Macht und Interdependenz
In: Weltpolitik: Strukturen - Akteure - Perspektiven, S. 74-88
Abstract
In dem Beitrag wird das prekäre Spannungsverhältnis zwischen Interdependenzrhetorik und Machtanalyse, die von Gleichgewichtskalkülen ausgeht, untersucht. In ihrer extremen Ausprägung suggeriert die erstgenannte Theorie, daß Interessenkonflikte der Vergangenheit angehören, während die zweit postuliert, daß Konflikte weiterhin eine zentrale, potentiell gewaltsame Rolle spielen werden. Zunächst wird Interdependenz als analytisches Konzept beschrieben. Um die Rolle der Macht im Rahmen der Interdependenz zu verstehen, wird zwischen Empfindlichkeit und Verwundbarkeit unterschieden. Es wird gezeigt, daß ein sinnvoller Ausgangspunkt für die Analyse internationaler Interdependenz darin zu finden ist, daß asymmetrische Interdependenzstrukturen als Quellen der Macht zwischen den Akteuren angesehen werden. Die Übersetzung von Macht im Prozeß des politischen Verhandelns wird betrachtet. Ausgehend vom Interdependenzkonzept und seiner Bedeutung für das Konzept der Macht wird diskutiert, wo die charakteristischen Kennzeichen der internationalen Politik unter den Bedingungen weitreichender Interdependenz liegen. Die Analyse macht deutlich, daß die Auswirkungen der Interdependenz auf politische Strategien untersucht werden müssen, um zu einem differenzierten Ansatz weltpolitischer Analyse zu finden. (KW)
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