Re- und De-gendering von Sozialpolitik, sozialen Berufen und sozialen Problemen
In: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Band 22, Heft 2/3, S. 25-39
In der Geschlechterforschung kommt Gender eine strukturelle Dimension zu, die u.a. in der Arbeitsteilung sichtbar wird, eine symbolische Dimension, wie z.B. Sorgetätigkeit als weiblich konnotierte Arbeit und eine persönliche Dimension, wie z.B. eher nach außen gerichtete Aggressivität bei Männern und eher nach innen gerichtete Aggressivität bei Frauen - alles Dimensionen der sozialen und kulturellen Konstruktion von Gender. In der Geschlechterforschung wird Geschlecht als differenzierte Kategorie bestärkt. Der Beitrag skizziert die Bedeutung der Kategorie Gender bezogen auf drei verschiedene Bereiche: Sozialpolitik und die Funktionsweise des Wohlfahrtsstaates, Sorgetätigkeit und die Entwicklung sozialer Berufe und häusliche Gewalt als ein soziales Problemfeld. Fazit: Gender-Forschung zielt auf Bewusstheit gegenüber der in der Sozialstruktur und in die kulturellen Bilder eingelassenen Geschlechterordnung sowie auf die Bewusstheit gegenüber der täglichen Bestätigung und fortwährenden Reinterpretation durch soziale Praxen des 'doing gender'. Eines der Konzepte zur Überwindung von Gender-Ungleichheit in deutschsprachigen Ländern ist der Ansatz der 'Geschlechterdemokratie', das ein breiteres Konzept als Gender Mainstreaming meint, das im Wesentlichen auf Gleichheit innerhalb politischer und ökonomischer Institutionen ausgerichtet ist. Hingegen knüpft Geschlechterdemokratie an den Gedanken eines demokratischen Staatswesens und einer demokratischen zivilen Gesellschaft an, indem sie davon ausgeht, dass Geschlechterungleichheit undemokratisch ist. (IAB)