Ralf Dahrendorfs "Gesellschaft und Demokratie" als epochenübergreifende Interpretation des Nationalsozialismus
In: Politische Zäsuren und gesellschaftlicher Wandel im 20. Jahrhundert: regionale und vergleichende Perspektiven, S. 755-777
Abstract
Der Verfasser wendet sich in seiner Analyse dem 1963 erschienenen Band Dahrendorfs zu. Die Leitfragen Dahrendorfs sind die nach den "Hemmnissen der liberalen Demokratie in Deutschland", die nach der inneren Verfassung und der politischen Kultur in der Bundesrepublik Deutschland und die nach der Bedeutung des Nationalsozialismus für die soziale Entwicklung in der Republik in der Nachkriegszeit. Der Autor überprüft empirisch einige zentrale Thesen des Buches, die sich auf Praxis und Folgen nationalsozialistischer Gleichschaltungs- und Volksgemeinschaftspolitik beziehen, anhand von Befunden neuerer sozialgeschichtlicher Studien. Diese beziehen sich auf die Entwicklung des katholischen und des sozialdemokratischen Milieus. Im Gegensatz zu Dahrendorf filtert der Autor die Tendenz zu einem kontinuierlichen Wandel der Milieus heraus, eher unabhängig von politischen Zäsuren. Eine weitere Kritik des Verfassers wendet sich gegen Dahrendorfs holzschnittartige Verwendung des Traditionsbegriffes, der Heterogenes unzulässig subsumiere. Unter diesen beiden Aspekten relativiert sich das Gewicht des Dritten Reiches als Phase epochenübergreifenden Wandels. (ICC2)
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