Aufsatz(elektronisch)2020

Zwischen Nakba, Shoah und Apartheid: Nachdenken über Komplizität und Erinnern

In: Peripherie: Politik, Ökonomie, Kultur, Band 40, Heft 3-4, S. 391-408

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Abstract

Die Autorin setzt sich mit persönlicher Verstrickung in drei grundlegende Katastrophen des 20. Jahrhunderts auseinander, die zwar klar voneinander zu trennen sind, dennoch aber miteinander in Beziehung stehen. Diese Wechselbeziehungen zeigt die Autorin beispielhaft an entscheidenden Episoden ihrer eigenen Lebensgeschichte sowie der Erfahrungen ihrer Familie auf. Ihre jüdisch-südafrikanische Herkunft ist Anstoß, den Überresten eines palästinensischen Dorfes nachzugehen, das heute unter dem "Südafrikanischen Wald" in Israel begraben liegt, für den sie als Kind einmal Geld gesammelt hat; dieser familiäre Zusammenhang führt sie ferner in die oberhessische Kleinstadt, aus der ihrer Großmutter gerade noch die Flucht vor dem Terror der Nationalsozialisten gelungen ist; und sie ist schließlich der leeren Fläche in Kapstadt konfrontiert, wo sich einmal das lebensvolle Viertel District Six befand, in unmittelbarer Nachbarschaft ihres Wohnviertels. Die früheren Einwohner*innen wurden vom Apartheidsregime deportiert. Allen drei Orten ist gemeinsam, dass das, was ihnen hier Bedeutung gibt, durch Gewalt und Verwaltungshandeln ausgelöscht wurde. Durch die Darstellung ihrer eigenen Erfahrung, zu der auch die Arbeit an einem Film über die drei Orte gehört, zeigt die Autorin Möglichkeiten auf, mnemonische Spuren auf persönlicher Ebene und darüber hinaus aufzufinden. Zugleich verweist sie auf die Verstrickung in Komplizität durch die hier angesprochenen Prozesse, mit der sich jegliche ernsthafte Auseinandersetzung konfrontiert sieht. Diese Positionierung steht im Gegensatz zu vereinfachenden und destruktiven Reaktionen auf die Problematik von Komplizität und Komplexität, von Ethnonationalismus und Identitätspolitik.

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