Der erste Draht zur Neuen Welt: die Verlegung des transatlantischen Telegrafenkabels
Abstract
Im Sommer 1858 wurde das erste elektrische Telegrafenkabel zwischen Europa und Amerika verlegt. Die spektakuläre Unterwasserverbindung sollte Raum und Zeit überwinden - ein Projekt, das größten technischen Aufwand und erhebliches finanzielles Engagement zu rechtfertigen schien. Es gilt als Geburtsstunde der virtuellen Kommunikation. Christian Holtorf zeigt allerdings mit der ersten Wissensgeschichte des Atlantikkabels, dass es sich bei diesem Unternehmen vielmehr zunächst um einen Fehlschlag handelte. Die Kabelverbindung funktionierte nur knapp vier Wochen. Seine Recherchen in britischen, kanadischen und US-amerikanischen Archiven haben ergeben, dass Missverständnisse, Irrtümer und Fehlverhalten die technische Entwicklung bestimmten: Die Visionäre täuschten sich, die Ingenieure ruinierten die Technik, und die Investoren verloren ihr Geld. "Holtorf erstellt so ein facettenreich und quellenstark belegtes Panorama der Verlegung des transatlantischen Telegrafenkabels. "Der erste Draht zur Neuen Welt" ist daher keine Erzählung vom Triumph der Technik über Raum und Zeit, sondern eine präzise Vermessung der Rahmenumstände der Verlegung. Vielleicht hilft eine solche Betrachtung ja gar bei der Einordnung aktueller Entwicklungen und Techniken: All die Utopien rund um das Telegrafenkabel blieben vor rund 150 Jahren notwendig unerfüllt, die Euphorie der Zeitgenossen erlebte einen Dämpfer. Und so transformiert auch das Internet heute nicht Autokratien zwangsläufig in Demokratien, nur weil es potentiell einem Jeden diskursive Teilhabe ermöglicht. Denn die Menschen hinter der Technik bleiben die gleichen – auf allen Seiten. Anstatt Raum und Zeit aufzulösen, ist ganz im Gegenteil zumindest die Zeit präsenter als je zuvor, sorgt doch die medial bedingte Informationsflut für eine kaum zu bewältigende Verknappung der selbigen" (literaturkritik.de)
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