Der Beitrag erörtert den widerspruchslosen Wunsch der modernen emanzipierten Bevölkerung in Deutschland nach Sicherheit und Freiheit, nach dem Motto: Man muss sich wieder Bewegungsraum verschaffen, man muss sich endlich Luft machen, Ordnung muss sein - mit Sicherheit. So werden im ersten Schritt zunächst die Risiken im liberalen Staat betrachtet, wobei sich die Ausführungen insbesondere an U. Becks Beschreibung der Risikogesellschaft orientieren. Da nun, Beck zufolge, aber eben niemand mehr 'alles' zu planen, niemand mehr 'für alles' verantwortlich zu zeichnen vermag, laufen die amtlichen Sicherheitsversprechen gegenüber beiden Risikowahrnehmungen zusehends an dem vorbei, was die - von den einschlägigen 'Warnern' bewusst gemachten - Menschen als Realität ansehen: nämlich dass sie gefährdet, dass sie bedroht sind. Auf dieser Grundlage beschäftigt sich der zweite Schritt sodann mit den vigilantischen Bürgern, die aus dem von B. Lutz so genannten 'Traum immerwährender Prosperität' herausgerissen worden sind und nun auf präventiven und reaktiven Selbstschutz abzielende Subpolitiken schauen. In diesem Zusammenhang diskutiert der Verfasser Pro und Contra der neuen Vigilanten. (ICG2)
Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit den Erfahrungen von Radfahrer:innen im Straßenraum, entlang der Fragestellung: Inwiefern beeinflusst die kulturelle Vormachtstellung von motorisiertem Verkehr die Erfahrungen von nicht-männlichen Radfahrer:innen auf der Straße? Dabei gilt es nachzuspüren, was es bedeutet, das "Recht auf Straße" einzufordern sowie danach zu fragen, wer sich selbstverständlich (Straßen-) Raum aneignet und wer nicht. Die Exploration des Gegenstandes erfolgt unter anderem anhand feministischer und raumtheoretischer Bezüge, sowie Ansätzen der Mobility Studies. Am Beispiel des Radfahrens werden Verknüpfungen zu den Themen Stadt, Raum, Bewegung sowie Gender hergestellt und aufgezeigt. Die Beschäftigung mit der historischen Gewordenheit des gegenwärtigen Straßenraumes anhand sich wandelnder Nutzungsrechte gibt Aufschluss darüber, welche Interessen und Machtgefüge sich in den öffentlichen Straßenraum eingeschrieben haben. Die in der Straßenverkehrsordnung festgeschriebenen Verhaltensregeln zielen darauf ab, vor allem dem motorisierten Verkehr ein schnellstmögliches Vorankommen zu ermöglichen. Gleichzeitig haben Staaten großes Interesse daran, die Vorherrschaft des motorisierten Verkehrs im öffentlichen Straßenraum zum Wohle der Automobilindustrie beizubehalten. Räume werden dabei nicht als materiell gegeben, sondern als in gesellschaftlichen Prozessen konstruiert verstanden. Es gilt festzustellen, dass es sich bei Geschlechterfragen stets auch um Raumfragen handelt. So sind die Erfahrungen von Personen in der Stadt von ihrem Geschlecht geprägt und somit zutiefst geschlechtsspezifisch. Mithilfe von empirischer Forschung wird eine Revision der Alltagsnormalität vorgenommen, denn wie sich nicht-männliche Radfahrer:innen im Straßenraum bewegen und diesen aneignen, ist geprägt von historischen und kulturellen Prozessen, unter anderem gesetzlichen Festschreibungen, kapitalistischen Interessen und einer androzentrischen Raumplanung. ; This masters thesis is concerned with the experiences of cyclists in the street space, specifically: How does the culturally established position of supremacy of motorized traffic influence the experiences of non-male cyclists on the street? In this context, the meaning of the "right to the road" will be investigated, asking who claims (street) space as a matter of course, and who cannot. The exploration of this subject follows feminist and spatial theory, with an eye to mobility studies. Cycling serves thus as an example, making possible connections to themes such as the city, space, movement and gender. The consideration of the contemporary organization of street space in its historical contingency, in pointing to changed and changing rights of use, makes clear the interests and power structures that have made their mark on the public space known as the street. The rules of behavior set down by traffic laws exist above all to enable motorized vehicles to move quickly and unhindered. At the same time, national governments have a vested interest in protecting the rights of the motor vehicle, for the good of the automobile industry. Spaces are not understood as a material given, but rather as a construct determined by societal processes. In this sense, questions of space are inevitably also questions of gender; individual experiences in the urban sphere are determined by their gender and are thus extremely gender-specific. This thesis therefore questions and revises, based on empirical research, concepts of everyday normality, as the ways in which non-male cyclists claim and use street space is shaped by social and historical processes such as laws, capitalist interests and androcentric spatial planning. ; vorgelegt von Hannah Konrad ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2021 ; (VLID)6134343
Die Masterarbeit untersucht die Phänomene "Gewalt im Namen der Ehre" und "Zwangsheirat" aus einer genderspezifischen und intersektionellen Perspektive. Die Themenstellungen sind noch junge Forschungsschwerpunkte, die aufgrund des Interesses der Politik und der Medien eine rasante Aufwertung erfuhren. "Kulturbasierende Gewalt" ist eng mit der Geschlechterfrage sowie verschiedenen Formen von Machtbeziehungen verbunden und als Form von "Gewalt im sozialen Nahraum" zu verstehen. Zwangssituationen im Zusammenhang mit Partnerschaft, Heirat, Trennung oder Scheidung produzieren oder reproduzieren Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, sei es zwischen Männern und Frauen aber auch innerhalb von Familien. Auch der Blick auf die "strukturelle Gewalt" ist essentiell, da staatliche Institutionen Ausschluss und Benachteiligung mitverantworten und asymmetrische, geschlechtsspezifische Herrschaftsverhältnisse festigen. Ein eigenes Kapitel widmet sich den Begrifflichkeiten, um den Terminus "Gewalt im Namen der Ehre" in den Kontext von international gebräuchlichen Gewaltdefinitionen einzubetten. Das darauf folgende Kapitel stellt zentral den Ehrbegriff und das anthropologische "Ehre-Scham-Konzept" in den Mittelpunkt. Bedeutend ist die Frage nach der öffentlichen Bewertung von sozialem (Fehl)Verhalten im Herkunfts- oder Migrationskontext. Unter Einbeziehung der straf- und fremdenrechtlichen österreichischen Gesetzesbestimmungen werden die Formen, Motive und Ursachen von "Zwangsheirat" und "Zwangsehe" dargestellt sowie Unterstützungsangebote für Betroffene. Die Frage nach dem Diskurs über "Gewalt im Namen der Ehre" und "Zwangsheirat" in Österreich wird im Kontext der "Multikulturalismusdebatte" erörtert und zeigt die Gratwanderung in der konkreten Praxis der Gewaltschutzarbeit: Die Wertschätzung kultureller Vielfalt ist keine Entschuldigung für die Toleranz von Menschenrechtsverletzungen in Form von frauenverachtenden kulturellen und traditionell motivierten Praktiken. ; This master?s thesis explores "Honour Based Violence" and "Forced Marriage" from a gender-specific and intersectional perspective. These phenomena have only recently attracted interest also in research, but given the interest of politics and the media, attention to these phenomena has rapidly increased. "Harmful Traditional Practices" are strongly related to gender and various forms of power relationships and are understood as a form of "Domestic Violence". The use of force in connection with partnerships, marriage, breakup or divorce produces or reproduces gender inequalities between men and women but also within families. It is essential to take structural violence into account because governmental institutions contribute to and are responsible for the establishment of asymmetrical gender-specific power relationships. Therefore one chapter is devoted to terminological issues and puts the term "Honour Based Violence" Into the context of common international definitions of violence. The following chapter deals with the notion of "Family Honour" and the anthropological notion of honour and shame. Importantly, it is explored how social (mis)conduct is assessed in public against the background of provenance and migration. The forms, reasons for and causes of "Forced Marriage" and support offered to victims are discussed in view of the legal provisions of Austrian criminal law and law relating to immigrants. The public discourse related to "Honour Based Violence" and "Forced Marriage" in Austria is discussed in the context of the public discourse on multiculturalism. This discourse illustrates the ambivalent nature of work in the field of violence prevention: The appreciation of cultural diversity is no excuse for the violation of human rights in the form of misogynic "Harmful Traditonal Practices". ; vorgelegt von Christina Rosina Kraker-Kölbl ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Graz, Univ., Masterarb., 2013 ; (VLID)232406
Welches Wissen haben Professorinnen und Professoren über Gender- und Gleichstellungsfragen und wie setzen sie Gleichstellung in ihren wesentlichen Handlungsfeldern – als Führungskräfte in Forschung, Lehre und akademischer Selbstverwaltung – um? Ziel des Bandes ist es, das Zusammenwirken von Wissen und Haltungen von Professor*innen auf der einen Seite und ihren Handlungsorientierungen im Hinblick auf Gleichstellung auf der anderen Seite zu beleuchten. (DIPF/Orig.)
This paper focuses on teaching boys, male teachers and the question of gendered pedagogies in neoliberal and postfeminist times of the proliferation of new forms of capitalism, multi-mediated technologies and the influence of globalization. It illustrates how a politics of re-masculinization and its reconstitution needs to be understood as set against changing economic and social conditions in which gender equity comes to be re-focused on boys as the 'new disadvantaged'. This re-framing of gender equity, it is argued, has been fuelled by both a media-inspired backlash discourse about 'failing boys' and a neo-positivist emphasis on numbers derived primarily from standardized testing regimes at both global and national levels. A media-focused analysis of the proliferation of discourses about 'failing boys' vis-a-vis the problem of encroaching feminization in the school system is provided to illuminate how certain truths about the influence of male teachers come to define how the terms of ensuring gender equity are delimited and reduced to a question of gendered pedagogies as grounded in sexed bodies. Historical accounts of the feminization of teaching in the North American context are also provided as a basis for building a more informed understanding of the present, particularly as it relates to the contextualization of policy articulation and enactment regarding the problem of teaching boys. In light of such historically informed and critical media analysis, it is argued that what is needed is a more informed, evidenced based policy articulation of the problem of teaching boys and a more gender sensitive reflection on the politics of masculinities in postfeminist times. (DIPF/Orig.) ; Der einführende Beitrag [.] zum Themenschwerpunkt diskutiert die Frage nach Männlichkeitskonstruktionen in pädagogischen Institutionen vor dem Hintergrund der Diagnose grundlegender Transformationen von Geschlechterverhältnissen und Bildungssystemen im Zuge neoliberaler Ökonomisierung. In seinem Essay beschäftigt sich der Autor mit Remaskulinisierungen im Bildungssystem, die er sowohl mit dem Diskurs über 'Failing boys' als auch mit dem Hype um die aktuellen internationalen Vergleichsstudien in Verbindung bringt. Beide Diskurse fallen zusammen in der Forderung nach mehr männlichen Lehrpersonen, wie der Beitrag anhand internationaler Beispiele aufzeigt. Dabei verknüpfen sich neokonservative und neoliberale Positionen in einer Kritik an der Feminisierung von Schule, die zu dem schlechten Abschneiden von Jungen maßgeblich beitrage. Der Autor allerdings zeigt anhand international vergleichender und historischer Bezüge auf, dass nicht die Feminisierung der Schule, sondern problematische Männlichkeitskonzepte die Ursache des Problems ist und eine Remaskulinisierung genau diesem Vorschub leisten würde. (DIPF/Orig.)
Forest resources provide a means of livelihoods in rural communities in most developing countries. Growing threats of disappearance of these resources as a result of human and natural activities led Cameroon in 1994 to institute new forest policy reforms which amongst others aimed to formalize and strengthen the involvement of local communities in forest management. Although much has been written on the importance and methods of participation of the local people in sustainable forest management, little has been done to assess the involvement of especially women in forest management activities. This study aims to contribute to an understanding of the roles of indigenous men and women in forest management activities, how they are shaped by management regimes and the influence on their livelihoods. Results are based on empirical findings from two case studies-the Korup National Park Area (KNPA) and Bechati Forest Area (BFA). The analysis focuses on the different roles of men and women in forest activities, exploring how policies have influenced their participation. It further uses the concepts provided by gender analysis and SLF to check the potentials for improved participation of men and women in forest management and sustainable rural livelihoods. Results show that men and women in the research communities are solely dependent on forest resources for their livelihoods. They perform different roles with different interests and needs regarding the forest and its resources. Men and women have different responsibilities in protecting and maintaining homestead, common and forest lands. The results show that men are interested in cash crop production and usually own large plots and a greater proportion of women are involved in food crop production mostly for subsistence. The analysis of the management practices in both research areas show that formal and traditional ways of managing the forest are practiced. The traditional method is supplementary to the formal as the inability of traditional council to solve some forest problems are forwarded to the court of law where sanctions are taken. Considering that they are few guards to patrol the forest or visit the communities regularly would mean increase illegal activities in the forest. With some recognition, cooperation and mutual understanding between the local people, government and conservation staff, the management of the forest would be improved. The analysis further reveals clashing traditional, governmental and participatory management strategies leading to tensions, conflicts and lack of trust among actors. Results on gender analysis in research communities portray power relations in forest issues. Rights and access to natural resources like land, trees and animals is gendered. Land tenure rights BFA are hereditary and entitled to the male successor of the family. In KNPA, it is based on demarcation and occupation. However, though land acquisition is open to both men and women in the KNPA, women were found to acquire less land due to numerous responsibilities and lack of strength. The amount of land acquired determines the degree of authority a family or an individual possesses. The analysis also shows that there is some form of change in gender roles although women are not highly represented and even fewer women take part in decision-making processes. Gender issues are integrated in most policy commitments in Cameroon but if steps are not taken to translate them into practice, the increase participation of women in forest management will remain limited. True change can be achieved if decision-makers ensure an inclusive implementation of gender issues at all levels of project planning. A change in traditional attitudes on the roles of men and women should be adopted and a rethinking on policies (e.g. land tenure and property rights) is necessary to pave the way for greater female participation. ; Wälder stellen, in vielen ländlichen Gemeinden in Entwicklungsländern, Ressourcen für die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung zur Verfügung. Aufgrund von natürlichen und vom Menschen beeinflussten Veränderungen sind diese Ressourcen gefährdet. Um den Problemen abnehmender Waldressourcen zu begegnen wurde die Waldpolitik in Kamerun 1994 reformiert. Ziel der Reformen war die Formalisierung und Stärkung der Beteiligung der lokalen Bevölkerung im Waldmanagement. Obwohl es zahlreiche Veröffentlichungen zu Wichtigkeit und Methoden der Partizipation lokaler Bevölkerung im nachhaltigem Waldmanagement in Kamerun gibt, wird vor allem die Einbindung von Frauen in entsprechende Managementaktivitäten selten betrachtet. Die vorliegende Arbeit leistet einen Beitrag zum Rollenverständnis von einheimischen Männern und Frauen im Waldmanagement, vor allen Dingen hinsichtlich der Gestaltung vom Managementstrategien und dem Einfluss auf die Lebensgrundlage. Die Ergebnisse basieren auf empirischen Ergebnissen aus zwei Fallstudien in der Korup National Park Area (KNPA) und der Bechati Forest Area (BFA). Die Analysen fokussieren auf verschiedene Rollen von Männern und Frauen im Waldmanagement und untersuchen den Einfluss verschiedener Politiken auf Beteiligungsprozesse. Des Weiteren werden Konzepte der Genderforschung und des Sustainable Livelihoods Frameworks genutzt um Verbesserungspotentiale für die Beteiligung von Männern und Frauen aufzudecken. Die Ergebnisse zeigen, dass Männer und Frauen in den Fallstudiengebieten ihren Lebensunterhalt ausschließlich von Ressourcen bestreiten, die von den Wäldern zur Verfügung gestellt werden. Dabei gibt es eine Rollenverteilung mit unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen im Bezug auf Wälder und Ressourcen. So haben Männer und Frauen unterschiedliche Verantwortlichkeiten hinsichtlich Schutz und Erhalt von Höfen, Allmenden und Wäldern. Die Ergebnisse zeigen, dass die Interessen der Männer im Bereich der Produktion von Cash-Crops liegen und sie dafür oft auch große Flächen besitzen. Frauen hingegen sind überwiegend in den Anbau von Nahrungsmitteln für die Selbstversorgung involviert. Die Analysen der Managementpraktiken in beiden Fallstudiengebieten zeigen, dass verschiedene formelle und traditionelle Waldmanagementstrategien praktiziert werden. Die traditionellen Strategien gelten als komplementär zu den Formellen. So werden Probleme im Bezug auf Wald, die nicht durch traditionelle Gemeinderäte gelöst werden können an Gerichte weitergeleitet. Hier können Sanktionen beschlossen werden. Die Analysen zeigen aber auch, dass traditionelle, formelle und partizipative Managementstrategien nicht immer zusammenpassen. Daraus entstehen Spannungen, Konflikte und ein Mangel an Vertrauen. Größere Beachtung, Kooperation und gegenseitiges Verständnis zwischen der lokalen Bevölkerung, Regierung und Naturschützern würde zu einer Verbesserung im Waldmanagement führen. Genderanalysen in den Gemeinden der Fallstudiengebiete zeigen die Machtverhältnisse im Bezug auf Wald sowie unterschiedliche Rechte und Zugänge zu natürlichen Ressourcen wie Land, Bäume und Tiere. In BFA wird der Landbesitz an den männlichen Nachkommen vererbt. In KNPA basiert der Landbesitz auf Demarkation und Beruf. Während also in KNPA Landerwerb für beide Geschlechter möglich ist, wird von Frauen weniger Land erworben. Gründe dafür sind die viele Verpflichtungen und ein Mangel und körperlicher Kraft. Die Größe des Flächenbesitzes bestimmt den Grad der Autorität innerhalb und außerhalb der Familie. Die Analysen zeigen, dass ein Wandel in den Geschlechtsrollen stattfindet. Trotzdem Frauen nicht gut repräsentiert sind und noch weniger an Entscheidungsprozessen beteiligt. Geschlechterfragen werden mittlerweile in den meisten politischen Zusagen in Kamerun berücksichtigt. Werden jedoch keine Schritte zur Umsetzung unternommen, wird die Beteiligung von Frauen im Waldmanagement weiterhin begrenzt bleiben. Tatsächlicher Wandel könnte erreicht werden, wenn Entscheidungsträger eine inklusive Umsetzung von Genderaspekten auf allen Projektebenen sicherstellen. Ein Wandel in den traditionellen Verhaltensweisen im Bezug auf Rollen von Männern und Frauen sollte umgesetzt werden. Außerdem ist ein Umdenken hinsichtlich Politiken (z.B. Landbesitz und Eigentumsrecht) notwendig um den Weg für eine Verbesserung in der Partizipation von Frauen zu ebnen.
Der Band knüpft an die queertheoretischen Infragestellungen der zweigeschlechtlichen Ordnung an. Im Kontext der Vielfältigkeit geschlechtlicher und sexueller Identitäten sind Prozesse von Bildung, Erziehung und Sozialisation im Spannungsfeld von Normalisierung und Widerständigkeit gegenüber heteronormativen Identifizierungen der Geschlechter zu denken. Wie findet sich die Wirklichkeit queerer Geschlechterverhältnisse in pädagogischer Theorie und Praxis wieder und wie sind gendersensible Bildungskonzepte so zu erweitern, dass sie die Veruneindeutigung von Geschlecht zulassen? (DIPF/Orig.)
The relationship of civil society organizations (CSOs) and political parties in post-Suharto Indonesia: a women's CSO perspective This study seeks to examine the distant relationship that exists between CSOs and parties within the new Indonesian democracy because of their nature of organizations and the influence of political and social structures to their relations. The main research question in this study is: How does the distant relationship between women's CSOs and political parties affect selected gender equality issues in post-Suharto Indonesia? This is supported by two sub-questions: (1) to what extent have Indonesian women's CSOs been linked with political parties since the fall of Suharto in 1998? (2) How distant relationships between women's CSOs and parties contribute to the development of women's political representation in Indonesia? The aim of this study is to contribute to the existing theories about political parties and society that elaborate on political representation from a women's civil society organizational perspective. The results will provide capacity-building development insights for women's civil society actors and members of political parties who want to learn more about the dynamics of both these institutions and the strategies that political parties and CSOs use to establish and develop relationships in Indonesia. This study can be categorized as a single case study with a synchronic and diachronic variations This study uses a combined co-variational analysis and causal-process tracing to explore suitable inquiries from observations of two events: the policy-making process for gender issues and women's political representation roles. This dissertation broadly asserts two hypotheses. First, it hypothesizes that enabling environmental factors (internal and external) in the relationship between women's CSOs and political parties explain their contribution to political representation in democracies in general. The second hypothesis is that the informal and distant relations between women's CSOs and political parties have contributed to the development of women's political representation in the consolidated democracy of post-Suharto Indonesia. This study confirms that a distant relationship has been maintained between CSOs and political parties following the decline of the Suharto regime, due to their limited relationship in the political sphere, weak connections, and limited direct influence. Although the distant relationship between women's CSOs and parties in Indonesia appears to support a picture of weak institutionalized party and fragmented CSO, however the autonomy of each organization in terms of their political interactions needs to be balanced to succeed. Two major findings are: the first is enabling combination of environmental factors (external and internal) to shape the distance of the relationship. The second finding is that women's CSOs and party links in the law-making process and certain representation roles are informed by informal and personal relationships. These two major findings indicate a distant relationship between women's CSOs and political party interactions over certain gender equality issues. From tracing several Indonesian historical events and focusing on the late post-Suharto period, the study confirms that this distant relationship has been caused by certain post-cartelization phenomena and weak institutionalization phenomena. What are the implications of this study in terms of the development of democratization theory? First, this study has contributed to the CSO political party linkage theories. Secondly, this study also supports the claim that the role of civil society is to strengthen democratic representation. Third, this study has presented discussions of gender and political theory, particularly in relation to Pitkin (1967)'s three models of political representation: formal, descriptive, and substantive. This study therefore proposes two areas for future research. Firstly, it is suggested that democratization studies require further exploration into the role that authoritarian legacies play in political institutions. It was not possible in this study to fully explore and explain how the roots of authoritarian legacies from the history of Indonesian democracy are still embedded in society today. Such research could focus on the development of religious organizations such as NU and Muhammadiyah which have close attachment with parties and individual politicians until these days. A second rich area for future research is the development and support of empirical political involvement mechanisms for civil society. ; Das Verhältnis zwischen Zivilorganisationen und politischen Parteien in Indonesien seit 1998: Ein Blick auf zivile Frauenorganisationen Diese Studie analysiert das distanzierte Verhältnis zwischen Zivilorganisationen und Parteien in der indonesischen Demokratie und wie es von politischen und sozialen Strukturen geprägt wird. Die Forschungsfrage dieser Studie ist: Wie beeinflusst das distanzierte Verhältnis zwischen zivilen Frauenorganisationen und politischen Parteien Geschlechtergleichheit in post-Suharto Indonesien? Darüber hinaus werden zwei Unterfragen behandelt: (1) Zu welchem Ausmaß sind zivile Frauenorganisationen mit politischen Parteien seit dem Sturz Suhartos im Jahr 1998 verbunden? (2) Trägt das distanzierte Verhältnis zwischen zivilen Frauenorganisationen und Parteien zur politischen Repräsentation von Frauen in Indonesien bei? Das Ziel dieser Studie ist es, einen Beitrag zu den existierenden Theorien über politische Parteien und Gesellschaft, die sich mit politischer Repräsentation von zivilen Frauenorganisationen beschäftigen, zu leisten. Die Ergebnisse der Studie liefern nicht nur Erkenntnisse über die Dynamiken zwischen Zivilorganisationen und politischen Parteien, sondern zeigen auch Strategien auf, mit denen Kapazitätsaufbau von weiblichen Zivilakteuren und deren Verhältnis zu politischen Parteien in Indonesien gefördert werden kann. Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine Einzelstudie mit synchronischen und diachronischen Variationen. Es wird eine kombinierte kovariierte Analyse und kausales Process Tracing angewandt, um zwei Phänomene zu untersuchen: den Prozess von Politikgestaltung bezüglich Geschlechterfragen und die politische Repräsentation von Frauen. Diese Dissertation vertritt zwei Hypothesen. Es wird erstens behauptet, dass befähigende interne und externe Faktoren das Verhältnis zwischen zivilen Frauenorganisationen und politischen Parteien prägen, welches wiederum das Ausmaß der Repräsentation von Frauen in Demokratien im Allgemeinen erklärt. Als zweite Hypothese ist festzuhalten, dass die informellen und distanzierten Beziehungen zwischen zivilen Frauenorganisationen und politischen Parteien zur spezifischen Entwicklung der politischen Repräsentation von Frauen in der jetzigen indonesischen Demokratie beigetragen haben. Diese Studie bestätigt, dass Zivilorganisationen nur begrenzte Verbindungen zur und schwachen direkten Einfluss auf die politische Sphäre haben und sich ein distanziertes Verhältnis zwischen Zivilorganisationen und politischen Parteien nach dem Sturz des Suharto-Regimes aufrechterhält. Die zwei Hauptergebnisse dieser Arbeit sind: Erstens, dass die Kombination befähigender externer und interner Faktoren das distanzierte Verhältnis formt. Zweitens, dass Verbindungen zwischen zivilen Frauenorganisationen und Parteien im Gesetzgebungsverfahren und bei bestimmten repräsentativen Aufgaben von informellen und persönlichen Beziehungen geprägt sind. Diese beiden Hauptergebnisse bezeugen das distanzierte Verhältnis zwischen zivilen Frauenorganisationen und politischen Parteien, was auch gemeinsamen Interaktionen zu einer Verbesserung der Gleichberechtigung der Geschlechter im Weg steht. Indem verschiedenen Ereignissen der indonesischen Geschichte mit einer Fokussierung auf die Phase seit 2004, nachgegangen wird, zeigt diese Studie, dass das distanzierte Verhältnis von Kartellbildungen sowie schwacher Institutionalisierung verursacht wurde. Welche Implikationen haben diese Ergebnisse für die Weiterentwicklung von Demokratisierungstheorien? Erstens trägt diese Arbeit zu Theorien über die Verbindungen von Zivilorganisationen und politischen Parteien bei. Zweitens bestätigt diese Studie die Annahme, dass die Zivilgesellschaft demokratische Repräsentation stärken kann. Drittens diskutiert diese Studie theoretische Ansätze zu Geschlechterverhältnissen und Politik, insbesondere mit Bezugnahme auf Pitkins (1967) drei Modelle politischer Repräsentation, die formal, deskriptiv und substanziell sein kann. Für die weitere wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Forschungsgegenstand der Demokratisierung sieht diese Studie zwei Aspekte als wesentlich an. Erstens wird vorgeschlagen, sich intensiver mit der Bedeutung autoritärer Erbschaften für die Entwicklung politischer Institutionen zu beschäftigen. In der vorliegenden Studie war es nicht möglich, ausführlich zu beleuchten, inwiefern autoritäre Erbschaften innerhalb der Gesellschaft des heutigen demokratischen Indonesien eingebettet sind. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Thematik könnte die Entwicklung religiöser Organisationen wie NU oder Muhammadiyah in den Blick nehmen, da diese bis heute enge Verbindungen zu politischen Parteien und einzelnen Politikern unterhalten. Ein zweiter vielversprechender Aspekt für die zukünftige Forschung liegt in der empirischen Untersuchung der Mechanismen, mit denen politische Beteiligung zur Entwicklung und Unterstützung der Zivilgesellschaft beiträgt.
Ein Buch als Geburtstagsgeschenk: Im März 2011 feierte das Animationsfilmfestival Tricky Women zehnjähriges Bestehen. Aus Anlass dieses runden Jubiläums haben die Veranstalterinnen Birgitt Wagner und Waltraud Grausgruber nun ein Buch herausgegeben, zu dem eine illustre Reihe von Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen Texte beigetragen hat. Als weltweit nach wie vor einzige Veranstaltung ihrer Art, die alljährlich unter regem Publikumszuspruch im Wiener Topkino eine Woche lang die Animationsfilmkunst von Frauen zum Schwerpunkt macht, füllt Tricky Women seit 2001 eine Leerstelle und ist eine aus der internationalen Festivallandschaft nicht mehr wegzudenkende Institution. Wäre alleine das schon Anlass genug für eine Festschrift, verknüpft sich dieser mit dem Anliegen der Herausgeberinnen, auch auf dem Gebiet wissenschaftlicher Publikationen eine klaffende Lücke zu schließen: Zwanzig Jahre nach dem Erscheinen von Women and Animation. A Compendium von Jayne Pilling, die in der vorliegenden Neuerscheinung ebenfalls als Autorin vertreten ist, versammelt der Band vierzehn Beiträge zu Geschichte, Status quo und medientheoretischer Kontextualisierung des animierten Films aus 'Frauenfeder'. Der erste Teil, "Rückblicke: Historie des Animationsfilms von Frauen", zeigt dabei unter anderem, wie jung zumindest der offizielle Teil dieser Geschichte ist. Jayne Pilling, Direktorin des British Animation Awards, formuliert in "Historical Milestones: Who Gets to Tell Whose Stories? (Or . the dilemmas of programming .)" in durchaus persönlicher Weise die fundamentalen Zweifel einer Kuratorin angesichts der Aufgabe, ein Programm mit den Meilensteinen in der Animationsfilmkunst von Frauen zusammenzustellen: "For, as we know, although history is constituted of dates and facts, it is also always a matter of interpretation" (S. 9). Die ursprüngliche Idee wurde also fallengelassen, und das Programm stattdessen von zehn Filmemacherinnen zusammengestellt, die jeweils ihre drei persönlichen 'Meilensteine' auswählten. Pilling wirft zudem in ihrem Text anhand der Auseinandersetzung mit den ausgewählten Filmen Schlaglichter auf die Geschichte weiblichen Trickfilmschaffens. Dabei wird deutlich, dass, abgesehen von einigen wenigen privilegierten Beispielen wie Lotte Reiniger und Mary Ellen Bute, Frauen als Autorinnen erst ab den 1970er Jahren in größerer Zahl sichtbar werden (vgl. S. 14). Dies hat vor allem mit den sozio-ökonomischen Aspekten professioneller Filmproduktion zu tun, die im Vergleich mit anderen Kunstformen erheblich größere finanzielle und personelle Ressourcen voraussetzt. Der für Frauen traditionell erschwerte Zugang zu 'Leitungspositionen' erklärt so nicht nur die weitgehende Abwesenheit von Regisseurinnen in der Filmgeschichte, sondern auch ihr – im Verhältnis zu anderen Filmformen – überproportionales Auftauchen im Animationsfilm. Einer der herausragenden Pionierinnen der abstrakten Animationsfilmkunst ist der Beitrag der Berliner Medienwissenschaftlerin und Kuratorin Sandra Naumann gewidmet. In "Mary Ellen Bute. Color – Form – Movement – Sound" beschreibt Naumann Werdegang und Werk eines 'All-American-Girls' aus Houston, Texas, deren Schaffen sich unter dem Motto "Seeing Sound" um die Visualisierung von Klängen dreht. Von der Malerei kommend, kombiniert Bute zunächst "handgezeichnete Bilder geometrischer Figuren mit fotografischen Aufnahmen von Alltagsgegenständen" (S. 39) und wendet sich bald den Möglichkeiten der elektronischen Bilderzeugung durch das Oszilloskop zu. Die folgenden Beiträge verlagern den Schwerpunkt auf die jüngere Geschichte und den mittel- bzw. osteuropäischen Raum: "Vera Neubauer: Soft Toys, Rough Treatment" ist eine Hommage der Filmemacherin Ruth Lingford an die in der ehemaligen Tschechoslowakei geborene Grande Dame des britischen Animationsfilms, deren Schaffen sich durch einen rohen und anarchischen Zugang auszeichnet. In "Don't Be Afraid of Freedom. An Interview with Vera Neubauer" spricht die Kultursoziologin Maša Ogriez mit der Künstlerin über Feminismus als Zwangsjacke und die Unzulänglichkeit von Sprache als künstlerisches Mittel. Eliška Děcká, die an der Universität Prag zu Female Heroines in Animated Film forscht, widmet sich in ihrem Beitrag den Neubauer folgenden Generationen: In "The Czech und Slovak New Female Wave of Animation" geht sie auf das Schaffen von Michaela Pavlátová, Kristina Dufková, Galina Miklínová, Veronika Obertová, Vlasta Pospíšilová und Katarína Kerekešová ein. Der letzte Beitrag des 'historischen' Teils führt nach Österreich: Die Filmemacherin und Künstlerin Sabine Groschup teilt in "Ganzheiten. Maria Lassnig" Erinnerungen aus ihrer Studienzeit in den 1980er Jahren in Lassnigs Klasse für Malerei und experimentellen Trickfilm an der Universität für Angewandte Kunst in Wien mit. Groschup beleuchtet das umfangreiche Filmschaffen der vorwiegend als Malerin bekannten Künstlerin und zeigt, warum Lassnig, die den Trickfilm als Erweiterung der Malerei begreift, als wichtigste Pionierin des experimentellen Animationsfilms in Österreich gelten muss. Der zweite Teil des Buchs wirft unter dem Titel "Ausblicke: Aktuelle Entwicklungen" Schlaglichter auf das zeitgenössische Trickfilmschaffen von Frauen. Franziska Bruckner, die an der Universität Wien zu Animationsfilmkunst forscht und lehrt, gibt in "Tricky Women Today. Momentaufnahmen einer neuen Generation österreichischer Animationsfilmemacherinnen" Einblicke in eine sehr lebendige Szene: Exemplarisch für die Formenvielfalt sind etwa die multimedialen "(film)sprachlichen Experimente" (S. 78) von Veronika Schubert, die Found-Footage ebenso wie textile Techniken zum Einsatz bringt, aber auch die experimentellen Musikvideos des Produktionsduos Mirjam Baker und Michael Krenoder sowie die "kulinarische(n) Metamorphosen" (S. 85) von Adele Raczkövi, die Figürliches aus Kaffee und Wurstwaren animiert. Der nächste Beitrag führt wieder in den osteuropäischen Raum: Dina Goder gibt in "Drei Portraits. Regisseurinnen in der zeitgenössischen Animationsfilmkunst Russlands" einen Überblick über eine reichhaltige russische Trickfilmkultur, in der schon seit Sowjetzeiten – gefördert durch zahlreiche Studienmöglichkeiten und staatliche finanzierte Trickfilmstudios – ein weitgehend unabhängiger AutorInnenfilm existiert und in der Frauen damals wie heute eine besonders große Rolle spielen. Goder portraitiert drei Generationen von aktiven Filmemacherinnen am Beispiel der Regisseurinnen Oxana Cherkasova, Svetlana Filippova und Yulia Aronova. Die Produzentin Julie Roy widmet sich in "Metamorphosis in Michèle Cournoyer's Work" der für den animierten Film zentralen Technik der Metamorphose und ihrer herausragenden Perfektionierung im Schaffen der kanadischen Filmemacherin. Metamorphose schreibt sich als Arbeits-Prozess in die Entstehung der Filme ein und "emphazises the raw material of the subconscious" (S. 14). Im letzten Beitrag des zweiten Teils beleuchtet Annegret Richter, Leiterin der Animationsfilmsektion des internationalen DOK Leipziger Festivals für Animations- und Dokumentarfilm, unter dem Titel "Zeichnung der Wirklichkeit. Animation als dokumentarisches Mittel" eine "neue 'alte' Filmform" (S. 125), die eine lange Tradition hat und gerade in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. Richter zeigt, dass der Einsatz von Animation zur Vermittlung nonfiktionaler Inhalte gerade im weiblich dominierten Genre des autobiografischen Films eine besondere Rolle spielt, weil sich damit das Feld des Dokumentarischen um die Komponente der Erinnerung erweitern lässt. Den dritten Teil "Durchblicke: Medientheorien und Gaming" eröffnet ein Beitrag von Suzanne Buchnan, Professorin für Animation Aesthetics und Direktorin des Animation Research Centre an der University for Creative Arts. In "Tricky Spaces. Animation, Installation and Spatial Politics" beschäftigt sie sich mit Animation im Kontext der Bildenden Kunst, die sie (berechtigterweise?) vom kommerziellen Trickfilm-Mainstream abgrenzt: "Commercial theatrical animation films do not want to draw attention to the 'otherness' of the world they create" (S. 143). Im Gegensatz dazu ließe sich in der Kunst, wie Buchnan am Beispiel der Installationen von Rose Bond, Marina Zurkow und Tabaimo zeigt, genau diese den Techniken der Animation inhärente 'otherness' nützen, um 'tricky spaces' zu erzeugen und damit Kritik an Wahrnehmungskonventionen zu üben. In "God Trick, Good Trick, Bad Trick, New Trick: Reassembling the Production Line" befassen sich die beiden Kanadierinnen Jennifer Jenson, Professorin für Pedagogy and Technology an der York University, und Suzanne de Castell, Professorin an der Faculty of Education an der Simon Fraser University, mit der Genderfrage in der Gaming Culture. Das Ziel ihrer auf umfangreichen Studien basierenden Forschungen besteht darin, die Stereotypen einer männlichen Konnotierung von Computerspielen zu sprengen. Einerseits sollen Mädchen, die jetzt schon knapp die Hälfte der Spielerinnen ausmachen, auch als Konsumentinnen sichtbar gemacht werden, andererseits geht es darum, den erschreckenden niedrigen Frauenanteil im "old boys club" der Gamingindustrie (S. 147) zu erhöhen. Den letzten Beitrag steuert Esther Leslie bei, Professorin für Political Aesthetics an der University of London: "Shadowy, Shape-shifting, Shaky. Animation as Subversion". Hier entwickelt sie anhand eines Streifzugs durch die Geschichte des animierten Films die These, dass dieser die technisch-sozialen Prädispositionen des Mediums selbst unterwandere: "The illusion of movement that is animation is also, chiasmally, the movement of illusion" (S. 159). Das subversive Potential des Trickfilms liegt laut Leslie in seiner ironischen Distanz zur Mimesis, seiner 'Unnatürlichkeit' und Selbstreflexivität, die als Mittel zur Offenlegung des Tricks der Bewegungsillusion fungieren, die das Kino ausmacht: "The movement of illusion suggests […] the shifting of conventional ideology, wisdom or conformism, in order to sketch out an altered vision, another world that might yet be possible" (ebd.). Den Band beschließt Antonia Cicero, selbst langjährige Begleiterin des Festivals, mit einer Jubiläumsschrift. In "Tricky Women. Vom Trickfilm verzaubert" berichtet sie, basierend auf einem Interview mit den Veranstalterinnen Birgitt Wagner und Waltraud Grausgruber sowie ihren eigenen Erfahrungen, von den Anfängen und der Geschichte des Festivals und der anhaltenden Begeisterung für dieses so vielgestaltige Genre: "Trickfilme sind von einer gewissen Leichtigkeit, ohne dabei auf Tiefgang zu verzichten: eine Leichtigkeit im positivsten Sinn. Sie nähern sich außergewöhnlichen oder schwierigen Themen manchmal spielerisch, manchmal geradlinig und nüchtern, manchmal hochartifiziell. Oder schaffen überraschende Einsichten, indem sie alltägliche Situationen und gewöhnliche Dinge aus neuen Blickwinkeln betrachten" (S. 178). Die Möglichkeiten des Animationsfilms sind schier grenzenlos – das wird auf den 189 Seiten dieses Buchs deutlich. Eben diese Vielseitigkeit bedingt aber auch, dass Animation nur als eine sich stetig wandelnde und wachsende Filmgattung begriffen werden kann, die immer neue Techniken und Genres zu subsumieren im Stande ist. So reichen ihre – sich gerade in der heutigen Netzkultur so rasch erweiternden – Einsatzgebiete doch schon jetzt von abstrakten Filmexperimenten und Installationen im Kunstkontext, über narrative Kurz- und Langfilmformate in Kino und Fernsehen, bis hin zu Musikvideo, Kinderfilm, Computerspielen und Werbung. Der Sammelband Tricky Women wirft Schlaglichter auf viele dieser Bereiche, streift dabei historische und aktuelle Entwicklungen und präsentiert auch einige medientheoretische Ansätze. Offen und weiterhin zu diskutieren bleiben dabei die beiden schon im Titel aufgeworfenen grundlegenden Fragen nach dem Verhältnis von Animationsfilm und Kunst einerseits und der Geschlechterfrage in der Animation andererseits. Lässt sich eine 'AnimationsfilmKunst' historisch und ästhetisch vom 'kommerziellen Trickfilm' eigentlich so eindeutig abgrenzen, oder ist es gerade die Nähe von Kunst und Unterhaltungsbranche, die hier befruchtend wirkt und Freiräume schafft? Und wie können wir die offenbar bedeutsame Rolle der Animation in der Geschichte des Filmschaffens von Frauen im Hinblick auf spezifische Ästhetiken, Techniken und Fragen der Autorinnenschaft einer kritischen medien- und gendertheoretischen Betrachtung unterziehen? Solche und andere spannende wie kontroversielle Fragen, die in Tricky Women aus verschiedenen Blickwickeln angeschnitten aber letztlich offengelassen werden, lassen auf weiterführende und umfassende Untersuchungen in diesem auch akademisch bisher viel zu wenig beachteten Bereich hoffen. Doch damit genug der Worte. Last but not least ist dem Buch auch eine DVD mit Filmen von Michèle Cournoyer, Andrea Dorfmann, Marjut Rimminen, Ruth Lingford und Anastasia Zhuravleva beigelegt. Denn: "Was wäre ein Filmbuch ohne Filme?" (S. 8).