Aufsatz(gedruckt)2012

Zionismus und Weltpolitik: die Auseinandersetzung der deutschen Zionisten mit dem deutschen Imperialismus und Kolonialismus 1890-1918

In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft: ZfG, Band 60, Heft 7/8, S. 596-617

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Abstract

Die Tatsache, dass die Zionisten nicht als Vertreter eines europäischen Staates auftraten, markiert einen signifikanten Unterschied zum Selbstverständnis des europäischen und damit auch des deutschen Kolonialismus. Auch diente der Kolonialdiskurs der deutschen Zionisten nicht einer autoritären innenpolitischen Mobilisierung. Sowohl radikale wie liberale Imperialisten im deutschen Kaiserreich nutzten die imperialistische Ideologie, um die Sozialdemokratie als national unzuverlässig zu brandmarken. Der Imperialismus hatte hier einen nicht geringen Anteil an der Radikalisierung des Nationalismus im Vorfeld des Ersten Weltkriegs. Für den zionistischen Kolonialdiskurs bestand ein solches Wirkungsfeld nicht. Es wird argumentiert, dass viele deutsche Zionisten in ihrer Auseinandersetzung mit dem deutschen Kolonialismus zu einer Position gelangten, in der sie sich selbst zugleich als Kolonisierer und als Kolonisierte betrachteten. Während sie viele Muster der deutschen kolonialen Ideologie und der deutschen kolonialen Praxis adaptierten und auch mitformulierten, übernahmen sie in ihre eigenen Vorstellungen doch vielfach die Rolle, die der Kolonialismus der indigenen Bevölkerung zuwies. Die Kolonisation wurde nicht als ein Ausgreifen auf fremdes Territorium, sondern als Rückzug aus einem solchen begriffen, nicht als Eroberung fremden Landes, sondern als Rückkehr in das eigene und als dessen Befreiung von ökonomischer und sozialer Rückständigkeit. (ICF2)

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