The Syrian solution
In: Foreign affairs: an American quarterly review, Band 85, Heft 6, S. 33-40
ISSN: 2327-7793
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In: Foreign affairs: an American quarterly review, Band 85, Heft 6, S. 33-40
ISSN: 2327-7793
World Affairs Online
In: Politique étrangère: PE ; revue trimestrielle publiée par l'Institut Français des Relations Internationales, Band 61, Heft 4, S. 755-833
ISSN: 0032-342X
World Affairs Online
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 28, Heft 39, S. 21-35
ISSN: 0479-611X
World Affairs Online
In: Global environmental politics, Band 13, Heft 4, S. 22-40
ISSN: 1526-3800
World Affairs Online
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Bücherschecks, datengestützte Schulentwicklung und ein 12-Punkte-Plan: Bildungsminister Steffen Freiberg sagt, wie er die Brandenburger Schüler aus dem Leistungstief holen will, was er jetzt vom Bund erwartet – und warum er die Wissenschaftlichkeit von PISA für unumstritten hält.
Steffen Freiberg (SPD), 42, war seit 2016 Bildungsstaatssekretär in Mecklenburg-Vorpommern, seit 2022 in Brandenburg. Nachdem Rücktritt
von Britta Ernst wurde er dort im Mai 2023 Minister für Bildung, Jugend und Sport. Foto: Sophie Weise / Ganz in
Weise.
Herr Freiberg, Sie wollen Bücherschecks für fast drei Millionen Euro an Brandenburgs Schüler verschenken. Ihr neues Mittel gegen Bildungsarmut?
Wir hatten noch Restmittel aus dem Bundesprogramm "Aufholen nach Corona", und damit die nicht verfallen, haben wir uns entschieden, sie zusammen mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels in
ein Bücherprojekt für unsere Schülerinnen und Schüler zu stecken. Es gehört zu den wesentlichen Erkenntnissen der aktuellen PISA-Studie, dass die Förderung von Sprach- und Lesefähigkeit die
zentrale Voraussetzung ist für den Kompetenzerwerb in allen anderen Fächern, einschließlich der Mathematik. Wir schenken den Schülern aber nicht einfach Bücherschecks.
Sondern?
Fast alle Schulen im Land, von der Grundschule bis zum Gymnasium, erhalten je nach Schülerzahl Schecks, angefangen mit 500 Euro für die ganz kleinen bis rauf zu 11.600 Euro für die ganz großen
Standorte. Die Schulen entscheiden dann, was sie damit machen und wie sie diese Bücher zielgerichtet für die Verbesserung der Sprach und Lesefähigkeit auch im Rahmen schulischer Bildungsprozesse
nutzen und dabei den individuellen Bedarf der Schüler berücksichtigen. Das ist also nicht als reines Freizeitvergnügen gedacht.
Und wenn die Schüler finden, dass sie einen Comic brauchen, einen Fantasy-Roman oder einen Sportalmanach?
Solange diese Bücher nach Meinung der Lehrkräfte eine sinnvolle inhaltliche Gestaltungsperspektive bieten, aus ihrer Sicht zum Lesen und Weiterdenken anregen, ist alles denkbar. Es geht vor allem
um das Lesen lernen, über Lesen üben in allen Formen. Die empirische Bildungsforschung zeigt, dass Unterrichtsmaterialien dann einen besonderen Lernerfolg erzielen, wenn sie einen Bezug zur
Lebenswelt der Schülerinnen haben. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Bücher den Kindern und Jugendlichen gehören. Ein trauriges Ergebnis verschiedener Befragungen besteht nämlich darin, dass es
Schülerinnen und Schüler auch bei uns Brandenburg gibt, die nicht mehr als ein, zwei Bücher in der Familie besitzen.
Sie erwähnen gleich mehrfach die Bedeutung von Studien und Bildungsforschung. Auch in dem 12-Punkte-Plan, den Ihre Vorgängerin Britta Ernst
(SPD) im Oktober 2022 vorgestellt hat, spielen wissenschaftliche Begleitung, Evaluation und eine datengestützte Schulentwicklung eine auffällig große Rolle. Warum?
Der letzte IQB-Bildungstrend ergab für die Brandenburger Neuntklässler bedrückende Ergebnisse. Und zwar quer durch alle Schulformen. Wir sehen, dass sich in den vergangenen zehn,
15 Jahren die soziale Schülerschaft verändert hat, nicht nur in Brandenburg, sondern bundesweit. Und das hat, anders als oft behauptet, wenig mit der Frage zu tun, ob die Schüler aus
Einwandererfamilien stammen oder nicht. Der pädagogische Rückhalt in den Elternhäusern schwindet, gleichzeitig führt der Konsum digitaler Medien zu einem Mangel an Bewegung und Gesundheit. Hinzu
kommt, dass die Schule ihre Rolle als gesellschaftliche Instanz teilweise eingebüßt hat – und damit auch der Respekt vor den Lehrkräften abnimmt. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklungen noch
beschleunigt. Woraus folgt: Wenn wir die Lage verbessern wollen, braucht es mehr als die Aufwertung der Unterrichtsqualität. Es braucht einen umfassenden, wissenschaftsbasierten Ansatz, und den
verfolgen wir mit unserem 12-Punkte-Plan: von der Stärkung der Basiskompetenzen in Deutsch und Mathematik über die sozialen Unterstützungssysteme an den Schulen bis zur Neuorganisation der
Lehrkräftefortbildung. Für mich ist dabei klar: Die einzigen Menschen, die Unterricht verändern können sind diejenigen, die unterrichten. Unseren Lehrkräften müssen wir neben Anerkennung
konkrete, praxistaugliche und unmittelbar verwendbare Unterstützung anbieten, bei Material und Fortbildung.
"Es kann pädagogisch schlicht nicht falsch sein, allen Schülern unabhängig vom eigenen Geldbeutel die Gelegenheit zu geben, sich nach ihren Interessen und ihrem
Bedarf ein eigenes Buch auszusuchen."
So sehr Sie Daten und wissenschaftliche Empirie betonen: Die Bücherschecks für insgesamt fast drei Millionen Euro geben Sie raus, ohne anschließend sagen zu können, was die Aktion
gebracht hat.
Weil ich überzeugt bin, dass die Lehrkräfte vor Ort am besten wissen, was ihre Schülerinnen und Schüler gebrauchen können. Wenn ich anfangen würde, hier vom Ministerium zentral Bücher zu
bestellen, würden viele Schulen zu Recht fragen: "Und was sollen wir jetzt damit?" Ob man einen direkten Effekt der Aktion in einer Evaluation nachweisen könnte, weiß ich nicht. Es kann aber
pädagogisch schlicht nicht falsch sein, allen Schülern unabhängig vom eigenen Geldbeutel die Gelegenheit zu geben, sich nach ihren Interessen und ihrem Bedarf ein eigenes Buch auszusuchen. Wer
nicht richtig Lesen, Schreiben und Rechnen lernt, dem wird später die soziale, politische, wirtschaftliche Teilhabe nur eingeschränkt möglich sein. Klar ist, unsere Bücherschecks sind nur ein
Baustein – und kein Allheilmittel. Anderes behauptet aber auch keiner.
Wie passt Ihre Überzeugung, dass die Lehrkräfte vor Ort am besten wissen, was richtig ist, zu Ihrer Strategie der datengestützten Schulentwicklung?
Wenn ich auf unsere Lehrerinnen und Lehrer höre, sagen die: Vom Wiegen allein wird die Sau nicht fett. Und das stimmt ja auch. Für das Messen um des Messens willen können wir den Kollegien den
Aufwand nicht zumuten. Darum müssen wir immer genau wissen, wo wir was erheben. Wir tun das, was wir als Landesregierung brauchen, um unsere Schulpolitik daran auszurichten. Indem wir zum
Beispiel die IQB-Bildungstrends oder die bundesweiten VERA-Vergleichsarbeiten durchführen. Wobei letztere bereits einen zusätzlichen Mehrwert für die Schulen bieten, auf den es ankommt. Noch mehr
tun das die Individuelle Lernstandsanalysen in der Grundschule (ILeA), die wir in Brandenburg sehr konsequent einsetzen, wie einige andere Bundesländer auch. Die geben den Lehrkräften eine
individuelle Rückmeldung zu ihren Schulklassen an die Hand, die Schulen können die Bildungsbiografien ihrer Schülerinnen und Schüler genau verfolgen und überlegen, wie sie ihnen mit welchen
Mitteln gezielt helfen können. Das tun sie nicht allein, sondern die Schulleitungen stehen in einem regelmäßigen und strukturierten Austausch mit der Schulaufsicht – auf der Grundlage der Daten
für jede einzelne Schule. Das minimiert die Gefahr, dass bestimmte Entwicklungen den Kollegien entgleiten, und umgekehrt werden positive Trends erkannt, honoriert, und es wird daraus gelernt.
Der Deutsche Philologenverband war neulich so verärgert über OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher und dessen Interpretation der PISA-Ergebnisse, dass der die Kultusminister zum
Ausstieg aus dem internationalen Schulvergleich aufforderte – zumindest bis Schleicher seinen Posten geräumt hat. Was sagen Sie dazu?
Zu solchen Forderungen äußere ich mich nicht, nur so viel: PISA ist Teil der von der Kultusministerkonferenz (KMK) beschlossenen Strategie zum Bildungsmonitoring. Und solange dieser Beschluss der
KMK gilt, werde ich mich an ihn halten. Das Prinzip der Wissenschaftlichkeit von PISA ist unumstritten und hängt nicht von den Äußerungen einzelner ab. Ich für meinen Teil habe erst neulich
wieder aus dem Gespräch mit der deutschen PISA-Koordinatorin Doris Lewalter viele Erkenntnisse gezogen – etwa die bereits erwähnte, dass die Sprachförderung auch für die mathematischen
Kompetenzen eine große Bedeutung hat.
Lange Zeit haben alle Brandenburger Schulen unabhängig von der Zusammensetzung ihrer Schülerschaft die gleiche Finanzierung bekommen. Das gerade zwischen Bund und Ländern vereinbarte
"Startchancen"-Programm speziell für benachteiligte Schülerinnen und Schüler bedeutet auf Bundesebene nun einen Paradigmenwechsel. Wie vollziehen Sie den in Brandenburg?
Unserem 12-Punkte-Plan folgend haben wir auch bei uns im Land erstmals einen Sozialindex veröffentlicht, der alle unsere Schulen anhand von drei Kriterien nach ihrer sozialen Belastung einstuft,
und zwar nach ihrer Inklusionsquote, nach dem Anteil von Familien mit Bürgergeldbezug und mit nichtdeutscher Familiensprache. Abhängig von ihrer Einstufung erhalten die Schulen jetzt in einem
Pilotprojekt seit dem 1. Februar unterschiedlich hohe Budgets zur freien Verfügung für unterrichtsunterstützende und -begleitende Maßnahmen. Insgesamt 3,5 Millionen Euro übers Land verteilt pro
Jahr. Wir sind natürlich noch am Anfang, anders als Hamburg, das seit Jahren so vorgeht, aber auch wir haben jetzt ein neues Instrument zur Verfügung, das künftig vermehrt zur Anwendung kommen
soll. Die Brandenburger Schulen, die über das "Startchancen"-Programm gefördert werden sollen, werden wir zum Beispiel darüber auswählen, wobei da am Ende die Schulträger mit entscheiden, ob sie
mitmachen wollen.
"Ich bin jetzt sehr zuversichtlich, dass es gelingen wird,
den Digitalpakt 2.0 auf den Weg zu bringen."
Apropos "Startchancen"-Programm: Die Länder sollen das Bundesgeld, insgesamt eine Milliarde pro Jahr, zu gleichen Teilen gegenfinanzieren. Gehe ich richtig in der Annahme, dass die von
Ihnen eingeführten Schulbudgets eine Art Vorauszahlung auf den Brandenburger Länderanteil sind?
Wie gesagt ist das bislang bei uns nur ein Pilotprojekt, die Gelder dafür sind also nicht dauerhaft im Haushalt vorgesehen. Wenn sich das ändert wäre es sicher so, dass das einzahlen würde
auf unsere Kofinanzierung im "Startchancen"-Programm. Mir fallen aber noch weitere Maßnahmen für Schulen in sozial herausfordernde Lage ein, die wir schon vergangenes Jahr auf den Weg gebracht
haben und die zu den "Startchancen" passen.
Parallel zu den "Startchancen" verhandelten Bund und Länder über die Fortsetzung des Digitalpakts. Allerdings aus Sicht der Länder lange so ergebnislos, dass in der KMK zwischenzeitlich
sogar ein Junktim zwischen beiden Programmen diskutiert wurde: Eine Einigung bei den Startchancen nur gegen die Zusicherung, dass der Digitalpakt 2.0 auch kommt. Schnee von gestern?
Man kann in der Politik nie ganz sicher sein, bevor die Tinte trocken ist. Aber ich bin jetzt sehr zuversichtlich, dass es gelingen wird, den Digitalpakt 2.0 auf den Weg zu bringen. Ohne ihn
würden wir den in den vergangenen Jahren erreichten Stand bei der digitalen Ausstattung der Schulen aufs Spiel setzen.
Es habe bei den Digitalpakt-Verhandlungen kurz vor der finalen Startchancen-Einigung "substanzielle Fortschritte" gegeben, lautete zuletzt die unter den Kultusministern vereinbarte Formulierung. In Ihrem 12-Punkte-Plan versprechen Sie, die Digitalisierung "als Verbesserung der Unterrichtsqualität und der individuellen Förderung" weiterzuentwickeln.
Welche konkreten Forderungen haben Sie vor dem Hintergrund an den Bund?
Das Wichtigste ist eine langfristige, möglichst kontinuierliche Förderung der Schulen, außerdem die Möglichkeit, über die Anwendungsbereiche des Digitalpakt 1.0 hinauszugehen und dabei trotzdem
nicht bürokratischer zu werden.
Der Bund fordert seinerseits, dass die Länder statt zehn diesmal 50 Prozent der Ausgaben tragen. Aus Ihrer Sicht vorstellbar?
Ich werde solche Forderungen nicht in der Öffentlichkeit bewerten, bevor wir als Kultusminister mit unserer Kollegin aus dem Bund am Tisch gesessen und darüber gesprochen haben. Das steht aber
noch nicht an, jetzt verhandeln die Staatssekretäre über alle inhaltlichen Fragen, die finanziellen sind ausgeklammert, bis der Vereinbarungsentwurf die Ministerebene erreicht. Das war übrigens
bei den Verhandlungen um den Digitalpakt 1.0 genauso.
"Wenn ich mir anschaue, mit welchen gewachsenen Strukturen jedes Bundesland umzugehen hat, kann ich nicht alles wegwischen und sagen: Alles Unsinn. Dann muss
ich mit den Strukturen und den Menschen darin Stück für Stück in Richtung einer Verbesserung arbeiten."
Ehrgeizig ist Ihr 12-Punkte-Plan auch in Hinblick auf den Ganztagsausbau, um den ab 1. August 2026 geltenden Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung in der Grundschule zu gewährleisten.
Laut erstem Ganztag-Förderbericht der Bundesregierung hat Brandenburg allerdings auch besonders großen Nachholbedarf. Nur 51 Prozent aller Grundschulen im Land boten
demzufolge 2022 Ganztag, unter den 13 verglichenen Bundesländern der zweitschlechteste Wert, nur Baden-Württemberg lag noch deutlich darunter.
Meine Statistiken besagen, dass fast 96 Prozent unserer Erstklässler den Hort besuchen. Es kommt also auf die Klassenstufen an, von denen wir reden, bei uns ist die Betreuungsquote der unter 6-
und 7-Jährigen traditionell sehr hoch. Hinzu kommt, dass sich die einzelnen Erhebungen sehr stark voneinander unterscheiden, was an den unscharfen Definitionen liegt. Sie dürfen nicht vergessen,
dass in den ostdeutschen Ländern die Betreuung von Kindern im Grundschulalter nicht nur an der Grundschule stattfindet, sondern nachmittags immer schon im Hort. In Brandenburg und in
Ostdeutschland insgesamt haben die Horte traditionell überwiegend den Charakter von Bildungseinrichtungen und sind daher konzeptionell sehr nahe an den Schulen, die als sogenannte verlässliche
Halbtagsgrundschulen arbeiten. Das ist also eine Darstellungsfrage, zumindest an dieser Stelle. Insofern können wir uns jetzt gegenseitig mit Statistiken bewerfen und ich zum Beispiel anführen,
dass Brandenburg unter den ostdeutschen Ländern den besten Betreuungsschlüssel im Kindertagesbereich hat. Unsere Abdeckung mit Kitaplätzen ist also im Gegensatz zu dem, was die im Bericht der
Bundesregierung angeführte Statistik nahelegt, sehr vorzeigbar, gerade im Vergleich zu den Herausforderungen in manchem westdeutschen Bundesland, wo die flächendeckende Kindertagesbetreuung nicht
überall gelebte Praxis war. Aber natürlich haben auch wir an manchen Orten einen Mangel, und an dem arbeiten wir.
Als Sie vergangenes Jahr Vorsitzender der Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) waren, haben Sie und die damalige KMK-Präsidentin Katharina Günther-Wünsch dafür gesorgt, dass JFMK
und KMK erstmals zusammen getagt und gemeinsame Beschlüsse gefasst haben, auch zur Qualität im Ganztag. Was allerdings fehlte, war ein Plädoyer für den gebundenen Ganztag: also den sich über den
Tag hinweg ziehenden Wechsel zwischen Schulunterricht, Selbstlernphasen, Freizeitangeboten und wieder Unterricht – was viele Bildungsexperten favorisieren.
Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Klar, wenn ich am Reißbrett ein Ganztagssystem planen und aufbauen könnte, käme ich vermutlich sehr schnell beim gebundenen Ganztag an. Wenn ich mir aber
anschaue, mit welchen gewachsenen Strukturen jedes Bundesland umzugehen hat, kann ich nicht alles wegwischen und sagen: Alles Unsinn. Dann muss ich mit den Strukturen und den Menschen darin Stück
für Stück in Richtung einer Verbesserung arbeiten. Was hier in Brandenburg die Schulen, die Horte und ihre jeweiligen Träger umfasst.
Der Anlass für den 12-Punkte-Plan waren die enttäuschenden Leistungen der Brandenburger Schüler vor allem beim Bildungstrend. Wann werden sich all die ergriffenen Maßnahmen denn in
besseren Leistungen bemerkbar machen?
Dass sich schon im nächsten Bildungstrend für Mathematik etwas zeigt, weiß ich nicht, da will ich keine Prognose abgeben. Aber wir sprechen ständig mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern,
gleichen unsere Maßnahmen immer wieder mit ihren Erkenntnissen ab, und insofern bin ich überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dass der sich in den Kompetenzmessungen der einzelnen
Schüler möglichst bald bemerkbar macht, hoffe ich natürlich sehr.
Weil Sie als Minister dann gut dastehen?
Nein, weil die Schülerinnen und Schüler dann für ihr weiteres Leben gut dastehen.
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Concept of semiotics by Theodor Adorno is comprehended in two main areas: the discovery of philosophical correlations and significance for the assessment of educational processes in modern Ukraine. The essential link of criticism of Adorno "half-education" with an understanding of goals and means of proper education is pointed out. Proper education is analyzed as effective education, which is countered by imitations of education, which appears as half-life. If secondary education is a substitute for education by its ersatzes in the form of numerous its reifications in a mass society, then half-life also appears as a substitute for effective action by accentuation on its means, which is imperceptibly, but invariably, substituting its goals. In the field of education, such half-dwellers are provided with educational services that are supposedly intended to ensure the unbreakable functioning of educational institutions, but in practice displaced from education its orientation towards the education of a person. Setting up education, constantly overcoming the existing and directing to positive as counter-faculty in the semester is replaced by the systematic implementation of the norms of consumption of educational services. In the field of legislative support of the educational sphere of Ukraine, there is a return to the definition of its tasks in terms of "educational services" and the reduction of educational tasks of the individual and the orientation of educational institutions to meet the educational needs of the learner. These negative changes became noticeable in comparison with the progressive Law of Ukraine "On Higher Education" in 2014 compared to the ambiguous Law of Ukraine "On Education" in 2017. The necessity of corresponding corrections of educational strategies, which should orient the person to effective education as the education of higher achievements rather than the fulfillment of norms, is grounded on the return of the elitist essence of education in opposition to its egalitarian character, which is taking place during the last decade. ; Концепт напівосвіти Теодора Адорно осмислено у двох основних площинах: виявлення філософських кореляцій та значущості для оцінки освітніх процесів у сучасній Україні. Зазначено сутнісний зв'язок критики Адорно напівосвіти з осмисленням цілей і засобів здійснення належної освіти. Належна освіта проаналізована як освіта дієва, яка протистоїть імітаціям освіти, які постають як напівдії. Якщо напівосвіта є заміною освіти її ерзацами у вигляді численних її реїфікацій у масовому суспільстві, то напівдія також постає як заміщення ефективної дії акцентуацією на її засобах, які непомітно, але стійко заміщують її цілі. У сфері освіти такими напівдіями постають освітні послуги, які нібито покликані забезпечувати незбитковість функціонування освітніх закладів, однак на практиці витісняють з освіти її націленість на виховання (Bildung) особистості. Налаштування на здобуття освіти, на постійне подолання наявного і спрямування до позитивного як контрфактичного у напівосвіти заміщується систематичним виконанням нормативів споживання освітніх послуг. У сфері законодавчого забезпечення освітньої сфери України спостерігається повернення до визначення її завдань у термінах «освітніх послуг» та редукції освітніх завдань особистості та орієнтації освітніх закладів на задоволення освітніх потреб того, хто навчається. Ці негативні зміни стали відчутними у порівнянні переважно прогресивного Закону України «Про вищу освіту» 2014 року з неоднозначним Законом України «Про освіту» 2017 року. Обґрунтовано необхідність відповідних коректив освітніх стратегій, які мають орієнтувати особистість на дієву освіту як освіту вищих досягнень, а не виконання нормативів, на повернення елітарної сутності освіти на противагу її егалітаризації, яка тривала останнє десятиліття. 1. Адорно Т. (2017) Теорія напівосвіти /Т.Адорно; пер. з нім. М.Култаєвої // Філо¬софія освіти. Philosophy of Education – 2017. – № 1 (20). – С. 128-152. URL: www. philosopheducation.com Adorno, Theodor W. (2017 [1959]) Theorie der Halbbildung [In Ukrainian]. URL: www.philosopheducation.com 2. Бойченко М. (2012) На захист академічної філософії: або Чи потрібна нам філо¬софія «пост»? /М.Бойченко // Філософська думка. – 2012. – №6. – С. 104-116. URL: www.journal.philosophy.ua Boychenko M. (2012) In defense of academic philosophy: Do we need a philosophy of "post"? /M.Boychenko in: Philosophical thought. - 2012. - No. 6. - P. 104-116 [In Ukrainian]. 3. Бойченко М.І. 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Giorgio Colli und Mazzino Montinari. – Mu#nchen-Berlin/New York: DTV-de Gruyter. 28. Sorg B. (2002) Denkspuren. Zum Verha#ltnis von Philosophie und Literatur (II.): Martin Heidegger, Theodor W. Adorno [Electronic resource]. Unvera#nderter Text einer im Wintersemester 2001/2002 an der Universita#t Bonn gehaltenen Vorlesung / Bernhard Sorg – Access mode: https://www.germanistik.uni-bonn.de/institut/abteilungen/ abteilung-fuer-neuere-deutsche-literaturwissenschaft/abteilung/personal/sorg_ bernhard/lehrmaterialien/denkspuren-ii.pdf
BASE
Inhaltsangabe: Einleitung: Das Elbehochwasser im August 2002 war kein medial zur Katastrophe hochgespieltes Ereignis. Es war tatsächlich das höchste je gemessene, ebenso wie die Niederschläge die höchsten seit Beginn der Messungen waren und an die Grenze des maximal möglichen Niederschlags heran kamen. International gespiegelt finden sicherlich auch größere Flutkatastrophen statt und das nicht nur in Entwicklungsländern. Man denke an die schweren Überschwemmungen in der indonesischen Hauptstadt Jakarta zur Jahreswende 2006/2007. Hier war auch wieder die Tsunami-Region Banda-Aceh betroffen, aber die öffentliche Anteilnahme und die Wahrnehmung in den Medien waren diesmal weit weniger intensiv. Im Juli 2007 finden große Hochwasserereignisse in China, Indien, Nepal und Südafrika statt - in den ersten zwei Ländern mit hunderten von Toten. Beim sich gleichzeitig ereignendem Hochwasser in Großbritannien ist nicht von der "ganz großen" Katastrophe die Rede, es gibt bis dato kaum Bilder bedrückender Schäden oder Schicksale (Berichterstattung meist auf den Rückseiten der Zeitungen unter der Rubrik "Aus aller Welt"), obwohl das räumliche Ausmaß ähnlich groß zu sein scheint wie beim Sommerhochwassers (SHW) 2002 in Sachsen (hier war es das bestimmende Hauptthema in allen Medien). Warum war dieses "Jahrtausendhochwasser" auch in allen offiziellen politischen Bekundungen und wissenschaftlichen Publikationen die größte je da gewesene Katastrophe? Warum gingen die Bilder vom überfluteten Dresden und zerstörten Grimma rings um die Welt und lösten überall Erschütterung aus, während wir die Fernsehbilder vom Elend überschwemmter Millionenstädte wie Jakarta oder von beschaulichen englischen Grafschaften in unverhofften "Seenlandschaften" eher wegstecken? Einige Interviewpartner der durchgeführten empirischen Untersuchung dieser Arbeit waren zum Zeitpunkt des Sommerhochwassers (SHW) 2002 im Urlaub und konnten - unabhängig davon, wo sie waren - leicht mitbekommen, was in ihrer Heimatstadt (bzw. Arbeitsplatz) Dresden geschah. Einer berichtete davon, dass ihm Verwandte aus den USA anriefen und fragten: "was ist denn bei Euch los"? Gerade die USA haben erheblich mit immer wiederkehrenden Naturkatastrophen zu kämpfen und gehen meist eher routiniert damit um. Diese einführenden Worte sollen die Veranlassung zur Beschäftigung mit diesem Thema herausstellen. Der Verfasser dieser Arbeit war selbst emotional sehr berührt von der Hochwasserkatastrophe 2002 in Dresden und hat sich nach dem erneuten Ereignis des Frühjahrshochwassers 2006 gefragt, was seither im Hochwasserschutz geschehen war. Ausgehend von dem katastrophalen Schadensereignis des Sommerhochwassers (SHW) 2002 in Sachsen und insbesondere in Dresden zum einem und einem erneuten weniger stark schädigenden Hochwasserereignis des Frühjahrshochwassers (FHW) 2006 zum anderen interessierten den Verfasser der Arbeit folgende Untersuchungsfragen: Hat die Anpassung der Planungsinstrumente als Konsequenz der Flutkatastrophe 2002 zu einer wirksamen Flächenvorsorge der Stadt Dresden geführt? Welche Rolle spielten dabei die Wahrnehmung und Motive von Entscheidungsträgern und Experten? Das heißt: Wie wurden mögliche planerische Instrumente infolge der Wahrnehmung und Bewertung der Entscheidungsträger angepasst und umgesetzt (Raumwirksamkeit) bzw. angewendet (Implementierung)? Gang der Untersuchung: Der Aufbau der Arbeit stellt sich wie folgt dar: Im Theorieteil werden die wissenschaftlichen Grundlagen für die empirische Untersuchung dargestellt. Da gerade die Interviewauswertung im empirischen Teil sehr viel Umfang einnimmt, konnte im theoretischen Teil weit weniger tief als beabsichtigt in die verarbeitete Literatur eingestiegen werden. Bei der Behandlung der Kapitel 1 bis 3 werden zwei Schwerpunkte gelegt: auf die geographischen und sozialwissenschaftlichen Grundlagen der Wahrnehmungs-, Verhaltens- und Handlungsforschung (Kap. 1 + 2) sowie auf die interdisziplinäre Risikoforschung mit dem Kernpunkt der geographischen Hazard-Forschung (Kap. 3). Nach der jeweiligen Darstellung der Grundlagen werden bei beiden Schwerpunkten ausgewählte Modelle vorgestellt: unter 2.3 die klassischen geographischen Verhaltens- u. Handlungsmodelle sowie psychologische Spezialmodelle und unter 3.4 Modelle für ein Risikomanagement als Anpassungsmodelle für Naturkatastrophen auf der Mikroebene individueller Entscheidungen und auf der Makroebene als Elemente des gesamten Raumplanungsprozesses. Die interdisziplinäre Risikoforschung (oder auch: Sicherheitsforschung) wird hier mit dem Anliegen der konkreten Implementierung und Umsetzung behandelt: welche räumlichen Auswirkungen haben Entscheidungen und Handlungen im Risikomanagementprozess? Davon getrennt wird als vorgeschalteter Bewusstseinsbereich das Kap. 1 der Wahrnehmung und Bewertung von Naturrisiken. Kap. 4 behandelt die Flächenvorsorge als zentrales Erkenntnisinteresse in Form von rechtlichen Grundlagen und möglichen raumplanerischen Maßnahmen sowie der Vorstellung eines Indikatorensystems zur nachhaltigen Entwicklung, um es im Empirie-Teil anzuwenden. Im Kap. 5 wird auf die Hypothesen für die Untersuchung hingeführt. Der III. Hauptteil oder empirische Teil orientiert sich inhaltlich ab Kap. 2 am theoretischen II. Hauptteil. Nur das Kap. 1 unterscheidet sich davon, weil es die Methodik und Operationalisierung der empirischen Untersuchung vorstellt und den Untersuchungsraum des Fallbeispiels portraitiert. Ein vorausgesetztes Allgemeinwissen soll hier eine klassische geographische Einführung in den Untersuchungsraum ersetzen, da auch diese den Rahmen sprengen würde. Die Lektüre aktueller Tagesnachrichten zum Thema ist durch die Online-Ausgaben regionaler und lokaler Medien3 möglich. Im Kap. 2 wird die Interviewauswertung gemäß dem sich durch die gesamte Arbeit ziehenden Viererschrittes: Wahrnehmung - Bewertung - Entscheidung - Handeln vorgenommen. Dabei fand eine nach Kenntnisstand des Autors innovative Verknüpfung der ersten zwei Teilschritte (Wahrnehmung + Bewertung) zu Bewusstsein und der letzten zwei Teilschritte (Entscheidung + Handeln) zu Verhalten im Sinne von Implementierung (Anwendung) und Umsetzung (Raumwirksamkeit) statt. In der sozialgeographischen Aktionsraumforschung geht es nach Werlen um das "Alltägliche Geographiemachen" - hier aber nicht im Sinne der lebensweltlichen (aktionsräumlichen) Raumnutzung, sondern im Sinne des Berufsalltags der befragten Experten, Forscher, Behördenvertreter und Politiker. Das Empirie-Kapitel III.2 gliedert sich sinngemäß in der selben inhaltlichen Reihenfolge wie die Theorie-Kapitel II.1 und II.2. Auch unter II.3.4 werden Risikomanagement-Modelle vorgestellt, die den sozialwissenschaftlichen Viererschritt der klassischen Raum-Verhaltens- und Handlungsmodelle enthalten und aber auch darüber hinaus gehen. Das Empirie-Kapitel III.3 gliedert sich in Strategien, Anpassungen in der Planung und durchgeführte Maßnahmen. Dabei entspricht es mit dem Anliegen des praktischen Risikomanagements dem der theoretischen Risikoforschung im Theoriekapitel II.3. Zwei Kapitel der übergeordneten Landes- und Regionalplanung wurden als Anlagen I und J in den Anhang ausgelagert, da sie sich nicht direkt mit dem kommunalen Hochwasserrisikomanagement befassen, wohl aber großen Einfluss darauf haben. Das Kap. 4 behandelt wiederum den zentralen Untersuchungsbereich der Flächenvorsorge in Form einer historischen Analyse, Betrachtung der städtebaulichen Entwicklung/Flächennutzungsplanung, einer Medienauswertung und der Anwendung des Indikatorensystems zur nachhaltigen Entwicklung. Sodann werden im Kapitel 5 die Ergebnisse der verschiedenen angewandten methodischen Komponenten zusammengeführt, was zu einem Vergleich des Hochwasserrisikomanagements der Stadt Dresden 2002 und 2006 (Ereignisse SHW 2002 und FHW 2006) führt.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: AbbildungsverzeichnisIII TabellenverzeichnisX AbkürzungsverzeichnisXI I.Einleitung1 1Anlass und Forschungsinteresse1 2Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit3 II.Theoretischer Teil9 1Wahrnehmung und Bewertung von Naturrisiken9 2Verhaltenstheorie, Entscheidungs- und Handlungsmodelle16 2.1Einflussfaktoren auf Entscheidungen16 2.2Handlungsorientierte Geographie: Intentionalität für raumrelevantes Verhalten18 2.3Verhaltens- und Handlungsmodelle20 3Interdisziplinäre Risikoforschung - Risikomanagement – Risikokultur24 3.1Interdisziplinäre Risikoforschung24 3.2Phasen des Risikomanagements25 3.3Entwicklung einer Risikokultur28 3.4Raumplanung und Risikomanagement29 4.Flächenvorsorge35 4.1Rechtliche Grundlagen und (mögliche) raumplanerische Instrumente (Maßnahmen)35 4.2Indikatorensystem zur nachhaltigen Entwicklung und Klimaveränderung40 5Hypothesenformulierung46 III.Empirischer Teil48 1Methoden zur empirischen Untersuchung im Fallbeispiel48 1.1Beschreibung Fallbeispiel: Dresden – Hochwasserereignisse48 1.2Auswertung der Interviews - Methodik und Reflexion55 1.3Darstellung der planerischen Anpassung und Umsetzung - Dokumentenanalyse Geländebeobachtung63 2.Erklärungen für das Verhalten der Entscheidungsträger - Auswertung der Interviews64 2.1Erklärungen zur Wahrnehmung von Hochwasserrisiken65 2.2Erklärungen zu Bewertungen von Hochwasserrisiken82 2.3Erklärungen zu Entscheidungen zur Anpassung an Hochwasserrisiken98 2.4Erklärungen zum Handeln zur Anpassung an Hochwasserrisiken120 3Reaktionen auf das Hochwasserereignis 2002 in Planung Politik – Dokumentenanalyse134 3.1Strategien in Forschung und Politik: Initiativen, Institutionen und Organisationen134 3.2Anpassung der planerischen Instrumente für das Hochwasserrisikomanagement138 3.2.1Städtische Umweltplanung und kommunales Hochwasserrisikomanagement138 3.2.2Kartenwerke153 3.3Durchgeführte Maßnahmen nach 2002 - Kommunalplanerische Umsetzung (Bauleitplanung)167 4.Darstellung der Flächenvorsorge für Dresden186 4.1Historische Analyse – Flusslaufveränderungen186 4.2Städtebauliche Entwicklung – Flächennutzungsplanung196 4.3Medienauswertung199 4.4Indikatorensystem zur nachhaltigen Entwicklung208 5.Zusammenführung der Ergebnisse - Vergleich Hochwasserrisikomanagement 2002 und 2006/7213 IV.Fazit223 Verzeichnis der Literatur, Internetquellen, Archivmaterialen und Bebauungspläne232Textprobe:Textprobe: Kapitel 4.2, Städtebauliche Entwicklung – Flächennutzungsplanung: Über die Instrumente der Bauleitplanung und der Landschaftsplanung können wesentliche Beiträge zum vorbeugenden Hochwasserschutz geleistet werden zur Retentionsraumsicherung und -erweiterung, zum Rückhalt von Niederschlagswasser in der Fläche und zur Verringerung des Schadenspotenzials. Im Flächennutzungsplan bestehen Möglichkeiten der indirekten Integration über 'nachrichtliche Übernahmen' und 'Kennzeichnungen' sowie 'aktive' Darstellungsmöglichkeiten. Im derzeit aufzustellenden neuen Flächennutzungsplan der Stadt Dresden sollen u. a. die Freihalteflächen für den Hochwasserschutz dargestellt werden. Als ein Faktor, der die Erarbeitung eines neuen FNP erforderte, werden im Internetauftritt der Landeshauptstadt die Auswirkungen des SHW 2002 genannt. Im aktuellen FNP (1999) wird lediglich textlich unter Punkt Gewässer- und Bodenschutz erwähnt, dass der Hochwasserschutz zu gewährleisten ist und zeichnerisch ist die Hochwasserlinie des HQ100 mit Stand vom 11. Mai 2000 im Gesamtplan eingetragen (aufgrund der Überlagerung und Enge vieler Signaturen nur schwer erkennbar) sowie als Flächensignatur im Beiplan 7.4 Umwelt-Wasser. Als neues Instrument kann bei Plänen und Programmen, von denen erhebliche Umweltauswirkungen ausgehen können, sowie als Prozess für die Risikoabschätzung von Naturgefahren die Strategische Umweltprüfung (SUP) angewandt werden. In der Flächennutzungsplanung beim Dresdner Stadtplanungsamt wird das auch schon unter Einbezug des Hochwasserschutzaspektes versucht. Ein Vortest für ein solches Verfahren fand für das Stadtentwicklungsprojekt Leipziger Vorstadt/Alter Neustädter Hafen statt. Nach Auskunft der Vorbereitenden Bauleitplanung ist dies nicht gelungen, weil es sehr schwierig war, alle Belange zu berücksichtigen und Aussagen zum Hochwasseraspekt nicht vollständig vorhanden waren. Auch wenn es in diesem Fall fehlgeschlagen ist, wäre genau dies praktiziertes Hochwasserrisikomanagement. Durch die Landeshauptstadt Dresden wurde es praktiziert, aufgetretene Konflikte zwischen Freihaltung des Überschwemmungsgebietes und baulichen Nutzungsansprüchen sowohl im Flächennutzungsplan als auch in der Rechtsverordnung zum Überschwemmungsgebiet zu dokumentieren und Lösungsstrategien der Bauleitplanung aufzuzeigen. Die Konfliktlösung beginnt im Bebauungsplanverfahren durch eine Überprüfung der Betroffenheit des Baugebietes durch ein 100-jährliches Überschwemmungsereignis. Dann werden Regelungen erarbeitet wie die Verlagerung von Baufeldern aus dem Gefährdungsbereich oder Auflagen bestimmt, wie Grundstücksaufschüttungen bei gleichzeitigem Retentionsausgleich oder Festsetzungen zur hochwasserangepassten Bauausführung. Die vorbereitende Bauleitplanung identifiziert also die Konflikttatbestände, für die verbindliche Bebauungsplanung führt die Untere Wasserbehörde eine detaillierte Untersuchung der hochwasserrelevanten Tatbestände durch. Nach Seifert habe die Stadt zwar dem großen Siedlungsdruck auf die flussnahen Gebiete standgehalten. Im Rahmen der Neuaufstellung des FNP 1997 und parallel zur Ermittlung des ÜG waren allerdings neue Baugebiete in diesen dargestellt worden. Als Lösung des Konflikts zwischen Stadtplanung (städtebaulichen Entwicklungsabsichten) und der Unteren Wasserbehörde (dem Schutzzweck der ÜberschwVO) über den Bestand der Planungen wurde in der Überschwemmungsverordnung bestimmt: "Für die zum Zeitpunkt des In-Kraft-Tretens dieser Rechtsverordnung begonnenen Verfahren zur Ausweisung von Baugebieten (...) wird die Zustimmung der unteren Wasserbehörde erteilt, wenn im jeweiligen Verfahren der Nachweis erbracht wird, dass durch die Bebauung der Hochwasserabfluss und die Rückhaltung nicht wesentlich beeinträchtigt werden und eine Gefährdung von Leben und Gesundheit der Bewohner und Sachwerte durch geeignete Maßnahmen ausgeschlossen wird. Geeignete Maßnahmen können u. a. durch Festsetzungen nach Baugesetzbuch, nach Bauordnungsrecht gemäß Sächsischer Bauordnung oder vertragliche Regelungen abschließend geregelt werden". Der offensive Umgang mit der Benennung aller Einschränkungen und Konflikte in Bezug auf das Ziel, einen Hochwasserschutz bis zum Schutzniveau HQ100 zu erreichen, wird von Seifert als Erfolgsfaktor bewertet, da dies die Ausweisung des ÜG im heutigen Umfang erst ermöglicht habe und die Stadt dadurch eine gefestigte Haltung hinsichtlich potenzieller Eingriffe in das ÜG erlangt habe. Die Landschaftsplanung findet in Primärintegration zur Flächennutzungsplanung statt. Das Zielkonzept Landschaftsplan als Beiplan 8 Grün- und Freiflächen/Entwicklungskonzept Landschaftsplan zum FNP 1999 nennt als 1. Punkt den Schutz der Elbe, ihres Uferbereiches und des Altelbarmes: Freihalten des Überschwemmungsgebietes. Der neue Leitsatz der Landschaftsplanung ist: "Die Stadt im ökologischen Netz". Unter Wirkungsbereich Wasserhaushalt rangiert das Handlungsfeld Hochwasserschutz - unter den bekannten Anpassungsmaßnahmen an die Gefahr vor Flutereignissen wird auch das Risikomanagement aufgeführt. Es ist eingebettet in ein Gesamtkonzept zum Klimaschutz, mit welchem Ansinnen die Stadt beim EU-Projekt AMICA mitarbeitet (Adaption and Mitigation - Integrated Climate policy Aproach). Im Planungsleitbild Innenstadt (Landeshauptstadt Dresden 2007) wird an mehreren Stellen der Hochwasserschutz als Voraus- setzung für weitere Entwicklung genannt bzw. als "entscheidendes Entwicklungskriterium". Dabei wird der Hochwasserschutz eher als Entwicklungshemmnis, Restriktion und Verzögerungsfaktor dargestellt. Zwar wird er tlw. in positive Formulierungen gekleidet, in dem Sinne, welche Chance er für bestimmte Projekte bedeute, etwa um finanzielle Mittel zu akquirieren. Als weiterer Grund wird angeführt, dass die öffentliche Aufmerksamkeit, die das Projekt "Grün- zug Weißeritz" in deren alten Flussbett aufgrund des Hochwassers erlangt hat, auch zur öffentlichen Anerkennung geführt hat. Insgesamt überwiegt aber den Eindruck, dass der Tenor durchscheint, das Thema Hochwasserschutz sei problematisch für die Stadt, wofür aber langfristig Lösungen gefunden werden können: "Die große Flut im Sommer machte (...) den Hochwasserschutz mit all seinen Herausforderungen und Restriktionen zu einer zentralen Querschnittsaufgabe für die Stadt". SHW 2002 hatte Rekordpegelstand, aber als überraschend stellte sich eine geringere Durchflussmenge als 1845 dar. Auch die überschwemmten Flächen waren geringer. Somit wurde vermutet, dass Veränderungen im Überschwemmungsbereich der Elbe das Stauvolumen eingeschränkt haben. Dies wurde für den Bereich der Oberelbe in der Sächsischen Schweiz auch bestätigt gefunden. Als weitere Ursachen werden von Seifert genannt: "die teilweise Auffüllung der Retentionsräume durch das Hochwasser einmündender Nebengewässer vor dem Durchfluss der Scheitelwelle der Elbe, die abflusshemmende Bebauung der Ostraflutrinne mit der Eissporthalle, der teilweise Versatz der Marienbrücke durch eine nicht beräumte Baustelle sowie die gegenüber 1845 durch Bebauung erhöhte Rauhigkeit des überfluteten Geländes [und insbesondere] die seit 1990 zugelassene Bebauung im faktischen ÜSG von 1845, die zum Einen selbst schwer geschädigt wurde, und zum Anderen als Abflusshindernis zur Gefahr für die Allgemeinheit geworden ist.".
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Was Deutschlands Politiker, Bildungsexperten und Verbände zu den historisch schlechten PISA-Ergebnissen sagen.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU), nannte die PISA-Ergebnisse "besorgniserregend". Eine zunehmend
heterogene Schülerschaft stelle das Schulsystem und auch die Lehrkräfte vor enorme Herausforderungen. Zudem zeigten sich weiterhin die Auswirkungen der pandemiebedingten Einschränkungen und
Schulschließungen. "Und wir stehen vor der Herausforderung, sicherzustellen, dass jede Schule die notwendigen Mittel erhält, um eine hochwertige Bildung zu gewährleisten. Dies umfasst nicht nur
finanzielle Ressourcen, sondern auch die Unterstützung durch qualifizierte Lehrkräfte und zeitgemäße Lehrmaterialien." Alle seien sich einig, dass es jetzt vor allem auf die Stärkung der
Basiskompetenzen ankommt, und das möglichst frühzeitig.
Als "besorgniserregend" stufte auch der parlamentarische Staatssekretär im BMBF, Jens Brandenburg (FDP) die PISA-Befunde ein. Die Daten zeigten ein generelles Absinken des
Leistungsniveaus. Der Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungserfolg sei in Deutschland nach wie vor stark, gerade auch im Vergleich mit anderen OECD-Staaten. "Wir brauchen dringend eine
Trendwende und müssen die Anstrengungen erhöhen, um die Grundkompetenzen aller Schülerinnen und Schüler zu stärken. Und wir brauchen dringend eine gezielte Förderung für die sozial
benachteiligten Kinder und Jugendlichen." Mit dem Startchancen-Programm das Bundesbildungsministerium etwa 4.000 Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler
besonders stärken. "Bis zum Ende der Programmlaufzeit wollen wir den Anteil derjenigen, die an den Startchancen-Schulen die Mindeststandards in Lesen, Schreiben und Rechnen verfehlen,
halbieren."
Die Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion, Katharina Dröge, und die bildungspolitische Sprecherin Nina Stahr bezeichneten die Ergebnisse als "erneutes
Warnsignal für unser Bildungssystem. Nicht nur für die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen sind die Daten alarmierend. Auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland sind sie von
hoher Bedeutung, denn die Schüler*innen von heute sind die Fachkräfte von morgen." Statt konjunktureller Debatten über Bildung brauche es eine gemeinsame bildungspolitische Strategie von
Bund, Ländern und Kommunen mit gesamtstaatlichen Bildungszielen. "Diese muss unter enger Einbeziehung von Zivilgesellschaft und Wissenschaft erarbeitet werden. Es ist wichtig, dass die
Bildungsministerin diesen Prozess steuert und die Beteiligten an einen Tisch bringt." Nötig sei zudem eine ergebnisoffene Debatte über die Zukunft des Bildungsföderalismus.
Der Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik, Ludger Wößmann, sagte, einen derartigen Rückgang der Bildungsergebnisse hat es noch nie gegeben. "Mittlerweile sind die
Leistungen sogar unter das Niveau gefallen, das vor gut 20 Jahren den ersten PISA-Schock ausgelöst hat. Der Rückgang von 25 PISA-Punkten, wie wir ihn gerade in Mathematik gesehen haben, kostet
Deutschland langfristig rund 14 Billionen Euro an Wirtschaftsleistung bis zum Ende des Jahrhunderts." Die Verbesserung der schulischen Ergebnisse müsse in Politik, Bildungsverwaltung,
Schulen und Familien Vorrang haben.
"Wir brauchen einen fast schon revolutionären Neuanfang in unserem Bildungswesen", forderte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. "PISA 2022 dokumentiert die erschreckenden
Ergebnisse der Bildungspolitik. Wenn die Verantwortlichen jetzt nicht umgehend handeln, ist ein Kompetenzverlust nicht mehr aufzuholen", sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen
Arbeitgeberverbände (BDA). Die bisherigen Bildungsstandards, aber auch die Ausbildung der Lehrkräfte müssten auf den Prüfstand, MINT-Kompetenzen müssten als Zukunftskompetenzen gezielter
gefördert, die Digitalisierung an den Schulen verlässlich und langfristig gesichert werden. "Der Ganztag an Schulen sollte gezielt zur individuellen Förderung genutzt werden. Das sind wir unseren
Kindern schuldig."
In einer gemeinsamen Pressemitteilung forderten IG Metall und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall, Schulen müssten Priorität bekommen. "Bildung muss aus den Sonntagsreden raus und rein in echtes
Handeln", sagte Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander. "Es ist unverzeihlich, dass die Schulen nicht die Aufmerksamkeit und die Unterstützung bekommen, die sie
benötigen." Die Kultusministerkonferenz müsse einen Masterplan Bildung vorlegen. Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, verlangte
mehr Unterstützung für die Berufsschulen an, deren technische Ausstattung sei oft mangelhaft, auch die personelle Situation gebe Anlass zur Sorge. "Nötig ist eine
Investitionsoffensive an den Berufsbildenden Schulen. Wer hier investiert, investiert in die Zukunft!"
Ein grundsätzliches Verständnis für naturwissenschaftliche und mathematische Zusammenhänge sei Voraussetzung für die Teilhabe am öffentlichen Diskurs – "vom Klimawandel bis zur
Impfstoffentwicklung", sagt Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender der "Stiftung Kinder forschen". "Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, junge Menschen ohne
ausreichend mathematische Kompetenzen von der Schule abgehen zu lassen. Gleiches gilt für die Naturwissenschaften." Naturwissenschaften und gerade auch Mathematik seien nichts, was man
auswendig lernen kann. "Kinder lernen diese Dinge am besten, wenn sie damit konkrete Probleme lösen können, die mit ihrem Leben zu tun haben."
Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD kommentierte, die Ergebnisse seien zu erwarten gewesen. "Wir müssen in der öffentlichen Diskussion endlich die Ursachen klar
benennen. Nur so wird der Blick frei für Lösungsansätze." Die Ursachen lägen auf der Hand: "Alle Lernstandsuntersuchungen nach dem Jahr 2020 zeigen, dass die lange Zeit der Schulschließungen
und Unterrichtseinschränkungen während der Corona-Pandemie zu deutlichen Lernrückständen in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern geführt hat. Zudem hat sich gerade in Deutschland
die Schülerschaft deutlich verändert: Die Zahl der Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern hat erheblich zugenommen." Rabe, der die SPD-Bildungspolitik in den Ländern koordiniert, fügte hinzu:
Angesichts der veränderten Schülerschaft müssten mehr Zeit und mehr Konzentration für das Erlernen von Basiskompetenzen wie Lesen, Schreiben, Zuhören sowie Mathematik eingesetzt werden. "Wir
können uns nicht mehr darauf verlassen, dass die Kinder in ihren Familien Lesen, Schreiben und Rechnen durch Übungen festigen. Deshalb haben wir in Hamburg die Übungsprozesse in die Schulzeit
integriert." Zudem habe sich es sich bewährt, bereits vor der Schule mit der Förderung beginnen. "Wer in Hamburg mit viereinhalb Jahren nicht altersangemessen spricht, wird bereits mit fünf
Jahren schulpflichtig und intensiv gefördert."
"Schlimmer geht doch immer", kommentierte die Bildungspolitikerin Nicole Gohlke (Linke). "Da hilft nur eins: Weg mit den ideologisch verbohrten Brettern vor den Köpfen
derer, die an alten Systemfehlern kleben. Weg mit dem Kooperationsverbot." Bund, Länder und Kommunen müssten in die gemeinsame Verantwortung. Bildung muss auf allen Ebenen Chefsache werden.
Dem massiven Bildungsfiasko müsse endlich umfangreich und wirksam entgegentreten werden: "Umdenken, sozial gerecht und massiv investieren, Lehren und Lernen in Schule spürbar verbessern,
Lehrerbildung reformieren. Wir brauchen eine Ausbildungsoffensive für mehr Lehrkräfte und Erzieher und ein 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen - und zwar sofort."
Der Philologenverband (DPhV) konnte den Ergebnissen auch Positives abgewinnen. Zum einen sei es gelungen, trotz der Schwierigkeiten während der Corona-Krise den Anteil der Schülerinnen und
Schüler in den niedrigsten Kompetenzstufen in allen Kompetenzbereichen unter dem OECD-Durchschnitt zu halten, sagte die DPhV-Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing. Gleichzeitig seien
zum Teil sichtbar mehr Schülerinnen und Schüler als im OECD-Durchschnitt in den obersten Kompetenzstufen, zum Beispiel im Bereich der Naturwissenschaften, dabei sei die Leistungsschere nicht
weiter aufgegangen. Selbstverständlich könne man zum anderen aber mit der Leistungsentwicklung über die Zeit betrachtet überhaupt nicht zufrieden sein. "Obwohl die Studie schulische
Bildungsziele als Gesamtheit nicht ausreichend abbildet, bestätigt sie doch insgesamt leider negative Trends, die wir seit Jahren beobachten." Es sei wichtig, dass die Politik den Fachunterricht
wieder zur Priorität erkläre. "Lehrkräfte müssen umgehend und nachhaltig von unterrichtsfernen Aufgaben entlastet werden – sie sind weder Hilfskräfte in der Verwaltung, Sozialarbeiter noch
Reiseverkehrskaufleute."
Der Deutsche Lehrerverband forderte mehr Anstrengungen für den Bildungsbereich ab der frühkindlichen Bildung. Die Grundkompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen seien Schlüssel
zu nachhaltigem Bildungserfolg. "Im Vorschulbereich müssen fehlende Sprachbeherrschung und fehlendes Kulturverständnis identifiziert werden. Die Kinder müssen ihren sozial-kulturellen Hintergrund
mit der hiesigen Gesellschaft verbinden können." Darauf aufbauend müssten die Grundschulen sich auf die Grundfähigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens als Schlüssel zum nachhaltigen
Bildungserfolg konzentrieren – immer in Bezug zur gesellschaftlichen Vielfalt einer freiheitlichen Demokratie. "Angesichts der zahlreichen Baustellen im deutschen Schulwesen – vom
Lehrkräftemangel über Lernlücken aus der Corona-Zeit bis hin zu baufälligen Schulgebäuden – braucht es keine Strukturdebatte, sondern Ressourcen für unser bestehendes Bildungssystem."
Die Pisa-Ergebnisse müssten wir die deutsche Politik "ein Weckruf" sein, sagte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien, gleichzeitig stellvertretende
CDU-Bundesvorsitzende. "Wir müssen mehr in Bildung investieren. Wir brauchen ein neues Selbstverständnis! Deutschland muss den Weg vom Sozialstaat zum sozialen Bildungsstaat einschlagen."
Über alle Altersstufen hinweg müsse Bildung in den Haushalten von Bund und Ländern priorisiert werden. "Frühkindliche Bildung, Schulbildung, Aus-, Fort und Weiterbildung aber genauso auch
Grundlagen- und Spitzenforschung." Deutschland habe sich über Jahrzehnte in ideologischen Debatten über das Schulsystem verheddert, sei spät in der Digitalisierung gewesen und schaffe es trotz
der zweithöchsten Lehrergehälter der OECD nicht, genügend qualifiziertes Personal an seine Schulen zu bekommen. "Trotzdem führen wir Debatten über immer neue Verteilungsmechanismen in unserem
Sozialstaat. Die Antwort unserer Gesellschaft muss aber lauten: Sozial ist, was Bildungsgerechtigkeit schafft." Der soziale Bildungsstaat müsse als Ideal über allen politischen Debatten
stehen.
Zu müde, um erschüttert zu
sein?
Deutschlands Neuntklässler erreichen bei der neuen PISA-Studie
historisch niedrige Testwerte. Was das bedeutet – und warum ein neuer PISA-Schock vermutlich trotzdem ausbleiben wird. (05. Dezember 2023) >>>
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"KUNST IST KEINE AUSREDE", lautet der Titel des 2020 veröffentlichten Manifests des auawirleben Theaterfestivals in Bern, in welchem das Festivalteam auf eine transparente Kommunikation ihres Wertesystems abzielt und zu Themen wie Lohnpolitik, Diskriminierung und Nachhaltigkeit klar Position bezieht. Laut der Theaterwissenschaftlerin Alexandra Portmann illustriert dieses öffentliche Statement, wie Festivals politische Diskussionen zu "faire[r] und nachhaltige[r] Kulturproduktion" eröffnen und dabei als "Innovationsmotoren für Arbeitsweisen im Gegenwartstheater" fungieren (S. 25). Die Reihe itw : im dialog positioniert sich an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis im zeitgenössischen Theater und umfasst Arbeitsbücher zu den gleichnamigen Symposien und Workshops des Berner Instituts für Theaterwissenschaft in Kooperation mit dem ebenfalls dort angesiedelten auawirleben Theaterfestival und der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur (SGTK). Der von Alexandra Portmann und Beate Hochholdinger-Reiterer herausgegebene vierte Band, Festivals als Innovationsmotor?, entstand im Rahmen des internationalen Doktorand*innenworkshops 2019 und vereint theoretische Auseinandersetzungen mit Aufführungsanalysen, verschriftlichten Interviews, Künstler*innengesprächen und einer Podiumsdiskussion. Der erste Teil des Bandes verhandelt theaterwissenschaftliche Forschungspositionen zu Innovation, Internationalität, Institutionskritik, Arbeitspraktiken, Freiwilligkeit sowie Zeitlichkeit auf Festivals. Er bietet den theoretischen Rahmen für die nachfolgenden, praxisnahen Interviews mit Sandro Lunin, künstlerischer Leiter der Kaserne Basel, und Philippe Bischof, Direktor der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia. Der zweite Teil der Publikation beinhaltet je zwei Analysen zu drei sehr unterschiedlichen Inszenierungen der Ausgabe "Wir müssen reden" des auawirleben Theaterfestivals im Jahr 2019, sowie Gespräche der daran beteiligten Künstler*innen. Den Rahmen dafür bilden das Interview mit den Festivalkuratorinnen Nicolette Kretz und Silja Gruner zum Auftakt sowie eine Podiumsdiskussion zur titelgebenden Fragestellung Festivals als Innovationsmotor? zum Abschluss, in welcher Franziska Burkhardt, Leiterin der Kulturabteilung in Bern, Marc Streit, Gründer und Leiter des zürich moves! Festivals, und Alexandra Portmann, Theaterwissenschaftlerin an der Universität Bern, Stellung beziehen. In ihrem einleitenden Beitrag erörtert Portmann die begriffliche Verankerung von Innovation im kulturwissenschaftlichen Diskurs und referenziert u. a. auf Andrea Livia Piazzas Konzept des Neuen (vgl. Piazza 2017). In Gegenüberstellung zu dem sozialwissenschaftlich geprägten Begriff der Innovation, der "die Substitution von etwas Altem" impliziert, verhandelt laut Piazza das Neue in geisteswissenschaftlichen Diskursen "die Beziehung zum Alten jenseits von Substitution" (S. 17). Folglich ist hier anstelle einer linearen Fortschrittslogik von einer "Überlagerung verschiedener Dispositionen" und einer "potentielle[n] Gleichzeitigkeit von Diskursen" die Rede (S. 15). Das Neue steht in diesem Sinne als "Möglichkeitsraum" außerhalb der Norm, der "sich als Alternative zu einem kapitalistischen Realismus präsentiert" (S. 18). Laut Portmann fungiert das Veranstaltungsformat Festival als ein eben solcher Möglichkeitsraum für die Erprobung neuer Arbeits- und Produktionsweisen, die in weiterer Folge für lokale Theatersysteme adaptiert und übernommen werden können. Potential für Innovation ist auf Festivals insbesondere dadurch gegeben, da sie aufgrund des klar definierten Zeitraums, des umfassenden professionellen Netzwerkes sowie schlanker institutioneller Strukturen im Gegensatz zu etablierten Stadt- und Staatstheatern über mehr Flexibilität verfügen. Franziska Burkhardt bestätigt diese Annahme in der abschließenden Podiumsdiskussion: "Anders als feste Häuser können sich Festivals jedes Jahr neu erfinden." (S. 181) Dass der Innovationsbegriff nicht zwangsläufig positiv konnotiert ist, sondern oftmals mit technologisch-ökonomischen Optimierungsbestrebungen und neoliberalen Denkmustern assoziiert wird, zeigt sich im Experteninterview mit Philippe Bischof, der stattdessen für die Umschreibungen "Zukunftsorientierung" und "Zukunftsfähigkeit" plädiert (S. 92). Im Hinblick auf Kulturförderung beschäftigen ihn Fragen nach dem Wirkungspotential und künstlerischen Risiko von neuen Kreationen. Auch Marc Streit verknüpft den Innovationsbegriff mit "einer permanenten Optimierung" (S. 180) und hält diesen folglich nicht für den richtigen Ansatz in den darstellenden Künsten. Sandro Lunin benennt Innovation im Sinne einer Fortschrittslogik nicht als Priorität, sondern befürwortet vielmehr eine "institutionelle Öffnung für andere Arbeitsweisen" (S. 83). Da die "Theaterhäuser stark in komplexen strukturellen Dynamiken verhaftet sind", gilt es, über produktionsorientierte Arbeitsweisen der freien Szene nachzudenken und sich die Frage zu stellen, ob diese übertragbar oder "kompatibel mit klassischen Stadttheater- und Ensemblestrukturen sowie einem Repertoirespielplan" sind (S. 83f.). Lunin endet mit der Feststellung: "Innovation um der Innovation willen ist relativ sinnlos." (S. 85) Wie bereits aus der Deutungsvielfalt des Innovationsbegriffs ersichtlich wird, stehen Festivals im Spannungsfeld zwischen neoliberaler Eventkultur und potenziellem Möglichkeitsraum. Dies zeigt sich ebenso am Beispiel der Freiwilligenarbeit auf Festivals, die sich auf einem schmalen Grat zwischen ausbeuterischen Mechanismen und nachhaltigen Alternativen des Zusammenwirkens bewegt. Regina Rossi begreift das Konzept der Freiwilligkeit am Beispiel der Hamburger HALLO: Festspiele nicht als kostensparende Strategie und Ausbeutung unbezahlter Arbeitskräfte, sondern als "Möglichkeit des Austausches und der Zusammenarbeit im Kreativbereich" (S. 60). Der Vorschlag, ehrenamtliche Tätigkeit auf Festivals als "Keim einer anderen, neuen Form von Unternehmertum" (S. 63) jenseits kapitalistischer Profitzwänge zu begreifen, wirkt angesichts unserer neoliberalen Gesellschaft jedoch äußerst utopisch und läuft Gefahr, die auf Freiwilligkeit basierenden Arbeitsverhältnisse im Kultursektor als unhinterfragten Standard zu festigen. Zwar hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass sogar inmitten höchst kompetitiver, kommerzieller Fringe Festivals Künstler*innen non-monetäre Gegenveranstaltungen gründen und diese alternativen Mikro-Festivals durchaus als gemeinschaftliche Praxis leben (Zaiontz 2018, S. 73–79), zugleich darf nicht verschwiegen werden, dass diese löblichen Projekte vor allem der Eigeninitiative und dem Eigenkapital der Künstler*innen selbst entstammen. Der Beitrag von Sophie Osburg verhandelt den Innovationsbegriff aus einem anderen Blickwinkel. Am Beispiel der Performance-Ausstellung 12 Rooms auf der Ruhrtriennale 2012 analysiert die Autorin das Potential für veränderte Wahrnehmungs- und Rezeptionsweisen auf Festivals, in diesem Fall von Aufführungen im Museumskontext. Hierbei kontrastiert Osburg die Zeitlichkeit auf Festivals, die "ein Temporäres, Kurzweiliges und darin zugleich Komprimiertes suggeriert", mit dem anhaltenden Vollzug der Performance-Ausstellung, die wiederum innerhalb des Festivalgefüges einen "Moment des Andauerns" bzw. laut Roland Barthes eine "Zeit des Innehaltens" markiert (S. 71f.). Am Beispiel der Volksbühnen-Debatte 2017 im Zuge des offiziellen Antritts Chris Dercons als Intendant stellt Ann-Christine Simke Überlegungen zu konstruktiver Institutionskritik an. Befürchtungen vor einer mit der neuen Intendanz einhergehenden "institutionelle[n] Entleerung sowie rhetorische[n] Konformität mit hegemonialen Marktstrukturen" wurden mit Castorfs Intendanzübernahme Anfang der 1990er Jahre kontrastiert sowie mit dessen grundsätzlichem "Willen zur Umdeutung und Neustrukturierung der Institutionen aus einem antagonistischen Geist heraus" (S. 49). Die Bezugnahme auf die thematische Ausrichtung des Sammelbands erschließt sich erst auf den zweiten Blick: Simke warnt vor einer problematischen Gegenüberstellung eines "neoliberalen Kurators" mit einem "widerständigen Künstler-Intendanten" (S. 50), in anderen Worten, vor einer verkürzten Kontrastierung von "Innovation" als neoliberale Marktstrategie mit dem "Neuen" als künstlerischem Versprechen (S. 44ff.). Einen Ausreißer zur geographischen und zeitlichen Verortung der analysierten Theaterfestivals und Spielstätten im deutschsprachigen Raum des 21. Jahrhunderts bildet der englischsprachige Beitrag von Helen Gush, in welchem der Einfluss der World Theatre Season von 1964 bis 1975 auf das internationale Repertoire diverser Londoner Theater sowie auf das Entstehen künstlerischer Kollaborationen anhand etlicher Beispiele exemplifiziert wird. Das Ende der World Theatre Season ging schließlich mit Festivalneugründungen einher, u. a. des London International Festival of Theatre (LIFT), welches ebenso "a genealogical link between the humanist internationalism and the promise of innovation" erkennen lässt (S. 40). Bei näherer Betrachtung ist festzustellen, dass die theaterwissenschaftlichen Forschungspositionen des Sammelbands die titelgebende Fragestellung anhand sehr unterschiedlicher Perspektiven und Fallbeispiele verhandeln. Unbestritten bleibt, dass das Veranstaltungsformat Festival aufgrund seines ephemeren Charakters innerhalb eines klar definierten Zeitraums, seiner Nähe zu Produktionen der freien Szene, der schlanken institutionellen Struktur, den oftmals flachen Hierarchien, des breit gefassten Netzwerkes sowie einer grundsätzlichen Neugierde und Offenheit des Publikums durchaus das Potential birgt, Neues auszuprobieren – sei dies auf, vor oder hinter der Bühne –, um damit auch feste Theaterhäuser zu inspirieren und zu verändern. Die zweite Hälfte des Sammelbands widmet sich schließlich den Aufführungsanalysen, deren individuelle Schwerpunkte hinsichtlich der heterogenen Theaterproduktionen eine abwechslungsreiche Lektüre versprechen. Die polnische Produktion Jeden Gest unter der Regie von Wojtek Ziemilski, ein linguistischer Seiltanzakt zwischen Kommunikationssystemen, eröffnet dem Publikum die soziale Wirklichkeit von vier polnischen Gehörlosen. Johanna Hilari diskutiert dabei die "Auseinandersetzung mit sozialer Realität und theatraler Praxis" (S. 110) in dokumentarischen Theaterformen und deren Vermittlung durch kontextualisierende Programmangebote, die eine "nachträgliche Aktivierung" des Publikums "durch diskursive, didaktische oder performative Formate" erwirken (S. 113). Benjamin Hoesch setzt sich am Beispiel dieser Inszenierung kritisch mit der Terminologie der Regiehandschrift in dokumentarischen Theaterformen auseinander und kommt zu dem Schluss, dass "Kommunikation in der Aufführung […] nie auf 'eine' Subjektivität, Intention, Wirkung und Verfügung zu reduzieren ist" (S. 124). In der ironisch angelegten Inszenierung Workshop erklären in collagenhaft aufeinanderfolgenden Kurzvorträgen drei Männer die Welt: Mart Kangro, Juhan Ulfsak und Eero Epner aus Tallinn lassen dabei Fragen zu Machtasymmetrien und Geschlechterverhältnissen entstehen, ohne diese explizit selbst zu formulieren geschweige denn zu beantworten. Alina Aleshchenko greift das Phänomen des "mansplaining" auf, ein "Erklären, ohne darin Experte zu sein" (S. 138), und diskutiert anhand dessen Machtasymmetrien zwischen Erzählenden und Zuhörenden im Theater. Die konventionelle Wissenshierarchie im westlichen Theater der "stimmvollen" Darsteller*innen und "stimmlosen" Zuschauer*innen (S. 141) wird auch in dieser Inszenierung reproduziert, woraufhin Aleshchenko schlussfolgert, Workshop eröffne einen spannenden Diskurs, stelle "selbst jedoch keine Reflexion darüber auf ästhetischer oder Produktionsebene" an (S. 142). Yana Prinsloo untersucht in eben jener Inszenierung die Position der Zuschauer*innen als Prosument*innen nach Hanno Rauterberg (Rauterberg 2015) und kontrastiert die auf der Bühne zu beobachtende "Überforderung gegenüber der selbstermächtigten und individuellen Lebensgestaltung" (S. 149) mit der Vorstellung eines (als männlich markierten) "konsumatorischen Kreativsubjekts" nach Andreas Reckwitz (Reckwitz 2020). In dem Ein-Personen-Stück Un faible degré d'originalité, einer Lecture-Performance an der Schnittstelle zwischen akademischem Vortrag und Theaterinszenierung, führt Antoine Defoort das Publikum auf eine zugleich didaktische und amüsante Reise durch den Dschungel des Urheberrechts. Am Beispiel dieser Inszenierung widmet sich der Beitrag von Vera Nitsche der kreativen Wissensproduktion und -vermittlung auf der Bühne. "Ohne vierte Wand und das Publikum direkt adressierend", präsentiert Antoine Defoort ein "conférence-spectacle" (S. 160) und strukturiert dessen Aufbau gemäß der strengen Gliederung einer französischen Forschungsarbeit ("dissertation"). Nitsche sieht in künstlerischer Forschung das Potential, "den klassischen akademischen Wissenschaftsbegriff zu hinterfragen" und "neue Sicht- und Vorgehensweisen sowie andere Formen der Expertise" in einen "pränormativen Raum" der wissenschaftlichen Forschung einzubringen (S. 166). Géraldine Boesch untersucht die eben beschriebene Inszenierung als "(laut)malerische Bergwanderung" im Hinblick auf die detailreiche Wortkulisse und onomatopoetischen Effekte zur "Untermalung der expressiven Gestik und Mimik" (S. 169). Zusammenfassend wäre zu sagen, dass die vielseitigen Beiträge des Sammelbands eine kurzweilige Leseerfahrung bieten. Theoretische Überlegungen werden in praxisnahen Künstler*innengesprächen diskutiert und mittels beispielhafter Aufführungsanalysen überprüft. Die Mehrheit der Beiträge orientiert sich an der titelgebenden Fragestellung Festivals als Innovationsmotor?; andere wiederum sind weniger stark in die inhaltliche Gesamtkomposition des Sammelbands eingeflochten, dies ist jedoch nicht weiter störend. Wie schon der Buchtitel mit einem Fragezeichen endet, so gibt auch diese Publikation anstelle von Antworten vielmehr Denkanstöße für eigene Überlegungen und eröffnet neue Fragestellungen für die Festivalforschung. Literatur: auawirleben Theaterfestival: "KUNST IST KEINE AUSREDE. Das Manifest von auawirleben". Bern: 09.01.2020. https://auawirleben.ch/verantwortung/manifest#/. Zugriff am 25.03.2021. Piazza, Andrea Livia: The Concept of the New. Framing Production and Value in Contemporary Performing Arts. Opladen/Berlin/Toronto: Budrich UniPress 2017. Rauterberg, Hanno: Die Kunst und das gute Leben. Über die Ethik der Ästhetik. Berlin: Suhrkamp 2015. Reckwitz, Andreas: Das hybride Subjekt. Eine Theorie der Subjektkulturen von der bürgerlichen Moderne zur Postmoderne. Berlin: Suhrkamp 2020. Die dazu auf [rezens.tfm] erschienene Buchbesprechung von Theresa Eisele ist unter folgendem Link abrufbar: https://rezenstfm.univie.ac.at/index.php/tfm/article/view/4325. Zaiontz, Keren: theatre & festivals. London: Macmillan Education Palgrave 2018.
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Kanadas geographischer Norden liegt in dem Territorium Nunavut. Von hier aus ist es ebenso weit zum geographischen Nordpol wie zur US-kanadischen Grenze. Nunavut nimmt etwa 1/5 der kanadischen Landmasse ein, hat mit circa 38.000 Einwohnern jedoch bei weitem die kleinste Bevoelkerungsdichte des Landes. 85% der Einwohner sind Inuit deren Kultur sich in den vergangenen 70 Jahren radikal geaendert hat. Daher hat das Territorium heute mit mehreren Generationen von Inuit zu kaempfen die entweder traumatisiert sind oder zumindest schwer von den kulturellen und wirtschaftlichen Veraenderungen seit Ende des zweiten Weltkrieges gepraegt sind. Zur damaligen Zeit startete die Gruendung von festen Siedlungen in Nunavut und die Landflucht aus den temporaeren traditionellen Doerfern in die neuen Gemeinden. Egal ob wir von Senioren, Erwachsenen im mittleren Alter oder Jugendlichen sprechen, jede Generation hat eine Vielzahl von Veraenderungen erfahren, und erfaehrt sie immer noch. Diese beinhalten die Infragestellung persoenlicher und kultureller Identitaet, finanzielle Sicherheit, Wohnformen, Nahrungsmangel, Alkohol- und Drogenmisbrauch, Bildungssytem und der Wandel sozialer Werte wie inter-generationeller Wandel, Aufkommen neuer Geschlechterrollen, oder die Einfuehrung eines fremden politischen Systems und einer neuen Rechtsprechung. Andererseits werden heute auch weiterhin innerhalb von Inuitfamilien viele der traditionellen sozialen Werte praktiziert. Neben der Tragoedie, die mehrere aufeinanderfolgende Inuitgenerationen erleben mussten, bemueht sich die Gesellschaft das starke indigene Selbstbewusstsein wiederzubeleben, das sowohl dem Individuum als auch der Gesellschaft erlaubt ihre Kultur zu bewahren. Insbesondere Landrechtsorganisationen der Inuit oder indigene Nichtregierungsorganisationen treten fuer den Kulturerhalt ein, indem sie fuer mehr Anerkennung von und Stolz auf historische und rezente Errungenschaften der eigenen Kultur kaempfen. Die sozialen Probleme sowie die inner- und intra-kulturellen Prozesse die ich in meiner Arbeit beschreibe treffen nicht nur ausschliesslich auf Nunavut oder Inuitkultur zu. Stattdessen zeigen Studien aus anderen Regionen Kanadas und der Welt (LaPrairie 1987; Jensen 1986; Nunatsiaq News 6/30/2010) strukturell viele Aehnlichkeiten zur Situation in Nunavut auf. Obowhl durch den ueberregionalen Vergleich viele strukturelle Gemeinsamkeiten erkannt werden koennen, z.B. Marginalisierung der lokalen indigenen Bevoelkerung, Kolonialismus, Paternalisms und daraus entstehende Probleme wie persoenlicher und kultureller Identitaetsverlust, ist es ebenso wichtig einen tiefgruendigeren Blick auf die jeweiligen Besonderheiten der einzelnen regionalen Fallbeispiele zu werfen. Meiner Meinung nach, kann eine nachhaltige Verbesserung der Situation einer Gruppe, eines Dorfes oder Region nur dann erfolgen, wenn man kulturelle Besonderheiten in der Sozialisation, Kommunikation und Philisophie beruecksichtigt. Daher wird sich meine Dissertation ausschliesslich auf Nunavut und einige ausgewaehlte Fallbeispiele aus der Region konzentrieren. Die Fallbeispiele sollen lokale Unterschiede in der historischen Entwicklung und Gegenwartssituation illustrieren was zu einem besseren Verstaendnis der aktuellen Lage in den jeweiligen Doerfern sowie Nunavut als uebergordnete Einheit beitragen kann. Die Arbeit untersucht sowohl historische als auch rezente Ursachen die zu den vielen Problemen Nunavuts beitragen. Meine zeitgeschichtliche Einteilung in "Fruehkontaktphase", "Kontaktphase", "1. Generation" und "2. Generation" lehnt sich an Damas (2002: 7, 17) Terminologie von "Fruehkontaktphase", "Kontkat-Traditionsphase" und "Umsiedlungsphase" an. Er beschreibt damit drei Zeitperioden die sich deutlich in Bezug auf den Einfluss von Nicht-Inuit auf Inuit abheben. Kapitel zwei soll dabei die Kernaspekte der gegenwaertigen Sozialproblematik beschreiben. Diesbezueglich schaue ich auf die 4 Hauptfaktoren die meiner Meinung nach die Gesellschaft in Nunavut praegen: 1) Gewalt und andere soziale Probleme, 2) Die entsprechenden Organisationen und Programme die auf diese Probleme reagieren, 3) Bildung, 4) Inuitkulturspezifische Besonderheiten bezueglich Kommunikation und Sozialisation Diese vier Bereiche bilden die Grundlage fuer meine weiter Arbeit. Die darauffolgenden Kapitel fuehren den Leser durch den Wandlungsprozess einer vorkolonialen, halbnomadischen Gesellschaft zu einer sesshaften Gemeinschaft die sehr stark von einer Euro-kanadischen Lebensweise beeinflusst ist. Die einzelnen Kapitel behandeln jeweils eine neue Phase des kulturellen Wandels den ich in "Vor-Siedlungsphase, Erste, Zweite und Dritte Generation" unterteilt habe. Dabei untersuche ich die Formen und Relevanz von Gewalt und sozialer Probleme fuer die jeweilige Phase, wie sie mit der gesamtgeschichtlichen Entwicklung der Region zusammenhaengen, und wie die jeweiligen Generationen mit den Veraenderungen und Problemen umgegangen sind. . ; Canada's geographic centre lies in the Territory Nunavut. From here the distance to the geographic North Pole is as far as to the US border. Nunavut takes up about 1/5 of the Canadian land mass but has by far the smallest population with currently about 38,000 residents. 85% of its population are Inuit whose culture dramatically changed within the last 70 years. As a result, the territory is dealing with several generations of Inuit that are traumatized or at least severely affected by cultural and economic changes that started after World War 2 with the resettlement from the land into permanent communities. No matter if we are talking about the actual elders, mid-age adults or pre-teenagers, each of this generation experienced and still experiences various personal and cultural challenges of identity, financial and housing insecurity, food insecurity, substance abuse education, change of social values ranging from inter-generational and gender relationships to the introduction of a foreign political and legal system. On the other side, a lot of the traditional societal values are still being practiced in Inuit families. Despite all the tragedies that several generations of Inuit have experienced by now, the society keeps generating the strength and cultural pride that allows many Inuit both, as individuals and as a collective under the umbrella of either Inuit Land Claims or not for profit organizations to advocate on behalf of Inuit culture, to fight for more acknowledgement of Inuit culture and to enhance pride in the historic and present day cultural achievements of Nunavut's indigenous population. The social issues, inter- and intra-cultural processes described in my thesis are not exclusive to the situation in Nunavut or to Inuit. Studies from other regions, in Canada or from around the world (LaPrairie 1987; Jensen 1986; Nunatsiaq News 6/30/2010) reveal similar challenges. Though many structural similarities can be identified by comparing these studies with each other, e.g. marginalization of the indigenous local population, colonization, paternalism and resulting issues like personal and cultural identity loss, it is important to have a more in depth look into the single cases to determine which individual events and developments causes and maybe still cause such a devastating social situation as it is found among many indigenous peoples across the world. From my perspective effective improvements of the situation of a group, a respective community or region can only happen when particularities of socialization, communication and philosophy in the single cultural entities are being considered. That is why my thesis will exclusively focus on developments in Nunavut and use various case studies of communities. The case studies shall help to identify local differences in historic and recent developments and thus provide starting points for explanations of different developments in different Nunavut communities. The thesis is looking at both, historic and recent root causes for the many issues in Nunavut. The data that my my thesis is based on are a combination of literature and about 60 formal and informal interviews that I conducted in three Nunavut communities (Iqaluit, Whale Cove, Kugluktuk) during my 18 months of field work between October 2008 and March 2010. Many more spontaneous unstructured conversations between me and community members added to the pool of first-hand information that I gathered. Since my field work is limited to those three communities it has a very strong qualitative character. The quantitative side, which allows me to confidently apply my research analyses to entire Nunavut, comes from literature research as well as many informal conversations and a few formal interviews that I conducted with people who had some experience in other communities than Iqaluit, Kugluktuk and Whale Cove. Furthermore, while I was living at the old residence of the Nunavut Arctic College in Iqaluit, I spend time with college students from across Nunavut. Through them, I obtained "case studies "from following communities: Iqaluit, Qikiqtarjuaq, Kimmirut, Pangnirtung, Clyde River, Pond Inlet, Igloolik, Repulse Bay, Cape Dorset, Chesterfield Inlet, Baker Lake, Rankin Inlet, Whale Cove, Arviat, Taloyoak, Kugluktuk. My general categorization of "early contact period", "contact", "1st generation" and "2nd generation" is very similar to Damas' terms of "early contact phase", "contact – traditional", "resettlement" that he uses to create a timeline that describes the major phases of impact for Inuit society (Damas 2002: 7, 17). Chapters 2 is meant to provide an inventory of the key aspects of current social issues in Nunavut. In this context I am looking at the four major aspects that in my opinion shape Nunavut's society: 1) violence and other forms of social dysfunctions 2) the associated services and delivering agencies that try to address those matters 3) Education 4) Inuit cultural particularities in communication and socialization Those four areas are forming the foundation for the rest of my work. The following chapters will guide the reader through the historic transformation process of Inuit pre-colonial semi-nomadic society to a society that is living in permanent settlements, strongly influenced if not in many ways dominated by Euro-Canadian culture. Each of those chapters will be referring to the social and cultural changes that happened in the different time periods that I labeled with "Pre-settlement, First, Second, and Third Generation". The relevance of violence and other social dysfunctions, their context and strategies how each generation dealt with those matters will be analyzed while I will be also referring to the impacts that non-Inuit, primarily Euro-Canadians and Euro-Americans had and have on Inuit society. .
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Diese Dissertation basiert auf einer auf den Menschen bezogenen, multidimensionalen Betrachtung von Entwicklung. Sie soll empirisch Übereinstimmungen und Determinanten der Gesundheit von Kindern in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen analysieren. Der erste Essay – mit verfasst von Stephan Klasen - wendet bivariate Cluster Analyse an, um die Beziehung der Verbesserungen verschiedener Gesundheits- und Bildungsindikatoren der Millennium Development Goals (MDG) zu untersuchen. Die MDGs beinhalten Schlüsselaspekte des menschlichen Wohlbefindens und sollten daher eng miteinander verkoppelt sein. Trotz der substantiellen theoretischen Grundlage für enorme Synergien zwischen MDG Zielen, ist die empirische Heterogenität der Kopplung der Prozesse zwischen verschiedenen MDGs erheblich groß. Die zentrale Fragestellung des ersten Essays dieser Dissertation ist daher, ob klare Gruppen eben jener Länder ausgemacht werden können, in denen derartige Synergien existieren (und in denen diese nicht existieren), und was die Zugehörigkeit in derartigen Gruppen treibt. Unser Beitrag ist, den MDG Fortschritt durch Indikatoren relativer Leistung zu definieren. Diese bezeichnen die Änderungsrate, die die empirisch "erwartete" Änderungsrate bei gegebenen ursprünglichen Bedingungen übersteigt. Diese Maßnahme erlaubt es uns für den unterschiedlichen Grad an Ambition impliziert durch die MDGs bei Ländern mit unterschiedlichen Ausgangslagen zu kontrollieren und lässt uns im Grunde fragen ob Länder, die außerordentlichen Fortschritt bei der Erreichung von MDGs gemacht haben, von Synergien profitiert haben. Indem wir die Cluster Analyse auf diese Indikatoren der relativen Leistung in Bezug auf verschiedene MDG Indikatoren für Gesundheit und Bildung anwenden konnten wir jene Länder, in denen sich Indikatoren in die selbe Richtung ("gute" oder "schlechte" Performer) bewegten, von solchen Ländern unterscheiden, bei denen sich Indikatoren in unterschiedliche Richtungen ("partielle" Performer) bewegten. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Synergien existieren, diese jedoch nur bei einer eingeschränkten Gruppe von Ländern auftreten (die "guten" Performer, die mit Fortschritt einhergehen und die "schlechten" Performer, die mit Rückschritt einhergehen). Andererseits können wir zeigen, dass bei einer beträchtlichen Anzahl an Ländern Synergien schwach oder abwesend sind, was zu umgekehrten Bewegungen im MDG Fortschritt bei mindestens einem oder zwei Paaren von nicht einkommensbezogenen MDG Indikatoren führt. Unsere Regressionsergebnisse zeigen, dass diese partielle Performance gut durch steigende Ungleichheit und niedrige institutionelle Qualität erklärt wird. Andererseits kann Wirtschaftswachstum, welches als die robusteste Determinante der Cluster-Zugehörigkeit erscheint, insbesondere gute von schlechten Performern unterscheiden. Der zweite Essay - in alleiniger Urheberschaft - analysiert die kurz- und langfristigen Determinanten von Errungenschaften bei der Gesundheit von Kindern unter Verwendung von Längsschnittsdaten aus Indonesien. Basierend auf dem analytischen Ansatz von Mosley und Chen (1984), werden insbesondere die Effekte einer Reihe von kindspezifischer, Haushalts- und Gemeindecharakteristika auf den Ernährungszustand von Kindern, gemessen in height-for age z-scores, betrachtet. Der besondere Beitrag dieser Studie ist die Verwendung von Paneldaten auf der Mikro-Ebene und einer Methodologie (dem Mundlak-Ansatz für fixe Haushalteffekte), die robuste und unverzerrte Schätzungen liefert. Desweiteren ermöglicht sie die Identificationkurz- und langfristiger Effekte unmittelbarer und sozioökonomischer Determinanten der Gesundheit von und trägt so zur bestehenden Literatur bei. Die Ergebnisse legen nahe, dass mütterliche Bildung einen positiven und langfristigen Einfluss auf die Gesundheit von Kindern hat. Dies zeigt sich teilweise in reproduktivem Verhalten und wird teilweise durch Praktiken im Umgang mit Kindern (d.h. Stillen) vermittelt. Andererseits zeigt sich kein langfristiger Effekt von Einkommen, obgleich temporäre Einkommenssteigerungen zu höheren Ausgaben und somit zu einer Verbessereung des Eernährungsstatus führen., Hierbei zeigt nur der Erwerb und die Verwendung von Vorleistungsgütern der Gesundheitsproduktion wie einer verbesserten Hygieneinfrastruktur einen ausgeprägten und signifikanten Einfluss auf die Gesundheit von Kindern. Insgesamt implizieren die Ergebnisse, dass eine Politik der Linderung von Einkommensarmut ergänzt durch Investitionen in grundlegende Gesundheitsinfrastruktur erheblich dazu beitragen, die Gesundheit von Kindern zu verbessern. Da der Zusammenhangzwischen der Bildung von Müttern, Praktiken der Kindesernährung und der Gesundheit von Kindern stark ausgeprägt ist, könnten auch Strategien, die die Qualität von Bildung erhöhen, den Ernährungszustand von Kindern verbessern. Der dritte Essay - in alleiniger Urheberschaft - untersucht die Auswirkungen des Ernährungszustandes auf den Bildungserfolg. Dabei werden Paneldaten auf der Miko-Ebene aus Indonesien verwendet. Außerdem wird eine Spezifikation mit Mutter-Fixed Effects, die durch einen Instrumentalvariablen-Ansatz erweitert wird, verwendet um für mögliche Korrelationen zwischen verschiedenen Komponenten des Fehlerterms und der unabhängigen Variable zu kontrollieren. Wir nutzen Flächenbrände, die im Jahr 1997 in Inodensien zu einer Dürre führten, und Variation zwischen Geschwistern und identifizieren so den Effekt des Ernährungszustands in den frühen Lebensmonaten auf den späteren Bildungserfolg. Schätzungen zeigen, dass Gesundheitskapital (gemessen in height-for-age z-scores in der Kindheit) die Anzahl an abgeschlossenen Schuljahren und das Ergebnis bei kognitiven Testes signifikant positiv beeinflusst. Dies impliziert, dass von einer politischen Perspektive aus Zielsetzungen im Bereich Schule und Ernährung nicht als rivalisierend betrachtet werden sollten, sondern eng miteinander verzahnt sind. Daher konkurrieren finanzielle Ressourcen, die der Kindesernährung gewidmet sind, nicht unbedingt mit solchen für Bildungszwecke. Im Gegensatz könnten sie - wie in diesem Essay beschrieben - als eine kosteneffizientere Art betrachtet werden, gegenwärtige und zukünftige sozio-ökonomische Entwicklung anzuheben. ; This dissertation, which is grounded on a human-centred and multidimensional vision of development, aims at analyzing empirically the correlates and determinants of child health in low and middle income countries. The first essay, co-authored with Stephan Klasen, applies bivariate cluster analysis to study the relationship of improvement in different health and education indicators of the Millennium Development Goals (MDGs). The MDGs represent key aspects of human well-being, and as such, they should be closely interlinked. Nevertheless, despite the substantial theoretical case for large synergies between MDG goals, empirically the heterogeneity of the linkage of progress across different MDGs can be quite substantial. The central research question in the first essay of this thesis is therefore whether one can identify clear clusters of countries where such synergies exist (and those where they do not exist), and what drives membership in these clusters. Our particular contribution is to define MDG progress in terms of relative performance indicators which describe the rate of change that exceeds the empirically 'expected' rate of change, given initial conditions. Such a measure allows us to control for the different level of ambition implied by the MDGs for countries with different initial conditions and essentially ask whether countries that succeeded in achieving extraordinary progress in MDG achievements were benefiting from synergies or not By applying cluster analysis to these indicators of relative performance on different health and education MDG indicators we are able to distinguish countries where the pair of indicators move in the same direction ('good' or 'bad' performers) from countries where the pair of indicators moved in opposite directions ('partial' performers). Our results suggest that there are synergies, but these only apply to a restricted group of countries (the 'good' performers where progress goes hand in hand, and the 'bad performers' where regress goes hand-in-hand). On the other hand, we find that in a sizable number of countries synergies are weak or absent, leading to contrary movements in MDG progress at least in one or two pairs of non-income MDG indicators. As our regression results show this partial performance is largely explained by rising inequality and low institutional quality. On the other hand, economic growth, which seems to be the most robust determinant of cluster membership, is particularly able to distinguish the good from bad performers. The second essay, in single authorship, analyzes the short and long term determinants of child health achievements, using longitudinal survey data from Indonesia. In particular, based on the analytical framework proposed by Mosley and Chen (1984), this essay investigates the effects of a set of child-specific, household and community characteristics on child nutritional status, measured by her height-for-age z-scores. The particular contribution of this study is the use of micro-level panel data and of a methodology (i.e. the Mundlak approach of household-average fixed effects) which not only delivers robust and unbiased estimates but also allows me to contribute to prior literature by identifying the short and long term effects of proximate and socio-economic determinants of child health. Results suggest that maternal education has a positive and long term effect on child health which is partly reflected in reproductive behaviour and partly conveyed through child caring practices (i.e. breastfeeding). On the other hand, while temporal increases in income allow for improved expenditure capacity and therefore to better nutritional status, there isn't any long term effect of income, apart from the one that is conveyed through the acquisition and use of the intermediate inputs such as improved sanitation infrastructure which strongly and significantly affect child health status. Overall, the findings imply that income poverty-alleviating policies complemented with investment in basic health infrastructure might strongly contribute to improving children health conditions, Also, as the linkages between maternal education, child nurturing practices and child health are found to be particularly strong, policies which are aimed at enhancing the quality of education can remarkably improve the nutritional status of children. The third essay, on single authorship, examines the effect of nutritional status on subsequent educational achievements, using micro level panel data from Indonesia and applying a maternal fixed effect specification augmented by an instrumental variables estimator in order to control for possible correlation between some of the components of the error term and the main independent variable. Differences in nutritional status between siblings are identified by using exposure in the earliest months of life to the drought associated with the Indonesian wildfires of late 1997. Estimation results show that health capital (measured by height-for-age z-scores at childhood) significantly and positively affects the number of completed grades of schooling and the score on cognitive test. This imply that from a policy perspective, school and nutrition objectives should not be seen as competing goals but are closely interlinked. Therefore, financial resources devoted to child nutrition policies do not necessarily compete with those for the education agenda; instead, as implied in this essay, they can be regarded as a more cost effective way to raise present and future socio-economic development.
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Japan nimmt eine besondere Stellung in der Weltgeschichte ein, indem es als einzige nicht-westliche Macht unter den Großmächten die Geschicke der Weltpolitik im 19. und 20. Jahrhundert mitbestimmte. Als solche spielte es auch eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der modernen Völkerrechtsordnung. Innerhalb weniger Dekaden stieg Japan von der Position einer peripheren Nation im Schatten Chinas zur Hegemonialmacht in Ostasien auf und wurde – zumindest formal – gleichberechtigt in die Gemeinschaft der Nationen aufgenommen. Dieser Aufstieg zeigte überdeutlich, dass der souveräne Gebrauch von Völkerrecht nun nicht mehr nur eine Domäne der westlichen Mächte war und dass das Völkerrecht damit endgültig die Grenzen eines ius publicum europaeum hin zu einem "Weltrecht" überschritten hatte. Untersuchungen der Rezeption des westlichen Völkerrechts konzentrieren sich im Wesentlichen auf dieses frühe Kapitel der Rezeptionsgeschichte, sind jedoch bei aller Anerkenntnis der Erfolge Japans erstaunlich verhalten in der Bewertung der Rezeption selbst. So wird diese von vielen als zu passiv, eurozentrisch, "positivistisch" (ein Merkmal mit eher negativer Konnotation in Japan) und epigonal kritisiert. Ein alternativer Interpretationsentwurf sieht Japans Völkerrechtsrezeption zwischen 1905 und 1945 als Vorläufer einer revisionistischen Bewegung, die die normative Vormachtstellung des Westens in Frage stellt und eigene Ordnungsvorstellungen verfolgt. Dieser Diskurs steht in Zusammenhang mit der jüngeren Debatte um sogenannte "Asiatische Werte" und der postkolonialen Kritik an Völkerrecht in jüngster Zeit. Beide Argumentationsstränge sind jedoch, wie ihre innere Widersprüchlichkeit zeigt, irreführend hinsichtlich der Rolle, die das Völkerrecht in den Außenbeziehungen Japans spielte. Dieser Aufsatz möchte daher ein umfassenderes und zutreffenderes Verständnis dieser Rolle ermöglichen, indem es die Geschichte der Rezeption und Anwendung von Völkerrecht in Japan seit Anbeginn im Jahre 1853 bis zum Ende Japans als Imperialmacht im Jahre 1945 nachzeichnet und noch einmal die Frage nach ihrem kritischen bzw. konstruktiven Potential für die allgemeine Völkerrechtsentwicklung stellt. Zusammenfassend zeigt sich, dass das Völkerrecht in Japan anfangs eine rein funktionale Rolle innehatte, insofern seine Observanz gegenüber den westlichen Mächten einen hohen Grad an "Zivilisiertheit" signalisieren sollte und gegenüber den ostasiatischen Nachbarn als argumentative Waffe einer aggressiven Imperialpolitik diente. Japan hatte mit dieser Strategie auch Erfolg und konnte die verhassten "ungleichen Verträge" bereits 25 Jahre nach Abschluss des letzten Vertrages revidieren und sich nach 1905 als Hegemonialmacht in Ostasien etablieren. In Anbetracht dieser Funktion ist es daher kaum verwunderlich, dass japanische Völkerrechtler und Politiker eine eher passive, eurozentrische und "positivistische" Haltung gegenüber dem Recht einnahmen. Eine offene Kritik an der Völkerrechtspraxis vor 1919 hätten Japans Ziele eher gefährdet und wäre, selbst wenn ein solcher Wille dazu bestanden hätte, angesichts der Machtverhältnisse auch weitgehend wirkungslos geblieben. Aus den gleichen Gründen betrachteten japanische Politiker jedoch die liberalen Entwicklungen des Völkerrechts in der Zwischenkriegszeit eher als Bedrohung der japanischen Sonderstellung in Ostasien und schlossen sich dieser nur mit äußersten inneren Vorbehalten an. Dies gilt für den Völkerbund ebenso wie für das Verbot des Angriffskrieges durch den Briand-Kellogg-Pakt, und nur äußeres Prestige und die Furcht vor Isolation bewegten Japan, diesen beizutreten. Zudem wäre es irreführend, den "Positivismus" japanischer Völkerrechtler als Ausdruck eines Mangels an Kritik schlechthin zu verstehen. Kritik und Reserviertheit gegenüber dem westlichen Völkerrecht existierten seit Beginn seiner Rezeption und nahmen mit jeder subjektiv empfundenen Zurücksetzung Japans in der Weltpolitik noch zu. Diese Entfremdung brachte eine Tradition der "kritischen" Völkerrechtswissenschaft in Japan hervor, die insbesondere die politische, wirtschaftliche, soziale und historische Bedingtheit des angeblich "universalen" Völkerrechts in Augenschein nahm. Seine Hochzeit hatte dieser Ansatz in den Kriegsjahren von 1931 bis 1945, als Japan aktiv den status quo der internationalen Ordnung herausforderte und eine eigene normative Ordnung in Ostasien zu begründen suchte. Allerdings waren japanische Völkerrechtler wider Erwarten, auch wenn sie die kontinentale Expansion argumentativ unterstützen, nicht deren glühendsten Befürworter, sondern argumentierten aus einer defensiven Stellung heraus. Angesichts der Herausforderung, ein "Ostasiatisches Völkerrecht" erfinden zu müssen, warnten sie eher vor einer radikalen und irrationalen Abkehr vom normativen status quo und traten für eine graduelle Entwicklung neuer völkerrechtlicher Konzepte auf Grundlage des kritischen Studiums klassischen Völkerrechts ein. Sie suchten damit ihr Gebiet und ihre Profession gegen die zunehmenden Angriffe und Spott in der japanischen Öffentlichkeit zu verteidigen, allerdings mit geringem Erfolg. Die häufigen Verletzungen humanitären Rechts in den Schauplätzen des Krieges zeugen von der zersetzenden Kraft des "totalen Krieges", der ihre Argumente zunichte machte und sie selbst überrollte hätte, wenn nicht die Kapitulation im Jahre 1945 dieser Entwicklung Einhalt geboten hätte. Aus diesem Grund jedoch dient die Völkerrechtsrezeption Japans auch nicht als historisches Beispiel für eine "Herausforderung der normativen Hegemonie des Westens", sondern eher als warnendes Beispiel für die Notwendigkeit eines rationalen und konstruktiven Diskurses um normative Konzepte internationaler Ordnung heute. ; Japan takes a special place in global history as the only non-western power among the great powers which shaped the course of world politics during the late nineteenth and early twentieth century. Within less than half a century, Japan rose from a peripheral power in the shadow of China to the hegemonic power in Northeast Asia and was accepted as equal power (at least on the formal level) into the hitherto all-European family of nations. As such, it also played a significant role in the development of the modern international legal order as it is today. Japan's accession to the hitherto all-European concert of powers in 1905 demonstrated that the competent use of international law was not the exclusive domain of western powers anymore and that international law had shed its last vestiges of being a merely "European public law" and become a truly universally applied law. And yet, studies of the reception of international law in Japan, which largely focus on the early period between 1853 and 1905, often conclude their analysis with a mixed appraisal of the process, as they characterize it as being overly passive, Euro-centric and "positivistic" (a word of negative connotation in the Japanese context) and therefore merely derivative. An alternative interpretation, however, places Japan at the vanguard of a revisionist movement that challenged the hegemony of western international legal discourse and sought to establish an autonomous order in East Asia in the second phase of its engagement with international law between 1905 and 1945. This discourse ties in with the so-called "Asian values" debate and postmodernist criticism of international law in recent times. However, both narratives, as the inherent contradiction indicates, are misleading in their representation and analysis of the role which international law played in modern Japanese internationalist relations. This article aims to present a more coherent and consistent picture of international law in Japan by pursuing the whole trajectory of its reception and application in Japan's foreign politics, from the opening up of the country in 1854 until the final demise of Japan's imperial project in 1945. It argues that western international law during the initial phase of its reception had a purely functional role, as a signal of "civilization" and co-operation towards the western power, and as an argumentative weapon of expansion towards its East Asian neighbours. As such, it served its overall purpose well, as Japan managed to renegotiate the odious "unequal treaties" twenty-five years after the last was concluded and by 1905 had established itself as the hegemonic power in Northeast Asia. Considering this functional role, it is therefore not surprising that Japanese experts and politicians took a passive, Euro-centric and "positivistic" attitude towards the law. It did not serve Japan's interests to criticize international legal practice until 1919, nor would it be realistic to expect that Japan had the power to change it, even if it wanted to. However, it is also for the same reasons that Japan was inwardly reluctant to go along with the "Wilsonian" changes of international law in the 1920s, as multilateral institutions and the outlawry of war served Japan's purposes less than the classical law. It is merely for reasons of prestige and fear of abandonment that Japan would go along with these developments until 1933. Moreover, it would be erroneous to confuse Japan's apparent "positivism" with a lack of criticism in general. Feelings of estrangement and inner reservations co-existed with the apparent compliance right from the start and were carefully nurtured by successively felt slights and discriminations on the political side, whatever their claims to reality. This estrangement engendered a tradition of critical studies of international law in Japan which specifically addressed the political, economic, social and historical contingency and particularity of "universal" international law. This approach had its heyday during the war years between 1931 and 1945, when Japan actively challenged the political status quo of the international order and tried to carve out its own autonomous sphere in East Asia. However, contrary to expectations, international lawyers, although advising the Japanese authorities and justifying Japan's aggressive policy with their arguments, were not its most ardent supporters, but argued from a defensive and losing position. Faced with the challenge of inventing an "East Asian International Law", they warned against an irrational iconoclasm that would uncritically destroy the normative status quo and argued for a gradual evolvement of normative concepts on the basis of the existing order. Thus they tried to defend the law and their profession against a rising tide of criticism and contempt of international law in the public, with diminishing success. The frequent violations of international law in the theatres of war gave testimony to the eroding forces of "total war" that undermined their position and would have swept them away if surrender had not intervened in 1945. However, it is also for this reason that Japan's reception of international law does not serve as an historical example of "challenging the normative hegemony of the West", as more recent commentators would have it with a view to other rising powers, but rather as a warning reminder of the necessity of rational and constructive negotiation of concepts of normative order today.
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In: Geographie
Inhaltsangabe:Zusammenfassung: In der vorliegenden Arbeit wird eine erstmalige Entwicklung in der Gesellschaft des Menschen betrachtet: die gesellschaftliche Überalterung und deren Folgen und Konsequenzen für die Zukunftsfähigkeit der Städte. Der gesellschaftliche Alterungsprozess vollzieht sich in Deutschland seit Jahrzehnten unaufhaltsam – und geht in vielen strukturschwachen ostdeutschen Regionen einher mit einer kontinuierlich anhaltenden Abwanderung der Jungen und Leistungsträger. Beide Prozesse parallel exponieren die Zukunft der betroffenen Städte, Gemeinden und Regionen. Abwanderung und Überalterung bezeichnen Prozesse, die von den betroffenen Kommunen zumeist als Stigmatisierung empfunden werden. Eine offene und konstruktive Begleitung dieser Entwicklungen steckt noch in den Anfängen, häufig erfolgt die Fokussierung auf die Bedürfnisse der Abwandernden, nicht auf die der Bleibenden. Finanzierungen in soziale und technische Infrastrukturmaßnahmen erfolgen nach den jeweiligen Möglichkeiten der kommunalen Haushalte und der EU-, Bundes- und Landesförderprogramme und nicht immer nachhaltig im Sinne einer antizipativen baulichen Bestandsanpassung. Noch ist unsere Gesellschaft in vielen Bereichen auf die wachsende Langlebigkeit ihrer Mitglieder wenig vorbereitet. Solange die Themen Alter und Altern auch in der raumrelevanten Politik nicht entstigmatisiert werden, können keine zukunftsfähigen Strategien und Lösungen für die sich ändernden Anforderungen an Lebensraum, Sozialsystem und gesellschaftliches Miteinander entwickelt werden. Folgende Fragestellungen wurden vertiefend untersucht: - Wie zeichnet sich die wirtschaftliche und soziale Zukunft "alternder" und "schrumpfender" deutscher Klein- und Mittelstädte ab? - Welche Handlungsbedarfe bestehen? - Welche Potenziale liegen noch brach? Wie können diese aktiviert werden? - Leid: "Vergreiste Stadt" oder Leitbild: "Stadt für Alte"? – Wo liegen die beiderseitigen Chancen in der bewussten und gesteuerten Profilierung zur Stadt für Alte? - Wie begegnet man dem mentalen Problem des Entwicklungszieles "Stadt für Alte"? Gang der Untersuchung: Die vorliegende Arbeit gliedert sich in acht Kapitel. Kapitel 1: Der demografische Wandel in der Bundesrepublik Deutschland Die derzeitige Lebenssituation Älterer in der Bundesrepublik, die zunehmende Heterogenität der Lebensstile in der dritten Generation und die sich schlussfolgernd ergebenden Veränderungen der Lebens- und Wohnansprüche sind Gegenstand des ersten Kapitels. Zunehmende Langlebigkeit und wachsende Anteile von Altersarmut werden die Leistungsfähigkeit der ökonomischen und sozialen Netze zukünftig verändern. Einige Ursachen der disparaten räumlichen Verteilung der gesellschaftlichen Alterung in der Bundesrepublik werden aufgezeigt. Kapitel 2: Lebens- und Wohnbedürfnisse der dritten Generation Die heutige dritte Generation stellt sich wesentlich heterogener dar, als die Generationen der eigenen Eltern und Großeltern. Der Wandel der Familien- und sozialen Beziehungen, veränderte Ansprüche an die eigene Mobilität, Freizeitgestaltung und hat Auswirkungen auf die Gestaltung des Lebens- und Wohnumfeldes. Um Handlungsfelder anzuregen, wird die Entwicklung des Altenwohnens in der Bundesrepublik seit dem II. Weltkrieg dargestellt. Kapitel 3: Stadträumliche, funktionale und soziale Folgen der demografischen Überalterung Die Herausbildung der verschiedenen Seniorentypologien hat zunehmend Auswirkungen auf die sozialen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ihres Lebensumfeldes. Auch aus städtischer Sicht muss sowohl ökonomisch als auch wohnungspolitisch und stadtstrukturell auf den demografischen Wandel und die parallelen Individualisierungs- und Singularisierungstrends der dritten Generation reagiert werden. Eine Alterungsfähigkeit verschiedener Stadtquartierstypen wird untersucht. Kapitel 4: Seniorenstädte in den USA In den USA sind die Retirement Communities ein Erfolgsmodell – und werden in den deutschen Veröffentlichungen immer wieder als "Altenghetto" diffamiert. Eine ausgesprochen hohe Wohnzufriedenheit und überdurchschnittliche Identifikation mit ihrer "Stadt" steht dem gegenüber. Vor- und Nachteile des Lebens unter Gleichaltrigen, die Integrations- und sozialen Angebote der Retirement Communities und ein bewährtes Marketingkonzept offerieren – bei aller Kritik – auch durchaus nachahmenswerte Handlungsfelder für bundesdeutsche Klein- und Mittelstädte. Kapitel 5: Profilierungsmöglichkeiten deutscher Mittel- und Kleinstädte als seniorengerechte Städte Übertragbare Muster der Retirement communities und daraus resultierend sektorale und integrale Handlungsansätze für deutsche Bestandsstädte zur Profilierung als seniorenfreundlich werden dargestellt. Stadträumliche Voraussetzungen und die Entwicklungsfähigkeit bisher vorrangig unbegleiteter mehrdimensionaler Prozesse wird dabei berücksichtig und Vorschläge bewusster Steuerung und Begleitung überalternder Städte zu modernen Städten mit vielseitigen alters- und alterungsspezifischen Angeboten unterbreitet. Kapitel 6: Von der Makro- zur Mikroebene: Wohnen in seniorengerechten Städten Bauliche und soziale Ansprüche an das alterungsgerechte Wohnen – von den tradierten und neuen Wohnformen über die vielseitigen Möglichen der Wohnraumanpassung bis zu den komplementären Angeboten und Bedarfen in Wohnumfeld und Stadtstruktur – werden mit den jeweiligen Wirkungen – Aktivierung, Mobilisierung, Integration, ... – dargestellt. Kapitel 7: Freizeit-; Kultur- und Bildungsangebote Mit der Ausbildung der zahlreichen Lebensstile in der dritten Generation wurden Senioren einerseits als ertragsbringende Zielgruppen für Kultur, Tourismus, Sport und Bildung erkannt und erschlossen, andererseits werden die gesellschaftlichen und sozialen Potenziale der dritten Generation in Deutschland noch absolut unzureichend aktiviert. Der Reichtum der fast freien Zeitverfügbarkeit der dritten Generation setzt nach dem Austritt aus der Erwerbstätig- keit ein enormes soziales Kapital frei, das gesellschaftlich bislang nur rudimentär genutzt wird. Im siebenten Kapitel werden Vorschläge unterbreitet, wie durch die Aktivierung des ehrenamtlichen Engagements Städte "weiche" Standortvorteile und Alleinstellungsmerkmale erringen können, die zumal für beide beteiligten Seiten durchaus gewinnbringend wäre. Kapitel 8: Zusammenfassung und Fazit "Stadt für Alte" Abschließend erfolgt eine Kurzfassung der Trends und der sich aus der demografischen Entwicklung ergebenden Chancen und Vorteile für die Profilierung deutscher Bestands- Klein- und Mittelstädte als alterungs- und altengerechte Städte. Die sich im Rahmen der Arbeit ergebenen offen gebliebenen Fragen können und sollen zur Weiterarbeit an dem Thema anregen, das abschließende Fazit unterstreicht die Machbarkeit der derzeitigen Vision einer modernen, sozialen und lebendigen "Stadt für Alte". Inhaltsverzeichnis: 1.DER DEMOGRAFISCHE WANDEL IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND10 1.1DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG10 1.1.1Natürliche Bevölkerungsentwicklung11 Überalterung der Bevölkerung12 Verschiebung der Jugendlast- und Alterslastquotienten12 1.1.2Die räumliche Dimension des demografischen Wandels13 Verteilung der gesellschaftlichen Alterung13 Transformationsprozesse in Klein- und Mittelstädten und ländlichen Regionen der neuen Bundesländer14 Überalterung und regionale Schrumpfungsprozesse16 1.1.3Lebenserwartung - Rückblick und derzeitiger Stand16 1.1.4Grunddaten zur dritten Generation in der Bundesrepublik17 Bildungs- und Ausbildungsstand17 Eintrittsalter in den Ruhestand18 Finanzielle - und Eigentumssituation der Senioren18 Gesundheit im Alter21 Was ist neu am Altern heute?22 1.2RÄUMLICHE BEVÖLKERUNGSBEWEGUNGEN23 1.2.1Internationale Wanderungsbewegungen23 Internationale Wanderungsbewegungen der dritten Generation23 1.2.2Binnenwanderungen24 Alten- oder Altenruhesitzwanderungen innerhalb der Bundesrepublik25 Innerstädtische und innerregionale Wanderungsbewegungen25 1.2.3Notwendigkeit und Bereitschaft des Wohnortwechsels in den einzelnen Generationen26 2.LEBENS- UND WOHNBEDÜRFNISSE DER DRITTEN GENERATION27 2.1JUNG, ERWACHSEN, ALT?27 2.1.1Seniorentypologien nach Lebensstilen28 2.1.2Die drei Altersphasen der dritten Generation29 Die "Jungen Alten", Jungsenioren, Second Careers, Best Ager30 Die "Mittleren Alten", Senioren, Good Timers31 Die Hochbetagten, Hochaltrigen, Langlebigen31 2.2DIE INTEGRATION DER DRITTEN GENERATION32 2.2.1Familien- und Generationenbeziehungen im Wandel32 Bedeutung innerfamiliärer Beziehungen32 Die Ehe oder Lebenspartnerschaft33 Freunde34 2.2.2Die gesellschaftliche Integration34 Politische Integration34 "Altenhilfe" in der Bundesrepublik – eine langsame Metamorphose34 "Gewachsene" Integration von Senioren in die Gesellschaft35 Ein Ausblick35 2.3MOBILITÄT IN DER DRITTEN GENERATION36 2.3.1Aspekte der Mobilität für Ältere36 Häusliche Mobilität36 Alltagsmobilität und außerhäusliche Mobilität37 Freizeit- und Reisemobilität37 Mobilität und Gesundheit37 2.4DIE VERÄNDERUNG DES TAGESABLAUFES IN DER DRITTEN GENERATION39 2.4.1Schlüsselfaktor Zeit39 Verschiebung der Zeitanteile der Tagesgestaltung39 2.4.2Sinnsetzung und Lebensgestaltung nach der Erwerbstätigkeit40 Freizeitgestaltung und Freizeitkultur der dritten Generation40 Sozialzeiten der dritten Generation – Potenziale für tragfähige Netzwerke41 2.5VERÄNDERUNG DER ANSPRÜCHE AN WOHNUNG UND WOHNUMFELD IN DER GENERATIONENFOLGE42 2.5.1Wohnansprüche und Wohnverhalten42 Haushaltsstrukturen43 Aspekte der Wohnungsgröße und Ausstattung43 Frauenspezifische Belange43 2.5.2Sicherheitsaspekte der Wohnung und des Wohnumfeldes44 Sicherheitsgewährleistung in der Wohnung44 2.6WOHNANGEBOTE FÜR SENIOREN IN DER BUNDESREPUBLIK45 2.6.1Wo wohnt die dritte Generation?45 2.6.2Wohnen im eigenständigen Haushalt46 Seniorengerechte Einzelwohnungen46 Wohnen im Eigentum46 2.6.3Wohngruppen und "neue Wohnmodelle"46 "Neue Wohnmodelle" für Senioren47 Betreutes Einzelwohnen und betreute Wohngruppen47 Altendörfer bzw. Altenwohnsiedlungen48 Fazit48 2.6.4Pflegeheime, Altenwohnheime, Seniorenheime49 Die Entwicklung der Altenwohn- und Pflegeheime in der Bundesrepublik49 Altenpflegeheime50 Altenstifte, Altenheime und Seniorenheime50 Seniorenwohnanlagen, -häuser, -residenzen51 2.6.5Schlussbemerkung51 3.STADTRÄUMLICHE, FUNKTIONALE UND SOZIALE FOLGEN DERDEMOGRAFISCHEN ÜBERALTERUNG52 3.1VERÄNDERTE NUTZUNG DES WOHNUMFELDS, DES ÖFFENTLICHEN RAUMES UND DER SOZIALEN UND TECHNISCHEN INFRASTRUKTUR52 3.1.1Direktes Wohnumfeld53 3.1.2Öffentlicher Raum53 Transiträume53 Kommunikationsräume und Ruhezonen54 Saisonale Aspekte54 3.1.3Halböffentliche Räume54 Anpassung der Funktionsansprüche der städtischen sozialen Infrastruktur54 3.2DIE AUSWIRKUNGEN AUF DIE NACHBARSCHAFTLICHEN BEZIEHUNGEN UND SOZIALEN NETZE DER STÄDTE56 Bewahrung, Integration und Herstellung stabiler Nachbarschaften56 3.2.1Bewertung ausgewählter Wohnquartiers- und Stadtraumtypen hinsichtlich der Anpassungsfähigkeit alternder Bewohnerstrukturen56 Großsiedlungen des komplexen Wohnungsbaus57 Gründerzeitviertel59 Innenstadt- bzw. Altstadtbereiche61 Wohnsiedlungen in Einfamilien- und Doppelhausbauweise61 Wohnquartierstypen und Alterungsfähigkeit – Fazit63 4.EXKURS: SENIORENSTÄDTE IN DEN USA64 4.1DIE RÄUMLICHE UND SOZIALE FRAGMENTIERUNG AMERIKANISCHER STÄDTE64 4.2SENIORENSTÄDTE IN DEN USA66 4.2.1Rückblick – Das Entstehen der Winterwohnorte und Altersruhesitze in den USA66 4.2.2Marketing der Retirement communities66 4.2.3Zielgruppen und Organisationsstrukturen67 Bewohnerstrukturen67 Städtische Organisation67 4.2.4Bautypen und Gliederung der Retirement Communities68 Stadtgrundrisse und Baumerkmale68 Angebote und Ausstattung der Haustypen68 Ausstattung mit Infrastruktureinrichtungen und betreuten Wohnformen69 Bewohnerintegration und Bewohneraktivierung69 Freizeiteinrichtungen und -angebote69 4.2.5Zusammenfassung/ Fazit70 5.PROFILIERUNGSMÖGLICHKEITEN DEUTSCHER MITTEL- UND KLEINSTÄDTE ALSSENIORENGERECHTE STÄDTE71 5.1HANDLUNGSFELDER UND KRITERIEN AUF DEM WEG ZUR SENIORENGERECHTEN STADT72 5.1.1Kommunalpolitische Umorientierung72 Klares Entwicklungsleitbild72 Ausschöpfung der klein- und mittelstädtischen Potenziale72 Kommunale Altenplanung73 Neue Organisationsstrukturen74 Infrastrukturanalysen und Entwicklungsszenarien74 5.1.2Entspannter Wohnungsmarkt74 5.1.3Stadt(teil)- Seniorenmanagement – räumliche Schwerpunktsetzung75 5.1.4Integration in die Gemeinschaft75 Partizipations- und Netzwerkförderung75 5.1.5Ausbau städtischer Strukturen und Potenziale75 Stärkung des Stadt- bzw. Ortszentrums75 Versorgungsstrukturen76 Funktionsmischungen77 5.1.6Öffentlichkeitsarbeit77 Stadt(teil)zeitung77 Bewohnerberatung77 Anlaufstellen für Externe77 5.1.7Bewohnerwerbung78 Der "Schnupperkurs" Seniorenstadt: temporäres und saisonales Wohnen für Alte78 5.2AKTIVIERUNG UND PARTIZIPATION DER DRITTEN GENERATION79 5.2.1Methoden der Beteiligungsverfahren79 Bürgerbefragungen79 Öffentliche Anhörungen, Foren und Diskussionen80 Aktivierende Workshops80 Over Wonen van Ouderen Gesproken (OWOG)81 5.2.2Partizipation und Leitbild82 Bürgerjury und Bürgerbudget82 5.2.3Institutionen82 Seniorenbüros82 Seniorenreferate/ bzw. -beiräte, Seniorenbeauftragte und Interessenvertretungen84 5.2.4Fazit und Übersicht84 6.VON DER MIKRO- ZUR MAKROEBENE: WOHNEN IN SENIORENGERECHTENSTÄDTEN86 6.1WOHNUNG, WOHNBERATUNG, WOHNANPASSUNG UND WOHNFORMEN86 6.1.1Sozialverträgliche Mieten und Wohnsicherheit87 6.1.2Bauliche Voraussetzungen und Komponenten für differenzierte und alternative Angebote an altengerechtem Wohnraum87 Altengerechter Neubau87 Strukturelle Wohnraumanpassung87 Private Wohnraumanpassung88 Finanzierung von Wohnraumanpassungsmaßnahmen89 Das smart home89 6.1.3"Traditionelle" Wohnformen für Senioren89 Miet- und Eigentumswohnungen für Einzelhaushalte89 Service-Wohnen89 6.1.4"Neue" Wohnformen für Senioren90 Räumliche Voraussetzungen und individuelle Hindernisse90 Selbstbestimmte Wohnprojekte, selbstverwaltete Wohn- und Hausgemeinschaften91 Betreute Wohngruppen92 Beratung und Begleitung92 6.1.5Komplementäre Angebote zum Wohnen92 Wohnberatungsstellen und Wohnungstauschbörsen92 Hauswirtschaftliche Dienstleistungen93 6.1.6Medizinische Dienstleistungen93 Hausnotruf93 Tages- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen93 Mobile Pflegedienste93 Häusliche Sterbebegleitung und Hospize94 6.2BEDARFE UND ANGEBOTE IN WOHNUMFELD UND STADTSTRUKTUR95 6.2.1Öffentlicher Raum, Grün- und Freiflächen, städtische Plätze und Möglichkeiten auf städtischen Verfügungsflächen95 Stadtplätze95 Grünflächen und Spielplätze96 Gedeckte und ungedeckte Sportanlagen96 Gemeinschaftsgärten, Mietergärten, Generationengärten und Seniorengärten97 Dog-runs97 6.2.2Mobilitätsgerechte städtische Strukturen98 Straßenraumgestaltung und Querungshilfen98 Motorisierter Individualverkehr (MIV)100 ÖPNV – Anforderungen an die Verkehrsmittel und Bahnhöfe101 Schutz vor Vandalismus und Kriminalität – Unterstützung des Sicherheitsempfindens101 Besondere Mobilitätsmodelle und gewährleistete Anbindung an die private Mobilität101 7.FREIZEIT-, KULTUR- UND BILDUNGSANGEBOTE102 7.1EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT IN SENIORENGERECHTEN STÄDTEN102 7.1.1Die Aspekte ehrenamtlicher Arbeit103 Zielsetzung ehrenamtlicher soziale Arbeit und Selbsthilfe104 Wohlfahrt im Alter: wer wird sie sich zukünftig leisten können?105 7.1.2Organisationsformen und Zielsetzungen ehrenamtlicher Arbeit105 Offene Altenhilfe106 Seniorenselbsthilfeorganisationen und -selbsthilfegruppen106 Seniorenmentoring, Seniorenexpertenservice und Senior-Partners106 Freiwilligen- und Tauschzentralen106 Wissens-, Kontakt-, Zeit- und Hobbybörsen107 Weitere Engagementbereiche ehrenamtlicher Tätigkeiten107 Schaffung engagementfördernder Rahmenbedingungen108 7.2KULTURVERANSTALTUNGEN UND BILDUNGSMÖGLICHKEITEN IN SENIORENGERECHTEN STÄDTEN109 7.2.1Einzelkulturevents und saisonale Veranstaltungen109 7.2.2Kontinuierliche Angebote109 Vereine109 Quartiersbezogene Seniorentreffpunkte im Wohngebiet109 7.2.3Bildungs- und Weiterbildungsangebote110 Neue Medien und Kommunikation110 Internetkurse und Internetcafé111 Kurse und Vortragsreihen und Weiterbildungsmöglichkeiten111 7.3SENIORENTOURISMUS112 7.3.1Warum Tourismus in seniorengerechte Städte?113 Besonderheiten des Segments Seniorentourismus113 7.3.2Alternative Reise- und Ausflugsformen113 Angebote wie "Ferienlager" und "Klassentreffen" in seniorengerechten Städte114 Urlaub mit der Familie oder Urlaub mit Enkeln114 Urlaub und Bildung114 Vereinsreisen115 Tagesausflüge für Bewohner von Seniorenstädten115 Aufgaben eines lokalen Reisevereins115 8.ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT "STADT FÜR ALTE"116 8.1DIE TRENDS116 8.2DIE CHANCEN UND VORTEILE116 8.3DIE OFFENEN FRAGEN119 8.4FAZIT UND AUSBLICK122 ANHANG123 ABBILDUNGEN123 TABELLEN123 FOTOS124 LITERATURVERZEICHNIS125 INTERVIEWS129 INTERNETQUELLEN130
Blog: Nachhaltigkeit, Klimakrise, Postwachstum und das gute Leben
Mit der Verabschiedung der Agenda 2030 wurden im Jahr 2015 siebzehn Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), festgelegt. Da die SDGs auf alle Ebenen der Regierung anwendbar sind, bilden diese Ziele auch für Kommunen einen wichtigen Rahmen zur Orientierung. Eine nachhaltige Entwicklung gewinnt somit auch auf kommunaler Ebene zunehmend an Bedeutung. Dies zeigt sich unter anderem anhand des Engagements, das in vielen Kommunen zu erkennen ist. Durch die SDGs haben auch Kommunen einen strategischen Orientierungsrahmen und können konkrete Ziele und Maßnahmen leichter festlegen. Nachhaltigkeit kann somit vor Ort wirkungsvoller in die Realität umgesetzt werden.Effektiver Klimaschutz und Nachhaltigkeitsmanagement auf kommunaler Ebene ist essenziell. Neben dem notwendigen Beitrag zur nationalen und internationalen nachhaltigen Entwicklung können Kommunen klare Vorteile aus einer Nachhaltigkeitsstrategie ziehen: Beispielsweise können Gebäude energieeffizienter gebaut und genutzt und das Verkehrssystem kann effizienter und umweltfreundlicher gestaltet werden und gleichzeitig die CO2-Belastung und Verkehrsdichte im urbanen Raum reduzieren. Was zum Klimaschutz beiträgt, kann demnach gleichzeitig die Attraktivität von Kommunen steigern. Des Weiteren schützen sich Kommunen so vor Wetterextremen und können sich an den Klimawandel anpassen.Nach wie vor bestehen Unterschiede. Während einige Kommunen bereits seit mehreren Jahrzehnten an einer möglichst nachhaltigen Stadtentwicklung arbeiten und bereits viele Erfahrungen sammeln und Erkenntnisse gewinnen konnten, haben andere Städte vergleichsweise spät damit begonnen. Weiterhin schlagen Kommunen teils sehr unterschiedliche Wege ein, um die festgelegten Nachhaltigkeitsziele zu verwirklichen. Dies kann beispielsweise an den örtlichen Gegebenheiten oder an unterschiedlichen Ziel- und Schwerpunktsetzungen liegen. Übergeordnet stellen sich die Fragen, wieso gerade auf kommunaler Ebene viel für den Klimaschutz und Nachhaltigkeit getan werden muss und seit wann dies konkrete Formen annimmt.Ziel dieser Ausarbeitung ist es, zwei europäische Großstädte bezüglich ihrer bisherigen Nachhaltigkeitsentwicklung zu untersuchen. Die Schwerpunktsetzung liegt dabei sowohl beim Bereich Mobilität als auch bei ausgewählten Maßnahmen im Bereich einer nachhaltigen Stadtplanung. Weitere Aspekte werden bei Bedarf hinzugezogen. Ein Vergleich zwischen beiden Städten soll anschließend erfolgen. Bei diesem Vergleich müssen die Besonderheiten der jeweiligen Stadt berücksichtigt werden. Auch wenn nicht alle Parameter berücksichtigt werden können und ein direkter Vergleich möglicherweise nicht in allen Bereichen zielführend ist, können dadurch Erkenntnisse, beispielsweise bezüglich des Fortschritts der jeweiligen Stadt, gewonnen werden.Bei den zu untersuchenden Kommunen handelt es sich um Kopenhagen und München. Beide Städte weisen unterschiedliche Ausgangslagen, Besonderheiten und geografische Gegebenheiten auf, was darauf schließen lässt, dass divergente Befunde auftreten. Dies macht einen Vergleich interessanter und aufschlussreicher als beispielsweise einen Vergleich auf nationaler Ebene. Es handelt sich um internationale Städte innerhalb der Europäischen Union. Weiterhin sind beide Städte Großstädte, die ihre jeweilige Region prägen. Trotz der verschiedenen Gegebenheiten werden dabei exemplarisch ähnliche Bereiche beleuchtet. Dies soll die Vergleichbarkeit gewährleisten. Neben der Mobilität werden die Bereiche der Energieversorgung und Extremwetter- beziehungsweise Klimaanpassung beleuchtet.Bevor die Kommunen untersucht werden, werden im Vorgriff die für diese Ausarbeitung notwendigen Grundlagen thematisiert. Hier werden zentrale Elemente untersucht, zum Beispiel, wie Nachhaltigkeit definiert wird, welche Rolle eine nachhaltige Stadt spielt, was eine nachhaltige Stadt ausmacht und wie der urbane Raum überhaupt zentral für internationale Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsbestrebungen werden konnte. Da es sich hierbei um zentrale Aspekte handelt, die es auf dem Weg zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu verstehen gilt, fällt dieser Teil verhältnismäßig umfangreich aus.GrundlagenIn diesem Kapitel werden relevante Grundlagen betrachtet. Dazu gehört neben Grundbegriffen und Faktoren, die sich auf nachhaltige Mobilität und Stadtplanung beziehen, ein kurzer Überblick, der beschreibt, wie das Thema Nachhaltigkeit historisch betrachtet für die kommunale Ebene relevant wurde. Darüber hinaus muss der Begriff Nachhaltigkeit vorab definiert werden, womit nachfolgend begonnen wird.Begriff NachhaltigkeitDer Begriff Nachhaltigkeit existiert seit mehr als drei Jahrhunderten und wurde ursprünglich in der Forstwirtschaft verwendet. Nachhaltigkeit stammt aus einem Bereich, in dem ressourcenschonendendes Wirtschaften äußerst relevant ist. Bezeichnend für das damalige Verständnis von Nachhaltigkeit ist die Vorgabe, innerhalb eines Jahres nicht mehr Holz zu fällen, als in derselben Zeitspanne nachwachsen kann (vgl. Weinsziehr/Verhoog/Bruckner 2014, S. 3). Die Forstwirtschaft arbeitete demzufolge dann nachhaltig, wenn der Verbrauch der Ressourcen und somit die Abholzung die Menge des nachwachsenden Holzes nicht übersteigt. Die heutige Auffassung von Nachhaltigkeit ist mit diesem Ursprungsgedanken eng verknüpft. Dies zeigt sich auch anhand der folgenden Definition:"Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden" (vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2023c, o.S.).In der heutigen Zeit bezieht sich der Begriff Nachhaltigkeit jedoch auf alle Wirtschaftsbereiche und beinhaltet einen weiteren Aspekt, die sogenannte "Triple Bottom Line" (TBL), welche drei Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung benennt (vgl. Weinsziehr/Verhoog/Bruckner 2014, S. 3f.): Die wirtschaftliche Effizienz, die soziale Gerechtigkeit und die ökologische Tragfähigkeit müssen gleichberechtigt betrachtet werden, und möglichst alle politischen Entscheidungen sollten Nachhaltigkeit als Grundlage beinhalten (vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2023c, o.S.).Der Begriff Nachhaltigkeit wird heute teilweise inflationär verwendet (vgl. Aden 2012, S. 15). Im weiteren Verlauf dieser Arbeit spielt vor allem das Verständnis einer nachhaltigen Entwicklung eine Rolle, was wie folgt definiert werden kann:"Politik und menschliches Verhalten sollen sich an der langfristigen Erhaltung der Lebensgrundlagen orientieren" (ebd., S. 15).Nachhaltige Stadt: Eine ArbeitsdefinitionEs gilt, eine adäquate Arbeitsdefinition von Nachhaltigkeit im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu formulieren. Ziel dieser Arbeit ist es, vor allem den Bereich Mobilität innerhalb von München und Kopenhagen zu beleuchten. Nachhaltigkeit im weiteren Verlauf bezieht sich somit vermehrt auf eine ressourcenschonende und emissionsarme Verkehrsplanung. Neben der Verkehrsplanung sind jedoch weitere Elemente interessant. Eine in der Gesamtheit nachhaltige Stadt lässt sich wie folgt definieren:" […] ein gut ausgebautes Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs, eine regelmäßige Müllentsorgung sowie architektonische Innovationen, die es der städtischen Bevölkerung erlauben, einen nachhaltigen Lebensstil zu pflegen" (Bildung für nachhaltige Entwicklung 2023, o.S.).Ein nachhaltiger Lebensstil wiederum bedeutet, dass Menschen durch ihren eigenen Lebensstil und den Verbrauch ihrer Ressourcen nachfolgenden Generationen dieselben Möglichkeiten bieten (vgl. Aachener Stiftung Kathy Beys 2015, o.S.). Eine nachhaltige Stadt ist gleichzeitig eine für ihre Bewohner:innen ansprechende Stadt, die eine saubere Umwelt, ein intaktes Verkehrssystem, erschwingliche Energie und ein gutes gesellschaftliches Miteinander gewährleistet (vgl. Dütz 2017, S. 15).Eine nachhaltige Stadtentwicklung kann somit eine Vielzahl verschiedener Themenbereiche beinhalten (vgl. Firmhofer 2018, S. 10). Aufgeteilt in zwei Oberbereiche muss sich eine Stadt bezogen auf die städtische Infrastruktur und auf das städtische Leben verändern. Die städtische Infrastruktur beinhaltet zum Beispiel das Transportwesen sowie die Energie- und Wasserversorgung. Das städtische Leben enthält unter anderem wohnliche, arbeitstechnische, soziale und kulturelle Elemente (vgl. ebd., S. 10). Der Begriff Stadtentwicklung selbst bezeichnet"die Steuerung der Gesamtentwicklung von Städten und Gemeinden und erfordert eine integrierte und zukunftsgerichtete Herangehensweise, die durch Stadtplanung […] umgesetzt wird" (Koch/Krellenberg 2021, S. 19).Folgende Handlungsfelder sind besonders relevant für eine nachhaltige Stadtentwicklung: Die Dekarbonisierung, die Förderung möglichst umweltfreundlicher Mobilität, das Ziel einer baulich und räumlich kompakten sowie sozial durchmischten Stadt, die Klimawandelanpassung und die Bekämpfung von Armut (vgl. ebd., S. 22).Diese Eingrenzung dient als Fokus dieser Ausarbeitung. Das Augenmerk liegt neben der städtischen Verkehrsinfrastruktur auf weiteren ausgewählten Aspekten, beispielsweise auf der Energieversorgung und baulichen Maßnahmen. Diese Aspekte werden hinsichtlich der Frage betrachtet, ob und in welchem Maße die städtische Bevölkerung dadurch einen nachhaltigen Lebensstil erreichen kann. Somit ist ebenso das städtische Leben relevant.Entwicklung nachhaltiger KlimaschutzzieleUm zu verstehen, wie sich ein Nachhaltigkeitskonzept auf kommunaler Ebene entwickeln konnte, wird ein historischer Überblick gegeben, der die Entwicklung nachhaltiger Klimaschutzziele von der globalen bis hin zur kommunalen Ebene zusammenfasst. Dabei werden vor allem relevante Eckpunkte benannt.Im Jahr 1997 wurde das Kyoto-Protokoll beschlossen und trat acht Jahre später in Kraft. Durch diese Vereinbarung verpflichteten sich die meisten Industriestaaten inklusive der damaligen EU-Mitgliedsstaaten dazu, die Emissionen von bestimmten Treibhausgasen innerhalb von vier Jahren um mindestens fünf Prozent, verglichen mit dem Jahr 1990, zu senken (vgl. Eppler 2023, o.S.).Im Jahr 2000 verständigten sich die Vereinten Nationen (UN) auf die Millennium Development Goals (MDGs) (vgl. Koch/Krellenberg 2021, S. 6). Durch diese Erklärung verpflichteten sich die Staats- und Regierungschefs der jeweiligen Staaten neben der Bekämpfung von Armut, Hunger und Krankheiten auch gegen Umweltzerstörung vorzugehen. Um die Fortschritte messbar zu machen, wurden Zielvorgaben für das Jahr 2015 formuliert (vgl. Weltgesundheitsorganisation 2018, o.S.). Der Fokus lag auf der supranationalen, also auf der überstaatlichen Ebene. Eine nachhaltige Stadtentwicklung stand nicht im Fokus, war durch einige Zielformulierungen dennoch indirekt betroffen (vgl. Koch/Krellenberg 2021, S. 6).Im Jahr 2009 fand die Weltklimakonferenz in Kopenhagen statt. Das Ziel, die Erderwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, wurde als Absichtsziel erklärt, jedoch fehlten verpflichtende Regelungen (vgl. Schellnhuber u. a. 2010, S. 5). Der festgelegte Wert von zwei Grad Celsius kommt durch die Wissenschaft zustande. Diese geht davon aus, dass dieser Wert nicht überschritten werden darf, um drastische Konsequenzen zu vermeiden (vgl. Buhofer 2018, S. 83).Mit dem Pariser Klimaabkommen wurde das Zwei-Grad-Celsius-Ziel festgelegt (vgl. Edenhofer/Jakob 2017, S. 39). Dieses Mal handelt es sich um ein völkerrechtlich bindendes Abkommen, welches das Kyoto-Protokoll ablöste und zur Erreichung der Eckpunkte verstärkt die kommunale Ebene miteinbezieht (vgl. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg 2023, o.S.). Weitere Ziele des Pariser Klimaabkommens, das Ende 2016 in Kraft trat, sind die Senkung von Emissionen und die Klimawandelanpassung (vgl. Watjer 2023, o.S.). Nationale Klimaschutzkonzepte sind in der Regel als Folge des Pariser Klimaabkommens entstanden (vgl. ebd. 2023, o.S.). Die Vereinten Nationen brachten im Jahr 2015 die Agenda 2030 auf den Weg, die klare Ziele für eine nachhaltige Entwicklung benennt (vgl. Koch/Krellenberg 2021, S. 7).Agenda 2030 und die Sustainable Development Goals"Transforming our world" (Koch/Krellenberg 2021, S. 6) - diese Formulierung verdeutlicht die ambitionierten Ziele, die mit der Agenda 2030 durch die Ziele für nachhaltige Entwicklung, die Sustainable Development Goals (SDGs) festgelegt wurden. Die Agenda 2030 ist für alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen gültig. Kern der Agenda ist das Ziel einer nachhaltigen globalen Entwicklung auf allen dazugehörigen Ebenen, was durch die 17 Ziele erreicht werden soll (vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2023a, o.S.). Diese Ziele ergänzen sich gegenseitig, haben den gleichen Stellenwert und beinhalten jeweils zwischen acht und zwölf Unterziele (vgl. Koch/Krellenberg 2021, S. 9). Auch wenn die Agenda 2030 von allen UN-Mitgliedsstaaten beschlossen wurde, ist diese rechtlich nicht bindend, was ebenfalls für die SDGs gilt (vgl. ebd. 2021, S. 12).Im Vergleich zu den MDG-Zielen sind die SDG-Zielsetzungen umfangreich formuliert und mit SDG-Ziel elf wird erstmals die regionale und lokale Ebene in den Blickpunkt genommen. Dieses Ziel betrachtet ausdrücklich die Entwicklung von Städten und Gemeinden mit dem Anspruch, diese neben einer nachhaltigen Gestaltung sicherer, inklusiver und widerstandsfähig zu gestalten (vgl. Koch/Krellenberg 2021, S. 7f.).Nachfolgend werden die wichtigsten Unterziele dargestellt. Neben der Sicherung von bezahlbarem Wohnraum soll das Verkehrssystem nachhaltig, sicher, zugänglich und bezahlbar ausgebaut werden (vgl. Vereinte Nationen 2023b, S. 24). Siedlungspläne sollen auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet werden (vgl. ebd., S. 24). Ziel hierbei ist es, die Verstädterung bis 2030 nachhaltiger und inklusiver zu organisieren. Ebenfalls bis 2030 soll die Zahl der durch Klimakatastrophen bedingten Todesfälle und Betroffenen deutlich gesenkt werden (vgl. Koch/Krellenberg 2021, S. 10). Von Städten ausgehende schädliche Umweltauswirkungen sollen verringert, die Luftqualität verbessert und Grünflächen als öffentliche Räume geschaffen und inklusiv, also für alle Menschen, zugänglich gemacht werden (vgl. Vereinte Nationen 2023b, S. 24).Weitere SDGs lassen sich nur durch städtische Maßnahmen verwirklichen und sind daher eng mit der urbanen Entwicklung verbunden. Ein Beispiel ist SDG 7, das auf nachhaltige beziehungsweise erneuerbare Energien fokussiert ist und nicht entkoppelt von der zukünftigen Energieversorgung in den Städten betrachtet werden kann (vgl. Koch/Krellenberg 2021, S. 11).Durch die Festlegung dieser Ziele ist Nachhaltigkeit ein zentraler Aspekt der Städteplanung und -entwicklung. Städte stehen somit spätestens seit der Agenda 2030 auch formell vor großen Herausforderungen und Transformationsprozessen. Die Zuspitzung von Umweltkatastrophen und Extremwetterereignissen zeigt, dass Städte darüber hinaus dazu gezwungen sind, Klimaanpassungsmaßnahmen und eine nachhaltige Stadtentwicklung zügig umzusetzen.Klimaschutz in der Europäischen Union, in Deutschland und in DänemarkWas haben diese internationalen Abkommen bewirkt? Da München und Kopenhagen im Fokus dieser Ausarbeitung stehen, müssen diese Städte betreffende Beschlüsse bezüglich der gesetzten Ziele einer nachhaltigen Stadtentwicklung auf weiteren Ebenen betrachtet werden. Trotz der Ähnlichkeit der festgelegten Klimaschutzprogramme in der EU, in Dänemark und in Deutschland, werden diese separat zusammengefasst. Im Jahr 2007 betrug der Anteil der EU an globalen CO2-Emissionen ein Sechstel und der Anteil der Treibhausgasemissionen der Industrieländer ein Fünftel (vgl. Dröge 2007, S. 2). Dies untermauert den Handlungsbedarf.Das Klimaschutzprogramm der aktuellen Fassung des deutschen Klimaschutzgesetzes hat an den ehrgeizigen Zielen nichts geändert. Nach wie vor soll Deutschland bis 2045 treibhausgasneutral sein und den Ausstoß von Treibhausgasen bereits bis 2030 um 65 Prozent gesenkt haben (vgl. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2023, o.S.).Dänemark hat eine Klimastrategie vorgelegt und sich das Ziel gesetzt, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Bis 2030 will Dänemark seine Treibhausgasemissionen um 70 Prozent senken. Klimaneutralität soll bis 2050 erreicht sein (vgl. Außenministerium Dänemark 2020, S. 27). Ebenso will Dänemark dazu beitragen, die globalen Anstrengungen voranzutreiben. Hierfür soll mit anderen Ländern und mit nichtstaatlichen Akteur:innen zusammengearbeitet werden (vgl. Außenministerium Dänemark 2020, S. 6).Auf EU-Ebene sind die Zielsetzungen ähnlich, was sich durch den "Green Deal" der EU zeigt. Demzufolge sollen die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent reduziert werden, bis 2050 soll Treibhausgasneutralität herrschen (vgl. Europäische Kommission 2023, o.S.). Ziel ist es, durch diesen europäischen "Grünen Deal" der erste klimaneutrale Kontinent zu werden und dementsprechend die Verpflichtungen umzusetzen, die sich aus dem Pariser Klimaabkommen ergeben (vgl. Europarat 2023, o.S.). Folglich sind die Ziele von Deutschland und Dänemark bezüglich der Erreichung und der Höhe der Einsparungen teilweise höher angesetzt, als auf EU-Ebene beschlossen.Nachhaltige StadtentwicklungEs stellt sich die Frage, aus welchen Gründen gerade der urbane Raum eine zentrale Größe für Nachhaltigkeitsziele einnimmt. Aktuelle Berichte, Daten und Prognosen können dabei helfen, diese Frage zu beantworten.Relevanz einer nachhaltigen StadtentwicklungDer jüngste SDG-Fortschrittsbericht wurde im Mai 2023 veröffentlicht. Die Vereinten Nationen kommen darin zu dem Ergebnis, dass über die Hälfte der Weltbevölkerung momentan in städtischen Gebieten lebt. Dieser Anteil könnte bis 2050 auf etwa 70 Prozent steigen (vgl. Vereinte Nationen 2023a, S. 34). Verglichen mit dem Jahr 2020 wird die urbane Bevölkerung in Mitteleuropa und somit auch in Deutschland und Dänemark im Jahr 2050 um acht Prozent steigen (vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2023b, S. 4).Im Vergleich zu anderen Kontinenten stellt dies einen geringen Anstieg dar. So wird die städtische Bevölkerung in Nordafrika im gleichen Referenzzeitraum voraussichtlich um 79 Prozent steigen (vgl. ebd. 2023b, S. 4). Zwei Aspekte dürfen jedoch nicht unbeachtet bleiben: Zum einem ist es eine globale Herausforderung, diesem Anstieg gerecht zu werden. Die Auswirkungen werden für viele mittelbar und unmittelbar spürbar sein. Weiterhin stehen bei einem Bevölkerungsanstieg von acht Prozent auch dicht besiedelte mitteleuropäische Städte vor einer Vielzahl an Aufgaben, was sich auch für Städte wie München und Kopenhagen bemerkbar machen wird. Beispielsweise lebten bereits im Jahr 2017 drei von vier Menschen in Deutschland innerhalb von Städten (vgl. Dütz 2017, S. 14). Dementsprechend sind auch europäische Städte zentral, was die Implementierung der Klimaschutzziele angeht (vgl. ebd., S. 13).Städte verbrauchen mit knapp 80 Prozent bereits heute einen Großteil der weltweiten Energie und Ressourcen, beispielsweise durch die großen Abfallmengen, das Heizen und den Schadstoßausstoß der vielen Fahrzeuge (vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2023d, o.S.). Gleichzeitig sind Städte für bis zu 76 Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich (vgl. Climate Service Center Germany 2015, S. 1). Städte gehören somit zu den Hauptverursachern des Klimawandels, was durch folgende Worte deutlich wird:"Der Klimanotstand ist auch ein Notstand der Stadt" (Chatterton 2019, S. 275).Durch den prognostizierten Bevölkerungsanstieg wird die Relevanz von Städten bezogen auf die Realisierung von Klimaschutzzielen weiter steigen. Nicht zuletzt, da Städte bereits heute für den Großteil der CO2-Emissionen und des Energieverbrauchs verantwortlich sind. Städte nehmen eine zentrale Rolle in der Verwirklichung einer nachhaltigen Zukunft ein. Gleichzeitig sind gerade Städte durch den Klimawandel in erhöhtem Maße gefährdet (vgl. Climate Service Center Germany 2015, S. 1f.). Auch aus Gründen des Selbstschutzes sind Städte daher gezwungen, Strategien und Maßnahmen zur Klimaanpassung zu entwickeln. Nur so kann der urbane Raum dem Klimanotstand gerecht werden. Entwicklung einer nachhaltigen und klimaneutralen Stadt"Wie lässt sich die Entwicklung der Städte so steuern, dass diese den notwendigen Beitrag zu einer globalen nachhaltigen Entwicklung leisten können?" (Koch & Krellenberg 2021, S. 2).Diese zentrale Frage stellt sich in diesem Kapitel. Konkret wird der Frage nachgegangen, wie eine Stadtentwicklung aussehen muss, um notwendige Nachhaltigkeitsziele hinreichend zu erfüllen und den Erfordernissen einer nachhaltigen Stadt gerecht zu werden.Der aktuelle SDG-Fortschrittsbericht bilanziert die Hälfte der Zeit seit Inkrafttreten der SDG-Ziele. Die Halbzeitbilanz der Agenda 2030 liest sich bezogen auf die Fortschritte einer städtischen Nachhaltigkeitsentwicklung insgesamt ernüchternd: Lediglich die Hälfte der städtischen Bevölkerung hatte im Jahr 2022 annehmbaren Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, auch die Luftverschmutzung und der Mangel an Freiflächen sind anhaltende Probleme in Städten (vgl. Vereinte Nationen 2023a, S. 34).Gleichzeitig hält der Bericht fest, dass in Ländern mit hohem Einkommen viel für die Bekämpfung der Luftverschmutzung getan wurde, was dennoch nicht ausreichend ist. Darüber hinaus wird angemerkt, dass es sich bei der Luftverschmutzung um kein rein städtisches Problem handelt (vgl. ebd., S. 35). Allerdings muss sich gerade der Autoverkehr in der Stadt ändern. Paul Chatterton spielt dabei auf ein neues Mobilitätsparadigma an und fordert eine autofreie Stadt, da nur dies dem Klima wirklich gerecht werden und soziale Ungleichheit reduzieren kann (vgl. Chatterton 2019, S. 278).Ebenso muss der Aspekt berücksichtigt werden, dass Menschen in Großstädten häufig verschiedene Verkehrsmittel nutzen, um an ihr Ziel zu kommen (vgl. Kallenbach 2021, S. 33). Selbst wenn klimafreundliche Mobilität zur Verfügung steht, wird diese somit nicht ausschließlich genutzt. Hieran anknüpfend stellt sich die Frage, wie sich dies ändern lässt. Hierfür besteht bereits eine Vielzahl an Lösungsvorschlägen, unter anderem die Abkehr von der Vorstellung einer autogerechten Stadt, die effizientere Nutzung der vorhandenen Infrastruktur, die Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zur Schaffung einer wirklichen Alternative oder eine kilometerabhängige Gebühr für die Nutzung von Straßen (vgl. Edenhofer/Jakob 2017, S. 101f. ).Ein Großteil des Energiebedarfs in Städten kommt durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, den Transport und die Heizung beziehungsweise Kühlung von Gebäuden zustande (vgl. Climate Service Center Germany 2015, S. 2). Sollen die Einsparziele gelingen, so ist eine Verkehrswende unumgänglich (vgl. Jakob 2023, S. 1). Gleichzeitig stehen durch den Klimawandel auch städtische Verkehrssysteme vor enormen Herausforderungen. Gerade in urbanen Gebieten hängen viele Infrastrukturnetze, die zum Funktionieren des städtischen Systems beitragen, mit dem Verkehrssystem zusammen (vgl. Climate Service Center Germany 2015, S. 6).Dabei bestehen mehrere Möglichkeiten, städtische Verkehrsnetze zu verbessern und gleichzeitig zukunftsfähig und nachhaltig zu gestalten: Die Fokussierung auf Fußgänger und nicht-motorisierten Verkehr sowie auf den ÖPNV kann einige Vorteile, wie zum Beispiel eine Reduzierung von Emissionen und wirtschaftlichen Wohlstand, bieten (vgl. ebd. 2015, S. 6). Die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und anderer emissionsarmer Infrastrukturen kann darüber hinaus zu Energieeinsparungen, Zeitersparnis und einer besseren Luftqualität beitragen (vgl. ebd., S. 6). Die Zukunftsgestaltung der städtischen Verkehrsinfrastruktur spielt daher in mehrfacher Hinsicht eine zentrale Rolle. Neben dem Verkehrsbereich sind weitere Sektoren, unter anderem das Abfallsystem und der Umgang mit Gebäuden entscheidend (vgl. ebd. 2015, S. 2).Der Energiesektor ist enorm wichtig, da hier das größte Potential für eine Reduzierung von Emissionen liegt. Parallel mit einer steigenden Energienachfrage, beispielsweise in Strom oder Brennstoffen, werden Treibhausgasemissionen ansteigen. Gerade Städte sind dazu gezwungen, den Energiebedarf zu senken, die Energieerzeugung sowie den -verbrauch effizienter zu gestalten, auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen und gleichzeitig eine sichere Versorgung zu gewährleisten (vgl. Climate Service Center Germany 2015, S. 6).Im weiteren Verlauf werden nun die Städte Kopenhagen und München in Bezug auf ihre Anstrengungen untersucht. Fokus dabei bleibt der Bereich Verkehr und Mobilität. Ebenso wird exemplarisch der Bereich der Extremwetteranpassung sowie, für den Bereich der Energieversorgung, die kommunale Wärmeplanung untersucht.KopenhagenKopenhagen ist Sitz des dänischen Königshauses (vgl. Heidenreich 2019, o.S.). Die Stadt liegt auf der Insel Seeland (vgl. Britannica 2023, o.S.) und ist an der Meerenge Öresund gelegen, welche die Ost- und die Nordsee miteinander verbindet (vgl. Heidenreich 2019, o.S.). Gegründet wurde die Stadt im frühen zehnten Jahrhundert, seit 1445 ist Kopenhagen Dänemarks Hauptstadt (vgl. Britannica 2023, o.S.). Die Einwohnerzahl Kopenhagens ist in den letzten zehn Jahren um knapp 100.000 Einwohner:innen gewachsen Mit aktuell etwa 653.000 Einwohner:innen ist Kopenhagen die größte Stadt Dänemarks (vgl. Dyvik 2023, o.S.). Sie hat eine Fläche von ungefähr 88 Quadratkilometern, ist damit vergleichsweise klein und liegt 24 Meter über dem Meeresspiegel (vgl. Kallenbach 2021, S. 34).Grundlegende Informationen und BesonderheitenDie Stadt Kopenhagen hat eine bewegte Geschichte. Beispielsweise wurde die Stadt im Laufe der Jahrhunderte mehrmals von Großfeuern zerstört, war sehr umkämpft und im Zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten besetzt (vgl. Findeisen/Husum 2008, S. 146ff.). Damals blieb die Stadt jedoch überwiegend unbeschädigt, was sich auch heute im Stadtbild bemerkbar macht. Ein Beispiel hierfür ist Schloss Rosenborg (vgl. Heidenreich 2019, o.S.). Im Jahr 1996 wurde die Stadt zur Kulturhauptstadt ernannt (vgl. Findeisen/Husum 2008, S. 149).Das Klima in Kopenhagen ist mild und gemäßigt. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,9 Grad Celsius (vgl. climate-data.org 2023, o.S.). In Kopenhagen fällt insgesamt viel Regen. Selbst in den trockenen Monaten ist die Niederschlagsmenge erheblich (vgl. ebd. 2023, o.S.). Aufgrund der Lage am Meer können Sturmfluten zu Überschwemmungen mit gravierenden Auswirkungen führen. Dieser Gefahr und der sich daraus ergebenden Notwendigkeit zu handeln, ist sich auch die Stadtverwaltung Kopenhagens bewusst (vgl. Stadtverwaltung Kopenhagen 2023, o.S.).Verkehr und MobilitätBetrachtet man die Verkehrsplanung Kopenhagens, so muss zwingend auf die Fahrradinfrastruktur eingegangen werden. Der Autoverkehr sowie der ÖPNV dürfen dennoch nicht außer Acht gelassen werden. Ziel dieser Betrachtung ist es, Aufschlüsse über die Beweggründe und konkreten Vorgehensweisen der Verkehrsplanung und -infrastruktur in Kopenhagen zu erhalten. Dabei soll eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation erfolgen.Regelmäßig liegt Kopenhagen auf dem ersten Platz der weltweit besten Fahrradstädte und dennoch wurden im Jahr 2021 knapp ein Drittel aller Fahrten mit dem Auto bewältigt (vgl. Kallenbach 2021, S. 5). In den 1950er und 1960er Jahren war die Verkehrsplanung auf das Auto ausgerichtet, was zu einer deutlichen Verringerung der Radfahrenden in den darauffolgenden Jahrzehnten führte. Während 1949 an der Nørrebrogade, einer zentralen Hauptstraße in Kopenhagen, an einem Tag durchschnittlich mehr als 62.000 Radfahrende gezählt wurden, waren es im Jahr 1978 nur etwa 8.000 (vgl. ebd. 2021, S. 5f.).In den 1970er Jahren kam es zu umfangreichen Fahrradprotesten und Forderungen nach mehr Fahrradwegen. Trotz der damals bereits vorhandenen Relevanz war der Umweltaspekt jedoch nicht ausschlaggebend. Vielmehr stand die Verkehrssicherheit für die Radfahrenden im Fokus der Fahrradproteste (vgl. ebd., S. 30f.). Im Jahr 2019 gab die deutliche Mehrheit aller Fahradfahrenden in Kopenhagen an, aufgrund der Zeitersparnis gegenüber anderen Verkehrsmitteln (46 Prozent) und aus praktischen Aspekten (55 Prozent) mit dem Fahrrad zu fahren. Ein deutlich geringerer Anteil von 16 Prozent gab Umweltschutzaspekte als Beweggrund an (vgl. ebd., S. 31). Ein weiterer Faktor war die Ölkrise in den 1970er Jahren, welche die Notwendigkeit alternativer Verkehrsmittel untermauerte und in der Folge die Anzahl der Fahrradfahrenden in Kopenhagen stark anstiegen ließ (vgl. Kallenbach 2021, S. 35).Trotz dieser Faktoren sind gerade die nicht-diskursiven, also die bereits vorhandenen Faktoren wesentlich für den Weg Kopenhagens zur Fahrradmetropole und für die Umsetzung entsprechender Maßnahmen. Zum einem sind es geographisch vorteilhafte Gegebenheiten, die Kopenhagen vorteilhaft für den Fahrradverkehr machen, was durch die geringe Größe und die flache Lage der Stadt sichtbar wird (vgl. Kallenbach 2021, S. 34). Dadurch bedingt ist auch die Geschichte Kopenhagens, in welcher der Radverkehr einen relevanten Teil einnimmt (vgl. ebd. 2021, S. 36). Der Sicherheitsaspekt beim Fahrradfahren ist sehr relevant. In Kopenhagen setzte man dementsprechend bereits früh auf vom Autoverkehr separierte Fahrradwege, was parallel zu einem Anstieg der Fahrradfahrenden führte (vgl. Søholt 2014, S. 1f.).Ein weiterer Faktor ist die ununterbrochene politische Richtung hinsichtlich der Mobilität in Kopenhagen, die durch Sozialdemokrat:innen und linke Parteien seit den 1970er Jahren besteht. Diese Kontinuität wirkte sich ebenso auf Investitionen für den Fahrradverkehr und die Fahrradinfrastruktur aus (vgl. Kallenbach 2021, S. 36f.). Zusammengesetzt aus solchen Faktoren konnte sich in Kopenhagen eine Kultur des Fahrradfahrens herausbilden. Neben den Umweltschutzaspekten ist Kopenhagen dadurch attraktiver für Menschen, aber auch für Unternehmen geworden (vgl. Søholt 2014, S. 1).Auch negative Effekte können auftreten. Beispielsweise kommt es vermehrt zu Staus auf den stark befahrenen Fahrradwegen. Die Stadt reagiert darauf mit dem Ausbau der Fahrradspuren und dementsprechend der Verkleinerung von Fahrbahnen für Autos (vgl. Søholt 2014, S. 2). Auch das Sperren von Straßen für den Autoverkehr wird in Erwägung gezogen. Ziel dabei ist es, mehr Platz für die Radfahrenden und den ÖPNV zu schaffen (vgl. ebd., S. 2). Kopenhagen versucht weiterhin umweltfreundliche Kraftstoffe und den Anteil von Elektroautos, auch unter den Taxen der Stadt, voranzutreiben (vgl. Stadt Kopenhagen 2020, S. 41).Der Klimaschutzplan der Stadt benennt den Bereich der Mobilität als eine von vier zentralen Säulen (vgl. Stadt Kopenhagen 2020, S. 13). Im Bericht aus dem Jahr 2020 wird festgestellt, dass CO2-Emissionen nach wie vor deutlich reduziert werden müssen. So sind trotz der Bemühungen und einiger Erfolge die Kohlenstoffemissionen im PKW-Bereich zwischen 2012 und 2018 um zehn Prozent gestiegen (vgl. ebd. 2020, S. 39f.). Parallel mit dem Bevölkerungsanstieg ist die Zahl der Autobesitzer:innen gestiegen. Dennoch sind die Pro-Kopf Emissionen im Straßenverkehr von 2010 bis 2018 um 16 Prozent gesunken (vgl. ebd. 2020, S. 41).Kopenhagen eröffnete im Herbst 2019 den "Cityring" und baut diesen nach und nach aus. Der damit verbundene Ausbau der U-Bahn soll die verschiedenen Stadteile an den öffentlichen Nahverkehr anbinden und effiziente öffentliche Verkehrsmittel gewährleisten (vgl. Stadt Kopenhagen 2019, S. 26). Langfristig soll der Ausbau immer weiter vorangetrieben werden, um auch während der Rushhour eine attraktive Alternative zum Autoverkehr darzustellen (vgl. ebd., S. 26).Die Stadt Kopenhagen zeigt, wie Mobilität in einer nachhaltigen Stadt der Zukunft aussehen kann. Im gleichen Zug müssen dabei jedoch die vorteilhaften Gegebenheiten berücksichtigt werden, beispielsweise die flache Lage und die geringe Größe der Stadt. Aus diesem Grund muss in größeren und hügligeren Städten beispielsweise der ÖPNV als Alternative gedacht werden und mit ähnlicher Entschlossenheit verbessert werden.Dennoch gibt es Faktoren aus Kopenhagen, die eine grüne Mobilität begünstigen und theoretisch in jeder Stadt umsetzbar sind. Ein Beispiel ist die politische Kontinuität bezogen auf die Förderung des Fahrradverkehrs. Umwelt- und Klimaschutz muss nicht zwingend die ausschlaggebende Motivation für den Beginn einer Verkehrswende sein. Trotz aller positiven Aspekte und der Vorreiterrolle der Fahrradstadt Kopenhagen wurden auch im Jahr 2021 noch einige Fahrten mit dem Auto zurückgelegt.Die dauerhafte Förderung der Alternative Fahrrad konnte das enorme Wachstum des Autoverkehrs jedoch eindämmen. Es liegt auf der Hand, dass durch die Verkleinerung beziehungsweise Sperrung von Fahrbahnen und Straßen für den Autoverkehr auch strittige Debatten entstehen können. Die Stadt Kopenhagen verfolgt jedoch den klaren Plan, das Rad und den ÖPNV als Mobilitätsmittel der Wahl weiter voranzutreiben. Bereits zur Mitte des vergangenen Jahrzehnts nutzen 45 Prozent der Einwohner:innen Kopenhagens das Fahrrad für den Schul- beziehungsweise Arbeitsweg (vgl. Diehn 2015, o.S.). Dennoch halten aktuelle Ergebnisse fest, dass die Anstrengungen bei weitem nicht genügen.Weitere Maßnahmen und HerausforderungenZiel dieses Kapitels ist es, weitere Maßnahmen in Kopenhagen zu untersuchen. Aufgrund des Umfangs handelt es sich dabei jedoch um Beispiele, die kompakt dargestellt werden. Dabei werden Beispiele aus dem Bereich der Extremwetteranpassung und der kommunalen Wärmeplanung untersucht. Mit der Stadt München wird ähnlich vorgegangen, die Kategorien werden gleich gewählt. Ziel dabei ist festzustellen, welche Anstrengungen in der jeweiligen Kommune unternommen werden, um Nachhaltigkeitsziele voranzubringen.Durch die örtlichen Gegebenheiten muss Kopenhagen Extremwetterereignisse bewältigen, die sich durch den Klimawandel verstärken. So gab es in der dänischen Hauptstadt allein zwischen 2010 und 2015 sechs Starkregenereignisse, die Straßen und Gebäudekeller überfluteten und für einen enormen finanziellen Schaden sorgten (vgl. Kruse 2016, S. 669). Dementsprechend ist vor allem die Anpassung der Stadt an solche Starkregenereignisse ein wichtiger Bestandteil, der im Klimaanpassungsplan festgehalten ist.Um das Überflutungsrisiko zu verringern und dieser Herausforderung gerecht zu werden, arbeitet die Stadt an der Verwirklichung fünf zentraler Aspekte. Dazu zählen Maßnahmen, die einen Beitrag zur Verringerung des Überflutungsrisikos leisten können, zum Beispiel eine qualitative und quantitative Erhöhung des städtischen Grünflächenbereichs (vgl. ebd. 2016, S. 669f.).Ein konkretes Beispiel ist der Kopenhagener Ortsteil Skt. Kjelds Kvarter, der nach und nach in einen klimagerechten Stadtraum der Zukunft umgewandelt werden soll. Zum einem soll sich die Natur in diesem Quartier weiter ausbreiten, gleichzeitig wird die Regulierung von Regenwasser verbessert (vgl. Technik- und Umweltverwaltung Kopenhagen 2023, o.S.). Konkret dienen die Grünflächen als Versickerungsbecken, wodurch das Wasser unabhängig von der Kanalisation zum Hafenbecken geleitet wird. Hierfür wurde auch die Straßenführung angepasst (vgl. Kruse 2016, S. 270). Neben der Risikoreduzierung durch Extremwetterereignisse wird die Stadt durch solche Projekte nachhaltiger. Zugunsten von Grünflächen wird die Verkehrsinfrastruktur verändert und der Natur wird mehr Raum innerhalb der Stadt gegeben.Die Gefährdung der Stadt durch Extremwetterereignisse soll durch weitere Maßnahamen reduziert werden. Dazu zählen beispielsweise die Bereitstellung von Pumpen und die Ausrüstung von Kellern, um gegen Überschwemmungen vorbereitet zu sein. Gleichzeitig macht der Klimaanpassungsplan deutlich, dass die Entwicklung eines grünen Wachstums gewünscht ist und parallel zur Klimaanpassung vollzogen wird (vgl. Stadtverwaltung Kopenhagen 2011, S. 5). So sollen Grün- und Freiflächen verbessert und ergänzt werden. Dort wo gebaut wird, ist dies entsprechend zu berücksichtigen (vgl. ebd. 2011, S. 12).Neben dem Schutz vor Extremwetterereignissen sollen diese grünen Maßnahmen dazu führen, den Energieverbrauch der Stadt zu senken, die Luftqualität zu verbessern und die Lärmbelästigung zu bekämpfen. Durch die Schaffung von Freiflächen kann beispielsweise die Temperatur gemäßigt und für Luftzirkulation gesorgt werden (vgl. ebd. 2011, S. 12).Kopenhagen benennt in seinem aktuellen Klimaschutzplan neben der Mobilität drei weitere Bereiche: Den Energieverbrauch, die Energieproduktion und Initiativen der Stadtverwaltung (vgl. Stadt Kopenhagen 2020, S. 13). Laut eigenen Worten will sich Kopenhagen, neben der Konzentration auf den öffentlichen Verkehr, auf den Energieausstoß, die kohlenstoffneutrale Fernwärme und Maßnahmen zur Verringerung von Kohlenstoffemissionen fokussieren (vgl. Stadt Kopenhagen 2019, S. 25).2014 wurde Kopenhagen von einem unabhängigen und internationalen Expertenteam zur Umwelthauptstadt ernannt. Es gibt eine Reihe von Kriterien, die hierfür erfüllt sein müssen. Neben dem Nahverkehr wird die Luftqualität, der Anteil sowie die Qualität des grünen Stadtgebietes und der Umgang mit dem Klimawandel berücksichtigt (vgl. Diehn 2015, o.S.).Dementsprechend wurden früh weitere Anstrengungen unternommen. Gerade das weit ausgebaute Fernwärmenetz Kopenhagens muss hierbei erwähnt werden. Dieses versorgt den Großteil der Gebäude und trägt damit maßgeblich zur Einsparung von C02-Emissionen in Kopenhagen bei (vgl. Burckhardt/Tappe/Rehrmann 2022, o.S.). Gleichzeitig bieten sich auch Vorteile für die dortigen Bewohner:innen: Die Preise werden staatlich kontrolliert und die Infrastruktur der Fernwärme ermöglicht einen einfachen und für Verbraucher:innen kostengünstigen Umstieg auf erneuerbare Energien, was ermöglicht, dass Kopenhagens Fernwärme bereits zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugt wird (vgl. ebd. 2022, o.S.).Das Fernwärmenetz der Stadt hat unter anderem mehrere Müllverbrennungsanlagen und Blockheizkraftwerke, die von verschiedenen Versorgungsunternehmen betrieben werden (vgl. Harrestrup/Svendsen 2014, S. 296). Dies gewährleistet die Nutzung von Abwärme als Heizquelle. Eine dieser Müllverbrennungsanliegen liegt nah am Zentrum Kopenhagens und trägt den Namen Amager Bakke. Das Dach der Müllverbrennungsanlage dient der Bevölkerung gleichzeitig als Skigebiet und steht somit sinnbildlich für die Innovation und entsprechende Nachhaltigkeitsbestrebungen innerhalb der Stadt (vgl. Kafsack 2023, o.S.).Um im Bereich Energie die gesetzten Ziele zu erreichen, setzt Kopenhagen auf eine Vielzahl weiterer Maßnahmen. Dazu zählt neben der Fernwärme der Einsatz erneuerbarer Energietechnologien und die entsprechende Förderung von Heizungspumpen, Erdwärme, Sonnenkollektoren und Windkraftanlagen. Auch Biomasse als Übergangstechnologie wird von der Stadt befürwortet (vgl. Stadt Kopenhagen 2019, S. 54).Kopenhagen wird häufig als grüne Stadt bezeichnet. Viele Maßnahmen der Stadt wurden bereits vor langer Zeit getroffen. Die Pläne der Stadt Kopenhagen sind weit vorangeschritten, äußerst detailliert und durchdacht. Um sich zukünftig besser vor Extremwetterereignissen schützen zu können, arbeitet die Stadt an verschiedenen Lösungen und setzt beispielsweise auf den Ausbau und die Entlastung der Kanalisation. Dass hierbei ebenfalls freie Grünflächen entstehen, ist nicht nur ein nützlicher Nebeneffekt, sondern gewolltes Ziel.Im Bereich der Energieversorgung muss vor allem die Fernwärme genannt werden. Diese wurde in Kopenhagen bereits sehr früh ausgebaut und versorgt dementsprechend fast alle Gebäude. Somit ist dies der wohl wichtigste Bereich der Energieversorgung und gleichzeitig das Hauptaugenmerk des Kopenhagener Klimaplans. Dennoch gibt es auch hier Verbesserungs- und Optimierungspotential. Auch Kritikpunkte sind berechtigt. Beispielsweise ist der Einsatz von Biomasse fraglich. Einen weiteren Rückschlag musste Kopenhagen kürzlich einstecken: Die Stadt gab bekannt, dass sie das Ziel der Klimaneutralität bis 2025 deutlich verfehlen wird (vgl. Wolff 2022, o.S.).MünchenMünchen wurde im Jahr 1158 erstmals urkundlich erwähnt und liegt am Fluss Isar, der im Stadtgebiet eine Länge von 13,7 Kilometern einnimmt (vgl. Stadt München 2023, o.S.). Die Stadt ist bereits seit Beginn des 16. Jahrhunderts die bayrische Landeshauptstadt (vgl. Stahleder 2023, o.S.). Heute hat München mehr als 1,5 Millionen Einwohner und kann damit einen deutlichen Bevölkerungsanstieg verbuchen (vgl. Statistisches Amt München 2023, o.S.). Verglichen mit dem Jahr 2004 stieg die Anzahl der Einwohner:innen um 300.000 Menschen (vgl. Münchner Stadtmuseum 2004, S. 155). München liegt etwa 519 Meter über dem Meeresspiegel und hat eine Fläche von mehr als 310 Quadratkilometern, wodurch die Stadt flächenmäßig zu den größten Städten Deutschlands gehört (vgl. Stadt München 2023, o.S.).Grundlegende Informationen und BesonderheitenAnlass der Gründung Münchens war ein Konflikt zwischen Herzog Heinrich dem Löwen und Bischof Otto I. von Freising (vgl. Scholz 2004, S. 20). Das Bevölkerungswachstum stieg rasch an, was bereits zur Mitte des 13. Jahrhunderts eine deutliche Vergrößerung der Stadt nötig machte (vgl. Scholz 2004, S. 22). Die Isar wurde in München bereits vor mehreren Jahrhunderten als Transportmittel für Waren genutzt und prägte daher die Entwicklung der Stadt maßgeblich (vgl. Scholz 2004, S. 31f.).Im Jahr 1795 begann eine neue Entwicklung. Die bisher genutzten Festigungsanlagen wurden aufgegeben und die dynamische, unbegrenzte Weiterentwicklung der Stadt konnte gelingen (vgl. Lehmbruch 2004, S. 38). Im Laufe der Jahrhunderte kam es zu mehreren Eingemeindungen (vgl. Münchner Stadtmuseum 2004, S. 155). Während des Zweiten Weltkriegs wurden 90 Prozent der historischen Altstadt Münchens zerstört und die Stadt verlor bis zum Ende des Krieges mehr als die Hälfte seiner Einwohner:innen (vgl. Stahleder 2023, o.S.).Münchens Grünanlagen nehmen etwa 13,4 Prozent der gesamten Stadtfläche ein. Den größten zusammenhängenden Teil bildet dabei der Englische Garten mit einer Größe von 374,13 Hektar (vgl. Stadt München 2023, o.S.). Die Jahresmitteltemperatur in München liegt im Durchschnitt bei 8,7 Grad Celsius und der Niederschlag beträgt circa 834 Millimeter im Jahr (vgl. Deutscher Wetterdienst 2023, o.S.). In jüngster Zeit hat München mit einigen Extremwetterereignissen zu kämpfen gehabt, unter anderem mit Starkregen (vgl. Handel 2023, o.S.) und Rekord-Hitzewellen (vgl. Harter 2023, o.S.). Verkehr und MobilitätMünchen arbeitet seit vielen Jahren an seiner Verkehrsstrategie. Der ursprüngliche Verkehrsentwicklungsplan wurde bereits im Jahr 2006 veröffentlicht. Im Sommer 2021 wurde ein neuer Entwurf bezüglich der zukünftigen Mobilitätsplanung beschlossen. Der Stadtrat setzte sich dabei ambitionierte Ziele: Der Verkehr im Stadtgebiet sollte demnach innerhalb von vier Jahren zu mindestens 80 Prozent durch abgasfreie Fahrzeuge beziehungsweise den ÖPNV oder den Fuß- und Radverkehr realisiert werden. Weiterhin soll der Verkehr in München bis 2035 vollständig klimaneutral sein (vgl. Landeshauptstadt München 2023c, o.S.). Der neue Mobilitätsplan der Stadt soll den zukünftigen Herausforderungen gerecht werden. Dazu zählt unter anderem die steigende Bevölkerungszahl und der somit zunehmende Mobilitätsbedarf sowie der Umwelt- und Gesundheitsschutz (vgl. Landeshauptstadt München 2023b, o.S.).Der motorisierte Individualverkehr nimmt in der bayrischen Landeshauptstadt nach wie vor einen hohen Stellenwert ein und wurde 2017 von rund 24 Prozent der Münchner:innen in Anspruch genommen. Die Anzahl der täglich bewältigten Personenkilometer nahm ebenfalls zu, was durch den Anstieg der Bevölkerung und die Zunahme der täglichen Strecken erklärt wird (vgl. Landeshauptstadt München 2022, S. 107f.).Der ÖPNV wurde im Jahr 2017 von 24 Prozent der Münchner:innen genutzt, was verglichen mit dem Jahr 2008 ein leichter Anstieg ist. Verglichen mit dem Jahr 2008 wird das Fahrrad mit 18 Prozent von weniger Münchner:innen genutzt (vgl. ebd. 2022, S. 107f.). Die Stadt kommt in ihrem Nachhaltigkeitsbericht zu dem Ergebnis, dass die Entwicklung in Richtung ÖPNV und des Radverkehrs geht. Durch das starke Wachstum der Stadt und des Umlands kommt es jedoch zu einem Anstieg des Verkehrs insgesamt, was die eigentlich positive Entwicklung aufhebt (vgl. ebd. 2022, S. 107f.). Die Stadt München beschäftigt sich seit einiger Zeit mit sogenannten Radschnellverbindungen."Radschnellverbindungen sind hochwertige Verbindungen im Radverkehrsnetz (von Kommunen oder StadtUmlandRegionen), die wichtige Zielbereiche (zum Beispiel Stadtteilzentren, Wohn und Arbeitsplatzschwerpunkte, (Hoch)Schulen) mit hohen Potenzialen über größere Entfernungen verknüpfen und durchgängig ein sicheres und attraktives Befahren mit hohen Reisegeschwindigkeiten […] ermöglichen" (Landeshauptstadt München 2022, S. 109).Solche Strecken haben somit das Potential, einen nicht zu unterschätzenden Beitrag hin zur grünen Mobilität zu leisten. Radschnellwege können nicht nur für die Freizeit, sondern auch von Berufspendler:innen genutzt werden und sind daher eine Alternative zum Auto. Die Landeshauptstadt München hat bereits mehrere Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse belegen, dass viele dieser Strecken, beispielsweise die Strecke zwischen der Innenstadt Münchens und Starnberg, technisch machbar und wirtschaftlich gewinnbringend sind (vgl. Landeshauptstadt München/Landratsamt München/Landratsamt Starnberg 2020, S. 29).Die lange Planung der Radschnellwege ist seit diesem Jahr in einer neuen Phase. Im Juni 2023 wurde mit dem Bau der ersten von insgesamt fünf Strecken begonnen, welche die Stadt München mit Unterschleißheim und Garching verbinden soll (vgl. Heudorfer 2023, o.S.). Gleichzeitig müssen die enorm hohen Kosten für den Bau solcher Strecken berücksichtigt werden. Dies ist der Grund, weshalb beispielsweise die Strecke zwischen München und Starnberg nicht realisiert wird (vgl. ebd. 2023, o.S.).München plant die Reduzierung des Autoverkehrs in seiner Altstadt. So soll mehr Platz für Fußgänger:innen, Radfahrende und den ÖPNV geschaffen werden. Die Stadt nennt eine Reihe an Maßnahmen, die das Ziel einer autofreien Altstadt realisieren sollen. Dazu zählen unter anderem das Errichten und die Erweiterung von Fußgängerzonen, die Neuregelung des Parkens, was auch das Erhöhen der Parkgebühren beinhaltet, die Verbesserung des Liefer- und Ladeverkehrs sowie das Erbauen eines breiten Radrings in der Altstadt (vgl. Landeshauptstadt München 2023a, o.S.).Ein Pilotprojekt diesbezüglich befindet sich in der zentral gelegenen Kolumbusstraße. Die Straße wurde für Fahrzeuge gesperrt und mit Rollrasen, Sitzmöglichkeiten und Hochbeeten ausgestattet (vgl. Stäbler 2023, o.S.). Das Projekt hat jedoch nicht nur Befürworter:innen. Der Verlust von knapp 40 Parkplätzen sowie der Lärm durch spielende Kinder wird kritisiert (vgl. ebd. 2023, o.S.).Der ÖPNV hat in München einen hohen Stellenwert. Bereits im Jahr 2010 lag München im Vergleich unter den besten deutschen Städten. Berücksichtigt wurde damals unter anderem die Fahrtdauer, die Informationslage und die Preise (vgl. Wagner 2010, o.S.). Eine ADAC-Studie zeigt, dass München im Jahr 2021 die teuerste Einzelfahrkarte unter 21 deutschen Großstädten mit mehr als 300.000 Einwohner:innen hatte. Die Münchner Monatskarte sowie die Wochenkarte hingegen war mit Abstand am günstigsten. Die Monatskarte kostete im Vergleich zu Hamburg knapp die Hälfte (vgl. ADAC 2021, o.S.). Dieser Aspekt muss hinsichtlich der Einführung des Deutschlandtickets und der damit verbundenen Preisentwicklung des ÖPNV neu bewertet werden, ist jedoch aufgrund der damals fehlenden Alternative des Deutschlandtickets nicht zu vernachlässigen.Langfristig plant München eine Bahnstrecke, die Stadt und Umland miteinander verbindet und das bereits vorhandene Schienennetz ergänzt. Dieses Projekt ist zuletzt aus finanziellen Gründen gescheitert, soll jedoch durch spezielle Buslinien kompensiert und nach Möglichkeit neu geprüft werden (vgl. Landeshauptstadt München 2023d, o.S.). Um die Kapazität des ÖPNV in München und Umland zu erhöhen, werden im Rahmen eines Programms verschiedene Maßnahmen umgesetzt. Dazu zählt unter anderem die Anbindung an den Flughafen und der Ausbau der Schieneninfrastruktur im Nordosten Münchens (vgl. Landeshauptstadt München 2023d, o.S.).Auch das U-Bahn- und Tramnetz soll durch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ausgebaut werden. Vorgesehen ist die Verlängerung beziehungsweise der Neubau verschiedener Strecken (vgl. ebd. 2023d, o.S.). Gleichzeitig wird auf die Problematik verwiesen, dass die Kapazitätsgrenze des Schienenverkehrs in München und der Region bereits erreicht ist (vgl. ebd., o.S.).Die bayrische Landeshauptstadt setzt sich selbst ambitionierte Ziele, was den Verkehr und die Mobilität betreffen. Bereits seit vielen Jahren wurde mit entsprechenden Planungen begonnen. Auf der Webseite der Landeshauptstadt finden sich viele Informationen und Vorhaben bezüglich der Verkehrsplanung. Der Ausbau des Fahrradverkehrs, vor allem die Planungen von Radschnellstrecken sind vielsprechend. Die Machbarkeitsstudien belegen das große Potential. Da jedoch erst vor einigen Monaten mit dem Bau der ersten Strecke begonnen wurde, muss München hier in relativ kurzer Zeit viel erreichen.Gleichzeitig kann somit nicht abschließend festgestellt werden, wie groß das Potential der Radschnellverbindungen in der Praxis ist. Der Zuwachs der Stadt München und des Umlands stellt die Landeshauptstadt vor Herausforderungen in doppelter Hinsicht. Obwohl der Anteil der Radfahrenden und der ÖPNV-Fahrenden deutlich zugenommen hat, steigt der Verkehr insgesamt. Gleichzeitig stellt die Stadt fest, dass der ÖPNV an der Kapazitätsgrenze ist. Dennoch müssen die positiven Aspekte betrachtet werden. Hierzu zählt unter anderem das Potential des Münchner ÖPNV und der verschiedenen Projekte. Auch wenn es von der Planung bis zur Umsetzung viele Jahre dauert, ist München sicherlich vielen Städten, vor allem im deutschen Städtevergleich, voraus, da die Planungen früh begonnen haben.Weitere Maßnahmen und HerausforderungenHier werden nun weitere Maßnahmen untersucht. Dabei wird, wie bei Kopenhagen, in exemplarischer Weise auf den Bereich der Extremwetter- beziehungsweise Klimawandelanpassung und den Bereich der kommunalen Wärmeplanung eingegangen. Gleichzeitig werden Herausforderungen, Chancen und Schwierigkeiten beleuchtet, die sich daraus ergeben.Die bayrische Landeshauptstadt hat im Jahr 2019 den Klimanotstand ausgerufen. Damit verbunden ist das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 (vgl. Landeshauptstadt München 2023e, o.S.). Das Klima in der Stadt München weist aufgrund der dichten Bebauung spezifische Besonderheiten auf. Dazu zählt der sogenannte "Wärmeinseleffekt", der dazu führt, dass ein Temperaturunterschied im Vergleich zum Münchner Umland besteht (vgl. Landeshauptstadt München u. a. 2016, S. 8).Im Stadtgebiet ist es deshalb im Durchschnitt zwei bis drei Grad wärmer, wobei der Temperaturunterschied in der Nacht deutlich höher ausfällt: Im Vergleich zum Münchner Umland ist es nachts im Stadtgebiet Münchens bis zu zehn Grad wärmer, was durch den Klimawandel und den damit verbundenen Anstieg der Durchschnittstemperatur noch deutlich ansteigen wird (vgl. ebd. 2016, S. 8).Dementsprechend sieht das Klimaanpassungskonzept verschiedene Maßnahmen vor. Dazu zählt zum Beispiel der Ausbau der Dachbegrünung und Photovoltaikanlagen auf Gebäuden, die Verbesserung des Wärmeschutzes in der Gebäudeplanung und Förderprogramme für Klimaanpassungsmaßnahmen auf privaten Grundstücken (vgl. ebd. 2016, S. 40). In München gründeten sich einige Bewegungen, die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen. Die Münchner Initiative Nachhaltigkeit (MIN) ist ein Beispiel dafür und setzt sich aus mehrheitlich zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen. Die Ziele der MIN orientieren sich an den SDGs (vgl. Münchner Initiative Nachhaltigkeit 2023, o.S.).Der Münchner Nachhaltigkeitsbericht liefert interessante Aufschlüsse. Der Anteil der erneuerbaren Energien im Gebiet der Stadtwerke München lag 2019 bei insgesamt 6,4 Prozent. Den größten Anteil hat dabei die Wasserkraft, gefolgt von Solar (vgl. Landeshauptstadt München 2022, S. 85). Ökostrom soll in den eigenen Stadtwerken langfristig betrachtet in ausreichender Menge erzeugt werden, um damit die Stadt München selbst versorgen zu können.Daraus ergibt sich für den Leiter der Stadtwerke die politische Aufgabe, die Energiewende voranzubringen (vgl. Hutter 2019, o.S.). Gerade die lokale Erzeugung von Ökostrom kann sich in einer dicht bebauten Stadt als schwierig herausstellen. Hier stellt sich die Frage, wie viel Potential München und das direkte Umland hat. Dabei kann es sich zum Beispiel um den Auf- und Ausbau umliegender Windräder oder Biomassekraftwerke handeln (vgl. ebd., o.S.).München setzt auf Tiefengeothermie und kann einen Anstieg in der Erzeugung und den Anteil der Tiefengeothermie am Fernwärmeverbrauch verbuchen. Jedoch lag der Anteil der Geothermie am Fernwärmeverbrauch im Jahr 2019 lediglich bei 3,8 Prozent (vgl. Landeshauptstadt München 2022, S. 86f.). Aktuell wird in München das größte Geothermiekraftwerk Europas erbaut. Somit ist davon auszugehen, dass der Anteil der Geothermie innerhalb der Fernwärmeversorgung in München weiter zunimmt und diese in der Konsequenz Schritt für Schritt nachhaltiger und regenerativ gestalten (vgl. Schneider 2022, o.S.). In München befinden sich momentan sechs Geothermieanlagen. Durch die Erweiterungen soll das Fernwärmenetz den Wärmebedarf Münchens bis 2040 klimaneutral abdecken (vgl. Stadtwerke München 2023a, o.S.).Die Methode der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), also die gleichzeitige Gewinnung von mechanischer Energie und nutzbarer Wärme (vgl. Umweltbundesamt 2022, o.S.), wird von den Stadtwerken München genutzt und dient als eine Art Zwischenlösung, die intensiver genutzt wird, bis der Ausbau der Geothermieanlagen abgeschlossen ist (vgl. Stadtwerke München 2023b, o.S.). Die durch die Stromerzeugung der KWK-Methode gewonnene Abwärme wird in das Fernwärmenetz der Stadt München eingespeist. Die so erzeugte Fernwärme kann dementsprechend schon heute in einem beträchtlichen Maß umweltschonend bereitgestellt werden und ersetzt laut den Stadtwerken München bereits etwa 400 Millionen Liter Heizöl und spart pro Jahr eine Millionen Tonnen CO2 ein (vgl. ebd. 2023b, o.S.).Die Stromerzeugung selbst funktioniert mit Brennstoffen. Neben erneuerbaren Energien können dabei auch fossile Energieträger zum Einsatz kommen. Die Stadtwerke München selbst setzen sich das langfristige Ziel, fossile Brennstoffe abzulösen (vgl. ebd. 2023b, o.S.). Das Heizkraftwerk Süd der Stadtwerke München arbeitet beispielsweise mit der KWK-Methode. Die Stromerzeugung wird durch Erdgas gewährleistet (vgl. Stadtwerke München 2022, o.S.). Somit wird ein fossiler Brennstoff verwendet.Im deutschen Städtevergleich gilt München oft als Vorreiter, was Nachhaltigkeitsbemühungen betrifft. München hat 2019 den Klimanotstand ausgerufen und sich das Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu werden. Das Ausrufen des Klimanotstands hat eher symbolischen Charakter. Dennoch wird die Dringlichkeit der Sache damit auch auf kommunaler Ebene betont.Bezüglich der Anpassung an Extremwetterereignisse finden sich viele Informationen der Stadt München. Dabei werden auch viele Maßnahmen genannt, die nach und nach umgesetzt werden sollen. Die Stadt ist sich der Relevanz des Themas bewusst. Durch das veränderte Stadtklima wird deutlich, wie wichtig die Anpassung an Extremwetterereignisse ist, um das Leben in der Stadt auch zukünftig zu sichern.Im Fall von München sind die Maßnahmen gegen Hitze besonders relevant. Hier hat München bereits Pilotprojekte und verschiedene Fördermaßnahmen in die Wege geleitet. Im Bereich der Energieversorgung muss vor allem die Tiefengeothermie benannt werden. München setzt verstärkt darauf und erkennt das große Potential. Gleichzeitig müssen die hohen Kosten und der damit verbundene Aufwand berücksichtigt werden.Aktuell kommen auch KWK-Werke zum Einsatz. Dies ermöglicht die umweltschonende Bereitstellung von Fernwärme. Der Einsatz mehrerer Geothermieanlagen kann dieses Potential jedoch beträchtlich steigern. Erdgas wird zur Erzeugung von Strom in München auch aktuell eingesetzt. Langfristig wollen die Stadtwerke jedoch ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe arbeiten. Die Fernwärme Münchens ist weit ausgebaut und bietet hohes Potential. Dennoch zeigen erst die nächsten Jahre, wie nachhaltig und flächendeckend das Fernwärmenetz konkret ausgebaut werden kann.ErkenntnisseDie Einwohnerzahl Kopenhagens ist in den letzten Jahren gestiegen. Auch zukünftig muss die Stadt mit einem Bevölkerungswachstum rechnen. In München ist ebenso von einem Bevölkerungsanstieg auszugehen, was auch in den letzten Jahren der Fall war. Der Anstieg der Bevölkerung in Zahlen ist deutlich höher, was sich durch die größere Fläche der bayrischen Landeshauptstadt zumindest teilweise relativieren lässt. Im direkten Vergleich ist München mehr als drei Mal so groß wie Kopenhagen.Kopenhagen gilt als eine der besten Fahrradstädte weltweit. Dies führt neben den positiven Aspekten auch zu vollen Fahrradwegen. Die Stadt reagiert mit der Verbreiterung von Fahrradwegen und der Sperrung beziehungsweise Verkleinerung von Autofahrbahnen und ganzen Straßen. München geht diesbezüglich nicht so konsequent vor, hat jedoch ein vergleichbares Pilotprojekt gestartet, welches eine zentrale Straße zeitweise für den Autoverkehr gesperrt hat.Das Fahrrad als Verkehrsmittel konnte sich in Kopenhagen bereits früh etablieren. Ein zentraler Faktor, der für das Fahrrad in Kopenhagen spricht, ist unter anderem die Zeitersparnis. Eine Reihe nicht-diskursiver Faktoren spielen eine wichtige Rolle für die bedeutsame Rolle des Fahrrads in der dänischen Hauptstadt. Neben der flachen Lage und der geringen Größe zählt dazu auch der politische Wille und die Bereitschaft, das Fahrrad als Verkehrsmittel kontinuierlich zu fördern.In München wurde die Relevanz des Fahrrads ebenfalls erkannt. München kann im Vergleich jedoch auf keine derart ausgeprägte Fahrradkultur zurückblicken. Dennoch stellt sich heraus, dass das Fahrrad in München nicht unterschätzt wird. Die aktuellen Planungen und erste bauliche Maßnahmen der Radschnellverbindungen belegen, dass die Stadt den Radverkehr als Alternative zum Auto etablieren möchte.Dabei sollen, wie es in Kopenhagen bereits der Fall ist, nicht nur Freizeitradler:innen, sondern auch Berufspendler:innen angesprochen werden. Das Münchner Umland soll in den Bau der Radschnellverbindungen zu weiten Teilen integriert werden. Theoretisch könnte München auf diese Weise trotz der deutlich weiteren Distanzen die optimale Infrastruktur für das Fahrrad als grüne Alternative etablieren.Der Autoverkehr spielt in Kopenhagen nach wie vor eine Rolle. Trotz einiger Maßnahmen müssen die CO2-Emissionen weiter reduziert werden. Die Emissionen im PKW-Bereich sind bis vor fünf Jahren noch angestiegen. Auch in München ist der Autoverkehr relevant und wurde im Jahr 2017 von fast einem Viertel der Münchner:innen genutzt. Von der Stadt München werden verschiedene Maßnahmen benannt, die zu einer autofreien Altstadt führen sollen. Dabei soll ähnlich wie in Kopenhagen vorgegangen werden, unter anderem mit der Erweiterung von Fußgängerzonen. Kopenhagen scheint diesbezüglich jedoch weiter fortgeschritten zu sein. Bei der Verkleinerung von Fahrbahnen im Bereich des Autoverkehrs handelt es sich dort um dauerhafte Maßnahmen. In München beschränkt sich dies bislang auf Pilotprojekte und Vorhaben.Beide Städte haben ein gut ausgebautes ÖPNV-Netz. In München ist sich die Stadt der Tatsache bewusst, dass die aktuelle ÖPNV-Infrastruktur an seiner Kapazitätsgrenze angekommen ist. Aus diesem Grund plant München den Ausbau und setzt bereits einige Großprojekte, unter anderem die Erweiterung der Schieneninfrastruktur, in verschiedenen Stadteilen, um. Vor allem das Tramnetz hat sicherlich das Potential, für Münchner:innen eine dauerhafte Alternative zum Auto zu sein. Da das Hauptproblem augenscheinlich die Kapazitätsgrenze des bestehenden Schienennetzes ist, kommt es auf den zügigen und konsequenten Ausbau in den nächsten Jahren an.Kopenhagen hat im Vergleich bereits im Jahr 2019 eine Stadtlinie eröffnet, die immer weiter ausgebaut wird. Kopenhagen will die Attraktivität des ÖPNVs auch während der Rushhour gewährleisten. Dies lässt darauf schließen, dass einer der Hauptfaktoren auch hier die aktuelle Auslastung der vorhandenen öffentlichen Verkehrsmittel ist. In diesem Bereich haben beide Städte somit ähnliche Herausforderungen zu bewältigen. Beide Städte sind aktiv und scheinen den ÖPNV als dauerhaftes Verkehrsmittel fördern zu wollen.Kopenhagen liegt direkt am Meer und 24 Meter über dem Meeresspiegel. Ähnlich wie München sieht sich Kopenhagen mit Extremwetterereignissen konfrontiert. In Kopenhagen regnet es sehr häufig und durch die Lage am Meer und die geringe Höhe über dem Meeresspiegel sind Sturmfluten und Überschwemmungen keine Seltenheit. München hat ebenso mit Starkregen zu kämpfen, wobei Hitzewellen hier auch nicht zu unterschätzen sind. Beide Städte stellen verschiedene Maßnahmen vor, die zur Vermeidung negativer Folgen führen sollen. In der Umsetzung hat Kopenhagen bereits Erstaunliches erreicht, um sich vor Starkregen zu schützen. Beide Städte nehmen die durch den Klimawandel entstehenden Extremwetterereignisse und deren mögliche Folgen ernst und arbeiten an spezifischen Lösungen.Die Energieversorgung ist in beiden Städten ein zentraler Aspekt. Beide Städte nehmen hier in gewisser Weise Vorreiterrollen ein. Sowohl Kopenhagen als auch München fördern den Einsatz erneuerbarer Technologien in verschiedener Hinsicht. Das Fernwärmenetz in Kopenhagen ist bereits sehr gut ausgebaut. Gleichzeitig kann die Fernwärme Kopenhagens bereits zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Die dänische Hauptstadt hat hier einige Vorzeigeprojekte, unter anderem die Müllverbrennungsanlage Amager Bakke.Die Stadt München setzt vermehrt auf Tiefengeothermie und treibt den Ausbau voran. Dies soll die Fernwärme nach und nach nachhaltiger machen. Bis 2040 soll das Fernwärmenetz in München somit klimaneutral arbeiten können. Die KWK-Methode wird in München eingesetzt und spart nennenswerte Mengen an CO2 ein. Fossile Brennstoffe kommen hier aber nach wie vor zum Einsatz. Dennoch hat auch München ein ausgefeiltes Konzept und ist vor allem im deutschen Vergleich weit vorangeschritten und hat bereits früh nach alternativen Wegen gesucht. Daher sind die Fortschritte Münchens in der Wärmeversorgung beachtlich. Im direkten Vergleich kann Kopenhagen jedoch mit noch mehr Innovation und aktuell größeren Fortschritten punkten.FazitEs wurde untersucht, wie eine nachhaltige Stadt gestaltet werden kann. Eine aktuelle Bestandsaufnahme zeigt, dass die Entwicklungen in Städten sehr unterschiedlich sind. Die Abkehr von der Vorstellung einer autogerechten Stadt scheint sinnvoll. Bereits vorhandene ÖPNV-Strukturen und weitere Alternativen zum motorisierten Individualverkehr müssen effizienter genutzt oder geschaffen werden. Der Energiesektor ist besonders relevant, da hier die größten Möglichkeiten hinsichtlich einer Reduzierung von Emissionen bestehen. Städte sollten daher Maßnahmen etablieren, um den Energiebedarf zu senken und auf regenerative Energien umsteigen zu können. In dieser Arbeit wurde bezogen auf den Bereich der Energie die kommunale Wärmeplanung berücksichtigt.Untersucht wurden die Bereiche des Verkehrs und der Mobilität, der Extremwetteranpassung und der kommunalen Wärmeplanung. München und Kopenhagen haben in den untersuchten Bereichen bereits eine Vielzahl an Maßnahmen und Vorhaben vorgestellt und initiiert. Dabei stellt sich heraus, dass die spezifischen Gegebenheiten in Städten stets berücksichtigt werden müssen. Diese unterschiedlichen Gegebenheiten führen dazu, dass ein Städtevergleich nicht in jedem Aspekt einer nachhaltigen Stadtentwicklung zielführend ist. München zeigt jedoch am Beispiel der geplanten Radschnellverbindungen, dass es auch Lösungen für suboptimale Gegebenheiten gibt, in diesem Fall für größere Distanzen beim Radverkehr.Beide Städte sind fortgeschritten, was den Bereich der nachhaltigen Mobilität betrifft. Hier stellt vor allem der erwartete Bevölkerungsanstieg eine Herausforderung dar, da dies zur weiteren Be- beziehungsweise Überlastung der bestehenden Verkehrsinfrastruktur und zur Zunahme des Verkehrs generell führen wird. Dementsprechend finden sich in beiden Städten Projekte, die auch teils in der Umsetzung und bezogen auf die Zukunft der nachhaltigen Mobilität vielversprechend sind. Hier bleiben jedoch die konkreten Fortschritte in den nächsten Jahren abzuwarten, was eine erneute Untersuchung zu einem späteren Zeitpunkt interessant macht. Die Vision beziehungsweise Utopie einer autofreien Stadt scheint für Kopenhagen einen Schritt näher zu sein. München zeigt jedoch, dass zumindest eine autofreie Altstadt in naher Zukunft nicht undenkbar ist.Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist für beide Städte relevant. Kopenhagen hat hier eine Reihe innovativer Projekte bereits umgesetzt. München stellt viele Maßnahmen vor, die im Detail jedoch noch weiter vorangetrieben werden müssen.Bezogen auf die kommunale Wärmeplanung gehen beide Städte verschiedene Wege und haben bestimmte Visionen. Einen Beitrag zur Energiewende wollen beide Städte und deren ansässige Stadtwerke leisten. Die Fernwärme ist sowohl in Kopenhagen als auch in München der zentrale Faktor. Kopenhagen ist bezogen auf den Anteil erneuerbarer Energien und den Ausbau des Fernwärmenetzes weiter fortgeschritten als München. Ebenso bestehen in Kopenhagen innovative Ideen zur nachhaltigen Erzeugung von Fernwärme und zur Einbettung verschiedener Anlagen in die Kopenhagener Stadt und das Umland. München setzt auf die Nutzung von Geothermie, was zu einer sehr guten CO-2-Bilanz beitragen kann.In den untersuchten Bereichen weisen beide Städte Fortschritte auf. Kopenhagen hat zeitlich betrachtet deutlich früher mit dem Ausbau einer nachhaltigen Stadtentwicklung begonnen. Dementsprechend sind einige Pläne ausgereifter und es finden sich hinsichtlich der untersuchten Bereiche mehr konkrete Umsetzungen. München könnte hier jedoch in den nächsten Jahren ähnlich weit voranschreiten, was unter anderem hinsichtlich des Maßnahmenkatalogs deutlich wird. Auch aus diesem Grund wäre die Betrachtung zu einem späteren Zeitpunkt interessant und würde weitere Aufschlüsse liefern.Durch die Untersuchung der Verkehrsinfrastruktur und der kommunalen Wärmeplanung beider Städte wurden Schlüsselaspekte einer nachhaltigen Stadtentwicklung berücksichtigt. Dennoch muss betont werden, dass bei weitem nicht alle Aspekte einer nachhaltigen Stadt berücksichtigt und untersucht werden konnten. Dies würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Eine Untersuchung in weiteren Bereichen würde daher eine sinnvolle Ergänzung darstellen.LiteraturverzeichnisAachener Stiftung Kathy Beys (2015): Nachhaltiger Lebensstil (Aachener Stiftung Kathy Beys vom 16.12.2015) < https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/nachhaltiger_lebensstil_1978.htm > (11.11.2023).ADAC (2021). ÖPNV Tickets 2021: ADAC Studie zeigt gewaltige Preisunterschiede (ADAC vom 04.11.2021) < https://www.adac.de/reise-freizeit/ratgeber/tests/oepnv-preisvergleich/ > (19.11.2023).Aden, Hartmut (2012): Umweltpolitik, VS Verlag für Sozialwissenschaften: Wiesbaden.Außenministerium Dänemark (2020): A Green and Sustainable World - The Danish Government's long-term strategy for global climate action, Ministry of Foreign Affairs of Denmark: Kopenhagen < https://www.regeringen.dk/media/10084/a_green_and_sustainable_world.pdf> (09.12.2023). Bildung für nachhaltige Entwicklung (2023): Städte und BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung 2023) < https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/themen/nachhaltige-stadtentwicklung/nachhaltige-stadtentwicklung_node.html > (17.11.2023).Britannica (2023). Copenhagen (Britannica vom 13.12.2023) < https://www.britannica.com/place/Copenhagen > (19.11.2023).Buhofer, Stephan (2018): Der Klimawandel und die internationale Politik in Zahlen, Oekom: München, 2. Auflage. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2023a): Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2023) < https://www.bmz.de/de/agenda-2030 > (14.11.2023).Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2023b): Nachhaltige Stadtentwicklung (Positionspapier). 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