Menschenrechte und kulturelle Positionierungen in asiatischen Frauennetzwerken: zur Diffusion des Menschenrechtsdiskurses in der reflexiven Moderne
In: Transkulturelle Genderforschung: ein Studienbuch zum Verhältnis von Kultur und Geschlecht, S. 251-278
Abstract
Wenn Frauenrechtsaktivistinnen weltweit auf Marginalisierung, Ungleichheit und Ungerechtigkeit hinweisen, müssen sie meistens auf die Sprache des Rechts zurückgreifen. Der Menschenrechtsdiskurs stellt daher ein globaler Bezugshorizont dar, welcher sich jedoch aus spezifischen kulturellen Positionen und lokalen Sichtweisen zusammensetzt. Die Autorin erläutert dies anhand verschiedener Formen kultureller Positionierungen in asiatischen Frauennetzwerken, die sich im Spannungsfeld zwischen scheinbar unvereinbaren Wertvorstellungen bewegen: Positionen des feministischen Islams, die gegenüber der patriarchalen Haltung innerhalb der islamischen Glaubensgemeinschaft eingenommen werden; zivilgesellschaftliche Positionen gegenüber offiziellen, aber bestimmte Gruppen benachteiligenden staatlichen Sanktionen sowie intellektuelle Positionen, die sich gegenüber verschiedenen Ausdrucksweisen, westlicher Dominanz platzieren. Die Globalität des Menschenrechtsdiskurses wird nach der These der Autorin nicht nur durch gemeinsame Interessen und Anliegen, sondern vor allem durch lokale Aneignungen und kontroverse Standpunkte hergestellt, wobei die Prozesse der Transkulturalität eine wichtige Rolle spielen. Indem Menschenrechte und einheimische kulturelle Ordnungen nicht als Alternativen aufgefasst werden, gewährleistet eine solche, durch transkulturelle Dynamiken geprägte Globalität, dass die weltweite Diffusion der Menschenrechte nicht zu einer kulturellen Nivellierung führt. (ICI2)
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