Deutscher Imperialismus nach 1918
In: Deutscher Konservatismus im 19. und 20. Jahrhundert: Festschrift für Fritz Fischer zum 75. Geburtstag und zum 50. Doktorjubiläum, S. 281-293
Abstract
Ein latenter oder attentiver Kolonialimperialismus, der seinen Ausdruck in der Forderung nach Rückgabe der Kolonien fand, steht im Mittelpunkt der Überlegungen. Es konnte festgehalten werden, daß der koloniale Revisionismus, der hauptsächlich von liberalen und konservativen Gruppen getragen wurde, auf einem Konsensus basierte, der Parteien, Wirtschaftsverbände und Unternehmen und die Regierung umfaßte. Trotz großer Anstrengungen gelang es der Kolonialbewegung jedoch nicht, eine Massenbasis zu gewinnen. Nach den Mißerfolgen der deutschen Außenpolitik in der Kolonialfrage konnte ein Brückenschlag der kolonialen Kreise zu den Nationalsozialisten beobachtet werden, wobei man hoffte, die allmählich wachsende Zustimmung für eine Ostexpansion doch noch für eine überseeische Kolonialpolitik umpolen zu können. Eine gewisse Steigbügelhalterfunktion des Kolonialrevisionismus wurde darin erblickt, daß dieser ein Klima begünstigte, in dem sich die nationalsozialistischen Raumvorstellungen zunächst entwickeln konnten und später auch Zustimmung fanden; danach traten die liberalen-konservativen imperialistischen Überseeambitionen hinter den kontinentalen Expansionsplänen zurück. (HRS)
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