Der Autor setzt sich 'mit der Frage auseinander, wie sich der Bologna-Prozess als transnationaler Prozess ohne völkerrechtliche Verankerung als Reforminitiative etablieren konnte. Mit den Mitteln der äußerungstheoretischen Diskursanalyse entschlüsselt er anhand der Untersuchung zentraler Texte die Etablierung des Bologna-Prozesses als 'weiche Disziplinierung''. (HoF/Text übernommen)
Der Beitrag setzt sich am Beispiel des hochschulpolitischen Akteurs "Bertelsmann-Stiftung" mit der Ideologie des Neoliberalismus im Hochschulbereich auseinander. Der Autor geht davon aus, dass sich trotz aller Marktrhetorik seit Ende der neunziger Jahre bei der Umgestaltung der Hochschulen keinesfalls ein wettbewerbliches System abzeichnet, sondern vielmehr eine "quasifeudale Hierarchie mit neuen Überwachungsbürokratien und Selbstdisziplinierungsmechanismen". Der Frage, unter welchen Bedingungen sich das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) der Bertelsmann-Stiftung in der Bildungspolitik und Politikberatung etablieren konnte, geht der Autor anhand einer diskursanalytischen Untersuchung der programmatischen Leitschrift "Die entfesselte Hochschule" nach. Dabei interessiert nicht die Frage, was das CHE fordert; vielmehr wird den ideologischen Mechanismen nachgegangen, die diesen Text so attraktiv und populär machen. (ICA2).
[In diesem Beitrag] wird die zentrale Rolle des Bildungssystems als eines Dispositivs von Technologien des Regierens und der Strukturierung großer Mengen von Individuen durch Praktiken der Leistungsfeststellung herausgearbeitet. Ziel des Beitrags ist es, damit die Funktionsweise des schulischen Leistungsdispositivs für die soziale Ordnungsbildung theoretisch einzufangen und in ein Verhältnis zu gegenwärtigen Entwicklungen im Bildungsbereich zu stellen. Für die Erschließung der Ordnungsbildung im Sozialen richten [die Autoren] ihre Aufmerksamkeit mit Foucault auf die seit dem 17. Jh. zwei bestimmenden Regierungstechnologien "Staat" und "Markt". Während der Markt tendenziell anhand "metrischer" Praktiken operiere, in denen Heterogenes auf ein gemeinsames Maß des Mehr oder Weniger im Wert bezogen wird, stütze sich der Staat auf ordinale Praktiken, welche Elemente durch die Anwendung einer Nomenklatur nach Rang und Status einordnen. Der damit Kontur gewinnende numerokratische Macht-Wissen-Komplex wird historisch konturier: nach Angermuller und Maeße werden seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die Praktiken des Regierens einerseits abstrakter und andererseits greift Regierung immer mehr auf die Bildung der Subjekte in konkreten Lebenswelten zu. Für die Bereiche der Frühpädagogik, der Promotion sowie der Wirtschaftsforschung sucht der Beitrag, diese historisch weit gespannten Komplexe sich ausdifferenzierender Regierungspraktiken genauer herauszuarbeiten. (DIPF/Orig.).
Mit dem Begriff der Innenwelt der Ökonomie adressiert der vorliegende Band die vielfältigen Eintrittspunkte von ökonomischem Wissen in die Wirtschaft. Dieses Wissen ist nicht auf die Wirtschaftswissenschaft beschränkt. Vielmehr findet ökonomisch relevante Wissensproduktion auch in der Politik, den Medien, in der Wirtschaft selbst sowie anderen gesellschaftlichen Bereichen statt. Die Beiträge des Bandes zeichnen aus soziologischer, wissenschaftshistorischer, ethnographischer und wissenschaftstheoretischer Perspektive die Umrisse dieses Forschungsfeldes nach. Ihr gemeinsames Ziel ist eine systematische empirische Untersuchung wirtschaftswissenschaftlichen Wissens und dessen Einfluss auf ökonomische Verhältnisse vor einem interdisziplinären Horizont. Ihr Gegenstandsbereich umfasst die Produktion ökonomischen Wissens, die Wirtschaftswissenschaft als Faktor im Spiel um Macht und Legitimität sowie die performative Rolle der Ökonomik. Der Inhalt • Ökonomische Wissenskulturen • Ökonomische ExpertInnendiskurse • Macht und Legitimität in der Ökonomie • Performativität der Ökonomik Die Zielgruppen • Studierende und Lehrende der Wirtschafts- und Wissenssoziologie • WissenschaftsforscherInnen • DiskursforscherInnen Die Herausgeber Dr. Jens Maeße ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Justus-Liebig-Universität Gießen. Dr. Hanno Pahl und Dr. Jan Sparsam sind Wissenschaftliche Mitarbeiter im BMBF-Projekt "Vom Modell zur Steuerung: Der Einfluss der Wirtschaftswissenschaft auf die politische Gestaltung der Finanzmärkte durch Zentralbanken" an der Ludwig-Maximilians-Universität München
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Economists occupy leading positions in many different sectors including central and private banks, multinational corporations, the state and the media, as well as serving as policy consultants on everything from health to the environment and security. Power and Influence of Economists explores the interconnected relationship between power, knowledge and influence which has led economics to be both a source and beneficiary of widespread power and influence. The contributors to this book explore the complex and diverse methods and channels that economists have used to exert and expand their influence from different disciplinary and national perspectives. Four different analytical views on the role of power and economics are taken: first, the role of economic expert discourses as power devices for the formation of influential expertise; second, the logics and modalities of governmentality that produce power/knowledge apparatuses between science and society; third, economists as involved in networks between academia, politics and the media; and forth, economics considered as a social field, including questions of legitimacy and unequal relations between economists based on the detention of various capitals. The volume includes case studies on a variety of national configurations of economics, such as the US, Germany, Italy, Switzerland, Greece, Mexico and Brazil, as well as international spaces and organisations such as the IMF. This book provides innovative research perspectives for students and scholars of heterodox economics, cultural political economy, sociology of professions, network studies, and the social studies of power, discourse and knowledge.
Während sich die Wissenschaftsforschung in den letzten Jahren in großen Teilen mit Fragen der Organisationsbildung und -steuerung, mit Methoden der Evaluation von Leistung und Qualität sowie mit der Analyse von wissenschaftlichen Mikrowelten befasst hat, wurden Studien, die das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft kritisch aus diskurs-, macht- und feldtheoretischen Perspektiven untersuchen, bisher in unabhängigen Einzelprojekten durchgeführt. Obwohl diese Beiträge in den jeweils behandelten gesellschaftlichen Bereichen auf Resonanz stoßen und eine Fülle von wissenschaftstheoretischen Anstößen bieten, ist die entsprechende Diskussion bisher nicht in Buchform sichtbar. Der vorliegende Band führt diese Perspektiven erstmals zu einem Austausch zusammen und schließt damit in der deutschsprachigen Wissenschaftsforschung eine Lücke. Der Inhalt • Subjektivierung und Ungleichheit in der Wissenschaft • Umkämpfte Bildung und Wissenschaft • Expertendiskurse in der Gesellschaft • Quellen wissenschaftlicher Macht • Genealogie von Theorie Die Zielgruppen • WissenschaftsforscherInnen • HochschulforscherInnen • DiskursforscherInnen • FeldanalytikerInnen Die Herausgeber Dr. Julian Hamann ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forum Internationale Wissenschaft der Universität Bonn. Dr. Jens Maeße ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Justus-Liebig-Universität Gießen. Vincent Gengnagel ist Doktorand an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Projekt "Europäisierung des Hochschulraumes". Alexander Hirschfeld ist Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für Sozialwissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 3166-3181
"Mit dem Begriff 'Bologna-Prozess' verbindet die bildungspolitische Öffentlichkeit in Deutschland die Internationalisierung des deutschen Hochschulsystems. Darüber hinaus gilt die Studienreform als eine der einschlägigsten und weitgehendsten Reformen des deutschen Hochschulsystems seit seiner Entstehung. Die Versuche, diesen 'reformimpulsiven' Charakter des 'Bologna-Prozesses' zu erklären, bleiben jedoch relativ wage. So legen Kellers Analysen eine institutionstheoretische Erklärung nahe, wenn sie den 'Bologna-Prozess' auf europäischer und dessen Umsetzung auf nationaler Ebene rekonstruieren und der Frage nachgehen, welche konkreten Auswirkungen für das deutsche Hochschulsystem zu erwarten sind. Jedoch bleibt die Reichweite dieser rekonstruktiv-deskriptiven Analyse für eine solche Erklärung angesichts des komplexen Systems der Politikverflechtung im Bildungsbereich, deren Komplexität durch die Einfügung einer europäischen Ebene noch erweitert wird, begrenzt. Fuchs dagegen versucht, die Reformvorhaben des 'Bologna-Prozesses' mit den bundesdeutschen Reformdebatten der 1990er Jahre in Verbindung zu bringen. Aber auch dieser Ansatz kann die Frage, warum gerade der 'Bologna-Prozess' zur Umsetzung spezifischer Reformen im Studiensystem führte, nicht befriedigend beantworten, liegt doch gerade hier die spezifische Differenz zwischen den 1990er Jahren und der 'Bologna-Phase'. Angesichts des komplexen Systems der Kompetenzverteilung in der Hochschulpolitik zwischen Hochschulen, Ländern und Bund sowie des Auftauchens einer vierten, europäischen Ebene, ist die Frage nach den Entscheidungsmechanismen im Politikfeld Hochschule eng an die Frage gebunden, unter welchen Bedingungen sich spezifische Formationen von politischer Herrschaft herauskristallisieren. Neben anderen Feldern sind öffentliche politische Diskurse ein Feld, wo man spezifische Formationen politischer Herrschaft beobachten können. In dem Vortrag will der Verfasser eine Diskursanalyse unterschiedlicher Texte aus öffentlichen Diskursen vornehmen und danach fragen, welche spezifische imaginär-symbolische Ordnung den deutschen Bologna-Diskurs auszeichnet. Hierfür sollen Laclaus Hegemonietheorie, Foucaults Theorie diskursiver Formationen, Bachtins Polyphonie-Modell und Bühlers Origo-Modell als Analyseinstrumente herangezogen werden, um unterschiedliche Dimensionen diskursiver Operationsmodularitäten zu analysieren. Als spezifisches Charakteristikum des deutschen Bologna-Diskurses, so die These, erweist sich ein zentrale Operationsmodus, den er als always already decided, als eine bereits immer schon entschieden Entscheidung (die jedoch immer wieder von neuem entschieden werden muss), bezeichnen würde. Darauf aufbauend soll gezeigt werden, wie dieser zentrale Operationsmodus durch das Ineinandergreifen heterogener diskursiver Ebenen eine spezifische imaginär-symbolische Ordnung instituiert. Abschließend will er den politischen, d.h. den kontingenten Charakter dieser komplexen Operationalität herausarbeiten, um die disziplinierende Funktion öffentlicher Diskurse aufzeigen und, darauf aufbauend, fragen, welchen Beitrag eine solche Diskursanalyse für die Frage nach dem 'reformimpulsiven' Charakter des 'Bologna-Prozesses' leisten kann." (Autorenreferat)