Aufsatz(elektronisch)2003

"Newcomer airports": ein aktuelles Phänomen im deutschen Luftverkehr und seine verkehrsgeographische Bedeutung

In: Europa Regional, Band 11.2003, Heft 4, S. 177-186

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Abstract

Der weltweite Luftverkehr ist derzeit deutlichen Nachfrageschwankungen unterworfen. Die bodenseitige Infrastruktur erlebt jedoch einen enormen Boom - gerade in Deutschland. Es zeichnet sich ab, dass sich die Zahl der für den Betrieb von Großflugzeugen geeigneten und genutzten deutschen Flughäfen verdoppeln wird. "Neue" Flughäfen hat es in den letzten Jahrzehnten immer wieder gegeben. Meist fand ein Ausbau bestehender kleinerer Flugplätze statt, die sich dann zu einem kleineren nationalen oder sogar internationalen Verkehrsflughafen mit Linien- und Charterverkehr entwickelten. Seit etwa 1990 hat sich eine ungekannte Dynamik bei Planung, Ausbau, Neubau oder Konversion von Flughäfen gezeigt. Die atemberaubende Geschwindigkeit der Prozesse wirft aus geographischer Sicht viele Fragen auf. Die breite regionale Streuung würde bei erfolgreicher Durchführung der Projekte zu einer nie geahnten Dichte von Flughäfen in Deutschland führen. Dies lässt schon heute das allgemeine politische und planerische Ziel der Nachhaltigkeit in weite Ferne rücken. Das Resultat nicht nur die bekannten ökologischen und sozialen Probleme des Luftverkehrs. In der Summe zeichnet sich auch eine ökonomische Schieflage ab. Diese ist wegen der in der Regel hohen öffentlichen Subventionen besonders brisant. Durch die parallele Entwicklung der neuen Standorte wird den einzelnen Projektträgern, Flughafengesellschaften, Investoren oder den Gebietskörperschaften diese Gefahr kaum bewusst. Mit viel Zweckoptimismus wird an den Erfolg des eigenen Projekts geglaubt und an den positivsten Prognosen festgehalten. Dass es vielfach zu einer starken Überschneidung der Einzugsbereiche kommen wird, ist kaum bedacht worden. Die zahlreicher werdenden Flugbewegungen von Low-Cost-Airlines spiegeln an kleinen, aufstrebenden Standorten vermeintlich ökonomische Erfolge wider. Sie täuschen aber über die langfristigen ökonomischen Chancen der großen Zahl von Nachahmern hinweg. Das sichtbare Resultat sind massiv subventionierte, aber ungenutzte Flughäfen.

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