Zur transkulturellen Relativität erzählanalytischer Verfahren in der empirischen Sozialforschung
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 37, Heft 2, S. 310-326
Abstract
Unter den in der Sozialforschung - insbesondere bei transkulturellen Untersuchungen - angewandten qualitativen Forschungsmethoden kommt den erzählanalytischen Verfahren zunehmend größere Bedeutung zu. Statt die Befragten mit einem mehr oder weniger standardisierter Fragenkatalog zu konfrontieren, zielen erzählanalytische Verfahren darauf, dem Befragten längere Erzählsequenzen zu "entlocken". Es wird angenommen, daß dieses Forschungsverfahren eine originale und unbeeinflußte Reproduktion des Referenzrahmens und der Bedeutung ermöglicht, mit denen die befragte Person ihre Wahrnehmung und Konstruktion der sozialen Wirklichkeit organisiert. Aufbauend auf Forschungserfahrungen in Südost-Asien werden einige Probleme diskutiert, sowohl in Bezug auf die Anwendung narrativer Interviewtechnik in nicht-westlichen Kulturen, als auch in Bezug auf die angemessene Interpretation des Textmaterials, das in narrativer Form erhoben wurde. Die Erörterung konzentriert sich darauf, inwieweit die in asiatischen Kulturen konstitutive kulturelle Basisregel des "Gesichtswahrens" die Interaktion beim narrativen Interview und den Prozeß der Textproduktion in dieser Situation beeinflußt. Dabei wird auch diskutiert, inwieweit diese Basisregel bei der Interpretation in Rechnung zu stellen ist. (KWÜbers)
Themen
Sprachen
Deutsch
ISSN: 0023-2653
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