Aufsatz(elektronisch)2019

Verkohltes Papier: Von einer brennenden Zelle, gewaltvoller Verdinglichung und dem gemeinsamen Versuch, der Abschiebung zu entgehen

In: Peripherie: Politik, Ökonomie, Kultur, Band 39, Heft 3, S. 437-458

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Abstract

Der folgende Artikel geht der Frage nach, welche Begriffe hilfreich sein könnten, den Widerstand von Illegalisierten wahrzunehmen, die sich ihrer Abschiebung widersetzten. Wie nützlich sind hier Konzepte wie "ziviler Ungehorsam", "Verzweiflungstat" und "politischer Protest"; und was bedeutet gemeinsamer Widerstand im Kontext nahezu totaler Beraubung an Möglichkeiten und Rechten? Dafür beschäftigt sich der Text sich mit einer brennenden Zelle in der Schubhaft im Polizeianhaltezentrum Wien Hernals. Mit Hilfe von Interviews mit einem der Gefangenen sowie Beobachtungsprotokollen aus der Gerichtsverhandlungen gegen jene sechs Schubhaftgefangenen, die versuchten ihre Abschiebung durch Inbrandsetzung der Zelle zu verhindern, wird die zynische Verdinglichung von nicht-europäischen "anderen" als koloniale Kontinuität und Produktion illegalisierter Arbeitskraft diskutiert. Gegen Verdinglichung und Entrechtlichung wird dann das "billigende Hören" als Praxis der Forschung wie der Rechtsprechung vorgeschlagen. Mit dem Fokus auf marginalisierte Formen des Widerstands soll die folgende Auseinandersetzung dazu beitragen, über die Vorstellung von Kollektivität und Öffentlichkeit als vermeintliche Wesenszüge des Widerstands hinauszugehen. Nur durch diese Perspektivenverschiebung, so soll argumentiert werden, kann es der Forschung zukünftig gelingen, jene marginalen Formen des Widerstands wahrzunehmen, welche inmitten der Entrechtlichung und Verdinglichung sowie vor und unterhalb jeder Gemeinschaft stattfinden: Widerständigkeit, die sich der Kollektivität und Öffentlichkeit im gleichen Maße entzieht, wie sie mit der Dichotomie von Verzweiflung versus politischem Protest bricht.

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