"Die Teilzeitarbeit ist ein wichtiges Element einer flexiblen, modernen Personalpolitik von Betrieben und Verwaltungen. Sie kann sowohl den betriebswirtschaftlichen als auch individuellen Wünschen, Erfordernissen und Bedürfnissen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Rechnung tragen. Der Gesetzgeber hat mit einer Neuregelung reagiert, die die Entwicklung der Teilzeitarbeit unterstützen und fördern soll. Ein knappes Jahr nach Inkrafttreten des Teilzeit- und Befristungsgesetzes wurde eine erste Evaluation der neuen Regelungen gemacht. Die IAB-Repräsentativerhebung über das gesamtwirtschaftliche Stellenangebot vom Herbst 2001 hat auch hierzu einige Fragen gestellt." (Autorenreferat)
AbstractViele Leistungen der Arbeitsmarktpolitik werden in Deutschland aus Beiträgen finanziert, die vom Arbeitseinkommen abhängen. Bei einigen Leistungen ist dies nachvollziehbar, andere sind nicht eindeutig zuzuordnen. So erbringt die Bundesagentur für Arbeit auch Leistungen, die als versicherungsfremd oder gesamtgesellschaftlich eingestuft werden können. In diesem Beitrag wird eine Klassifikation der Leistungen entwickelt. Sie spiegelt das Bild einer Arbeitsmarktpolitik, die auf Einkommenssicherung, Prävention und Förderung von Beschäftigung und beruflicher Bildung setzt. Sie hat im Jahr 2008 gesamtgesellschaftliche Leistungen im Umfang von rd. 8,5 Mrd. € erbracht. Deren Umfinanzierung hätte eine Senkung des Beitragssatzes um rd. 1 Prozentpunkt ermöglicht und den Arbeitsmarkt positiv beeinflusst.
In dem Beitrag werden zunächst die gesamtwirtschaftliche Kosten der Unterbeschäftigung erörtert, dann die enger gefaßten gesamtfiskalischen Kosten der registrierten Arbeitslosigkeit geschätzt und im Hinblick auf ihre Budgetinzidenz analysiert sowie schließlich die Kosten für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, durch deren Einsatz offene Arbeitslosigkeit vermieden wird, betrachtet. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die fiskalischen Belastungen durch die registrierte Arbeitslosigkeit, die im Jahr 2002 rund 75 Mrd. Euro ausmachten, in unserem vertikal sehr differenzierten System öffentlicher Finanzwirtschaft und sozialer Sicherung an zahlreichen verschiedenen Stellen auftreten, z. B. bei den Haushalten der Bundesanstalt für Arbeit, von Bund, Ländern und Gemeinden sowie von Trägern der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung. Anhaltende Arbeitslosigkeit gefährdet das Gleichgewicht der öffentlichen Haushalte und das gesamte System der sozialen Sicherheit.
In dem Beitrag werden zunächst die gesamtwirtschaftliche Kosten der Unterbeschäftigung erörtert, dann die enger gefaßten gesamtfiskalischen Kosten der registrierten Arbeitslosigkeit geschätzt und im Hinblick auf ihre Budgetinzidenz analysiert sowie schließlich die Kosten für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, durch deren Einsatz offene Arbeitslosigkeit vermieden wird, betrachtet. Die Ergebnisse machen deutlich, daß die fiskalischen Belastungen durch die registrierte Arbeitslosigkeit in unserem vertikal sehr differenzierten System öffentlicher Finanzwirtschaft und sozialer Sicherung an zahlreichen verschiedenen Stellen auftreten, z. B. bei den Haushalten der Bundesanstalt für Arbeit, von Bund, Ländern und Gemeinden sowie von Trägern der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung. Die gesamtwirtschaftlichen Kosten der gesamten Unterbeschäftigung sind noch weitaus höher zu veranschlagen. Unter Vollbeschäftigungsbedingungen wäre die volkswirtschaftliche Wertschöpfung in Deutschland 1997 schätzungsweise um gut 500 Mrd. DM größer gewesen.
"Im Haushalt der Bundesagentur für Arbeit schlagen sich Konjunkturschwankungen relativ stark nieder, sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben reagieren antizyklisch. So werden in Zeiten konjunktureller Schwäche meist weniger Beiträge eingenommen, und es wird mehr für passive und aktive Arbeitsmarktpolitik ausgegeben. Damit kommt der Arbeitslosenversicherung eine große Bedeutung als automatischer Stabilisator der Wirtschaftsentwicklung zu. In den Jahren 2009 und 2010 belief sich der konjunkturstabilisierende Effekt der Mindereinnahmen und Mehrausgaben im Haushalt der Bundesagentur für Arbeit auf etwa 22 Mrd. EUR. Somit befindet sich die Bundesagentur für Arbeit stets in einem Spannungsfeld zwischen konjunkturellen Risiken und arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen, weshalb eine mittelfristige Haushaltsplanung als unerlässlich erscheint." (Autorenreferat)
Die Finanzierung der aktiven Arbeitsmarktpolitik hat den Haushalt der BA in den letzten zehn Jahren beträchtlich belastet und eine Senkung des Beitragssatzes verhindert. In dem Beitrag werden mit einem ökonometrischen Simulationsmodell, das volkswirtschaftliche Zusammenhänge berücksichtigt, Richtung und Größenordnung gesamtwirtschaftlicher Wirkungen unterschiedlicher Finanzierungsalternativen (Kreditfinanzierung, höhere Mehrwertsteuer, höherer Solidaritätszuschlag) analysiert, insbesondere im Hinblick auf Beschäftigung und Arbeitslosigkeit. In fast allen Szenarien sind die Lohnstückkosten im Durchschnitt des gesamten Zeitraums niedriger als im Referenzszenario, weil Arbeit durch den geringeren Beitragssatz billiger wird. Per Saldo - bei Gegenrechnung der negativen Effekte, die sich aus der jeweiligen Finanzierung ergeben - bleiben unter der Strich unterschiedlich große, aber durchweg positive Arbeitsmarkteffekte übrig.
Das IAB wird regelmäßig zur aktuellen Lage und weiteren Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zu Rate gezogen, beispielsweise bei der Beratung des Vorstands der BA, des BMAS und der Selbstverwaltung, z. B. im Zusammenhang mit den Beratungen des Haushalts der BA und schließlich laufend in Vorbereitung und in Reaktion auf die monatliche Pressekonferenz der Bundesagentur für Arbeit. Die Kurzberichte zur Arbeitsmarktprojektion stoßen auf ein breites Medienecho und dienen Entscheidungsträgern aus Politik, Praxis und Wissenschaft als Arbeitsgrundlage. Einzigartig an den IAB Arbeitsmarktprojektionen ist die tiefe Differenzierung - Arbeitslose nach Rechtskreisen des SGB II bzw. III, Beschäftigte nach erstem und zweitem Arbeitsmarkt sowie nach Erwerbsformen; alles jeweils getrennt für Ost- und Westdeutschland. Dieser Forschungsbericht dokumentiert das Verfahren, mit dem das IAB die kurzfristige Entwicklung am Arbeitsmarkt prognostiziert. Den Rahmen bildet dabei die Arbeitsmarktbilanz, das Zusammenspiel von Arbeitsangebot, gedeckter Arbeitsnachfrage und Unterbeschäftigung. Durch ökonometrische Prognosen, Trendfortschreibung und qualifizierte Setzungen werden Zukunftswerte für die Größen in der Arbeitsmarktbilanz gefunden und in mehreren Iterationen zu einem Gesamtbild geformt. Die erstellten Projektionen sind im Hinblick auf ihre Prognosegüte mit anderen führenden Prognoseinstituten vergleichbar. ; The Institute for Employment Research regularly informs about the current situation and future development on the labour market. For example, it serves as consultant of the Federal Employment Agency and its autonomous administrative bodies, and the Federal Ministry of Labour. Such information is necessary, for instance, in the course of budget planning and the monthly press releases of the Federal Employment Agency. The IAB´s short reports on labour market forecasts usually find a large echo in the media. They are the basis for decision makers in politics, companies and associations as well as for other researchers. IAB's disaggregation of the forecast is unique. It provides information on unemployment by social codes II and III, employees in the regular or subsidized labour market, employment by status. All data is given for eastern and western Germany separately. This research report documents the procedure of IAB's forecasting in the short-run. The framework is the so called balance-sheet of the labour market which depicts the coherence of labour supply, (filled) labour demand, and unemployment. Forecast values in the balance-sheet are found by means of econometric forecasting, trend forecasting or plausible assumptions. The final forecast appears after a few iterations when all parts of the balance sheet are attuned to each other. Forecast evaluation reveals a similar accuracy as of other leading forecasting institutes.
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 1437-1446
"Ausgangspunkt: Nach Piore und seinen Mitautoren ist der Arbeitsmarkt in den USA vorwiegend durch folgende Probleme gekennzeichnet: Jobs mit unzureichenden Verdienstmöglichkeiten, welche dazu führen, dass zu viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer trotz Erwerbsarbeit als arm zu bezeichnen sind; Arbeitszeiten sind lang, viele Jobs sind befristet, die Arbeitsplätze sind unsicher. Arbeitnehmer sind einem hohen Mobilitätsdruck ausgesetzt, Erwerbsarbeit und Familie sind schwer miteinander in Einklang zu bringen. Es kommt zu einen zunehmenden Desintegration von Personen, die aufgrund der niedrigen verfügbaren Einkommen aus dem gesellschaftlichen Leben weitgehend ausgeschlossen werden. Hinter diesen Entwicklungen, so die Autoren, liegt ein Zusammenbruch traditioneller Grundlagen des amerikanischen Sozialstaats und des Arbeitsmarkts. Die amerikanische Wirtschaft ist nicht mehr in sich abgeschlossen und der Globalisierung stärker ausgesetzt als bisher; die klare Trennung zwischen Wirtschaft und Familie hat sich aufgelöst, der Normallebensverlauf, gekennzeichnet durch kontinuierliche und sichere Beschäftigungsverhältnisse und einer klaren Aufgabenteilung zwischen den erwachsenen Haushaltsmitgliedern, ist weitgehend zusammengebrochen; Unternehmen verlieren ihre klaren Grenzen zur Außenwelt und ihre distinkten Organisationskulturen; die Beziehungen zwischen Managern und Arbeitern verändern sich nachhaltig. So ist nicht mehr davon auszugehen, dass harte Arbeit und Loyalität sich auszahlen und zu Arbeitsplatzsicherheit führen." (Textauszug)
Der Bericht beleuchtet die Arbeitsmarktentwicklung im Jahr 2003 und präsentiert eine Vorausschau für 2004 und einen Ausblick auf 2005. Es wird erwartet, dass sich die Konjunktur im Verlauf des Jahres 2004 allmählich belebt. Zusammen mit weiteren Fortschritten bei den Arbeitsmarktreformen sollte deshalb in der zweiten Jahreshälfte 2004 die Beschäftigungsschwelle überschritten werden. Die Zahl der Arbeitslosen wird - saisonbereinigt - übers Jahr trotzdem wohl nur stagnieren und im 2005 nur wenig zurückgehen, auch bei relativ günstiger Wirtschaftsentwicklung und kräftigem Beschäftigungsanstieg; denn das Arbeitskräfteangebot steigt wieder. Das Jahr 2005 wird wahrscheinlich eine leichte Besserung, aber noch keinen Durchbruch am Arbeitsmarkt bringen. Der Kurzbericht präsentiert auch Alternativrechnungen, um Chancen und Risiken im wirtschaftlichen und politischen Umfeld zu berücksichtigen.
Der Bericht beleuchtet die Arbeitsmarktentwicklung im Jahr 2002 und präsentiert eine Vorausschau für 2003 und einen Ausblick auf 2004. Es wird erwartet, dass sich die Konjunktur im Verlauf des Jahres 2003 merklich verbessert und die Arbeitsmarktreformen allmählich Wirkung zeigen. Auch dann dürfte das Ungleichgewicht am Arbeitsmarkt zunächst weiter zunehmen. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2003 könnte sich die Lage bessern. Im Jahresdurchschnitt ist mit einer Arbeitslosenzahl von gut 4,2 Mio. zu rechnen. Wenn diese Zahl 2004 unter 4 Mill. sinken soll, ist vor allem ein kräftiges Wirtschaftswachstum von mindestens 2,5 Prozent erforderlich. Der Kurzbericht präsentiert auch Alternativrechnungen, um Chancen und Risiken im wirtschaftlichen und politischen Umfeld zu berücksichtigen.
"Die Diskussion um Maßnahmen für mehr Beschäftigung und weniger Arbeitslosigkeit ist nach wie vor geprägt von unterschiedlichen Vorschlägen. Insbesondere der Tarifpolitik wird allgemein ein hoher Rang im Rahmen einer Gesamtstrategie für mehr Beschäftigung und weniger Arbeitslosigkeit zugeschrieben. Neben der Lohnpolitik, die regelmäßig auf der Tagesordnung der Tarifpartner steht, gerät wieder die Arbeitszeitpolitik in den Focus. Anders als in der Vergangenheit, die in erster Linie von Verkürzungen der Wochenarbeitszeiten geprägt war, stehen nun Arbeitszeitverlängerungen im Blickpunkt. So werden zunehmend Stimmen laut, die sich von längeren Regelarbeitszeiten positive Wachstums- und Beschäftigungseffekte versprechen. Letztlich geht es dabei um die Senkung der Arbeitskosten, denn es soll ohne Lohnausgleich länger gearbeitet werden. Sind solche Überlegungen ökonomisch vernünftig? Welche Konsequenzen wären für den Arbeitsmarkt zu erwarten? Wie flexibel ist die Arbeitszeit? Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da?" (Autorenreferat)
"Im Jahr 2009 wurde die Inanspruchnahme von konjunktureller Kurzarbeit und Saison-Kurzarbeit zeitlich befristet bis 2010 erleichtert. Die rechtlichen Änderungen erfolgten vor dem Hintergrund der damals außerordentlich schwierigen wirtschaftlichen Situation und der negativen Aussichten für den Arbeitsmarkt. Die Attraktivität von Kurzarbeit ist durch die Neuregelung deutlich gestiegen. Insgesamt wurde dadurch der Anstieg der Arbeitslosigkeit abgeschwächt. In seiner Stellungnahme äußert sich das IAB zu einem Antrag der SPD-Fraktion, die Konditionen für Kurzarbeit zu verbessern. Eine Verlängerung der Erstattung von Sozialbeiträgen für Kurzarbeiter bis Ende 2011 würde die bestehende Regelung zur erleichterten Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld erhalten. Insbesondere kleinere Betriebe könnten davon profitieren, da sich abzeichnet, dass sie zunehmend Unterstützung mit dem Kurzarbeitergeld benötigen. Die Remanenzkosten, die den Betrieben auch bei einer vollen Erstattung der Sozialbeiträge verbleiben, wirken weiterhin möglichen Mitnahmeeffekten und dem Risiko von Strukturverhärtungen entgegen. Die Privilegierung von Mehrbetriebsunternehmen bei der vollen Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge sollte aus der Sicht des IAB allerdings gestrichen werden. Eine weitere Unterstützung von Qualifizierungsmaßnahmen während Kurzarbeit erscheint sinnvoll. Dabei sollte die Förderung gering qualifizierter Kurzarbeiter vereinfacht werden. Daneben wäre eine Fortsetzung der bisher nur für 2009 und 2010 gültigen Europäischen Sozialfond (ESF)-Richtlinie begrüßenswert. Ratsam wäre auch, Sozialversicherungsbeiträge weiterhin ab dem ersten Monat voll zu erstatten, wenn berücksichtigungsfähige Qualifizierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Eine Verlängerung der maximalen Bezugsfrist des konjunkturellen Kurzarbeitergeldes auf 36 Monate zum jetzigen Zeitpunkt jedoch, könnte aus Sicht des IAB als Signal für eine mittelfristig gewährte Subvention missverstanden werden und das Risiko von Strukturverhärtungen erhöhen." (Autorenreferat)
Die konjunkturelle Aufwärtsentwicklung in Deutschland wird sich im Jahr 2006 voraussichtlich fortsetzen. In der mittleren Variante seiner Arbeitsmarktprojektion legt das IAB für 2006 ein preisbereinigtes Wirtschaftswachstum von 1 1/4 % zugrunde. Die durchschnittliche Jahresarbeitszeit der Erwerbstätigen wird etwas kürzer (-0,5 %). Arbeitszeitverkürzende und arbeitszeitverlängernde Einflüsse gleichen sich nahezu aus. Die Erwerbstätigkeit nimmt in der Summe zwar zu (+0,2 % bzw. 60.000 Personen). Die einzelnen Beschäftigungsformen entwickeln sich aber weiterhin sehr unterschiedlich. So steigt die Zahl der Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen sowie der geringfügig Beschäftigten weiter, während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sinkt, wenn auch schwächer als 2005. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen wird 2006 mit 4,82 Mio. Personen nur wenig unter der des Vorjahres liegen. Bessere Konjunktur und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen könnten einen stärkeren Rückgang herbeiführen.