Aufsatz(gedruckt)1985

Flucht und Vertreibung der Deutschen aus ihrer Heimat im Osten und Südosten 1944-1947

In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 1985, Heft B 23, S. 15-34

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Abstract

"Auch vierzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist die Darstellung von Flucht und Vertreibung der Deutschen aus ihrer Heimat keineswegs nur eine historisch-wissenschaftliche Aufgabe, sondern auch mit politischen und moralischen Kategorien zu behandeln. Daran ändert auch die besondere historische Quellenbasis nichts, die im wesentlichen aus umfangreichen Sammlungen von Erlebnisberichten und anderen Aufzeichnungen der Betroffenen besteht. Die Verpflichtung zur objektiven Darstellung von Flucht und Vertreibung kann keinesfalls mit apologetischen Tendenzen hinsichtlich der NS-Verbrechen in Zusammenhang gebracht werden. Auschwitz und Nemmersdorf haben dieselbe historische Wurzel. Die Potsdamer Konferenz vom Sommer 1945 bestätigte und ermöglichte die in früheren Kriegskonferenzen als Randproblem im Zusammenhang mit der politischen Nachkriegsordnung bereits im Grundsatz beschlossene Vertreibung der Deutschen aus ihrer Heimat und mißbrauchte zudem den Tatbestand der Flucht von Millionen als pseudomoralische Rechtfertigung für den 'Bevölkerungstransfer'. Die Ereignisse im östlichen Teil Ostpreußens im Herbst 1944 machten erstmalig jenen grausigen Charakter des Flucht- und Vertreibungsgeschehens bekannt, der die Gesamtheit von Tausenden von Erlebnisberichten und Zeugenaussagen in erschreckender Übereinstimmung prägte. Sie wiederholten sich nach der sowjetischen Großoffensive vom Januar 1945 in vielfältiger Weise. Die Not der Flüchtlinge, die Mißhandlungen der auf dem Treck überrollten oder der in der Heimat Verbliebenen, die leidvollen Schicksale der schließlich endgültig aus ihrer Heimat im Osten und Südosten Vertriebenen - sie stellen bitteres Unrecht dar und führten zum Abbruch jahrhundertealter politischer und kultureller Traditionen. Im Zusammenhang mit den vorausgegangenen Verbrechen des NS-Regimes ist dieser Vorgang als eine ständige historische wie moralische Mahnung zu begreifen, um eine Zukunft ohne Terror, Verbrechen und gewaltsame Vertreibung zu sichern." (Autorenreferat)

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