Inkompetenzkompensationskompetenz: wie Souveräne souverän bleiben
In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 66, Heft 9/10, S. 886-895
Abstract
Vom Vorrecht zur Nachfrage, von der Erhöhung zur Erwartung - diese Verschiebung bringt Souveräne, egal ob König oder Kanzlerin, zwangsläufig in Verlegenheit, weil sie ihre Klientel unweigerlich enttäuschen. So gesehen sind Regenten notorisch inkompetent, und notorisch ist auch die Gefahr zu enden wie einst Childerich, Frankens letzter Merowingerkönig, von dem das Lexikon berichtet, "Berühmtheit" habe er alleine "durch seine Absetzung" erlangt. Kein Wunder also, dass man immer wieder nach Möglichkeiten gesucht hat, diese Blamage zu vermeiden: die Kompetenz, Inkompetenz zu kompensieren, war und ist ein knappes Gut. Was könnte diesen Zweck erfüllen? Sieht man von der allzeit ratlosen Ratgeberliteratur einmal ab, bleiben im Grundsatz zwei Möglichkeiten: Entweder werden Erwartungen (der Regierten) unterlaufen oder Leistungen (des Regenten) überhöht. Kurzum: Regenten sind gut beraten, wenn sie der notorischen Erwartung ("Ihr könnt es besser!") mehr entgegensetzen als den mageren Satz: "Es geht auch schlechter." Die Botschaft des Souveräns müsste lauten: "Ich bin der Größte!" Außerhalb des Boxrings lässt sich Qualität schwieriger demonstrieren - doch dort kann man auch und eben deshalb nachhelfen. (ICI2)
Themen
Sprachen
Deutsch
ISSN: 2510-4179
Problem melden