Die Organisation von Kooperation in der Praxis: von nationalen Modellen zu individuellen Strategien
In: Vereint marschieren - Marcher uni: die deutsch-französische Streitkräftekooperation als Paradigma europäischer Streitkräfte?, S. 75-135
Abstract
Anhand der Analyse der Funktionsweise der Strukturen deutsch-französischer Militärkooperation wird verdeutlicht, dass eines der Probleme, die mit den Grundsätzen ihrer Konzeption selbst verbunden sind, fortbesteht: das Festhalten an der nationalen Souveränität. In der Tat war niemals die Rede davon, die beiden Militärorganisationen zu "fusionieren" und umzubauen. Aus dieser Perspektive erscheint es nur logisch, dass wiederkehrende Probleme fortbestehen. Diese betreffen insbesondere die Bedeutung von ad hoc-Organisationsformen und die Vielfalt an organisatorischen Lösungen, die einer einheitlichen Steuerung und Koordinierung der Kooperation entgegenstehen, die Schwerfälligkeit (Doppelung bestimmter französischer und deutscher Dienststellen) und Verlangsamung der Arbeitsprozesse durch die Aufrechterhaltung nationaler Organisationsrahmen, das Fehlen von wahren Qualifikationsstandards - Symptom hierfür ist die Bedeutung der "Persönlichkeit" des Akteurs (informelle Netzwerke, eigene Kultur und individuelle Erfahrungen) und das halb strukturierte Koordinierungssystem (doppelte Hierarchieebenen), das zu einer Dezentralisierung der Entscheidungsprozesse führt. Wenn die Zukunft der Kooperation in einer Verstärkung und Verlängerung der Ende der 1980er Jahre begonnenen Dynamik besteht, lassen sich, so die These, etliche der angesprochenen Probleme nicht einfach durch Harmonisierung lösen, sondern nur durch eine gemeinsame und koordinierte Umstrukturierung beider Organisationen. Von den politischen Implikationen einmal abgesehen legen die Verfasser eine Verstärkung bereits begonnener Initiativen nahe, die abzielen müsste auf eine Standardisierung der französischen und deutschen Strukturen, eine Stärkung der Rolle der deutsch-französischen Steuerungsinstanzen, eine Standardisierung der Aus- und Weiterbildung der deutschen und französischen Soldaten, die Aufstellung eindeutiger Kriterien für die Rekrutierung der wichtigsten Akteure der Kooperation sowie die Aufwertung dieser Laufbahnen und Betonung der damit verbundenen interkulturellen Kompetenzen. (ICF2)
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