Ein konservativer Prophet moderner nationaler Integration: biographische Skizze des streitbaren Soziologen Johann Plenge (1874-1963)
In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 35, Heft 4, S. 523-570
Abstract
Die biographische Skizze des bislang wenig rezipierten Nationalökonomen und Soziologen konzentriert sich auf die Entwicklung des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik in seinem Werk. Neben seinen im engeren Sinne nationalökonomischen Arbeiten stellte Plenge schon sehr früh sozialphilosophische Betrachtungen an, die sich an der Hegelschen Staatsphilosophie orientieren und, ausgehend von der Höherrangigkeit des staatlichen Ganzen gegenüber dem Individiuum, auf eine umfassende Modernisierung des organisierten Kapitalismus bei gleichzeitiger Disziplinierung der Arbeiterschaft abzielten. Nachdem diese Ideen durch den 1. Weltkrieg eine außergewöhnliche Konjunktur erlebt hatten, kam es zu Kontakten zwischen Plenge und einer Gruppe rechter Sozialdemokraten um Lensch, Cunow und Haenisch. Als Versuche, einen dominierenden Einfluß in der Parteirechten insgesamt zu erringen, scheiterten, kam es nach 1918 zur Trennung von der Sozialdemokratie. Nach Jahren der Instituts- und Hochschularbeit versuchte Plenge seit 1933 vergeblich, für seine Konzeption eines nationalen Sozialismus Anerkennung bei nationalsozialistischen Politikern zu finden und bekannte sich nach dem Ende des Dritten Reiches schließlich zu einem christlichen Sozialismus, der aus Versatzstücken seiner gesamten ideologischen Biographie komponiert war. (ZI)
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