menschen direkt verhaftet und wie Friedel Bendkower ohne Gepäck, fallweise sogar ohne vollständige Bekleidung, abtransportiert. Auch waren unterschiedlich zusammengesetzte Gruppen betroffen: In manchen deutschen Städten wurden etwa nur männliche Jugendliche und Männer über 18 Jahren (z. T. bis ins hochbetagte Alter, aus den Altenheimen heraus) deportiert, in anderen ganze Familien inklusive der Kleinkinder.[3]Die Anordnung zur Zwangsausweisung der polnischen Juden, die aus Berlin kam, erreichte nicht alle Reichsteile gleichzeitig, und so variierte das Abschiebedatum je nach Wohnort zwischen dem 27. und dem 29. Oktober. Am Ende wurden schätzungsweise 17.000 Menschen verschleppt und unter schlimmsten Bedingungen an die deutsch-polnische Grenze transportiert. Ziel waren drei Grenzorte mit Bahnanschluss: Bentschen (Zbąszyń) in Großpolen, Konitz (Chojnice) in Pommern und Beuthen (Bytom) in Oberschlesien. Vom Frankfurter Hauptbahnhof mussten die Zwangsausgewiesenen ab dem 28. Oktober um 8 Uhr morgens mit Sonderzügen Richtung polnische Grenze fahren.Die polnischen diplomatischen Vertretungen und die Grenzbehörden vor Ort verhielten sich ebenfalls unterschiedlich. In Frankfurt hatte das Generalkonsulat ab dem Nachmittag des 27. Oktobers von Betroffenen erste Nachrichten über die bis dahin unbekannte Aktion erhalten. Schließlich hatten es in Frankfurt 200 Menschen, die nicht sofort verhaftet worden waren, ins Generalkonsulat geschafft – mit der Bitte um Erklärungen und Intervention. Doch der Konsul schickte sie mit Hinweis auf die Zwecklosigkeit des Unterfangens davon, während an anderen Standorten wie Leipzig Unterstützung organisiert wurde. Beginnend am Abend des 28. Oktobers 1938 trieb die deutsche Polizei die Menschen über die Landstraßen oder entlang der Eisenbahngleise bis zur Grenze nach Zbąszyń. Im Grenzstreifen, auf dem Bahngelände, in der nahe gelegenen Stadt oder einfach der unbewohnten Umgebung irrten letztlich mehrere tausend Menschen umher und versuchten, irgendwo unterzukommen. Die polnischen Behörden hatten aus Warschau keinerlei Vorwarnung erhalten und reagierten völlig überfordert. Schließlich bemühten sich die Wachen an der polnischen Grenze in Zbąszyń darum, die Papiere der Ausgewiesenen zu kontrollieren und sie zu registrieren, an den anderen Übergängen konnten sie ohne Erfassung weiterreisen. Wer in Zbąszyń kein Ziel bei einem Bekannten oder einer Verwandten oder ähnliches angeben konnte, dem wurde die weitere Einreise verweigert; es folgte die Internierung in Zbąszyń in einer alten Kaserne und deren Ställen. Neben der Abreise zu einer bekannten Person in Polen gab es für viele auch die Möglichkeit, kurzzeitig auf eigene Kosten ins Deutsche Reich zurückzukehren und dort den Haushalt aufzulösen; sofort im Anschluss erfolgte dann meist die erneute Ausweisung.[4] Mehrere hundert Menschen wurden in den Tagen der Verschleppung schwer verletzt, etwa 50 Menschen starben.[5]Auch die Eltern und Geschwister des 17-jährigen, bereits nach Paris emigrierten Herschel Grynszpan aus Hannover, der die Rabbinische Lehranstalt Jeschiwa im Frankfurter Ostend besucht hatte, waren Opfer der Aktion. Dies war seine Motivation für das am 7. November 1938 verübte letztlich tödliche Attentat auf den deutschen Legationssekretär Ernst vom Rath. Diese Episode diente den Nationalsozialisten als Vorwand für die gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland gerichteten Novemberpogrome 1938.Das Schicksal der allermeisten Opfer dieser ersten massenhaften Zwangsausweisung von Juden aus Deutschland lässt sich nur schwer ermitteln. Wem es gelang, aus unterschiedlichen Gründen ins Deutsche Reich zurückzukehren, in Polen Anschluss zu finden oder in andere europäische Länder zu emigrieren, wurde oftmals von den weiteren Entwicklungen wieder eingeholt und später deportiert und ermordet. Erforschung von Lebenszeichen, die an die in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden polnischer Staatsangehörigkeit erinnernDenkmale oder Erinnerungszeichen an die Deportation der polnischen Juden 1938 gibt es nur wenige. Das Projekt "Lebenszeichen ⋮ Znaki Życia. Polen und der Zweite Weltkrieg – Erinnerungsorte in Deutschland" des Deutschen Polen-Instituts erforscht die Erinnerung an Polinnen und Polen, die sich während des Zweiten Weltkriegs sowie in den Jahren unmittelbar davor und danach in Deutschland befanden. So wird auch nach Spuren gesucht, die an die Deportationen von 1938 erinnern.[6] In Zbąszyń selbst wird das Gedenken im öffentlichen Raum gepflegt, etwa durch einen Informationsweg entlang der ehemaligen Grenze. Seit 1987 erinnert ein Gedenkstein in Altona an die Vertreibung von über 800 polnischen Jüdinnen und Juden aus Altona. In vielen Gemeinden wurden Stolpersteine verlegt, die an individuelle Opfer erinnern, etwa in Hamburg, Berlin, Frankfurt, Hannover, Dinslaken, Essen, Karlsruhe, Zaberfeld, Ludwigshafen, Kaiserslautern u. a.Eine gesonderte Erwähnung findet die "Polenaktion" auch im öffentlichen Gedenken der rheinland-pfälzischen Stadt Pirmasens. Am Bahnhofsvorplatz wurde vom Trierer Künstler Clas Steinmann eine Gedenkstätte für alle Pirmasenser Opfer des Nationalsozialismus entworfen. Das zentrale Denkmal, bestehend aus Bronze-Stelen, funktioniert inhaltlich als Ensemble mit dezentralen Tafeln, die stetig erweitert werden. Diese wurden an den letzten Wohnorten der Opfer angebracht; sie informieren in Kurzform über die biografischen Grunddaten der Menschen und verweisen mit einem QR-Code auf die städtische Homepage für mehr historischen Kontext.[7]Am Amtsgericht, in der Bahnhofstraße 22–26 informiert seit 2018 eine sogenannte Sachtafel zur "Polenaktion", der Zwangsausweisung polnischer Juden 1938. Sachtafel am Amtsgericht in Pirmasens, angebracht am Gebäude in der Bahnhofstraße 22–26, mit Verweis auf die Internetseite https://www.pirmasens.de/leben-in-ps/kultur/gedenkprojekt/dezentrale-gedenkorte/bahnhofstrasse-22-26/. Bild: StArchiv PS Der damals zehnjährige Emanuel Baumöhl wurde am Amtsgericht Pirmasens am 27. Oktober 1938 als einer von 40 Jüdinnen und Juden polnischer Herkunft und ihrer Familienangehörigen festgesetzt."Auf dem Gerichtsgebäude teilte man uns mit, dass alle Verhafteten polnische Staatsangehörige seien und infolgedessen als staatenlose Ostjuden abgeschoben würden. Wir verbrachten die Nacht im Gerichtsgebäude und wurden am nächsten Morgen [...] auf Lastwagen nach Kaiserslautern ins Gefängnis gebracht. Meine Eltern und die übrigen Juden mussten hier alle Wertgegenstände, die sie bei sich trugen, abgeben. Anschließend ging es vom Gericht zum Hauptbahnhof, wo wir unter Polizeischutz in Personenwaggons verladen wurden. [...] [Wir erreichten] an der damaligen deutsch-polnischen Grenze Neu-Bentschin. Bei strömendem Regen und furchtbarer Kälte mussten wir die Waggons verlassen. Entlang der Gleise wurden wir über das sogenannte Niemandsland auf die polnische Seite getrieben. Doch die Polen ließen die Menschen nicht in ihr Land, so dass wir einige Tage unter freiem Himmel auf Gleisen verbringen mussten. Nach drei Tagen wurden wir von den Polen in eine nahegelegene leerstehende Mühle verfrachtet, die wir nicht verlassen durften. In dieser Mühle, die eine Ruine ohne jegliches Mobiliar war, verbrachten wir fast ein Jahr. Wir schliefen auf Stroh. Einmal täglich erhielten wir vom polnischen Roten Kreuz unsere Verpflegung."[8]Der 1928 in Pirmasens geborene Emanuel Baumöhl hatte einen aus Polen stammenden jüdischen Vater, Berich Süsser. Die Mutter war die zweite Frau seines Vaters, eine aus Kleinhausen stammende Katholikin, die bei der Heirat zum Judentum konvertierte. Aus der ersten Ehe des Vaters hatte Emanuel vier Geschwister. Zur erzwungenen Namensänderung der Familie in Baumöhl kam es, weil die Nationalsozialisten die in Polen von einem Rabbiner vorgenommene Eheschließung von Berichs Eltern nicht anerkannten.[9]Im Oktober 1938 wurden auch die Baumöhls, da alle die polnische Staatsangehörigkeit besaßen, Opfer der ersten großen Vertreibung von Juden aus Deutschland. Im Juni 1941, nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion, richteten die Nationalsozialisten in Berichs Geburtsstadt Rawa-Ruska, wo sich die Familie zu der Zeit befand, ein jüdisches Ghetto ein. Helmut Sittinger, der die Geschichte von Emanuel Baumöhl untersucht hat, schreibt dazu: "Zu diesem Zeitpunkt überließ man Berichs 'arischer' Ehefrau die Entscheidung, sich von ihrer Familie zu trennen, was sie klar ablehnte. So mussten sie und ihr Sohn Emanuel bei der letzten 'Judenaktion' im Ghetto in Rawa Ruska mit ansehen, wie im Dezember 1942 ein 18-jähriger SS-Mann den Familienvater und seinen Sohn Obed erschoss."[10] Flucht zurück nach Deutschland und in die USAEmanuel und seiner Mutter gelang mithilfe eines Polizeihauptmanns aus Bayreuth die Flucht vor der vorrückenden Roten Armee, in vier Monaten, bis über die Karpaten und nach Deutschland. Dort fuhren sie zur Schwester von Anna Baumöhl nach Ixheim. Nach drei Tagen wurden sie von SA-Männern festgenommen und zur Zwangsarbeit herangezogen. Anna Baumöhl musste im nahegelegenen Althornbach arbeiten und durfte weiterhin bei ihrer Schwester leben, Emanuel kam zu einem Landwirt nach Zweibrücken. Er wurde dort gut behandelt, obwohl er keinen Lohn bekam, und fühlte sich einigermaßen sicher; so blieb er noch einige Monate nach Kriegsende dort, bevor er im nahen Dorndorf Arbeit fand. 1946 lernte Emanuel Isolde Jost kennen, Tochter eines bekennenden Nationalsozialisten. Sie verliebten sich, und er schaffte es mit ihrer Hilfe seine Schulbildung nachzuholen, die er 1938 abrupt hatte abbrechen müssen. Emanuel Baumöhl arbeitete weiter, besuchte zugleich eine Handelsschule, machte eine Lehre und fing bei Elektrofirma an. Erst 1952 konnten Emanuel und Isolde heiraten: Obwohl Emanuel ursprünglich die polnische Staatsbürgerschaft hatte, wurde er nach dem Krieg als staatenlose displaced person geführt. Eine Heirat hätte dazu geführt, dass Isolde ihre deutsche Staatsbürgerschaft verloren hätte. So warteten die beiden mit ihrer Hochzeit, bis Emanuel die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatte. Sie bekamen zwei Töchter.[11]Friedel Bendkower und auch ihr jüngerer Bruder hingegen konnten nach ihrer vorläufigen Rückkehr von der deutsch-polnischen Grenze in die USA flüchten, wohin der von der Mutter geschiedene Vater David schon früh ins Exil gegangen war. Die Mutter, Regina Bendkower, wurde am 12. November 1941 bei der zweiten großen Massendeportation aus Frankfurt in das Ghetto in der von den Deutschen besetzten belarusischen Stadt Minsk verschleppt und ermordet.[12] Stolperstein Battonnstraße 7 Regina Bendkower. Bild: Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main [1] Aus dem Nachlass von Friedel Mayer, geb. Bendkower, Jüdisches Museums Frankfurt.
[2] Zur Einführung Monika Stefanek: "Polenaktion" 1938, in: Porta Polonica – https://www.porta-polonica.de/de/atlas-der-erinnerungsorte/polenaktion-1938 (27.10.2022); Grundlegend Alina Bothe, Gertrud Pickhan: Ausgewiesen! Berlin, 28.10.1938. Die Geschichte der "Polenaktion", Berlin 2018. Die Ausstellung "Ausgewiesen! Die Geschichte der Polenaktion 1938" ist vom 28.10. bis 27.11.2022 in der Marienkirche in Frankfurt (Oder) zu sehen.
[3] Für einen Abschiebungsbescheid aus Berlin s. https://www.jmberlin.de/thema-polenaktion-1938#media-7723 (27.10.2022).
[4] https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/zwangsausweisung.html.de?page=1 (23.01.2019); Jerzy Tomaszewski: Auftakt zur Vernichtung: Die Vertreibung polnischer Juden aus Deutschland im Jahre 1938. Osnabrück 2002, S. 113–195.
[5] Alina Bothe, Vortrag anlässlich des 84. Jahrestags der "Polenaktion" für das Projekt #LastSeen der Arolsen Archives, 27.10.2022.
[8] Dunja Maurer, Bernhard Kukatzki, Heike Wittmer (Hrsg.): Juden in Pirmasens. Spuren ihrer Geschichte, Pirmasens 2004, S. 444 f.
[9] Und zum folgenden: Helmut Sittinger: Emanuel Baumöhl: Ein gebürtiger Pirmasenser als polnischer Zwangsarbeiter in Zweibrücken, in: Gertrud Schanne-Raab (Hrsg.): Für jeden sichtbar und doch vergessen. Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Zweibrücken 1940–1945, St. Ingbert 2021, S. 280–282, hier S. 280. Vgl. Otmar Weber: Nur drei haben überlebt. Das Schicksal der Familie Süsser/Baumöhl während der NS-Zeit, in: Maurer, Kukatzki, Wittmer (Hrsg.): Juden in Pirmasens, S. 438–449.
[10] Sittinger, Emanuel Baumöhl, S. 280 f.
[11] Ebenda, S. 281–283.
[12] Die Abschnitte allgemein zur "Polenaktion" und zur Familie Bendkower wurden weitgehend übernommen aus: Julia Röttjer, Raus aus Deutschland! Die Ausweisung von Jüdinnen und Juden 1938 im Rhein-Main-Gebiet ("Polenaktion"), in: Peter Oliver Loew (Hrsg.), Lebenspfade / Śćieżki życia. Polnische Spuren in RheinMain. Ein historisches Mosaik, Darmstadt 2019, S. 79-81.
In climate change mitigation policy, carbon taxation is seen as an effective and efficient policy instrument. However, some caveats like carbon leakage may hamper its performance. This thesis presents an assessment of various alternative market-based climate policy instruments: A residence-based tax on capital income, a source-based tax on capital input in production, and cap-and-trade policy. For the latter, two regimes are analyzed: local and global permit markets. An essential aspect, which connects all chapters, is that the assumption that countries do not cooperate but set their policies in a strategic, non-cooperative manner. The resulting inefficiencies are identified for all the above listed instruments. In Chapter 2, we analyze a multi-country, 2-period, Nash tax competition game to evaluate Sinn's proposal to use interest income taxation as a means to decelerate fossil fuel extraction (Sinn, 2008, p. 384). The interest rate is determined on a perfectly competitive consumer loan market on which the resource extractor acts as the loan supplier. Households, which constitute the demand side, pay a local capital income tax on their loan. We find that this tax is effective in back loading extraction to the future, which limits damage from climate change. Yet, equilibrium tax rates are inefficiently low, given countries are symmetric. Inefficiency is due to presence of two externalities - the intertemporal fiscal distortion and the environmental externality. The second result is that, in an asymmetric setting with resource-exporting and -importing countries, cooperation among the latter leads to welfare gains for these compared to the Nash equilibrium. Furthermore, we find that given the cooperation among resource-importing countries, there are cases where the resource-exporting country has an incentive to join the policy cooperation so that full cooperation is self-enforcing. Chapter 3 assesses the 2-period, non-cooperative equilibrium of an n country policy game where countries chose either (i) carbon taxes, (ii) cap-and-trade policy with local permit markets or (iii) cap-and-trade policy with internationally linked permit markets and potential central redistribution of permit revenues. Policy makers maximizes welfare, which depends on household consumption over time and environmental damage from period-1 resource use. We assume costless and complete extraction of this non-renewable resource, so damage only depends on speed of extraction. Tax policy is the least efficient option due to carbon leakage, which introduces a second externality adding to the environmental externality. Cap-and-trade policy does not show any leakage since all symmetric countries will employ caps. Its equilibrium thus only suffers from the environmental externality and welfare is higher than under carbon taxation. The policy scenario with linked permit markets and central redistribution yields an efficient outcome. The redistribution of revenues creates a negative externality which offsets the positive environmental externality. Chapter 4 analyses and compares the performance of carbon taxes and capital taxes in financing public goods while considering positive effects of public expenditure on firm productivity. It is motivated by Franks et al. (2017), who ask whether using carbon taxes could be motivated on fiscal rather than by environmental grounds, arguing that the advantage of the carbon tax consists in its potential to reap foreign resource rents. I employ an analytical general equilibrium framework of n identical countries, where local firms use internationally mobile capital and imported fossil fuel in production as well as local public infrastructure. The latter is financed solely by either taxing the input of fossil fuels or capital. The choice of the policy instrument is exogenous to policy makers and symmetric across countries. I find that the effect of policy on the fossil fuel price (terms-of-trade effect) leads to higher public good provision under carbon taxation. However, tax-competition could cause either policy instrument to yield higher provision depending on how strongly either tax base reacts to changes in the tax rate. Therefore, the ranking of the two policy scenarios is ambiguous when considering tax competition and the terms-of-trade effect simultaneously. A numerical exercise shows cases for higher provision of either policy. In Kapitel 2 analysieren wir ein 2-Perioden-Nash-Steuerwettbewerbsspiel mit mehreren Ländern, um Sinns Vorschlag zu bewerten, die Zinsbesteuerung als Mittel zur Verlangsamung der Extraktion fossiler Brennstoffe einzusetzen (Sinn, 2008, S. 384). Der Zinssatz wird auf einem Konsumentenkreditmarkt mit perfektem Wettbewerb ermittelt, auf dem der Rohstoffextrakteur als Kreditgeber fungiert. Haushalte, die die Nachfrageseite bilden, zahlen eine lokale Kapitaleinkommenssteuer auf ihren Kredit. Wir stellen fest, dass diese Steuer, wie anvisiert, die Verschiebung der Ressourcenextraktion in die Zukunft bewirkt, wodurch Schäden durch den Klimawandel begrenzt werden. Unter der Annahme symmertischer Länder sind Gleichgewichtssteuersätze jedoch ineffizient niedrig. Die Ineffizienz ist auf das Vorhandensein von zwei Externalitäten zurückzuführen: eine intertemporale fiskalische Externalität und eine Umweltexternalität. Das zweite Ergebnis ist, dass in einem asymmetrischen Umfeld mit ressourcenexportierenden und -importierenden Ländern die Zusammenarbeit zwischen diesen Ländern zu Wohlfahrtsgewinnen im Vergleich zum Nash-Gleichgewicht führt. Im Falle dass ressourcenimportierende Länder ihre Kapitaleinkommenssteuern kooperativ setzen gibt es Fälle, in denen das ressourcenexportierende Land auch einen Anreiz hat, sich der kooperativ zu verhalten, sodass sich die vollständige Kooperation sich von selbst durchsetzt. In Kapitel 3 wird das Politik-Gleichgewicht in einem nichtkooperativen 2-Perioden-Modell mit n Ländern untersucht, wobei jedes Land entweder (i) CO2-Steuern, (ii) die Menge der Emissionszertifikate (Cap) im Kontext eines lokalen Zertifikatehandels (Cap-and-Trade Politik) oder (iii) einen Cap im Kontext eines glablen Zertifikatehandels mit der Option zentraler Umverteilung der Zertifikatserlöse bestimmt. Die politischen Entscheidungsträger maximieren die Wohlfahrt, welche vom Konsum der privaten Haushalte über die Zeit und vom Umweltschaden durch den Ressourcenverbrauch der ersten Periode abhängt. Wir gehen davon aus, dass die hier modellierte nicht erneuerbare Ressource kostenlos und vollständig abgebaut wird, sodass der Schaden nur von der Abbaugeschwindigkeit abhängt. Die Steuerpolitik ist aufgrund der Verlagerung von CO2-Emissionen die am wenigsten effiziente Option, da der Verlagerungseffekt eine zweite Externalität neben der Umweltexternalität erzeugt. Die Cap-and-Trade-Politik weist keine Verlagerungseffekte auf, da wir annehmen, dass alle (symmetrischen) Länder die Cap Politik nutzen. Die Politikwahl im Gleichgewicht leidet also nur unter der Umweltexternalität und die Wohlfahrt ist höher als bei der CO2-Besteuerung. Das Politik-Szenario mit globalem Zertifikatehandel und zentraler Umverteilung führt zu einem effizienten Ergebnis. Durch die Umverteilung der Einnahmen entsteht eine negative Externalität, die die positive Umweltexternalität ausgleicht. Kapitel 4 analysiert und vergleicht wie CO2-Steuern und Kapitalsteuern bei der Finanzierung öffentlicher Güter unter Berücksichtigung der positiven Auswirkungen öffentlicher Ausgaben auf die Produktivität von Unternehmen abschneiden. Es ist motiviert von Franks et al. (2017), die die Frage aufwerfen, ob die Verwendung von Kohlenstoffsteuern nicht aus Umweltgründen, sondern aus fiskalpolitischen Gründen motiviert werden könnte. Sie argumentieren, dass der Vorteil der CO2-Ssteuer darin besteht, dass ausländische Rohstoffpreise erzielt werden können. Ich setze einen analytischen allgemeinen Gleichgewichtsrahmen von n identischen Ländern ein, in denen lokale Firmen international mobiles Kapital und importierte fossile Brennstoffe in der Produktion sowie die lokale öffentliche Infrastruktur nutzen. Letztere wird ausschließlich durch die Besteuerung des Einsatzes fossiler Brennstoffe oder des Kapitals finanziert. Die Wahl des politischen Instruments ist für die politischen Entscheidungsträger exogen und länderübergreifend symmetrisch. Ich stelle fest, dass die Auswirkung der Politik auf den Preis für fossile Brennstoffe (Terms-of-Trade-Effekt) zu einer höheren Versorgung mit öffentlichen Gütern im Rahmen der Kohlenstoffbesteuerung führt. Der Steuerwettbewerb könnte jedoch dazu führen, dass eines der beiden politischen Instrumente eine höhere Rückstellung abwirft, je nachdem, wie stark eine Steuerbemessungsgrundlage auf Änderungen des Steuersatzes reagiert. Daher ist die Rangfolge der beiden politischen Szenarien bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Steuerwettbewerbs und des Terms-of-Trade-Effekts nicht eindeutig. Eine numerische Übung zeigt Fälle für eine höhere Bereitstellung einer der beiden Richtlinien. ; In der Klimaschutzpolitik wird die C02-Besteuerung als wirksames und effizientes politisches Instrument angesehen. Einige Aspekte, wie z. B. internationale Verlagerungseffekte, können jedoch die Leistung beeinträchtigen. Diese Dissertation präsentiert eine Bewertung verschiedener alternativer marktbasierter klimapolitischer Instrumente: eine auf dem Wohnsitz beruhende Steuer auf Kapitaleinkommen, eine Quellensteuer auf den Kapitaleinsatz in der Produktion und die Emissionszertifikate-Politik. Für Letztere werden zwei Regime analysiert: lokale und globale Zertifikatsmärkte. Ein wesentlicher Aspekt, der alle Kapitel miteinander verbindet, ist die Annahme, dass Länder nicht kooperieren, sondern ihre Politik strategisch und nicht kooperativ gestalten. Die daraus resultierenden Ineffizienzen werden für alle oben aufgeführten Instrumente ermittelt. Kapitel 1 und 5 dienen der Einführung in Thematik und Literatur sowie der Zusammenfassung. In Kapitel 2 analysieren wir ein 2-Perioden-Nash-Steuerwettbewerbsspiel mit mehreren Ländern, um Sinns Vorschlag zu bewerten, die Zinsbesteuerung als Mittel zur Verlangsamung der Extraktion fossiler Brennstoffe einzusetzen (Sinn, 2008, S. 384). Der Zinssatz wird auf einem Konsumentenkreditmarkt mit perfektem Wettbewerb ermittelt, auf dem der Rohstoffextrakteur als Kreditgeber fungiert. Haushalte, die die Nachfrageseite bilden, zahlen eine lokale Kapitaleinkommenssteuer auf ihren Kredit. Wir stellen fest, dass diese Steuer, wie postuliert, die Verschiebung der Ressourcenextraktion in die Zukunft bewirkt, wodurch Schäden durch den Klimawandel begrenzt werden. Unter der Annahme symmetrischer Länder sind Gleichgewichtssteuersätze jedoch ineffizient niedrig. Die Ineffizienz ist auf das Vorhandensein von zwei Externalitäten zurückzuführen: eine intertemporale fiskalische Externalität und eine Umweltexternalität. Das zweite Ergebnis ist, dass in einem asymmetrischen Umfeld mit ressourcenexportierenden und -importierenden Ländern die Zusammenarbeit zwischen diesen Ländern zu Wohlfahrtsgewinnen im Vergleich zum Nash-Gleichgewicht führt. Gegeben dass ressourcenimportierende Länder ihre Kapitaleinkommenssteuern kooperativ setzen, gibt es Fälle, in denen das ressourcenexportierende Land auch einen Anreiz hat, sich der kooperativ zu verhalten, sodass sich die vollständige Kooperation sich von selbst durchsetzt. In Kapitel 3 wird das Gleichgewicht in eines nicht-kooperativen 2-Perioden-Politikspiels zwischen n Ländern bewertet, in dem die Länder entweder über (i) CO2-Steuern, (ii) die Menge der Emissionszertifikate bei lokalem Zertifikatehandel – (lokale) Cap-and-Trade-Politk - oder (iii) über die Menge der Emissionszertifikate bei globalem Zertifikatehandel und möglicher internationaler Umverteilung der Zertifikatserlöse entscheiden. Die politischen Entscheidungsträger maximieren die heimische Wohlfahrt, welche vom Konsum in beiden Perioden und von den Umweltschäden durch den Ressourcenverbrauch der ersten Periode abhängt. Wir treffen die Annahme, dass diese nicht-erneuerbare Ressource kostenlos und vollständig abgebaut wird, sodass der Schaden nur von der Abbaugeschwindigkeit abhängt. Die Steuerpolitik ist aufgrund der Verlagerung von CO2-Emissionen die am wenigsten effiziente Option, da der Verlagerungseffekt neben der Umweltexternalität eine weitere Externalität entstehen lässt. Die Cap-and-Trade-Politik weist keine Verlagerungseffekte auf, gegeben dass symmetrischen Länder Caps einsetzen. Die gleichgewichtige Politikwahl wird also nur durch die Umweltexternalität beeinträchtigt und die Wohlfahrt ist höher im Gleichgewicht der CO2-Besteuerung. Das Politikszenario mit globalem Zertifikatehandel und zentraler Umverteilung von Zertifikatseinnahmen führt zu einem effizienten Ergebnis. Durch die Umverteilung der Einnahmen entsteht eine negative Externalität, die die positive Umweltexternalität ausgleicht. Kapitel 4 analysiert und vergleicht Abschneiden von CO2-Steuern und Kapitalsteuern bei der Finanzierung öffentlicher Güter unter Berücksichtigung positiver Effekte öffentlicher Ausgaben auf die Produktivität von Unternehmen. Es ist motiviert durch Franks et al. (2017), welche der Frage nachgehen, ob die Verwendung von CO2-Steuern nicht aus Umweltgründen, sondern aus steuerlichen Gründen motiviert werden könnte. Sie argumentieren, dass der Vorteil der CO2-Steuer darin besteht, dass Importländer damit ausländische Ressourcenrenten appropriieren können. Zu diesem Zweck nutze ich ein analytisches allgemeines Gleichgewichtsmodell mit n identischen Ländern, in welchem lokale Firmen international mobiles Kapital und importierte fossile Brennstoffe sowie die lokale öffentliche Infrastruktur als Produktionsfaktoren einsetzen. Die öffentliche Infrastruktur wird ausschließlich durch die Besteuerung fossiler Brennstoffe oder des Kapitals finanziert. Die Wahl des politischen Instruments ist für die politischen Entscheidungsträger exogen und länderübergreifend symmetrisch. Die Ergebnisse zeigen, dass die Auswirkung der Politik auf den Preis für fossile Brennstoffe (Terms-of-Trade-Effekt) zu einer höheren Bereitstellung der öffentlichen Infrastruktur im Rahmen der CO2-Besteuerung führt. Der Steuerwettbewerb könnte jedoch dazu führen, dass eines der beiden politischen Instrumente eine höhere Rückstellung abwirft, je nachdem, wie stark eine Steuerbemessungsgrundlage auf Änderungen des Steuersatzes reagiert. Daher ist die Wohlfahrts-Rangfolge der beiden politischen Szenarien bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Steuerwettbewerbs und des Terms-of-Trade-Effekts nicht eindeutig. Ein numerisches Beispiel zeigt Fälle für höhere Bereitstellung sowohl unter CO2-Besteuerung als auch unter Kapitalbesteuerung.
Over the past decade, the metal matrix nanocomposites (MMNCs) have been used in many applications, owing to their competing properties such as high strength to weight ratio, high corrosion resistance, and fatigue strength. The reduction in vehicle weight or increasing the strength to weight ratio of the materials used, provides both fuel efficiency and reducing the CO2 emissions. The fabricate of such composites should be carried out through fulfilling two main considerations; the constitutes (matrix and reinforcement nanoparticles) and the fabrication method. Aluminum alloys, as a matrix, possess remarkable properties of low density, good corrosion resistance, and low thermal expansion. Such characteristics make them attractive chose to perform as matrices in the world of MMNCs. The conventional aluminum alloys are usually used in automotive, aerospace industry, and structural materials owing to their higher performance either mechanically, or functionally. The aluminum features do not end at this point, but it is also characterized by excellent recyclability which makes aluminum a good environment friend by different means of reducing the energy consumption for their production, emissions accompanied with production, and the consumption of fresh raw materials. In this concern, Al6061 was utilized in this research as a matrix, due to its wide range of applications in automotive and ground transportation, thermal management, aerospace, industrial, recreational and infrastructure industries, as well as advanced military systems. Choosing the reinforcement nanoparticles too is subjected to many aspects of durability, cost considerations, ease of introducing into the matrix, and phase stability. With high strength elastic modulus, good wettability, and low thermal expansion coefficient, was Alumina (Al2O3) a promising candidate in the MMNCs synthesizing in this work. The reinforcing role of the nanoparticles raise from the fact of their small size which enables them to direct to the lattice defects like dislocations and reveal several strengthening mechanisms such as load bearing, Hall-Pitch, difference in elastic modulus and thermal expansion coefficient, and Orowan mechanisms. Consequently, the hybrid materials (Aluminum Matrix Nanocomposites (AMNCs)) attract attention to design lightweight materials with improved mechanical, metallurgical and physical properties. Choosing a compatible manufacturing technique is of the same importance degree as choosing the matrix and the reinforcement nanoparticles. Proper method for nanoparticles addition should guarantee uniform, simplicity, and homogenous destruction of the reinforcements over the matrix and ability of use on large scale. Therefore, stir casting is considered is probably the simplest and most economical technique used to produce MMNCs by a liquid state route. However, the process is restricted by the high agglomeration rates resulted from the poor wettability of the nanoparticles and the air entrapment, which occurred during stirring with a tendency of the nanoparticles to sink or float due to the density difference between the matrix and particles. The present study focuses on the fabrication and characterization of the AMNCs. The AMNCs synthesizing is carried out through stir casting using Al2O3 nanoparticles and Aluminum 6061 as a matrix. The proposed research provides robust empirical approaches to overcome the main restrictions of AMNCs fabrications such as poor wettability, agglomeration, porosity, inhomogeneous distribution, high production costs, and durability. The objective of this research is to investigate the process feasibility, the effective reinforcement weight fraction (over which the properties deteriorate), and the fabricated hybrid materials properties (at room and elevated temperature (300°C)) compared to the monolithic alloy. Furthermore, the metallurgical/mechanical/and functional behavior of the produced materials were evaluated utilizing different mechanical tests (tensile, hardness, fatigue and creep tests) and microstructure investigation techniques (optical and scanning electron microscopy). For further enhancement of the fatigue and the functional behavior of the AMNCs, the mechanical surface treatments (MSTs), namely shot peening and roller burnishing, were conducted. The impact of the shot peening and roller burnishing on the fatigue and the creep behavior was unveiled. The wear and corrosion behavior of the different composites were tested, as well. Furthermore, the weldability of the AMNCs was investigated using the rotary friction welding technique. The optimization of the welding parameters was carried out based on the design of experiment method using Minitab 17. Economically, the recyclability of the AMNCs was clarified by re-fabrication of the produced AMNCs through investigating the change of their behavior compared to unreinforced alloy. The nanocomposites exhibited finer grain size with enhanced mechanical behavior. The yield strength and ultimate tensile strength are improved by 50% and 32% respectively compared to the unreinforced alloy. Moreover, the nanocomposites represented an enhancement in the fatigue life (Electropolished) about 26% and 64% in air and 3.5% NaCl electropolished condition with improved creep rate and corrosion resistance, with further improvement after conducting mechanical surface treatments such as shot peening and roller burnishing to reach 37% and 127% after conducting shot peening in air and 3.5% NaCl compared to the electropolished unreinforced alloy, while it reaches 48% and 154% after conducting roller burnishing. Besides, the AMNCs show higher creep life than the unreinforced alloy not only without further mechanical surface treatments, but also after conducting shot peening. The tribological properties and corrosion resistance of the AMNCs are also enhanced compared to the unreinforced matrix. The AMNCs proved good durability not only by the good weldability, but also by the competed properties obtained after recycling. In conclusion, an analytic model is proposed to reach a simple equation which could describe and detect the expected behavior of the AMNCs based on the weight fraction and both matrix and reinforcements properties. The experimental results show good agreement and effectiveness of the model to predict the mechanical properties of the AMNCs. ; In den letzten zehn Jahren wurden die Metall-Matrix-Nanocomposites (MMNCs) aufgrund ihrer konkurrenzfähigen Eigenschaften, wie zum Beispiel der hohen spezifischen Festigkeit, der sehr guten Korrosionsbeständigkeit und Dauerfestigkeit, in vielen Anwendungen eingesetzt. Die Reduzierung des Fahrzeuggewichts durch die Erhöhung der spezifischen Festigkeit dieser Composite sorgt sowohl für eine höhere Kraftstoffeffizienz als auch für eine Reduzierung der CO2-Emissionen. Die Herstellung und Entwicklung solcher Verbundwerkstoffe sollte sich an den folgenden zwei Gesichtspunkten orientieren der Komponenten (Matrix- und Verstärkungsnanopartikel) und der Herstellungsmethode. Aluminiumlegierungen besitzen, als Matrix, bemerkenswerte Eigenschaften wie die gute Korrosionsbeständigkeit, die geringe Dichte und die geringe Wärmeausdehnung. Solche Eigenschaften machen sie attraktiv, wenn sie als Matrix in der Welt der MMNCs eingesetzt werden. Die konventionellen Aluminiumlegierungen werden aufgrund ihrer höheren mechanischen und funktionellen Leistungsfähigkeit in der Regel in der Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie zur Herstellung von Strukturwerkstoffen eingesetzt. Weiterhin zeichnet sich Aluminium durch seine ausgezeichnete Recyclingfähigkeit aus, welche es zu einen umweltfreundlichen Werkstoff macht, da sich der Energieverbrauch bei der Herstellung, die mit der Produktion verbundenen Emissionen und der Verbrauch von frischen Rohstoffen reduziert. In diesem Zusammenhang wurde die Aluminiumlegierung Al6061 in dieser Forschungsarbeit als Matrix verwendet, da sie ein breites Anwendungsspektrum in den Bereichen Automobil, Wärmemanagement, Luft- und Raumfahrt, Industrie, Freizeit, Infrastruktur sowie fortschrittliche militärische Systeme bietet. Die Wahl der Verstärkungs-Nanopartikel unterliegt vielen dabei Aspekten. Diese können sein: Haltbarkeit, Kostenbetrachtung, einfache Einführung in die Matrix und die Phasenstabilität. Mit hohem Elastizitätsmodul, guter Benetzbarkeit und niedrigem Wärmeausdehnungskoeffizienten stellt Aluminiumoxid (Al2O3) eine viel versprechende Option dar um MMNCs in dieser Forschungsarbeit künstlich zu erzeugen. Die verstärkende Wirkung der Nanopartikel ergibt sich aus ihrer geringen Größe, die es ihnen ermöglicht sich auf Gitterdefekte wie Versetzungen zu platzieren und dort verschiedene Verstärkungsmechanismen wie zum Beispiel Tragfähigkeit, Hall-Pitch, Differenz von Elastizitätsmodul und thermische Ausdehnungskoeffizient und Orowan-Mechanismen zu bewirken. Die Hybridmaterialien (Aluminum-Matrix-Nano-Composites (AMNCs)) erlangen deshalb zunehmend Bedeutung, wenn es um Leichtbauwerkstoffe mit verbesserten mechanischen, metallurgischen und physikalischen Eigenschaften.geht Die Wahl eines kompatiblen Herstellungsverfahrens ist ebenso wichtig wie die Wahl der Matrix und der Verstärkungs-Nanopartikel. Die Methode für die Zugabe von Nanopartikeln muss eine gleichmäßige, einfache und homogene Verteilung der Verstärkungsnanopartikeln über die Matrix und die Fähigkeit zur Verwendung in großem Maßstab gewährleisten. Daher wird das Rührgießen als die wahrscheinlich einfachste und wirtschaftlichste Technik zur Herstellung von MMNCs betrachtet. Der Prozess wird jedoch durch die hohen Agglomerationsraten eingeschränkt, die aus der schlechten Benetzbarkeit der Nanopartikel und der Lufteinschlüsse resultieren. Aufgrund der Dichtedifferenz zwischen der Matrix und den Partikeln kam es beim Rühren nur teilweise zum Schweben, teilweise aber auch zum Herabsinken der Nanopartikel. Die vorliegende Studie konzentriert sich auf die Herstellung und Charakterisierung der AMNCs. Die Synthese der AMNCs erfolgt durch Rührgießen mit Al2O3-Nanopartikeln und Aluminiumlegierung 6061 als Matrix. Die vorliegende Arbeit bietet empirische Ansätze zur Überwindung der Hauptrestriktionen der AMNC-Fertigung wie schlechte Benetzbarkeit, Agglomeration, Porosität, inhomogene Verteilung, hohe Produktionskosten und geringe Haltbarkeit. Ziel dieser Forschung ist es, die Machbarkeit des Verfahrens, den effektiven Gewichtsanteil der Verstärkung (über den sich die Eigenschaften verschlechtern) und die Eigenschaften der hergestellten Hybridmaterialien bei Raum- und erhöhter Temperatur (300°C) im Vergleich zur monolithischen Legierung zu untersuchen . Darüber hinaus wurde das metallurgische, mechanische und funktionelle Verhalten der hergestellten Werkstoffe mittels verschiedener mechanischer Tests (Zug-, Härte-, Ermüdungs- und Kriechversuche) und Mikrostrukturuntersuchungen (Licht und Rasterelektronenmikroskopie) bewertet. Zur weiteren Verbesserung des Ermüdungs- und des Funktionsverhaltens der AMNCs wurden die mechanischen Oberflächenbehandlungen (MSTs) Kugelstrahlen und Festwalzen durchgeführt. Der Einfluss des Kugelstrahlens und des Festwalzens auf das Ermüdungs- und das Kriechverhalten wurde ermittelt. Auch das Verschleiß- und Korrosionsverhalten der verschiedenen Verbundwerkstoffe wurde getestet. Weiterhin wurde die Schweißbarkeit der AMNCs für das Rotations-Reibschweißverfahren untersucht. Die Optimierung der Schweißparameter erfolgte auf Basis der Versuchsplanung mit Minitab 17. Ökonomisch wurde die Recyclingfähigkeit der AMNCs durch ein erneutes Vergießen der produzierten AMNCs hinsichtlich Untersuchung der Veränderung ihres Verhaltens im Vergleich zu unverstärkten Legierungen untersucht. Die Nanocomposites zeigten eine feinere Korngröße mit verbessertem mechanischem Verhalten als die unverstärkte Legierung. Die Streckgrenze und die Zugfestigkeit wurden gegenüber der unverstärkten Legierung um 50 % bzw. 32 % verbessert. Darüber hinaus erzielten die Nanocomposites eine Erhöhung der Ermüdungslebensdauer in Luft um 26 % (elektropoliert) und um 64 % in 3,5 % NaCl (elektropoliert) mit einer zusätzlich verbesserten Kriechrate und Korrosionsbeständigkeit. Nach der Durchführung der mechanischen Oberflächenbehandlungen wie Kugelstrahlen und Festwalzen konnte eine weitere Verbesserung auf 37 % in Luft und 127 % in 3,5% NaCl nach dem Kugelstrahlen und dem entsprechend 48 % und 154 % nach dem Festwalzen erreicht werden. Zudem weisen die AMNCs nicht nur ohne weitere mechanische Oberflächenbehandlung, sondern auch nach dem Kugelstrahlen eine höhere Kriechfestigkeit auf, als die unverstärkte Legierung. Auch die tribologischen Eigenschaften und die Korrosionsbeständigkeit der AMNCs werden gegenüber der unverstärkten Matrix verbessert. Die gute Einsatzbarkeit der AMNC resultiert nicht nur aus der guten Schweißbarkeit, sondern auch aus den interessanten Eigenschaften nach dem Recycling . Abschließend wird ein analytisches Modell vorgeschlagen, um eine einfache Gleichung ableiten zu können, die das erwartete Verhalten der AMNCs auf der Grundlage des Gewichtsanteils und der Matrix- und Verstärkungseigenschaften beschreibt. Die experimentellen Ergebnisse zeigen eine gute Übereinstimmung und beweisen die Zuverlässigkeit des Modells zur Vorhersage der mechanischen Eigenschaften der AMNCs .
Global land-use change is a main driver of two of the biggest environmental alterations threatening human well-being: climate change and the decline in biodiversity. Over recent decades, a growing and wealthier population has requested more agricultural products, and this demand has been satisfied by expanding agricultural areas and intensifying production. However, this has posed consequences. As new fields and pastures replaced tropical forests, some of the most biodiverse habitats have been destroyed, and as tropical forests are among the ecosystems with the highest carbon content, their loss has also significantly contributed to global climate change. The pathway of global land use towards the future remains unclear, but with the projected rise in the global population and the consequent greater demand for food in addition to newly emerging requests for agricultural energy production and land-based climate change mitigation, the pressure on land will likely increase. This thesis conceptualises scenarios of future land use, identifies probable future developments and analyses policies that might help to steer land use in a more environmentally friendly direction. Forests and how their future extent influences climate and biodiversity are central to this thesis. It assesses policies of a price on greenhouse gas emissions from land-use change and an expansion of protected areas, as well as the effects of agricultural trade liberalisation and intensification. This paper seeks to more concretely determine the expected amount of tropical deforestation until the middle of the century and measures to reduce it. It additionally focuses specifically on tropical biodiversity hotspots and methods to conserve them through the designation of protected areas and agricultural intensification. Furthermore, it considers the carbon sequestration potential of large-scale afforestation and its potential effect on food prices. The study employs a global economic land-use model to assess potential future developments. The Model of Agricultural Production and its Impact on the Environment (MAgPIE) produces patterns of global land use for a given demand for agricultural products by minimising costs of agricultural production. To analyse the research questions at hand, the model was modified and amended in several aspects. This thesis shows that the assumed increase in demand for agricultural products will lead to an expansion of croplands, at least until the middle of the century. More than 400 million hectares (Mha) of cropland may be newly established between 2015 and 2050. Continuous loss of forests and other natural vegetation is likely to accompany this if no adequate policies come into force. In a study focusing on the tropical deforestation, deforestation amounts to 140 Mha in Latin America, 64 Mha in Sub-Saharan Africa and 24 Mha in Pacific Asia between 2010 and 2050 in the reference case. Without pasture intensification and further trade liberalisation, land-use change could cause cumulative emissions of more than 100 Gt CO2 until the middle of the century, and it will also affect areas that are globally most important for the conservation of biodiversity. Protected areas and emission pricing are promising strategies to abate the loss of forests and land-use change emissions. The results indicate that even a relatively low CO2 price could render deforestation economically unattractive and could transform the land-use sector from a net source of greenhouse gas emissions into a net sink. Analysis of the potential of afforestation shows that a CO2 price that starts at 30 USD and increases by 5% per year could lead to a forest area expansion of almost 2,600 Mha by the end of the century and a sequestration of about 860 Gt of CO2. The findings of this thesis also underpin the importance of expanding protected areas to reduce the overall amount of deforestation, especially in tropical biodiversity hotspots. Fulfilling the growing demand for food while maintaining or even expanding forests as a climate mitigation strategy requires substantial agricultural intensification. In MAgPIE, investments into yield-increasing research and development (R&D) are modelled endogenously, and all simulation relied on this option. Especially when afforestation competed with agricultural production for the same areas, high yield increases were necessary in tropical developing countries. These findings highlight the importance of the intensification of pasture areas, which has often been neglected. African pasture intensification seems particularly key to limit the conversion of forests and other natural vegetation. This thesis also shows that besides offering a large CO2 removal potential, afforestation can limit the regional self-sufficiency in food production and could have severe consequences for food prices. Global afforestation efforts following the introduction of a price on carbon emissions, as assessed in one of the studies, could result in a four-fold global food price level. The results also highlight the importance of agricultural trade, which is a main determinant of the future of land use and of the effectiveness of land-use policies. This thesis demonstrates that further trade liberalisation may boost deforestation, especially in Latin America. In this region, it also lowers the land-saving effect of agricultural intensification since higher productivity results in higher exports. On the positive side, trade liberalisation may be essential to curb food price hikes that are associated with regional afforestation. Altogether, this thesis shows that the future of land use is open. Failure to implement strict policies bears the risk of continued agricultural expansion and tropical deforestation with severe consequences for biodiversity and climate. However, the results also suggests that effective political instruments are available that could reduce certain adverse environmental and social impacts of agricultural production. ; Globaler Landnutzungswandel ist ein Haupttreiber von zwei der größten Umweltveränderungen die das menschliche Wohlergehen bedrohen: Klimawandel und der Verlust der Biodiversität. Während den letzten Jahrzehnten hat eine wachsende und wohlhabendere Bevölkerung nach mehr landwirtschaftlichen Produkten verlangt, und diese Nachfrage wurde durch Expansion landwirtschaftlicher Flächen und Intensivierung der Produktion bedient. Das hatte jedoch Konsequenzen. Indem Felder und Weiden tropische Wälder ersetzten, wurden einige der artenreichsten Habitate zerstört, und da tropische Wälder zu den Ökosystemen mit der höchsten Kohlenstoffdichte gehören, trug ihr Verlust auch erheblich zum globalen Klimawandel bei. Der Pfad den die Landnutzung in Zukunft einschlagen wird bleibt ungewiss, aber mit dem vorhergesagten Anstieg der globalen Bevölkerung und der damit einhergehenden verstärkten Nachfrage nach Lebensmitteln, zusätzlich zu neu auftauchenden Ansprüchen nach landwirtschaftlicher Energieproduktion und landbasierter Eindämmung des Klimawandels, wird der Druck auf nutzbares Land wahrscheinlich steigen. Diese Doktorarbeit entwirft Szenarien zukünftiger Landnutzung, identifiziert wahrscheinliche zukünftige Entwicklungen, und analysiert politische Strategien die helfen könnten Landnutzung in eine umweltfreundlichere Richtung zu lenken. Wälder und die Frage wie ihre zukünftige Ausdehnung Klima und Biodiversität beeinflussen sind zentral in dieser Doktorarbeit. Sie evaluiert die politischen Maßnahmen eines Preises auf Treibhausgasemissionen aus Landnutzungsänderungen und eine Ausweitung von Naturschutzgebieten, sowie die Auswirkungen von Agrarhandelsliberalisierung und landwirtschaftlicher Intensivierung. Die vorliegende Arbeit versucht das voraussichtliche Ausmaß tropischer Entwaldung bis zu Mitte des Jahrhunderts konkreter zu bestimmen, und untersucht Maßnahmen diese zu verringern. Zudem konzentriert sie sich insbesondere auf tropische Biodiversitätshotspots und Methoden diese durch die Ausweisung von Schutzgebieten und landwirtschaftliche Intensivierung zu erhalten. Darüber hinaus berücksichtigt sie das Kohlenstoff-Abscheidungspotential von großräumiger Aufforstung und deren potentiellen Einfluss auf Lebensmittelpreise. Die Studie nutzt ein globales ökonomisches Landnutzungsmodell um mögliche zukünftige Entwicklungen zu untersuchen. MAgPIE (Model of Agricultural Production and its Impact on the Environment) erzeugt globale Landnutzungsmuster für eine gegebene Nachfrage nach Agrarprodukten durch die Minimierung landwirtschaftlicher Produktionskosten. Um die vorliegenden Forschungsfragen zu untersuchen, wurde das Modell hinsichtlich verschiedener Aspekte modifiziert und erweitert. Diese Doktorarbeit zeigt, dass die angenommene Steigerung der Nachfrage nach Agrarprodukten mindestens bis zur Mitte des Jahrhunderts zu einer Expansion der Ackerflächen führen wird. Mehr als 400 Mha Ackerfläche könnten zwischen 2015 und 2050 neu entstehen. Dies geht mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem fortlaufenden Verlust von Wäldern und anderer natürlicher Vegetation einher, sollten dem keine geeigneten politischen Maßnahmen entgegen gesetzt werden. In einer Studie die sich auf die tropische Entwaldung fokussiert, beläuft sich die Entwaldung zwischen 2010 und 2050 im Referenzfall auf 140 Mha in Lateinamerika, 64 Mha in Subsahara-Afrika und 24 Mha in Asien-Pazifik. Ohne Intensivierung der Weide und ohne Handelsliberalisierung, könnte Landnutzungswandel bis zur Mitte des Jahrhunderts mehr als 100 Gt CO2 verursachen, und wird dabei auch jene Gegenden beeinträchtigen die weltweit am wichtigsten für den Erhalt der Biodiversität sind. Naturschutzgebiete und die Bepreisung von Emissionen sind erfolgversprechende Strategien um den Verlust von Wäldern und Landnutzungsemissionen zu verringern. Die Ergebnisse deuten an, dass bereits ein relativ geringer CO2-Preis Entwaldungen ökonomisch unattraktiv machen könnte, und den Landnutzungssektor von einer Netto-Quelle zu einer Senke von Treibhausgasemissionen wandeln könnte. Eine Analyse des Aufforstungspotentials zeigt, dass ein CO2-Preis der bei 30 USD startet und um 5% pro Jahr steigt bis zum Ende des Jahrhunderts zu einer Ausdehnung der Waldfläche um fast 2600 Mha und einer Sequestrierung von etwa 860 Gt CO2 führen könnte. Die Ergebnisse dieser Dissertation untermauern auch die Bedeutung der Ausweitung von Schutzgebieten um das Ausmaß der Entwaldung, insbesondere in tropischen Biodiversitätshotspots, zu verringern. Um die steigende Nachfrage nach Lebensmitteln zu bedienen, während Wälder erhalten oder als Klimaschutzmaßnahme sogar ausgeweitet werden, bedarf es erheblicher landwirtschaftlicher Intensivierung. In MAgPIE werden Investitionen in Forschung und Entwicklung endogen modelliert, und alle Simulationen beruhten auf dieser Option. Insbesondere wenn Aufforstung mit landwirtschaftlicher Produktion um die gleichen Flächen konkurrierte waren starke Ertragssteigerungen in tropischen Entwicklungsländern nötig. Diese Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit einer Intensivierung des Weidelands, welche bisher oft vernachlässigt wurde. Eine Intensivierung afrikanischer Weideflächen erscheint besonders zentral zu sein um die Umwandlung von Wäldern und anderer natürlicher Vegetation einzuschränken. Diese Arbeit zeigt auch, dass Aufforstungen neben dem zur Verfügung stellen eines großen Kohlendioxid-Abscheidungspotentials, die regionale Selbstversorgung mit Lebensmitteln einschränken und erheblichen Einfluss auf Lebensmittelpreise haben können. Weltweite Aufforstungsbestrebungen die der Einführung eines Preises auf Kohlenstoffemissionen folgen, wie es in einer der Studien untersucht wurde, könnten zu einem viermal so hohen globalen Lebensmittelpreisniveau führen. Die Ergebnisse verdeutlichen auch die Bedeutung des Agrarhandels, der eine bestimmende Größe für die Zukunft der Landnutzung und die Effektivität von Landnutzungspolitik ist. Diese Arbeit zeigt, dass weitere Handelsliberalisierung insbesondere in Lateinamerika die Entwaldung beschleunigen könnte. In dieser Region verringert sie zudem den flächensparenden Effekt von landwirtschaftlicher Intensivierung, da höhere Produktivität zu höheren Exporten führt. Positiv zu bewerten ist, dass Handelsliberalisierung wesentlich zur Begrenzung von Lebensmittelpreissteigerungen im Zusammenhang mit regionalen Aufforstungen beitragen könnte. Insgesamt zeigt die vorliegende Arbeit, dass die Zukunft der Landnutzung offen ist. Ein Versäumnis konsequente Politik umzusetzen birgt das Risiko fortschreitender landwirtschaftlicher Expansion und tropischer Entwaldung mit einschneidenden Konsequenzen für Biodiversität und Klima. Die Ergebnisse zeigen jedoch auch, dass effektive politische Instrumente zur Verfügung stehen, die bestimmte negative soziale und ökologische Auswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion verringern könnten.
Krim-Kongo Hämorrhagisches Fieber (CCHF) ist eine beim Menschen tödlich verlaufende Erkrankung mit Letalitätsraten von 5% (Türkei) bis 80% (Volksrepublik China). Diese Variation hängt vom Kenntnisstand in der Bevölkerung über das Vorkommen dieser Infektionskrankheit, von der Qualität des Gesundheitswesens, von der Genauigkeit des Meldesystems und vom zirkulierenden Virusstamm ab. Das Krim-Kongo-Hämorrhagische‑Fieber-Virus (CCHFV) wird vorrangig durch Zecken der Gattung Hyalomma übertragen und kommt in Afrika, Asien und Europa vor. Hyalomma spp. bevorzugen im Allgemeinen ein warmes und trockenes Klima und eine weniger dichte Vegetation. Hyalomma spp.-Populationen kommen deshalb natürlicherweise nur bis zum 46. nördlichen Breitengrad vor. Weitere Infektionsquellen für den Menschen sind der Kontakt zu Blut, Körperflüssigkeiten und Gewebematerial von virämischen Tieren oder auch infektiösen Menschen; auch das Zerdrücken von CCHFV-infizierten Zecken kann zur Infektion führen. Obwohl Tiere in der Regel nach der Infektion keine klinischen Symptome zeigen, entwickeln sie einen stabilen Antikörpertiter, der noch viele Jahre nach der Infektion nachweisbar ist. Deshalb kann der CCHFV-Antikörpernachweis bei Wiederkäuern zur Feststellung von Risikogebieten verwendet werden. Am gründlichsten ist die CCHFV-Infektion in endemischen Gebieten in Europa und Kleinasien untersucht worden. Demgegenüber gibt es über das CCHFV-Vorkommen in Afrika kaum aktuelle Daten. Daher war das Hauptziel der hier vorgestellten Studien, das CCHFV-Vorkommen in verschiedenen Subsahara-Ländern (Mauretanien, Mali, Kamerun und Demokratische Republik Kongo (DR Kongo)) zu untersuchen. Hierzu wurden zunächst modifizierte serologische Tests angewendet, die zuvor zur Untersuchung von Wiederkäuerseren aus Südosteuropa entwickelt worden waren. Diese Testmethoden umfassten einen kommerziellen (Spezies-adaptierten) Enzym-gekoppelten-Immunadsorptionstest (ELISA) und einen im eigenen Labor entwickelten indirekten CCHFV‑IgG-ELISA sowie einen (Spezies-adaptierten) indirekten Immunfluoreszenz-Test (IFA). Die Anpassung dieser Tests umfasste Veränderungen in den Protokollen und bei den Grenzwerten. Die so modifizierten Tests erreichten diagnostische Sensitivitäten von 95% ‑ 98% und Spezifitäten von 98% - 100%. Da diese Tests jedoch auch in weniger gut ausgestatteten Laboren in Afrika bei tropischer Hitze verwendet werden sollten, wurde ein weiterer auch unter diesen Verhältnissen noch robuster indirekter CCHFV-IgG-ELISA für Rinder mit vergleichbarer diagnostischer Performance (Sensitivität und Spezifität jeweils 99%) entwickelt. Dieser ELISA wurde anschließend im Rahmen seroepidemiologischer Studien an Rinderseren aus Mali und Kamerun (2014 gesammelt) eingesetzt. Parallel dazu wurde ein hochsensitiver Multiplex-CCHFV-RT-qPCR-Nachweis auf der Basis von 12 Genotyp-spezifischen und 2 universalen Primern entwickelt und validiert, der darauf abzielt alle aktuell bekannten CCHFV-Stämme zu detektieren. Dieser RT-qPCR-Nachweis wurde komplettiert durch die Verwendung zweier spezifischer Carboxyfluorescein-Sonden zum direkten CCHFV-Erregergenom-Nachweis. Ein solcher universeller Nachweis war bis dato angesichts der großen Sequenz-Variationen zwischen den CCHFV-Stämmen der sechs bekannten Genotypen nicht verfügbar. Mithilfe von sechs Kalibrator-RNAs ist ferner die genaue Genotyp-spezifische Quantifizierung von CCHFV möglich. Die serologische Nachweismethoden wurden anschließend zur Untersuchung von über 3000 Wiederkäuerseren aus den in Subsahara-Afrika liegenden Ländern Mauretanien, Mali, Kamerun und DR Kongo verwendet. Wiederkäuerseren wurden als CCHFV-Antikörper-positiv erachtet, wenn sie in zwei unabhängigen ELISA-Systemen reaktive Ergebnisse erbrachten. Bei abweichenden Ergebnissen wurde eine IFA zur endgültigen Diagnose durchgeführt. Die Untersuchungen zeigen, dass CCHFV-Infektionen in allen vier Ländern (Mauretanien, Mali, Kamerun und DR Kongo) vorkommen. Dies war insbesondere für Kamerun ein überraschendes Ergebnis, da es sich um den ersten Nachweis dieser Infektionskrankheit in diesem Land handelt. Die höchsten Prävalenzraten wurden in Mauretanien, Mali und Nordkamerun nachgewiesen. Dies stimmte mit den Vegetations- und klimatischen Bedingungen und den dort jeweils vorliegenden, von Hyalomma-Zecken präferierten Habitaten überein. Umgekehrt lassen sich auch die deutlich niedrigeren Prävalenzen in Südkamerun und DR Kongo mit der (geringeren) Eignung der lokalen Vegetation und des lokalen Klimas für Hyalomma-Zecken erklären. Ggfs. steht auch die Viehdichte mit dem Vorkommen von CCHFV in einem Gebiet im direkten Zusammenhang. In Nordkamerun, wo eine deutlich höhere Viehdichte als im Süden des Landes vorzufinden ist, wurden deutlich mehr Rinder positiv auf CCHFV-spezifische Antikörper getestet als im Süden mit geringerer Rinderdichte. Eine ähnliche Korrelation wurde auch in Mali nachgewiesen. Da im Rahmen dieser Studie zum ersten Mal CCHFV-Infektionen in Kamerun detektiert werden konnten, war es wichtig, das Virus auch direkt nachzuweisen. Zu diesem Zweck wurden in einem CCHFV-hochendemischen Gebiet in Nordkamerun 109 Hyalomma-Zecken von Rindern abgesammelt und molekulardiagnostisch auf CCHFV untersucht. Hierzu wurde die hochsensitive Multiplex-SYBR–Green-CCHFV-RT-qPCR verwendet. Proben mit charakteristischer Amplifikation wurden mithilfe der Sonden-basierten Multiplex-CCHFV-RT-qPCR bestätigt. CCHFV konnte in 7 von 109 Zecken nachgewiesen werden, und die amplifizierte Genomsequenz konnte phylogenetisch als Genotyp III eingeordnet werden. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Wiederkäuer auch in den Subsahara‑Ländern als ausgezeichnete Indikator-Tiere für CCHFV-Infektionen angesehen werden können und dass hierzu nun hochsensitive und -spezifische und gleichzeitig robuste ELISAs zur Verfügung stehen. Die hohe Seroprävalenz in Nordkamerun wurde durch den molekularen RT-qPCR-Nachweis des CCHFV-Genoms bestätigt. Die serologischen und molekulardiagnostischen Daten deuten auf ein weiträumiges und gleichzeitig hochgradiges Infektionsgeschehen in den Ländern Subsahara-Afrikas hin. Angesichts der vorliegenden Daten erscheint zumindest in bestimmten Regionen die Einführung von Aufklärungsaktionen für potenzielle Risikogruppen und auch der Allgemeinbevölkerung empfehlenswert. ; Crimean-Congo hemorrhagic fever (CCHF) is a fatal disease in humans with observed case fatality rates varying from 5% in Turkey to 80% in the People's Republic of China. This variability most likely depends on general awareness of the population, quality of the public healthcare system, sensitivity of the notification system and on the individual virus strain. The primary transmission route of Crimean-Congo hemorrhagic fever virus (CCHFV) is by tick bites. Therefore, the virus distribution on the African, Asian and European continent is closely linked to the main vector, ticks of the genus Hyalomma. Hyalomma spp. generally prefer a warm and dry climate with a fragmented and less dense vegetation. Hence, these ticks are not able to create a stable and self-sustaining population further north than 46° N. Other sources of infections are contact to blood, body fluids and tissues of viremic animals or human patients and by crushing infected ticks. The detection of CCHFV-specific antibodies in ruminant sera is commonly used as indicator to reveal infection risk areas also for humans. Even though animals do not show clinical signs, they develop a stable IgG antibody titer that is detectable for many years after infection. CCHFV is best investigated in endemic areas in Europe. In contrast, research on the CCHFV prevalence on the African continent was fairly neglected for many decades and up-to-date information is only available for a few African countries. Therefore, the main goal of this thesis was to investigate the CCHFV prevalence in four different countries located in sub-Saharan Africa. For this purpose, a series of serological assays recently developed for testing ruminant sera from Southeastern Europe was employed. These assays included a commercial (species adapted) enzyme linked immunosorbent assay (ELISA) and an in-house CCHFV‑IgG-ELISA as well as a commercial (species adapted) immunofluorescence assay (IFA). The adaptation of these assays included protocol and cut-off changes to reach convincing diagnostic sensitivities (95% - 98%) and specificities (98% - 100%). However, as the assays were supposed also to be run in less well equipped laboratories in Africa, a robust and highly reproducible indirect cattle in-house CCHFV-IgG-ELISA was developed. The extensive modifications in the novel CCHFV-IgG-ELISA did not only increase the robustness of the assay and simplify the procedure but also enabled testing sera under the technical standards currently available in African laboratories. Nonetheless this new assay had an excellent diagnostic sensitivity and specificity (both 99%) and was therefore used in the seroepidemiological studies in Mali and Cameroon (sera collected in 2014). In parallel, a highly specific and sensitive multiplex CCHFV RT-qPCR using 12 genotype‑specific primers, 2 universal primers and 2 carboxyfluorescein probes for the reliable detection of all currently known CCHFV strains was newly designed and validated. This assay detects synthetic and native virus sequences of all six known genotypes and six calibrator RNAs enable the genotype-specific and precise quantification of CCHFV. Serological assays were subsequently used to screen more than 3,000 ruminant sera from Mauritania, Mali, Cameroon and the Democratic Republic of the Congo (DR Congo), countries all situated in sub-Saharan Africa, and questions about the correlation of CCHFV prevalence with vegetation, climate and animal density were addressed. Ruminant sera were considered positive for CCHFV antibodies, if they were reactive in two independent ELISAs. In case of divergent results, the IFA was used for final diagnosis. This approach revealed CCHFV infections in ruminants in all four countries Mauritania, Mali, Cameroon and DR Congo, which was a surprising result especially for Cameroon as this was the first demonstration of this infectious disease in this country. Highest prevalence rates were detected in Mauritania, Mali and North Cameroon, which is consistent with the vegetation and climatic conditions and the habitat preference of Hyalomma ticks. Conversely, medium to low prevalence rates were found in Southern Cameroon and the DR Congo, which was also in accordance with the suitability of local vegetation and clime for these arthropods. Moreover, cattle densities seemed also to correlate with the presence of CCHFV in an area. Most CCHFV-specific antibody positive cattle were detected in North Cameroon, where cattle density is much higher than in the South and a similar correlation was noticed for Mali. As this study revealed for the first time CCHFV infections in Cameroon, it was of crucial importance also to prove that the virus is circulating in this environment. For this purpose, 109 Hyalomma ticks were collected from infested bovines in a CCHFV highly endemic area in North Cameroon and were assayed for CCHFV genomes using a novel highly sensitive multiplex SYBR Green CCHFV RT-qPCR based on 14 different primers for the detection of all currently known CCHFV genotypes. Samples with a characteristic amplification were eventually reconfirmed using a multiplex CCHFV RT-qPCR, which had the same genotype specific primer sets and two additional CCHFV specific probes included. CCHFV was found in 7 of the 109 ticks and amplified genome sequences clustered phylogenetically into genotype III. In summary, the work presented here highlights the importance of seroprevalence studies in ruminants as indicator animals and molecular diagnostic studies in ticks to determine, whether CCHFV is circulating in sub-Saharan countries/regions. The current data obtained for Cameroon, DR Congo, Mali and Mauritania allow carrying out risk assessments for human infections and therefore help to define whether public health protection measures (e.g. raising awareness for risk groups and the broader public) should be applied.
Decades after international guidelines to approach Universal Health Coverage and Access for All to essential health care services have been formulated by the global community, social protection in health remains a major global challenge. This implies the devastating situation of having less than 15% of the global population benefiting of any kind of social protection in health, while more than 70% of the world population lacks any type of social protection coverage. 36 years after the famous and often-cited Alma-Ata Declaration proclaimed that "the promotion and protection of the health of the people is essential to sustained economic and social development and contributes to a better quality of life and to world peace", people of the informal sector – which forms up to 90% of the population in many countries of sub-Saharan Africa – are still forced to take out loans or sell their assets to settle their hospital bills and in the end fall into poverty because of unbearable health care costs. While private health insurance schemes are mainly serving people living in urban areas and offer products and services that are not tailored to the needs of people of low-income from rural and/or remote areas, public social health insurance schemes are usually designed to serve the formal sector or are exclusively catering for public servants. At the same time, social protection in health is increasingly regarded to be a guarantor for development and economic growth of the national economy. In this context, some authors are convinced that community-based health financing is to be seen as a promising approach to insure parts of the population, which are normally excluded from any type of social protection in health, against catastrophic health care costs. With a focus on low-income people, Community-based Health Financing (CBHF) schemes offer products, processes and institutions that are tailored to the specific needs of their low-income target group, usually situated in the informal sector. In the aim to meet international standards and comply with the global development agenda, governments in sub-Saharan Africa are increasingly acknowledging the need to include the informal sector and people of low-income into their public health financing systems. As a result, innovative health systems evolved, which often comprise of hybrid sub-systems to cover various target groups of the society. While some governments – such as the governments of Rwanda, Ghana and Tanzania – have already implemented integrated national Social Health Insurance (SHI) systems that consider CBHF schemes to cover the informal sector, others are aiming at implementing this innovative idea in the near future, e.g. Burkina Faso and Togo. Given the above-illustrated situation, the overall research objective of this thesis is to explore the potential contribution of CBHF schemes towards Universal Health Coverage (UHC) in low- income countries of sub-Saharan Africa. Furthermore, the specific research objectives are set as follows; (1) To establish common lessons learnt from low-income countries in sub-Saharan Africa which implemented integrative SHI systems by combining efforts of national SHI schemes and CBHF schemes, or which are in an advanced stage of designing and implementing the same. (2) To comprehensively analyze the Kenyan health financing system and design adequate interventions towards the design and implementation of an integrative national SHI scheme in Kenya which is favoring UHC. (3) To develop a standard model for implementing integrative SHI systems in low-income countries of sub-Saharan Africa and the world. This thesis will at first provide a comprehensive topical background containing evidence about different relevant concepts such as Development, Universal Health Coverage, Social Protection, Health Financing and Micro Health Insurance. On this basis, the potential of combining community-based and national efforts towards tailored health care financing at national level will be explored by analyzing strengths and weaknesses of both approaches and providing brief insights from low-income countries of sub-Sahara Africa in this area. Furthermore, a comprehensive background to common development initiatives as well as the social protection and health care financing sectors in Kenya is provided to introduce the case study of chapter four. In the third chapter, common efforts of governments and other stakeholders involved in health care financing in sub-Saharan African countries to integrate CBHI schemes into public SHI schemes will be reviewed and analyzed. In the scope of this review, Tanzania, Rwanda, Burkina Faso and Ghana will serve as practical country case examples. Based on this extensive cross-country analysis, common lessons learnt regarding the complex process of designing integrative SHI systems in low-income countries of sub-Saharan Africa will be presented. In chapter four, through a comprehensive country case study, the Kenyan health and health financing sector and its stakeholders will be analyzed regarding its potential towards UHC, aiming at the development of most promising interventions towards the design and implementation of an integrated SHI scheme in Kenya, considering CBHF schemes as one building block of the system. A multi-stage model as well as a multi-level structure of a national SHI system to approach UHC in Kenya will be outlined and presented. The thesis will be concluded in chapter five by transferring the Kenyan experience to a global level and suggesting a standard model for implementing integrated SHI schemes in similar contexts as given in Kenya and the presented case examples. In the conclusion, common opportunities and limitations of community-based approaches towards UHC are highlighted and a way forward for the Kenyan context is suggested. ; Selbst Jahrzehnte nach der erfolgreichen Formulierung von internationalen Richtlinien im Bereich der Universal Health Coverage (UHC) und dem Access for All zu essentiellen Gesundheitsleistungen durch die globale Gemeinschaft bleibt die soziale Absicherung im Krankheitsfall eine der globalen Grundherausforderungen. In diesem Zusammenhang ist zu beklagen, dass derzeit weniger als 15% der gesamten Weltbevölkerung von sozialen Sicherungsmaßnahmen im Gesundheitsbereich profitieren und zudem mehr als 70% der globalen Bevölkerung keinerlei Zugang zu sozialen Sicherheitsmaßnahmen haben. 36 Jahre nach der Formulierung der oft zitierten Alma Ata Declaration, welche die Förderung und den Schutz der menschlichen Gesundheit als essentiell bezüglich nachhaltiger wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung festsetzte, sehen sich Angehörige des informellen Sektors in sub-Sahara Afrika – welcher oft bis zu 90% der Gesamtbevölkerung ausmacht – weiterhin regelmäßig gezwungen, im Krankheitsfall hohe Kredite aufzunehmen oder essentielle Gebrauchsgegenstände zu verkaufen, um die horrenden Krankheitskosten zu begleichen. Diese Situation bedingt einen oftmals irreversiblen Kreislauf aus existenzbedrohender Armut und Krankheit innerhalb des informellen Sektors. Private Krankenversicherungen im Kontext sub-Sahara Afrikas bieten in der Regel ihre Produkte vorrangig in den urbanen Zentren an. Zugleich sind private Krankenversicherungsprodukte zumeist nicht auf die besonderen Bedürfnisse des informellen oder ländlichen Sektors zugeschnitten. Staatliche Krankenversicherungen sind zudem üblicherweise vorrangig für den formellen Sektor ausgestaltet oder bieten lediglich Leistungen für Staatsbedienstete an. Dennoch wird soziale Sicherung im Krankheitsfall seitens der globalen Gemeinschaft zunehmend als vielversprechender Garant bezüglich Entwicklung und Wirtschaftswachstum in Niedrigeinkommensländern angesehen. In diesem Zusammenhang sind einige ForscherInnen davon überzeugt, dass gemeindebasierte Gesundheitsfinanzierung als eine vielversprechende Möglichkeit angesehen werden kann, welche die sonst ausgeschlossenen Bevölkerungsanteile mit sozialen Sicherungsmaßnahmen im Gesundheitsbereich versorgt. Gemeindebasierte Krankenversicherungen, sogenannte Community Based Health Insurance (CBHF) Institutionen, richten sich dabei mit ihren maßgeschneiderten Produkten und Prozessen in einem kooperativen und genossenschaftlichen Ansatz vor allen an NiedrigverdienerInnen des informellen Sektors. Um den globalen Standards der UHC gerecht zu werden, ist CBHF Institutionen in den letzten Jahren zunehmend globale Aufmerksamkeit geschenkt worden und viele afrikanische Regierungen ziehen es infolgedessen in Erwägung, den informellen Sektor durch gemeindebasierte Krankenversicherungen in die öffentlichen Sozialversicherungssysteme zu integrieren und diese somit von sozialen Sicherungsmaßnahmen im Krankheitsfall profitieren zu lassen. Infolgedessen sind in einigen Ländern bereits innovative integrierte soziale Sicherungssysteme entstanden, die darauf abzielen, die verschiedenen existenten Bevölkerungsgruppen bedarfsgerecht mit sozialer Sicherung im Krankheitsfall zu versorgen. Während einige Staaten diese integrierten Systeme bereits implementiert haben – so etwa Ruanda, Ghana und Tansania – befinden sich andere Staaten in der konkreten Planung eines derartigen Vorhabens, so etwa Burkina Faso und Togo. In Anbetracht der soeben dargestellten Situation, befasst sich die vorliegende Dissertationsschrift mit den folgenden Themenbereichen: 1. Auf Basis einer ausführlichen SWOT-Analyse von integrierten Sozialversicherungssystemen in vier Niedrigeinkommensländern sub-Sahara Afrikas (Ghana, Burkina Faso, Tansania und Ruanda) werden weitreichende Schlussfolgerungen/lessons learned entwickelt, die als grundlegend bezüglich der Implementierung integrierter Systeme sozialer Sicherung in Niedrigeinkommensländern sub-Sahara Afrikas zu betrachten sind. 2. Am Fallbeispiel des existenten sozialen Krankenversicherungssystems im ostafrikanischen Kenia wird das Potential der Implementierung eines integrierten sozialen Krankenversicherungssystems in einem Niedrigeinkommensland und dessen möglicher Beitrag zur UHC untersucht. 3. Auf Grundlage der oben erwähnten vergleichenden Länderanalyse und der Kenia- Fallstudie wird ein Standardmodell für die Implementierung integrierter sozialer Krankenversicherungssysteme in Niedrigeinkommensländern entwickelt, welches in seinen Grundzügen globale Relevanz und universelles Anwendungspotential aufweist. Die vorliegende Dissertationsschrift bietet zunächst eine ausführliche thematische Einleitung (Kapitel II), in der relevante Grundbegriffe erläutert und konzeptualisiert werden. Wichtige Terminologien, wie etwa Development, Universal Health Coverage, Social Protection, Health Financing und Micro Health Insurance werden dabei kontextspezifisch erkläutert. Im Weiteren wird auf theoretischer Basis das grundsätzliche Potential untersucht, gemeindebasierte Krankenversicherungen in öffentliche Systeme der sozialen Sicherung in Niedrigeinkommensländern in sub-Sahara Afrika zu integrieren. Dies geschieht mit Hilfe einer Analyse von grundsätzlichen Stärken, Schwächen und Synergien beider Ansätze. Die Kenia-Fallstudie des vierten Kapitels wird im einleitenden zweiten Kapitel durch eine ausführliche Einführung in den generellen Kontext Kenias vorbereitet. Dabei werden bestehende Entwicklungsinitiativen und der generelle Kontext hiesiger sozialer Sicherung und Gesundheitsfinanzierung erläutert. Im dritten Kapitel wird eine angepasste SWOT-Analyse verschiedener afrikanischer Länder (Ghana, Burkina Faso, Tansania und Ruanda) vorgenommen, in der grundsätzliche Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Bedrohungen der bestehenden integrierten Systeme der sozialen Sicherung in den ausgewählten Ländern identifiziert und analysiert werden. Auf Grundlage dieser ländervergleichenden Analyse werden grundlegende Schlussfolgerungen gezogen, welche die Implementierung integrierter Sozialversicherungssysteme in Niedrigeinkommensländern sub-Sahara Afrikas essentiell beeinflussen und deren Erfolg bestimmen. Kapitel 4 befasst sich mit der bereits erwähnten Kenia-Länderstudie, in der bestehende Strukturen der Gesundheitsfinanzierung und sozialen Sicherung bezüglich ihres potentiellen Beitrags zur UHC analysiert werden. Dieses Kapitel zielt darauf ab, effektive und effiziente Maßnahmen zu identifizieren, welche im Rahmen einer möglichen Implementierung eines integrierten Systems in Kenia als maßgeblich zu betrachten sind. In diesem Kontext werden CBHF Institutionen als eine Grundstruktur des innovativen sozialen Krankenversicherungssystems angesehen. Auf dieser Grundlage wird ein Multi-Ebenen- Modell entwickelt, welches sich schrittweise der UHC-Agenda annähert. Im abschließenden Kapitel 5 werden die präsentierten Erkenntnisse aus dem kenianischen Kontext auf eine globale Ebene übertragen und auf dessen Grundlage wird ein Standardmodel für die Implementierung integrierter Sozialversicherungssysteme entwickelt und präsentiert. In der Schlussbetrachtung werden grundsätzliche Möglichkeiten und Grenzen gemeindebasierter Ansätze bezüglich UHC aufgezeigt, sowie ein möglicher Ausblick bezüglich des kenianischen Fallbeispiels präsentiert.
Am Anfang des 21. Jahrhunderts sind in vielen Ländern starke Veränderungen in Warenflüssen und im Mobilitätsverhalten von Personen spürbar. Auf der einen Seite entwickelt sich eine globalisierte Welt, in der Arbeitsteilung und die Erschließung neuer Märkte den Warentransport massiv ansteigen lassen. Auf der anderen Seite verändert sich das Mobilitätsverhalten der Menschen: mehr Freizeitverkehr in den Industrieländern, mehr Nachfrage nach motorisiertem Verkehr in Entwicklungs- und Schwellenländern. Es wird erwartet, dass diese Entwicklung zu einem Anstieg der verkehrsbezogenen negativen Externalitäten führen wird, wie z.B. Stauerscheinungen, lokale Luftverschmutzung und Klimawandel. Aus diesem Grund sehen sich alle Nationen großen Herausvorderungen im Bereich der Verkehrs- und Infrastrukturplanung gegenüber. Es wird nötig sein – neben technischen und regulativen Interventionen – weitere politische Maßnahmen zu entwickeln, welche auf Verhaltensänderungen der Bürger abzielen. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich diese Arbeit mit möglichen Verbesserungen einer angewandten Nutzen-Kosten-Analyse (NKA), die sich durch die Berücksichtigung von heterogenen Nutzerpräferenzen und Nutzerattributen im Verhaltensmodell einer agentenbasierten Verkehrssimulation ergeben können. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Bewertung positiver und negativer Wirkungen auf die Gesellschaft, die sich aufgrund von politischen Maßnahmen ergeben könnten. Dafür werden mehrere hypothetische Maßnahmen in verschiedenen realen Szenarien eingeführt und Änderungen im Mobilitätsverhalten, Änderungen in Abgasemissionen und Änderungen im individuellen Wohlfahrtsniveau werden berechnet. Insgesamt werden drei Arbeitspakete bearbeitet: 1. Analyse von Maßnahmen, welche die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt steigern, in Bezug auf Akzeptanzproblemene. 2. Entwicklung eines Modells zur Vorhersage von aggregierten und räumlich disaggregierten Änderungen fahrzeugspezifischer Warm- und Kaltstartemissionen. 3. Internalisierung von fahrzeugspezifischen, zeitabhängigen Emissionskosten mit Hilfe einer optimalen Luftschadstoffmaut. Das erste Arbeitspaket geht davon aus, dass in der Praxis einzelne Kennzahlen (wie z.B. das Nutzen-Kosten-Verhältnis) einen starken Einfluss auf die Bewertung von Verkehrsmaßnahmen haben; diese Zahl vernachlässigt allerdings Verteilungseffekte, die auf räumlich differenzierter oder personenspezifischer Ebene implizit entstehen. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, werden empirisch bestimmte, heterogene Kostenpräferenzen der Nutzer in das Verhaltensmodell der Verkehrssimulation eingeführt. Zunächst verbessert dies die Genauigkeit und die Vorhersagekraft des Modells. Außerdem zeigt sich, dass die sich ergebenden individuellen Nutzenveränderungen ein robuster Indikator für die Identifizierung von Gewinnern und Verlierern einer Maßnahme darstellt. In der ökonomischen Analyse werden dann zwei Aggregations- und Monetarisierungsmöglichkeiten durchgeführt und verglichen: der Ansatz über Zeitäquivalente und der Ansatz über Einkommensäquivalente. Für den Ansatz über Einkommensäquivalente deuten die Ergebnisse darauf hin, dass sowohl Maut als auch nicht-monetäre Maßnahmen, die eine Verkürzung der Reisezeiten zum Ziel haben, eine regressive Wirkung auf die Wohlfahrtsverteilung in der Gesellschaft haben können. Eine progressive (Einkommens)steuer zur Finanzierung der Maßnahme könnte aus diesem Grund u.U. nicht umverteilend wirken, da sie lediglich die individuellen Zahlungsbereitschaften zur Verbesserung des Services reflektiert. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Vergleich der beiden Ansätze es ermöglicht, Gründe für öffentlichen Widerstand zu identifizieren, der sich gegen Projekte wendet, die aus Sicht des üblichen NKA-Ansatzes ökonomisch sinnvoll erscheinen. Das zweite Arbeitspaket zeigt die technische Möglichkeit, heterogene Nutzerattribute – hier Fahrzeugattribute – in eine agentenbasierte Verkehrssimulation einzubeziehen. Ein neuartiges Emissionsberechnungstool (EMT) wird entwickelt, das detaillierte Luftschadstoff- und Klimawandelexternalitäten berücksichtigt. Hochdifferenzierte Warm- und Kaltstartemissionen, die von Fahrzeugtyp, Verkehrszustand und Aktivitätendauer abhängen, werden im Rahmen mehrerer hypothetischer Erhöhungen der distanzabhängigen Autonutzerkosten berechnet. Es zeigt sich, dass die Preiselastizitäten der Emissionen höher sind als die der Verkehrsnachfrage. Dies bedeutet, dass das Modell in der Lage ist die positiven Effekte von Stauauflösung auf das Emissionsniveau zu beschreiben. Eine räumlich hoch aufgelöste Analyse zeigt allerdings, dass die Emissionen pro Fahrzeugkilometer auf Hauptverkehrsstraßen und tangentialen Autobahnen ansteigen. Dies verringert die Effizienz des Systems in Bezug auf die Emissionen pro Fahrzeugkilometer. Auf urbanen Straßen sinken diese spezifischen Emissionen hingegen. Dies erhöht die Effizienz des Systems diesbezüglich. Obwohl letzterer Effekt ersteren dominiert zeigt dies, dass das EMT den Effekt einer emissionsoptimalen Geschwindigkeit um 60 km/h widerspiegelt, welcher auch in Realität auftritt. Das letzte Arbeitspaket zielt darauf ab die Entscheidungsfindung innerhalb einer NKA zu verbessern indem eine optimale Luftschadstoff-Maut berechnet wird. Dazu wird die Ausgabe des EMT verwendet, welches im zweiten Arbeitspaket entwickelt wurde. Es wird ein neuartiger Ansatz vorge- stellt, mit dem eine fahrzeugspezifische, zeitabhängige Luftschadstoff-Maut berechnet werden kann. Ein Vergleich dieser Internalisierungsstrategie zu den Wirkungen einer regulativen Maßnahme – eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit in der Innenstadt auf 30 km/h – zeigt, dass letztere Maßnahme deutlich weniger zur Reduzierung der Gesamtemissionen beiträgt. Die regulative Maßnahme führt sogar zu höheren Ineffizienzen als der Bezugsfall: dies impliziert generalisierte Preise oberhalb des ökonomischen Optimums für Stadtbewohner und generalisierte Preise unterhalb des ökonomischen Optimums für Pendler und Güterverkehr. Die Resultate zeigen auch, dass die Luftschadstoff-Maut auch Zeitverluste reduziert und somit implizit eine Staubepreisung darstellt. Auch wenn eine optimale Maut tendenziell eher ein theoretisches Konstrukt ist, kann gezeigt werden, dass der verwendete Ansatz dafür geeignet ist, Verkehrsmaßnahmen zu bewerten, die auf eine Reduktion von Luftschadstoffemissionen in Metropolregionen abzielen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass diese Arbeit mehrere strukturelle Probleme im Bereich der aktuellen quantitativen Bewertung von Verkehrsmaßnahmen herausarbeitet. Anhand verschiedener Fallbeispiele wird gezeigt, wie durch Fortschritte in agentenbasierten Verkehrssimulationen wertvolle zusätzliche Informationen sowohl für Entscheidungsträger als auch für öffentliche Beteiligungsverfahren bereitgestellt werden können. Die Einführung heterogener Nutzerpräferenzen und Nutzerattribute beschreibt zwar vermutlich reales Verhalten präziser; abschließend kommt die Arbeit allerdings zu dem Schluss, dass die Frage wie Gewinne und Verluste verschiedener Individuen gegeneinander aufgewogen werden normativ festgelegt werden muss, möglichst im Rahmen gesellschaftspolitischer Diskussionen. ; At the beginning of the 21st century, many countries are experiencing major changes in commodity flows and in people's mobility. On the one hand, a globalized world is evolving where division of labor and new markets lead to a strong increase in freight transport. On the other hand, people's mobility patterns are shifting: more leisure related travel in the industrialized countries, more demand for motorized transport in the developing countries. This is expected to lead to an increase of transport-related negative externalities such as congestion, local pollution, and climate change. For this reason, all nations face major challenges in the field of transport infrastructure and policy planning: Political interventions need to be developed which—in addition to technological and regulatory measures—aim for behavioral changes of people. Against this background, the thesis concerns possible improvements in applied Benefit-Cost Analysis (BCA) that can be obtained when introducing heterogeneous user preferences and user attributes into the behavioral model of an agent-based transport simulation. The thesis focuses on the valuation of positive and negative effects for society that might be caused by policy interventions. Several hypothetic policies are introduced in different real-world scenarios, and changes in mobility patterns, changes in exhaust emissions, and changes in well-being are calculated for every individual of the population. In total, three work packages are treated: 1. Analysis of public acceptance problems of transport policies that increase overall welfare for society. 2. Development of a model to forecast the aggregated and spatially disaggregated changes of vehicle-specific warm and cold start emissions. 3. Internalization of vehicle-specific, time-dependent emission costs by a first-best air pollution toll. The first work package claims that, in practice, a single figure—such as Benefit-Cost Ratio (BCR)—has a strong impact when deciding about transport policies; however, this figure omits implicit distributional effects that emerge on geo-spatial or inter-personal levels. To correct for this, empirically determined, heterogeneous costs preferences of users are introduced into the behavioral model of the transport simulation. This is found to improve the accuracy and forecast ability of the model. Furthermore, the resulting individual utility differences are found to be robust figures for the identification of winners and losers of the policy. For economic analysis, two aggregation and monetization procedures are performed and compared: the time equivalent and the income equivalent approach. Following the income equivalent approach, the results indicate that road user pricing schemes, but also non-monetary policies that aim at shortening travel times, can have regressive impacts on the welfare distribution of society. A progressive (income) tax to finance the measure might therefore not be re-distributive, but might only reflect the individual willingness-to-pay for improving the corresponding services. Finally, the comparison of the two approaches proves to help identifying possible reasons for public refusal of transport policies that are—according to standard BCA—economically beneficial. The second work package proves the technical feasibility of including heterogeneous user attributes—namely vehicle attributes—into the agent-based transport simulation. A novel Emission Modeling Tool (EMT) is developed to account for detailed air pollution and climate change externalities. Highly differentiated warm and cold start emissions that depend on vehicle types, traffic states, and activity durations are calculated for several hypothetical price changes in car user costs. Aggregated price elasticities of emissions are found to be higher than those of demand. That is, the model is found to capture the positive effects of congestion relief on emission levels. However, a spatially disaggregated analysis shows for high-speed arterials and tangential motorways that average emissions per vehicle kilometer rise. This decreases the efficiency of the system in terms of emissions per vehicle kilometer. In contrast, average emissions per vehicle kilometer drop in urban areas. This increases the efficiency of the system in terms of emissions per vehicle kilometer. Even though the latter effect is dominating the first, the results indicate that the EMT captures the effect of an emission optimal speed around 60 km/h which is also found in reality. The last work package aims at improving decision support in the BCA framework by calculating first-best air pollution tolls. It builds up on the output of the EMT developed in work package two. A novel approach is presented to calculate vehicle-specific, time-dependent air pollution tolls. Comparing this internalization policy to a regulatory measure—a speed limitation to 30 km/h in the inner city—shows that the latter policy is considerably less successful in terms of total emission reduction. It even yields higher inefficiencies than a 'do-nothing' strategy. That means generalized prices beyond the economic optimum for urban travelers and generalized prices below the economic optimum for commuters and freight traffic. Importantly, it is found that the air pollution toll implicitly reduces congestion and therefore works as a congestion pricing scheme. Even though the first-best toll is a rather theoretical concept, the approach proves to help designing transport policies that aim at reducing air pollution in metropolitan areas. In summary, this thesis highlights several structural issues in the context of current quantitative economic policy appraisal. By means of several Case Studies, it shows how advances in multi-agent transport models could provide valuable additional information for decision makers as well as for public participation processes. The introduction of heterogeneous user preferences and user attributes may capture people's behavior more accurately; however, the thesis concludes that the question on how to weigh gains and losses of different individuals against each other remains a normative one, which has to be solved in socio-political discussions.
Politische Entscheidungsträger stehen heute vor der Herausforderung, dem Klimawandel zu begegnen, ohne das Entwicklungspotential von Entwicklungsländern einzuschränken. In diesem Zusammenhang trägt diese Arbeit zur Beantwortung der Frage bei, ob Entwicklung ohne höheren CO2-Ausstoß möglich ist. Untersucht werden insbesondere die Emissionen von Haushalten und die mögliche Verbreitung erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern. Diese Arbeit geht in vier Punkten über die bisherige Literatur hinaus. Erstens untersucht sie aus der Perspektive eines Entwicklungslandes die CO2-Emissionen von Haushalten und analysiert den Einfluss steigender Einkommen auf Emissionen, unter Berücksichtigung sozio-demografischer Eigenschaften der Haushalte. Zweitens betrachtet sie andere relevante Faktoren wie CO2-und Energieintensität, die steigende Emissionen beeinflussen könnten. Drittens untersucht sie, wie ungleich die Emissionen der Haushalte verteilt sind. Aus der Ungleichheit von Emissionen ergeben sich direkte Konsequenzen für die Reduzierung der CO2-Emissionen von Haushalten. Zuletzt wird die Möglichkeit der Verbreitung verschiedener erneuerbarer Energien in Entwicklungsländern erforscht. Erneuerbare Energien scheinen eine Handlungsoption zur Reduzierung von CO2-Emissionen darzustellen. Sie können helfen, Wachstum in Entwicklungsländern zu fördern, ohne die bereits besorgniserregend hohe Konzentration von klimaschädlichen Gasen in der Atmosphäre weiter zu verschlimmern. Der erste Teil der Dissertation untersucht, wie CO2-intensiv der Lebensstil philippinischer Haushalte ist und analysiert Möglichkeiten, Emissionen und Wohlstand von Haushalten zu entkoppeln. Wir schätzen die CO2-Emissionen der Haushalte, die durch den Konsum verschiedener Güter und Dienstleistungen verursacht werden, indem wir eine Input-Output-Analyse mit den Ausgaben der Haushalte in den Jahren 2000 und 2006 kombinieren. Auf Basis der Schätzung sind die Ausgaben der Haushalte, die im Zusammenhang mit Kraftstoffen, Licht und Transport stehen, die CO2-intensivsten, während diejenigen für kurzlebige Güter am wenigsten CO2-intensiv sind. Die zentralen Ergebnisse sind, dass während sozio-demografische Eigenschaften der Haushalte wichtig für die Erklärung der Höhe von Emissionen sind, keine konkreten Anzeichen für eine Entkopplung von CO2-Emissionen und Wohlstand gefunden wurden. Wenn sich das Konsumverhalten nicht ändert, werden philippinische Haushalte bei steigendem Wohlstand wahrscheinlich einen Lebensstil führen, der mit höherem CO2-Ausstoß einhergeht. Der zweite Teil schlüsselt die Veränderung der Emissionen durch Haushalte auf und untersucht andere relevante Einflussfaktoren wie CO2-Intensität und Energieintensität. Während der erste Teil die starke Korrelation zwischen Emissionen und Einkommen herausarbeitet, wird durch die Aufschlüsselung deutlich, dass diese Korrelation nicht gleichverteilt zwischen allen Haushalten ist. Der Einkommenseffekt ist in ärmeren Haushalten ausgeprägter, während der Effekt der Energieintensität in reicheren Haushalten überwiegt. Dies deutet darauf hin, dass die Energieintensität ein Ansatzpunkt dafür sein kann, Emissionen von Haushalten zu reduzieren. Insbesondere kann der Einsatz energieeffizienter Haushaltsgeräte gefördert werden, ebenso wie kraftstoffsparende Fahrzeuge oder der Zugang zu öffentlichen Transportmitteln. Um die CO2-Emissionen von Haushalten zu reduzieren, muss untersucht werden, wie sich die Emissionen auf die Haushalte verteilen. Jede politische Maßnahme zur Linderung des Klimawandels, die die Reduktion von Emissionen beinhaltet, hat einen direkteren Einfluss in gleicheren Gesellschaften, als in Ungleicheren. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Emissionen sehr ungleich zwischen den Haushalten verteilt sind, dass diese Ungleichheit zunimmt und sich ein großer Anteil der Emissionsungleichheit durch energieintensiven Konsum von Kraftstoffen, Licht und Transport erklärt. Dies legt nahe, dass politische Entscheidungsträger sich auf energieintensiven Konsum fokussieren sollten, um die Ungleichheit von Emissionen zu reduzieren. Die ersten drei Teile der Arbeit stellen heraus, dass ein großer Anteil der CO2-Emissionen der Haushalte durch energieintensiven Konsum verursacht wird. Dies deutet auf die Notwendigkeit hin, auf emissionsneutrale Energiequellen wie erneuerbare Energien umzusteigen um den Lebensstil der Haushalte zu erhalten oder zu verbessern ohne die globalen Emissionen weiter ansteigen zu lassen. Daher wird im vierten Teil die potentielle Ausbreitung verschiedener erneuerbarer Energiequellen in Entwicklungsländern modelliert und ihre Bestimmungsfaktoren untersucht. Wir konzentrieren uns auf die Diversifikation, da die meisten erneuerbaren Energien wetterabhängig und dadurch nicht planbar sind, eine Diversifikation aber eine stabile und verlässliche Energieversorgung ermöglicht. Die Ergebnisse zeigen einen robusten nichtlinearen Effekt von Einkommen auf Diversifikation, der sich als grafisch als U-förmige Beziehung zeigt, so dass wir eine weitere Diversifikation erneuerbarer Energiequellen bei steigenden Einkommen in Entwicklungsländern erwarten. Darüber hinaus können technologisch fortschrittlichere Entwicklungsländer, Entwicklungsländer mit ausgebildeten Fachkräften, entwickelten Finanzmärkten, guter Regierungsführung und hohem Rohstoffvorkommen den Einsatz erneuerbarer Energien diversifizieren ohne auf ausländische Direktinvestitionen und Entwicklungshilfe angewiesen zu sein. Wir dokumentieren ferner, dass sich die Diversifizierung erneuerbarer Energiequellen seit Einführung des Kyoto-Protokolls Ende 1997 weiter verbreitet hat. Auf Grundlage der obigen Erkenntnisse können die folgenden Politikempfehlungen abgeleitet werden. Auf Seiten der Haushalte: Es ist unwahrscheinlich, dass Haushalte bei steigendem Wohlstand einen Lebensstil führen werden, der mit geringem CO2-Ausstoß einhergeht. Den Konsum der Haushalte zu beschränken ist jedoch schwierig und umstritten. Güter, durch die ein hoher CO2-Ausstoß verursacht wird, können besteuert werden um die Emissionen von Haushalten einzuschränken. Allerdings sollten politische Entscheidungsträger dabei Vorsicht walten lassen, um nicht die Bemühungen der Armutsbekämpfung zu gefährden, da auf den Philippinen ein Viertel der Bevölkerung als arm anzusehen ist. Es gibt verschiedene andere Optionen, die CO2-Emissionen der Haushalte zu drosseln. Dazu zählt die Verbesserung der Produktionseffizienz und die Veränderung des Konsumverhaltens hin zu einem weniger CO2-intensiven Lebensstil. Wichtig sind dabei insbesondere Verbesserungen beim Zugang zu öffentlichem Verkehrsmitteln, sowie zu energieeffizienteren Beleuchtungs- und Kühltechnologien. Ferner ist es ein wichtiger Politikansatz, den Einsatz erneuerbarer Energiequellen auszuweiten und erneuerbare Energie in den Energiemix von Entwicklungsländern einzugliedern, um wirtschaftliches Wachstum von Emissionen zu entkoppeln. ; Today's policy makers are facing the challenge of mitigating climate change without limiting the growth potentials of developing countries. In this vein, this study offers a step towards answering the question is de-carbonized development possible. Particularly, we investigate household emissions and the potential diffusion of renewable energy in developing countries. This study contributes to the literature in four main points. First, it investigates household carbon emissions from a developing country's perspective and analyzes the influence of rising income on emissions while controlling for households socio-demographic characteristics. Second, it explores other relevant factors such as carbon intensity and energy intensity that could influence rising emissions. Third, it examines how unequal the households are in their emissions. Emission inequality has direct implications towards reducing household carbon emissions. Lastly, this study investigates the potential diffusion of various sources of renewable energy in developing countries. Renewable energy appears to be a feasible approach in reducing carbon emissions. It can help fuel growth in developing countries without further aggravating the alarming concentration of green house gas emissions accumulated in the atmosphere. The first essay aims to answer the question, how carbon intensive is the lifestyle of Philippine households and investigates the possibility of delinking affluence and household emissions. We estimate household carbon emissions embodied in various consumptions of goods and services by combining input-output analysis with household expenditure for 2000 and 2006. Based on the estimation, expenditures related to fuel, light and transportation are the most carbon intensive goods consumed by households while nondurable goods are the least carbon intensive. Key results show that while households' socio-demographic characteristics matter in explaining emissions, we found no concrete evidence on delinking household affluence and emissions. Unless consumption patterns changes, it is likely that Philippines households will lead a carbon intensive lifestyle, as households get richer. The second essay decomposes the changes in household emissions and investigates other relevant factors such as carbon intensity and energy intensity that could influence household emissions. While the first paper points out the strong correlation between emissions and income, decomposing the change in emission shows that this correlation varies across household distributions. The income effect is more pronounced among poor households while the energy intensity effect is more pronounced among rich households. This suggests that improving energy intensity can be a feasible option in reducing household emissions, in particular, promoting the use of energy efficient household appliances, and use of fuel-efficient cars or access to improved public transportation. If aiming to reduce household carbon emissions, then it is necessary to examine how unequal the households are in their emission levels. Any climate mitigation policies aimed at reducing emissions has a more pronounced effect in a more equal society than in an unequal one. Results show that there is a high and rising emission inequality among households and a bigger portion of the emission inequality is explained by energy intensive household consumption such as fuel, light and transportation. This suggests that for targeting purposes policy makers should focus on these energy intensive consumptions if aiming to control household emission inequality. The first three essays highlight that a large share of the total household carbon emissions is due to energy intensive consumption. This suggests that shifting of energy sources to emission-neutral sources such as renewable energy is crucial in maintaining or improving household lifestyle without contributing to further increases in global emissions. Hence, for the fourth essay we model the potential diffusion of various sources of renewable energy in developing countries and investigate its determinants. We focus on diversification because most renewable energy rely on the weather as its main source and these sources are unpredictable but diversification can allow for a steady and reliable supply of energy. Results show a robust nonlinear effect of income on diversification depicting a U-shape kind of relationship. In addition, without relying on foreign direct investments and development assistance, we find that developing countries with technological advances, skilled human capital, developed financial markets, sound governance and greater renewable energy potential can move to diversification of renewable energy sources. We also document a wider diversification of renewable energy sources since the adoption of Kyoto Protocol in the late 1997. Based on the evidence presented above the following policy implications can be drawn. On the household side, while it is unlikely that households will lead a low carbon lifestyle as they become more affluent and imposing restrictions on what households can consume is difficult and controversial, taxing carbon intensive goods can be an option if aiming to control household emissions. However by doing this, policy makers should be cautious not to jeopardize the efforts in reducing poverty in the Philippines where a quarter of its population lives below poverty line. Several other options are also possible in curbing household carbon emissions. These include improving production efficiency and changing consumption patterns to less carbon-intensive lifestyles and in particular, improvements in access to efficient public transport, to energy efficient lighting and cooling technologies. In addition, increasing use of renewable energy sources and integrating renewable energy in developing countries' energy mix is an important policy agenda to help decouple economic growth with emissions.
The dissertation at hand focuses on the enforcement of accounting standards in Germany. The legal basis of the external enforcement of accounting standards in Germany was created by the "Bilanzkontrollgesetz" (Financial Reporting Enforcement Act) at the end of 2004. An enforcement mechanism was installed to enforce accounting standard compliance by regular reviews of disclosed financial statements. The system was established as implementation of EU guidelines. Since 2005, International Financial Reporting Standards (IFRS) shall be applied for consolidated financial statement of firms listed on a regulated market segment within the European Union (EU) (Regulation EC No. 1606/2002). Simultaneously to the harmonization of accounting standards, the EU fostered the standardization of enforcement systems to ensure compliance with international accounting standards. Par. 16 of the so-called "IAS Regulation" mandates the "Committee of European Securities Regulators" (CESR) to "develop a common approach to enforcement". Germany's unique two-tiered system operates since July 2005; it involves the "Deutsche Pruefstelle fuer Rechnungslegung" (Financial Reporting Enforcement Panel), a newly established private organization primarily assigned to conduct the reviews. As the second tier, the "Bundesanstalt fuer Finanzdienstleistungsaufsicht" (Federal Financial Supervisory Authority) has the sovereign authority to order the publication of errors ("error announcements") and if necessary, to force the cooperation of firms in the review process. The dissertation is structured as follows. A general introduction focuses on the theoretical background and the reasoning for the need of external enforcement mechanisms. The common approach to enforcement in the European Union is described. Building on this, the thesis consists of three individual essays that analyze three specific questions in the context of the enforcement of financial reporting standards in Germany. The first paper focuses on the systematical evaluation of the information contained in 100 selected error announcements (from a total population of 151 evaluable announcements). The study finds that error announcements on average contain 3.64 single errors and 77% affect the reported profit. Relatively small as well as big, highly levered and rather unprofitable firms are overrepresented in the sample of misstatement firms. In a second step, the essay investigates the development of censured firms over time; the pre- and post-misstatement development of the firms in terms of balance sheet data, financial ratios and (real) earnings management are tracked. The analysis detects increasing leverage ratios and a decline in profitability over time. In the year of misstatement firms report large total and discretionary accruals, indicating earnings management. Compared to matched control firms, significant differences in profitability, market valuation, earnings management and real activities manipulations are observable. A major contribution of this first study is the examination of trends in financial data and (real) earnings management over a number of years surrounding misstatements as well as the elaboration of the distinction to non-misstating firms. The results show the meaning of the enforcement of IFRS for the quality of financial reporting to standard setters, policy makers, and investors in Germany. The second paper examines the interrelation of enforcement releases, firm characteristics and earnings quality. Prior literature documents the correlation between underperformance in financial ratios and the probability of erroneous disclosure of financial statements; this study provides evidence for differences in characteristics between firms with enforcement releases and control firms as well as a broad sample of German publicly traded firms (4,730 firm-year observations). Furthermore, research affirms the connection of financial ratios to earnings quality metrics. The accuracy of financial information is considered to be correlated with its quality and therefore the differences in earnings quality between various sub-samples is examined. Overall, the results document the underperformance in important financial ratios as well as indicate an inferior earnings quality of firms subject to enforcement releases vis-a-vis the control groups. These results hold with regard to both different earnings quality specifications and different periods observed. This study appends the earnings quality discussion and contributes to develop a comprehensive picture of accounting quality for the unique institutional settings of Germany. The paper shows that a conjoint two-tier public and private enforcement system is effective and might be an adequate model for other countries. Implications for the regulation of corporate governance, the enforcement panel and the auditor are identified. The third essay additionally considers the role of the auditor. The firms subject to error announcements are used to evaluate the consequences of increasing earnings management over time on enforcement releases and their recognition in audit fees. Prior literature provides evidence on a phenomenon called "balance sheet bloat" that is due to income increasing earnings management and later influences the disclosure of misstated financial statements. The evidence of earnings management recognition in audit fees and findings on the content of future information in audit fees leads to the hypothesis that auditors recognize increasing audit risk in fees before the enforcement process starts. The study extends related earnings management and audit fee literature by modeling the development of earnings management within the misstatement firms and systematically link it to auditor reactions. Significant predictive power of different commonly used accrual measures for enforcement releases in the period prior and up to the misstatement period are found by the study. In the same period of time an increase in audit fees, e.g. the recognition of increased audit risk, can be observed. A possible audit fee effect after the misstatement period is investigated, but no significant relation is obtained. The dissertation closes with a summary of the main findings, a conclusion to the connection of the three essays as well as subsumption of findings in the accounting literature. ; Die vorliegende Dissertation befasst sich mit der Prüfung der Rechnungslegung von deutschen Unternehmen (Enforcement). Die gesetzliche Grundlage des Enforcement-Verfahrens wurde durch das Bilanzkontrollgesetz von 2004 geschaffen; es soll die Einhaltung der Rechnungslegungsstandards (insbesondere der International Financial Reporting Standards (IFRS)) durch regelmäßige Durchsicht und Prüfung der offengelegten Rechnungslegung durchsetzen. Das System wurde als Umsetzung einer EU-Verordnung eingeführt: Seit 2005 müssen kapitalmarktorientierte Unternehmen mit Sitz in der EU die IFRS bei der Erstellung ihrer Konzernabschlüsse anwenden. (Verordnung EG Nr. 1606/2002). Zeitgleich zur Harmonisierung der anzuwendenden Rechnungslegungsstandards strengte die EU eine Standardisierung der Durchsetzung (Enforcement) dieser Normen an, um deren Einhaltung zu garantieren. Absatz 16 der oben genannten "IAS-Verordnung" beauftragt die europäische Wertpapierregulierungsbehörde (CESR) "ein gemeinsames Konzept für die Durchsetzung zu entwickeln". Das einzigartig ausgestaltete deutsche Enforcement-System ist seit Juli 2005 in Kraft gesetzt. Die neue gegründete, privatrechtlich organisierte Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) prüft in erster Instanz die Rechnungslegung der Unternehmen. Auf einer zweiten Stufe ist die, mit hoheitlichen Mitteln ausgestattete, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beteiligt. Sie kann die Kooperation der Unternehmen verfügen und die Veröffentlichung von aufgedeckten Verstößen verbindlich anordnen. Die vorliegende Dissertation ist wie folgt strukturiert: Eine allgemeine Einführung zeigt theoretischen Hintergründe auf und legt die Begründung für die Notwendigkeit einer strikten Durchsetzung von Rechnungslegungsstandards dar. Des Weiteren werden die gesetzlichen Grundlagen des Enforcements aus einer europäischen Perspektive aufgezeigt. Hierauf aufbauend werden in drei Studien spezielle Fragestellungen im Kontext des deutschen Enforcement-Verfahrens analysiert. Die erste Studie konzentriert sich zunächst auf die systematische Auswertung der Information, die in den 100 veröffentlichten Fehlermitteilungen aus dem Enforcement-Verfahren (151 Fehlermitteilungen wurden zur Evaluierung herangezogen) enthalten ist. Diese Mitteilungen beinhalten im Durchschnitt 3,64 einzelne Fehler; sowohl relativ kleine als auch sehr große, hoch verschuldete und relativ unprofitable Unternehmen sind in dieser Stichprobe überrepräsentiert. In einem zweiten Schritt wird die zeitliche Entwicklung dieser Unternehmen näher betrachtet. Bilanzielle Daten und Kennzahlen sowie das Ausmaß an realer und buchmäßiger Bilanzpolitik werden von den Jahren vor einer Fehlerveröffentlichung, bis in die Zeit nach der Veröffentlichung ausgewertet. Diese Analyse zeigt ein ansteigendes Maß an Verschuldung und eine Abnahme der Profitabilität der Unternehmen. Im Jahr der fehlerhaften Rechnungslegung zeigt sich ein hohes Maß an totalen sowie diskretionären Periodenabgrenzungen, ein Hinweis auf ausgeprägte Bilanzpolitik. Verglichen mit Kontrollunternehmen werden signifikante Unterschiede bezüglich der Profitabilität, der Bewertung am Kapitalmarkt und der Bilanzpolitik deutlich. Die Studie leistet eine Beitrag zur vorhanden Literatur, da sie erstmals die bilanziellen Daten und das Ausmaß an Bilanzpolitik der zur Veröffentlichung von Fehlern gezwungenen Unternehmen im Zeitablauf betrachtet und systematisch auswertet. Auch werden Unterschiede zu nicht fehlerhaft berichtenden Unternehmen aufgezeigt. Die Ergebnisse zeigen die hohe Bedeutung der konsequenten Durchsetzung der Rechnungslegungsnormen für die Qualität der Finanzberichte. Die Erkenntnisse sind von Interesse für die internationalen Regulierungsbehörden, die national Politik und für Investoren am Kapitalmarkt. Die zweite Studie untersucht das Zusammenspiel des Enforcements, bzw. der Fehlerveröffentlichungen, mit finanziellen Kennzahlen und der Ergebnisqualität (Earnings Quality) der Unternehmen. Die wissenschaftliche Literatur liefert empirische Ergebnisse, dass die Offenlegung von fehlerhafter Rechnungslegung stark mit schlechten Finanzkennzahlen korreliert ist. Dieses zweite Papier liefert dazu Erkenntnisse im deutschen Kontext: Die Kennzahlen der von der DPR beanstandeten Unternehmen werden mit denen von Kontrollfirmen sowie allen am geregelten Markt gehandelten Unternehmen (4.730 Firmenjahre) verglichen und Unterschiede herausgearbeitet. Des Weiteren zeigen vorausgegangene Studien den Zusammenhang zwischen Finanzkennzahlen und der Ergebnisqualität. Folglich wird in dieser Studie der Zusammenhang zwischen Richtigkeit der veröffentlichten Informationen und den akademischen Maßgrößen zu deren Qualität betrachtet. Die Ergebnisse zeigen sowohl das schlechtere Abschneiden der "DPR-Unternehmen" im Sinne der finanziellen Kennzahlen, als auch eine schlechtere Ergebnisqualität der Rechnungslegung im Verglich zu Kontrollunternehmen. Diese Erkenntnisse sind stabil gegenüber Variationen der Messgrößen der Ergebnisqualität sowie gegenüber Veränderungen des Beobachtungszeitraums. Die Resultate tragen zur Diskussion um die Ergebnisqualität bei und ergänzen die wissenschaftliche Forschung hin zu einem umfassenden Bild der Qualität der Rechnungslegung in Deutschland. Die Studie zeigt, dass sich das deutsche Enforcement-Modell, mit privatrechtlich gestalteter DPR und staatlich organisierter BaFin, auch für eine Übertragung auf andere Länder eignen könnte. Die dritte Studie befasst sich mit der Effektivität des deutschen Enforcement-Systems, dem Einfluss von Bilanzpolitik und dessen Antizipation in den Prüfungskosten der Wirtschaftsprüfer. Die Untersuchung analysiert den zeitlichen Aspekt von Bilanzpolitik auf Fehlerveröffentlichungen in späteren Perioden. Es besteht die Möglichkeit die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation eines Unternehmens durch Bilanzpolitik zu verdecken. Ohne Verbesserung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens führt dieses Verhalten zu einem Bilanzpolitikausmaß außerhalb des gesetzlichen Rahmens und folglich zu einer hohen Wahrscheinlichkeit der Fehlerentdeckung bei DPR Untersuchungen. Die Entwicklung der Bilanzpolitik eines solchen Unternehmens müsste im zweiten Schritt mit der Risikokomponente in den Prüfungskosten des Wirtschaftsprüfers in Verbindung stehen. Der risikoorientierte Prüfungsansatz und die Antizipation von Bilanzpolitik in den Prüfungskosten sollte demnach vor Fehlerbekanntmachung zu einem Anstieg der Prüfungskosten führen. Zusätzlich ist nach offizieller Fehlerveröffentlichung und somit durch eine objektiv beobachtbare Schwäche im Rechnungslegungssystem oder einem hohen Ausmaß an Bilanzpolitik ein Risikoaufschlag zu vermuten. Im letzten Kapitel werden die wichtigsten Aussagen und Erkenntnisse der Dissertation zusammengefasst sowie in abschließenden Bemerkungen der Zusammenhang der Ergebnisse erläutert.
Informationskommunikation (Mediennutzung) generell. Restriktionen Informationskommunikation generell. Soziopolitische Einstellungen. Kommunikationsmotive. Online-Zugang. Restriktionen Interpersonale und Partizipationskommunikation. Qualitätsbewertungen. Bundestagswahl 2002. Informationskommunikation am 11. September 2001. Irak. Anti-Amerikanismus. Hartz IV. Landtagswahl. Klimawandel. Krisen. Bürgerinitiativen.
Themen: 1. Folgende Themen wurden zu jedem Erhebungszeitpunkt wiederholt identisch gefragt: Informationskommunikation (Mediennutzung) generell: Fernsehgerät im Haushalt; Rezeptionshäufigkeit von Nachrichtensendungen im Fernsehen; am häufigsten gesehene Nachrichtensendung; Rezeptionshäufigkeit politischer TV-Magazine; Anzahl der Tage pro Woche mit Tageszeitungsnutzung; Interesse an den Themen Politik, Wirtschaft, Lokales; Lesen von Nachrichtenmagazinen oder Wochenzeitungen; Abfrage der gelesenen Nachrichtenmagazine oder Wochenzeitungen (Spiegel, Focus, Die Zeit); Beurteilung der wirtschaftlichen Lage im Land; Politikinteresse; Online-Zugang: genereller Online-Zugang; Online-Zugang zu Hause; meistgenutzter Online-Zugang; Zeitpunkt der ersten Internetnutzung; Nutzungsdauer pro Woche; Mitgliedschaften (Gewerkschaft, Partei und Name der Partei, Bürgerinitiative, Umweltorganisation oder Tierschutzorganisation, sonstige Organisationen, Name sonstiger Organisationen); aktive oder passive Mitgliedschaft; Internetaktivitäten im Zusammenhang mit der aktiven Mitarbeit; politische Partizipation: Teilnahme an einer Demonstration und an einer öffentlichen Versammlung und Teilnahmehäufigkeit im letzten Jahr; Häufigkeit eigener Wortmeldungen bei einer öffentlichen Versammlung; Kontakte mit Politikern (online, persönlich, telefonisch oder per Post) und Kontakthäufigkeit; Online-Leserbriefe im letzten Jahr und Häufigkeit von Online-Leserbriefen; herkömmliche Leserbriefe im letzten Jahr und Häufigkeit herkömmlicher Leserbriefe zu politischen Themen; Teilnahme an einer Online Unterschriftensammlung und Teilnahmehäufigkeit; Teilnahme an herkömmlichen Unterschriftenaktionen und Teilnahmehäufigkeit; politische Spenden.
2. Mindestens in einer oder in mehreren Wellen wurde gefragt: Dauer der täglichen Fernsehnutzung in Minuten; gelesene Tageszeitungen; Interesse an den Themen Kultur, Sport und Anzeigen; Nutzung der Wochenzeitung Die Woche; Anerkennung im Freundeskreis für persönliches Informieren über Politik; politische Informationen aus der Zeitung ermöglichen Teilhabe und den Einsatz für Andere (Altruismus); Anerkennung im Freundeskreis für persönliches Informieren über Politik in den Medien sowie persönlicher Nutzen; Restriktionen Information herkömmlich (Verzicht auf Zeitung aus Kostengründen und Zeitmangel, politische Berichte in der Zeitung sind schwer verständlich (Politikkompetenz), zu großer Aufwand); Beurteilung der persönlichen wirtschaftlichen Lage; generelles Personenvertrauen; Institutionenvertrauen (Bundestag, Behörden, Bundesregierung, Gerichte, Polizei, Parteien); Meinung zur Medienberichterstattung (häufige Berichte über politische Skandale, Negativismus im Hinblick auf Parteien und Politiker, Demokratieunterstützung); Demokratiezufriedenheit (Schulnoten); Wertorientierung (persönliche Freiheit versus Sicherheit, persönliche Freiheit versus Gleichheit, Sicherheit versus Gleichheit); Wertorientierung (Skala: Gesetz und Ordnung respektieren, Meinungen anderer anerkennen, tun was andere tun, Umweltbewusstsein, Christliche Normen und Werte, Vergnügen, Erfolg, technisch auf dem neusten Stand, Sparsamkeit, Schönes leisten, eigene Kinder); psychologische Selbstcharakterisierung anhand von Gegensatzpaaren (Big 5); Selbsteinstufung Links-rechts (Split: Rechts-links); Medieneinfluss: Beurteilung des politischen Einflusses der Medien und dessen Entwicklung; Medien versus Bürger haben mehr Einfluss auf die Politik; politische Einstellung (geringe Responsivität von Politikern, geringe politische Einflussüberzeugung als Bürger); Restriktion Politikaufwand und Politikkompetenz; Wichtigkeit ausgewählter Kommunikationsmotive: persönlicher Nutzen, Politik muss sich auszahlen, Altruismus: persönliches Engagement für andere und gesellschaftliches Engagement, Anerkennung: Mitreden bei politischen Diskussionen, politischer Sachverstand wird geschätzt, Teilhabe: Wissen, was im Land und am Wohnort passiert, von politischen Entwicklungen nicht überrascht werden); Online-Zugang am Arbeitsplatz, in der Schule, Universität oder einem anderen Ort; meistgenutzter Online-Zugang; Internetnutzung in den letzten vier Wochen; Art des Online-Zugangs zu Hause; Internetznutzung am Vortag und Nutzungsdauer in Minuten; Restriktion der Internetnutzung (Kosten, schlecht entwickelte Internet-Technik, mangelnde Kompetenzen, Störungen während der Internetnutzung (sozialer Druck), Internet fasziniert, mehr Probleme mit Computern als andere, Zeitmangel); exklusive Nutzung des Internetzugangs zu Hause; Abrechnungsmodell des Internetzugangs (Flatrate oder nach Nutzung); mobiler Online-Zugang; Häufigkeit der Internetnutzung für: das Senden und Empfangen von E-Mails, Gesprächsforen bzw. Newsgroups oder Chatten, gezielte Informationssuche, Überspielen oder Herunterladen von Dateien, Surfen, Computerspiele, Homebanking, Online-Shopping: Bestellen von Büchern und CDs bzw. von anderen Waren, Behördengänge erledigen); persönliches Profil bei einem Online-Netzwerk und Nutzungshäufigkeit; Anzahl der Profile; Häufigkeit des Versendens von Links; Restriktionen Interpersonale und Partizipationskommunikation (Politik ist zu kompliziert um richtig darüber sprechen zu können (Kompetenz), im Bekanntenkreis spricht man nicht gerne über Politik (sozialer Druck), zu wenig Zeit für politische Gespräche; Meinung zur politischen Partizipation: Politik ist zu kompliziert, um selbst politisch aktiv zu werden (Politikkompetenz), im Bekanntenkreis ist politisches Engagement nicht üblich (sozialer Druck), zu wenig Zeit für politisches Engagement); Qualitätserwartungen an ein politisches Online-Angebot (Links und Hinweise auf andere politische Angebote, klare politische Linie, Vermittlung politischer Informationen auf neutrale Weise, Protestmöglichkeit, direkte Kontaktaufnahme mit Verantwortlichen, Veranstaltungstermine, Möglichkeit zum Austausch, Forum für unterschiedliche politische Positionen, Hintergründe und Details zum aktuellen politischen Geschehen, vernachlässigte Themen, eigene Meinung äußern, knappe Darstellung der wichtigsten politischen Ereignisse, ausführliche Erörterung der Hintergründe des aktuellen Geschehens, in anderen Medien vernachlässigte Probleme); Informationskommunikation generell: Anfordern politischer Broschüren (Online, telefonisch oder per Post) und Anforderungshäufigkeit im letzten Jahr; Internetrecherche für politische Informationen und Häufigkeit; politisches Thema der Internetrecherche; Nutzen politischer Online-Informationen für eigene politische Teilhabe am Wohnort oder im Land; Anerkennung im Freundeskreis für Suche nach politischen Online-Informationen; persönlicher Nutzen, Anerkennung durch andere und Nutzen für andere (Altruismus) durch politische Online-Informationen; Restriktionen Online-Information (zu großer Aufwand, schwer verständlich (Politikkompetenz); Internetseite eines Politikers besucht; Name dieses Politikers; präferiertes Online-Angebot zum tagesaktuellen politischen Geschehen und Nutzungshäufigkeit im letzten Jahr; Internetseite einer Partei besucht und Angabe der Partei; Rezeptionshäufigkeit von politischen Weblogs, politischen Artikeln bei Wikipedia, politischen Videos, Podcasts bzw. Videocasts; Häufigkeit der Weiterleitung von Links zu politischen Themen; Nutzungshäufigkeit von Online-Netzwerken für politische Aktivitäten und Beschreibung der Aktivität; Mitgliedschaft in einem Sportverein; aktive Online-Mitarbeit in eine Partei, Bürgerinitiative, Umweltorganisation oder Tierschutzorganisation oder sonstigen Organisation; Anteil der jeweiligen Internetaktivitäten an der aktiven Mitarbeit; persönlicher Nutzen und Nutzen für andere aus der Online-Mitarbeit in einer Organisation bzw. generell durch die Mitarbeit; Anerkennung im Freundeskreis für Online-Mitarbeit in einer Organisation bzw. für generelle Mitarbeit; Nutzen von Internetaktivitäten bzw. von aktiver Mitarbeit für eigene politische Teilhabe am Wohnort oder im Land; Ehrenamt und Bereich ehrenamtlicher Tätigkeit; Behördenkontakte online und herkömmlich für Beschwerden und Kontakthäufigkeit; persönlicher Nutzen und Anerkennung im Freundeskreis durch Kontaktaufnahme mit politisch Verantwortlichen; Thema des letzten Online-Leserbriefs sowie des letzten herkömmlichen Leserbriefs; Online-Kommentar zu einem journalistischen Beitrag verfasst; persönlicher Nutzen und Nutzen für andere durch Online-Leserbriefe und herkömmliche Leserbriefe; Online-Leserbriefe und herkömmliche Leserbriefe aus Pflichtgefühl; Anerkennung im Freundeskreis für Online-Leserbriefe und herkömmliche Leserbriefe; persönlicher Nutzen durch herkömmliche Leserbriefe; herkömmliche Leserbriefe aus Pflichtgefühl; Anerkennung im Freundeskreis für herkömmliche Leserbriefe; Restriktionen gegen Online-Leserbriefe und herkömmliche Leserbriefe (Aufwand und Politikkompetenz); persönlicher Nutzen durch die Teilnahme an einer Online-Unterschriftensammlung bzw. einer herkömmlichen Unterschriftensammlung; herkömmliche bzw. Online-Unterschrift als persönliches Engagement für andere (Altruismus) bzw. aus Pflichtgefühl; Anerkennung im Freundeskreis für die Teilnahme an herkömmlichen bzw. Online-Unterschriftenaktionen; private Homepage und Dauer des Bestehens; Nutzung der Homepage zur politischen Meinungsäußerung; eigenes Weblog und Nutzung zur politischen Meinungsäußerung; politische Online-Banner und Aufkleber; persönlicher Nutzen und Anerkennung im Freundeskreis durch diese politischen Online-Banner und Aufkleber; herkömmliche und Online-Anforderung politischer Broschüren und Häufigkeit; politische Spenden online; Angabe der Organisation bzw. des Spendenzwecks von Online-Spenden und herkömmlichen politischen Spenden; persönlicher Nutzen und Anerkennung im Freundeskreis für politische Spenden; politische Spenden aus Pflichtgefühl; politischer Bezug des eigenen Web 2.0-Angebots; Häufigkeit von Online-Gesprächen im Freundeskreis über politische Themen; Thema dieser Online-Gespräche; persönlicher Nutzen und Nutzen für andere durch politische Online-Gespräche sowie Anerkennung im Freundeskreis; politische Online-Gespräche ermöglichen politische Teilhabe; Restriktionen politische Online-Gespräche (Aufwand und Politikkompetenz); Häufigkeit politischer Gespräche am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis und Thema dieser Gespräche; persönlicher Nutzen und Nutzen für andere durch politische Gespräche am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis und Anerkennung im Freundeskreis für diese politischen Gespräche; politische Gespräche ermöglichen Teilhabe; Restriktionen politische Gespräche (Aufwand und Politikkompetenz); Anteil politischer Aktivitäten an der gesamten Online-Zeit; eigenes politisches Web 2.0-Angebot erstellt; Podcast erstellt; eigenes Video z.B. bei ´YouTube´; Qualitätsbewertung des selbst erstellten Angebotes; präferiertes Webseiten-Angebot für Online-Gespräche; Qualitätsbewertung dieses Angebots der interpersonalen Kommunikation; Qualitätsbewertung des präferierten Angebotes der Informationskommunikation; Nutzungshäufigkeit von Online-Angeboten im letzten Jahr (Spiegel Online, Focus Online, Süddeutsche Online, FAZ.net, regionale Tageszeitung, RTL.de, Online-Portale wie T-Online und von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten); Qualitätsbewertungen dieser Angebote der Informationskommunikation; Wahlbeteiligung bei den Europawahlen 2009 und 2004 und Wahlentscheidung; Qualitätsbewertung ausgewählter Informationsquellen zur Europawahl.
Bundestagswahl 2002: Online bzw. herkömmlich Broschüren angefordert, Besuch von Wahlkampfversammlungen vor der Bundestagswahl, herkömmliche und Online-Kontakte mit Politikern im Wahlkampf, herkömmliche politische Gespräche über die Wahl 2002 und jeweilige Häufigkeit; politische Online-Gespräche über die Wahl (nur bei intensiver Online-Kommunikation) und Häufigkeit; Häufigkeit von Überzeugungsversuchen vor der Wahl; Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2002.
Informationskommunikation am 11. September 2001: Quelle für Erstinformation über Anschläge; Uhrzeit und Ort der Erstinformation; genutzte weitere Informationsquellen über 9/11; Informationssuche im Internet und konkrete Art der Internetrecherche (Besuch bekannter Webseiten, Suche über Suchmaschinen, interpersonale Suche im Netz); andere Personen informiert; genutzter Informationsweg (persönlich, Anruf, per SMS oder E-Mail); Meinung zu ausgewählten Aussagen zu 9/11 (Anschläge als nicht entschuldbares Verbrechen, Angriff gegen alle freiheitlichen Demokratien, friedliches Zusammenleben der Kulturen nur schwer möglich, Ereignisse als Folge der verfehlten Politik der USA, den USA geschehen Ereignisse recht); persönliche Meinung zu einer militärischen Beteiligung Deutschlands im Kampf gegen den Terror und antizipierte öffentliche Meinung; Beurteilung (Schulnoten) der Berichterstattung in den Medien zu 9/11 (Fernsehen, Radio, Tagezeitung, Zeitschriften und Internet); eigene Redebereitschaft zum Thema Bundeswehreinsatz im Kampf gegen den Terror.
Wichtigkeit ausgewählter politischer Problemfelder (Arbeitslosigkeit, Integration, internationaler Terrorismus, hohe Steuerbelastung, Konflikt mit dem Iran, offene Nennung weiterer wichtiger Problemfelder); individuelle Agenda: persönliche Nachteile durch Gesetz oder politische Entscheidung; dringend zu lösendes Problem; Wichtigkeit ausgewählter Problemfelder im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise (soziale Notlage, Macht von Banken und Konzernen, Belastung des Mittelstandes, Vernachlässigung des Umweltschutzes); kompetenteste Partei zur Lösung dieser Probleme.
Irak: Bewertung der Rolle ausgewählter Akteure im Irak-Konflikt (Deutschland, irakischen Bevölkerung, UNO, Internationaler Terrorismus, Saddam Hussein und USA); Besorgnis wegen Irak-Konflikt; persönliche Meinung und antizipierte öffentliche Meinung zu einer militärischen Beteiligung Deutschlands im Irak; eigene Redebereitschaft zum Thema Bundeswehreinsatz im Irak-Konflikt.
Anti-Amerikanismus: Auslandsreisen (USA, Frankreich, Russland, Türkei); Häufigkeit der Aufenthalte in den USA; Gesamtaufenthaltsdauer in den USA; persönliche Kontakte zu Amerikanern; eigene Sympathie für die USA, Frankreich, Russland und die Türkei; antizipierte Sympathie der Deutschen für die USA; Meinung zu ausgewählten Aussagen über die USA (stärkerer Fokus auf Geld, größere Freiheit des Einzelnen, oberflächlichere bzw. vielfältigere Kultur, rücksichtslose Außenpolitik, starke USA kann für internationale Sicherheit sorgen); Beurteilung der Politik von US-Präsident Bush.
Hartz IV: Bekanntheit und eigene Betroffenheit von Hartz IV; empfundenes Ausmaß der Veränderung durch Hartz IV; Nutznießer der Einführung von Hartz IV; Hauptverantwortliche für hohe Arbeitslosigkeit; Beurteilung von Hartz IV (erster Schritt, notwendig und richtig, geht zu weit); persönliche Meinung und antizipierte öffentliche Meinung zu Hartz IV; Redebereitschaft mit Befürwortern und Gegnern von Hartz IV; geeignete Maßnahmen zur Einflussnahme auf Reformen (Gespräche, Politikerkontakte und Leserbriefe (online und herkömmlich), Blockaden, Angriffe auf Internet-Server, Teilnahme an einer genehmigten Demonstration, Gewalt gegen öffentliches Eigentum, Teilnahme an einer Versammlung, einer Unterschriftensammlung (online und herkömmlich, eigene Website, Spende für Organisationen); Beurteilung der Medienberichterstattung über Hartz IV.
Landtagswahl: präferierte Informationsquelle für Informationen zur Landtagswahl; Online-Informationsquelle zur Landtagswahl (offene Nennung oder auf Nachfrage); Information über Landtagswahl online allgemein oder konkretes Angebot; Besuch von Internetseiten von Ministerien und Behörden, Umweltorganisationen, Industrie- und Wirtschaftsverbänden, großer etablierter Medienanbieter, private Homepages, Weblogs und Internetforen, Wikipedia).
Klimawandel: Einstellung zum globalen Klimawandel (Skala); eigene Bereitschaft Energie zu sparen (weniger Auto fahren, weniger heizen, Energiesparlampen, Bezug von Ökostrom, Kauf energiesparender Haushaltsgeräte, weniger Flugzeugreisen, Engagement für stärkere Gesetze gegen den Klimawandel); Einstellung zum Schlankheitswahn (Skala).
Krisen: Interesse an negativen Ereignissen am Wohnort und im Allgemeinen; eigenes Verhalten bei Krisen am Wohnort (Ursachensuche, Frage nach Verantwortlichen, gezielte Informationssuche, nicht darum kümmern); Wichtigkeit ausgewählter Informationsquellen bei negativen Ereignissen am Wohnort (Nachrichten in den Medien, Internetseite des betroffenen Unternehmens, Anruf oder E-Mail an das Unternehmen).
Bürgerinitiativen: Rolle von Bürgerinitiativen; Bereitschaft zur Gründung bzw. zur Mitgliedschaft in einer Bürgerinitiative; aktive Mitglieder von Bürgerinitiativen wurden zusätzlich gefragt: Anzahl der Mitgliedschaften in Bürgerinitiativen; thematische Beschäftigung; Dauer der Mitgliedschaft; Informationskanal für Erstinformation; Aktivitäten der Bürgerinitiative.
Demographie: Religionszugehörigkeit; Wichtigkeit von Religion für den Befragten; Gemeindegrößenklasse.