Sind Zwei-Verdiener-Familien "partnerschaftliche" Familien?: Sozialpolitik und Geschlechtergleichheit in schwedischen Familien
In: Wohlfahrtsstaat und Geschlechterverhältnis im Umbruch: was kommt nach dem Ernährermodell?, S. 356-380
Die Gleichheit der Geschlechter schließt ein Recht auf gleiche Erwerbschancen und auf ökonomische Unabhängigkeit ein. Beide Geschlechter haben die Pflicht und das Recht, die Haus- und Familienarbeit zu teilen; sie sollen gleichermaßen an den Aktivitäten ihrer Kommunen teilnehmen und sich anderweitig politisch betätigen können. Institutionelle Regelungen, die für die heutige "Zwei-Verdiener-Zwei-Partner"-Familie konstitutiv sind, wie die Individualbesteuerung, der Elternurlaub, öffentliche Betreuungsangebote für hilfsbedürftige Kinder, Ältere oder Behinderte, bieten in Schweden - im Vergleich zu anderen Ländern - die Voraussetzungen für Gleichheit in den Geschlechterbeziehungen. Der vorliegende Beitrag fragt danach, wie weit die Geschlechtergleichheit in Schweden angesichts eines institutionellen Rahmens, der explizit zur Förderung der Gleichheit zwischen Frauen und Männern in der Familie geschaffen wurde, vorangeschritten ist. Dazu werden politische Leitbilder der Geschlechtergleichheit mit Blick auf die praktizierte Gleichheit in Familien und auf das diesen Praktiken zugrunde liegende Alltagsverständnis von Gleichheit analysiert. Abschließend diskutiert die Autorin aktuelle sozialpolitische Entwicklungen im Bereich der Kinder- und Altenbetreuung. Die Frage, inwieweit institutionelle Regelungen - sozusagen von oben - Gleichheit in der Familie bewirken können, leitet insgesamt die Überlegungen. (ICA2)