Das Buch soll zu einem klareren Begriffsverständnis von Teilhabe und damit zur theoretischen Verortung und Reflexion von Teilhabeforschung beitragen. Eine Begriffsklärung ist nicht nur in Bezug auf die Kommunikation über Teilhabe in Arbeitszusammenhängen des Bündnisses relevant, sondern auch aus der Verbreitung des Teilhabebegriffs. Mit einem über die Politik- und Arbeitsfelder hinweg geteilten Bedeutungskern wird er insbesondere auch für das Verständnis und die Bearbeitung derjenigen sozialen Probleme interessant, die Bereichsgrenzen und klare leistungsrechtliche Zuordnungen überschreiten bzw. sich an deren Schnittstellen bewegen. Intersektionelle Benachteiligungen lassen sich gut als Häufungen und Zuspitzungen von Teilhabeeinschränkungen beschreiben.
Commissioned by the Federal Ministry of Health a study was carried out to get a comprehensive overview of existing provisions of job centres for addicted welfare recipients capable of working. Special focus of the study was advice and job placement with a focus on best-practice. The latest "Hartz IV" reform in labour market policy gave job centers new options for the support of unemployed with addictions and led to new cooperation needs between addiction counselling services and job centers. Within the new Social Law SGB II job centers have the opportunity to impose financial sanctions for long term unemployed with addictions who are not willing to see addiction counselling services. Two online-surveys were conducted in which 323 of existing 439 job centers took part and 80 of 135 addiction counselling services, who were named by the participating job centers as cooperating partners. Results show a large heterogeneity in the level of implementation as regards the organisational setting (number of unemployed per placement officer, level of addiction specific qualification, specific concepts for working with addicted unemployed) and the practice with addicted unemployed. This involves the recognition of addictions, the cooperation with addiction counselling services and drug rehabilitation, the imposition of sanctions and specific job placement programmes. Job integration of long term social security recipients with addictions is for the most part not successful. Progress can be made by an intensified cooperation with the addiction counselling and support system, a better placement officer/unemployed relation, addiction specific qualifications for placement officers, consideration of addiction specific needs in job placement programmes and – as practice is in many cases not in accordance with the law - information on data protection and professional secrecy.
Mit dieser Kurzexpertise werden die Forschungsergebnisse zu Entstehung, Verlauf und Struktur von Wohnungslosigkeit und Strategien zu ihrer Vermeidung und Behebung ergänzt um erste Analysen zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Wohnungsnotfallhilfen in Deutschland. Die Expertise konzentriert sich auf die Monate nach Ausbruch der "ersten Welle" der Pandemie (ab März bis August 2020). Sie versucht - in aller Vorläufigkeit und ohne eine mögliche abschließende Bewertung aufgrund von eingehenderen Untersuchungen - Antworten auf die Frage, ob die zahlreichen Empfehlungen des Forschungsberichts von 2019 auch unter Corona-Bedingungen weiter Bestand haben und ob sich aus den ersten Erfahrungen des Corona-Krisenmanagements gegebenenfalls neue Empfehlungen ergeben.
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat zwischen September 2017 und Juni 2019 das Forschungsprojekt "Entstehung, Verlauf und Struktur von Wohnungslosigkeit und Strategien ihrer Vermeidung und Behebung" der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung (GISS) gefördert. Das Forschungsprojekt leistet einen Beitrag zur Erforschung von Wohnungslosigkeit in Deutschland - ein Forschungsbereich, der insgesamt nur wenig entwickelt ist. Der aus dem Forschungsprojekt resultierende Ergebnisbericht gibt einen Gesamtüberblick über die Wohnungsnotfallproblematik in Deutschland. Die Ergebnisse basieren auf Untersuchungen in allen 16 Bundesländern einschließlich einer Befragung (ehemals) wohnungsloser Bürgerinnen und Bürger. Der Bericht beinhaltet eine Schätzung der Zahl der Wohnungslosen in Deutschland, wonach am Stichtag 31.05.2018 in Deutschland zwischen 313.000 und 337.000 Personen wohnungslos waren. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Wohnungslosigkeit in Deutschland viele Ursachen hat. Am Anfang stehen häufig Probleme, die mit einer Überforderung der Betroffenen bei der Bewältigung von alltäglichen Anforderungen einhergehen. In dieser Situation sind Betroffene teilweise nicht in der Lage, vorhandene Hilfeangebote zu suchen. Persönliche Schicksalsschläge wie Krankheiten, der Verlust eines Partners oder Arbeitslosigkeit können zur Destabilisierung der Lebenssituation beitragen. Vielfach unklare Zuständigkeiten auf kommunaler Ebene machen es den Hilfebedürftigen zusätzlich schwer, Lösungen zu finden. Gerade die Gruppe der Wohnungslosen ist jedoch mit unübersichtlichen Hilfestrukturen überfordert und bedarf individueller Betreuung. Mietschulden sind in der Folge der häufigste Anlass der Wohnungslosigkeit. Allerdings trägt in einigen Regionen auch der angespannte Wohnungsmarkt dazu bei, dass Menschen schneller wohnungslos werden oder die einmal eingetretene Wohnungslosigkeit nur schwer wieder überwinden können. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes zeigen aber auch, dass Wohnungslosigkeit häufig ein lösbares Problem ist. Neben der Darstellung der Analyseergebnisse enthält der Bericht deshalb auch Empfehlungen, wie Wohnungslosigkeit künftig besser vermieden oder wirksamer bekämpft werden kann.
"Das besondere Profil der Dienstleistung, die im Rahmen von 'Hartz IV' Gestalt annimmt, blieb bislang unklar - nach wie vor bilden Leistungsprozesse für die Arbeitsmarktforschung weitgehend eine 'black box'. In einer Konzeptstudie im Auftrag des IAB beobachtete ein Team des Soziologischen Forschungsinstituts (SOFI) an der Georg-August-Universität Göttingen in 20 Fällen bei drei Grundsicherungsträgern über sechs Monate hinweg Interaktionen zwischen Fachkräften und erwerbsfähigen Hilfebedürftigen. Der IAB-Forschungsbericht fasst die wesentlichen Ergebnisse eines ausführlichen Abschlussberichts zusammen. Die Konzeptstudie ging von der Annahme aus, dass im neuen Leistungssystem der Grundsicherung auch eine neuartige Dienstleistung entsteht, die hier als Fallbearbeitung bezeichnet wird. Wie viel Beratung, Vermittlung und Fallmanagement sie enthält, wurde nicht normativ vorausgesetzt, sondern sollte empirisch geklärt werden. Im beobachteten Gesprächsmaterial wurden wiederkehrende Interaktionsmuster identifiziert, die als 'Standardsequenzen' beschrieben und vier Gesprächsfunktionen zugeordnet wurden: Das Gespräch, die Dienstleistungsbeziehung, die Inhalte der Fallbearbeitung und das Verwaltungsverfahren zu organisieren. Der Aktivierungsauftrag der Grundsicherungsträger passte unterschiedlich gut auf die beobachteten Fälle: Der Bericht unterscheidet vermittlungsorientierte Arbeitsuchende, solche mit Vermittlungshemmnissen und resignierte Arbeitslose. Der Bericht macht sieben zentrale Probleme der Dienstleistungsqualität in der Grundsicherung für Arbeitsuchende aus: die zeitliche Verfügbarkeit der Fachkräfte, den Konflikt zwischen standardisierten Abläufen und Einzelfallgrundsatz, den Aktivierungsauftrag als hierarchische Beziehung, die Aushandlung der zu bearbeitenden Themen, die Arbeitsteilung zwischen Ansprechpartnern, Sachbearbeitung und fallbeteiligten Dritten, die Rechtsunsicherheit in der Fallbearbeitung und die Unsicherheit über die Berücksichtigung der Bedarfsgemeinschaft. Der Bericht empfiehlt, Aushandlungsprozessen zwischen Fachkräften und Arbeitsuchenden mehr Spielraum zu geben. Er schließt mit der Empfehlung, die verlaufsorientierte Beobachtung von Leistungsprozessen stärker für die Arbeitsmarktforschung und für die Qualitätssicherung zu nutzen." (Autorenreferat)
Die Machbarkeitsstudie untersucht, ob und mit welchem Aufwand sich eine Berichterstattung über Formen der Wohnungslosigkeit, die weder durch die neue Bundesstatistik untergebrachter wohnungsloser Personen noch über die ergänzende empirische Erhebung zu wohnungslosen Menschen ohne Unterkunft und zu verdeckt Wohnungslosen erfasst sind, realisieren lässt. Insbesondere waren für Geflüchtete mit anerkanntem Schutzstatus, für Personen, die ohne eigene Wohnung länger als notwendig im Gesundheitssystem oder in Haftanstalten verbleiben, und für Personen in Institutionen des Gewaltschutzes die Möglichkeiten einer Berichterstattung zu prüfen. Darüber hinaus prüfte die Studie Ansatzpunkte für eine Nutzung von Datenbeständen und Statistiken der Mindestsicherungssysteme und Verwaltungsregister und unterbreitet Anregungen für die Berichterstattung über Querschnittsthemen und Vertiefungsstudien.
Um in Ergänzung zu der Bundesstatistik untergebrachter wohnungsloser Personen erstmals belastbare Zahlen darüber zu erzielen wie viele Menschen in Deutschland ohne Unterkunft auf der Straße oder in behelfsmäßigen Provisorien übernachten oder in verdeckter Wohnungslosigkeit bei Bekannten oder Angehörigen unterkommen, haben die GISS und Kantar Public auf Grundlage eines dreistufigen Stichprobenverfahrens zwischen dem 1. und 7. Februar 2022 eine repräsentative Auswahl von Wohnungslosen in 151 deutschen Städten und Gemeinden befragt. Die Ergebnisse der Befragung wurden in einem mehrstufigen Verfahren gewichtet und auf das gesamte Bundesgebiet hochgerechnet. Die Studie liefert genauere Informationen zu Zusammensetzung und Soziodemografie der beiden Gruppen von Wohnungslosen und zu wichtigen Aspekten ihrer Lebenslage (Dauer der Wohnungslosigkeit, gesundheitliche Beeinträchtigungen und Gewalterfahrungen, Zugang zu Trinkwasser, Nutzung von Einrichtungen der Notunterbringung).