Die sozialen Milieus und ihre Beziehung zur Kirche: von der 'Milieuverengung' zu neuen Arrangements
In: Probleme sozialer Integration: agis-Forschungen zum gesellschaftlichen Strukturwandel, S. 39-65
Abstract
Der Beitrag analysiert am Beispiel der evangelischen Kirche das Auseinanderdriften von Institution und sozialen Milieus. Modernisierte Formen der Lebensführung entsprechen - so die These der Autoren im Anschluss an die Religionssoziologie Max Webers und Pierre Bourdieus - keineswegs den kulturpessimistischen Vorstellungen, dass die Menschen heute zunehmend von materialistischen, egoistischen oder hedonistischen Werten geprägt seien. In den zentralen sozialen Milieus unserer Gesellschaft hat eine letztlich christlich begründete Alltagsethik, in der die Arbeit und die gegenseitige Hilfe eine besondere Rolle spielen, nach wie vor einen hohen Stellenwert. Die Ergebnisse zeigen insgesamt, dass protestantische Orientierungen nach wie vor relativ breit in sozialen Milieus verankert sind. Das Problem des Bindungsverlustes, das viele Institutionen beklagen, liegt nicht, wie oft vermutet, in der Zunahme von säkularen, egoistischen oder hedonistischen Lebensweisen, sondern darin, dass die Kirche sich auf den Milieuwandel und die modernisierten Formen der Lebensführung noch nicht hinreichend eingestellt hat. (ICA2)
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