La Guajira in northern Colombia has seen a disproportionate number of roadblocks recently, especially connected to wind park construction sites, staged by people demanding that the state implement economic, social, and physical security improvements. This conflict is an example of local impacts of the global energy transition on historically marginalized people. In this Spotlight we argue that La Guajira is a prime case showing how the energy transition is leveraged to indirectly address the state through private companies.
In their PRIF Report the authors focus on the various forms of resistance to and backlash against gender equality and gender-sensitive human rights in peacebuilding processes. Based on 33 interviews with key stakeholders, they explore how peacebuilders understand and perceive resistance to and backlash against the realisation of gender-sensitive human rights in peacebuilding. The report also sheds light on the counter-measures and strategies used by peacebuilders. Finally, the authors discuss the impact of feminist foreign policy on gender-sensitive human rights in peacebuilding.
Ein zentrales Element des kolumbianischen Friedensprozesses mit der FARC-Guerilla bildet die kollektive Wiedereingliederung der ehemaligen Kombattant:innen in eigens dafür eingerichteten "territorialen Reinkorporationsräumen". Eine Umfrage in sieben ländlichen Gemeinden deutet darauf hin, dass dieser Reinkorporationsprozess zu einem erkennbaren Abbau von sozialer Distanz und Misstrauen in der lokalen Bevölkerung geführt hat und so zur Wiederherstellung des sozialen Zusammenhalts beiträgt. Diese Erfolge sind allerdings begrenzt und – angesichts der andauernden Gewalt in den marginalisierten Regionen Kolumbiens – teils akut gefährdet.
This Spotlight discusses the resurgence of military coups in Sub-Saharan Africa. We argue that an analytical and political focus on coup events misses out on the bigger picture of military influence in politics. Introducing the new Multidimensional Measures of Militarization (M3) dataset, we demonstrate that African countries that were part of the recent wave of coups, previously showed signs of political militarization such as military veto powers and impunity. We conclude that these subtle forms of military influence can serve as early warning indicators for military coups.
African Special Envoys deployed by the African Union and Regional Economic Communities are a growing phenomenon in African peace-making as part of a broader project of deepening local solutions to African problems. However, there are still many gaps in the research examining how they carry out their interventions in practice and the specific social, institutional and contextual factors and conditions that influence what they do in the field. Dimpho Deleglise's report fills this gap by reconstructing the activities of African Special Envoys to date, identifying existing research and gaps in the literature, and highlighting the need for a practice-oriented research agenda on African Special Envoys.
Der UN-Einsatz in Mali und die deutsche Beteiligung daran wurden bis 2023 immer wieder verlängert, obwohl die Erfolgsaussichten sanken. Dieser PRIF Report untersucht die Argumente, mit denen im Bundestag der deutsche Beitrag zum Einsatz gerechtfertigt wurde. Die Analyse offenbart Dynamiken, die unabhängig vom Verlauf der Mission eine Weiterführung begünstigen. Auch Exit-Strategien können gegen diese Dynamiken nur schwer ankommen, und es zeigt sich, dass es weitaus schwieriger ist, einen Einsatz zu beenden als ihn zu beginnen.
Die Forschung stimmt in der Beobachtung überein, dass sich der globale Akteur EU im Gegensatz zu ähnlich großen Staaten durch ein ausgeprägt regelorientiertes Verhalten, eine Vorliebe für Multilateralismus und für Kompromisslösungen sowie eine starke Abneigung gegen Erzwingungsmacht und den Einsatz militärischer Instrumente auszeichnet. Sie streitet über die Gründe für diese auffällige Verhalten. Dieses Working Paper kommt zu Ergebnis, dass das äußere Verhalten der EU ihren inneren institutionellen Strukturen geschuldet ist. Bei Entscheidungen in der Außen- und Sicherheitspolitik herrscht das Konsensprinzip. Um die daraus entstehenden Handlungsdefizite abzuschwächen, hat die EU seit Maastricht 1992 in immer stärkerem Maße Kompetenzen an internationale Bürokratien wie den Europäischen Auswärtigen Dienst delegiert. Dies hat Konsequenzen. Bürokratien handeln regelorientiert und prägen so das Verhalten der EU als globaler Akteur. Anders als im Staat steht der Bürokratie in der EU nicht die Institution des politischen Entscheiders gegenüber, sondern ein Kollektivorgan: der Europäische Rat oder der Ministerrat. Und Kollektivorgane handeln in einem ähnlichen Modus wie die Bürokratie, nämlich pfadabhängig und regelorientiert. Eine Fallstudie zur Ukrainepolitik der EU illustriert den Charakter der EU als bürokratische Macht.
Putins Entscheidung zum Krieg beruhte auf der Annahme einer positiven Kosten-Nutzen-Kalkulation. Knapp zwei Jahre später ist klar, dass die Kosten der Aggression astronomisch und die Nutzen überschaubar sind. Derartige Fehleinschätzungen erschüttern die Grundlagen rationalistischer Handlungstheorien wie die Strategic Studies. Der Beitrag fragt, wie fundamental diese Erschütterung ist und wie sich die Strategic Studies neu aufstellen könnten, um ihre Analyse- und Prognosefähigkeit angesichts des Befundes nichtrationaler Entscheidungen zu verbessern.
Entscheiden sich Staaten für militärische Interventionen in einem anderen Land, stellt sich neben normativen, völkerrechtlichen und machtpolitischen Fragen auch die Frage des institutionellen Designs. Staaten können unilateral, bilateral oder multilateral in Form unterschiedlicher Allianzen intervenieren. Die wissenschaftliche Forschung dazu, wie die institutionelle Wahl die Intervention beeinflusst und von welchen Interessen sie geleitet wird, ist bisher eher randständig. Um diese Lücke zu schließen, unternimmt dieser Report ein klassifizierendes Mapping anhand eines an der HSFK entstandenen Datensatzes aller humanitären militärischen Interventionen.
This report explores the enduring impact of Rodrigo Duterte's 2016-2022 presidency on public expectations of governance and politics in the Philippines, with a special focus on public security, crime control, and their implications for core tenets of Philippine democracy.
In 2015 the Truth and Reconciliation Commission in Canada published a detailed report on the violent history of the residential school system in Canada and recommended 94 Calls to Action (CtA) to help the Canadian government and society to redress this historical system of violence and confront their own settler colonial history. However, despite these CtAs and Prime Minister Trudeau's commitment, only a fraction has been implemented seven years later. The author explores in a critical discourse analysis the political debate surrounding the slow implementation, revealing constructive and destructive factors influencing progress. The report concludes with an imperative for key political actors to accelerate implementation, considering the urgency for Indigenous communities facing discrimination and systemic issues.
In the second Nagorno-Karabakh war in 2020, Azerbaijan achieved a decisive victory over Armenia. Quite surprisingly, Israel was a key player in this conflict, providing Azerbaijan with extensive support in the form of technology and arms. This support is part of a bigger research puzzle: How can Israel's involvement in this conflict be explained? This report offers an explanation by showing how both geopolitical factors and identity struggle are intertwined. Using the lens of critical geopolitical analysis, the report argues that not only realist factors, but also social constructions of security as well as national and cultural identity play into Israel's interest in the region.
Russia's war of aggression exacerbates nuclear threats in multifaceted and potentially catastrophic ways, while diminishing the prospects for arms control and nuclear restraint regimes. In this, it is comparable to the early phases of the Cold War. This PRIF report critically examines the transformative impact Russia's war is having on the contemporary nuclear order, focusing on the utility of nuclear weapons in crisis bargaining, the credibility and sources of extended deterrence, and the functions and limitations of arms control. Drawing on lessons from the past, the authors discuss what a future nuclear strategy might look like.
Angesichts der Abwendung der USA von Europa, der aggressiven Außenpolitik Russlands und des Aufstiegs Chinas wird immer lauter gefordert, die EU müsse zu einer selbstbewussten "geopolitischen Macht" werden. Dieser Report argumentiert, dass dem aufgrund der besonderen Organisationsform der EU aber Grenzen gesetzt sind. Er zeichnet das Bild der EU als "bürokratischer Macht" und analysiert die zentralen Neuerungen in der EU-Sicherheitspolitik der letzten Jahre: den Versuch, eine eigene militärische Eingreiftruppe aufzubauen und die Unterstützung der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg. Dabei zeigt sich, dass die EU durchaus sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit entwickeln kann – aber vor allem dort, wo sie nicht selbst militärisch agiert.
Das Working Paper befasst sich mit dem öffentlichen Mediendiskurs rund um die Schaffung der Sámi Wahrheitskommission in Schweden. Wahrheitskommissionen wurden seit den 1990er Jahren als Instrumente der Aufarbeitung von Menschenrechtsverbrechen nach dem Ende von Diktaturen oder Bürgerkriegen eingerichtet, um den Übergang zur Demokratie und Aussöhnungsprozesse zu unterstützen. In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Anwendungsbereich vergrößert. Die jüngste Entwicklung ist, dass Kommissionen sich in Siedlerkolonialstaaten mit der kolonialen Gewalt und deren anhaltenden Wirkungen befassen. Kanada war das erste Land, in dem es 2008 zur Schaffung einer solchen "Wahrheitsund Versöhnungskommission" kam, was seither anderen Ländern als Vorbild gedient hat. Da diese Entwicklung relativ neu ist, gibt es noch keine erschöpfende Forschung zu den Prozessen, die dadurch ausgelöst werden, oder zu den möglicherweise neuen Chancen, die sich bieten. Uns interessierte daher, wie in einer betreffenden Öffentlichkeit für oder gegen die Schaffung einer solchen Kommission argumentiert wird. Der Fokus liegt auf Schweden, weil es das letzte nordische Land war, das eine Wahrheitskommission ins Leben rief. Die schwedische Regierung traf die Entscheidung im November 2021 und hat dabei vermutlich auch Erfahrungen der Nachbarländer in Betracht gezogen. Unsere Untersuchung zielt darauf ab, die Akteure zu identifizieren, die den öffentlichen Diskurs zur Wahrheitskommission in Schweden bestimmten; und herauszufinden, was sie mit welchen Argumenten vertraten.