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Arbeiterschaft und Geburtenregelung im Deutschen Kaiserreich von 1871

In: Archiv für Sozialgeschichte, Volume 1972, Issue Bd. 12, p. 205-271

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Abstract

In dem Beitrag wird das Fortpflanzungsverhalten und die damit korrespondierenden Wertvorstellungen der Arbeiterschaft im Deutschen Kaiserreich zwischen 1871 und 1918 aufgezeigt. Dabei wird davon ausgegangen, daß in der Phase des Übergangs von der Agrar- zur Industriegesellschaft eine Assimilation des generativen Verhaltens der Unter- an die sozial führenden Schichten erfolgte und daraus divergierende Wertvorstellungen resultierten: die ideologische Erhöhung und faktische Beschleunigung des Assimilationsprozesses durch Gebärstreik-Forderungen der Arbeiterschaft einerseits und der staatliche Versuch, die Anpassungsschwierigkeiten der Arbeiterschaft und die Suche nach indivuduellen Steuerungsmechanismen durch den "Gebärzwang" zu erschweren andererseits. Dazu wurde die Geburtenentwicklung und der Geburtenrückgang in der öffentlichen Meinung und zeitgenössischen Interpretation sowie die Verbreitung der Präventivtechniken in der Arbeiterschaft beschrieben. Ferner wurde die organisierte Propaganda für den Geburtenrückgang, das Verhältnis der Sozialdemokratie zum Gebärstreik und die Resonanz der Gebärstreikparole innerhalb der Sozialdemokratie dargestellt. Abschließend wurde auf die Auseinandersetzungen um die Anfang des 20. Jahrhunderts einsetzende staatliche Bevölkerungspolitik eingegangen. Dabei stellt sich heraus, daß es innerhalb der Sozialdemokratie keine einheitliche bevölkerungspolitische Position gegeben hat. Es bestand ein Widerspruch zwischen dem theoretischen Kampf der SPD gegen den Gebärstreik und der praktisch geübten Geburtenbeschränkung innerhalb der Arbeiterschaft. (AG)

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