Thesis2009

Der Leipziger Augustusplatz als "gelebter" Raum im Wandel

In: Diplomarbeit

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Abstract

Inhaltsangabe: Einleitung: Eine Stadt ist nicht gleich eine Stadt. Anzunehmen, eine Stadt sei eine bloße Zusammenstellung unterschiedlichster Einzelkomponenten, die in einem Wirkungs- und Funktionengefüge zueinander stehen und dadurch ein Gesamtbild erzeugen, wird vermutlich nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führen, denn allein zu sagen, Stadt sei die Gesamtheit ihrer Einzelteile: Straßen, Plätze, Gebäude, Parkanlagen, Infrastrukturen usw., erfüllt kaum den Anspruch der Vollständigkeit. Eine solche Stadt wäre vermutlich eine leblose Stadt. Gleich einer Kulisse für ein Theaterstück stellt sich die städtische Silhouette, die Materialität der Stadt, als urbane Kulisse dar. Vor dieser spielt sich das städtische Leben ab, durch das der Stadtraum seine Bedeutung und Funktion erhält. Die menschliche Aneignung, die Belebung des materiellen Raumes macht aus der städtischen Kulisse das, was im eigentlichen Sinne unter Stadt zu verstehen ist. Die Stadt ist keineswegs nur als materieller Raum zu verstehen, dieser wird in einem immerwährenden Prozess angeeignet, mit Symbolismen und Bedeutungen versehen, menschlich belebt. Stadt wird auch nicht nur ihren unterschiedlichen Funktionszuweisungen nach genutzt, sie wird dabei auch erlebt, namentlich gefühlt. Sie vermittelt einen Eindruck und wird auf eine Art erlebt, die über die visuell, auditiv und olfaktorisch wahrnehmbaren Komponenten hinausgeht und sich aufgrund verschiedenster Wirkursachen zu einem immateriellen Gesamteindruck verdichtet. Die Stadt wird zwar wahrgenommen aufgrund ihrer Materialität, es werden Geräusche, Gerüche, Bilder perzipiert, aber zudem wird die Stadt auch 'empfunden' und gefühlsmäßig wahrgenommen. Die Fachliteratur spricht in diesem Zusammenhang vom 'gelebten' Raum, in deutlicher Abgrenzung zum rein physisch-materiellen Umgebungsraum. Wenn vom 'gelebten' Raum die Rede ist, dann soll damit betont werden, dass es sich nicht nur um den materiellen Raum handelt, sondern dass von Lebensqualitäten die Rede ist, von menschlichem Ergreifen und Ergriffensein. Das Konzept 'gelebter' Raum suggeriert, dass Städte und städtische Räume Individualität aufweisen und zwar nicht nur aufgrund ihrer materiellen Diversität, sondern auch aufgrund ihrer jeweils unterschiedlichen Aneignung, Belebung, der humanen Agitation, die in jedem Raum ein besonderes Klima, eine spezifisch Grundstimmung schafft. Beleben und Erleben stehen dabei im Vordergrund, beide sind miteinander verknüpft. Die Form der Belebung hat direkten Einfluss auf die Form des Erlebens und ebenso wirkt sich das Erleben unmittelbar auf die Art der Belebung aus. Das Wesen der Stadt und deren Räume, die Stadt als 'gelebter' Raum, sind nicht einfach kategorisier- und katalogisierbar. Ein diskursives Erfassen ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Während Handlungs- und Aneignungsmuster sowie Anschauungsräume noch relativ einfach zu dokumentieren sind, ist die systematische Vermittlung gefühlter Umgebungsqualität nur begrenzt möglich, da Gefühle und Anmutungen einerseits schwer zu identifizieren und andererseits schwer zu verbalisieren sind. In dieser Arbeit soll der Versuch unternommen werden, einen konkreten städtischen Raum als 'gelebten' Raum zu betrachten, zu beschreiben und zu beleuchten. Die Frage ist dabei auch, inwieweit sich das Konzept des 'gelebten' Raumes anwendungsorientiert verwerten lässt. Untersuchungsgegenstand, Zielsetzung und Fragestellung der Arbeit: Der Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist ein öffentlicher städtischer Freiraum, ein Platz. Öffentliche Plätze sind im Hinblick auf ihre Wirkung sensible Kumulationspunkte im städtischen Gefüge. Die Wirkung eines städtischen Platzes kann sehr weit in die urbane Umgebung abstrahlen und den Gesamteindruck eines städtischen Quartiers oder sogar einer ganzen Stadt sowie deren Antlitz, Atmosphäre und Qualität wesentlich mitprägen. Plätze sind konstitutiv für die Identität, das Image und die Qualität einer Stadt. Städte werden auch über ihrer Freiräume definiert und Plätze dienen somit als städtisches Prestigeobjekt. Sie sind wichtige Darstellungsmittel im stadtplanerischen Handlungsfeld. Ihre Bedeutsamkeit rechtfertigt eine umsichtige Handhabung ihrer Gestaltung. Gleichwohl Städtebauliche Planung nicht nur funktional sondern auch nach ästhetischen Aspekten und auf Wirkung ausgerichtet ist, wird eine ganzheitliche Wirkung häufig repräsentativen, politischen oder ökonomischen Vorgaben untergeordnet. Doch ist der qualitative Wert eines städtischen Raumes kaum oder nicht nur anhand seines materiellen und ästhetischen Kapitals zu bestimmen. Mit dem Anliegen, hochwertige, lebenswerte städtische Räume zu schaffen, sollte auch ein Interesse für die gefühlsmäßige Wirkung von Räumen einhergehen. Städtische Räume sind komplexe Gebilde, in denen sich unterschiedliche Wirkursachen zu ganzheitlichen Ausdrucksmomenten vereinen. Geschichte überlagert Gegenwart, Wahrnehmung generiert Verhalten, äußerliche Gestalt beeinflusst Aneignung. Ansinnen städtebaulicher Planung sollte ein umfassendes Verständnis von Raum sein, das über materielle und ästhetische Aspekte hinausgeht und den entsprechenden Raum als wirksamen Charakter im Stadtbild begreift, als 'gelebten' Raum. Als Forschungsgegenstand wurde der Leipziger Augustusplatz gewählt, ein zentraler öffentlicher Raum in Leipzig. Dieser Platz stellt sich im Stadtgefüge als eine weiträumige Freifläche dar. Er galt in früheren Zeiten als einer der größten Europas und auch als einer der schönsten. Wie viele europäische Plätze, Bauten und Ensembles, fiel er der gewaltsamen Zerstörung im 2. Weltkrieg anheim. Seitdem hat sich sein Antlitz, das zuvor in über 100jähriger Entstehungsphase unnachahmlich und stetig gewachsen war, stark verändert. Bei der Neugestaltung ist einem feinfühligen Umgang mit kulturellen Zeitzeugnissen keine Rechnung getragen worden. Stattdessen wurde der Augustusplatz unter Aufopferung historischer Bausubstanz zum Vorzeigeobjekt propagandistischer DDR-Ideologie und -architektur. Im Wendeherbst 1989 fanden hier unter anderem die friedlichen Montagsdemonstrationen statt. Nachfolgend wurde versucht, in einem vorsichtigen Umgestaltungsprozess den Platz wieder seiner ursprünglichen Bestimmung eines innerstädtischen Freiraumes mit bestimmten Aufenthaltsqualitäten und Nutzungsanreizen zurückzuführen und damit der Stadt Leipzig ein Stück verlustig gegangener Identität zurückzugeben. Hauptanliegen dieser Arbeit ist die Exploration des Leipziger Augustusplatzes als 'gelebter' Raum. Der Schwerpunkt soll auf einer ganzheitlichen Beschreibung des Platzraumes liegen. Dabei werden nicht nur physisch-materielle Gegebenheiten, sondern auch die dahinter liegenden unsichtbaren Strukturen, der Charakter des Platzes und seine Atmosphäre, seine Aneignung und Belebung, seine Entstehungsgeschichte und seine Bedeutung wichtig sein. Der Platz wird in seiner Entwicklung beleuchtet und vergleichend dazu der Status Quo ermittelt im Hinblick auf eine umfassende Gesamtbeurteilung des Augustusplatzes. Gang der Untersuchung: Die Forschungsarbeit ist in zwei Hauptteile gegliedert. Teil A liefert theoretische Grundlagen und Teil B ist dem Untersuchungsgegenstand gewidmet. Eingangs soll eine abrissartige Einordnung des thematischen Überbaues 'gelebter' Raum stattfinden. Kapitel 2 befasst sich daher mit einem neuen geographischen Raumverständnis sowie konkret mit dem Konzept des 'gelebten' Raumes und seiner Aspekte. Die thematische Hinführung dient gleichzeitig der Begriffserläuterung und Definition. Einer allgemeinen Einführung in die Raumkonzeptionen folgt eine Charakterisierung des 'gelebten' Raumes und seiner Spezifika. Kapitel 3 gibt einen einführenden Überblick zur Systematik innerstädtischer Plätze. Dabei werden die Entstehungsgeschichte städtischer Plätze, Typologie, formale Merkmale sowie deren Bedeutung im urbanen Raum erläutert. Im anschließenden Teil B wird in Kapitel 4 der Untersuchungsgegenstand 'Leipziger Augustusplatz' in Anlehnung an die in Kapitel 3 vorgetragene systematische Typologie von Stadtplätzen vorgestellt. Die Geschichte des Platzes, seine formale Gestalt und Ausstattung wird beschrieben und seine Bedeutung erklärt. In Kapitel 5 werden die im Hinblick auf die empirische Untersuchung des Platzes verwendeten Untersuchungsmethoden und der Untersuchungsablauf vorgestellt. In Kapitel 6 werden detailliert die Untersuchungsergebnisse der einzelnen Untersuchungsabschnitte präsentiert. Das abschließende Kapitel 7 ist der überblickenden Diskussion der wichtigsten Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung und der zentralen Erkenntnisse der Forschungsarbeit insgesamt gewidmet.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Inhaltsverzeichnis2 Abbildungsverzeichnis5 Tabellenverzeichnis5 AThematische Einführung 1.Einleitung6 1.1Untersuchungsgegenstand, Zielsetzung und Fragestellung der Arbeit7 1.2Aufbau der Arbeit8 2.Raumkonzeptioneller Diskurs9 2.1Der gelebte Raum11 2.1.1Die Atmosphäre des Raumes13 2.1.2Städtische Atmosphären15 2.2Resumee18 3.Allgemeine Einführung in die Platztypologie19 3.1Geschichte von Plätzen20 3.2Arten von Plätzen23 3.3Formale Merkmale von Plätzen24 3.3.1Proportionen25 3.3.2Architektur25 3.3.3Topographie26 3.3.4Platzinventar27 3.3.5Symbolische Ausstattung27 3.4Anforderungen an Plätze28 3.5Bedeutung und Funktion von Plätzen30 BUntersuchungsbeispiel: Der Leipziger Augustusplatz 4.Zur Typologie des Augustusplatzes32 4.1Die Entstehung des Augustusplatzes im historischen Kontext32 4.1.1Zur Vorgeschichte des Platzes32 4.1.1.1Vorstadt32 4.1.1.2Festung33 4.1.1.3Die Promenaden und der 'Platz vor dem Grimmaischen Thore'33 4.1.2Bebauung vor 183134 4.1.3Der Augustusplatz und seine Bauten bis 188035 4.1.4Der Augustusplatz und seine Bauten 1881 bis 193037 4.1.5Der Platz nach 194539 4.1.6Der Augustusplatz nach 198941 4.2Art des Platzes42 4.3Formale Merkmale42 4.3.1Proportionen42 4.3.2Architektur42 4.3.3Topographie43 4.3.4Platzinventar45 4.3.5Symbolische Ausstattung46 4.4Bedeutung und Funktion des Augustusplatzes47 5.Empirische Untersuchungen51 5.1Forschungsfragen und Hypothesen51 5.1.1Aneignung des Augustusplatzes51 5.1.2Bedeutung des Augustusplatzes52 5.1.3Bewertung des Augustusplatzes53 5.1.4Die Atmosphäre des Augustusplatzes53 5.2Methodik und Vorgehensweise 54 5.2.1Beobachtung54 5.2.2Schriftliche Befragung54 5.2.3Die Untersuchung der Atmosphäre des Augustusplatzes57 6.Ergebnisse der empirischen Untersuchung58 6.1Ergebnisse der Beobachtung58 6.2Ergebnisse der schriftlichen Befragung63 6.2.1Soziodemographische Faktoren63 6.2.2Platzfrequentierung / Nutzungsstrukturen66 6.2.3Die Bewertung der äußeren Gestalt des Platzes70 6.2.4Charakteristische Eigenschaften des Augustusplatzes76 6.2.5Einstellung zum Augustusplatz 82 6.2.6Funktionen des Augustusplatzes86 6.2.7Hintergrundwissen zum Augustusplatz88 6.2.8Zufriedenheit mit dem Platz89 6.3Ergebnisse der Atmosphärenuntersuchung90 7.Diskussion95 7.1Zusammenfassung der Ergebnisse der empirischen Studie95 7.2Schlusswort und Ausblick98 Literaturverzeichnis101 Anhang106 Fragebogen107Textprobe:Textprobe: Kapitel 4, Zur Typologie des Augustusplatzes: Der Augustusplatz ist ein innerstädtischer Platz von 4 ha Grundfläche im Zentrum der Stadt Leipzig. Er befindet sich am östlichen Außenrand der historischen Altstadt. In ihn mündet die Grimmaische Straße, die ihn quert und an seinem östlichen Rand in den Grimmaischen Steinweg übergeht. Flankiert wird der Platz im nordwestlichen Bereich von der Goethestraße, an seiner gesamten westlichen Seite vom Georgiring. Westlich schließt sich die historische Altstadt an. Der Augustusplatz ist Bestandteil des um die historische Altstadt herumführenden und größtenteils begrünten Promenadenrings. Er stellt im Stadtgefüge optisch einen markanten Punkt dar, da er eine relativ große Freifläche bildet. Zudem ist er mit bedeutsamen Gebäuden umstanden. An seiner südlichen Westseite befindet sich das Hauptgebäude der Universität Leipzig, das derzeit neu gebaut wird. Nördlich wird er vom Opernhaus und südlich vom Gewandhaus begrenzt. Die Entstehung des Augustusplatzes im historischen Kontext: Zur Vorgeschichte des Platzes: Der Augustusplatz bzw. das Gelände des heutigen Augustusplatzes gehörte ursprünglich nicht zum historischen Stadtkern, sondern lag außerhalb der Stadtmauern, deren einstige Lage der heutige Promenadenring nachzeichnet. Im Osten befand sich das Grimmaische Tor, dessen Vorplatz ('die Gegend vor dem Grimmaischen Thore' genannt) das Areal des heutigen Augustusplatzes einnimmt. Die Geschichte des Leipziger Augustusplatzes lässt sich in die drei Abschnitte Vorstadt, Festung, Platz gliedern. Vorstadt: Das Grimmaische Torwar 1498-1501 erbaut worden. Vor dem Tor entwickelten sich im 13./14. Jahrhundert die Grimmaische Vorstadt mit Wohnhäusern, Werkstätten und Gärten. In Kriegszeiten wurden die Vorstädte immer wieder abgerissen und neu erbaut. Durch die Schaffung eines breiten Glacis sollte den Belagerern die Möglichkeit genommen werden, in den Gebäuden Schutz und Deckung zu finden. Im 17. Jahrhundert endete die Phase der Vorstadt mit der Errichtung eines modernen Festungswerkes. Der Funktionswandel vom Vorstadtareal mit Wohnbebauung zum Festungs- und Verteidigungsgelände legte den Grundstein für die spätere Bedeutungszuweisung als öffentlichen Raum mit jeweils zeitgemäßer Nutzung. Festung: Im 17. Jahrhundert wurde das Grimmaische Stadttor erbaut. Von 1642 bis 1650 wurde die Anlage zum sogenannten 'Grimmaischen Werk' ausgebaut, welches anschließend zum 1690 fertiggestellten Grimmaischen Tor wurde. Im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) hatte sich die Befestigungsanlage aus dem Mittelalter trotz wiederholten Instandsetzungsversuchen als untauglich zum Schutz gegen feindliche Angriffe erwiesen. Nach Beendigung des Krieges 1763 stellte der Kurfürst Johann Georg II. daher die Festungsanlage und auch das Areal des heutigen Augustusplatzes dem Rat der Stadt zur Verfügung, mit der Auflage, sie zu gemeinnützigen Zwecken umzugestalten. Ab 1784 begann man mit dem Abtrag der Grimmaischen Bastion. Die Doppeltoranlage des Grimmaischen Tores wurde erst 1831 abgerissen. Mit der Verfüllung der Festungsgräben endet die Vorgeschichte des Platzes und seine eigentliche Geschichte wird eingeleitet. Die Promenaden und der 'Platz vor dem Grimmaischen Thore': Schon seit dem Mittelalter besuchten die Stadtbewohner die Areale vor den Toren Leipzigs, um sich zu entspannen und zu vergnügen. Für Volksfeste wie Vogelschießen oder das Johannisfest bedurfte es Platzes außerhalb der Stadtmauern. Das Gelände des späteren Promenadenrings wurde anfangs nur als Übergang zu den Kaffegärten, Vergnügungslokalen und Festwiesen der Vorstädte gesehen. In den Jahren 1702/1703 wurden rings um den Stadtkern Alleen von Eichen-, Linden- und Weidenbäumen von Bürgermeister Franz Conrad Romanus angelegt und damit eine Route für das Promenieren und Reiten um die Stadt herum geschaffen. In dem Bereich zwischen Grimmaischen und Halleschem Tor ließ der Leipziger Baudirektor Johann Friedrich Danthe zwischen 1786 und 1796, eine Parklandschaft anlegen. Vor dem Grimmaischen Tor, auf dem Gelände des heutigen Augustusplatzes, der im Einfahrtsbereich zum Stadtzentrum lag, schuf Danthe eine Umrahmung aus Pappeln und Kastanien. Ein Fahrweg teilte diesen mittig. Der Platz hatte schon seine ungefähren späteren Ausmaße und seine Lage und blieb vorerst unbebaut, er wurde lediglich von Barrieren aus Kanthölzern begrenzt. In den Messezeiten stauten sich auf dem Platz Wagen und Messeverkäufer. Der Promenadenring wurde zu einer beliebten Flaniermeile: Die bürgerliche Gesellschaft pflegte hier ihre Freizeit zu verbringen mit Spaziergängen um die Stadt herum, um zu sehen und gesehen zu werden. Ebenso hatten Bürger niederer sozialer Schichten hier die Möglichkeit an der 'großen Gesellschaft' teilzuhaben. Der Handel fand innerhalb der Stadtmauern statt, Entspannung und Vergnügen suchte man jedoch davor. So wurde aus dem Gelände vor den Toren der Stadt ein urbaner Raum, der die innere, ehemals ummauerte Stadt mit den Vorstädten zu verband. Zentrumsnah und doch großflächig war er ideal geeignet, zum Dreh- und Angelpunkt der Großstadtentwicklung zu werden. Er nahm neu entstehende Verkehrsströme auf und wurde zum Freizeit- und Repräsentationsraum für die an Bevölkerung rasant zunehmende Stadt. Kulturelle und gesellschaftliche Bauten und Denkmäler entstanden. Auf dem Platz vor dem Grimmaischen Tor wurden zwischen 1789 und 1799 zwei Rasenrondelle angelegt. Der Plan von 1799 zeigt, dass bereits in dieser Zeit ein Postgebäude östlich an den Platz grenzte. Bebauung vor 1831: Als zum Ende des 18. Jahrhunderts die ästhetische Gestaltung des damals noch namenlosen Augustusplatzes begann, grenzte dieser mit seiner Westseite an die äußere Stadtmauer. An das zentral befindliche Grimmaische Tor schlossen sich in nördlicher Richtung die Kollegiengebäude der Universität und südlich der mittelalterliche Baukomplex des ehemaligen Dominikanerklosters (Paulerkloster, Paulinum), inzwischen der Universität angeeignet, an. Nach der Säkularisierung des Klosters mit Einführung der Reformation 1539 hatte der Herzog Moritz von Sachsen im Jahr 1543 die Klosteranlage der Universität übereignete, die 1409 in Leipzig gegründet worden war. Die Universitätskirche wurde für den evangelischen Gottesdienst sowie als Aula umgebaut und am 22.8.1545 von Dr. Martin Luther geweiht.

Sprachen

Deutsch

Verlag

Diplom.de

ISBN

383663550X, 9783836635509

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