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"Wie selbstverständlich präsentieren sich seit dem Oktober 1990 neue Verlage aus Ostdeutschland dem bundesdeutschen Literaturbetrieb und dem internationalen Messegeschehen. Rechtlich gelten sie als literarische und unternehmerische Produkte des Neuaufbruchs; faktisch reichen ihre Wurzeln teils bis an den Beginn der achtziger Jahre zurück. Im kleinen, allerdings beachtlichen Geflecht kommunikativer Verständigung und Gegenkultur hatte dieser Vorlauf für die Verlagsneugründungen von Häusern wie BasisDruck, Constructiv, Druckhaus Galrev, LinksDruck, Forum Verlag erhebliche Bedeutung. Publiziert werden Autoren, die nicht in den Rahmen der SED-Kulturpolitik paßten, sowie Bücher, die Angelegenheit der Ostdeutschen zu sein scheinen: die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit, die Pflege regionaler Kulturidentitäten und der Spielraum einer literarischen Avantgarde, die dem westlichen Literaturinteresse noch zu erschließen bleibt. Die Verlags-Gründerzeit verheißt den Neuen allerdings keine euphorischen Aufschwünge. Mit der Entsorgung der DDR-Vergangenheit verschwinden Buchhandlungen wie Literaturunternehmen, deren teilweise beachtliche Produktion dabei vielfach verlorengeht. Auch die neuen Zeitschriften in Ostdeutschland haben ihre Vorgeschichte in der Gegenkultur wie in der Minderheitenkommunikation. Hier liegen revolutionärer Aufschwung und marktwirtschaftlicher Abgang aus der Medienlandschaft oft nahe beieinander, Blätter wie KONTEXT, CONSTRUCTIV, die andere, Ypsilon, Die Zaunreiterin und SONDEUR versuch(t)en entweder sich über das gewitzte Adressieren eines Zielpublikums oder über die reflektierte Darstellung drängender Themen, unterstützt durch essayistische und literarische Prominenz, auf dem Markt zu halten. Ihren Platz in der gesamtdeutschen Kulturgeschichte haben sie sich auf diesem Wege gesichert, in den Bilanzen ihrer Verleger hingegen existieren sie als Wagnisse oder Problemfälle." (Autorenreferat)