"Privatheit" und "Öffentlichkeit" im politischen Denken der "APO" der 1960er Jahre
In: Die Grenzen des Privaten., S. 193-216
Abstract
Der Verfasser zeigt, dass für eine Kritik des Privaten dessen normativer Wert zunächst grundsätzlich in Frage gestellt werden musste. Im politischen Denken der APO erscheint Privatheit überwiegend als liberale Ideologie. Die Diagnose einer vermachteten Öffentlichkeit ist zentraler Bestandteil einer Herrschaftskritik und strategisch mobilisierbarer Angriffspunkt für eine revolutionäre Umwälzung von Politik und Gesellschaft. Die normative Schutzwürdigkeit eines Bereichs des Privaten wird höchstens indirekt thematisiert. Wenn Dutschke und Krahl etwa die Eindimensionalität technischer und ökonomischer Rationalität beklagen, die zu einer Funktionalisierung von Familie und Erziehung für die Kapitalherrschaft führe, und konstatieren, dass es statt einer autonomen Freiheitssphäre der Individualität nur noch "Massen" gäbe, so geht es inhaltlich sehr wohl um die Verteidigung eines Bereichs persönlicher Autonomie. Der Begriff des Privaten scheint der APO gleichwohl diskreditiert und nicht geeignet, um diesen Schutzanspruch zu formulieren. (ICE2).
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