Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2012

MigrantInnen als Bedrohung: die neue Diskursfähigkeit einst abgelegter Weltbilder

In: Einwanderung - Bedrohung oder Zukunft?: Mythen und Fakten zur Integration, S. 16-35

Abstract

Die Verfasser argumentieren, dass die Irritation der bestehenden Ordnungen als Begründung für die eigentliche Bedrohung dient, die gegenwärtig vor allem muslimischen Migranten zugeschrieben wird. Um diese abzuwehren, werden alte Muster der Ethnisierungs- und Ausgrenzungsprozesse bemüht, die auf unterschiedliche Art und Weise ihren Weg in die Mitte der Gesellschaft finden. Es handelt sich dabei sowohl um latente als auch subtile Formen von Rassismus. Insofern sind die alten, zum Teil rassistisch geprägten Weltbilder und -vorstellungen und die damit verbundenen Macht- und Herrschaftsasymmetrien keineswegs verschwunden, im Gegenteil, sie überdauern und prägen all zu oft die soziale Konstruktion des 'Fremden' und die auf ihn projizierte Bedrohung. Nicht alle 'Fremden' sind aber auf gleiche Weise 'fremd'. Die Wahrnehmung und Bewertung folgt nicht zufälligen Auswahlkriterien und beruht eben zumeist nicht auf tatsächlichen Differenzen, sondern kann als Ergebnis machtpolitischer, sozialer und historischer Entwicklungen gedeutet werden. Das heißt, welche Migrantengruppen als 'fremd' und 'bedrohlich' wahrgenommen werden, ist immer auch eine Frage aktueller Machtverhältnisse. Damit Migranten als Teil der Gesellschaft erlebt werden und sich erleben können, reicht beispielsweise die Reformierung des Staatsbürgerschaftsrechts nicht aus. Eine wichtige Voraussetzung ist vielmehr, Migration und Migranten als gesellschaftliche Normalität anzuerkennen und als ein Bestandteil einer zunehmend globalisierten Welt zu verstehen, wie es sich zuweilen bereits in Alltagspraxen gelebter Hybridität und deren Potentialen zeigt. Hierzu bedarf es eines weiteren Perspektivenwechsels in den Diskussionen um Themen wie Migration und Integration sowie eine Abkehr von starrem nationalstaatlichem Denken seitens der Mehrheitsgesellschaften. (ICB2)

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