Die Zumutungen der Demokratie: von der normativen Theorie des Bürgers zur institutionell vermittelten Präferenzkompetenz
In: Politische Theorien in der Ära der Transformation, S. 295-324
Abstract
Eine normative Theorie des Bürgers in der Demokratie sollte insbesondere Auskunft geben können über die Qualitäten und Einstellungen der Bürger, die notwendig sind, damit die demokratische Bearbeitung politischer Fragen ein bestimmtes Qualitätsniveau nicht unterschreitet. Im Kontext dieser Problemstellung skizziert der Autor zunächst einige Transformationsprobleme des Bürgerkonzepts. Auf das Problem, daß Bürgertugenden eine knappe Ressource sind, reagieren vier paradigmatische Auslegungen der idealen Beziehungsmuster zwischen Bürgerrechten, Bürgerqualifikationen und Institutionen, die der Autor entlang der amerikanischen Verfassungsdiskussion entwickelt. Im Anschluß an Schumpeter und neuere Rational-Choice-Theorien wird sodann gezeigt, daß der Tugendkomponente im Profil der Bürgerqualifikationen eine irreduzible Rolle zufällt und daß politische Präferenzen besonders anfällig für Irrationalitäten sind. Eine Alternative zum liberalen und zum republikanischen Umgang mit den Defiziten der politischen Präferenzkompetenz wird in einem "demokratischen Präferenzinterventionismus" gesehen, der in den normativen Rahmen der deliberativen Demokratietheorie integriert wird. Dieser Ansatz zielt darauf, "den Tugendbegriff soweit wie möglich von seiner individualistischen Lesart in eine institutionelle Auslegung zu übersetzen." In einem abschließend Schritt werden die verschiedenen Konzepte der deliberativen Demokratie skizziert und der bisherige Stand ihrer Institutionalisierungsvorschläge resümiert. (ICD)
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