Buch(elektronisch)2023

Messung der Nachhaltigkeit des Tourismus in Deutschland: Projektteil A: Aktualisierung des Tourismus-Nachhaltigkeitssatellitenkontos (TSSA) in Deutschland : Projektteil B: Untersuchung der Machbarkeit und Entwicklung ergänzender Indikatoren zum TSSA : Abschlussbericht : im Rahmen des ReFoPlan: "Weiterentwicklung nachhaltiger Tourismus: Ermittlung des Anteils des nachhaltigen Tourismus an der Wertschöpfung in Deutschland und Stärkung der Kooperation mit und zwischen wichtigen Akteuren"

In: Texte 2023, 73

In: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz

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Abstract

Mit dem hier vorgelegten Projekt wurden zwei Hauptziele verfolgt. Zunächst wurde das sogenannte Tourismus Sustainability Satellite Account (TSSA), ein Bilanzierungssystem zur Messung der Nachhaltigkeit des Deutschlandtourismus, das in der vorangegangenen Projektphase erstmalig entwickelt und angewendet wurde, nun mit den aktuell verfügbaren Daten erneut befüllt. Beim TSSA handelt es sich um ein erweitertes Tourismus-Satellitenkonto (TSA) bzw. ein Kennzahlensystem, welches im Wesentlichen auf den statistischen Rahmenwerken der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) und Umweltökonomischen Gesamtrechnungen (UGR) beruht. Hinzu kommen soziale Indikatoren, die die Nachhaltigkeit der Arbeitsverhältnisse im Tourismus messen. Das TSSA erlaubt somit eine systematische Zuordnung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen des Tourismus zu den tourismusrelevanten Wirtschaftszweigen auf nationaler Ebene. Im Ergebnis der TSSA-Aktualisierung zeigt sich, dass der Tourismus in Deutschland weiterhin signifikant zur Wertschöpfung und zur Schaffung von Arbeitsplätzen beiträgt. Rund 3,6 % bzw. 6,1 % der Gesamtbruttowertschöpfung und -beschäftigung standen im Jahr 2019 im Zusammenhang mit dem Tourismus. Die Arbeitsproduktivität im Tourismussektor ist allerdings weiterhin relativ gering. Bei den ökologischen Auswirkungen zeigt sich ein im Vergleich zur letzten Messung (mit Daten von 2015 oder 2016) leicht gestiegener Energieverbrauch bei allerdings zurückgehender Energieintensität. Diese ist im Tourismus ähnlich hoch wie im Durchschnitt der deutschen Volkswirtschaft. Bei den tourismusinduzierten Emissionen von Treibhausgasen (THG) und besonders bei der Emissionsintensität sind ebenfalls Verbesserungen zu beobachten, doch liegt die Emissionsintensität der Tourismuswirtschaft immer noch deutlich über dem volkswirtschaftlichen Durchschnitt. Innerhalb der deutschen Tourismuswirtschaft trägt weiterhin der Verkehrssektor (insb. Flug- und Schiffsverkehr) am stärksten zum Energieverbrauch und zu den THG-Emissionen bei. Dagegen ist der tourismusinduzierte Wasserverbrauch deutschlandweit als eher unproblematisch einzuschätzen. Die Wasserintensität des Tourismus liegt deutlich unter dem Durchschnitt der deutschen Volkswirtschaft. Innerhalb des Tourismus ist sie am höchsten in den Sektoren Beherbergung und Gastronomie. Bezüglich der sozialen Nachhaltigkeitsdimension ist der relativ geringe und im Zeitverlauf abnehmende Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen (bekannt als Gender Pay Gap; hier unbereinigt) in der Tourismuswirtschaft hervorzuheben. Alle anderen Kennzahlen in Bezug auf die Arbeitsbedingungen im Tourismus fallen dagegen weiterhin eher negativ aus. Dementsprechend werden diese von den Beschäftigten der Branche im Vergleich zum Durchschnitt der deutschen Gesamtwirtschaft als schlechter eingeschätzt. Bereits während der vorangegangenen Projektphase zeigte sich, dass für einige Nachhaltigkeitsindikatoren, vor allem aus dem ökologischen Bereich, eine Berücksichtigung im Rahmen des TSSA-Ansatzes nicht uneingeschränkt möglich ist. Dies liegt unter anderem an der unzureichenden Datenlage in der amtlichen Statistik sowie der Komplexität, bestimmte ökologische Effekte kausal dem Tourismus zuzuordnen. Daher wurde im zweiten Teil des hier vorgelegten Projekts für die Umweltindikatoren "Biodiversität", "Wasserqualität", "Lärmbelastung", "Flächeninanspruchnahme", "Luftemissionen" und "Abfallaufkommen" sowie für den sozialen Indikator "Tourismusakzeptanz" eine ausführliche Recherche bestehender Datengrundlagen durchgeführt und darauf aufbauend evaluiert, inwieweit alternative Bilanzierungsansätze – als Ergänzung zum TSSA-Messsystem – den Tourismuseffekt abbilden können. Im Rahmen des Datenscreenings bestätigte sich zunächst die mangelhafte Datenlage auf Bundesebene. Die Machbarkeitsanalyse kam nachfolgend zu dem Ergebnis, dass eine räumliche Differenzierung nach dem Grad touristischer Relevanz, gemessen an Tourismusdichte und -intensität, und eine daran anknüpfende Analyse der Veränderung von Umweltbedingungen in stark touristisch geprägten Regionen mit Vergleich zum gesamtdeutschen Durchschnitt eine Möglichkeit darstellt, um den Beitrag des Tourismus beispielsweise zur Flächenversiegelung zu quantifizieren. Einerseits könnte dafür auf bereits bestehende amtliche Regionaldaten zurückgegriffen werden. Andererseits wären bei bestimmten Umweltindikatoren auch zusätzliche Datenerhebungen auf lokaler Ebene in der Zukunft notwendig. Insbesondere für die Wirkungsfelder Biodiversität und Abfälle müssten zunächst die Voraussetzungen bzgl. Datenverfügbarkeit geschaffen werden. Dagegen ließe sich die Tourismusakzeptanz durch regelmäßige standardisierte Befragungen messen.

Themen

Sprachen

Deutsch

Verlag

Umweltbundesamt

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