Werbung - der Milliarden-Poker
In: Knaur-Taschenbücher 77705
Der Verlag feiert den Autor schon als "Nachfolger" des Klassikers V. Packard: "Die geheimen Verführer" (ID 37/92). Das ist schon deshalb grober Unfug, weil Packard die Werbung als Manipulationsinstrument in der Hand des Kapitals geißelte. Derartige Verschwörungstheorien und Konsumkritik wird man in diesem Buch kaum finden, was vielleicht daran liegen könnte, dass der Autor eben in jener Branche tätig ist: Werbung. Seine kritischen Anmerkungen richten sich denn auch nicht gegen die Werbung. Tangermann räumt vielmehr mit Klischees und Mythen der Branche auf, die - und da wird es interessant - mitunter von den "Kreativen" selbst geglaubt und zelebriert werden. Etwa, dass nur junge, überdrehte Typen gute Werbung erfinden können (solide Handwerker arbeiten effizienter und erfolgreicher) oder Aufmerksamkeit alles sei (gute Werber sind primär am Erfolg des Kunden interessiert). Auch die Auftraggeber kommen nicht gut weg, der Autor bescheinigt vielen Verantwortlichen in den Unternehmen mangelnden Sachverstand. Intelligente, kurzweilige Lektüre in allerdings miserabler Druckqualität. (2)