Ist die Eurozone ein optimaler Währungsraum?
In: Diplomarbeit
Abstract
Aus der Einleitung: Problemstellung: Durch die Einführung des EURO zum 01.01.1999 in 11 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verwirklichte sich in dem durch zwei Weltkriege zerrüttetem Kontinent nach über 50jährigen (politischen) Einigungsbestrebungen der Europäer das 'kühne Experiment' einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Obwohl zum damaligen Zeitpunkt 8 der insgesamt 11 EURO-Länder die im Vertrag von Maastricht ausgehandelten Budgetdefizitgrenze von 60% des BIP überschritten, hielten es die politischen Entscheidungsträger für angemessen, die Verwirklichung nicht zu gefährden, worin die primär politische Zielsetzung der europäischen Einheitswährung deutlich wird. Durch den Beitritt Griechenlands zur EWU, das den EURO zum 01.01.2001 einführte, umfasst die Europäische Währungsunion heute bereits 12 Mitglieder und bildet damit einen Währungsraum, der mit über 300 Mio. Verbrauchern die Bevölkerungszahl der USA um über 10% übertrifft. In ihrer bisher größten Erweiterungsrunde traten zum 01. Mai 2004 die acht mittel- und osteuropäischen Staaten Lettland, Estland, Litauen, Polen, Ungarn, Tschechien, Slowenien und die Slowakei sowie die zwei südeuropäischen (Insel-)Staaten Zypern und Malta der Europäischen Union bei, so dass die 'Eurozone' in Zukunft bis zu 25 Mitglieder umfassen könnte. Durch den Beitritt der 10 neuen Mitgliedsländer zur EU erhöhte sich die Einwohnerzahl um rund 20% auf heute 450 Mio. Menschen. Im Vorfeld zur Errichtung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, insbesondere in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts, kam es zu einer 'Renaissance' der durch Mundell (1961), McKinnon (1963) und Kenen (1969) entwickelten Theorie optimaler Währungsräume, '[.] die vor allem in den 60er und 70er Jahren vor dem Hintergrund der Kontroverse um feste und flexible Wechselkurse im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Diskussion stand.' Während die Theorie optimaler Währungsräume in den 1970ern und frühen 1980er Jahren wieder in eine Phase relativer Vergessenheit geriet, führten neuere Erkenntnisse auf dem Gebiet der makroökonomischen Theorie und bedeutende weltwirtschaftliche Ereignisse wie der Zusammenbruch der Sowjetunion zu einem 'Wiederaufleben'. Die Theorie optimaler Währungsräume entwickelt insbesondere in ihren ursprünglichen Ansätzen Kriterien, unter welchen es für Staaten als sinnvoll erachtet wird, auf das Wechselkursinstrument (d.h. eine autonome Geldpolitik) im Falle exogener Störungen zu verzichten. Jüngere Ansätze der Theorie optimaler Währungsräume arbeiten insbesondere an der empirischen Umsetzung der Theorie und versuchen in Kosten-Nutzen-Analysen eine Aussage über die Optimalität eines Währungsgebietes zu treffen. Auch kann sich nach jüngsten empirischen Untersuchungen einiger Autoren die Optimalität eines Währungsraumes ex post einstellen, sofern ex ante keine Optimalität gegeben war – auch eine Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung erscheint einigen Autoren als möglich. Während insbesondere die Debatte über die Schaffung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion teils in Form populistisch gesellschaftspolitischer Meinungen geführt wurde, mangelte es doch an fundierten ökonomischen Analysen, ob die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank einem solch heterogenen Währungsraum wie der Eurozone überhaupt gerecht werden kann und eine objektiv geführte Debatte fand nicht statt. Die Optimalität der Eurozone (EU 12) wurde in vielen Studien diskutiert und meist ablehnend beurteilt – inwieweit eine mögliche EU 25 jedoch als 'optimal' im Sinne der Theorie angesehen werden kann, ist noch nicht geklärt. Abgrenzung des Themas: Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit einer kritischen Diskussion der Theorie optimaler Währungsräume und versucht in einer Übertragung der Theorie auf die EWU eine Antwort auf die Fragestellung zu finden, ob das 'jetzige' Europa der EU 12 (die 'Eurozone') bzw. die EU 15 (die EU 12 incl. der 3 sog. 'EMU-Outs' Dänemark, Schweden und Großbritannien) oder ein Teil des durch die Erweiterung auf 25 Mitgliedsstaaten größer gewordenen EU 25 als 'optimal' im Sinne der Theorie angesehen werden kann, oder ob die EWU auf dem Wege ist, sich zu einem 'Mundellianischen Albtraum' zu entwickeln. Der Begriff 'Europa' bezeichnet in folgender Arbeit stets den ganzen Kontinent und bezieht sich (sofern nicht anders erwähnt) stets auf das gesamte Gebiet der neu geschaffenen EU 25. Werden die neuen mittel-, ost- bzw. südeuropäischen Staaten separat untersucht, gebraucht diese Arbeit auch den Begriff MOE-Staaten (mittel- und osteuropäische Länder bzw. MOEL) oder EU 8 (bzw. EU 10 incl. Zypern und Malta). Aus währungspolitischer Sicht mag es sinnvoll erscheinen, bestehende Nationalstaaten in immer kleinere Einheiten aufzuteilen – allerdings bildet, wie in den meisten Ansätzen die sich auf die Operationalisierung der Theorie beziehen, im empirischen Teil dieser Arbeit stets die jeweilige Volkswirtschaft die Untergrenze eines Währungsgebietes. Auch vernachlässigt diese Arbeit politökonomische bzw. politische Aspekte der Einführung des EURO und beschränkt sich auf eine rein ökonomische Analyse. Werden Abgrenzungen und Zusammenschlüsse von Volkswirtschaften vorgenommen und diskutiert, so ist dies nicht politisch, sondern ökonomisch im Sinne eines 'optimalen Währungsraumes' zu verstehen. Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, zu einer Aussage über die Optimalität gemäß der ökonomischen Theorie der EU 12/15 bzw. der EU 25 zu gelangen. Gang der Untersuchung: In Kapitel 2 erfolgt die Darstellung der klassischen Theorie optimaler Währungsräume, wie sie insbesondere durch die Ansätze von Robert Mundell, Ronald McKinnon und Peter Kenen entwickelt wurde, die partialanalytisch bei mikroökonomischen Störungen Kriterien entwickelt, unter denen es für Staaten von Vorteil sein kann, die Kontrolle über eine autonome Geldpolitik aufzugeben. Kapitel 3 widmet sich makroökonomischen Aspekten der Theorie optimaler Währungsräume, die in Vielzahl nach oben genannten 3 'klassischen' Ansätzen mit in die Diskussion eingebracht wurden: Hier werden makroökonomische Abgrenzungsaspekte veranschaulicht, unter denen ein Zusammenschluss der betrachteten Volkswirtschaften von Vorteil sein könnte. In Kapitel 4 erfolgt die Darstellung des integrativen Ansatzes zur Bestimmung eines optimalen Währungsraumes in Europa: In Form eines Kosten-Nutzen-Kalküls werden hier vielschichtige Vor- und Nachteile der gemeinsamen europäischen Währung aufgezeigt und analysiert. Anschließend wird der Unterschied zwischen nationalem und gesamteuropäischem Kosten-Nutzen-Ansatz aufgezeigt, bevor sich eine kurze Darstellung der beiden sich konträren Hypothesen in Bezug auf die Entwicklung eines Währungssystems nach Einführung einer gemeinsamen Währung anschließt: der Endogenitätshypothese und der Krugman´schen Spezialisierungshypothese. Im Hauptteil der Arbeit in Kapitel 5 wird die EU 25 im Licht der Theorie optimaler Währungsräume analysiert und in einer, teils empirischen Analyse ausgewählter Kriterien eine Aussage über die Optimalität Europas getroffen. Kapitel 6 schließt mit einer Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse und einem kurzen Fazit.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Verzeichnis der AbbildungenIX Verzeichnis der TabellenX Abkürzungs- und SymbolverzeichnisXI AbstractXV 1. EINLEITUNG1 1.1 Problemstellung1 1.2 Abgrenzung des Themas2 1.3 Gang der Untersuchung3 2. KLASSISCHE ANSÄTZE ZUR ABGRENZUNG DES OPTIMALEN WÄHRUNGRAUMES BEI MIKROÖKONOMISCHEN STÖRUNGEN4 2.1 Zum Begriff und Umfang des optimalen Währungsraumes4 2.2 Zur Definition asymmetrischer Schocks6 2.3 Das Kriterium von Mundell: Faktormobilität7 2.3.1 Vorbemerkungen7 2.3.2 Darstellung des Mundell´schen Kriteriums8 2.3.3 Kritische Würdigung des Mundell´schen Ansatzes10 2.4 Der Ansatz von McKinnon: Offenheit der Volkswirtschaft12 2.4.1 Der Fall der kleinen, offenen Volkswirtschaft12 2.4.2 Anpassung in der großen, geschlossenen Volkswirtschaft14 2.4.3 Kritische Würdigung des McKinnon´schen Ansatzes14 2.5 Der Ansatz von Kenen: Diversifikation16 2.5.1 Darstellung des Konzeptes16 2.5.2 Kritische Würdigung des Kenen´schen Ansatzes17 2.6 Der Ansatz von Vaubel: Variabilität des realen Wechselkurses18 3. MAKROÖKONOMISCHE ASPEKTE DER THEORIE OPTIMALER WÄHRUNGRÄUME19 3.1 Vorbemerkungen19 3.2 Kapitalmobilität21 3.2.1 Darstellung des Konzeptes21 3.2.2 Kritische Anmerkungen22 3.3 Die Ähnlichkeit der Inflationsraten23 3.3.1 Darstellung des Konzeptes23 3.3.2 Kritische Anmerkungen24 3.4 Koordination der Fiskal-, Steuer- und Wirtschaftspolitik25 3.5 Gleichgerichtete konjunkturelle Entwicklung und Schocksymmetrie26 4. KOSTEN UND NUTZEN DER EUROPÄISCHEN WÄH- RUNGSUNION28 4.1 Vorbemerkungen28 4.2 Wesentliche Kostenaspekte der EWU29 4.2.1 Kosten auf der Mikroebene29 4.2.1.1 Kosten der Währungsumstellung29 4.2.2 Kosten auf der Makroebene29 4.2.2.1 Verlust des Wechselkurses als Anpassungsinstrument IV nach exogenen Schocks29 4.2.2.2 Verzicht auf autonome Geldpolitik30 4.2.2.3 Verzicht auf Philipps-Kurven trade-off30 4.2.2.4 Verzicht auf Seignorageeinnahmen31 4.2.2.5 Verringerung der finanzpolitischen Autonomie32 4.2.2.6 Kosten in Zusammenhang mit dem Balassa-Samuelson-Effekt33 4.3 Wesentliche Nutzenaspekte der EWU33 4.3.1 Nutzen auf der Mikroebene33 4.3.1.1 Reduktion von Transaktions- und Informationskosten33 4.3.1.2 Positive Handels- und Wachstumseffekte durch Verringerung der Unsicherheit35 4.3.2 Nutzen auf der Makroebene36 4.3.2.1 Erhöhung der Glaubwürdigkeit der Geldpolitik36 4.3.2.2 Verbesserung der Effizienz der Geldpolitik36 4.3.2.3 Verbesserung der Kapitalallokation und der verschiedenen Funktionen des Geldes37 4.3.2.4 Erhöhte Transparenz38 4.3.2.5 Senkung des Bedarfes an Devisenreserven38 4.4 Kosten und Nutzen im Vergleich39 4.4.1 Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse39 4.4.2 Kosten und Nutzen aus nationaler Sicht40 4.4.3 Kosten und Nutzen aus gesamteuropäischer Sicht41 4.5 Endogenität oder Spezialisierung?41 4.5.1 Die Endogenitätshypothese41 4.5.2 Die Krugman´sche Spezialisierungshypothese42 5. DIE EUROPÄISCHE WÄHRUNGSUNION IM LICHTE DER THEORIE OPTIMALER WÄHRUNGSRÄUME43 5.1 Marktbasierte Absorptionsmechanismen43 5.1.1 Analyse der Arbeitsmobilität43 5.1.2 Kapitalmobilität in der Eurozone46 5.1.2.1 Wie mobil ist das Kapital in der EU?46 5.1.2.2 Einige stilisierte Fakten zum Kapitalverkehr der Eurozone47 5.1.3 Faktorpreisflexibilität48 5.1.3.1 Lohnflexibilität48 5.1.3.2 Preisflexibilität50 5.1.3.3 Flexibilität der Arbeits- und Produktmärkte51 5.2 "Größe", "Offenheit" und Handelsverflechtung51 5.3 Diversifikation in der Eurozone54 5.3.1 Diversifikation der Produktionsstruktur54 5.3.2 Diversifikation der Exportstruktur56 5.4 Die EWU bezüglich makroökonomischer Variablen57 5.4.1 Gleichheit der Inflationsraten57 5.4.2 Gleichgerichtete konjunkturelle Entwicklung59 5.4.2.1 Statische Analyse59 5.4.2.2 Dynamische Betrachtung60 5.5 Institutionelle Absorptionsmechanismen64 5.5.1 Instrumente der nationalen Fiskalpolitik64 5.5.2 Automatische Stabilisatoren64 5.5.3 Transfers aus dem EU Budget65 5.6 Die Eurozone im Licht der "neuen" Theorie66 5.6.1 Ein optimaler DM-Währungsraum?66 5.6.2 Ein zweistufiger Optimierungsprozess zur Bestimmung eines optimalen Währungsraumes in der EWU67 5.6.3 Korrelation von Angebots- und Nachfrageschocks69 5.7 Weitere Problemfelder einer optimalen europäischen Geldpolitik74 5.7.1 Inhomogenitäten in Bezug auf BIP-Verteilung und Wohlstand74 5.7.2 Öffentliche Verschuldung74 5.7.3 Unterschiede in den Transmissionsmechanismen75 6. ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT76 6.1 Zusammenfassung76 6.2 Ist die Eurozone ein optimaler Währungsraum (oder wird sie einer?)79 7. ANHANG82 7.1 Entwicklungslinien der europäischen monetären Integration82 7.1.1 Von der Europäschen Gemeinschaft für Kohle und Stahl bis zum Werner Plan82 7.1.2 Von der Währungsschlage zum EWS83 7.1.3 Die Einheitliche Europäische Akte und der Delors-Bericht97 7.1.4 Der Vertrag über die Europäische Union (Vertrag von Maastricht, EU Vertrag88 7.1.4.1 Vertrag über die Europäische Union (Vertrag von Maastricht)88 7.1.4.2 Die Konvergenzkriterien von Maastricht in einer kritischen Betrachtung89 7.1.4.3 Institutionelle Voraussetzungen eines Beitritts zur EWU und VII jüngste Entwicklungen in der EWU91 7.2 Heterogenität Europas95 7.3 Faktormobilität in der Eurozone97 7.3.1 Arbeitslosenraten und durchschnittliche Abweichung EU 15/EU 2597 7.3.2 Kapitalmobilität in Europa98 7.3.3 Reallohnflexibilität106 7.3.3.1 Elastizität des Reallohns106 7.3.3.2 Organisationsgrad der Arbeitnehmer107 7.4 Offenheit in Europa108 7.4.1 Export- und Importquoten in der EU108 7.4.2 Exportquoten im EU Vergleich109 7.4.3 Summe der Export- und Importquoten110 7.4.4 Handel der EU 10 mit der EU 15111 7.4.5 Intra-EU-Handel der EU 15112 7.5 Produktdiversifikation in Europa114 7.5.1 Diversifikation der Produktionsstruktur: Anteil der Sektoren an der Wertschöpfung (2004)114 7.5.2 Exportdiversifikation (2004)118 7.6 Inflation im Euroraum119 7.6.1 Inflationsraten 1999 – 2005119 7.6.2 Streuung der Inflationsraten121 7.7 Bruttoinlandsprodukt der EU 15 und der EU 25 (in KKP)122 7.8 Einkommensumlaufgeschwindigkeit von M3123 7.9 Empirische Bestimmung der Integrationskosten eines optimalen DM- Währungsraumes124 7.10 Synchronisierung der Konjunkturzyklen125 7.10.1 Korrelation der Konjunkturzyklen126 7.10.2 Leads und Lags128 7.10.3 Volatilität der Konjunkturzyklen130 7.10.4 "Persistence"131 7.10.5 Die Schockverarbeitung (impulse-response)132 7.10.6 Ergebnisse und Zusammenfassung133 7.11 Preisdifferenzen in der EWU137 7.12 Problemfeld Öffentliche Verschuldung138 7.13 Reale Wachstumsrate des BIP in der Eurozone139 7.14 Strukturmittel aus dem Kohäsionsfonds141 7.15 Korrelationsmatrizen der gesamtwirschaftlichen Angebots- und Nachfrageschocks142 8. LITERATURVERZEICHNIS144Textprobe:Textprobe: Kapitel 5.1.2, Kapitalmobilität in der Eurozone: Wie mobil ist das Kapital in der EU? Im Gegensatz zum Faktor Arbeit ist in der Europäischen Union ist die Kapitalmobilität und die Integration und Liberalisierung der Finanzmärkte schon nach der ersten Stufe des Delors-Plans gesichert und vollkommen unrestringiert, so dass dieses Kriterium als nahezu perfekt erfüllt angesehen werden kann. Aufbauend auf der berühmten Studie von Feldstein und Horoika, die im Zeitraum 1960 – 1974 für 16 OECD Länder eine eher geringe Kapitalmobilität feststellten, analysiert Obstfeld in seiner Studie die Kapitalmobilität in Europa: Zwischen 1974 und 1980 erreicht der Korrelationskoeffizient den Wert 0,87, im Zeitraum 1981 – 1990 sinkt dieser auf 0,64, woraus auf eine Zunahme der Kapitalmobilität geschlossen werden kann. Vergleichbar hohe Regressionskoeffizienten (und damit eine eher niedrigere Kapitalmobilität) weisen Belgien (0,637), Dänemark (0,727), Frankreich (0,909), Griechenland (0,845), Österreich (0,825), Portugal (0,736) und Schweden auf, Deutschland (0,327), Großbritannien (0,113), Italien (0,214), Irland (-0,037) und Luxemburg (-0,135) verzeichnen mit niedrigen Korrelationskoeffizienten eine eher hohe Kapitalmobilität. Wie die Zeitreihe in Anhang 7.3.2. zeigt, steigt der Kapitalverkehr in den 80er und 90er Jahren stark an und ist bereits in den 90er Jahren hoch, was auf die Liberalisierungen im Kapitalverkehr zurückzuführen ist – die Divergenzen im Zeitraum 1992/1993 deuten auf Instabilitäten im EWS zu diesem Zeitpunkt hin. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts tendiert der Kapitalverkehr des Euroraums Richtung Null, was ein Hinweis auf perfekte Preiselastizität ist. Allerdings ist das Phänomen eines zunehmenden Kapitalverkehrs nicht nur in den EWU-Ländern zu verzeichnen: So weisen auch Nicht-EWU-Staaten in den letzten 15 Jahren einen stark ansteigenden Kapitalverkehr auf. Betrachtet man die Korrelation der 'investments', so zeigt sich insbesondere seit 1993 unter allen europäischen Volkswirtschaften ein Trend in Richtung größerer Synchronisierung, unter den mittel- und osteuropäischen Ländern zeigen nur Polen und Ungarn einen erhöhten Gleichlauf. Insgesamt ist die Kapitalmobilität in der Eurozone hoch, allerdings stellt die Fragmentierung der Finanzmärkte, welche aus Unterschieden in der Besteuerung, Auflagen, Zulassungsvorschriften, Verbraucherschutznormen und Aufsichtsmechanismen resultiert, ein Hindernis dar. Eine Abgrenzung von Staaten, die einen optimalen Währungsraum bilden würden, erscheint mit dem monokausalen Kriterium 'Kapitalmobilität' nicht möglich, da eine hohe Kapitalmobilität nicht automatisch Störimpulse kompensieren kann, falls sowohl kurz- als auch langfristige Kapitaltransfers berücksichtigt werden. So kann es gerade wegen einer hohen Kapitalmobilität zu einer Zunahme regionaler Disparitäten kommen. Nach Remsperger sind die Finanzmärkte in den Beitrittsländern von erheblichem Rückstand sowohl in Größe als auch Struktur gegenüber der EWU gekennzeichnet: so sind die Finanzmärkte wesentlich von Banken dominiert, Aktien- und Anleihenmärkte spielen (außer in Polen) in den MOE Staaten noch keine bedeutende Rolle. Der Anteil der Bankeinlagen am BIP liegt zwischen 20% in Litauen und knapp unter 70% in Tschechien und somit deutlich hinter dem Wert des Euroraums von ca. 85%, lediglich Malta und Zypern haben nach Remsperger ähnliche Strukturen. Kredite an den privaten Sektor betragen in Litauen unter 20%, in Slowenien knapp 40%, Malta und Zypern weisen Werte auf, die in etwa denen des Euroraums (deutlich über 100%) entsprechen. Allerdings konnte in den letzten Jahren v.a. im Zusammenhang mit der Privatisierung und verstärkten ausländischen Einlagen die Effizienz der Banken gesteigert werden: So ist der Spread zwischen Kredit- und Einlagezins meist rückläufig und nur noch in wenigen Ländern über EWU-Niveau. Nach Remsperger zeigen diese Werte den Aufholprozess der mittel- und osteuropäischen Länder und sind somit keineswegs ungewöhnlich (zitiert nach Remsperger). Einige stilisierte Fakten zum Kapitalverkehr der Eurozone: Eine Betrachtung der Nettokapitalströme ergibt, dass im Durchschnitt 2 Mrd. EUR – pro Quartal (saldiert) – aus dem Euroraum abgeflossen sind, der tatsächliche Kapitalzufluss schwankte zwischen einem Kapitalexport von 115 Mrd. EUR und einem Kapitalimport von 90 Mrd. EUR (Standardabweichung 60 Mrd. EUR). Eine Unterscheidung in Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen ergibt, dass im Beobachtungszeitraum durchschnittlich 110 Mrd. EUR aus Direktinvestitionen zwischen dem Euroraum und dem Rest der Welt geflossen sind. Seit dem Höhepunkt 2000/2001 (Kapitalströme von bis zu 300 Mrd. EUR) hat sich der Kapitalfluss auf 36% des vorigen Niveaus verringert, was auf einen Rückgang der MA Aktivitäten zurückzuführen ist. Portfolioinvestitionen betrugen von 1999-2004 im Durchschnitt 125 Mrd. EUR pro Quartal, wobei das Kapital sich auf Investitionen in Aktien und Anleihen in gleichem Ausmaß verteilte. Seit 2001 ist ein Rückgang auf 40% des zuvorigen Ausmaßes erfolgt. In den 8 MOE-Staaten372 wurden 2004 15 Mrd. Euro investiert, ein Zuwachs gegenüber 2003 um 50%; der Bestand ausländischer Direktinvestitionen in Osteuropa betrug Ende 2004 284 Mrd. Euro, eine Zunahme von 14% gegenüber 2003. Der Großteil des Investitionsbestandes findet sich im Dienstleistungsbereich (60%), der Anteil der Sachgüterproduktion ging auf unter 40% zurück. Besonders Ungarn (44 Mrd. Euro, +15%), Tschechien (41 Mrd. Euro, +16%) und Polen (49 Mrd. Euro, +11%) konnten im Ende 2004 den höchsten Stand an ausländischen Direktinvestitionen verbuchen, die baltischen Staaten Estland (7 Mrd. Euro, +35%), Lettland (3,3 Mrd. Euro, +27%) und Litauen (4,7 Mrd. Euro, + 18%) weisen hohe Wachstumsraten an Direktinvestitionen auf. Gemessen am pro-Kopf Direktinvestitionsbestand wiesen 2004 Estland (5.200 Euro), Ungarn (4.300 Euro), Tschechien (4.000 Euro) und Slowenien (2.800 Euro) die höchsten Bestände auf. 61% aller ADI in den mittel- und osteuropäischen Ländern kommen aus der EU 15.
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